Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187010063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-10
- Tag 1870-10-06
-
Monat
1870-10
-
Jahr
1870
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
'nothwendig machen, so würden die Höhen von Sceaux und den bequemsten Zugang zur Belagerung der Südivestecke von Paris dielen. Aus dieser militärischen Wichtigkeit jener Ekel- lungen orgiebt sich auch, das, von allen Forts just an den Eom- niandanten des Forts von Jssy die erste sorinclle ^natürlich von ihm abgelehnte' Aufforderrmg zur Uebergabe ergangen ist. Trochu fühlt das Mißliche seiner Lage im Südweste». Da er seinen T ruppen nichl die Keasl zruraule, die steilen Hohen von Clamart zu stürmen, so suckle er durch seinen Ausfall doch Punkte zu gewinnen, von denen dies; später möglich war. Be kanntlich scheiterte dieser 'Ausfall, der milüärisch gut unternom men und gelerlet war. Sb diese,» 'Ausfall eine längere Pause folgt, steht dahin. Es trägt gewij, nickt zur Belebung des Todesmulhev der Pariser bei, ihre Ausfallstruppen öfters ge schlagen zurucklehcen zu sehen Andrerseits demoralisirt die lange Pause und Unthäligkeit >ede lZesapung, namentlich eine in eurer unruhigen, nach 'Neuigkeiten verlangenden Stadt ivie Paris. Ohne Offensivstöße, ohne Ausfälle läßt sich auch die stärkste Festung nicht vertheidigen, am wenigsten Paris, das im Großen mehr den Cixiraeter eines befestigten Riesensckiachtseibes trägt. Die Eroberung auch des slartslen Platzes muß immer der Kunst des Ingenieurs und des Artilleristen in einer de stimmt zu berechnenden Zeit gelingen, wenn mchl durch tras tige, sich stets wiederholende Ausfälle des Belagerten der regel müßige Gang der Belagerungsardeilen aufgei^llen oder zerstört wird. Das Gesagte fuhrt darauf, daß inan zunächst aus d.i» Zeitpunkt, innerlialb welchem Trochu seinen nächsten Ausfall unternimmt, erkennen kann, welche Kraft der Besatzung von 'Paris noch innewohnl und in wieweit früher unternommene Ausfälle entmuthigenv gewillt haben, retzieres in sicher anzuneh men, wenn wir nicht bald von neuen Ausfälle!, nicht blos von Plänkeleien, an denen sich auch die Teine Kanonenboote herbei tilgten, lesen sollten. Für uns aber, die Ferneslehenden, stehen wir die Lehre, die uns auch schon dieEzempet von Srraßdmg mrd Metz nahegelegl haben: nicht zu ungeduldig auf den bal digen Fall von Paris zu hoffen. Es wird noch eine gerauine sserl dauern. Wir wissen: was gemacht werden kann, wird gemacht. Jetzt sins wir noch in der Periode der Vordere, lungen und ein rasches, entschiedenes Zugrei'en wird zur rech len Zeit eiuneieu Es kann aber nur die rech:,eilig -oepftuckte Frucht eines mit ruhiger Umsicht angeleglen und ausgenchnen Planes sein. — Noch einen Blick aus andere Gegenden Frank reichs! In Lyon har sich die Drdnungsparlei ermaunr, der berüchtigte Eluseret wurde durch Mebilgaroen sestgenommeil iind verhaftet. Garrbaldische und polnische regienen bilden sich. In Nancy haben sämnttliche Justizbehörden ihre Arbeit einge stellt, alle Rechtsprechung rühr. Präffkten, Telegraphen , Post und Polizeibeamle kann man aus Deutschland verschreiben preußische Kreisrichter. sächsische Gerichtsratbe u. s. w. lassen sich nicht so leicht und auch nicht so gefahrlos auf den revu Manischen Boden Frankreichs verpflanzen Die Ausfälle von Bazaine aus Metz, namentlich der letzte, galten nichl einem Durchbruch, sondern, wie man aus der verhaltnißmaßig kleinen Truppenzahl, mit der sie unternommen wurden, ersieht, der tffewrnnung von Provunn. Ter letzte wu.de in der Wichtung auf Thioiivillo unternommen, wahrscheinlich um den großen Proviantzug, den die Franzose» ans Luxemburg nach Ttston- ville zu bringe,r gewußt lMten. nach Pley weiter zu schaffen. Klarheit über die Erpeditionen der deutschen Reirerickaaren von Paris nach Süd und West zu erhalten, ist gegenüber dem „Nichts Neues" von Podbielsli und den rügen der Pariser unmöglich; es kommt auch nicht viel daraus an, wo unsere Reiter überall auttauckten uns ob sie mehrere kleinere Gerechte bestanden — die Hauptsache ist, daß sie Proviant den Truppen vor Paris mitbringen. — Zum Schluß sei aus die Doppel zringigkeit der Moskowiter wiederholt Hingeiviesen. welche ein mal Herrn Thiers zur kaiserlichen Tafel ziehen. das andere Mal einen Courier ins königlicky: Hauptquartier sende',, um dem General Moltke das Georgskreuz zu überreichen Straßdurg. In einer Proklamation vom 2ck Sepk. benachrichtigt General Udrich die Einwohner Strakzburgo, tatz die Bcrthcidigung nicht mehr möglich sei. und tankt tari» tcn Soldaten, den Kindern tco Elsasses und den Burgern stir ihre treue Unterstützung und schluckt mit den Worten: „Bio zum letzten Tage werte ich tie Erinnerung tcr verflossenen beiten Monate bewahren. Ihr Enrcr'e'ito erinnert Euch Eures alten Gcncralö. Drücken wir, soviel wir können, die Angc» zu scher tie traurige unt schmerzliche Vergangenheit mit wenden wir die Blicke aiE tie Zukunft, da werten wir die Stütze teö Un glücklichen finden tie Hornung. Es lebe Frankreich für immer ' Der Maire Kuck setzte am W. Scvt. tie 'Bewohner von tcr abgeschlossenen Capikul'ation inKcmstniß: „Den harten Nothwcntigkcircn tco Kriege? nachgebend, hat tcr General diesen Ent'chluß kaffen müssen in Gegenwart tcr Bestehung von zwei Breschen, tcr tränenden Bcvorslchung eines Sturme? .. .. Erinnert Euch, taß die geringste Angristshantlung unsere Lage verschlimmern und schreckliche Repressalien >ür tie gelammte ^Bevölkerung nach sich ziehen würte. DasKncgsgciey sagt, taß jedes Haus, and welchem ein Schuß gefeuert, geichlcist und die Bewohner desselben iiiekcrgemacht locrten solle»." Die Eorpo ration der Ackergärtner, eine tcr dcdentcntstcri und tcr älteste» der Stadt, ist durch das Bombardement grausam beimgesucht worden. Mehr als l,x> Familien, welche vor tcr Blokate sehr wohlhabend waren, haden außer mehreren Hmidcrtcn von Ge bäuden, wie Wodnhächer, Scheunen, Stallungen w., ihre Ernten, daö Futter, viele Pferde und zahlreiches Biel', ihr Mobiliar, Gcküch und Kleitungsstückc unt sogar ihr Bettzeug verloren. Männer, Frauen unt Kinder sind gctöttct oder verwundet worden, und Nest E.orporation. welche chchem so blühend war, ist, deute in die tiefste Roth versetzt. Bon allen riesen schönen Hoien, an' welche wir mir Reckst stolz waren, bleive» kaum etwa gehn der minder bctcntentcn übrig; diese selbst sind unwohnlich gemacht unt beständig turchstirckst durch tie Geschosse, und ihre Bewohner ffnte» alo einzige Zniluckststättc tie Keller ter Brauer. Beim Anblicke des entsetzliche» Bildes tcr Bcrwästnng unt Zerstörung, welches Straßburg und seine Bewohner tardictcu, rann ich denWumch nickst unterdrücken, taß tcr mit kaiserlichen Ehren in Deutschland cmvsangcne und im kleberffiiß lebende Dcccmbermanii. welcher tocb tcr eigentliche Haulstiirbchcr teö Krieges ist und setzt sick' rein zu waschen mit in unedler p'steise alle Schuld am tag von lbm vcrcatbene unt gekncckstctc Bolk und aus seine Generale zu werten verincist, während er im Falle eines für ihn glücklichen 'Ausganges tes Krieges alle Ehre sich -ugcschricbcn haben würde, zur Strafe hierher gciührt werte, um sein Gewissen zu scharfen und seihst zu scheu, wcl des Elend er angcrichtck hat! — Am W. Scpt. Abcnts wurde cln batischcr Soldat am Thorposten von cincin franzöffichc» Untcrofffcier erstochen. Der llNörtcr »vurde sofort erschollen. Ein antcrer wurde leicht verwundet; der Thätcr ist ln tcr Dunkelheit ent- Pohm. — Die preußische Commandanttir im: eine 'Kekannt- «achung anschlagen taffen, deren Hauptverordnungen lolgcnte sind: „Der Kriegs nnd Belagerungszustand besteht noch svrt. Bergcixu und Berbicchcn »vcrdcn standrechtlich destrait. 'Alle Waffe» sind sofort an die preußische Eommandantur abzulltierii. 'Alle Zcituugcn und Drucksachen bis aus Weiteres verboten. Alles PribakeigentMlin wird rcfpectitt. Wirtlckbäuscr »m'ck llhr zu schließen. 'Aach dieser Stunde muh jeder Civilis! ciuc Laterne tragen. Die Stadtbebördc» haben O.uartierc ohne Berpslegung iür etiva R.X.X» Plann zu besorgen." Tours, Dienstag, -l. October. Aus Bcru vom heutigen Tage wird gemeldet, der Bundesrath habe, weil die Deutschen wahrscheinlich aus BAsort marschireu, die sofortige Besetzung der Greine durch die neunte Brigade besohlen. — Laut einer Meldung aus Rouen ist in letzter Nackt bei Erilot zwischen Rouen und Amiens ein sranzosiicker Militärzug entgleist. In Soldaten sind lobt, l ll« mehr oder weniger schwer ver letzt. Dr. I Die in Toms cr'ä'elneulc „Eon. HavaS" melket »»ter'm 25. September. Eine offizielle Depesche v-machrlchtigt uns, daß Orleans von fr.inzöffi.hen Truppe» geräumt worden ist. Diese rückgängige Bewegung erklärt sich ans der Unmöglichkeit, in einer offene» Stadt überlegene» seintlicken Kräften, denen gc genühcr man eine Schlackst nickst aniichineii kann, dlc Spitze zu pictcn. Plan erwartete in Orleans, baß henie die Preußen dort ciiirücken »vürden. Wenn dieselben iore» VorulaEch nach Süden iort'etzen sollten, io ivird die lliegiernngo Delegation Tours verlaffen, nin tick naci' einer andern Statt, vermuttstich nach Bordeaur, zu begeve». Die Plitgiictcr der Delegation waren heute zu einer Sitzung zm ammengest', cten, um wichtige Fragen, tie fiel' am die Natwnalperlbcidigung beziehe», in Er iväguug zu nehme»." Die „Eon. Hava?" fugt hinzu, daß cö jetzt uuabweislick' sei, vor keinem, selbst dem revolutionärsten Mitte! nickst zmückziisckreckcn. um das Land vom Feinde z» bestele». Fia»lreich dünste Innrer den, Hereionius von Paris nickst Zurückbleiben; bie Bevölkerung muffe sich wie Ein Mann erheben, um ans die Preuße» Jagd zu machen, sic ohne Unter lall zu belästigen, innen die Zustmren abzusckneiden, die Ellen bahnen hinter ihnen zu zerstören. Bor Paris müßten die Prc» ßen zerschellen : Icic französische Erde muffe ihr Grab werte» ! Eine grolle Zahl französischer Präfectcnbcriclste mcltrst über Bergänge in der Näbe von Paris Der eine Prästck meldet von in die Lust gesprengten Stmucrüchen, deren jeder loo.ooo Mann Preußen vernichte: hat: das andere Departcinenko-Obei- hanpl ist bescheidener nnt vernichrct nur drei preußische Eürm 'ier ülcgimentcr. bffiedcr einer ist noch humaner link läßt die nach PiNstpiers gedrungenen Preußen nur Frost nnt Hunger erleiden. Grausamer freilich ist ein vielter, weicker Versailles erobert und W.o«»' Prcnllen veliiickstet aiu das Berwundcn oder bloße Tökten lällr sich lein Pr-Beetein, er „vcrnickstct" nur. St. Petersburg, Montag, ll. Oclober. Die Thätigleit bes sranzonickeit Abgesaitdleit. Herrn Thiers, der hier empfangen wurde, ohne daß inan sich über Anerkennung des gegenwärtigen sranzösisclien Gouvernements erklärte oder dies zu thun beab nckligr, ging wesentlich aus zwei Punkte. Einmal handelte cs sich »in möglichst vorthcilhafle Darsiellung der Entstehung der provisorischen Regierung, welche dem „Drange der Umstande" uackgegeben habe: zum Andern bemühte sich Herr Thiers, Ruß land auf die Gefahren hmzuweiien, welche eine Bergroßerung Preußens im Beesten halw. Positive Vorschläge hat Herr Thiers nirgends unterbreitet. Dr. I.) Könlgliciico Hostlieatcr. Dienstag, am -I. Detobcr. Prinz Frietrick von Homvnrg: Schauspiel in iüns 2ictc» von Heinrich V. Kleist. Dnvcrture nnd Mustt in de» Zwiiehcnaeten von Heinrich MaiRhiiei. '.'len einstiidierl. Es sind stnnzepn Fahre verstrichen, daß dieses schöne teut sche Ackert vol! 2'ckanrhcit, Krast und Lebe» mllercr Hotbürnc entzogen war, über welches man in früheren Tagen io ver ick'ledene Ilttbeile gciällt hat. Kleist bat uns in dem Prinzen von Homburg zeigen wollen, wie tcr Mcmch, wenn er gleich mit der. trefflich',rn 'Anlagen begabt wurde, dock' erst der Wir kung teS äußere» Lebens betart, um ganz Das zu werten, wozu ihn die Natur ausrüstctc. Zu Aillaug erscheint demnach tcr Prinz ganz als Spiel der äußeren Bcrt'ältuine, in denen er »ntergchen tonnte, wenn er nickst durch die au? ih» cinwir keilten 'Bcgchciihcstcn zum Bewußtsein, uw klaren Einsicht sei »er Bestimmung au'gcrüticlt würde. East in dem Augenblicke, in welchem er durch eine bestimmte Handlung, von der seine Ehre als Soldat unk Fürst wirklich abhängt, und bie über Tot und Leben entscheidet, sich ertlarcii ioil, erwackst er zum vollen Bewußtsein. Dies ist der Wendepunkt; pan bioem Mo ment an bandelt er mit voller Besinnung nnd Festigkeit. Wenn im Reiche tcr Meinung Freibeit, nnbeichranktc Frei heit statlnndcn ioll, io dar' wohl der Schwächen eines Schau spiel? getackst werden, das sich als das Product eines iubnen Geistes tarstelit, ter allen Zwang ter Rege! von sich war,. Ein Schauspiel, dessen erste Scene sich >m Geiste Sbaleovcarc s entrollt, was uns iowrt in die Mitte der -vanklung vernetzt, alle Kängc» vcrmeikct. wo vicllstch moiivwte Scclenstimmungcn ihre 'Wirkung äußern unb ein rascher, blühender Dialog ver nehmbar ist. Prinz Homblua, ein licbeglühcndcr. hochherziger, junger Hclb, wint ungestüm tcn Feind in der Feldseistackst nieder, die Dristamme ter Liebe und tco Ruhmes leitete den Enthusiasten unt er enüllk uns mir Bewunderung. Dock, unser Held bat die Form nickt beachtet, „desGenies geialstlickerFcncrstratst", um mit Schiller zu reden, hat ihn ersaßt, ans diesem Grunde stellt Brandenburgs großer Ehiw'ürst den Brauskovß der das Gesetz umgangen, vor ein Kriegsgericht. Das TodeSuriheil wird gefällt. Das stürzt ihn aus seinem Himmel; das Lebe» wird ibm der Güter höchstes; ein Blick in die offene Grillt ac tban, lällt illn kleinmütlstg am Braut und Ehre herzigsten. Bcr Frauen kniccnd, bettelt er im cigcnllickcii Wortverstandc als ein Ebrlostr. im Bcrborgcncn vcgctiicn nnd im Sckwcille seines Angesichts das Feld baue» zu dürfen. 'Wird vier nickst vem Dickster der Held gänzlich amgcgedcn. hier, wo »ns ein schmerzlich widriges Geuibl ergreifen muß? Dock', die Lckwäclle weickst, ein trefflich durchdachter, über raicheudcr Impuls regt dao Plstffische im Heide» am. ein neuer Knoten schürzt siel' unt jetzt erst tritt der Prinz als Held vor unser geistiges 'Auge, bis tie Glorie über seinem Haupte schwebt. Bicllacke Schönheiten und dennoch Mänael, denn bis zum ent scheidenden 'Augenblick wird uns der Held als Nachtwandler vorgenilstt, erst die Gcwißbeit ded Todcö rüttelt ibn aus dem geistigen Schlummer. Dieser Umstand motivlrt zwar des Helden »»männliche Todesfurcht, aber mit der Schuld schwindetauch das Berdic u st , den» die Grvßthateu eines geistesabwesenden Fieberkranken verdiene» solchen Namen nickst. Eben solche Mängel i» der Entwickelung. Wer in solcher Art teö Orkus Grenze überschritten, sollte sich nimmer wieder zur Erke wen den. Aristoteles und das richtige Gcstilst im kimstempsäiiglicke» Gcmllth macken diese 'Anforderung. Dennock wird Homburg begnadigt, mik 'Natalien verbunden, und derselbe Held, tcr eben den schönsten Sieg über sick selbst errang, zeigt sieh dem Glücke ebensowenig gewachsen, wie dem Mißgeschick nnt - stürzt nervcnsckwack, o h n m ä ch l i g zur Erde nieder. Das Stic den nach Originalität verleitete zu diesen Mißgriffen und weil nun einmal daö Stück als Drama endigen sollte und der Chur- sürst entschlossen war, von seinem Begnadigungsrechte Gebrauch zu machen, so mußte er dem Prinzen daö Geschenk dcö Lebens aus eine würdigere Weise darbictcn. 'Nicht erst Gang zum Tode, uni lbm sodann im Garten unter ivelhnachllestlichen Zeremonien das Leben und die Braut gleichsam zu bescherten. Die Darstellung war eine treffl'che, namentlich,tm.Punkl des Zusammknspiklo. Angebornc Maiestüt, Eonsegnenz, Seelen ruhe. Hockslnn und tlcie Menschcnkenntnlß sind in wenig Zkge» wacker vom Dichter gezeichnet und alles Dieses brachte Herr W > nger zu vollendeter Wirkung. Das Zarte, Sclnvärmerffche und Phantastische dcö Prinzen Homburg gelang -Herrn Dettmer ebenso wie die Kraftstellcn. Ihm wurden vielfach lautwcrdcndc Huldigungen des Publikums zu Tlstil, dir sich auck aus Fräulein lll rick, «Natalie» und Herrn IaiiS er streckte», kesse» Obrlst Kottwitz eine glanzvolle Leistung namci» lick, i» rbetortjcher Hinsicht war. Die Musik von Marschncr, ein Ingcndiverk drS später bc rühmt gewordenen Tonsetzers, gievt Zcngniß seiner hohe» Bc gabung. Die Ouverturc beginnt mit einem Largo In E molt. welches uns durch seine rlststbmischc Bewegung sowohl alo durch seine Melodie iencn träm»klisck,cn Zilftand versinnlicht, in wcl ckem wir den Prinzen zu 'Amaiig erblicken. Der Marsch, dci eigentlich nach Marschncr's Angabe leise hinter dem Borbang ans dein Theater ertönen soll, wie ick, dies früher in Leipzig vernommen, kündet die trügerische Tcndciiz des Traumes, ist höchst charakteristisch erfunden und kehrt dann zweimal alb Mittel»,;; in der Ouvertüre wieder, bis am Schluß der Triumph ter Liebe über S — Reckst entscheidet. ES würde hier zu well, führen, die Schönheiten dieser Musik weiter zu erörtern, die sich namentlich !m dritten Eutre.ict zu erkenne» gickst und die völligr Rcstgnalio» des Prinzen aut Nataliens Liebe malt. Elli wabrei Melbdienzauber bei der prächtigsten Iiistnimentirung. Daß man tie Mufft am Schluß tes Stückes wegiicß, welche das Eßinz, kräftig und feurig abruutet, in eine Frage an die Regie, welche übrigens Dank in vollem Maße verdient. Theodor Drobisch Briefkasten. Earl Fr. hier schreibt uns: „Fm zwecken Tbelle tn tivloinatiickcn Geickickste Dresdens, Leite 2.5l, findet sich dii Stelle: „1.550 in der Osterwoche har Philipp Mclancksthor, cvn viertel 2st egcö vom Ratbe zur Bcrchrnng geschnlkt bekommen." Der gelelntc Bcrfaffcr sagt seldsl, tall er ble gmizr Schenkung nickt verstehe; kann ter Briefkasten nickstAusklürimg geben? Liiinen Sie einmal nach." - 2ffir haben cö gewan und denken uns die Sacke wie lolgk: Jedenfalls bat man stall „WeinS", nach damaligem Zcikgebrauck „WcvnS" ge 'ckriebcii. Bccklstn ein 'lcierlel Rebcnsaist, anders gewiß nickst. E rneucrte B ittc, uns nickt übrig gebliebene Bd ckcr nnd P.'ufikalien aiizubielcn, die >vir zum sllesten dev intcr nationalen Bereineo ankauicn oder empfehlen solle» So cm pstngcn wir neulich einen Brust aus der Provinz, worin u A, stand: „Fcl, bi» Baker von fünf Kindern, worunter drei erwach sene Töckster und ist» 2fficlen?, dem dcullcken Batcriante ein Opfer zu bringen." 'T»ei diesen'Worten glaubten wir, der gut- Familienvater wolle diese seine drei erwachsenen Töckster in ein Grenaticrrcgiincnt einreibcn lasse», als uns der 'N'ackiatz eines 'Andern belehrte. Ein Bändckc» Getickte war ?, das der Mann im Iabrc l^«'.2 bcrauSaegebcu. Der übrig gebliebene Rest bei Ercmplare war das Opfer, daö er zum Besten des Bereines bringen wollte, wo aber jedenfalls die Käufer tcr Gedichte wären zum Beste» gehalten worden. 'Kries ans G. mit Unterschritt: „Drei Burschen, dic zwar nickst mit über den Rbcin gezogen, sendet'» noch in Prima sitzen »nill'eii" — Wenn der betreffende Herr Lehrer seine vlei lateinischen Disticke» am „baldige Rückkehr des Friedend" iki gelungen hält, w ist dies, feine Sacke. Da Sie und dieselben noch in ter dcntsckeii Paraphrase mitgeihcilt, so hätten wir, wenn überhaupt ein io ampruckstbsco Spiel der Phantasie ein strenges Urtheil erlaubt, der deutschen Umbildung eine größere Treue oder wcnigstcns ei»sorgfältigeres'Ansckmicgcngetvünschk. Der ernc Hcramcter hat im vierte» Fuß einen TrockäuS, der vei einem Gedickte von so geringem Uiniaiig nickst wohl gedul der werdet, kann, wenn man auck nickst die strenge 'Ansicht dcö alten ehemaligen Rost, Rectors der Tbomasschule zu Leipzig, thciit, welcher den Trockänö wo möglich ganz aus dem Hera meter verbannt wissen wollte. Daß im fünften Herametcr qm zwei Trochäen au, einander folgen, ist eine noch schwerere Li cenz gegen die Regel» dcö classllckcnHexciiiietcrbaucö. Cicero, ter größte lateinisthe Redner, verirrte sick bekanntlich zu einem grundschiecksten GratularionS Hcramcter gegen Rom; warum soll ein iäckffsckcr Lehrer an einer Fürstcnsckliie W taktfeste! >c!n als ein römischer Eoifful, den alle neun Piusen »in die Wette küsste» ? - 'A bo » nc» t in Kötzsckenbrod n. <Un Verzeichnis! der gesegneten Wc>»jalste nach Ilster 'Angabe ist unö nickst bk kamst, wob! aber haben wir in uiffcr» Aufzeichnungen cim Ncstiz: taß aus den Bstillner Spaarbcrgen im Jahre l'AlS ein 'Weinliest tü',2 große Trauben trug. Ebenso sank man IMU in tcr Lcstckwitzer Gegend einen Stock mit l02l und in der Hos lösnltz N02 einen dergleichen mit OU» Trauben. Sta in in tisch bei H. Streitstage, veranlaßt durch den Bau tcr für die gefangenen Franzosen bei Ucbigau bestimmten Barakcn, ob man Barake oter Barague zu schreiben habe. 'Antwort. Es ist ein arabllcheo Wort, welches cigcnt lich Zeit bcdcrikci. Ben den 'Arabern haben cs die Spaniel bekommen, bei welche» Barracus kleine Hütten der Fischer am Strande bedeuten. 'Aus dem Spaullchcn Ist das Italienischk Barraca und daö Französisel'c Baraaue gebildet worden - ('Zn Dummer vom Dorfe stellt die Frage' wi« und auf weiche 'Art man mit tcn gefangenen Turkos zurecht komme die kein Deutsch und Französisch verstehen. OD man denn gar nicht mit ihnen spreche» könne u. s. w. — Wenn Sic durchaus mit so einem Ncgeriritzcn eine Unterhaltung anspinnev wvlicn, so sagen c-ie nur l-,aIcm>AIaiIr»m ! das heißt: Ach grüße Dich! — 'Am Besten ist o aber, Sie nehmen i» die eine -Hand eine Knackwurst und in tie andere ein Paar Cigarren und sagen: „Gottlicb, willst Du!" — Das versteht er sicherlich. — Stadt p estbric s folgenden Inhaltes: „Dresden be sitzt eine Körncrstraße, eine 'Bcustitraße u. s. »v. Anaeffckstö do großen Ereignisse und zur Erinnciung an dieselben köunte man neuere Straßen mit geschichtlichen Namen belegen, z. B Moltke Straße, S c t a n - Straße, Berliner Platz, Tragen Sic bei nächster Straßcntause daraus an." — Liegt nicht in unserer Macht indem wir bei einer solchen Tauie nlast zu Gevattern gebeten werden. - 'Theaterfreund C. E. hie r. Bedenken Sie koch, daß die von Ihnen gerügte kritische Ansicht In einem hiesigen Blatte immer mir als die Individuelle Meinung eines Einzelnen zu betrachten ist. Ob aus Anstlltcn einer ebenfalls dramatische» Künstlerin, wissen wir nickst, mögtcn cs sogar bezweifeln, obwohl nickst zu verhehlen, daß die großen Eriolge der Clara Zlealc, wohl Neid und Mißgunst erregen können. ES ist eine alltäg liche Erscheinung, daß die Mittelmäßigkeit daö Genie, die Fln stcrnlß das Lickst zu ersticken bemüht ist? M chrs a ch c A »fragen: ob das Sensation machende Gedicht: „W aü kraucht dort in de m B nsch herum — ich glaub' cö ist lüi a p o l i um" — wirklich von dem Füsilier K u ichke sei ? - 'Nein l Kiisehke ist eine Mvstisicatlo» Das (ffctickst entstand schon zur Zeit ter deutschen Freiheitskriege als der Kampf gegen 'Napoleon I. begann. Bcnasscr soll der längst gestorbene Kreioamtspcrwcicr B ö h n c zu Leipzig sei», ein launiger, geistvoller Mann, der das Gedicht zur Erheiterung einer Gciellschait schm, tie sich damals Im Gasthos zum Pelikan aus dem Nemnarlk versammelte. In neuerer Zeit hat ein Un bekannter daö Gedicht »nieder hervorgesuckst und ,z>vci Strophen dazu geschaffen. L->« * Die Dresdner Gcwcrbcvcrcinö-Zeitung, dcis Organ bei sächsischen Gcwcrbevcreinc und dcö sächsischen rZauaewerken Vereins, welche sich in recht erireulicher Wcffe rlngtsüytt bat und durchganz Deutschland verbreitet Ist. wirb von nun an an jeder Mittwoch erscheinen, um daö Neueste aus gewctbllchtm Gebiete srlihrr, altzev bisher mbgllchwar, bringen zu wmul»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)