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ÄM» ^ auszuziehen, worauf er in die auf der Palmsttaße gelegene Elterliche Wohnung gebracht wurde. Äußer dem durchras kalte Bad verursachten Schreck soll das Kind glücklicher Welse keinen Nachtheil davon getragen haben. , — Das Grab deckt Alles zu und entzieht den Erdenpilger mit einem Male für immer dem Groll und Hader des Lebens, den Jntriguen der Mensche». So schloß sich vor wenig Tagen in dein etwa eiOOO Seelen zählenden Dorfe Lauter bei Schwarzen derg eine stille Gruft, in die ein milder Wanderer gebettet wurde, der selbst mit dem Leben abgeschlossen und eher zu Gott gegangen war, als er ihn gerufen. Es war dies ein dortiger Kaufmann Sch., allgemein geachtet und geehrt — im Leben, wie im Tode, den unglückliche Aaimlienverhcillnisse in die düstere Mich! der Schwermut» und in den freiwilligen Tod gedrängt. Der Leser erlasse uns, zu rechten über eine solche That, welche vor Gottes Nichterftuhl gehört; die Zurückgebliebenen sollen aber ihren Groll nicht in das Grab mit hinabienden, und doch ist es hier geschehen. Das ehrliche Begräbnis, wurde diesem Tobten verweigert; denn der Herr Pastor zu Lauter ordnete an, daß der Entseelte nicht inmitten anderer ihm in s Jenseits voran gegangener Erdenbürger ruhen durfte, sondern eine stille Ecke auf dem Friedhöfe nahm ihn auf, nachdem den Verwandten und einigen Freunden verboten war, an das Grab zu folgen. Nickt die Benutzung des Leichentuches war gestattet, ja nicht einmal B.'wohner des Ortes dursten den Sarg zur letzten Ruhestätte tragen, Fremde wurden requirirt, und für den letzten Lielesdienst sogar das Todtenhaus verschlossen. Es war der ..stille Gang", den Saphir so herrlich besungen. Doch ein Lied erscholl am stillen Grabe in der Ecke des Kirchhofs, ein Lied vom Himmel, das die Lerchen schmetternd sangen, das keine Intoleranz verbieten konnte. Es war um die dritte Morgen stunde, als sich das Grab des müden Pilgers schloß; denn der Helle Tag durfte ja den letzten, dunklen Gang nicht sehen. Dies Begräbniß wird den Bewohnern von Lauter unvergeßlich blechen, aber — es wird auch zu tieferem 'Nachdenken führen und auf's Neue in Erinnerung kommen, wenn in wenig Wochen die Norddeutsche Gesetzgebung das humane Gesetz über Be erdigung der Selbstmörder publiciren wird. — Vor einigen Tagen ist am Hellen Tage ui der Ober- lößniy ein sehr frecher Diebstahl zur Ausführung gelangt, der beweist, daß inan auch auf dem Lande, wenigstens in den um Dresden liegenden Dörfern mit Lffenstehenlassen von Parterre- kenftern sehr vorsichtig sein muß, wenn man nicht Gefahr tau sen will, auch dort Dieben zum Opfer zu fallen. Mittelst Einsteigens in ein offengestandenes Parterrefenster hat ein bis her nicht ermittelter Strolch eine ganze Parthie Herrenkleider gestohlen. Man will den Dieb vorher gesehen haben, als er sich kurze Zeit am Gartenzaune herumgedrückt hat, jedenfalls, um sich die Gelegenheit zum Diebstahle auszuspioniren. Er soll klein, untersetzt, mit dunklem Anzuge bclleidet gewesen sein. Schon vor einiger Zeit passirte auf die nämliche Weise ein gleicher Diebstahl in den Trachenbergen. Die damals gestoh lenen Kleider, unter diesen ein sehr werthvoller Nerzpelz, sollen noch heute wieder zum Vorschein kommen. — Am 15. d. M. Abends ist das Wohnhaus des Schuh machers Schönherr in Niederforchheim total niedergebrannt und wird Brandstiftung vermuthet. — Am 16. schlug der Blitz in die Scheune des Gutsbesitzers Liebschner in Börnersdorf bei Lauenstein, in Folge dessen nicht nur diese, sondern auch das Wohnhaus und ein Schuppengebäude desselben gänzlich nieder - brannten. — Am 17. wurde ebenfalls durch Blitzschlag das Wohnhaus des Gutsbesitzers Mai in Eppendorf bei Oedcran nebst eingebauter Stallung, in welcher ein Kalb mit verbrannte, sowie die Scheune desselben, ingleichen das Wohnhaus des Be güterten Nebel daselbst in Asche gelegt. — An demselben Tage ist das 3-*/z Jahr alte Söhnchen des Glasers Hartmann in Dahlen in einen, in dessen Garten befindlichen unverdeckten Brunnen gefallen und darin ertrunken. — Am nämlichen Tage Abends nach 11 Uhr ist die zum Nittergute Großböhla bei Dahlen gehörige Käserei in Flammen aufgegangen und hat das Feuer mit solcher Schnelligkeit um sich gegriffen, daß der Pachter derselben nebst Ehefrau sich nur durch einen Sprung aus dein ca. 20 Ellen hohen Fenster haben reiten können, wobei Elfterer einen Beinbruch und Letztere einen nicht uner heblichen Schaden des einen Fußes erlitt. Außer sämmtlichem Mobiliar und einer Baarschasl von G >0 Thlrn. ist leider auch das 18jährige Dienstmädchen, Namens Therese Haserkorn aus Dahlen, deren Schlafkammer an der zunächst in Brand gestan denen hölzernen Treppe befindlich gewesen ist, mir verbrannt. Das Feuer soll durch Fahrlässigkeit entstanden sein. — Am Sonnabend Abend 8l/z Uhr wurden auf dem Wege zwischen Prödlitz und Außig der Gastwirth Thomas Watzel und der Bauer Anton Schmerl aus Prödlitz von bis letzt Unbekannten mit Rehposten erschossen. Raub scheint nicht die Motive des Mordes zu sein, da die Erschossenen mit all' ihrem Geld und Schmucksachen gefunden wurden. (C. Z — So wie in, vorigen Jahr, hat auch dießmal der L bst Händler Pelcrzick aus Böhmen die ersten reisen Kirschen auf den Marti gebracht und verkauft solche in zierlichen Sträuschen zu 3 und 5 Pfennige. — Am Dienstag Vormittag verunglückte in der unterhalb Streckenwalde bei Wolkenstein gelegenen Flachsspinnerei der im >8. Jahre stehende Fabrikarbeiter Weißbach durch eigene Un Vorsichtigkeit dadurch, daß er von einer sehr schnell gehenden Krempel erfaßt und augenblicklich getödtet wurde. Die in der Nähe befindlichen Arbeiter wurden erst durch die blutigen Krempelbänder aus das geschehene Unglück aufmerksam. — An demselben Tage ist in dem Torfe St. Michaelis bei Brand das Seitengebäude mit eingebautem Pferdcstall des Fischer'schen Gutes abgebrannt. — In Meißen verletzte 'ich vor einiger' Zeit eine Putz macherin an der rechten Hand durch ein Stückchen Drath, wo mit die von ihr verarbeiteten künstlichen Blumen befestigt waren. Die von ihr Anfangs nicht beachtete Verwundung hat sich leider in kurzer Zeit dermaßen verschlimmert, daß dem armen Mädchen zwei Fingerglieder haben abgelöst werden müs sen. Der Drath ist wahrscheinlich mit giftiger Farbe, die zum Theil zu den künstlichen Blumen benutzt wird, bestrichen ge wesen, daher auch bei Jmhrr .AIrt Beschäftigung Vorsicht an- zurathen. - — Eine seltsame FstguiP,.des Schicksals ivollte es, daß vor Kurtztm ein Pastor in der Nähe vökOHarlenstein wegen HolzÄedftahl» «t einer drritzigigen XAesänanGtzrafe verur theilt wurde — und zwar von dem dasigcn ElerM-Änt Neuer dings ist derselbe vom Bezirksgericht zu Glauchau freigesprochen w cdm. Berlin. Die Verhandlungen des Norddeutschen Reichstages über den Nachtragseiat zum Bundesbudget für 1870 nahmen einen Augenblick eine etwas heißere Temperatur an. Cs ist zur Einrichtung des "Marine Ministeriums in Berlin ein Palast, das Streichenberg'sche Haus, erworben und der Kauf abgeschlossen, ohne den zür Zeit deS Abschlusses be rcits versammelten Reichstag vorher gefragt zu haben. Fälle dieser Art, wo die Negierung es vorzog, mit „vollendeten That sachen" vor die Landesvertretung zu treten, ohne daß irgendwie zwingende Gründe Vorlagen, sind in Preußen nicht selten, v. Hoverbeck meinte, er hätte gewünscht, daß mehr aus Erspar nisse "Rücksicht genommen worden wäre: das scheine aber bei militärischen Einrichtungen nicht Sitte zu sein, wie der Haus- kaus wieder schlagend beweise. Es sei überhaupt nicht in der Ordnung, ein Haus mit Hypothekenschulden zu kaufen, ohne dem Reichstage vorher eine "Vorlage zu machen. Das heiße Bundesschulden contrahiren, ohne dazu berechtigt zu sein. Er werde deshalb die geforderte Summe nicht bewilligen. Graf Schwerin wollte zwar ebenfalls die Bundesregierung gewarnt haben, in solcher Weise wiederholt vorzugehen, meinte aber, er könne doch diesesmal einer vollendeten Thatsache gegenüber nicht "Nein sagen, um die Negierung nicht zu compromittiren. Hier auf aber entgegnete v. Hennig : „Hat sich die Regierung com promittirt, so mag sic sehen, wie sie die Sache arrangirt; wir sind hier nicht dazu da, die compromittirtc Verwaltung zu decken, sondern als Vertreter des Landes dazu, die Rechte des Landes zu vertheidigen." Aus Krain erzählt das „Laib. Tagbl." folgendes "Wunder: „Vor einigen Wochen verbreitete sich das Gerücht, ein Wirth im kärntnerischen Flecken Radendorf, der ziemlich bemittelt und aufgeklärt sei, habe ein großes Schwein schlachten wollen und aus diesem Anlasse euren seiner Knechte mit dem Aufträge zum Pfarrer geschickt, derselbe möge einen Kranken, der gewiß den morgigen Tag nicht mehr erleben werde, mit den Stcrbe- Sacramenten versehen; der Knecht vollführte den Auftrag. Nach einiger Zeit kam der Pfarrer in Ehorrock und Stola mit dem Vialckum und wurde von dem Wirthe nach dem Schwein stalle gewiesen, indem sein Schwein der Kranke sei, der den morgigen Tag nicht mehr überleben werde. Als der Pfarrer nun sah, daß man ihn zum Besten gehabt, verfluchte er den "Wirth, und auf seinen Befehl verwandelte sich der Wirth eben falls in ein Schwein. Das ganze Hausgesinde warf sich auf die Kniee und bat den Pfarrer, diese Strafe wieder aufzuheben und dem unglücklichen Wirthe seine vorige Gestalt wieder zu geben. Alles vergebens. Man wandte sich an den Bischof, jedoch auch dieser war nicht im Stande, die vom Pfarrer ver hängte Strafe aufzuheben, und der Wirth blieb ein Schwein. Endlich ließ die männliche Circe durch das Versprechen mehrerer Meßstislungen sich doch dazu bewegen, den gethanen Fluch dann aufzuheben, wenn der heilige Vater in Rom es erlaube. Man schrieb eilends nach Rom und in drei Tagen (!) erhielt man ein eigenhändiges Schreiben vom heiligen Pater, worin er sagt, daß man das verwunschene Schwein nach Brezje in Krain treiben, allwo auf Fürbitte der Gottesmutter (die sich hier schon mehrere Male als sehr wunderthätig erwiesen, wie die Unzahl der in der Kirche aufgehängten Krücken rc. es beweisen soll. die Verwandlung wieder vor sich gehen sollie, damit das Volk in Krain, welches bisher den Glauben am eifrigsten bc wahrt, durch dieses neue Mirakel in demselben noch mehr ge stärkt werde. Dieß das Gerücht. Als Factum kann ich nun erzählen, daß hierauf aus allen Gegenden Krains und selbst Kärntens Leute nach Brezje, Bezirk Radmannsdorf, strömten, um hier das verwunschene Schwein zu sehen. Da sich die "Nachfrage nach demselben von Tag zu Tag steigerte, ließ nun der dortige Meßner einem seiner Schweine den Kopf glatt rasiren und bunt bemalen und zeigte cs gegen Erlag von 10 kr. den herzuströmcnden Leuten, welche richtig glaubten, den ver wunschenen "Wirth gesehen zu haben." Königliche» Hostkeater. Mittwoch, am 18. März. Der Maurer und der Schlosser. Oper in drei Akten von Auber. Neu einstudiert.) Im Feuilleton dieses Blattes legte ich neulich in einem kleinen Umriß eine Begebenheit nieder, welche im Jahre 1805 zu Paris jedes Gemüth mit Schauer erfüllte und später den Grundstoff zum Textbuch obgenannter Oper gab. Wie aber Scribe diese düstere Begebenheit zu einer Oper verwendete, wo Ernst und Heiterkeit sich so artig verschmelzen, das zeigt eben die Gewandtheit, wodurch sich die französischen Operntextdichter so vorteilhaft auszcichnen. Nicht minder ist dieß mit dem Eomponisten der Fall, welcher unbedeutenden Situationen eine Art Wichtigkeit verlieh, sie prkant für das Ohr herrichtcte und trotz der schlichtere bürgerlichen Sphäre dieser Oper ihr dennoch einen Charakter höherer Art zu geben wußte. Es sei nicht behauptet, daß tiefe und originelle Charaktere hervortreten und die Handlung das Gefühl besonders errege, denn man merkt ja, daß die Einkerkerung des liebenden Paares aus kein tragi sches Ende hinausläust, weil der Maurer in dem Leon von ^ Merinville seinen Freund urd Gönner erblickt hat und Alles zu seine Befreiung aufbieten wird. Aber dennoch Interesse und spannende Erwartung, weil überall frische, lebendige "Re gung. Wiederspiegelung des praktischen Lebens und die meisten Scenen auf Wahrheit und Komik gegründet sind. In gleichem Sinn bewährt sich die Musik. Geist, Mun terkeit uud originelle Laune gehen hier -Hand in Hand, obgleich die sonst so feurige Ouvertüre der anregenden Introduktion weniger entspricht. Wie gelungen aber mehr die Arien und das Duett. Welch frischer Lebensmuth eines wackeren Hand werkers spricht sich z V. in dem Rondo des Roger aus: „Leuchtet dir kaum Aurorens Schimmer" so wie in dem Duett : nnr gehen." Ueberall flammt hier daS Feuer der Liebe und Zärtlichkeit. Sodann das Prachtstück: Duett der Henriette und der Madame Bertrand. Wie wahr und ergötzlich ist diese Scene, wo die beiden Frauen bürgerlichen Standes ihren Ge fühlen Luft machen um» die Musik die Eigentümlichkeit dieser Frauen so wiedergiebt, daß sie belustigend auf alle Hörvr wirkt. Nicht in gleichem Grade dürften die Chöre Schritt halten; ausgenommen im dritten Akt, wo das: „Alle kommen wir zu sehen", die Beachtung in Anspruch nehmen dürfte. Jetzt ein Wort über die Aufführung. — WennSocrates seinen Schülern lehrte, daß jeder Mensch einen guten und einen bösen Genius zur Seite hätte, so läßt sich dieß auch von einem Schauspieler oder Sänger erwarten. Schon die alten Aegypter hatten eine Tagewählerei, um Erfolg und Mißlingen in irgend einer Säche zu bestimmen, was ja auch "Napoleon I. gethan haben soll. — Herr Jäger kann in seinen Rollen-Calendarien die Partie des Roger nicht mit rother Dinte eintragen; der Abend des 18. Mai war für ihn kein Marengo, weil es ihm an einer gewissen Frische und Lebendigkeit der Darstellung mangelte. Selbst die Absicht, geeignete Momente dein Gesang zu vermitteln, scheiterten an einer gewissen Sprödigkeit des Stimm "Materials, welches der hier gebotenen Nüancirung nicht recht zugänglich war. Es will diese Partie einen gewissen nobel» Zug, weshalb man sic wohl auch dem ersten Tenor zu theilt; es fehlte leider aber diesem Maurer der Kitt, um eine richtige "Verbindung herzustellen, weshalb der sonst so beachten» werthe Sänger es der Kritik nicht verargen wird, wenn in Folge seiner schiefen Richtung das Loth ihres Winkelmaaßrs heute auch von dem früher gespendeten Lobe abweicht und eine andere Richtung nimmt, weil sie eben in dieser verfehlten und überhaupt mit ungemeiner Gleichgültigkeit gespielten Partie einen Stein des Anstoßes gesunden hat. "Wie anders dagegen Herr Bähr als Leon, der früher so manches scharfe Unheil über sich mußte ergehen lassen, offenbar aber sich solches zu Heizen genommen hat. Seiner Parthie Tonschmelz, Spiel und Ausdruck im "Vortrag beizubringen, gelang ihm ganz besonders, was "Veranlassung zu mehrfachem Beifall gab, den auch Frau Otto A lvsleben, (Irma)Fräulein Pichler, (Hen riette- und Fräulein "Weber, Madame Bertrand, empfingen, namentlich die letzteren Beiden nach dem sogenannten Zankduett. Dasselbe wurde stürmisch zur Wiederholung begehrt und beide Damen kamen dem Verlangen nach, brachten ein Opfer, da» ihnen nach einer solchen Anstrengung wahrlich nicht zugemvchet werden sollte. In solchen Momenten möchte der Verständige dem begehrlichen Publikum immer die Worte aus Schiller'S Taucher-Ballade zurufen: „Laßt, Vater, genug sei» des grau samen Spiels", denn ein solches Begehr* ist ein Attentat auf Brust und Lunge der Sänger, abgesehen davon, daß eine solche Wiederholung der ersten Gabe nachstehen, als ein matter Aus guß erscheinen muß. Anerkennend ist hervorzuheben, daß Fräu lein Weber in der Darstellung ihrer Parthie nicht ausschließlich das keifende Weib Herausblicken lieh. Dieß würde im Eonttast mit der Composition stehen. Herr Scaria — Baptiste, ein Schlosser. Nach einer alten Sage liegen bei Jupiters Throne zwei Tonnen; die eine enthält das Gute, die andere das Schlimme. Damit nun die Weit gedeihe und fortgehe, läßt eS der Herrscher bald aus der einen, bald aus der andern, bald aus beiden zusammen laufen. Auf gleiche Art verfahren Regenten, Staatsminister und auch Herr Scans, und "Völker wie Theaterpublikum können immer noch zufrieden sein, wenn ihnen der Inhalt der zweiten Tonne nicht auch ein Mal über den Kops gegossen wird. Herr Scan«, als Schlosser, hatte dem feuerfesten Schrank seiner Laune alle Thüren und Kästen geöffnet und so manche klingende Münze des Beifalls wurde hincingclegt. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." Seine lustige Seele sprang auch in den Himmel, der heute für ihn voller Geigen hing und die große Menge folgte ihm nach. Ein verständiger Petrus aber an der Himmelspforte des reinen Geschmackes er hebt seinen goldenen Schlüffe! und sagt: die geringste Dosis von burlesken oder gar possenhaften Elementen in der Dar stellung dieser Oper geben Beweis von Unkenntniß des eigen! lichen Wesens dieser Musik, die, wie an Roger zu ersehen, durchgängig eine nobcle Haltung zeigt. Die Feinheit und Zier lichkeit ihrer so charakteristisch gewählten Rhythmen beansprucht feinsinnige Mittel der Darstellung, nicht aber eine Komik, die dem Reich der Posse entsprungen. — Dieß ist der Schlüssel zur Eröffnung des Verständnisses für den Darsteller des Schlossers auf unserer Hofbühne. Ich hoffe, daß er ihn nicht in's alte Eisen werfen wird. Th. Drobisch. * Offenherzigkeit. Madame E. begab sich zu einer Putzmacherin, um bei dieser Erkundigungen über ein Dienst Mädchen einzuziehen, das sie miethen wallte. ,^üt^0Nd«rLt', jagt«, sie, „möchte ich wissen, ob sie einen ehrbaren Lebenswandel führt und ob sie Bestellungen gut auüzurichten weiß." — „Was ihren Lebenswandel betrifft", antwortete die Modistin, „so läßt sich daran nichts aussetzen. Wer mit der , rung von Aufträgen und Bestellungen steht es nur herzlich schlecht. So habe ich sie beispielsweise mehr als zehnmal mit einer Rechnung von 175 Frcs., die Sie, gnädige Frau, mir seit zwei Jahren schuldig sind, zu Ihnen geschickt, und niemals hat das ungeschickte Ding mir auch nur einen Sou gebracht. * Eine Tessiner Gemeinde hat dem Staatsrath folgendes Reglement zur Genehmigung eingcsendet: Art. 1. In Erwägung des großen Schadens, welchen die Hühner an richten, hat die Gemeinde mit Mehrheit beschlossen, den Hüh nern die Krallen oder Zehen am zweiten Gelenk abzuschnciden. Art. 2. Wer dieses Gebot nicht beachtet, verfällt in eine Buße von Fr. I. Art. 3. Die Buße fällt zur Hälfte dem Verleider, zur Hälfte dem Gemeindeseckel zu. Art. 4. Dieses Reglement tritt in Kraft, sobald es die Bestätigung des löbl. Staatsrathes wird erhalten haben. Der Staatsrath hat aber erkannnt, mit so barbarischen und läcberchen Sachen könne er lsich icht befassen. — Die „DcmocrazialL nennt die hühnerfeind ichc Gemeinde nicht.