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Freitag, den « August I86S Rr.' «18. vierzehnter Jahrg. Erscheint: Täglich srllh 7 Uhr. Inserate w«rdr» angenommen: btsNdendsv.Gonn. tag» bis Mittag» IS Uhr: Martenstraße 18. Anzeig in dies. Blatte sirrdeu eine ersolgretch« Verbreitung- Auflage: L7.««x» Exemplare. Tageblatt sür Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Abonnement viertellkhilich 26Äige bei unenigeldlicherLt»^ serung iu'e Haus Durch die Königl Post vierteljLhrl. 22> »Ngr Einzeln« Nummrrr t Ng. Inseratenpreise Für den Raum edier gespaltenen Zeile 1 Ngr. Unter „Eingesandt" dt» Zeile L Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Altpslh Nkichlirdt. — Verantwortlicher Ncdacteur: ÄllllllS Rktchardl. Dresden, den 6. August. — Der ordentliche Professor an der philosophischen Fa cultät der Universität Leipzig, tir. Friedrich Zarncke daselbst, ist zum 3tector gedachter Universilät für das nächste Universi- tätSjrhr gewählt worden und hat diese Wahl die erforderliche Bestätigung «hatten. — Bon der U »glückt stritte im Plauenschen Grunde wird d m Dr. I miigetheilt, daß aus beiden Schächten bis gestern Mittag im Ganzen 78 L.-ichcn (davon 2t in der voch-rge- gangenen Nrcht) zu Tage gefördert worden sind. Da der VerwisungSproceß sehr rasch vorwärts schreitet, so wird da« Ausbringen derL .ichm stündlich schwieriger. Irgend ein Leb.,rS zeichen aus dem Schachte ist nicht wahrgenommen, und es be festigt sich die von Sachverständigen gleich von vornherein aus- gesp ochcne Ansicht immer mehr, daß b:i sämmtlichen Verun glückten beim Eintritt der Katastrophe der Tod sofort erfolgt sein muß. Vorgestern Nachmiltag nach 6 Uhr hat aus drm durch Herrn Pastor Römisch bei dieser Gelegenheit feierlichst gewtthten B'gräbnitzplatz: unmittelbar nebrn dem ,.Segsn- GotteS-Schachte" di- Beerdigung der Opfer der Katastrophe, soweit sie bis dahin zu Tage gefördert und nicht nach Döhlen abgeführt worden waren, stattglfunden. Nachdem die l. Kreis dircclion bereits am Morgen des vorgestrigen Tages durch die Herren N gierungsrath Königsheim und Medicivalrath I)r. Warnatz die ihrerseits nöthigen Erhebungen angesiellt hatte, traf vorgestern Nachmittag auch der gegenwärtig von Dresden abwesende Herr Kreisdirector wirk! Geh. Nath von Könneritz Excellenz auf der Unglllcksstätts ein und setzte sich namentlich mit den drei anwesenden Mitgliedern des VergamteS Freiberg in Vernehmen, von welchen die Grube besahen worden war ud denen sich er k Vezirksarzt 1)r. Psaff vngeschlossen hatte. In von, rgangener Nacht ist man übrigens auf neue Brüche g-.stoßen, wodurch die Ausschaffung der Leichen wiederum er schwert wird. — Nor einigen Tagen hat der 44 I chre alte Tagelöhner Richter aus Wäldchen bei der Feldarbeit in sehr erhitztem Zu stände kalt-S Waff r getrunk.n. Darauf hat er sich sehr bald unwohl gefühlt, ist umgefallen und nach Kurzem verstorben. Er hinterläßt eine Wittwe und 4 kleine Kinder. — D.r Ge nuß kalter Getränke im Zustande der Erhitzung scheint also doch nicht so ungefährlich z, sin, wie Mmchc glauben Da- rum Vorsicht! — Vor einigen Tagen ist der Brauer Carl EowinTö.ffel in Crottendorf bei Scheibenberg, ein junger Mann von ."5 Jahren, verheirathet und Vater zweier Kinder, in eine zur Hälfte mit Wasser ongefüllte Bcaupsaiure gestürzt. Er hat sich auS derselben zwar schnell wieder herausgearbeitet, hat aber doch so erhebliche B-andwanden da von getragen, daß er am andern Tage v.rstorben ist — Nicht ohne Befriedigung werden die Actionäre der Bierbrauerei zu Reiscwitz vernehmen, daß der Verwaltungörath die Restauration und die Keller des Plauenschen Lagerkelle» s, die zeither anderweit benutzt wurden, gemiethct hat, und da durch weitere Baulichkeiten für die nächste Zeit vermieden werden. Der Absatz des Vieres geht gut, und die Ziegelei wird Heuer eine noch weit bessere Rente als voriges Jahr liefern, da der Verbrauch ein flotter bei erhöhten Preisen ist Seit einiger Zeit ist man auch in den Plänerbrüchen rüstig vorgegangen, das Material ist ein vorzügliches, wie man sich beim vorjährigen Baue der Brauerei fllbst zu überzeugen Gelegenheit hatte. Somit steht auch ein flotter Absatz zu erwarten, da die Absuhre nach der Stadt so bequem gelegen ist. D " Gestern feierte Geheimrath Professor Oi. v Wächt r, einer der beliebtsten Professoren der Leipziger Universität sein fünf zigjähriger akademisches Doc ntcn Jubiläum. Wächter ist am ?4. D:cember 1797 in Marbach geboren Seine akademische Lm'bahn begann er I8>9 an der Universität Tübingen, wo selbst er 1822 oricnilichcr Professor wurde und seit 1825 mehrere Jahre lang Rector war Im Jahre Ir-29 ernannte man ihn zum V-cekanzler an dr Universität; Ottern 1833 verließ er Tübingen, um eine« Ruf als Professor der Rechte nach L.ipzig zu folgen. J-doch schon drei Jahre später, kurz nachdem er durch Voleihung des Ordens der würtembergischcn Keo>r« den persönlichen Adel erlangt hatte, wurde er als Kanz kr nach Tübingen zuriickberusen. Gr war als solcher zugleich auch Mitglied der würtemberyischrn Krmmer, die ihn in 2 Wahlen aus je 6 Jahre zu ihrem Präsidenten machte. Dies Amt verwaltete er bis März 1848 Altdann nahm er Thkil im Frankfurter Vorparlament und wurde von diesem auch in dm Fünfziger-Ausschuß gewählt. Später übertrug ihm die Regierung dm Vorsitz in einer neucrrichtcten zeitweiligen Com Mission für Gesetzgebung. 1851 trat er von dem Amte des Kanzlers auf immer zurück und ging alt OberappcllationSge- rtchtt-Präfident der vier freien Slüste nach Lübeck, nahm aber schon im folgenden Jahre seinen Abschied und kam zum zwei tcn Male als ordentlicher Professor der Rechte an unsere Hoch i schule. In wissenschaftlicher Beziehung gilt er namentlich i n criminalistische» Fache als Au'.oruät, die sich nicht blos theore tisch durch gelehrte Werke, sondern auch praktisch durch einen höchst einnehmenden und fesselnden Vortrag vo« Katheder herab allgemeine Geltung zu verschaffen weiß — Wie wir hören, soll diesmal das Fest der Vogelwiese noch bis Dienstag Abend ausgedehnt und dabei durch ein sich gebilsetcS Comitb ein großartige- Concert veranstaltet werden, d ssen Ertrag den Hivterlassenen der im Plauenschen Grunde Verunglückten gehören soll. Der ganze Festplatz soll deshalb c.-rnirt u .d das Entree in das Belieben jedes Einzelnen gestellt werden. — Auch aus der Bnihl'schen Terrasse wird die Wohl- thätigkttt ihr schönes Opfer bringen, indem künftigen Sonn abend die dasige Civil Krpelle unter Leitung des Herrn Musik direktors Fritsch ein Concert zum Besten der Hinterlassenen der im Plauenschen Grunde verunglückten Bergleute veranstal tet. Hoffentlich wird der wohlthätige Zweck i« Verein mit dem Kunst und Naturgenuß eine Menge Besucher heran- ziehen. — Am vergangenen Dienstag Nachmittag wurde die Ge wcrbehalle des Herrn Kühne! und Wcitzmann auf der Vogel wiese durch den Besuch deS Kronprinzen nebst Gemahlin und der Prinzessin Amalie beehrt Die hohen Herrschaften machten daselbst einige Einkäufe, unter andern, auch in dem Ledrr- waarengeschäft von Heinze. — Wie die Kunst schon so oft ein Opfer brachte, wo es galt, eine geschlagene Wunde zu heilen, so wird dies auch morgen, Sonnabend, von Seiten einiger hiesigen Hofschau spieler geschehen und zwar im Zweiten Theater im Großen Garten. Zum Besten der Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute im Plauenschen Grunde werden auf Nssmüller's Sommerbühne vier Lustspiele: Am Clavier - Die Ballschuhe — Die alte Schachtel — Der Schauspielsirector — in Scene gehen. — Einer Privatmittheilung vom 4. d. in Betreff der Erkrankung der Mannschaften des dritten Bataillons in Bautzen entnehmen uir Nachsteheudes: ,.Da die Witterung lange Zeit eine beständige, die Wärme eine unerträgliche, der Dienst ganz und gar übertrieben wurde und die Leute immer kochgahr nach Hause kamen, und am verflossenen Sonnabend Kartoffelsalat mit Wurst in der Menage verabreicht wurde, beioes schlecht zubereitet, so entstand in der Kaserne Nachmittags §3 Uhr rin tüchtiger Crawall Leute von der 10., II. und 12 Compag nie brachen sich, fielen in den Stuben um. wälzten sich herum u. s. w. Im Verlauf einer Stunde waren von der 10 Com pagnie 12 Mann, von der 1l. Compagnie 43 und von der 12. Compagnie 4 erkrankt. Die ganzen Militär- und zwei Civilärzte wurden zur schnellsten Eile Herbeigerusen. Um 5 Uhr waren an ?0 Kranke, die fortwährend sich übergeben und zu Stuhl gehen mußten. Alle Kranke waren in einem Schlaf- saale der 10. Compagnie untergebracht Manche warf der Schmerz eine halbe Elle hoch, Alles wimmerte. Oberst, Majore, sowie sämmtliche Offiziere standen da und wußte» vor Angst nicht wohin. Die ganzen Wachen mußten durch neue Leute abgelost werden, bis Nachts 12 Uhr brachten sie von allen Seiten Kranke. Die Nacht hindurch war starke Wache Heute sind noch 14 Mann krank, die Anderen humpeln wicser mit Wenn nicht schnell eingeschritten wurde, konnte aus der Cho- lerine die richtige Cholera entstehen." — Der 20jährige Müller Eduard Haferkcrn, welcher in der Schiffmühle zu Unl-rnitzschka bei Wurzen conditionirte, hat sich am 3 d. Ni. in der Mulde ertränkt. Er war seit einiger Zeit krank und soll Spuren von Schwermuth gezeigt haben. An demselben Tage verunglückte in Leipzig auf dem bäurischen Bahnhofe ein Arbeiter, indem er mit dem Kopse zwischen die Puffer zweier Wagen gcrieth und dadurch so hrstig verletzt wurde, daß man an seinem Wredcraufkommcn zweifelt; er ist Vater von vier Kindern. — Der Bau des Kaditzer Knchthurms ist bereits so weit vorgeschritten, daß vor Kurzem die Hebeshmaußfeier statisinden konnte. Freilich g.-hörte zu diesem Umbau dis Thmmrs auch ein neues Kirchdach und das Abputzen der Kirche selbst, um die Contrastc zu beseitigen; ab.r es wäre da auch i« Innern noch Viel zu thun, namentlich in B:zug auf die Trepp n, Emporliichm, die Decke Wir wisse» zwar nicht, welche Hindernisse da zu überwinden sind, wünschen aber im Jmcrcsse des ehrwürdigen Baues der nebenbei noch durch die bekannte alte Linde auf dun Friedhöfe historisch merkwürdig geworden, daß nach und nach DaS gcthan werden wird, was vor Allem nothwcndig ist. — Am 26. Juli hat sich in Plauen i.V. der21 jährige Soldat Friedrich Herrmann Seidl durch E schießen selbst ent leibt. Man sagt, daß ihn Furcht vor einer ihm bevorstehen den Bestrafung zum Selbstmord getrieben habe. — DaS Bad Wiesenbrd bei Annaberg, in prachtvoll.r Gegurd gelegen und mit schönen Anlagen verziert, zählte zu En:e vorigen Monats in Betr.ff der Badegäste 63 Parteien mit 154 Köpfen. Besondere Aufmerksamkeit verdient daselbst das E ablissement des Relaurateur Hahn im Fürstenhaus. Im Besitz von gegen hundert Zimmern und zwölf Badefluk«, theilweis mit Doppelbädern, erfüllt es alle Ansprüche der Be sucher, die hier in der freien, frischen G-birgLluft neues Leber» zu gewinn n luchrn. — In W »ßig bei Drekdm ist am Vormittage des Diens tags in dem Gehötte des Gutsbesitzers Nacke ein Schadenfeuer auSgebrochen, durch welches ein Schuppen, eine Scheune und ein AuszugLhaus eingeäschert wurden. Auch sollen viele Kornvonäthe von dem Feuer mit zerstört worden sein. — In Nübrnau bei Zöblitz, wo sehr häufige Schadenfeuer vorkonmen, ist vor einigen Tagen abermals ein Wohnhaus abgebrannt, ohne daß sich die EatstehungLursache bisher hätte cru itteln lassm. — DaS „Chemnitzer Tageblatt" berichtet: „Der im März dieses Jahres katholisch gewordene Graf o. Schönburg hat am 23 Juli die Designation zum evangelischen Pfarramts m Taura b-i Burgstädt in einer di? ganze Gemeinde befriedigenden Weise ausgestellt. Derselbe hatte den Bewerbern mündlich «r k-ärt, daß er die Wünsche des Kirchenvorstandes berücksichtigen werde, und hatte demselben auch alle diejenigen Geistlichen, die sich beworben, mit der Aufforderung namhaft gemacht, sie pre digen zu lassen. Nachdem vier der Bewerber gepredigt hatten, entschied sich der Kirchen vor st and für dm ersten derselben und überreichte dem Collaior seine und der ganzen Gemeinde Wün'che. Diese sind auch sehr bald berücksichtigt worden und Taura wird wahrscheinlich im Oktober drn gewünschten Pfarrer erhalten." — In Soculahora bei Bautzen hat sich ein betrübender Unglücksfall ereignet. ES entstand nämlich daselbst in dm ersten Morgenstunden des Dienstags ein größeres Schadenfeuer, durch welches das Haus und die Scheune der HauSbefitzcrür Jeremias, das Wohnhaus mit Stall, Brennerei, Scheune «ad Schuppen des Bergerckch-n Schankgrundstücks, sowie daSWohn haus mit Scheine und Stallung deS Nahrungsbesitzers Pirsch zerstö tt wurden. Das Feuer brach in der Scheune der verw. Jeremias aus und ergriff so schnell auch die anderen erwähn ten Gebäude, daß zwei in der Scheune der Schänke schlafende Personen, nämlich der Maurer Carl Schade aus Putzkau und der Handlanger Julius Hillmann aus Neukirch, sich nicht mchr retten konnten und in den Flammen umgekommen sind. Schade hinterläßt eine Frau und 4 Kinder, Hillmann war noch unverheirathet. — Am Sonntag zog ein heftiges Gewitter über Sach sendorf bei Wermsdorf. Dabei schlug ein Blitzstrahl in das dortige Schulhaus, zwar ohne zu zünden, jedoch nicht ohne mancherlei Beschädigungen zu verursachen. I» dem gedachten Hause war der Schullehrer allein anwesend. Derselbe wurde durch den entstandenen Luftdruck so heftig an die Wa d ge schleudert, daß er nicht unerhebliche, jedoch ungefährliche Con- msronen am Kaps erlitt. Aus dem Schulhaus fuhr der Blitz ins Freie und tödtete auf d.r Dorfgasse zwei Gänse. ragcsgeschichte. Berlin, 2. August. Man braucht, wie es unS geht, keinen Beruf in sich zu verspüren, für den Grasm Beust auch nur ein Wort der Vertheidigung zu schreiben, und doch wan delt vielleicht so Manchen Verdruß und Ekel zugleich an, wenn er gewahrt, mit welcher Gefliffentlichkeit Alles hervorgesucht wird, um mit Vorwürfen den östcrreichöchcn Minister förmlich zu überschütten. Wer in einem Glaihause wohnt, soll nicht mit Steinen nach Anderen werfen. Doch das übersieht man aus übergroßem MinistcrialismuS, der sich augenblicklich nicht anders äußern kann, als indem Beust auf jede Weise verlästert wird. Der Mann hat seine großen Schwächen. Jeder kenm sie von d-r Zeit her, wo der Reichskanzler das sächsische Land regierte, das er mit erner exquisiten Mißregierung beglückte. (?) Jndeß, er hat sich von anderer Seite zu zeigen verstanden, seitdem er in Wi.n die Geschäfte leitet. Es ist nicht politisch klug, nicht gerecht, nicht wohlanständig, euren Mann unaufhör lich zu verkleinern, der aus dem schwer gcdehmüthigten öster reichischen Staate einen leidlich freien Start gemacht hat. Die glückliche Wandlung Oesterreichs (st vor sich gegangen unter dem Ministerium Beust Nun täßt er sich in seinem Rothbuch Verstöße zu Schulden kommen. Wir sind die Letzten, die ihn in Schutz nehmen mögen, wo er Unrecht hat! Nur erinnern wir daran, daß der Mann überhaupt Rothbücher herausgiebt, während wir auf Schwarzweißbüchrr vergeblich warten. Er hat Geschworne, die über ihn zu Gericht sitzen, wir haben keine. Und wir könnten noch ganz andere Vergleiche anstcllen. Das halb liberale Echauffement wird zu purer Liebedienerei, die sich herzlich schlecht auSnimmt. Man sollte der osstc.ösen Presse überlassen, sich mit Herrn v Beust auseinander zu setzen. Die liberalen Organe, die täglich so sehr an ihm sich ärgern, fülle» ihre Spalten mit unnützen Lamentationen, anstatt eingedenk zu