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^scheint: ktglich srüh 7 Uhr. Knserale «erden aiigenommeu: biS Abends 8, Sonntaaür biS MittaqS >2 Uhr Marienskratze »:»; in Neustadt: Buchdruckerei Job. Panter» gr. -klostergasse». Anzeigen in dies. Blatt« finden ein« erfolgreiche Verbreitung. Auflager Exemplare. Tageblatt für Niiterhaltang und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch L Rtichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardt Abonnement: BtertelMrlich 20 Ngr. bei unenrgeldliche, Vir« serunz in'« Hali« Durch die König! NoD vierteljahrl. 22' i-Ngr. Einzelne Nmnmcru l Ngr Inseratenpreise: Für den Raum «t»M gespaltenen Zetlr: l Ngr. Unter „Eingesandt» di« Zeile 2 Ngr. Rr. AItz. Fünfzehnter Jahrgang. Mitredactenr: Theodor Dro'oisch. Sonntag, den 14. August 187fi. Dresden, II. August. — Der Bahnhofsinspcctor Ed. Stolper zu Wurzen hak das Fürstlich Neußische Civil-Ehrenkreuz 3. Masse und der Stadtcassirer Woldemar Richter zu Chemnitz das Ehrenkreuz vom Albrechtsorden erhalten. — Es steht in Preußen eine Verordnung bevor, welche die königlich sächsischen Kaffenbillete dein preußischen Staats papiergeld gleichstellt und alle preußischen Staatskassen anivcist, sächsisches Staatspapiergeld ebensogut wie das preußische anzu nehmen. — Am Abend des vorgestrigen Tages folgte der erste Zug des sächsischen Felddiakonencorps unter Anführung des Ritter gutsbesitzers Herrn Gütschow und begleitet vom Gründer des Unternehmens, Herrn Prediger Hickmann, vom Leipziger Bahn Hof aus dem Rufe auf das Feld seiner Thätigleit. — Seit einigen Tagen liegt in dem Schaufenster der Leinwand- und Tafelzeug-Handlung von E. W. Thiel, sonst Leuteritz, Wilsdrufferstraße 40, eine Kaffee-Serviette, darstellend, „Germania auf der Wacht am Rhein", welche einen Beweis der Vollkommenheit sächsischer Damastweberei giebt. Jeder für sächsische Industrie sich Jnteressirende wird sich über die treff liche Arbeit freuen, welche die Schutzpatronin der Deutschen in effectvollem Silberglanze dem Auge vorführt. — Von mehreren Seiten sind uns aus hiesiger Stadt Proben von Eommisbrod zugegangcn, die allerdings seltsamer Natur sind und die ein Recht zu der Verwunderung darüber geben, wie man Jemandem Zutrauen kann, solche Waare zu genießen, ja wie man überhaupt solches Brod den Soldaten erst zu verabreichen gedenken kann. Von außen sieht das Ge bäck ganz leidlich aus, ja sogar schön, schneidet man es mitten durch, dann bietet sich allerdings ein ganz anderes Bild; denn es finden sich große Löcher, massenhafte Fäulniß und Schimmel vor, während der Geruch ebenfalls das Seine dazu beiträgt, die Waare als vollständig verdorben zu bezeichnen. Das Wunder barste aber bei der Sache ist, daß man überhaupt das verfaulte Brod an den Händler, dein es auf dem Altmarkte in gerechter Weise weggenommen wurde, verkaufen konnte. — Das schöne, zum roden Patriotismus anicucnite Gedicht von Frciligrath: „Hurrah Germania" in welchem das stolze, schöne Weib, mit gezogenem Schwert am deutschen Rdcin siedend, in begeistertster Weise besungen wird, bat nunmcln dnrcv umern Stadtmusikdirector. Herrn Puffdoldt. seine Eomposition gesunden, die heute Sonntag in der großen Wirtdschast des Kgl. Großen Gartens zum ersten Riale unter Leitung des Eomponistcn zur Aufführung gelangt. Die Rückseite des EonccrtprogrammS bringt zugleich den Tert des herrlichen Gedichtes, in dessen legte Strophe wir gern mit einstimmcn, wenn der Dichter singt: Am Deutschland, auf, und Gott mit Dir! J»'o Feld der Wüncl klirrt! Wobt schnürtS die Brust uns, denken wir des Bluts, das flie ßen wird. Dcnnoch das Auge kühn empor; denn siegen wirst Du ja; Groß, herrlich, frei, wie nie zuvor — Hurrad, Germania! Hurrah, Hurrah, Hurrah! Hurrad, Germania! — Die Sängerschaft des Reu- und Antonstättcr Turn Vereins, von welchem mcdr als der vierte Tdeil der praktischen Turner wider den Franzmann im Felde stedt, beabsichtigt zum Besten der verwundet oder sonst als unterstützungsbedürftig zu rückkcdrcnden Verciusmitglicdcr nächsten Dienstag im Schiller schlößchcn einen Gcsangsabcnd abzudalten. Im Sinne dcr Ver anstalter liegt es, mit dem Gcsangsabcnd g. Inserat» den Vcr- einsmicglictcrn, Freunden und Gesinnungsgenossen ein geselliges Beisammensein zu vermitteln, das den aus srcmdcr Erde Wci lenden unseren Dank und unsere Grüße ausspricht unk das uns im Herzen ihrer und der Wünsche gedenken läßt, die Jeder zum Wöhle des Vaterlandes dcgt. „Gin frischer Mutd in junger Brust — taö ist dcr Hcimath beste Wedr, Das bleib' dcr Heimatd Stolz und Luit, des Vaterlandes Schmuck und Edr!" — Mi dein vorgestrigen starken Gewitter dat der Blitz in ein Hauü in Reutors eingcschlagcn ohne zu zünden und großen -schaden anzurichtcn. Er ist durch ein offcnstcdcndcs Fenster der zweiten Etage in ein Zimmer gefahren, dat einen darin be findlichen Ofen zertrümmert, seinen Weg daraus durch den »Fußboden in die erste Etage, wo ein zweiter Dien von idm zerstört worden ist, und von da in den Keller genommen. Menschen sind dabei nicht beschädigt worden. - Gestern Racd»üttag hatte ein Marktdclfcr aui dem Alt markt das Ungemach, daß idm ein großes Faß voll Leinöl von feinem Wagen hernntertiel und fiel' die tdcurc Waare aus dcr Straße verlies. Es versammelte sich bei dieser Gelegenheit auch sofort eine Mcnschcnmassc, welche in Krüge unk Gläser den Inhalt zusammenlöffcltc. — Auf der Schösscrgassc werden in dein Haine Nr. 2l Baulichkeiten vorgcnomincn, indem in den Partcrrcräuinlicl'kci- ten eine bairische Bierstube in dem großartigsten Maßstabc ein gerichtet, während in der ersten Etage ein reichhaltiges Möbel geschäft von Michaelis an seiner Tdätigkcit beginnen wird. — Meteorologische Notizen und Wetter prophezcihung. Es ist zur Ermittelung des bevorstehenden Wittcrungsgangeö zweckmäßig, während längerer Zeit locale Beobachtungen anznstcllc», da sowohl die Hauptströmunacn dcr Lust, als auch der FcuchtigkeitSzustand derselben, durch die Um gebungen des Ortes modifieirt werden. Gebirgszüge oder auch einzelne Berge, größere Wasserflächen und Flüsse. Waldungen, oße Winen. sandiger und spärlich mit Pflanzen bedeckter > o" beeinflussen einerseits die allmälige Ablagerung des atmosphärischen Wasserdunstcs, andrerseits die größere oder geringere Verdunstung des Wassers an der Erdoberfläche, und bedingen bei schwacher Luftströmung den Feuchtigkeitsgehalt der Luit in ihrer Nähe. So ist z. B. für bestimmte Gegenden in Erfahrung gebracht: wenn bei klaren Sommertagen plötzlich ein Nebel entsteht, und so wieder vergeht, daß er nicht iortzicbt oder sich erhebt, sondern sich in durchsichtigen Wassertunst auf löst. so erfolgt binnen 24 bis 36 Stunden entweder ein sehr starkes Gewitter oder länger anhaltender Regen. — In dieser Woche wird in der ersten Hälfte der Himmel allmalig mehr sich bewölken; nach stärkerer Luftströmung wird in der zweiten Hälfte derselben veränderliches Wetter stattyabe». Uarvmotrius. — Rcpcrtoir d e ö K ö n ig l. H o f th c a te rS. Sonn tag: Wilhelm Teil. Schauspiel. iAnßmg W7 Uhr.) — Mon tag: Die Meistersinger von Nürnberg, i "Anfang 6 Uhr.) — Dienstag: Romeo und Julia. N. c. Julia: Fräulein Elara Guinand, vom Stadtthcatcr zu Leipzig, a. G. — Mittwoch: Don Juan. — Donnerstag: DaS bemooste Haupt. — »Freitag: Durch'ö Ohr. Wallcnstcino Lager. — Sonnabend: lOper.» — Mügeln. "Auch hier hat sich in einer starkbesuchten Versammlung von Bewohnern der Dörfer des Amtsbezirks Mügeln am 7. "August in Niedcrgoscln ein „Hülsöverein für die Amtslandschaft Mügeln" unter dem Direktorium der Herren Gutsbesitzer Uhlcmann von Görlitz, P. Steinhardt von Alt- niügcln, Oeeonvmicrath Steiger von Schweta und Gutsbesi tzer Helm von Graunmih gegründet, welcher als Zweck fcststellt, sowohl verwundete oder erkrankte Krieger des jetzigen Kampfes fürs Vaterland als auch deren hülsöbedürftige Familicngliedcr zu unterstützen. Derselbe wird sich dem internationalen Hülfö- vcrein anschließen, auch mit dein Landesbülfsverein Verbindung suchen. Um die Gaben einzusammeln sind die Döner des Aints- bczirks in I<> Sammclbczirke eingctheilt und für einen jeden derselben ist ein Sammler gewählt worden, welche zusammen einen mitberathcndcn und untbeschlicßcndcn Ausschuß des Ver eins bilden. Dem Vernehmen nach sind bis II. August circa 360 Thlr. an den Hauptcassirer zur Ablieferung gelangt. In der benachbarten, von l<) meist kleineren Dörfern, zusammenge setzten Parochic Jahna hat man zu gleichem Zweck sich zu mo natlichen Beiträgen verpflichtet und sind bis jetzt circa 135 Thlr. solcher Gaben gezeichnet. Wie im 1866er Kriege Stadt- und Landbewohner, z. B. auch in Mügeln, vereint zur Linderung dcr "Roth verwundeter Soldaten durch freiwillige Gaden ge wirkt haben, so tlmn cs auch jetzt wieder die Bewohner von Döbeln und Umgegend und solches geschieht wahrscheinlich auch anderwärts. Daher werden unter den, von Städten oder von den Vereinen, die in Städten ihren Sitz haben, Angegangenen milden Gaben viele von Landbewohnern dargebrackstc sich be finden. Es ist sonst nicht Sitte dcr Landbewohner das Geben zu wobltbätige» Zwecken durch die Presse auszuposaunen; nach dem aber "Aufsätze in öffentlichen Blättern, ob von berufenen oder unberufenen Schreibern verrührend, mag dahin gestellt bleiben, wiederholt die Bewohner des platten Landes der Karg heit im Geben beschuldigen, möge man entschuldigen, wenn auch diese Zeilen die Leier dieses Blattes beimsuchen. Lasse man dock" auch hierbei alle "Anreizung zum Zwiespalt zwischen Stakt und Land; da aber, wo man glaubt, cs fehle an Anre gung zur Opfcrwilligkcit, bediene man sich einer würdigen, überzeugenden Schreibweise, nicht aber hämischer Bemerkungen. Elftere wird bessere Früchte tragen. — "Aus Großröbrstorf. In Nr.222 dieser Nachrichten wird berichtet, daß aus hiesigem Orte 10.', verveirathetc unk 205 nnvcrhcirathctc Mannschaften fort seien. Diese "Angaben bedürfen aber dcr Berichtigung, denn an verheiratbeteii Re servisten und Landwchrlcutcn waren überhaupt nur 47 vier, von denen 3'.» fort, 8 aber noch nicht cinbcrufcn sind; unvcr- heiratvetc active Militärs aber waren insgesammt nur 52 vier, welche alle cingezogcn sink. Das wären, wenn noch 4 seit vielen Jahren schon im Dienste stehende Feldwebel dazu gerechnet wer ten. im Ganzen 103 Mann. Wo bleiben nun die fehlenden 207 Mann: Mit der Nachstellung wird cs ebenfalls lange nicht so schlimm, als wie dcr Berichterstatter in Nr. 222 dieser "Nachrichten antcutct. - Oeffentlichc Gerichtssitzung am II. A u g u st. Bei einer Wohnungsverändcrung des hiesigen Kaufmanns Fied ler übergab derselbe der zur Beihilfe zugczogcnen Christiane Wilbelmine Banda unter Andern! eine vcrffcgcltc Flasche Hoch heimer mit dem Austrage. dieselbe in die neue Wohnung zu tragen. Die Banka trug aber die Flasche in das Frühstücks- ziminer dcr Mitgehilicii mit der angenehmen Botschaft, Herr »Fiedler senke ihnen diese »Flasche Wein zum »Frühstück. Dcr »Fuhrmann Claus naivm diese "Nachricht mit Freuden auf und ließ sich den Wein mit den übrigen Personen gut schmecken. "Andern rags stellte sich aber darauf ein Katzenjammer unge wöhnlicher Art ein, denn der höfliche ClauS hielt cs für seine Schuldigkeit, sich bei Herrn Fiedler für sich und seine Trink gcnosfcn iür den Wein zu bedanken, worauf der wahre Sach verhalt an'ö Licht trat. Da nun bei dcr Wohnungsräumung übcrdieß ein »Fenstcrkissen abhanden gekommen war, so wurde die Banda in Untcrsttchnng genommen, von der Kisiencntwcu düng zwar frcigciprechcn, allem wegen Unterschlagung des Weins zu 3 Tagen Gcsängniß verurtheilt. Der Gerichtshof erkannte heute aus Bestätigung des ergangenen Bescheids. — Der Ein spruch Carl August Bcgcrs wider "Aug. "Adolph Guuold in Strießen hatte sich erledigt. — Eine junge »Frauensperson, Emilie Henriette Hain von hier, war von dem Gcnodarmen Carl Bollmann verhaftet worden. Nach ihrer Entlassung er klärte sic gegen einige ihrer Bekannten: wen» Bollmar.n sic wieder arretirc, werde sic ihn anzcigen, weil er von eine!» Mäd chen 10 Ngr. angenommen und sic mißbraucht habe. Wegen Verleumdung verklagt, läugnctc sie. die angeführten Worte ge braucht zu haben, wurde aber durch die Zeugin Martineck der Verleumdung überwiesen und zu 5 üblr. Strafe verurtbeilt, insofern sic sich nicht durch einen Eid von dcr Anschuldigung reinigen wolle. Bei diesem Bescheid verblieb auch heute der Gerichtshof. — "Auch der Einspruch Moritz HartmannR wider "Albert Wilhelm Straube vier fiel aus. — Dcr hiesige Kauf mann Carl Fricdr. Will). Liesegang vernahm nach seiner Rück kehr von einer kurzen Reise, daß sich vier das Geruch: verbrei tet hatte, er sei mit Hintcrlai'sung einer Schuldenmassc ven 0000 Thlr. durchgcbrannt und von Policistcn vergeblich am der Jagd gesucht worden. Licscgang klagte hieraus gegen den Kaufmann Carl Richard Kämmerer wegen Verbreitung dieses Gerüchts aus Verleumdung. Kämmerer gab zwar zu, nachdem er von einem gewissen Buttrich die Nachricht von dcr Entfernung Liescgangs vernommen, den Kaufmann Liersch veranlaßt zu haben, sich bei Panizza zu erkundigen, ob die Entfernung Liescgangs gegründet sei; stellt aber in "Ab rede, dabei die Worte „durchgcbrannt" und mit Hinterlassung von 0000 Thlr. Schulden, so wie. „daß er von Polizisten ver geblich aus der Jagd gesucht worden wäre", gebraucht zu haben; doch räumt er die Möglichkeit ein, damals das Wort „durch gegangen", gebraucht zu babcn. Buttrich behauptete, Kämme rern blos die Nachricht von Liescgangs Entfernung mitgctbeilt zu haben. Liersch bestätigt dagegen eidlich, daß er kurz nach dem Thcatcrbrand von Kämmerer die Nachricht von LicsegangS Entfernung und den bezüglichen Auftrag empfangen so wie daö Wort „durchgegangcn" gehört, kann sich jedoch nicht mehr genau erinnern, ob Ersterer damals auch von „durchgcbrannt und Hinterlassung von 0000 Thlr. Schulden" zu ihm gesprochen. Nach alledem war Kämmerer wegen Verläumdung und Ver breitung eines falschen Gerüchts zu 30 Thlr. Strafe, Privat- genugthuung u. s. w. verurtheilt worden, erhob durch seinen Sachwalter, "Adv. Strötel Einspruch und dieser beantragte heute die nochmalige Vernehmung des Zeugen Buttrich, der aber inzwischen mit dem Hofstaate des Prinzen Georg zur "Armee gegangen ist. Adv. Strödcl beantragt mildere Bcu» theilung des Falles und Ermäßigung dcr Strafe, namentlich da Liesegang schon viermal das Geschält vertauscht habe und nicht so empfindlich wegen solcher Erkundigung zu sein brauche u. s. w. Dcr Gerichtshof ermäßigte die Strafe aus 2«) Tbir. — Am Abende des 10. Juni v. I. entstand in einer hiesigen Restauration ein Wortwechsel zwischen den Herren George Adolph Edgar Khpke und Julius Eger zunächst in englischer, dann aber in dcr, wie schon Kaiser Karl V. bemerkte, tazn geeigneteren deutschen Sprache und soll hierbei Eger den Äypke in "Anwesenheit von gegen 16 Gästen vorgcwoncn haben, er sei der dümmste und gemeinste Kerl, den cs in der Welt gebe. Da ein dabei gewesener Kellner einräumte. diese Worte zwar nicht ausdrücklich verstanden zu haben, doch daß sie dem Sinne nach wohl so gemeint gewesen seien; so war Eger wegen öffent licher Beleidigung zu 10 Thlr. Strafe. Privataenugthuung u. s. w. verurtheilt worden. Aul erhobenen Einspruch bean tragte heute der Sachwalter des Anklägers, Landtagsabgeord- netcr Adv.Kraußc zum Zwecke der Vernehmung eines inzwischen ermittelten Zeugen, der damals jene Worte ausdrücklich vernommen, die Vertagung der Verhandlung, welchem "Antrag dcr Gerichtshof seine Zustimmung gab. - Eines Abends nach letztem Weihnachten hatte der Hausbesitzer Christian Gottfried Herrmann in Wilödruff dem 14jährigen Sohne der in seinem Hause wohnenden Fischhändlerin August: Paulinc verebel. Wahl die Hoftbüre verschlossen. Darüber soll nun Letztere in ihrer Wohnstube sich mißbilligend ausgesprochen und in die Worte auogcbrochen sein: „wenn die beiden alten, groben Kerle nichts weiter wissen, so u. s. w." Diese Worte bezogen Herrmann und sein 32 Jahre alter Lobn auf sich, und Letzterer soll hierauf in die Wohnstube der Wahl gegangen sein und ihr mitgctheilt haben, sie solle sich diese Worte nur mer- kcn, sie werde deswegen verklagt werden. Vor Gericht erklärte aber die Wahl, sic habe damit nur ihre jüngeren Kinder ge meint, die, bereits >m Schlafe gelegen, durch kcn Spcctakel dcr beiten Herrmann aufgewacht, erschrocken und weinend zu ihr in die Stube gelaufen wären und ihre Angabe wurde durch das Zeugniß ihres 14jährigen Sohnes, Gustav "Adolph Wal't bestätigt. Demgemäß war die Wahl frei gesprochen und Herr- mann zur Zahlung dcr Kosten verurtheilt worden. Er wankte Einspruch ein ohne heutigen günstigen Erfolg, da cs bei dein Bescheide verblieb. — Dcr Cölvortcur und frühere HauSmann Carl "August Großmann hatte sich beklagt, daß ihm Clara "Au guste verehrt. Wcitzmann einen Lumpen, Hallunken, groben, schlechten Kerl u. s. w. geschimpft habe, wofür ihr eine Strafe von 2 Tbir. zucrkannt wurde, insofern Großmann seine Klage eidlich bestätige. "Auf den von Großmann gegen amerlegte Bezahlung der Kosten gerichteten Einspruch entschied beute da» Gericht iür Freisprechung dcr Wcitzmann, Bezahlung der hal be» Kosten von Seiten Grohinanns und der zweiten Hälfte vo» Seiten des Staats. — Dresden, 13. August. Unsre Kriegskarte reicht nicht mehr aus, sie geht blos bis Ehalons, wir müssen uns eine neue anschaffcn, die einige Hand breit über Paris hinaus reicht. Immer großartiger enthüllt sich der Operationsplan ver deutschen Heere. Bisher schien Alles darauf hinzudcuten, daß die kronprinzliche Südarmce eine Bewegung nach Norden ma chen würde, um sich mit dem Eentrum und der Nordarmee zwischen Metz und Thionville zu vereinigen — jetzt drückt Steinmetz und Prinz Friedrich Earl von Norden, Thionville rechts liegen lassend und einen Moselübcrgang zwischen Rietz und Ranzig Nancy suchend nach Süden, während der Kron prinz seine Eavallerie Vorhut bereits bis Lüncville vorgeschoben hat. den flüchtigen Mac Mähen vor sich hertreibend. Suche, der Leser Lüneville auf der Karte! Es liegt an der Meurthe. die unweit davon sich mit der Mortagne vereinigt, um dann den Namen Mosel anzunehmen. Es liegt südlich von Reinig und somit springt ganz klar die Absicht dieses Marsches in du: Äugen. Der Kronprinz überschreitet die Mosel südlich von Ranzig, um der französischen Hauptarmec in den Rücken zu fallen. Während diese in einer Feldsckilacht von Steinmetz und Prinz Friedrich Earl engagirt sein wird, schneidet der Kronprinz von Silben kommend und hinter der Mosel nach Ranzig und Rietz vordringcnd, den Franzosen den Rückweg ab. Dem Vor dringen der gesammten kronprinzliche» Armee durch den Was gau steht nich.s mebr im Weg, nachdem auch noch die Berg-