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»r. 192. MerzehMer Jahr,. Sonntag, »r« N IM 18S91 -Lrscheint: lLgliN, früh 7 Uhr- Inserate wtideu augenonimrn: »ir Abends 0,Sonn tags dir Mittags 12 Uhr: Marrrnstraße 13. Nnzrlg. in dies. Blaile ftnLui cine erfolgreiche Berdreilung. Auflage: Lremplar«. Tageblatt für Unterhaltmig Md Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Monnement: «ieNeljShrlich 2»Ng:. bei iinentgeldlicherAeS ferung in'« Han« Durch die «ijiiigi. Post vieneljSbrl. 22> ?Ngk. Sinzelue Nummer« 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 «gr. Unter „Eingesandts dir Zeile 2 Ngr. Druck und Eiqenrhum der Herausgeber: Isiepsch ^kiltiardt. — Verantwortlicher Redakteur: ^ntlNS Ntlkhardl. i!»!!!»» »I I —m—u«» «»» Dresden, den 11. Juli. — Dem Hilfsarbeiter bei dem Collegium des AppcllationS- gcrichtS zu Leipzig, Gerichtsrath Conrad Robert Rüger, ist unter Belassung in seiner zeitherigen Function der Charakter eines AppellativnsrathS beigelegt worden. — Es verlautet nunmehr bestimmt, daß d-r Lrndtag am 28. September einberusen werten wird Ob man bis zu Be ginn des Reichstags zu Ende sein wird, steht noch dahin; jeden falls wird man das gleichzeitige Tagen des Reichstags und des sächsischen Landtag« vermeiden. Da die Kammer zum großen Theil aus neuen Abgeordneten besteht, die in den Geschäften noch nicht erfahren sind, so wird namentlich ain Beginn der Session man sich gegenseitig einrichtcn und einarbeiten muffen. Dieß wird allerdings dadurch erleichtert, daß das alte Kammer- Präsidium — Bürgermiister Haberkorn und Rittergutsbesitzer Lehmigen — wieder gewählt ist. — Wenn man die osficiellen Ziehungslisten der aukge- loosten Staatslchuldenkaffenscheine durchsieht, so muß wohl eini ges Staunen den Leser ergrerfen, wie es möglich ist, daß durch Unachtsamkeit, Bequemlichkeit oder andere Grund: das betref fende Publikum zu immensen Verlusten kommt. Nach den? osficiellen Ziehungslisten der ausgeloosten vierprocentigen Staatsschuldrnkafsinscheine von den Jahren 1852, 1855, 1858, 1859 uns 1862, sowie der LandeScultur-Rentenscheine find beispielsweise beim letzten Jahrestermin noch 75'! Stück derselben, die einen Gesammtwerth von 124,500 Thalern repräsentiren, unerhoben. Daran schließen sich selbstver ständlich entsprechende Verluste von bcdermnder Höhe, denn die bis jetzt durch Verausgabung der Coupons von den ausgeloo sten Staatspapieren erhobenen Zinsen betragen I2,0i6 Thaler, die später bei Einhebung der Capital« abgezogen werden und mithür vollständig verloren gegangen sind. Ein gleicher Betrag an Capiial und entsprechendem Zinsverlust kann nun auch folgerecht wegen der übrigen im Ostortermine gezogenen, be- ziehcndtich unerhobenen Staatspapiere angenommen werden. Die oben erwähnten 753 Stück vertheilen sich auf folgende Termine, und zwar 8 und 10 Stück für Neujahr und Johanni 1862, 11 und 18 Srück auf Neujahr uns Johanni 1863, 12 und 24 auf Neujahr und Johanni 1864, 31 und 41 auf Neujahr und Johanni 1865, 46 und 6 t Stück auf Neujahr und Johanni 1866, 64 und 113 auf Neujahr und Johanni 1867, 124 und 187 auf dieselben Termine 1868. Jeden falls dürfte das durch unsere Expedition zur betreffenden Zeit zu beziehende vollständige Numnurverzeichniß der auSgeloosten und noch unerhrbenen Obligationen jedesmal den nöthigen Hinweis geben, um sich vor oben erörterten Verlusten zu sichern. — Einen Schritt vorwärts haben nunmehr endlich die Studenten in Leipzig gemacht. Es versammelten sich nämlich am 7. v. M. gegen 401 Studiosen verschiedener Verbindungen und beriechen über die Errichtung eines Ehrengerichts zur Ver meidung von Duellen, wobei der bereits an gefertigte Statuten- entwurf dazu zur Vertheilung gebracht wurde. In einer zwei- ten Versammlung soll das Nähere besprochen werden. — Die Erzählung, welche mehrere Blätter brachten, daß an der großen Eiche ün Nosenthal bei Leipzig abermals ein Pistolenduell zwischen zwei Studierenden stattgefunden, hat sich bloß als ein Gerücht herausgestcllt. AmtlicherseitS weiß man nicht- davon. — Auf allgemeine« Verlangen wird die Blumen- und Pflanzen-Ausstellung der Gartenbaugesellschaft „Feronia" auf dem Lincke'schen Bade, den Saal ausgenommen, noch bis heute, Sonntag, verlängert. Die Verloosung der Pflanzen findet mor gen Nachmittag statt. — Ein hiesiger Bäckerlehrling hatte vorgestern das Un glück, in Folge eines falschen Trittes, den er in der Werkstatt that, den rechten Oberschenkel zu brechen, weshalb sich seine Unterbringung im Stadtkrankenhause nöthig machte. — — DaS Trompeterchor des I. Reiter-Regiments „Kron prinz" aus Großenhain, unter Direktion des Herrn Stabs- Trompeters Albin Müller, welches heute in Stolpen concertirt und bereits in Hamburg und Magdeburg mit großem Beifall ausgenommen wurde, wird auch in Dresden in der Garten- Restauration von Henne am Montag den 12. d ein Concert veranstalten. — Herr Stabstrompeter Wagner geht mit dem Gardereiter Trompeterchor morgen nach Berlin, um im dortigen „Hofjäger" an den nächsten 6 Wochentagen zu conccrtiren. — Der Teich des K. Großen Gaitens, der nunmehr voll ständig abgelaffen und trocken gelegt worden ist, bietet durch die seit einem Jahrhundert darin angehäuftcn Schlamm- und Schmutzmaffen durchaus keinen erfreulichen Anblick, wie er auch das Geruchsorgan Desjenigen, der sich in seine Nähe wagt, nicht auf daS Angenehmste berührt. Wo vor Kurzem noch stolze Schwäne langsam das Wasser durchruderten, die schlanken Hälse graziös auf dem Rumpfe wiegend, und zahlreiche Fische sich ihres Daseins erfreuten, da ist jetzt ein schmutziges Chao», das bei Seite zu schaffen viel rüstige Hände bemüht sind, ein willkommenes Düngemittel für den Gärtner und den Landmamr. ES ist sehr zu wünschen, daß man mit dieser Arbeit balv auf den Grund kommen möge, und der Teich, der eine Zierde des Großen Gartens, wie letzterer eine Zierde unserer NZioenz ist, sich wieder mit seinen Wässern fülle und seine Bewohner belebe. Ueberhaupt ist von Seiten der K. Administralien des Großen Gartens in den letzten Jahren eine große Thätigknt entfaltet worden, deren Ergebniß dem Besucher sichtlich in die Augen springt. Es gilt dies namentlich von der Anlegung einiger neuen reizenden Wege und der vortrefflichen Instand haltung der übrigen Wege und sonstigen Anligen, wie auch die vielen thcils aas Sandstein IheilS aus Marmor gehauenen Statuen und Gruppen, zum großen Theile sehr schadhaft ge worden, ergänzt und mit einem neuen Firnißkleide bedacht worden sind. Es ist diese Sorgfalt um so dankenswerther an» zuerkennen, als der Große Garten, diese Lange unser« Dresdens, von dem Einheimischen ebenso besucht und geliebt, als von dem Fremden bewundert wird. (Wo aber bleibt die längst ersehnte genügende abendliche Beleuchtung'?) — In den vergangenen Tagen sind hier vor Gericht mekrere Burschen abxeurtclt und theilweise ganz empfindlich gestraft worden, weil sic Baubuden über Nacht erbrochen und daraus Handwerkszeug und andere Utensilien gestohlen hatten. Die erkannten Strafen scheinen aber andere Diebe ihres Ge lichters vor gleichen Einbrüchen nicht abzuschreckcn, deren wie man uns mittheilt, soll in der vor vergangenen Nacht eine Ver kaufsbude auf dem linken Elbufer erbrochen und daraus unter Anderem auch ein Beutel mit einigen Thalern Geld gestohlen worden sein. - — Wetterprophezeihung. Man unterscheidet drei Arten von Blitzen. Die erste zeigt sich in Form einer feurigen Linie, welche entweder in einer und derselben Richtung oder im Zickzack von einer Wolke zur anderen oder von einer Wolke zur Erde übergeht. Bei der zweiten Art tritt die Form der Linie nicht hervor, sondern eine ganze Wolke cber ein Wolken- complex erscheint plötzlich und schnell vorübergehend erleuchtet. Diese beiden Arten stimmen darin überein, daß bei ihnen eine ungemein kurze Dauer des Aufleuchtens statt hat Die dritte Art von Blitzen läßt sich als eine Art von Feuerkugeln auf- faffen, welche mit größerer oder kleinerer Geschwindigkeit ihren Lauf aus einer Wolke zur Erde nehmen, bisweilen rmt pras selndem, sehr großem Geräusch, bisweilen ohne alles Geräusch. CS ist noch nicht erforscht, unter welchen Bedingungen und Vorgängen diele Feuerkugeln sich bilden. Die erste Art von Blitzen läßt auch biShweilen ein gleichzeitiges Ausgehen von mehreren Feuerlmien aus einem Punkie oder auch eine Tei lung der Feuerlinie erkennen; die ursprünglich einfache Linie erhält in diesem Falle mehrere Ausläufer. Bei einem Gewitter am 3 Juni 166r> schlug zu Oxford der Blitz bei einer einzi gen Entladung an vier von einander entfermen Orten zugleich ein und im April 1718 wurden in der Umgegend von Saint Paul de Leon (Frankreich, Departement Pas de Calais, reich an Eisenmineralquellen) durch nur drei Gewitterwolken-En^ ladungen 24 Kirchen beschädigt. — In dieser Woche wird in den ersten Tagen heiterer Himmel vorherrschen; gegen Mitte der Woche werden Gewitterwolken in größeren Blaffen sich bil den und entladen; in den letzten Tagen wird nach stärkerer Luftströmung wieder angenehme Witterung statthaben. Kkrr«meli-io8 — Ob sie wohl noch derselbe Tausendsappermenter sein wird, nämlich diese Lau a Schubert, fragte sich Schreiber die ses, die vor drei Jahren das Publikum des Friedrichwilhelm- städtischen Theaters in Berlin emhusiaSmirt« ? Und ich lenkte die Schritte nach dem Ncsmüllerschen Sommcr.heater; die Jacobsonsche Posse „Spillike in Paris" steht ja vom Krell - schen Theater noch im besten Rufe. Und ich ging hin, „still mich freuend, wenn es wied r Aberd würde sein". Denn diese Laura Schubirt, iie mit der ganzen Routine ihres gereiften Talents jrtzt im Zweiten Theater gastsit, schien mir förmlich jünger geworden zu sein. Welche Schelmerei in diesen Blicken, wie vi>l Pikantes in den witzigen Couplets und wenn sie auf dem Ball der Closerie de Lilas herumm lec pedirt, so scheint eins der interkffrntesten Figuren d.r Pariser Studentcnbälle von der Seinesradt nach der Kaitzbach versitzt morden zu sein. Laura Schubert ist eine Soubrette, nie sie daS'Zweite Theater braucht, sie intcresfirt nicht blos lie Cavallerieosfiziere des ParqurtS, auch die Damen der bürgerlichen Welt können ihren Schelmereien nicht gram sein. Die Posse „Spillike in Paris" gestalt-t ihr allerdings ein reiches Entfalten ihres Talents. Urt rstützt wird sie wesentlich durch die H-rren Paradies, Elcho und St- phan Diese Posse hat viele Vorzüge des Berliner Possengenres, ohne deren gewöhnlich ungenießbare Elemente im Uebcrmaß zu cultiviren. Das politische Couplet macht allge mach dem socialen Platz, die Handlung schreitet munter vor wärts, der Witz ist schlagend und prickelnd und man amüsirt sich bei der Posse ganz vorzüglich. Warum aber läßt Herr Direktor N smülier nicht den speciell Berliner Ton in den Dresdner um vandeln? Viele Beziehungen, die dem Dresdner ganz fremd sind, lassen sich mit Dresdner Localanspielungen bequem vertausch?». Wenn zum Beispiel von berühmten Schneidern die Re re ist, warum n mit man uns LouiS Lands» beroer und Labanter, die man kaum hier kennt; warum nennt mcn nicht Gunkel, Sckneider Schneid??, Leykouf, Herder und Stubmann und wie unsere Trigonometriker weiter heißen? — Fräulein Schubert giebt in der heutigen Vorstellung eine ihrer besten Leistungen im „Schusterjungen von Lyon", übersprudelnd in Laune und Ausgelassenheit und durchwürzt von der frohe sten Laune. — Am 6. b. M. hat in Frnberg der Blitz in das dem Berg Zimmerling Gretzsch:! gehörige Grundstück eingeschlagen und ist in dessen Folge eine Scheune und ein Schuppen gebäude niedergebrannt. — Vor einigen Tagen passirte der preußische Kriegs» minister, Herr von Noon, auf d-r Tour von T« plitz, woskll>st er eine längere Kur gebhaucht hatte, nach Berlin unsere Stadt. — Vorgestern Abend halb 7 Uhr wurde in Leipzig die große, circa 86 Centner schwere Glocke des neuen G-läuteS der Nicolaikirche, nachdem sie bereits seit Nachmittag« 4 Uhr an der Kirche durch einen complicirten, kunstreich berechneten Flaschenzug hinauf gezogen worden war, zu den Schalllöchern des Thurmes hinein gewunden Dir angrenzenden Straßen waren von vielen Tausenden von Zuschauern bedeckt, so daß fast jeder Verkehr gehemmt war. Das ganze, auS 4 Glocken bestehende Geläute stammt aus dem rcrrommirten Etablissement von Jauck in Leipzig. — — Vor ei ige.n Tagen ist es einem gewissen Strobel aus Schmiedeberg in Preußen gelungen, au« der Strafanstalt zu Zwickau zu entspringen, wohin er wegen mehrfacher Eigen» thumeverg-chen vor ei-igen Monaten eingelsifert worden war. — Die Hauptverhandlung gegen Birey und Genossen, Tuchmacher aus Canienz, konnte gestern nicht abzehalten wer den, da der eine Angeklagte Naundorf nicht erschienen war. Demselben hatte auch die Ladung nicht behändigt werden kön nen, da er bereits seil drei Wochen vom Hause abwesend ist und seine Ehefrau seinen Aufenthalt nicht anzugeben vermochte. Auch die steckbriefliche Verfolgung hatte bis jetzt keinen Erfclg. Vom Gerichtshöfe wurde deshalb die Vertagung der Verhand lung beschlossen. — Dem Vernehmen nach ist das Marquard'sche Grund stück zwischen dem Ferdinandsplatz und ver großer: Oberseer- gaffe käuflich in andere Hände üdergegangen, und glaubt man hiernach voraussetzen zu können, daß auf dem Areale desselben bald neue elegante Wohnhäuser erbaut werten. — — Nachträglich euchren wir von einem scheußlichen Ver brechen, welches in den ! tzien Tagen d.S vergangenen Monats verüdt worden ist. und zwar ohne daß bis jetzt die Hadhaft- werdung des Verbrechers gelungen wäre. Es ist nämlich ein I6jähri.re8 Mä'chen aus den Grimmaischea AmrShäusern am Hellen Tage auf d-m Wege von Pcmrsen nach Belgershain von einem jungen Mam e überfallen, in den nahen Wald geschleppt und nachdem er sie zu notbzüchrigen v rsucht und ihr nicht unerhebliche Körpers rletzungen beigebracht, chrer Baarschaft von 7 Ngr und einiger Kle'dunzt stücke beraubt worden. H.ffsntlich gelingt es noch, den Unöck-innten zu ermitteln und ihn seiner gerechten Bestrafung zuzusühren. — Im Finanzministerium ist man jetzt mit der Ausstel, lung des Budgets für dre Jahre 1870 und 1871 beschäftigt. Unser Land wird nämlich künftig statt der bisherigen jähri gen Finanzperiode eine zweijährige haben Im Gegensatz zu den preußischen Finannufländen, wo man sich mit der Auffin dung neuer und der Erhöhung alter Steuern beschäfttgt, ist eS sehr erfreulich, zu vernehmen, daß Herr v. Friesen nicht die Bahnin des Herrn v. d. Heydt zu wandeln gedenkt. Von einer Steuervcrmehrung oder Steucrerhöhung soll nicht die Rede sein, hingegen wird, wie es heißt, dem Wunsche des Landes entsprechend eine ger-chlere Vertheilung der Steuern angestrebt werden. — A« 2. d. M. ist in Unterrittersgrün das Solbriz'sche Wohngebäude, in der Nacht des 2. zum 3. in Schmalzgrube das Wohnhaus und die Nebengebäuse des Schneidmüllers Neßler und am 5. bei Jvhanngcorgenstadt das Benkert'sche Wildemann Zechenhous nebst Schuppen abgebrannt. Am 3. kam auch in dem Schmuck'schcn Wohnhruse in Kappel bei Chemnitz abermals Feuer aus, welches jedoch, nachdem eine Kammer ausgebrannt war, wieder gelöscht wurde. In dem letzteren Falle scheint absichtliche Brandstiftung vorzulicgen und ist die Ehefrau eines im Hause wohnenden Mi.thsmanriS als dieser That verdächtig gefänglich eingezogen worden. — Rcpertoir des königl. Hoftheatcrs. Sonntag: Die Jungfrau von Orleans. Johanna: Fräulein Ziegler, vom Kgl. Hof- und Nationaltheater in München, als vorletzte Gast rolle. — Montag: Die relegirten Studenten. — Dienstag;