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»r. 202. «ierzehitter Aekr«. ^rschcmt: rägl'ch früh 7 Uhr. Anscrate weiden angenommen: disAbrnddtt.Sonn- tng» bis Mittags 12 Ubr: Marirnstraßr 18. >n;eig. in dies. Blatte studen eine erfolgreich« Lrrbreilung. Luslage: i Exemplare. Mittwoch, "->« Ä>. IM 18«S) Tageblatt für Unterhattnng und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Manin-wens! Bi^le!,äh,lich bei unenlgeldlichee i.i»i sernng in'« Han« Durch die Königl. Post viertel,äd-.l. 22> 2 Ngr. Einzelne Rummerv 1 Ngr. Inseratenpreise: ssür den Raum eine« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandt* di« Zeile 3 Ngr. Druck und Eiqenthum der Herausgeber, Liepsch Reichardt. — Verantwortlicher Nedacteur: Julius Neichardt. Dresden, den 21. Juli. — Der Prinz Ludwig von Heften und bei Rhein nebst Frau Gemahlin, Alice geb. Prinzessin von Großbritannien und Irland, und Kindern, sind vorgestern Abend halb 7 Uhr nach Darmstadt abgereist. — Der Geheime Hofrath Professor ltt. Tilchendorf zu L.ipzig ist vom Kaiser vom Rußland in den russischen Erd- adelsstand erhoben worden. — Für letztoerfloftenen Montag Abend war der Besuch der schlesischen Gewerbevereine hier angesagt, und hatten sich deshalb d'e Vorstandsmitglieder des Dresdner Gewerbiverems auf dem Schlesischen Bahnbofe zum Empfange der Ankommenden , eingefunden. In der siebenten Abendstunde dampfie der Extra- ' zug, der Vormittags 10j Uhr vom Riederschlesisch Märkischen Bahnhofe in Vreölau sich in Bewegung gesetzt hatte, in den Dresdner Bahnhof. Der Extrazug hatte in Neumarkt, Liegniy. Haynau, Bunzlau, Kohlfun (wo gefrühstückt wurde) und Görlitz neue Zukömmlinge ausgenommen. Etwa 600 Mitglieder der verschiedensten Gcwerbevereine Schlesiens hatten die Reise nach der sächsischen Residenz angetreten. Das von vornherein fest- gestellte Programm für den ersten Ausenthaltstag in Sachsens , Gauen hatte eine kleine Abänderung erlitten. Nachdem auf s Berlin dem Bahnhofe die Fremden, von denen selbst eine Masse aus H den oberschlesischen Orten, wie Kattowitz, Myskowitz. Beuchen rc. » vertreten war, von den Vorstandsmitgliedern des Dresdner Ge werbeoereins gebührend herzlich und warm empfangen worden, wurde der Weg in's Innere der Stadt theils zu Fuß, theils zu Wagen angetreten, und es läßt sich denken, daß vor den Hotels und Gasthöfen der Residenz sich manch' buntes Bild entwickelte. Alle Vereinsmitglieder, die hiesigen, wie die fremden, warm durch ihre mannigfaltigen Vereinszeichen kenntlich gemacht. Dch Damenwelt war unter den Fremden hauptsächlich vertreten, und unter den Herren fanden wir sehr distinguirte Persönlich keiten, hohe Beamte, namentlich aus der schlesischen Haupt- und Residenzstadt Breslau Um 9 Uhr versammelten sich die Dresdner und schlesischen Vereinsmitglieder im weißen Saale bei Helbigs. Herr Photograph Schütz begrüßte zuerst die Gäste durch eine gediegene Ansprache, auf welche der preußis-ie Geheime Berg rath Karnall und Ilr. Fiedler ebenso herzlich antworteten. Mit allgemeiner Absingung ves von den Breslauern mitgebrachten gedruckten Liedes: , Fort nach der Elbe schönem Strand" be gann die ungebundenste Gemülhlichkeit, die sich fort und fort kundgab. An den im Bade Kissingen befindlichen Vorstand des Dresdner Gewerbevereins, Walter, wurde auf Veranlassung des >>r. Fiedler aus Breslau ein Gruß telegraphisch abgesendet. Gestern i Dienstag) früh fand bei HelbigS um 7H Uhr Ver sammlung Behufs Besichtigung hiesiger gewerblicher ErabllssementS statt, und um 12 Uhr Mittags wurde die gemeinschaftliche Rc:se per Dampfroß nach der sächsischen Schweiz angetreten. — Daß Freundschaftsbündnisse, welche zur Nachtzeit auf der Straße mir uns bisher unbekannten Personen geschlossen werden, oft nicht ohne Schattenseiten sind, mußte zu seinem Schaden dieser Tage ein junger Mann erfahren, welcher von einer jungen „Dame", die er auf einem abendlichen Spazier gange kennen gelernt hatte, so bezaubert war, daß er ihr, wenn auch nicht Herz und Hand, so doch Obdach in seinem Quartier anbot. Die Schöne, welche dieses freundliche Aner- bieten angenommen hatte, mochte ihren neuen Freund ebenfalls so in's Herz geschlossen haben, daß sie sich am Morgen wenig stens nicht ohne Andenken von demselben trennen wollte; sie nahm denn auch die auf dem Tische liegende gute Uhr des Freundes und verschwand damit auf Nimmerwiedersehen. Als der Letztere erwachte, wußte er, — selbst ohne Uhr, — wie viel die Glocke geschlagen hatte. — Wie man uns aus Zwickau mittheilt, ist bei einem daselbst verhafteten Handwerksburschen eine Ledertasche mit einem Geldinhalte von über 1> 0 Thalern, bestehend auS verschiedenen Münzsorten und Papiergelde, vorgcsunden worden, w.lche augen scheinlich irgendwo gestohlen ist Der Verhaftete will das Geld gefunden haben, doch hat über den etwaigen Verlustträger bis jetzt nichts ermittelt werden können sonders dazu ein, indem die jetzt hier verweilend n Genossen vielfacher schlesischer Gewerbe - Vereine sich mit einfinden werden. — Der auf dem Postplatze im Jahre 1843 nach der Idee und auf Kosten des Freiherr« v. Gutschmid errichtete sogenannte Cholerabrunaen, welcher durch den am 7. Decbr. v I stattgefundenen Orcan erheblich beschädigt worden war, hat in den letzten Monaten eine totale Restauration erfahren, welche jetzt vollendet ist, so daß das Kunstwerk wieder in sei ner vollen Schönheit und als Zierde des PostplatzeS zur Gel tung kommt. — Erschossen hat sich in Leipzig, wie die S. Z meldet, aus Vrrzwnflung über ein weiter und weiter um sich greisen- ^ des Brustleiven ein 22 Jahre alter Schlossergefill« in der Wohnung seiner Eltern in »er Petersstraße. Der Unglückliche war im vorigen Jahre zum Muitair ausgehoben, nach kurzem aber zur Reserve gestellt worden. — Beim Abschiede von Berlin wurden von dem enthu- siaömirten Publikum dem Musikdirektor Wagner und seinem Chore je ein Lorbeerkranz überreicht welcher folgende Inschrift trug: ,Dem königlich sächsischen Stabstrompeter des Garde- Neittr Regiments Herrn Friedrich Wagner beim Abschied von So zieht eö Dich, den Meister, wieder Zurück zum schönen Heimathöort; Dein Name tönt, wie Deine ricdcr In jedem Herzen dauernd fort! — Doch nimm als ein Erinnerungszeichen Den Lorbeer, den Berlin Dir wand, Ja, danlcrsüllt muß cd ibn reichen Dem Meister aus dem Sachscnlant! Zur Erinnerung dem ausgezeichneten Trompeterchor des > königl. sächs. Garde Reiter-Regiments bei ihrem Abschiede aus ' Berlin " — Der bereits früher schon mehrfach bestraft: Bottcher- grselle Johann Gottlob Leisching aus Schneeberg, 33 Jahre alt und unverheüathet, halt: bekanntlich in der Nacht vom 21. zum 22. Januar d. I seinen Vater, in der Absicht ihn zu tödtcn, dergestalt mit einem Hammer zu woioerholten Malen I auf den Kopf geschlagen, daß derselbe in Folge der dadurch eihaltenen Verletzungen gestorben ist. Durch Erkenntniß des Schwurgerichtshofes zu Zvick.ru wurde Leisching am 6. d. M. wegen Todtschlags und zwar mit Rückacht darauf, daß ihm mindernde Umstände nich: zur Seite stehen, zu 25jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. — Beim Graben deS Grundes für den Salon zur Zu friedenheit auf der Vogelwese fanden gestern bie Arber er bas vollständige Gerippe eines Mannes, welcher nach dem Unheil Sachverständiger im Franzosen! Lege dorthin vergraben wurde, zwischen 20 bis 30 Jahre alt war unb von ungewöhnlich starkem Knochenbau gewesen ist, da die 2 unteren Schieben- knochen all in 2 Pfund 5 Loch wiegen. D:e Hirnschale ist zerbrochen, die unure Kinnlaoe hat noch frische, gure Zähne, von Haaren und Kleidungsstücken war aber nichts zu finden, wohl aber ernige Militäruniformkuöpfe mit einer gepräg ten Krone. — Auf Anz.ige eines Mitgliedes des hiesigen Thürschutz, vereir.ü zrr Leisrrrg, ist die Führern eines Hundcfrchrwerks, weil sie wahrend der Fahrt auf letzrerem gesessen, von der k. preußischen Polizeiverwaltung zu Kemberg um einen Thalrr gestraft worden. — Nachdem der hiesig: G wrrbsoerein den bisherigen Wirth der Waldschlößchenbrauerei-Restauration, Herrn Guhr- müller, zu seinem Restaurant im newn Grwerbehaus erwählt Hai, hat das Direktorium und der Anschuß gedachter Brauern rn Herrn John (jetzt Bahnhof Oedcran, früher hier AlbertS- bahnhof) den Nachfolger Guhrmüüers gefunden. -- Am 16 Julr wurde aus dem Oppellschachte bei Dres den der Bergarbeiter Robert Fritzsche aus Weißig durch einen Sprengschuß so stark verletzt, daß an seinem Aufkommen ge- zweifelt wird. — Vor einigen Tagen gedachten wir eines Betrügers, welcher in einem hiesiger Horel, wo er unter falschem Namen Mit dem Wechsel der Garnison des Füsilierregiments 108 8 sich einlogirt, den dortigen Oberkellner ersucht hatte, ihm eine (Leipzig) nach Dresden, wird wahrscheinlich auch die Uniformirung einem Wechsel unterzogen werden, da sämmtliche Füsilierregi menter im norddeutschen Bund die Jnfantericuniformirung tragen. — Drei Helle Tage sind dem Feldschlößcken mit seinem Vogelschießen vorüber gegangen und die daselbst stattgefundenen prächtigen Concerte vom Musikchor des »weiten Grenadier-Re giments unter Leitung ihres Direktors Trenkler, erfreuten sich von Seiten des äußerst zahlreichen Publikums eines großen, wohlverdienten Beifalls. Ehre und Lob einem solchen Orchester dessen Leistungen mit einer Präcision geschehen, die den Freund der Musik ein Bravo abzwingcn Gleichsam al» Nachglanz der 3 Tage wird heute Abrnd wiederum daselbst von derselben Capelle eia Concert stattfinden, zu dem sich viele Besucher aus Schle sien einfinden werden. Der hiesige Gewerbe-Verein ladet be- 100-Thaler-Note zu wechseln. Er hrtte auch die IM Lhaler in Empfang genommen, der Herausgabe der 100 Lhaler Note aber sich unter allerlei nichtigen Vorwänden so lange zu ent ziehen gewußt, bis es ihm gelungen war, heimlich mit dem er haltenen Gelds durchzubrcnnen. Heute erfahren wir, daß jedenfalls derselbe B-.t.üger gegen Ende vorigen Monats unter ganz gleichen Manipulatronen ähnliche Betrügereien in Breslau und anderwärts ausgeiührt hat. Leider soll es noch nicht ge lungen sein, sich seiner Person zu versichern. — — Schreiber dieser Zeilen erinnert sich aus seiner Stu dienzeit auf einen Vorfall, der sich vorgestern Abend in unserer Stadt unter ganz ähnlichen Verhältnissen wiederholte. Damals wurden auf dem AugustuSplatze in Leipzig einige Musensöhne vom Wächter betroffen, wie sie Nachts um die zwölfte Stunde unter einw Latcrae ein kleine- GelegenheitSbänkchen gelegt hat ten, und gestern erwischte die GenLdarmerie auf den Stufen der hiesigen Leipziger Ankunftshalle eine Anzahl Dienstleute, welche gleichfalls im Lichte der GaSlaterne ein verbotene» Spielchen trieben. Man sieht hieraus, daß wenn der gute Wille vorhanden ist, Zeit und Ort keine Rolle spielen. — Am 16. d. Bi. als in Krimmitzschau die Kanonen der dafigen Schützengesellschaft vom Schützenplatze, wo sie in Folge des Vogelschießens gestanden hatten, nach dem Versammlungs platze (Schwarzer Adler), von welchem aus der Aufzug erfolgen sollte, gefahren wurden, cxplodirte in der untern Mühlgaffe, in der Nähe der Renzsch'schen Fabrik, die in einem Protzkasten befindliche Munition, wodurch mehrere Fensterscheiben nahe- gclegencr Häuser zertrümmert, leider auch zwei zu der Beauf- sichttguag der Pferde bcigegebcne Personen im Gesicht verletzt wurden. — Am 16. d. sind auf dem Zwickauer Wilhelmsschachte zwei Arbeiter, der 31 Jahr alte Zimmerling Carl Heinr. Neef aus Lichtentanne und der 23 Jahr alte Lehrhäuer Carl Frdr. Eduard Helbig aus Voigtsgrün, durch Explosion schlagender Wetter verbrannt, und hat dabei leider der Erste» sofort sei nen Tod gefunden, während Hclbia, dessen Brandwunden ebenfalls keine leichten sind, ins Kreiskrankenstift gebracht wor den ist. — In der heute um 4 Uhr im Hotel zur Stadt Wien stattfindenden Generalversammlung des Thierschutzoereins er folgt die übliche Rechnungsablegung. — l'nur rovenir ü nc>8 montons, zu deutsch: „Um auf besagten Hammel zu kommen", kutschrrte unlängst ein Damen paar mit solcher Energie über den Dippoldiswaldaerplatz, daß richtig in eine Hammelheerde hinein und der fetteste dieser rdeln Vierfüßler in Grün) und Boden gefahren wurde. Glaub haften Zeusen gemäß hat der betrübte Hirte, dem es nach die sem Ereigniß begreiflicher Weise wünschenswerth war, den rasch von dannen kutschirten Amazonen zuin Ausgleich seiner Rech nung mit ihnen wieder zu begegnen, bald darauf die holden Störerinnen seiner Ruhe auf der Bürgerwiese in der Thal noch einmal zu Gesicht bekommen Daß auch die beiden Schönen ihr Ungestüm sehnlichst gut zu machen gewünscht hatten, ergab sich schon nach der ersten Begrüßung. Ehe noch der Mann mit dem Krummstabe sein Pirnafiches: „Hör'n Se, seh'n Se, meine Guteste" an seine Adresse bringen konnte, rollte ein voll wichtiger NapolconSd'or ihm in die Hand und der Beglückte versicherte den Umstehenden mit Rührung so liebe Damen habe er sein Lebtag noch mcht zu Gesicht bekommen. Die anmuthige Hammeljägerin war dem Vernehmen nach eine Tochter Lord G'ä, des jenseits des Kanals wohlbekannten FuchsjäzerS; sie artet ihrem Vater augenscheinlich nach. — Allen, welche die Lotterie für Invaliden und deren Hinterlassene unterstützten, diene zur Nachricht, daß Nr. 34 das Äemälve von Georg», (die Wüste darstellend) in der fiait- gesundencn Ziehung gewonnen hat. Fernere kleinere Gewinne fielen auf vre Nummern Ix, 38, 66, 90, 99, 265, 307, 321, 332, 336, 360, 375, 389. 43 l, 435, 439, 553, t55, 569 und 578. Die Gewinne sind im Hotel zur Stadt Wien, Neustad!, bei Madame Pietsch (dem früheren Depot) gegen Rückgabe de.' Loose in Empfang zu nehmen. Radeberz Zur Erinnerung des 150jährigen Be stehens des Augustusbadcs Radeberger Bades) wird von dessen Besitzer, Herrn Siegel, nächsten Donnerstag, den 22. d. M., eine bejorrrere Festfeier veranstaltet, die nach Vormittags vor» auig> gmgenem Gottesdienste ir Concert, Diner, Ball, Illumi nation und Feuerwerk bestehen soll. - Wie bekannt, fand die Entdeckung der Augustusbaoer Eisenquellen durch den Rade berger Bürgermerster Seidel im Jahre 1717 statt, welcher in Folge des am 13. Juli !714 vorauszegangenen großen, fast die ganze Stadt verheerend:« Branv-s hicr, im Tannen grunde, nach Baumaterial sucktc, dabei die heilsamen Eisen» qucllen entdeckte, im Jahre 1719 das erste Badehaus und sich dadurch ein ewiges Denkmal errichtete. Tausende von Kranken haben seit die-er Zeit hicr Heilung oder Besserung von ihren Leiden gefunden und Tausende von Thalern flössen sowohl dem Ba e als dessen Umgegend und besonders der Stadt Nadeberg durch den Besuch so vieler hier Hilfe Suchender zu. Um dim Wshlthäter der Morschheit um dem Wohttyäter der Stadt Radrberg, dun Bürgermeister Scidck, ein unvergäng liches Angedenken zu stUtm wurde nicht nur dcss.n Grabstein bez. Grabmal auf dem Kirchhofe zu Nadeberg itn Jahre 1860 restaurirt, sondern auch noch im Jahre 1864 eine sogenannte SeidUstiflung für He-lung im Augustuibade suchende Arme er richtet, deren Fond gegenwärtig bis auf 400 Thlr angewach- sen sein dürfte und ganz besonders im vorigen Jahre einen sehr anfthnlichm Zuwachs durch musikalische Aufführungen der K. S. Kuumervirtuosin Fräulein Mary Krebs und deren werthe Eltern erhielt Hofften wir nun ganz sicher, daß zur bevorstehenden 159jährigen Bestehensfeier des AugustuLbade» diese Seidelstiftung wiederum einen nicht unbedeutenden Zu-