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«r 1»7. ^ stkichrint 7 Uhr Suserate ««d«, aagrnommcn: <ch»The»h-S,Lvun- t«S« bis Mittag» » Uhr: Martenstraße 18. >»»tig in dies. Watte Pate» «ine «rsolgrctch« Brrbrritung. Auslage: Exemplare. Neust,«, »e« 17. «,i 187». Tageblatt für Ultterhallaag nud Geschäftsverkehr. Mitredackur: Theodor Drastisch. Dn»ck und Eigenthum der Herausgeber: Likpsch äc ReichUldt. — Verantwortlicher Nedacteur: IttlillS Neichardt. MirieljShrllch MNgr. tri unenIgeldlicherLit- serung in'» Hau». Durch die König! Post »ietteljährl. 2V/»Ngr. Einzelne Nummer« 1 Ngr. Aliseralenprcis--: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandt", dir Zeile 3 Rgr. Dresden, den 17. Mai. — Der ordentliche Professor der Physiologie und Direktor de» physiologischen Instituts an der Universität Leipzig, Hofrach vri Karl Friedrich Wilhelm Ludwig, hat das Ritterkreuz vom Verdienstorden, der ordentliche Professor der klassischen Philo logie und Mitdirector des philologischen Seminars an der Uni versität Leipzig, Geheime Regierungsrath vr. Friedrich Ritschl, d«S Comthurkreuz II Classe de» Albrechtsordens, der emeritirte Lchrer Friedrich Hander zu Markersdorf die silberne Medaille de» Verdienstordens und der an der Jacobikirche in Chernniy Angestellte Kirchner, Christian Traugott Brunner, die silberne Mdaille des AlbrechtSordenS erhalten. — Der Hauptman» Schweingel des Generalstabes ist zum Major ernannt, sowie dem Secondelieutenant a. D. und der- «ftHgen Bahnhofs Inspektor z»l Leipzig, Eugen Theod. Winkler, nachträglich die Erlaubniß zum Tragm der Uniform des Schützenregiments mit den Abzeichen für Verabschiedete erthcilt ««den. — Zu Ehren des Namenstages Sr. Majestät des Königs fand gestern Morgen in der Residenz große Reveillc der Mili- Wanufir statt. Hre Majestäten haben den gestrigen Tage im Krvffe der königlichen Familie zu Jahnishausen gefeiert. — Vergangenen Sonnabend hat sich Prinz Georg in Be gleitung mehrerer Stabsoffiziere per Bahn nach Meißen bege ben uifl» von da aus zu Pferde die Umgegend besichtigt, was wohl mit dem diesjährigen Manöver der 1. Infanterie-Division, dem» Commandeur Prinz Georg bekanntlich ist, in Verbindung stchen dürfte. Leider hat sich dieser Tage während des Exerzieren» einer Abtheilung des 2. Grcnadierregimcnts auf dem Alaun- platz ein sehr bellagcnSwerther Vorfall ereignet, der allerdings nur dem traurigen Zufall und keiner Nachlässigkeit zuzuschreibcn ist. Beim Rekruten - Exerzieren machten die Mannschaften eine Ängrisfsübung mit gefälltem Gewehr, wobei ein Mann stürzte und einem seiner Kameraden das Bcryonnet in den Unterleib stach. Der Schwerverletzte ist bereits gestorben. — Vorigen Sonnabend wurde auf dem K. Belvedere eine Symphonie (6-moU) vom Musikdirector G. Franle zum ersten Male anfgeftihrt. Der tiefernste Character des 1. und Z. Satzes, ebenso die Frische und äußerste Lebhaftigkeit dcS letzten Satzes ärnteten ungetheilten Beifall. Der 2. Satz, ein Presto, sollte nicht mit dem 1. in gleicher Tonar. stehen, dann würde auch ihm eine bedeutende Wirkung nicht abzusprechen sein. Das Ganze gewann sehr durch die umsichtige, verständ- rrißvolle Leitung des Herrn Kapellmeister Ehrlich, ebenso dadurch, daß die Kapelle desselben sich mit dem sichtbarsten Interesse der Ausführung des schönen Werkes widinete. Das Werk des jungen, ernststrcbendcn Componisten, welcher als geachteter Pianoforte- und Musiklehrer in unserer Stadt weilt, dürste öftere Wiederholungen rvünschenswerth machen. — Wie wir erfahren, befindet sich der vor Kurze,» im Vic toria-Salon während der Vorstellung verunglückte junge Künstler, Herr Foottit, aus dem Wege der Besserung; freilich geht er nur langsam seiner Genesung entgegen, da er einen Nippen- bruch erlitten und noch an einer bedeutenden Seitenwunde leidet. Ob aber der junge Mann später die gewohnte Kunst in demselben Umfange wird ausüben können, wie bisher, dar über verlautet noch nichts. — In die Collection von G. Robert Vöhnre hinter'm Altstädte, Ehaisenhaus siel gestern auf Nr. 23,333 der Ge winn von k 0,000 Thalern. — Selbst in den Ruinen ruht die Hand der Diebe nicht und zwar wühlte sie diesmal in den traurigen Uebcrrcsten des Hoftheaters. Ein dort beschäftigter Arbeiter vermißte dieser Tage seinen Nock, den er am Schluß dev Tageiverkcs für den Nachhauseweg anzog. „Was thunsprach der Mann in Hemd ürnieln und vigilirte nach dem neuen Besitzer des Rockes, bis er endlich einen seiner Kollegen über die um die Brandruine gezogene Brettcrivand klettern sah. Der Verdacht siel sofort auf denselben, umsomehr, als der „Frcitnrncr" nicht im besten Rufe stand, da er wegen Diebstahls schon mehrfache Freiheits strafen erlitten. Nachdem der Polizei die Anzeige gemacht war, gestand der Thätcr seine diebische Manipulation zu, jedoch ivar der Nock schon auf der Gerbergasse verkauft. — In der Nacht vom Svnntag zum Montag habe» un bekannte Diebe eine am Prager Platze gelegene Arbeitsbude evbrochcn und daraus 9 Zimmerleuten Handwerkszeug und Kleidungsstücke gestohlen. — Seit mehreren Wochen wurde ein in Neudorf wohn haft gewesener Steingutdrehcr vermißt und waren alle Nach forschungen über dessen Verbleib erfolglos. Bor einigen Tagen ist jedoch dessen Leichnam bei Nieder Wartha aus der Elbe ge- zvgen Word«». Augenscheinlich liegt Selbstmord vor. — Der Bau des Ncustädtcr Theaters in Dresden ist NWnnchr gesichert. Der Verein ist bereits durch sein Direkto rium mit einigen Architekten von Ruf in Verbindung zetteten und es find von den Letzteren sehr gut inventirte Pläne «or gelegt worden. Das Haus ist für 13—1400 Zuschauer be rechnet, da nach reiflichem Erwägen diese Zuschauerzahl als die richtigste, den Verhältnissen angemessenste befunden wird. Das Htzchtzer ßoll, bei mSßrge« Eintrittspreisen, hauptsächlich dem Schauspiel, der Posse mich der Operette gewidmet sein und die Unternehmer gehe» bei diesem Plane, indem sie die Aufführun gen der kal. Hcchtheater-Regie anvertraut wissen wollen, von der GrM«ee au», haß ein so beschaffenes Kunstinstitut, indem dasselbe der guten Unterhaltung der schaulustigen Einwohner schaft Rechnung trägt, die gute Sitte und die Bildung heben und die Ausartungen des Geschmacks mehr und mehr verdrän gen werden. — Vor seiner Abreise nach Wien wurde am Sonntag Abend dem Herrn Finanzrath Max Maria von Weber eine Ovation dargebracht, die geeignet war, ihm ein herrliches Be wußtsein schöner Pflichterfüllung mit auf die Reise zu geben. Die Lokomotivführer der hiesigen Staatsbahnen hatten sich ver einigt, dem Scheidenden durch ein Fackelständchen ein Zeichen ihrer Liebe und Dankbarkeit zu geben. Nach zehn Uhr Abends nahte sich der stattliche Zug von mehr als hundert Fackeln der in der Papiermühlengaffe gelegenen Wohnung des Herrn von Weber, und zwar unter den Klängen des festlichen Oberon- Marsches. In dein zum Weber'schcn Hause gehörenden Garten angclangt, ergriff einer der Beamten das Wort, dem Scheiden den die Gefühle der Anwesenden in einfachen und wahrhaft herzlichen Worten anszudrücken. Er hob hervor, wie die Liebe und Humanität, welche Herr von Weber den Locoinotivsührvm unaufhörlich bewiesen hat, diesen ihren schweren Dienst vielfach verschönte, und wie diese ihnen bewiesene Humanität Ihnen a,ch den Scheidenden unvergeßlich mach«, ««.de. DK Angeredete, auf's Tiefste ergriffen und erhoben durch diese unter den M" waltenden Umständen um so mehr in's Gewicht fallende Hul digung seiner Beamten, sprach in seinen Dankeöworten es un verhohlen aus, daß kein Fürst ihn so hätte belohnen können, wie es durch dies Zeichen der Anerkennung von Seiten der wacker» Männer geschehen. Die Erinnerung an diese Stunde würde ihm heilig sein und er würde sie während seines ferner» Lebens in seinem -Herzen bewahren. Nachdem von einen, kräf tigen Münncrquartctt mehrere Lieder gesungen waren, ergriff Herr von Weber nochmals das Wort, indem er die Anwesenden aufforderte, ein Hoch ihrem Berufe auszubnngen uud diesem Berufe so treu und redlich zu dienen, wie sie cs bisher gethan. Nach wiederholten donnerudcn Hoch's trat sodann der Zug seinen Rückweg an, wieder unter den Klangen des Oberon- Marsches. Zu der Reise Max v. Weber'S nach Wien war ihm ein Beamter der kaiserl. Ferdinand - Nordbahn hierher gesendet worden, ihm als Begleitung dienend. Das Innere des Wagens war von Freundeshänden reich rmk Blume» und Kränzen geschmückt. — Ein Musitlehrer, der in einer hiesigen geachteten Fa milie Unterricht erthcilte, benutzte das ihm geschenkte Vertrauen dazu, einen goldenen Ring zu stehlen und eine ihm behufs Besorgung einer Reparatur anvertraute Brache zu versetzen. Auf geschehene Anzeige hat die Behörde nähere Bekanntschaft mit dem Herrn Lehrer gen,acht. — Bekanntlich wurde neulich in Zürich ein gewisser Bredig verhaftet, der, aus Schlesien gebürtig, mit seinem Vater, der aber noch in Glogau wohnt, ein uv,fangreiches Mehlgeschäft trieb und namentlich in Sachsen verkehrte. Nachdem er groß artige Betrügereien verübt, sich bedeutende Summen baar ver schafft und, wie man sagt, seinen Vater und Bruder dadurch gänzlich ruinirt, flüchtete er von Löbau nach Amerika, nachdem er sich die allerdings ganz hübsche, junge Tochter eines Dresdner Dienstmanns als Begleiterin mitgenommen. In Amerika mochte es dem Pärchen nicht gefallen haben. Dasselbe kehrte, ein Glück für die Behörde, über den Ocean zurück und lebte in der Schweiz längere Zeit, obgleich schon lange steckbrieflich verfolgt. Bredig, vor sich daselbst als ein reicher Amerikaner gerirtc und in allen Cirkeln auch als Crösus auftrat, war eben im Begriff, einen Platz für den Bau einer Villa zu kaufen, als ihn die Nemesis bei dieser seltenen Frechheit erreichte. Die langen Telegraphen arme, die in Zeit und Raum kein Hindernis; kennen, brachten die Nachricht von dem glücklichen Fange nach Löbau, und so erfolgle auch bald der Transport des Pärchens dahin unter der bekannten Eskorte. Trotzdein, daß selbst ein Kladderadatsch das Porträt des Verbrechers brachte und in alle Welt trug, blieb er- doch so lange unentdeckt. Seine Geliebte wurde indeß nach kurzer Zeit wieder aus der Haft entlassen, während gegen Bredig die Untersuchung fortging. Doch auch er hat sich derselben neuerdings wieder entzogen, indem ihn der Tod vor die höchste Instanz stellte, vor die Gerechtigkeit — Gottes. Soinit ist die Sache für immer erledigt. — Vorgestern Abend drang aus einem in der fünften Etage gelegenen Logis der Hauptstraße dichter Rauch, der auf ein entstehendes Feuer schließen keß. Schnell hinzugeeilte Feuerwehr sprengte die Thüre der verschlossenen Wohnung und dämpfte das Feuer noch rechtzeitig. Dasselbe war dadurch ent standen, daß die Logisinhaberin, eine Wittwe, Fener in die Sommermaschine gemacht und dann ihr Logis verlasse« hatte; wahrend ihrer Abwesenheit war eine glühende Kohle aas dem Feuerheerd heraus und in einen Haufen Hobelspähne gesprun gen, wodurch sich die Letzteren entzündet hatten. — Gestern Früh kam es auf der Struveschmstraße zwi schen einem Aufseher der städtischen Arbeitsanstalt und 3 ihm untergebenen Arbeitern, welche' sich beim Ausräumen einer Aschegrube heimlich Branntwein zu verschaffen gewußt hatten und durch dessen Genuß trunken geworden waren, zu so argen Differenzen, daß schließlich Gensdarincn herbeigeholt werden mußten die einen der Arbeiter, der sich nicht besänftigen lassen wollte, abführten. — Herr F. Seidig, der aus dem „Victoria-Salon" (er fuhr auf dem Seile an demselben Abende, als der Tnrnerkönig Foottit verunglückte), auch hier bekannte Belocipedist aus Pots dam unternahm am 14. in Berlin eine Probefahrt auf dem ca. 300 Fuß langen und 30 Fuß hohen Drahtseile mit seineul Velociped. Er begann seine Fahrt bei momentaner Windstill-, kaum aber hatte er ein Drittet des Weges zurückgelegt, als ei» plötzlicher Windstoß ihn zum Stehen brachte. Das Velocipcd schwankte ca. 3 Minuten, länger vermochte es der Künstll , und sich selbst nicht mehr zu halten, er stürzte herab mit der Vorderseite des Körpers platt auf die Erde und war sofort todt. Der Unglückliche, seiner Profession nach ein Schmied, hinterläßt Frau und 6 lebende Kinder. Das für jede Gafl- vorstellung ausgesetzte Honorar von 50 Thlr. hatte ihn trotz oller -Warnungen zu dem gefährlichen Wagniß veranlaßt. ' I* - einem- Hause der Windmühlenstraße in Leipzig «erwehrt« am 14. d. ein 13jähriger Knabe einem 12jährigen MM>k den Eintritt in das Haus, worüber Letzterer so aufge bracht wurde, daß er mit einem großen Taschenmesser, welches er bei sich führte, auf seinen Gegner losstach und demselben drei Wunden am Kopfe und Halse beibrachte. — Die Baumblüthe hat ihren Culminationspunkt erreicht; denn schon leuchten die Hellen Lilafarben des Hollunders uns auf den Promenaden entgegen. Leider hat der Wind schon ziemlich unsanft in den Zweigen gehaust und beginnt mit seine», vernichtenden Werke. Wer daher noch den schönen Naturgeinn-. in vollen Zügen schlürfen will, der wandere hinaus in's Frei.-, und zwar entfaltet der Schooner Grund noch seine ganze Prachc. Auf de», Wege dahin ivinlt auch noch das Dorf Merbitz imt seiner Blüthenfülle, die sich bis zu der sanften Höhe des (N bauer'schen Gasthauses wunderbar schön hinanfwindet. — Der am 15. Mittag 12 Uhr 40 Min. von Reiche» bach nach Eger abgegangene Postzug hat einen Mann, angeblich einen Packträger, welcher sich in selbstmörderischer Absicht aus das Gleis gelegt hatte, überfahren und demselben den Kopf augenblicklich vom Rumpfe getrennt. — Aus der sächsischen Oberlausitz wird berichtet, daß die Zugvögel, welche schon im verflossenen Jahre in bedeutender Verminderung zurückkehrten, im laufenden Jahre sich noch mehr vermindert haben. Besonders sind es die Singvögel, welche man in geringerer Zahl bemerkt. Von den HauSschwakbcn soll höchstens der vierte Theil sich wieder eingcfunden haben. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 16. Mac Amalie verehel. Reinicke in Nadcbcrg soll wegen Schließen» einer Thüre Julius Robert Kaupischcn daselbst gegen andere Personen einen Lappsack u. s. w. genannt und noch andere Ehrenkränkungen hinzugefügt haben und war deshalb wegen Verleumdung und Beleidigung zu 3 Thlr. Strafe verurthellt worden. Auf den von ihr dagegen erhobenen Einspruch und nach der heutigen Vernehmung eines Jünglings, Namens Her, mann, wurde vom Gerichtshof bei Anwesenheit der Angeklagten dahin entschieden, daß, obgleich sich die Verleumdung nicht be stätige, dennoch die erwiesenen Beleidigungen, deren sie sich gegen Kaupisch schuldig gemacht, schon allein die zuerkannte Strafe rechtfertigten nnd somit der Bescheid bestätigt. — Durch die Schuld Mr Angeklagten in der heutigen zweiten öffentlichen Einspruchsperhandlung, Christiane Luise verehel. Schallow geb. Grpßer hier, wurde die Gerichtssitzung ungewöhnlich dauernd und bewegt. Denn dieselbe besitzt ein so heftiges, feuriges Temperament, daß es nur mit großer Mühe gelang, ihr auf die vorgelegten einfachen Fragen eine eben so einfache Antwort abzugcwinnen, so sehr verfiel sie gleich in einen Redestrom. Frau Schallow, de», Anschein nach erst 24 Jahre alt, Ehefrau eines hiesigen Kutschers, mit den, sie sich erst im Oktober v. J. vcrhcirathet hatte, ,var wegen Dieberei schon 1662 mit, im Gnadenwege von 10 Monaten auf 4 Monat 5 Tage ermäßig ter Arbeitshausstrase und im I. 1665 wieder mit 9 Tagen Gcfängniß bestraft worden; war aber außerdem noch mehrfach bei der Polizei in Untersuchung gewesen und hatte dabei die Mchrede hinterlafsen, daß sie den Gang der betreffenden Unter suchungen durch ihr ungestümes, lügnerisches Benehmen un«» mein erschwert habe. Schon im jugendlichen Alter erlang teste Zutritt und l'nwrndunk, auch als Amme, in dem hiesige«