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«r: 82. Miufzchnter Zahrg.' - i Mittwoch de, 23. «Sri 187k -Ä -d '' «IrscheiM: SVch fr« 7 l». Svseral« s«d« i »t,WH»»d»v «»» »O» dt, «ttta«« »» «r,: Mmrtenflrnß« 1». Aq«r, t» dies D»d«»»t»»«f»l>««ich« »«rbr^w»H. »fl«" L»,o«v »rMklor». TagebM M UsLerhawU mL GeschästsvakehL «itredacto«: »heokor -rodisch. ALoMtAE ^«NtltLhrltch «Kn- S«i muLtgeldttche^V. ftnrug tv'a H««- Murch bi« KSotßl N -irrlilfährt . Hi»,«tu« Km»« .. 1 R»r 8ri,eratrvprMZ Jür d«s Raöy» ztzrr^ »«Ipaltc»«» Z«it2! 1 Ngr. ü»t«r „Lillgr'eE. dt« 8«il« s vrnck und Tigenchn« da HernuSgröer: ikiepfch ör Neichardt. — venmtwaüi-a Redataa! Il!i»s RriHssrA« Unsere auswärtige» Abonnenten ersuchen wir um möglichst baldige Aufgabe ihrer Be stellung deS zweiten Quartals bet der Vost. damit eine Nuterbrechung der Zusendung deS Blatte« ver- Miebrn wird. Die Expedition der Dresdner Nachrichten. Dresden, den 22. März. — Der Kmtor Friedrich Traugott Keller in Kktzschen- äroba hat die goidene Verdienst-Medaille und der HandlungS- Procurist Bernhard Rein in Paris den spanischen Orden Karls I». erhalten. — Zu Ehren des gestrigen Geburtstages Sr. M'.jestät des König» von Preußen, des Oberfeldherrn des Norddeutschen Bundes, war für sämmtnche Garnisonen des Königreichs Sachs.i, Anlegung des vollständigen Paradeanzuges für die Wachmannschaften, sowie für sämmrliche Militrirpersonen beim Lusgchm Waffenrock und Helm beziehentlich Czalo oder Czapka ungeordnet. I). — Es ist eine schöne Sitie der Neuzeit, daß die Völker sich in die Augen schauen und sprechen: Laßt gemein sam uns unserer großen Gedanken freuen, laßt uns nicht nur Völker, sondern auch Menschen sein und Feste der Menschheit feiern. So entstand vor zehn Jahren die Schiller- und im vorigen Jahre d e Humboldtfrier und nach Hunderten sind woht die Reden und Vorlesungen zu zählen, welche an jenen Lagen zum Gedächtniß dieser Heroen des Geistes gehalten wurden. ES mußte daher verwundern, daß im „Wissenschaft» wichen Cyc'.uS" Herr Hofralh l> . Pabst eine Vorlesung über Schiller ankündigts, wobei jedoch der Gedenk: wach blieb, daß son solch einer Dmkkraft der Stoff in neuer Form zu Tage kommen werde. Die gehegte Hoffnung ging vollkommen tn Erfüllung und das reich gefüllte Auditorium folgte mit Span nung dem Vortrag, der an anderthalb Stunde währte. Nach thsilweiser Besprechung der dramatischen Arbeiten Schillers, besonders aber nach einer ergreifenden Erzählung von den letz ten Stunden deS Dichters, erläuterte er tn klaren Zügen, wer sich ncht nur das volkrthümliche Bewußtsein, sondern auch das politische und das religiöse Leben des Volkes an dem Dichter xrstäikt hätte. Der Redner hob hervor, wie Schiller gleich mit seinem ersten Stücke, „die Räuber", welche bet dem Erscheinen so viele Mißdeutungen erfahren, so tief in die so ciale Zerrissenheit der bürgerlichen Gesellschaft hinein gegriffen, um die Krankheit derselben, nach HippokratcL, mit Eisen und Feuer zu heilen. Er kündete weiter, wie im Fieöco, Kabale and Liebe, Don Carlos und namentlich rm Wilhelm Tcll der Dichter einen ruhmreichen Helrcnzug für die Freiheit seines Volkes unternommen habe. Der Vortragende erläuterte, wie jeder Stoff, der sich dem Gesetze des künstlerisch Schönen zu unterwerfen vermochte, für Schlller ideal berechtigt gewesen, wie er tn der guechischen Mythe, wie der katholischen Wunder legende die Menschheit ge hst und die in der Geschichte gebun denen historischen Charaktere frei aufgelöst und ihnen, wie z. B. in der Wallenstein > Triologir, eine poetisch berechtig e Jnsividuali ät gegeben habe. Nach allen diesen, mit Begeiste rung gegebenen Bemerkungen und feinen Zügrn ausgrstatte- -en Anschauungen, ging Herr Hofrath Pabst in die Zcitperio- den Über, wo in Deut chland der eigentliche Schillercultus be gonnen, der sich im Jahre 1859 zu« höchsten Glanze gestei gert. Unter den herousgekommenen kchris en zu Ehren Schillers erwähnte er besonders die Namen Palleike und H.ttner, wie er denn auch gerechter Weise ein Dankesopfer für Julius Hammer und den Mcjor Serre anzündete, welche sich um die Schillerstistung so hohe Verdienste erworben Na mentlich der Letztere, für den noch in kommenden Jahrhundcr- len das Herz deutscher Schriftsteller sich zu einem Ehrentempel gestalten und in steter Dankbarkeit für ihn schlagen werde. Lebhafter Beifall lohnte am Schluß den Vortragenden, der sich der gestellten Aufgabe mit Geist und Gemüth auf das Schönste entUdigt hatte. — Wohl selten sah man im Saal drS Hotel de Saxe Dresdens schöne Welt in so reichem Glanze beisammen, als eü vorgestern Abend zum Besten der Armen geschah. Der Reiz, welcher sich neulich durch die Darstellung von drei kleinen Lustspielen in französischer Sprache ,m Hause Sr. Excellenz S«S Herrn Kriegsminister» kund gegeben, welche durch Herren und Damen aus a.istokratischm Kreisen in Seme gingen, war die Veranlassung zu gleicher Darstellung. Wir wir hören, hatte Herr Hofschauspieler Jauner die Regie geführt und die Darstellung war durchgängig von solche, Feinheit, daß der DilletantiSmu« vergessen und zuweilen ein wahre» Künstler- thu« bemerkt wurde. Nach Beendigung der zwei Piecen: „Is rscelto con'fv les dolles moros'' und „1,'üvocst äu lliablo" er klang von der lieblichen Stimme einer jungen Dame «in fran- zSsische» Lied nach der Melodie des Donauwalzers, dem sich sodann die Offenbach'sche Operette: „Fritzchen und Ltkchen" anfügte. Lebend« Bilder machten den Schluß, wobei reiche Costüme all-rmärtL sichtbar waren. So wurde die kleine Bühne zu einer Stätte, die den Zuschauern ein paar freudige Stunden in das Leben zauberte und der Armuth einen nicht unbedeutenden Gewinn brachte. — Die tumultuarischen Scenm haben sich in Leipzig am Sonntag Abend im alten Theater wiederholt. Schon vor dem Beginn des Stückes machte sich eine erregte Stimmung bemerk bar, die durch Bravos und Händeklatschen lebhaften Ausdruck gewann, als Fräulein Link erschien und im Orchesterraum Platz nahm. Beim Beginn des Stückes erhob sich nun ein vielfaches Rufen und Schreien, aus dem nur einzelne Ausrufe, wie: Herzfeld spielen! Laube raus! unterscheiden ließen. Nachdem sich gezeigt, daß bei solchem Spektakel ein Weiterspielen nicht möglich, fiel der Vorhang und Herr Oberregifseur Grans trat hervor und erklärte, daß Herr Itr. Laube nicht anwesend sei; man möge nur sagen, was man eigentlich wünsche. Darauf neuer Tumult, bis Herr Grans, nachdem er Instruction ein- zuholcn versprochen, abtrat. Die Aufführung des Stückes nahm nun seinen Fortgang bis zum Schluffe des 3. ActeS, wo Herr Grans verkündete, daß Herr Or. Laube nicht anwesend sei, ihn aber ermächtigt habe, zu erklären, daß er berät sei, in seiner Wohnung eine Deputation anzunehmen und derselben die ge wünschten Aufklärungen zu geben. Hierauf neuer furchtbarer, andauernder Lärm Aus vielfachen Ruf erhob sich dann Herr Hcrzfeld, der im Orchesterraum saß, dankte für die ihm darge brachten Sympathien und suchte das Publikum insofern zu be ruhigen, als er gleichfalls die Abordnung einer Deputation be fürwortete. Inzwischen dauerte der wüste Lärm unausgesetzt fort und legte sich auch dann nicht, als der Vorhang wieder ausging. Die Schauspieler flüchteten hinter die Coulifsen und der Vorhang fiel wieder. Als er nach einiger Zeit nochmals aufgezogen ward, konnte Frl. Delta, die mit Frau Mitterwurzer und zwei Herren auf der Scene war, ihre tiefe Aufregung nicht mehr bemeistern, sie verfiel in heftige Wunkrämpfe und stützte unter Zuckungen zu Boden. Hilfreiche Herren sprangen hinzu und trugen die BedauernSwerthe au» dem Bereich der O-ffentlichkeit; Frau Mitterwurzer befand sich gleichfalls in krankhafter Nerven Erregung. Wie wir gestern erfuhren, ist Fräulein Delta lebensgefährlich erkrankt; der rechte Arm ist ge lähmt und der ganze Organismus im höchsten Grade erschüttert, so daß sie der äußersten Ruh: bedarf und Niemand ihr nahen darf als der Arzt.) — Herr GranS theille den traurigen Vor fall, so wie den Schluß der Vorstellung dem noch rmmer lärmenden Publikum mit, das sich nur sehr allmälig entfernte, an dem Nebenausgange aber wiederum ansammclte, um Herrn Herzseld und die Familie Link zu erwarten. Nachdem den Ge nannten auf der Straße nochmals eine Ovation gebracht worden war, veranlaßt! ein Polizeibeamtcr die Menge, die übrigens meist aus unreifen Bürschchen bestand, mit ernsten Worten zum Auseinandergehen. — Wir erwähnten neulich eine Arre-ur, welche dis vor der Puloermühle stehmds Schildwache an emem 12 Jahre alten Mädchen auLgesührt, das auf dem Wege von Löbtau nach Plauen den an der Pulvermühle vorbeiführendcn, verbotenen Weg unbewußter Wrise betrat. Diese Arretur war von Sei ten der Schildwache allerdings insofern eine berechtigte, als sie den wahrhaft eisernen Befehl hat, Jeden ohne Ausnahme und zwar ohne alle vorherige W nnung zu arretiren, der diesen Fußweg entheiligt. Diesem drakonischen Befehl gegenüber aber wäre eS jedoch sehr angemessen, die das Verbot enthaltenden Tafeln so anzubringen, daß si; der Passant wenigstens sehen kann, und dann die Zugänge zu dem ein für allemal ge sperrten Wege auch ein für allemal durch einen Verhau oder eine Barriere zu schließen. Dann würden solche Arretursn, ramentlich die von unmündigen Kindern, nicht mehr Vor kommen. — Der Franks. Ztz. schreibt man: N ch zwölswöchent- licher Untersuchungshaft soll NechtLkandidai Nüdt (ein sozial demokratischer Agitator) am nächsten Mittwoch (heute vor das Schöffengericht in Chemnitz gestellt werden. Die Anklage lau ter auf Verbreitung staatSgesährlicher Lehrcn und stützt sich auf verschiedene in öffentlichen Vorträgen gemachte Aeußerun- gen, von denen die zwei schlimmsten also lauten: „Wer hmt zu Tage zu seinem Recht kommen will, muß viel, viel Geld besitzen, um die Ldvccrten, Stempelkosten r: zu bezahlen", und die stehenden Heere find zur Nieoerhaltung de» Volks da; sie entbürgern und entmenschlichen die Söhne d-S Volks". — Beim Herannahen der milderen Jahreszeit scheint wieder ein Unfug Platz greifen zu wollen, durch welchen sehr leicht die Gesundheit, ja selbst da» Leben cine» Mmschen ge fährdet werden kann und vor dem bereits früher wi-derholt öffentlich gewarnt worden ist, wir meinen das unvorsichtige Schießen mit Tesching» in Gärten und anderen in der Nähe b-wohnter Häuser gelegener Plätze. So wird uns mitgetheilt, daß in dm jüngsten Tagen wieder in einem Hause der kleinen Plauenschcn Gaffe mittelst einer Bleikugel eine Fensterscheibe. eingeschoffen worden ist, glücklicherweise ist der in der Stube ' befindliche LsgiSinhaber, obgleich die Kugel dicht vor ihm nie dergefallen ist, nicht beschädigt worden. — — II- kk. HH. der Kronp-inz und die Frau Kconprin- prinzessin begaben sich am 19. d. nach Rehrfeld bei Altenberg, um das dort neuerbaute Jagdhaus in Augenschein zu nehmen. Während daselbst die Frau Kronprinzessin noch verschiedene Anordnungen traf, begab sich der Herr Gemahl auf die Jagd und erlegte auf dem Anstand einen sehr starken Hirsch an 12 Enden, welcher bei den dortigen Walsbesuchern seine» prächti gen Geweihei wegen in hohem Ansehen stand. Nach einem im Forsthause eingenommenen Diner erfolgie um 8 Uhr die Rückreise der hohen Herrschaften vis Schmiedrberg zu Schlitten nud von da zu Wagen nach Dresden. — Als in der vorvergangenen Nacht ein hiesiger wohl- suuirter Banquier im Begriff stand, in seine Wohnung zurück- ; zukehrcn, ereilte ihn unterwegs auf offener Straße der Tod. j Ein Sehirnschlag setzte seinem Leben ein plötzliches Ende. In s stirer Begleitung befand sich ein Herr, der sofort den Leich- j nam in die Wohnung des Verstorbenen bringen ließ. — — Ein Pulvertransport, der von Bautzen kam und H nach Meißen bestimmt war, passirte gestern Vormittag die r hiesige Stadt. — — Obgleich durch die in Aussicht genommene bebrütende - Erweiterung deS vor dem Falkenschlage gelegenen Güterbahr- ! Hofs die von dort nach dem Böhmischen Bahnhof führende Ei- ' senbahnstrecke voraussichtlich nicht so häufig wie bisher zum j Rangiren der Wagmzüze benutzt werden dürfte, so läßt sich doch annehmen, daß der Verkehr auf derselben imnur noch ein sehr lebhafter bleiben und somü die freie Passage bei Ue- berschreitung der Falkenstraße auch fernerhin vielfach gehemmt werden wird. In Berücksichtigung dieses Umstandes hat sich, wie wir hören, das königl. Finanzministerium geneigt gezeigt, eine Uebrrbrückung der Bahn an der Frlknstraße herzustellen. H ES sind, wie wir weiter vornehmen, hierüber bereits Ver handlungen mit d:m Stadtraihs eingeleitet, und nach den an- gestellten Vorerörterungrn steht zu hoffen, daß sich d r Aus führung deS für d:n Straßenverkehr sehr wünschenswerthen Vorhabens keine unbesiegbaren technischen Hindernisse entgegen stellen werden. Z. Dfz. — Ein Bewohner der Frohngasse schreibt uns: Kaum sind aus der kleinen Fwhngassr vor Kurzem die mehrmaligen Schandscenen beendet, in welcher eine verhrirathete Toch'.e: gegen ihre im Hause wohnende Muttrr eine Fluth der unver schämtesten Schimpf- und Schandreden loLließ, spielte sich v-rgangenen Montag "Nachmittag schon wieder ein pöbelhafter Scandal ab. Nachdem längere Zeit aus einem Hause, wo 1 Treppe mehrere Mädchen der Prostitution wohnen, Geschrei und Hilferuf ertönte, erschien die Geschlagene, wie L onorr mit aufgelöstem, zerrauften Haar, im tiefsten Neglige auf der Straße, verfolgt von ihrem Louik. Der Auftritt hatte unsag bar Widriges an sich. Welche Schandreden fallen bei solchen leider so öfteren Scsnen, die von den zahlreichen Kindern an gehört werden. Besagter Louis war stark angetrunken, er faßte die Dirne schließlich bei den H raren, und zog sie wieder ins Haus zurück, wo der Tumult von N-uem loSging. Nach dem der Urheber desselben, unter Begleitung !.nd Geschrei der Schulj rgend, sich aus dem Staube g-macht, erschienen Ger.s- darmen und säuberten die Straße. Durch wahrheitsgemäße Veröffentlichung solcher Schandscenen hoffen die daselbst so zahlreich wohnenden Gswerbtreibenden a.-n sichersten auf ener gische Abhilfe im Int.reffe der all-emeincn Sittlichkeit. — Leider wrederhrlen sich alljährlich bei kleine«, aber auch bei großen, erwüchsen:!'. Passagieren dir Fälle, daß beim Schließen der Thüren der Eisrnbahnivagen die Hände ringe- klemmt und dadurch mehr oder minder verletzt worden sind. Zur Vorkehr gegen solche Unfälle w.rden jetzt aus der Berlin- Potsdamer Eisenbahn die WagentMen nach d:m Inneren de- Waggons zu mit HohlrahAen aus starkem Leder versehen. ES empfiehlt sich diese Einrichtung auch unseren Bahnen zur Nach- ahmung, um so »mhr, als diese Vorrichtung glnchze.tig auch Pelze, Mäntel, Damenileider re. vor dem Einklemmen und da, durch vor Risser. bewahrt. — Zu einem Pfandleiher kam mit dem ehrlichsten Ge sicht von der Welt vor einiger Zeit ein Mann mit einem Chronometer und gab sich für einen Gastwrrth auü Strehlen aus, der in momentaner Verlegenheit die Uhr versetz-n müsse. Man ward einig, abrr zum großen Schaden d-L Pfandleiher», denn der Chronometer wurde als Eizenthum der Staats ahn« Verwaltung sehr bald reclamirt und der Psandsch lling war verloren; die Uhr war von der böhmischen BahnhofSrestau- ration entwendet worden. — Seit Anfang dieses Monats wird ein auS Kaitz ge bürtiger, hier in Arbeit gestandener Tischlergeselle vermißt und befürchtet man, daß demselbcn ein Unglück zugestoße« ist. D ieselbe war 20 Jahre alt, hatte schwarze Haare, braune Lugen und trug schwarzen Schnurrbart, sowie blaudraunen Winteirock und schwarze Hosen. — ' . ! '« W i iS 1 ' '8 -j k -i- ' - 'S « U - > ?, M'.I i >?i O ' - ' ! »A' Ik ' i: . M