Volltext Seite (XML)
«r. 127. Fünfzehnter Jahrg. Erscheint- Täglich früh 7 Uhr- Auserale w«rd,n angenommen: bis Abends 6,Sonn- bi« Mittags IL llbr Marienstraßr 13. Lnzeig. in dies. Blatte finden ein« erfolgreich« Verbreitung. Auslage: 1«^»»«» Exemplare. Sonnabend, de« 7. Mai 187». Unterhaltung Mitredacteur: Theodor Drobisch. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Etkpsch öl Rtikhardt. — Verantwortlicher Redacteur: JultUS Ntilhurdt. FSonnement: Bietteljährtich 29 Ngr. bei unentgelblnttcrie. ferung in'« Har« Durch di« König!. Post vierteljäh! l 22' 2 Ngr. Einzelne Nummern I Ngr. Juseratenpretse Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandt" bi« Zeile L Ngr. Dresden, den 7. Mai. — Das k. s. Armeccorps wird Ende August und Anfang September größere Truppenübungen und zwar eine Division bei Dresden, die andere zwischen Chemnitz und Zwickau vor nehmen. — — Dem Vernehmen nach wird der bisherige k. s. Eisen bahndirector Geh. Finanzrach von Weber demnächst in den österreichischen Staatsdienst, und zwar als Vortragender Nach rn das k. k. Handelsministerium eintr.ten. — — Der ordentliche Professor der Geburtshilfe uird Dirce ror der Entbindungsanstalt an der Universität Leipzig, I)r Karl Siegmund Franz Credö, sowie der ordentliche Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik am klini schen Institute der Universität Leipzig, vr. Karl Thiersch, sind zu Geheimen Medicinalräthcn in der dritten Klasse der Hof eangordnung und der Direktor des landwirthschaftlichen Insti tuts an der Universität Leipzig und außerordentliche Professor Or. Adolph Blomcyer zum ordentlichen Professor der Land wirthschast an gedachter Universität ernannt worden. — Im königlichen Forste, der sogen. Massanei bei Slot pen, ist am 1. d. M., Mittags in der l2. Stunde, ein Wald drand entstanden, welcher auf einer Ausdehnung von IO Acker den 15 bis 20jährigen Holzbestand vernichtet und einen Scha den von ca. 400 Thlr. verursacht hat. — Die hier wohlbekannten Aquarellslizzen unseres Lands mannS Herbert König, darunter „Studien aus dem Lazareth", sind gegenwärtig in Stuttgart ausgestellt. Wir freuen uns, im Interesse ihres genialen Schöpfers mittheilen zu können, daß ein g oßer Theil derselben von der würtembergischcn Königüfamilie angckauft worden ist, die damit dem Kaiser von Nußland ein Geschenk machen will. — Vorgestern hat man in einem Busche beim Hesler den Leichnam des seit vier Wochen verschwundenen Ober-Pionniers Hering aus Königstein ausgefunden. Hering hatte sich mit sei nem Dienstgeivehr erschossen. — Vom Sekretariat der hiesigen Handelskammer wird uns zu dem letzten Briefe unseres Berliner Korrespondenten mitgetheilt, daß erst wenige Tage vor Eröffnung des Zoll- Parlaments die Tarifvorlage vom Zollbundcsrath festgestellt ward und es sehr beschleunigter Arbeiten bedurfte, das Gutachten der Handelskammer über den Zolltarif überhaupt noch zu ermög lichen. Ebenso wenig könne der Dresdner Handelskammer der Vorwurf eines unvorbereiteten Schritts gemacht werden, da dieselbe die gleichen Tendenzen bereits seit den Jahren 1865 und 186-1 unausgesetzt verfolgt habe, wie die Erfahrung femer lehren werde, daß nach gegenwärtiger Sachlage nur auf dein von hier aus vorgeschlagenen Wege eine leidliche Tarifreform zu beschaffen sein werde. — Man erzählt sich vielfach in der Stadt folgende Anek dote : Bekanntlich weilte vor Kurzem der Herzog von Meiningen in Dresden und benutzte die wenige Zeit seiner Anwesenheit hicrselbst unter Anderem auch zu einigen Spaziergängen durch die Residenz. Zufällig in eine Kunstsammlung eingctrcten, wollte Seine Hoheit das übliche Entree bezahlen. Der Kassen beamte kannte den Herzog nicht umsomehr, als Letzterer in Civil und ohne alle Begleitung war. Als es zur Bezahlung kam, gab der Fürst eine Meininger Einthaler Kassenanweisung hin, die sich der Beamte besah und mit den Worten zurückgab: „Das thut mir leid, den kann ich nicht nehmen, das ist ein wilder." Durch Hinzulommcn des Adjutanten wurde später das Hinderniß beseitigt. — Ein Abonnent schickt uns Folgendes zur Veröffent lichung: „An meinem Vorsaale schellte die Glocke; ich stand innen neben der Thüre und öffnete. Draußen befand sich ein Mann in ärmlichem Anzuge und hielt mir mit demuthsvoller Geberde, ein großes, von außen ziemlich schmierig aussehcndes Buch entgegen, im salbungsvollsten Tone sprechend: „Sie be theiligen sich gewiß auch mit einem Beitrag zur Bekehrung der armen Heiden in den fremden Wcltthcilen!" — „Nein, mein Herr," erwiederte ich schnell, „das werde ich nicht thun!" — Die demuthsvolle Mene des Bittenden verschwand plötzlich und machte einem stechenden Blicke seiner Augen Platz. Ich schloß die Thüre, konnte mich aber nicht enthalten, selbe noch mals sofort zu öffnen und dem „frommen Sammler", der nock immer finster schauend auf demselben Platze stand, zu sagen: „Wir haben hier in: Lande, in der eigenen Stadt genug Arme und Bedürftige, leider auch wohl sittlich Verkommene, die zu nächst der Unterstützung und unserer thätigsten Hülfe bedürfen, solche auch wohl wcrth sind; Helsen Sie da! die Bekehrung der Heiden scheint weniger dringend geboten!" — „Das werden wir aber nicht thun!" war die trockene Antwort dieses, nur für das Seelenheil der Wilden bedachten christlichen Bruders, indem er sich rasch entfernte. Ist solche Bettelei gesetzlich er laubt- --- —n — . — Herr Direktor NeSmüller wird im ziveiten Theater M Heine Footitt (Schülerin des Balletmeister Viti) einige Mal auftreten lassen, um derselben Gelegenheit zu geben, ihrem im Victoria-Salon verunglückten Bruder einige Unterstützung zu kommen zu lassen. Das erste Auftreten ist heute Sonnabend. — Gewerbeverein. In aller Kürze berichten wir über die soeben am Schluß des Blattes beendete Feierlichkeit bei Hebung des Gewerbehaussaalbaues. Der Eingang zum Hause ist geschmückt mit Fahnen und Nadelbäumen, zwischen denen ein großes Transparent: „Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis. Ehrt dm König seine Würde, Ehret uns der Hände Fleiß" angebracht ist. Der Saal ist ge ziert mit einer riesigen Saxonia und zwei Bildern, Kunst und Industrie vorstellend und mit den Ueberschriften: „Wissen ist Macht" und „Einigkeit macht stark" versehen, sowie mit grünem Pslanzenwerk und vielen Fahnen, unter denen die Prnchtfohne des Gewcrbevereins hervorglänzt. Tie Dccoration hat Maler Hans ausgcführt. Musikdirektor Trenkler hat sein ganzes Chor versammelt. Mächtig rauscht der Choral: „Nun danket alle Gott" durch den noch unausgcbauten, aber schon jetzt schön akustisch wirkenden Raum. Ein Zimmerpolier spricht in gebundener Rede seine Segenswünsche für den Bau aus und schließt mit einem Hoch auf den Gewerbestand und auf den Vorstand des Gewerbevereins. Der Vorstand der Baudeputation Schütze gedenkt in einer längeren, tiefgefühlten Rede des sichtlichen Segens, der dem erst vor sieben Monaten begonnenen Bau beschccrt worden ist, der Anerkennung, der demselben und somit dem Architekt Schreiber von der hier tagenden Ingenieur-Versammlung zu Theil geworden ist, der uneigennützigen Thütigkeit der Bau meister Kickelhain, Storz und Kaiser, die nicht an dem Vereine verdienen, sondern sich um denselben verdient machen wollen, unddes aufopfernden Wirkens vieler Vereinsmitglieder, besonders des Kauf mann Flach 8"d schoßt IM* l-errffch"' 9tt»''sch--- f'»- dz-.Fuk..-ft- des Hauses. Der Gesang eines vom Photographen Krone gedichteten Liedes beschließt die eigentliche Feier, nach welcher jedoch die Vereinsmitglieder noch bei dem Klange der Harmonien, welche das Trenklersche Chor in ausgezeichneter Weise bietet, versam melt bleiben. Hauptagent Rudowsky hat einen Spaß besorgt. Ein Fleischer in Lebensgröße, vom Kartonagenfabrikant Rüdi ger prächtig ausgeführt, rückt hervor. Sein Kops erhebt sich und mit ihm steigt aus dem Körper eine riesige Servelatwurst, Geschenk des Fleischermeisters Possclt. Eine Versteigerung be ginnt. Die Wurst wird mit 15 Thlr., der nun leere Mann mit 10 Thlr. erstanden. Für den Erlös soll dem Saale eine Uhr gekauft werden. Wir schließen hier und behalten uns "Nachträge vor, indem wir gleichzeitig dem rüstigen Verein zu seinem Werke von Herzen alles Glück wünschen. — In Folge unserer Notiz ist der Aufenthaltsort des vermißten Hutmachcrgchülfen I. aus Kamen; bekannt geworden, auch sein Stillschweigen aus geeigneten Gründen entschuldigt und gerechtfertigt worden. — Vorgestern Nachmittag versuchte aus einem Fleischer- gehofte in der Wcißcritzstraße ein vierfüßiger, respektabler Borstenträgcr, der wohl eine dunkle Ahnung von dem ibm bevorstehenden Geschick haben mochte, sein Heil in der Flucht. Verfolgt von einer großen Menschenmenge, eilte das grunzende Rüsselvieh im tollen Laufe nach der Wcißeritz und stürzte sich in dieselbejhinein. Aber auch dieses kühne mortulo rettete das Schwein nicht, denn cs wurde, wenn auch mit vieler Mühe, den Wellen entrissen und unter sicherer Esiorte wieder nach seinem Bestimmungsorte zurückgebracht. — Wiederum haben wir eine Dieberei zu verzeichnen, die gegen ein Schulkind verübt worden ist, und darin bestanden hat, daß eine Unbekannte sich unter nichtigen Vorgebcn in den Besitz eines Hutes gesetzt hat, den das Mädchen beauftragt war, auszutragen und irgendwo abzugeben. Der Vorfall soll sich, wie uns gesagt wurde, auf der Zicgelgasse ereignet haben. Er mahnt aus's Neue dazu, allen Kindern dringend einzuschär fen, sich unterwegs nicht mit Unbekannten in Gespräche einzu lassen. — — „Ich weiß zwar viel, doch möcht' ich mehr noch wissen" — so konnte nämlich ein Dresdner Dienstmann mit Göthe sagen, der von einem Ehepaar „aus dem platten Lande" dazu engagirt war, ihnen die hauptsächlichsten Schenswürdig ketten der Residenz zu zeigen und es am Gängelbande herum zuführcn. So waren sie auch in die Bildergalerie gekommen, wo allerdings mit dem Ucberschreiten der Schwelle der grün weiße Cicerone selbstverständlich anderen intellectuellen Kräften die Erklärung der Bilder, d. h. dem Kataloge überlassen mußte, da ein Dienstmann nicht immer so gebildet sein kann, daß er sich mit den Meistern der schöpferischen Pinsel in nähere Be kanntschast gesetzt hätte. Tie Dörfler aber verlangten Letzteres indcß doch. Gefragt, was dies für ein Bild da sei, gab der Dienstmann zur Antwort: „Weiß ich nicht!" So ging das fort, bis endlich die männliche Ehehälfte in Extase gericth und ärgerlich erklärte: „Ach, Sie iviffen auch gar nichts! Warum Hab' ich Sie denn mitgenommen?" — Die guten Provinzialen verlangten auch allerdings zuviel. — Kühnhaide bei Marienberg. Frühling, Lenz, Wonne monat! Diese Worte haben hier gar keinen Klang; Venn bei uns giebt es nur zwei Jahreszeiten: einen grünen Winter und einen weißen Winter. Gestern den 4. Mai fing der weiße Winter von Neuem an, es sielen nicht, wie in Meißen, einige Schneeflocken, es schneite wie um Weihnachten, die Ackersleutc eilten heimwärts, die Säeleute desgleichen und heute schneit cs stark und vor mir liegt die wunderschönste Winterlandschaft, die Peitsche knallt, der Schlitten saust und man kann singen: Es heult der Wind so fürchterlich um meine Fenster her, heul hat der Pompanz sicherlich da draußen sein Verkehr. Den 16. Oktober fielen die ersten Schneeflocken und lagen bald 1 Elle hoch und so ist es fortgegangen bis heute, wo es fortschneit und der ganze Himmel voller Schnee hängt. Da muß Einem auch die stärkste norddeutsche Geduld ausgchen. Wo von leben wir hier? Frühmorgens Kaffee, Mittags Kaffee, Abends Kaffee, höchstens einmal ein Pfund durch sein hohes Alter ehr würdiges Kuhfleisch, und Schnee vom 16. Oktober bis weit in den Mai, den Wonnemonat hinein. Ihr Palaisgarten, jetzt schon längst von Kindermädchen und norddeutschen Helden be sucht, steht in herrlichster Blüthe, Calculators gehn in die Boombluth, mein Apfelbaum, der einzige im Ort, hat zwar noch keine Blätter, aber im Juni wird er blühen. O wie freue ich mich auf diese Boombluth! Seine Früchte reifen nimmer! Wenn doch das Zollparlament hier tagte, es würde uns unser einziges Labsal, das Kaffeechen, den himmlischen Trank, durch Zollerhöhung nicht noch mehr verdünnen. Doch, Herr Redacteur, glauben <Ne nicht, daß wir unzufrieden, unglück lich sind. Wir sind mit einzelnen Sonnenblicken zufrieden, unser höchstes Glück ist, Sachsen zu sein. Die innigste Liebe und Verehrung gegen unfern guten ehrwürdigen Landesvater wohnt ü» jed« Bvnft, hier konnte er ruhig sein Haupt in eines jeden Schoos legen. Dankbar schlagen unsre Herzen unsrer weisen, wohlwollenden Staatsregierung entgegen und wir freuen uns, daß wir einstimmig in den Landtag und Reichstag, mitgewahlt haben einen Mann von ächtcm Schrot und Korn, einen ächten Sachsen, durchdrungen von Liebe zu König und Vaterland, dem großen schönen deutschen wie dem engeren. Denn auch wir wollen ein großes einiges Deutschland, das einer Welt Gesetze schreibt, aber wir wollen Sachsen sein und bleiben! — Aus Söbrigen bei Pillnitz wird uns eine sonderbare Geschichte von einem 20jährigcn Mädchen berichtet, deren In halt wir dem Leser zur eigenen Beurthcilung überlassen. Das Mädchen, die im genannten Orte als Magd diente, soll ihren Tod schon ein ganzes Jahr vorhcrgesagt und prophezciht haben, daß sie zu Osten: 1870 sterben werde, ja sie nannte mitunter ganz bestimmte Tage, an denen sie das Diesseits mit den» Jenseits vertauschen sollte, oder wollte, nicht bloS ihrer Mittcr, sondern auch aitdern Personen gegenüber. Darüber soll sie ganz im Klaren gewesen sein, daß sie das 20. Jahr nicht über leben würde. Das Resultat der ganzen Geschichte war übrigens das, daß das Mädchen schon erkrankt, nach ihrem im Marz stattgehablen 20. Geburtstage wirklich starb. Wie gesagt, wir geben die Episode so wieder, wie sie uns berichtet wurde. — In Marienberg hat sich am Montag der im 21 Le bensjahre stehende Secondeleutnant Wolf von Wolfersdorfs durch unvorsichtige Behandlung eines Revolvers erschossen. — An einem Hause in Plauen i. V. unter dein Dach simse, befinden sich mehrere Schwalbennester. Eines denelben war schon mehrere Tage hindurch der Gegenstand lebhaften Bcsitzstrcites. Als nun einer der Sperlinge die onnectirte Wohnung verlassen wollte, sing er sich in einem Büschel langer Haare, die der rechtmäßige Eigenthümer zu Neste getragen, sv unglücklich, daß er, als man ihn endlich nach einer halben Stunde aus seiner Hangenden, schwebenden Pein erlöst batte, als Leiche ausgehoben wurde. Seine Kameraden, die bei den, Besitzstreitc lebhaft mitgeschrieen hatten, versuchten nicht ihm zu Helsen, sondern flogen und saßen anscheinend theilnahmloS uni den unglücklich Zappelnden herum. — Hauptgewinne 5. Klasse 17 königl. säclff. Lcmdcs- Loltcrie; Ziciumg am 6. Mai: »<»<»<» Ztilr. Sir. 20120. »<»<»«> ZlUr. Nr. 28881 61121. I«»<k1» Ililr. Nr. 1609 1842 1044t» 11001 11824 IkM69 26410 29201 296.',1 01410 01198 0,91.1 02141 00112 41410 41642 41194 14491 11199 19106 61066 6I08I 61996 61608 14299 19946 80962 8I46I 80100 81416 89991 '.»0901 91020 90188 94890. t«x» Thlr. Nr. 0440 8960 I19I1 19441 19186 20090 22241 24220 21001 29211 00001 06942 0696t» 01008 :z8442 4t»869 481,8 11108 19149 11214 82211 80106 81068 94111. SO» Fhlr. Sir. 1626 88t»8 10889 II194 11086 19691 21614 28t»89 29018 2961'.» 02180 06011 06491 40602 41669 4686t» 10090 124:11 10181 61691 66I2I <»8810 10180 11106 11011 84164 81121 94041. IO» Thlr. Nr. 426 2118 0921 0494 1460 1911 8111 8492 1t»48<. ,0120 11041 12981 12882 14918 14801 16104 18411 18116 19885 20914 21001 21021 24100 24402 24100 21826 21114 21461 2t»826 28801 29212 00117 00800 01166 01006 018t>0 01l»80 02641 00622 01748 0614« 088,0 08921 09684 41911 41184 42620 41090 46840 4»t»?