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- Erscheinungsdatum
- 1870-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187010177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-10
- Tag 1870-10-17
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Monat
1870-10
-
Jahr
1870
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>U ., 'M Orten unseres herrlichen deutschen Vaterlandes ausspricht, wo Schmerz- und Hülferufe vernehmbar werden. Namentlich ist rS Beruf edler deutscher Frauen geworden, hier einer theuern Pflicht nachzukomnien, wie sie herzerhebender nicht geboten wer den kann und dessen gewissentreue Erfüllung uns manche dunkle Stelle und manche die Menschenwürde des neunzehn ten Jahrhunderts schändende That vergessen macht. Wenn wir schon die Frauen achten und ehren müssen, die nach Kräften das Ihre beitragen an Nietall, Kleidung, Nahrung und Pflege, um die Noch zu lindern, so müssen wir doch vor Allem den schönsten Kranz der Anerkennung und der Dankbarkeit denjeni gen berufenen Frauen zu Füßen legen, die am Tage wie in stilleit Stunden der Nacht mit seltener Opfertreue am Lager des schmerzgefolterten, stöhnenden Tlerwundeten weilen, ihn pflegen, trösten und Alles ausbieten, seine so beklagensrverrhe Lage zu lindern. Fürwahr, es ist weit leichter, ein paarTha- ler auf den Altar der Barmherzigkeit niederzulegen, als mit Aufopferung häuslicher Bequemlichkeit und Berzichtleistung Haus sicher Ruhe persönlich einzutreten und deir Schlummer in ivei chen Dunen mit der blutgeschwängerten Atmosphäre am nächt lichen Lager des Schwerverwundeten zu vertauschen. Auch eine erhebende Anzahl von Sachsens Frauen sind als Engel der Barmherzigkeit und Opferfreudigkeit vor diesem ebenso schweren, wie segensreichen Berufe nicht zurückgewichen. Ehre ihnen! Sie haben die schönste Pflicht erfüllt, die man in der jetzigen großen weltgeschichtlichen Zeit an ein deutsches 'Frauenherz stellen kann. Ehre diesen Zierden ihres Geschlechts! Auf unserem Leipzig-Dresdner Bahnhofe hat vorige Wocke bereits der Tausendste Verwundete ärztliche Hülfe und weib liche Pflege gefunden. Als einer der Aerzte den tausendsten Verband anlegte, fand er sich zu folgendem, ebenso tief em pfundenen, wie zum Herzen sprechenden dichterischen Ausspruche veranlaßt: Ein Tausend, welche schöne Zahl, Wenn sich'ö um Freuten hantelt-. Wenn aber Wunten. Krankveit. O.ual So vielfach durchgcwantclt. Dann wiegt tie ^jalst wovl toppclt schwer, Denn ach in ihrem Schooße Birgt sich ein gar gewaltig Heer Der Leiten viel unt grobe. Doch gav'S iilr ticie Leiten ja Auch Samaritcrhcrzcn. Die stets mit Liede waren nah Zu lintcrn O.ual unt Schmerzen. Gestärkt, erquickt unt zart gepflegt Bon lieben Fraucnhänden, Zog mancher Krieger tiei bewegt Voll Dankes iür tie Spentcn. D'rum bleibe, liebe Station, So lange hier bestehen, Biö einst tcr letzte Helteniobn Durch ticien Raum wirb gehen. Dann ruhet auch tie Arbeit hier, Gelallt sind manche Wunten — Den reichsten Lohn, den haben wir In eigner Brust empfunten. Wenn das bekannte Telegramm: „Nichts Neues von Paris" von Woche zu Woche so sortfährt, können wir unsere Fahnen getrost auf längere Zeit in Scat legen. Freilich mögen sie sowohl in Paris wie außerhalb am Zeitherigen genug zu kauen Höchen. Denn bevor die Deutschen ihre eisernen Pflau- menschmeißer, welche acht tausend Schritte weit tragen, in die gehörige Positur gebracht haben, mags was wollen. Diese Monftrekanonen sind andere Kerle als die Bogelschützenböller. Letztere kläffen blos wie Keine Bologncserchen, ivährend die Kugeln jener kolossalen Neufundländer durch alle Etagen bis in den Keller schlagen, wie wir in Straßburg erlebt haben. Wenn man nur das einzige Mal erfahren konnte, wie es in Paris, der Leuchte der Welt, eigentlich aussieht. Selbst unser Dresdner Herr Berichterstatter der Nachrichten scheint wie seine übrigen Herren College» in eurem gewissen Duster sich zu befinden. Der Eine schreibt: Paris muß in nächster Zeit Hungers sterben ; der Andere behauptet, die Anzahl der vorhandenen Ochsen sei rroch so gewaltig, daß die Beefsteaks und Rumpfsteaks unter drei Monaten nicht alle würden. Unter- deß, meinen sie, käme der Winter und alle Preußen müßten erfrieren. Die französischen Berichterstatter schreiben nämlich niemals die „Deutschen", sondern stets nur die „Preußen", obschon sie die Berichterstatter weniger, aber die französischen Soldaten' von Baiern, Sachsen :c. ebenso urkräftige Kloppe besehen haben wie von den Borussen. Namentlich leisten, was dies „Keilen" anlangt die bairischen Hopfcnkönige das Mög lichste. Etwas Prügelei. Es ist ein oberbaiersches Sonnrags- vorgnügen, nur daß es gegen die Franzosen nicht mit lhönernen Bierkrügen, sondern mit Baponnet und Kolben hergeht und der Herr Landrichter sich in die Streitigkeit nicht einmengt. Trotz dem alle Ehre diesem prächtigen, kernhastcn und außerordenr sich tapsern deutschen Pollsstamme. Auch in der Todtschieße kunst hat sich Baierland neuerdings hervorgethan und eine bairische Mitrailleuse zuwege gebracht welche die französische noch übertreffen soll. Die Pariser Haltens iroch immer mit dem Winde; aus ebener Erde mit aufschneiderischen Siegesberichten, in der Lust mit den Ballons. Höchst spaßhaft soll sichs ausnehmcn, wenn ko ein Luftikus aus dem Pariser Häusermeere cmporsteigt, so fort deutsche Reiter aussitzen und dem Ballon nachjagen, ineilen weit. Manchmal gelingt es ihnen auch, einen Fang zu machen, so daß dem Ballon der Athem ausgeht und er sich niederzu lasten gezwungen ist. Auch geschossen deutscher Seils soll inan nach diesen neumodischen Postillonen haben. Erfinderisch Zeit alter! In der Noch srcht freilich der Teufel Fliegen. Also auch der alte brave, aber kurzsichtige Garibaldi ist auf deir französischen Leim gegangen und hat seinen sonst ge ehrten Namen einer Sache gewidmet, deren Unhallbarkeit er einsehen mußte, so er einiger,näßen unterrichtet gewesen. Zum Besten dieses alten Freil)eirhelden wollen wir wünschen, daß er noch zeitig genug die faulen französischen Zustande, die er doch nicht zu heilen vermag, erkennen lernt, um sich, ivo es noch Zeit ist, davon zurückzuzichen Kaum hatte der Vogel von Falkenstein als Ost- und Nordseeseuerwächter sein Amt medergelcgt, als auch die sran zösische Flotte, die man bereits über alle Berge - obschon das Meer keine Berge hat glaubte, von Neuem angeschwommen kommt, um möglicher Weise Geschäfte zu machen. Die betref fenden Lruchtthürme und Feuersignale haben darum sofort ihr Licht wieder unter den Scheffel gestellt, so daß di« französische Flotte, wie der blinde Eimson, in» Finstern umhertastet und uns darum ivenig Schaden anhaben wird. Bombardement der reichen deutschen Küstenstädte mit eventueller Landung und Con- tribution. Wir glauben, das märe so ein Bissen. Hamburg kann davon ein Lied singen. Die Königin von Spanien ist noch glücklich aus Paris herausgekominen und hat sich vorläufig in der Schweiz, wahr scheinlich an, Fuße der Jungfrau, häuslich niedergelassen. Da Hochdieselbe, um bei Kräften zu bleiben, täglich siebzehn Gerichte benöthigt, ist sie durch die in Aussicht gestellte Pariser HungerS- noth der Art in Schrecken gerathen, daß sie den Stier von Uri dem magern Gallischen Hahne vorgezogen hat. Schließlich wurde der kleinen Wochenschau aus achtbarer Quelle vorige Woche noch milgetheilt, daß sich ein Dresdner Pfandverleiher, dessen 'Name bei der Redaction dieses Blattes zu erfahren, für drei Thaler monatlich Fünf Neugroschen Pfandgebühren zlaut Pfandschein' hat zahlen lasten. Ferner/für Fünf Thaler auf 36 Tage Zweiundzswanzig Groschen 5 Pfennige. — Das ist allerdings starker „Tabak"; aber warum geht der Hilfsbedürftige zu solchen Wucherseelen? Briefkasten — N. N. Zwei stark instrumentirtc Stadtpostbriese von vier und einer sogar aus Meißen, welche unö den Vorwurf machen: daß wir niebt soiort den Artikel i» der Wiener neuen freien Presse auigcgriffc», worin der k. musikalischen.Kapelle in Betrack't der „Meistersinger" ein so arger .KlappS versetzt werde. Eine der Zuschristcn sagt: „Man erwartete dieses von Ibncn um so eher, wcii «ie doch immer dcflisscn waren, nicbt nur tcr .Kapelle, sondern auch des Tbcatcrsingc-Ebord rühmlichst zu ge denken u.s. w." — Antwort. Wir baden besagten Artikel ge lesen. sofort de» Professor Ha ns lick in Wien als Verfasser er kannt und dulck'aus nick't das Gcbässigc gesunden, welches sic darin wittern. Der Professor spricht sich nur über taS Streich quartett aus. das ihm zu schwach vorgckommcn sei; sagt scrncr: daß cbcu vier bcqucm und schläfrig dirigirt worden und tcr Singcchor »ich nicht mit dem an tcr 'Wiener Hoibübnc messen könne. Im ersten Punkt bat Herr Hanolick jedenfalls über sehe», daß in dem jetzigen weiten Eircnögebäude das Streich quartett sich nicht io voiitönig äußer» kann wie in einem or dentlichen, akustisch acdautcn Theater. Was das schläfrige Di- riqirc» anvclangt, so macht der .Kapellmeister Hcrvcck in Wien vielleicht mevr Plätzchen, ist mein Orlando furioso als sanitcr Heinrich. Daß der dresdner Hoitbcatcr Singcrchor sich nicht mit dem Wiener messen könne, trifft nur in so weit, alS von Masse» die Rede ist. Dort steten «',»> Mann am der Bühne und in Dresden nur 25. — Hier liegt tcr Hase im Picffcr. — Anfrage vom Stammtisch bei G., wobcr derName „Ziegeninsel" komme, man lese immer: Garivalti tat seine Zicgcninscl verlassen. Antwort: Es ist die Insel Eapria. sechs Meilen südwestlich von Neapel. Sic ticß in alten Zeiten Eaprca fZicgcnimcl» unk ist in der Geschichte vcsontcrö durch den Auientvalt des Kaisers TibcriuS bekannt. — Stadtvostbrics „Wunsch und Bitte von Hun derten," die Generaldirektiou des Königs. Hoittcatcro zu ver anlassen, den Scmper'scheu Plan zu dem neue» Hoitbcatcr an einem geeigneten Orte aus kurze Zeit zur Sck'au auszustellen, indem die ganze Residenz dafür ein dobcö Interesse kund gebe. — Wird sich nicht rcalisircn lassen. So viel uns bekannt, wünscht »md begehrt der Herr Professor Semper die Veröffent lichung seines Planes so lange ausgeschlossen, bis nick't die Landsiände in die noch erforderliche Bausunune eingestimmt und bewilligt baben. Wenn nicht alles trügt, geschieht auch kein Spatenstich, bis diele Angelegenbcistauf dem Landtag zum 'Ausgleich kommt. — Abonnent H. v. R. In Betreff ihrer Anfrage ver weisen wir Sie aus das Buch: „Versuch einer Geschichte des sächsischen Militär-St. Hcinrich-Ordcnö." Sicherlich in der diesigen königl. Bibliothek im Japanischen Palais zu sinken. — Briei auS Königobrück. Die jüngst verstorbene Prinzessin Amalie, geboren am 10. August 1704, war die erstgeborene Tochter des Prinzen Marimilian »ind von vier die letzt überlebende Schweller unseres Königs. Zwei der jüngeren Schwestern waren in Florenz vcnnäblt und ihre Schweller Maria Iosepta seit 1810 die Gemahlin König Ferdinand VII. von Spanien. Sie schrieb 0 Schanipiclc und 12 Lustspiele, welche in 7 Bänden unter dem Titel: „Originalbeiträge zur tcutichcn Schaubühne" in der A»no!d'ichcn Buchhandlung zu Dreckten crichiciicn sind. — St. R. D. in Meißen. Streitfrage an einem Stammtisch: Wobcr die Benennung „Gewandhaus" komme? — In der Tbat auffällig, wie man sich darüber strei ten kann. Ein Haus, wo trüber aui Pressen und Märkten die Tuchmacher, die G e w a n d schncidcr, itrc Waaren zum Ver kauf auslcgtcn. --AbonncutZ.St.bicr. Die Stärke tcr seist im Felde siebenten sächsischen Armee beläuft sict an 41.GX) Mann. Was Ihren ferneren Wunsch betrifft, io haben wir Kunde ein- gccogcn. Unter 'August I. im Jahr 172'.» wo Sachsen noch einmal io groß war alS jetzt, zählte die Armee 24,460 Mann. Unter 'August U. um 174.', etwa .17,157 Mann, während tcr Bestand im Jahre 1778 etwas über 24,000, im Iabre 1802 aber 14,111 Mann war. — '.ff nonvmuö inBautze n. Daß Ibncn tcr Kamm geschwollen, »veil ein Eonccrt in Bautzen mit dock' so vortreff lichen Kräitcn aus Dresden nicht nack' Ihrer Zuirictcnhcit aus-^ geiallcn ici» soll, ist eine Sache, tie <-ie mit Ihrem Kuntt- gcschmack adzumachcn haben, der jedenfalls eine sehr pelzige Zunge hat. Wollen Sie vielleicht iür ein Eonccrt mit acht Groichcn Entree den Tenorist Wachtel mit dem hohen <"? ein Bischen Rudinstcin, dic Patti, die'Nielien, odcrNicmaii», wenn dicier auch nur in den Zwischcnvauien mit seinem großen Bart zur Tbür herein gucken »ollte. Dein Ansi-Hein nach sind Sic ein Neidhammel, dem der Wurm über tie Leber gelaufen, daß Dresden im musikalischen Wettrennen der Statt Bautzen in tcr Länge von drei HcringSichwänzehen voraus ist. G cncral - 'ff n t w o r t. K. Pascha in Gr. Ihre Frage ist mit Ja! zu beantworten. — Alle an uns cingciendctcn Ge dichte, welche nicht zum'Abdruck gelangen, geben in den Papier- korb, Schriitliche AuSkumt wegen der Ablehnung wird nicht gegeben und aui Zurücksentuiig eines Gedichtes können wir uns nicht ciniasscn. Hübsch Abschrift behalten. - Abonnent A. in Linz. Besten Dank für tie Notiz in tcr Linzer Tagespost. Bereits schon früher »oll ein Artikel in der von Rob. Schumann rcdigirtcn musikalischen Zeitung targcthan haben, daß eben der erwähnte deutsche Hoscapcllmeister H o l tz m a n n der Eomponist der Marseillaise ist, indem Nougct de Liole seinem Tcrt die be reits längs» icrtigc Musik unterlegte. — F. F. hier schreibt uns: „In der Neustadt schmückt ein Eigarrcnhäuticr 'ein Ladcmcnsicr mit Lottcriclisten und De peschen. aber nicht tieß allein, in i'ciiicm Gewölbe bat er auch noch den Kladderadatsch, das Journal, tie Dresdner Nachrichten und das Adreßbuch zum Leien für Jedermann ansgclcgt. Ist dies» nicht ein uinrürdiaes Mittel, um Kunden in seinen Shrupo laten zu locken? Was soll später geschehen, wenn taö so iort- gebt? Man muh sich schämen!" — DaS können Sie thrin, daraus bat der Staat noch keine Steuer gelegt. Geist der Zeit. Spcculation. Es kommt vielleicht noch dahin, daß man einer Köchin, die einen Hering oder ein halbes Ouentchcil schwarz- blaue Selbe kaust, einen Walzer aus der Ziehharmonika vor spielt. am Ende auch zur Belustigung der Kunvsck-ast ein klei nes Theater errichtet, wo die Lehrlinge eine Scene auö dem geschundene» Raubritter auffübren, der Markthelser mitEentncr- grwichten an der Wade einen Eiertanz »nacht und der CommiS dic Gnadenarie auS Robert der Teufel durch die Fistel singt. Zn unsere,n kunstsinnigen Dresden Ist Alles möglich. I»t« * Vormetz licher Brief. Ein Mobiler theilt den „Bcrl. WcSvcn" folgende Zuschrift seiner Frau mit: Berlin, de» 26. September 1870. Mein lieber Mann! Weil cö io kalt ist, wollte ick, Dir eine warme Unterhose schicken, denn cs ist »»icht angenehm, sich hei 12 Grad Kälte in» Schatten mit hem geehrte» Firmament zudccken zu »Nüsse», und den Schooß her Mutter Erde als Kopfkissen zu mißbrauche», wenn Du auch als Vater eines vicrmonatlichen Kindes nick't böse »virst, wen» Du ei» Bischen leucht liegst. 'Aber die Post bcö dank baren Vaterlandes nimmt kein Packet an, welches über 15 Loch wiegt, dies sagte mir gestern leider der Pvsterpcdicnt, als ich die Hose absck'ickcn wollte. 'Ach, warum hast Du so lau« Beine, lieber Manu ? Ich schicke Dir also einliegend das halbe rechte Bein, unt morgen schicke Dir die andere Hälite und dann folgen tie Knöpfe und dann kommt die Hülste des linken Beins und so weiter, biö die ganze Hose komplett ist. Und wenn Du Glück basi und kein Fcldpostdosenstück verloren gebt und wenn Ihr dann Pietz habt, dann wird sich wobl daselbst eine mit- crobcrtc Schneiderin sinke», welche Dir Alles hübsch zusammen, näht, so taß Du die Hose iin Frühjahr, wenn Ihr bcimmar- schirt, anziebcn kannst. BIS dahin friere »nutbig weiter, den» Du thust cs ja iür das Vaterland, und beneide die Franzosen nicht, welche bei uns gelangen sind und cö so gut haben, daß sic ganz glücklich sind und Einer sagte, alö man ibm die Ge fangeimabme seines Kaisers meldete: 5kc,i ain-si! weiches io viel beißt wie: Mir ooch! Ich wollte Dir auch Eigarren schicken, aber daö gebt nicht, denn Du rauchst eine zu schwere Sorte, u»b so tröste Dich denn damit, taß daö Rauchen dock, eigentlich nick't gesund ist, »veil cs den Appetit verlegt, wobei cs mir natürlich sehr leid tdut, daß tcr Appetit Dir letzt über haupt unangenchin ist, »veil er auch ohne Rauchen immer ver legt »vird. Ick' »löck'te Dir nun gerne waö zu essen schicken, avcr wo kaust mau einen Schinken unter 15 Loth, und was wolltest Du mit einem solchen anfangcn? 'Ader es »vird noch Alles gut »verteil, lieber Plan»! Entweder die Post nimmt bald schwerere Packcte an. — ich bade nämlich gehört, taß Na poleon »ach Wilbelmohöde allerhand Gesellschaftsspiele, Equi page», Wein und Köckw von hier erhalten hat. welche viel »ck'wcrcr waren als 15 Loth — oder tie Johanniter, »reiche sich von allen Geschäften auf den Kriegsschauplatz zurückgezogen daven, gründen eine Fabrik von Mull-Strümpfen, Tüll-Untcr- jackcn, ganz leichtem Gilka, Papier-Leibbinde» und anderen Lebensmitteln und kan», »renn der nächste Sommer da ist, sollst Du auch mit Gottes Hülfe nicht mehr frieren. DaS Beste ist aber. Du nimmst Pietz sobald wie möglich, denn ich lebe in großer Angst um Dich und küsse Dich mit schwerem Herzen — dies erlaubt die Post — als Deine Dich liebende Gattin Aurora Muckcnich. -Die Liebe macht erfinderisch »vie auebdie 9! otb. Dies beweisen die Feldpostbriefe — schreibt man der „E. Ztg." auö dem Lager vor Metz —, durch welche inan alle möglichen Gegenstände den Geliebten in'S Feld zuzuiübren »reiß. Packcte werden aus der Feldpost nicht befördert, aber Briefe diS zu 16 Lotb Schwere, und das ist iür einen crsinderisck'cn Sinn genug. 16 Loth Papier zu beschreiben, dazu nimmt sied Keiner Zeit, also liegt der Gedanke nahe, dem Eouvert, welches den Brief repräscntirt, auch sonstige Sachen einzuverleibcn, welche dein Adrcff'aten erwünstst sein können. Gegen eine solche AuS beutung des Bricfpostvcrkchrv bat die Feldpost ja auch nichts einzuwcndcn. So »verteil denn von tabein, Eigarren. Tabak. Tbce, Ebocolade re. zwischen Pappendeckel hierher gesendet. Ein Paar Strümpfe langten in zwei Briefen an. Aber auchKaffce- und andere Ertracte und Liqucure werten in fest verschlossenen Blechbüchsen, die man einem Cvuverte angepaßt bat, de» Ent lernten übermittelt. Mehr aber noch als hierin liegt eine sinnige Erfindung i» der Vitt und Weise, »vie man ganze Kleidung! stücke, namentlich wollene Hemden, den Seinen durch Briese zu verschaffen »reiß. Diese wurden in verschiedeneTheilr »erlegt und jedes besonders couvcrtirt. Die erste solcher Sendungen sab ich bei einem Feldpost-Secrctär selbst. Seine Braut hatte »hin ei» wollenes Hemd gefertigt. Zuerst langte per Couvert tcr Rumpf, dann in einem zweiten Briete der linke Acrmel an. Der rechte, in cinein dritten Eouvert, batte sich verspätet und kam erst an, als der Empfänger schon glaubte, cd würde n»r noch ein 'Arm an ihm vermutbet. Dein letzte» Aermcl »raren schließlich auch Nadel und Fäden zum Ancinanderhestcn des Ganzen bcigcfügt. * lieber tie Schönheit und Fruchtbarkeit Lothringens äußert sich Gerstäckcr in den Eorrcipondenzcn vo», Kriegsschauplatz, »reiche er der „Köln. Ztg." liezert, ganz entzückt und fügt folgendes Dctailbild hinzu: „Eonsti an der Mosel, augenblicklich das Hauptquartier des Prinzen Friedrich Carl und des 2. Armeecorpö, wird in Frankreich wobl nur noch zu den Dönern gerechnet, ist aber ein reizender kleiner Ort und das wahre Musterbild dcö sranzösischen Charakters. Die Lage selber kann nickst hübscher sein, an der breiten Mosel fnickst ganz so breit wie die Elbe bei Magdeburg,, von Weinbergen umgebe» und iin Innern sogar mit einigem Lurus auSgestättct. Wenn wir in Deutschland in eine kleine Stadt kommen, wo schon ganz nette und von außen anscheinend wohnliche Häuser sieben, io sinken »rir sie im Innern nur selten wirklich geinütblick' unt bei dem gewöhnlichen Bürgerstante nie mit Luruö auSgcstattct. Ich wohne in diesem Augenblicke in dem Hause eines Fleischers, in einem freundlichen, aber ziciniich kleinen Hause, und wie sauber und selbst elegant sielst da Alles anö! Das Zimmer ist bübich tapczirt und mit Nußbai»» - Möbeln versehen. Fenster brctt und Kamin destclst auö grauem, poiirtcm Marmor, dcr gcbohnte Boten sicht reinlich auö, an tcr Thür ein Glaöknopf, ein sehr elegantes großes Bett von geschnitztem Wallnußholz, »nit Sprungscdermatratzc. im Hintergründe in dem Fenster ein gußeiserner Schutz zum Hinausbicgen, und große Fensterflügel mit Hoven Scheiben, draußen mit Ialousicc» — und so sinket man viele, sein viele Gebäude. Nebenan ist taö Hauv eines Bäckers in derselben Art ausgcstattct, und der Luxus hat also schon überallhin seinen Weg gesunden. -Kampf z»visck'en zwei Lustschisse rn. Belgische Blätter erzählen von einem ätzrostatischcn Kampfe zwischen zwei Lustschiffern. Als der Luftballon Nadar's, „L'Intröpide", einige tausend Mctrco über dem Fort Cbarenton erschien, tauchte ein zweiter Ballon am Horizonte aui; beide Ballons inckstcn sich offenbar einander zu nähern, und als die Emiernung zwischen ibncn eine mäßige geworden, da wurde tie Luit durch einen fürchterlichen Knall erschüttert, und nun folgte Blitz ans Blitz, Knall aui Knall, ei» Gcichl'itzkampi war zwilchen de» PqllonS entwickelt, aus dein schließlich taö Lustiabrzeug Natar'S alS Sieger vervorging, während sein Verfolger flügellahm schnell zur Erde nicderiank, wo er von Ulanen, welche den Kampf längst mit Interesse verfolgt hatten, aus- und in Schutz ge nommen wurde. - 'Aus Coblcnz schreibt man: „Die Fortschritte der iranzö- siichcn Civiiisation trage» vereits in Deutschland ihre Frückste. Im Lame tcr verflossenen Tage wurden im Gefangenenlager der Wahrer Heide zwei T ureoo von zwei gesunden Weltbürgern glücklich entbunden. Die Damen trugen die Uniform tcr Turcoö, und »rar ihr Geschlecht biö zur Niederkunft uncndcckt geblieben. Im Zeltlager bei Spandau sollen ebenfalls bicr weibliche Turcos entdeckt und von ihren männlichen Regiments kameraden getrennt worden »ein.
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