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«r. 108. Küvfzehnter Jahrg. «Mag de» 18. April 187«. >H »ft dctist «o- itt. ik wird effr» Mo» Vit >P!.. »KV »te er. Kla e. i» e2, n ed? eatar« Kauk- Lbaler :U»ed- u»ter r:Mo« Kio^e, «d. zu eppen. » r»v ü Tblr. Vtaae. V k«al) mrister retrem Staut 8vl" n lo'v.t -ldt, . Ars«««: «A4 tt« 7 an- Wld«, «««»»««»1 «,U»<N»»« »v«^ «B — «Ma»» 1» lMartrnstr«»« 1k ^ «.tt, Wp»^« «f»lp^4« ^ D«r»ntt»»g. »4>—» «.»»« «roplLff». MllhMM M GtschWveüchL- «ttrsdacts«; Lheod« Drsttsch. AIsM«««8; Stat«lt«rN4««K. üal ftnwg V» H«0 Durch dt« <S«tgl PH dkrteljährl-»/-««- Rrzüiu «um»«! 1 «gr vvseratmpreijlS: AK d« «<mm ML Mspalt««, ZtttüL 1 «p. »«« ^«-««s«Mi dts AM 8 «M, DrnL «4 Vßenth«« d« H««»»g»ber: Lirpfch ^ Neilharöt. — vrrsntwertticher Ntzpert«»; Vll?»» RkichmA- er den». Dresden, den 16. April. — In Wiener Zeitungen lesen wir, daß Professor Hähne! in Dresden für die von ihm zu fertigenden Flügel rosse, welche das Wiener Opernhaus zieren sollen, die Summe von 70,000 Gulden bekommt. Als AblieferungSzeit habe sich der Künstler die Frist von 10 Jahren ausbedungen. — Wie wir hören, wird Fräulein Clara Ziegler vom Münchener Hoftheater an hiesiger Hofkühne einen Gastrollen- EpcluS beginnen in der Dauer vom 1. bis 30. Juli. In Hamburg, wo sie ihre Gastrollen jetzt mit „Medea" ange fangen, erregte sie denselben Enthusiasmus wie im vorigen Jahr zu Dresden. — Prinz Friedrich Carl von Preußen hat sich vor eini gen Tagen, wie der „Börs.-Kur." mittheilt, eine nicht unge fährliche Verletzung zugezogen. In der Nähe seines bei Zehlendorf belegenen Jagdschlosses wurde Holz gefällt und der Prinz, der selbst kräftig mit Hand anlegte, zog, um einen be reits gefällten Baum vollends vom Stumpfe zu trennen, sein Jagdmesser; dasselbe fuhr aber beim Gebra>rche ab und ver wundete ihn an der Kniescheibe. Die sofort herbeigeholien Aerzte haben Alles angewandt, um schädliche Folgen zu ver hindern. — Eine Osterfreude, oder vielmehr einen grünen Maien baum würden Musikfreunde in das Leben eines höchst talent vollen Kindes pflanzen, wenn solche das Concert durch Ab nahme von BilletS unterstützen wollten, welches nächste Mitt woch im Hotel de Soxr zum Besten der zehnjährigen Paula Swab gegeben wird. Der Ertrag ist zum Ankauf eines In strumentes stk die jange, mittellose Pia-üfiin bestimmt. Unter den mitwirkcnben Künstlern befindet sich auch Herr Hofopern sänger Bähr. Also ein Instrument zur Fortbildung eines Kinder; sein höchster Wunsch, der Inbegriff clle« seiner gol- denen Träume, an dessen Besitz sich eine Zukunft lehnt, die ihm vielleicht einmal segensreiche Früchte bringt — Wenn wir heute nochmals der diesjährigen Pflanzen und Blumen-Ausstellung auf der Brühlschen Terrasse gedenke», so geschieht dies einettheils um noch mehrere nachträgliche Ein sendungen zu erwähnen, wie eine Veltheimia und einen blühen den Orangenbaum vom Herrn Kaufmann Joseph Miyrr und die äußerlich unscheinbaren, aber gewiß sehr praktischen geölten Papierglocken von B. Thalmster auL Erfurt, anderntheilö um auf das äußerst geschmackvolle landschaftliche Arrangement des Ganzen, in Idee und Autführung ein Werk des koirigl. Gar- tendirector Krause, nochmals aufmerksam zu machen. Beim Eintritt in den Saal sehen wir eine Hügellandschaft vor uns, mit dem reichen Flor von Rosen, Azalenen, Hyacinthen, Ka melien, Rhododendrons, Cinnerarien, Pelargonien überdeckt, die in der Mitte durch eine großartige FelSparthir unterbrochen wird, und am Ende zu einer sanften Anhöhe sich erhebt. An der Rückseite des Saale« bilden die aufgestellten Lorbeerbäume den Uebergang zu einer regelmäßigen Allee, während an den Fenstern die verschiedenartigsten gelungenen Erzeugnisse der Dresdner Blumenbinderei neben den gefälligen Erfurter Fa brikaten aus getrockneten Blumen zur Ansicht einladen. Ein Fenster ist zu einer I nnen WarmhauSabtheilung umgewandelt und enthält ebenso werthoolle als interessante Neuheiten. Doch Blumen welken und schwinden schnell dahin, besonder» wenn sie in ungewohnten Räumen find, daher hat auch diese Aus- stellung keine längere Dauer, sondern wird bereits morgen, Dienstag Abend geschlossen. — Heute eonceuirt Herr EtabSttompeter Böhme mit de, Feld.Artillerie-Trompeter-Capelle im romantischen Thale des Planerischen Grund?» im Felsenkelle», und wird, einer <Än- ladung nach Leipzig zufolge, morgen zum dritten Feiertag schon in Leilnig, den 20. auf der schön gelegenen GatterSburg in Grimma, dann in Döbeln, Hainchen, Frankrnberg, Erlau, Lausigk, Borna und Leipzig re. Concerte geben. — Die letzte Woche ist, wie wir hören, für die Aus stellung de» PrSuscher'schen anatomischen Museums im Se- «andhause hereingeb» ochen, und doch hat r» der Besitze» nicht unterlassen können, de« Publikum noch zwei neue, höchst interessante Figuren in Lebensgröße vorzusühren, die soeben die Werkstätten deS Misters verlassen haben. Es ist die» eine büßende Magdalena und eine Asrikanerin im Braut- schmuck, die beide an Schönheit und Liebreiz de, Formen da» Vollkommenste repräsentiren. Da» vekacht n dieser beiden Präparate wird Jeden zu, Bewunderung Hinreißen Wie sehr sich übrigens der Besitzer de» Museums, Herr Präusche», für unser Dresden, wo er schon oft sein Etablissement er öffnet, inürresfnt, beweist der Umstand, daß er zur Zeit der Katastrophe in den Kohlenwerken de» Plauenschen Grunde» an unsere Expedition eine namhafte Summe au» Charlelroi» in Frankreich» für die Hinterbliebenen der Verunglückten sandte. — Die alten Sitten sterben nicht, namentlich auch nicht -i« deck Wasserhclrn» in „aTr, «ttlle" in der heiligen Lster nacht. Es herrscht bekanntlich der alte Aberglaube nicht bloS hier, sondern namentlich in dm norddeutschen Regionen, daß das in de, Osternacht geschöpfte Wasser nicht faule. So faul dieser Aberglaube ist, so interessant sind aber die Lernen, die sich bei diesem Wasserhvlrn entwickeln; denn auch noch manche andere Gebräuche und Situationen schließen sich daran, die der stille Beobachter sprechen darf er selbst auch nichts mit Inter esse wahrnimmt. Auch in dieser Osternacht schlichen die stillen und schlanken Gestalten weiblichen S-xuS durch das Georgen thor der ruhig dahin schwellenden Elbe zu, obgleich eS doch schien, daß sie selbst an ihr zauberhaftes Vorhaben nicht glaub ten, weil sie mitunter durch Necken der ihnen Begegnenden sich für ihr Schweigen zu entschädigen suchten. — Der Ostermorgen wurde übrigens nicht bloS kirchlich durch Läuten der Glocken feierlich begrüßt, auch die ehernen Schlünde der Kanonen H sprachen ihr Allelujah durch die Feme und die Neveille der - Militärmusik leitete die Feiertage durch ihre ernsten und hei- ; Irren Melodiken in gewohnter Weise ein. Der Himmel selbst i machte gerade kein sehr freundliches Gesicht dazu. — Die herannahende Nosenzett hat die Aufmerksamkeit H der Diebe auf ein neues Feld für ihre Tätigkeit gelenkt. So ? lange die Rosenstöcke noch nicht getrieben haben und sich zum s Verpflanzen eignen, werden die herrschaftlichen Gärten häufig i! geplündert und sollten die Besitzer während dieser Zeit die ! größte Aufmerksamkeit aus dieselben verwenden. — I« Schmidr'schen Gasthofe zu Niederzaiönitz über- ^ reichte vor Kurzem der Vorsitzende des dasigcn Thicrschutz- Vereins, Herr RittergutSpachier Ludwig, die zom Dresdner il Thicrschutzverein bewilligte Summe von 10 Thalern dem ^ Großknecht Thierfelder dafür, deß er durch ununterbrochenen : Dienst von 16 Jahren bei eine: und derselben Herrschaft die j ihm anoer trauten Thiere in der humansten und sorglichsten ! Welse behandelte. Dem Geldgeschenk ging nebenbei ein Be- ; lobigungSschreiben, was Beide» nach eine, herzlichen Ansprache dem wackeren Dienfiboim übergeben wurde. — Den „Eh. Nach,." schreibt man aus Hohenstein vom 14. April: „Vorgestern f'üh fand man einen fünfzehnjährigen Schuhmacherlehrling von h'er, welcher unweit de» hiesigen Bahnhofs durch Hängen an eine Telegraphenstangs seinem jugendlichen Leben ein Ende gemacht hatte. Er war als Waise im hiesigen Waisenhause erzogen. Man sagt, die Furcht vor Strafe wegen eines kleinen begangenen häuslichen Ver gehen» soll die Ursache gewesen sein." — Ter des mehrfachen Giftmordes bezüchtigte Casetier A. Ktreitz in Berlin, Pächter de» „Colosseum", ist am Don nerstag Nachmittags aus der Untersuchungshaft ohne Caution entlassen worden. Wie e» den Anschein gewinnt, hat der Anklagesenat des Kammergerichts die gegen ihn sprechenden Jndicien nicht für ausreichend erachtet, um darauf eine An klage zu begründen. — Aus Görlitz berichtet die „Nied. Ztg." unkrm 13. April: ,Heut gegen Abend gab rö vor der Hauptwache zu Görlitz einen kleinen Auflauf. Der wachthabende Unteroffizier ließ dm Posten, der nicht genug „Nrraus" gerufen, zu seiner Urbung vor dm Gewehrstützen auf und ad promeniren und auf Kommando „RrrauS" rufm. Selbstverständlich fand sich bald ein zahlreiches Publikum ein, daß diesem sel'.samm, ziem lich lange dauernden Exercitiu« seine Aufmerksamkeit widmete. Ein unter der Menge b.findlichcr Bürger soll sich hierbei miß liebig über den Unteroffizier ausgedrückt haben, was diesen be stimmte, die Wache antreten und den Raisonneur arretirm zu lassen." — Mainz, 13. April. Gestern wurde der Schauspieler Waldmann, der eine satyrische Broschüre über da» Konzil ge schrieben, auf Requisition der Staatsanwaltschaft verhaftet. Der Theaterdirettor erlangte gegen eine Kaution von 500 fl. die Freilassung des Verhafteten, den er in der für dm Abend angekündigten Vorstellung nicht entbehren konnte. — Leipzig zur See, und zwar derartig, weil es jetzt auch einm Ocean-Dampfer gibt, welcher dm Ramm „Leipzig" führt. Derselbe geht am 20. April von Baltimore nach Bre men ab Kleine Wochenschau. Mit gerechter Befriedigung haben alle Leser diese» Blatte-, die sich noch Sinn und Achtung für eine heilige Handlung bewahrt, den Aufsatz gelesen, in welchem der geehrte Herr Verfasser sein: Entrüstung über den LuxuS aussprach, welchen unverständige Mütter mit denjenigen Töchtern treiben, die zum ersten Male a« Tische des Herrn erscheinen. Biebt e» im Lebm, namentlich für da» weibliche Geschlecht, da» weit mehr auf da» Gemüth angewiesm ist, als da» männliche, wohl eine weihevollere Handlung, als da» erste Abendmahl? Wochen lang hiebt sich der Geistliche Mühe, das Herz der Konfirmandin für die Wichtigkeit und Heiligkett der Handlung empfänglich zu machen und vorzuberetten, und erscheint der Tag der Weihe selbst, verirren sich von Eitelkeit angefressme Mütter so weit, verkennen sie auf so unverantwortliche Weih drn Zweck und die Würde dieser kirchlichen Feier, daß sie ihre Märchen wie Ballpuppm herauSputzrn und in ihrer Beschränktheit nicht be greifen, wie sie unwillkürlich ihre eigme thörigts, ja, wenn die Sache nicht zu ernst wäre, wahrhaft lächerliche Eitelkeit auf da» junge Geschlecht übertragen. Sie bedenken in ihrer Hos- fahrt nicht, daß die Aufmerksamkeit, daß das unschuldige Kin de Sherz, welches in der geweihten Stunde allein seinem Gott und seinem Heiland zugewmdet sein sollte, unwillkürlich durch solch' irdischen Firlefanz gestört und abgewmdet wird. Za, selbst der sehr niedrigen Leidenschaft, dem Neide, wird Vor schub geleistet, weil manche Konfirmandin die Toilette und dm Blumenstrauß der Nachbarin im Geheim beneidet. Pfui! und abermals pfui! ob solcher Versündigung an der unschuldoollm Kinderwelt. Aber unwillkürlich drängt sich hier die Frage auf: Sind keine Männer und Väter da, solch' baalhaftem Gebühren des vom Eitelkeittteufel besessenen Weibes entschieden entgegen zu treten und Einhalt zu gebieten? Wenn die Jungfrau zum Balle geht oder zu sonstiger heiterer Festlich keit, mag sie sich heraus staffiren je nach ihre« beliebigen Ge schmack oder llngeschmack; aber den im Menschenleben und namentlich für das noch kindliche Gemüth so weihevollen kirch lichen Act durch unsinnigen, eiteln HerauSputz zu entwürdigen, ist ein Vergehen der Mutter gegen ihr Kind, dessen Tragwette sie bei ihrem jedenfalls sehr beschränkten Verstände gar nicht zu ermessen vermag. Hier ist e» Sache des Vater», sein ent schiedenes Veto einzulrgen, falls ihm nicht selber Das, wa» der vernünftige Mensch religiöse Weihe nennt, abhanden ge kommen ist. Freilich, wer in seiner irdischen Weisheit eine solche geistige Höhestufe erreicht hat, daß er lächelnd und be mitleidend auf DaS herabschauen kann, was Millionen (und darunter die erleuchtetsten Geister der Menschheit) noch für etwas Heilige» hatten, mit diesem hohen Jlluminaten wollen wir nicht rechten, aber er ist doch auch Vater und at» solcher sollte er bedenken, daß sein Kind diesen geistigen Höhepunkt noch nicht erreicht hat, sondern ein Wesen ist, „das noch an da» Hcckige glaubt." In einer hiesigen Kirche sind am letzten Gründonners tage bornirte und blusirte Mütter dermaßen vom EitelkeitS- ttufel besessen gewesen, daß sie mit ihrer schmerzgebornen Nach kommenschaft wie mit Hofdamen in Schleppkleidern am Tische des Herrn erschienen sind. Da hört allerdings Unterschied liche» auf, Gott bessre es. Einer unsrer hoch würdigen Herren Seelsorger fand sich den erschienenen jungen toilettenauSstaf- firten Confikmaiionsdamen gegenüber zu der Bitte veranlaßt, wenigstens die die Aufmerksamkeit erweckenden und Neid er regenden prachtvollen BlumenbouqartS einstweilen bei Seite zu legen, wofür der würdige Geistliche sich des Danke« aller verständigen Männer nnd Fraum versichert hatten kann. Junge Mädchen sollen sich allerdings mit Blumen schmücken, denn Blumen und Jugend paffen gar schön für einander und die Blumen sind eine schöne Gabe Gottes, aber diese Gabe GotteS soll nicht als Luxus gemißbraucht und zu einer Quelle der Eitelkeit werden an heiliger Stätte. Der königl. preußische Herr CuttuSmimster, wenn er so fort „orthodcxe" und dem klauen protestantischen Bewußtsein auf eine Art entgegentritt, wie eL ihm auf dem preußischen Landtage auf eine Art zu Gemüch geführt worden 'st, wie sie dem kleinen Wochenschauer nicht zukommt, wird eü mit der Zeit dahin bringen, daß binnen fünf Jahren da» gesammt« protestantisch-preußische Volk aus der LandeS-Kirche ausscheidet, und unter sich freie Gemeinden bildet. Der Anfang ist bereits in mehreren Gegenden gemacht worden. Dann wird es wie in Amerika, wo zwanzig unterschiedliche kirchliche Parteien, so bald sie nur den Gesetzen des Lande- unterthan sind, friedlich als gute Nachbarn, wie cs auch vernünftigen Menschen zu-> kommt, neben einander leben, Jeder seinen Gott auf die Weise verehrend, wie er glaubt, daß er dem höchsten Wesen am angenehmsten. Wenn es aber der preußische Herr Cultuöminister dahin bringt, dos; Preußenland freigemeindlich wird, denn da» >uS- treten aus der Landeskirche ist neuerding» gesetzlich Jedermann gestattet, wa» soll dann iauS den preußischen Bischöfen, Ge- neralsuperintenden, Superintenden, den Pastoribu» Knak und Konsorten, ja wa» soll alsdann au» dem Herrn Kultus minister selber werden, wenn er keine Schäslein «eh» hat, die er kultuSministern und otthodoxkirchlich cuttiviren kann? Dann wird» wieder wie in Nordamerika, wo sich der erstaunte Eu ropäer in der Ministerliste vergeblich nach einem CultuS; minister rrmschaut. Wie sich aber doch in der Wettgeschichte da» alt« Sprich wort: „Ein Keil treibt drn anderen" immer von Neuem be- wahrhettrt. Der Trier'i'che Rock gab die Veranlassung der Bildung der deutschkatholischen Gemeinden; da» römisch« Concil treibt durch seinen ultramontanm Blödsinn die auf geklärten wissenschaftlichen Katholiken «tt Geweckt in'» evan gelische Lager, wie wir dieser Tage in Leipzig erlebten, nnd der hnperorthodoxe preußische CaltwSminister erzeugt ^reie