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Tageblatt für Unterhaltung n»i> Geschäftsverkehr. Druck uni» Eigenthum der Herausgeber: ^ltpft!) ir Rtlllllrrdk. — Verantwortlicher Ncdaclcur: IllllNS ^eir!sllrk>l. Rr.SKZ. fünfzehnter Jahrgang. vart», I7.<stpt. ES würbe hierein bonapar- tistisches Complot entdeckt. Mehrere Agenten deö ehemaligen Polizeipräfecten Pietri wurden verhaf tet und höchst compromittirende Schriftstücke von der Polizei mit Beschlag belegt. — Das „Jour», officiel" meldet, das! die Arabien der Municipalräthc inganz Frankreich am 2.'». d. M.. die Wahlen zur constitui- rendcn Vcrsammtung schon am 2. Ort. statlfintcu sollen. Nach hier cingegangencn Nleldungen i adcn looo Nkann seindlichcr Truppen Müblhauscn, Eer- »at, und Bussa»g beseht. Brüssel, 17.Seht. Der Pol>-ciprästcl von Paris bat in Anbetracht der bc- danernswertben Ntißbräuchc. die siel, unter dem Vor wände, narb Spione» zu suche», bemeriliel, gemacht haben, eine "Uctainitmackmiig ergel'en lassen, ivon.ckl» ohne ricbteriichcErmächtignngNiemaiid i» daSHauS ciucv Bürgcro cindringc» und Berbaitungen vor nehme» darf. ffuoo Nlobilaarde» lmben sich von hier i» die Provinz zurückbcgcbc», »veil sic sich wei gern, die Republik anzuerkcnncn. - Die Panzer flotte kehrt zurück, um Havre und Ebcrbourg zu vcr- tbeitigen. Die lebte Depesche dev Eommankantm vonStrasjburg lautctscbrtraurig, man glaubt indeß, dasj er sieh noeb einige Zeit halten könne. <Dr. I.» Mitredaetenr: Theodor Aroiiisch. Montag, IS. Zeptemher I87S. Dresden, September. Dresden, IN September. Kein Zweifel, daß in iliheims wichtige Dinge verhand'lt worden sind. War doch schon in Berlin, als der doch brach Einerlei französische Eorps gehinderte Marsch aus Paris eine so eigeiithümliche Perzögerung erlitt, daü Gerücht verbreitet, der König von Preußen kehre von Rheims nach Berlin zurück, ein Ger icht, zu weichein ein Brief an eine hohe Person am Hofe den ersten Anlaß bot. Dieser Plan würde allerdings als ein Symptom, das aus baldigen Friedens schluß deutete, zu betrachten sein, zuletzt aber hat sich der Honig von Preußen dafür entschieden, daß er nur in Paris Frieden abschließen werde. Die Folge dieses Entschlusses war die Per legung des Hauptquartiers nach Meaur und gleichzeitig die Verschiebung der Armee des Kronprinzen Albert nach "Norden, sowie derjenigen des Kronprinzen Friedrich nach Süden. Nicht minder wurde Befehl ertheilt, Streifcorps nach der Picardie und Normandie im "Norden und der Franche Eontö im Süden ;u entsenden, um das deutsche Heer aus diesen trefflich ange bauten und wohlhabenden Departements durch Neguisitioncn, Fouragirungen uno Eontributionen zu erhalten. Die Wirkung dieser Maßregeln auf die Franzosen war die Befestigung von Havre und Dünkirchen und anderer fester Seeplätze, um die dortigen Vorräthe und Arsenale nicht den Deutschen in die Hände fallen zu lassen und die von England und andern über seeischen Staaten geschehende Berproviantirung ungestört zu er . halten. — In Rheims ist ferner eine Deputation von Bona- partisten aus Paris erschienen, um mit dem König Wilhelm zu unterhandeln. Wachenhusen schreibt jedoch, daß dieselbe keine Audienz erhalten konnte, da sie keine legitimircnden Vollmachten l-atten. — Welches wird nun die Art der Belagerung von Paris sein? Deutscherseits geht man sehr vorsichtig zu Werke und erioeitcrt den Halbmond diesseits von Paris nur sehr allmälig zu dein großen Ring um Paris. Allerdings sind wir bei allen "Nachrichten mehr auf die französischen Quellen, als die deutschen angewiesen, die jetzt wiederum ein wahrhaft Moltkc'sches Schweigen beobachten. Die Franzosen schicken den Spitzen der deutschen Heeressäulen Theile ihrer Besatzungstruppen entgegen, um ihre noch ungeübten Mobilgarden und jungen Truppen ans Feuer zu gewöhnen. Mitunter mag es ihnen gelingen, sich zwischen die Spitzen und die Hauptmassen einzudrängen und in Angrisfsstößcn kleine Siege zu erringen-, von Bedeutung sind diese, Erfolge keineswegs. Um nicht allzuviel Truppen derartigen Handstreichen auszu setzen, täßt Moltke die Deutschen nur in größeren Abteilungen marschircn. Fast aber machen alle Einzclnachrichten, wenn man sie zusammenfaßt, den Eindruck, als habe inan es deutscherseits nicht aus eine vollständige Umzingelung von Paris abgesehen. Es scheint uns fast etivaS an Truppen zu fehlen, um einen an allen Stellen gleichdichten Gürtel um Paris hcrumlegen zu lönnen, da wir nicht nur größere Massen zu den erwähnten StrrifcorpS und zu Ernährungszivecken abzugebcn haben, son dern auch unsere Truppen sehr durch Krankheiten geschwächt sein sollen. Es wird jedenfalls noch einige Zeit vergehen, ehe Paris auf dem Isolirschemel sitzt, allein für sich, allein mit sich. Diese Vereinsamung hat allerdings etwas Unheim'iches. l ; Millionen Menschen, in einen Feuergürtel zusammen ge drängt, die wohlhabendste schwelgerischste, üppigste Stabt zu den Entbehrungen einer Belagerung verurtheilt! Ferner scheint man im deutschen Hauptquartier die Ueberzeugurg gewonnen zu haben, daß Paris vor der Hand auf 00 bis tto Tage wohl verproviantirt ist, so daß man deutscherseits nuhr darauf zu sehen hat, sich selbst zu erhalten, als durch eine lückenlose Um zingelung Paris weitere Zufuhren abzuschnciden. "Namentlich ist Paris mit frischem Fleisch auf lange Zeit versehen. Einen Ochsen rechnet man auf täglich 1000 Menschen, und Heerde» von 200,000 Ochsen sind nach Paris geschafft, was um so glaubwürdiger klingt, da bei allen Viehbcsitzern im Kriege die "Neigung vorherrscht, ihr Vieh in die Stadt zu treiben, um es zu verkaufen, anstatt es vom Feinde requiriren zu lassen. Die Schwierigkeit bildet nur die Fütterung dieser Heerden-, doch, so lange die Außenforts sich halten, bietet der 2.s Niesten lange Uferstrcifen an der Marne und Seine hinreichende Weiden. Demgemäß bereitet die deutsche Kriegssührung sich zunächst auf ein Bombardement von Paris vor. Die in Sedan eroberten starken Positionsgeschütze werden nach Paris geschafft, um ihren Mund gegen französische Wälle zu kehren und da durch die Uebergabe von Laon die Eisenbahn nach Paris frei ist, so wird cS den Belagerern bald nicht an Belagerungsgeschützen fehlen. Dies ist das Bild, das inan sich aus einem Zusammensassen uns GruppirenderjenigcnspärlichfließendenNachrichlen von derArt bilden lann, wie Paris belagert werden wird. Zunächst spricht Alles für Bombardement und Erstürmung einiger Forts, nicht für em UmschließungS und "Aushungerungssystem-, da jedoch die Deutschen nicht vorher ihren Angrisfsplan deutlich entwickeln, vielmehr denselben möglichst verbergen werden, um nicht die ent sprechenden Gegcnmaßregeln seiten der Franzosen hcrvorzurufen, so hört man nur sehr wenig, n»as die obige Anschauung näher detaillirte. Von der Sendung von Thiers nach London, Pe- I tersburg und Wien giebt es zweierlei Lesarten: nach der einen hat ThierS die Aufgabe, den europäischen Mächten die wahre Bedeutung der französischen Republik darzulegen, nach der an dern soll er in England zunächst eine neue Anleihe von 500 Millionen gegen Verpfändung des französischen ClaatSeigen- thums und des Tabakmonopols abschließen. - Bei der Unterbringung der französischen Verwundeten und Kranken ereigneten sich manche scherzhafte Semen. Viele der Franzosen hatten in ihren Schnappsücken und Hocken viele Pfunde Brodes sich angesauunelt und waren nur sehr schwer zu bewegen, dasselbe abzuliesern; man hatte Mühe, ihnen be grcislich zu machen, daß sie eine vollständig ausreichende "Nah rung in den Lazarethen bekommen würden. Andere trugen noch halbe Metzen der besten französischen Spcisekartoffeln bei sich-, die Turlos halten feine algerische poimnoa «In torro. Mit Geld waren sie fast alle wohlversehen, doch auch mit jenen kleinen Thicrchen, die man in der Lazarethsprache „Bienen" nennt. Das ist weder ein Wunder, noch eine Schande. Wochenlanges Bivouakiren erklärt Alles. Es sind auch einzelne Beduinen und Araber unter dm Verwundeten. Als man behufs Aufnahme seines Nationale den einen Turko nach sei nem Geburtsjahr fragte, antwortete er: Ich bin 1220 nach der Hcdschrah geboren. Der Verwundete war ein Mohamc- daner und diese zählen die Jahre nach der Flucht ihres Pro pheten von Mella nach Medina, im Jahre 3022. — Berlin, lieber die bistoriichc Zusammenkunft des .Königs von Preußen mit dem Kaiser "Napoleon vor Sedan bringt die gutunterricbtctc Spenerschc Zeitung iwci? folgendes interessante Detail: ,,Im Begriffe, de» Kaiser zu verlassen, sagte der König zum Kaiser, er würde nie vergessen, daß sic als Souveräne Brüder seien, und er ries den Kronprinzen, ivclchcr kam und dem Kaiser die Hand drückte." — Gestern "Morgen nacv 7 Uvr tras wieder ein Zug mit 040 gefangenen Franzosen unter Bedeckung von bairischem Mi litär vier ein, wctcvc unter der üvlicvcn militärischen Eskorte nach der vicsigcn großen Infanteric-Easerne gcvracvt wurden. Mit demselben Zuge kamen auck» M verwuiivete Franzosen, welche nach Zittau transportirt wurden. Allgemeine Freude drückte sieb im Publikum aus, auch einmal unsere bairischen Waffenbrüder bei dieser Gclegcnbcit zu begrüßen und wir sind überzeugt, daß man ibnen wäbrcnd ibrcs metzrtägigm "Ament- balted in Dresden, dieselben Ausmcrtsamteitm erweisen w»rk, wie es von Seiten der Berliner Bevölkerung in berzlichstcr Weisc gesebeben ist. — In den ersten Rachmittagssttiiidcii des gestrigen Sonn tags traten ans der Leipziger Babn auch wieder K.'»o verwun dete und kranke Franzosen vier ein, weiche tbeils in Dresdner Lazarctbcn untcrgcbracht tbeils weiter nach Görlitz erbracht wurden. — Gestern "Mittag langten abermals W72 Mann sran- zösiscbc Gefangene in Dresden auf dem Leipziger Babutzoic an und zwar unter Assistenz von 7 Officieren und IM Mann In fanterie. Unter de» Gefangenen befanden sieb 27 Officicrc. Fünfbnnkcrt Franzosen fubren gleich weiter mit der Babn nach Königstcin, ivo dieselben in den Festungs-Easematten imtcrgc- braclst werken. Eine große Mciischcnmengc stand schon lange am dem freien Platze vor dem Leipziger Bahnhöfe, der von "Militär umgeben war. Narb 12 llbr langte der Zug an unk wurde» die Gefangenen in Reib und Glied vor dem Babnbofc aiugesteitt. Sie bestanden aus "Artillerie und Infanterie und befand sicb nuter ibnen nur ein Turco mit der bekannten rotbcu Mütze und Hose und ccm weißgcibe», grobe» Mantel. Vor dem Zuge und nacb ibm stellte sich ein starkes Piket hicsiger Truppen aut. Die Franzosen boten zumeist wieder denselben kläglichen "Anblick, wie die neulich augctommmm. Die Inian tcrie mit den schmutzigen rotben Hose» war ein kleiner Schlag Leute in dem desolatesten Zustande. Einzelne batten nur einen Stiesel an, wäbrcnd sie den anderen Fuß, in blutgetränkten Leinwandlappcn gebullt, mühsam unk schmcrzhaffnachsclstcpptcn. Mancher bat viel Gepäck, aus Tornister, Kochgeschirr, große» Säcke», alten Mänteln bestetzmd, mancher gar keines. Einzelne waren noch glückliche Besitzer von Mäntel», beneidet von denen, die nur kurze, dünne Jacken trugen. Es waren große, schöne Männer dabei, namentlicb unter der "Artillerie, mit Ordcu und anderen Auszcickniuiigcn an den lauge» blauen Röcken acschmückt. Viele waren iröblichen Mutbes, lachten, jcherzte» mit dem Publilnm, oder untereinander und bliesen den Rauch der geschenkten Eigarre» oder Eigarrettcn I» die vom leichten Regen getränkte Luit bin. Scbr viele jedoch säße» traurig aus der schmutzigen Straße oder stillsten ibrc maroden Gl.cdcr auf den Stock, ans den meisten sonnberbraimten Ge sickstcrii indeß guckte eine große Neugierde berans. lim 12G Ul»- setzte 'ich der lange Zug in Bewegung, der keinen Weg durch die Antenstraße narb der großen Kaserne nabm, begleitet von dem unzähligen Publikum. Sic folgten gcborsam dem französischen Eommando der Offiziere und bot der Zua, als das ...Alonlimi! mni-elwr!" ertönte, ein wabrbast interessantes seltenes Bild. — Die Sachsen verleben Metz mit Munition! Die Dculichc Allgemeine Zeitung veröffentlicht dieses Ereignis! obnc ei» Wort der Entrüstung, mit welcher dieses Blatt so schnell bei der Hank ist. Sic schreibt ganz geschäftsmäßig unter ibrcn Lokainach- richten: „Heute früb kam ein sächsisches "Artillericcommando von Metz zurück. Dasselbe batte Munition bortbin geschafft und aing »un wieder nacb Dresden." Oder wäre dem slvigcwandtcn Rcdactcnr dieses Blattes diese verdächtigende Wendung seines Mitarbeiters cntganam? — Leipzig, ltt. Sept. Heute erfolgte die erste öffentliche Sitzung und Vcrbanklung des Bundes - ObcrhandclsgcrichtS. Eine Wechsel sachc in dritter Instanz ward von dem Plenum verhandelt. Die mündlich ihre Parteien vertretenden Anwälte ivarcn Justizrath Stcgcmann und Advocat Illgncr. — Heute siedelt daü stellvertretende Eommando der Infanterie - Brigade "Nr. 4 st von hier nach Dresden über. Das Garnuon-Eominanl" geht infolge dessen aus de» Händen des Generalmajors Georg Freiherr von Wagner in die des Hauptmanus Verlobten vom Fiuantcric - Rcgiemeiit "Nr. 107 über. Dem Vcrncbmen nach werde» in Dresden die Eommando'o der :i. und 4. Iiffantcrie- Brigadc in einer Hand vereinigt, und zwar ist wohl General major Freiherr von Wagner dieser Eommantcur. — Ein als Soldat vom Grcnadicrrcgimcnt Nr. toi in den Krieg gezogener diesiger Klempner kam gestern hier wieder an und zwar als - "Amputirtcr. Ein Granaticbuß hatte ibm den rechten Arm zerschmettert, so daß derselbe tickst an der Schulter abgenommen werden mußte. Auch die irdischen Uebcrrcstc der bei Sedan gefallenen sächsischen Offiziere Mastst Allmer I. und Hauptmann Meyer langten dieser Tage in ibrem Hcimatblandc an in Begleitung des schwcrvcrwundctcn Adjutant Mehlig. — Es läßt sich nicht verleugnen, daß manche Vorkomm nisse der jetzigen Kriegszcit zu mannigfachem Nachdenken "Anlaß geben. Ein Blick aus Wilbclmsböbe und ei» zweiter, wenn auch nur ein flüchtiger in ein stilles Familicubans bcwabrbcitcn das ebenso wie nachstehender Fall. Der Sobn eines kleinen Land- wirlos des nahen Dorfes B. war ebenfalls mit unseren sächsi schen Kriegern binausgezogcn gegen den deutschen Erbfeind. Er war der Stolz seiner braven, biederen Ettern unk ein wa ckerer Professionist. Fort und fort batte er Mistend des Feld zuges nach Hause geschrieben und seine Ettern über sein Be. finden benachrichtigt, ^cit vier Wocben jedock' war alle Kunde von ibm ansgcblicbcn und trösteten sieb die Seinigen mit an deren Familien, denen cs ja nickst besser ging. Der Oiisvor- stand, der sieb für die biedere Familie sein interessirte, ja k nun dieser Tage den seit 4 Woche» Versebollcucn in der Verlustliste als „gefallen'" und iibernabm die traurige Pslickst, de» Hinter bliebenen dies ans eine besonnene und iicl.ee olle Weise mittu- tbeilen. Der Schmerz war groß, namentlich der der Mutter und diese kam jeitiamer Weise aui den ganz gerechtfertigten Vergleich, indem sic 'sth ibren getickten Sobn mit einer Menge anderer Krieger in fremde Erde, aus unbekanntem Ackerlands, aus den sic nickst einmal das Grab des Geliebten stieben kann, gelegt dackste, wäbrend der, welcher den Krieg hcraujbcschwo- ren und diese Ovstr gefordert, aus seidenem Divan und inmitten großer Prackst und Herrlichkeit aus Schloß WUbclmsbölst schwelgt. So dachte das tlcibctrübtc Mutstrherz, so denken Tausende. — lieber die ersten i» Dresden gebliebenen französischen Gefangenen schreibt man uns folgende Betrachtung: Der Babnbos war dickst besetzt von dem barrcndcn Pubiikiun. Eine Kette Soldaten webrtc dem 'Andrang. Schwarze ".»tackst war angebrochen und kalter Nordwind mackste die Glie der frösteln. Tiefe Finsterniß lagerte auf dem weiten Platze. "Nur die Gasflammen bildete» lickste Stellen, aus denen die Bavoiuiette unserer Krieger in stlunmrm Ernste flimmerten. Fast lautlose Stille ringsum, nur zeitweilig i'.ntcrbrocbcu vom Eommaudoruf. Fast Jeder tübttc den Eindruck des lingewobn- ten, des Bedeutsamen, und barrte schweigend des seltenen Zuges. — Ein Stück Weltgeschichte batte sich vor Metz und vor Se dan vollzogen, liniere Heere hatten den frevelnden Erbfeind im blutigen Ringen niedergewonen lind sendeten uns die Ge fangenen, gradwcgs vom rauchenden eckstachtielk, als lebende Zeugen ihres Sieges. - Erinnerungen der Vergangenheit wer den wach. Welch' namenloses Elend haben unsere Väter er litten durch diese Franzosen! Wie bat Dabeusl in Dresden gebanst! "Aus unscrin Brote schnitten die Franzosen sich Schube, zum Hob» der bungcrndeu Bürger, sie brandschatzten und raubten nach Herzenslust, und zwange» die Bürger, dazu noch zu illuminircii. Die lange Wand der Augustusskraße strahlte im Licistcralanz, während der Tbk, Krantbeit, Fieber und Hunger ibrc reiebc Ernte vielten. Im Iabre IBN mußte Dresden 20,oi»o Verwundete pflegen und dazu :!0,oou Mann Franzosen köstlich bewirthen. Die Greuel und dasFOent über stieg alle menschlichen Begriffe. Dabei wurden Häusel der Vor städte eingerisjcn und die Brücke gesprengt. - Docb jetzt kommen sie, die Söbnc jener Plünderer: sic wollten in die Fußtapim ibrer Väter treten, sie wollten abermals bei uns brandschatzen, plündern, sengen und morden. Aber Dank, tausend Dank un- »crcm Heere: das Handwerk ist den Welschen gelegt. Sic kom men, die Träger der Eibilisation.a ein diesmal ebne Babonnettc, gebrochen, gefangen! - Eine lange Reibe Gefaug.uer tritt aus dem Bahnbost berans, woist tt>ou Mami, recists und links von unserer Lanbwebr bcwackst. Schweigend stellen sic sich auf, die allzeit Vorlauten und Geschwätzigen, sie stehen schweigend. Ihnen gegenüber die lebendige Mauer des Voltes. Da ballte sieb woist manche Faust, und Manebcr bätte lieber d'rcingc- schlagcn, dem sein Liebstes durcb dcu Krieg gcnoinmeu iviudc: „Da crarimutt das Herz i» dem 'Kufen, Zu dem Kampf ist die Faust geballt, Denn leb seb das Haupt der Medusen, Meines Feindes pcrbaßtc Gestalt." Wieder tönt das Eommando und die Gc:aiigcncn setzten sich iw Bewegung. Wie würden unsere Väter und Mütter jubeln, bätte» sie diesen "Anblick erlebt! Hätten sic erlebt, daß die Söbne ibrer Peiniacr jetzt vor ibrcn Söbncu sich beugen müssen! — Vorwiegend kleine und schwächliche Gestalten. Daß sic,zer- riffcn und beschmutzt waren, kann nickst Wunder nebmcn, wer ken dock' auch unsere Truppe» im Felde nickst muslcrgiltig aus- sebcn. "Allein fast Keiner batte seuicn Tornister meist-; wobt aber fast Jeder seine Blechbüchse und einen O.ucrsack. In diese O.ucnäckc würde wohl die Beute gekommen sein. — Die bunten Zacken, die Iciclstcn Käppi s, die weiten Beinkleider, alles nur für tbeatralisches Ausicben berechnet, stimmte wenig zu der stürmischen "Nacht. Durch die dünnen Gamaschen drang der Straßemchmutz. Manchem mochten vor Hunger und Kälte die Glieder zittern. Da flüsterte wohl eine schmachtende Seele: Die armen Menschen. So ist nun einmal der Deutsche. Seine unbegrenzte Gutmütbigkcit erträgt so leicht alle Unbilden. Er schlägt Den nieder, der ibn anarciff, und dann bittet er ihn womöglich um Vcrzcibung. Wie ganz anders der Franzose! Wehe uns, wenn diese Menschen als Sieger cingczoge» wärm! Sic hätten nickst Mitleid mit uns, sic hätten unsere Söhne ans den Schlachtfeldern verblute» lassen. Sie kamen, um uns zu bekriege», sic sinb Schuld an dem namenlosen Unglück, daS Neuestes Telegramm siehe am Kopfe.