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An"age wegen Unterschlagung gegen ihn erhoben und er zu 1 Woche Gefängniß verurtheilt. Marx erhob Einspruch und bezog sich darauf, daß er nicht ein Geselle von Schanker ge- wesen sei und er sich für berechtigt gehalten habe, über das Geld zu verfügen, da er in Abrechnung mit Schanker gestan den. Von Seiten der Staatsanwaltschaft wurde die Bestätig ung des geriehtSamllichen Bescheids beantragt, da auf das Ver- hältn'ß, in welchem Marx zu Schanker gestanden, nichts an- komme, wohl aber darauf, daß er die Al beiten nicht abgeliesert habe, welchem Anträge auch von Seiten des Gerichtshofes stattgegeben wurde. — Zur zweiten Berhandlung hatte sich eine sehr tahlreiche Zuhörerschaft eingefunden und es war somit der Zweck, welcher mit einer Annonee in den Dresdner ^Nachrichten angestrebt wurde, erreicht. Die Prioatangeklagten Ludwig August Kielberg und besten Ehefrau waren erschienen und ebenso der Privrtankiäger Adv. Damm. Letzterer hatte in einer Prozeßsache der Ehefrau Kielberg, früher Frau Trarttncr. gedient. Der Prozeß, besten Ursprung und Berlauf zu erzäh len unnöthig ist, hatte seine Erledigung durch einen Bergleich Gefunden, der im Schwörungstermin zu Stande gekommen war. Bon den von der Gegenpaitei erlangten Geldern halte Adv. Damm seine Kosten abgezogen und den Rest der Frau Kielberg gewahrt. Im Juli leG7 ist nun Frau Kielberg in Begleitung ihre- Ehemannes zum Adv. Damm gekommen und hat Kiel berg ihn der Unterschlagung beschuldigt und Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und Beschwerde beim Justizministerium in Aussicht gestellt: sie haben Adv. Damm ferner beschuldigt, die Pflichten, die er als Sachwalter gegen Frau Kielberg zu er füllen gehabt habe, vernachlässigt zu haben, indem er in dem SchwörungSterinin sich auf BergleichSverhandlungen eingelast.n Hab:, und außerdem beschuldigten sie denselben, einen zu hohen Satz in einer Denuneialionsfache angesetzt zu haben. Adv. Damm erhob Anklage wegen Verleumdung und Beleidigung Inzwischen reichte Kielberg eine Beschwerdeschrist gegen Damm keim AppellalionSgerichte ein, dieselbe wurde aber verworfen; Kielberg beschwerte sich beim Justizministerium. In der Be schwerde an das Appellarwn-gericht gebrauchte Kielberg wiederum hier nicht wiederzugebende Ausdrücke, durch welche sich Adv. Damm aufs Gröblichste beleioigl suhlte. Derselbe wiederholre den Strafantrag und dehnte denselben auch auf Bedrohung aus, da Kielberg gegen ihn geäußert, er würde den Fall in einer Berliner GerichtS;eüung veröffentlichen, aber nicht in einer sächsischen, da er bei einer sächsischen Behörde kein Recht finde. Das Gerichtkamt im Bezirksgericht erkannte Kielb.rg schuldig der Bedrohung, Bcrlaumdung und Beleidigung und »erurtheilte denselben zu r> Wochen Gefängniß, Privatgenug- thuung und Bezahlung der Kosten, sowie Frau Kielberg wogen Beleidigung zu lft Thlr. Geldbuße. Kielberg stellt die Be drohung in Abrede, man müsse doch von Denunciatisn gegen Jemanden reden können, wenn man glaube, daß derselbe sich Etwas habe zu Schulden kommen lasten, auch die Geschichte mit Einrückung in einer Berliner Zeitung verhalle sich nicht so, wie angegeben. Laß er in seiner Eingabe sich einer ver letzenden Form bedient habe, gebe er zu, er sei aber bei deren Abfassung in großer Aufregung gewesen. Bon Seiten des Vertreters der Staatsanwaltschaft, die uur hinsichtlich der An klage der Bedrohung concunüt, wird Klagfreisprechung bean tragt, Hinsicht Ich des Punktes der Bedrohung im ersten ^alle. Es liege in dieser Beziehung ein Antrag des Privatanklägers nicht vor, auch finde er nicht eine Bedrohung in der Ankün digung. eine Denunciation zu erheben. Hinsichtlich der Bedro hung im zweilcrr Falle, Bekanntmachung in erner auewärtigen Zeitung, gab er dem GerichlShcf zu erwägen anheim, daß diese Anklage sich nur auf die Angaben des Anklägers stützt. Frau Kielberg berichtet in erregrer Weise über den Proc.ß und auch Herr Kielberg sucht sich zu verlheidigen. Advocat Damm beantragte eine Widerlegung des von den Eheleuten Kielberg Borgebrachten für nutzlos erklärend, die Bestätigung des ersten Bescheids. Der Gerichtshof erkannte auf Freispre chung wegen Bedrohung, und auf Verurthcilrmg wegen Ver- läunrdung und Beleidigung zu 6 Wochen Gefängniß gegen Ludwig August Kielberg, und aus Bestätigung des erstinstanz lichen Bescheids gegen Frau Kielberg. — Beim Gerichtsamte Schönfeld war im vorigen Jahre eine Untersuchung gegen drei beim Bäcker Eulitz in Weißig im Dienst gestandenen Personen, den Bäckerlehrling Raumann, die Bäckergesellen Lorenz und Hiemann, und gegen eine Frau Mai in Weißig anhängig. Skaumann, Lorenz und Hiemann sind beschuldigt, zu verschie denen Malen Mehl und Bros ihrem Dienstherrn entwendet und zu Frau Mai geschafft zu haben, welche das Empfangene mit Kenntniß des unrechtmäßigen Erwerbs kaufte, es theilS «iederoerkaufte oder in ihre Wrrthschaft verwendete. Rau mann wurde zu 4 Monaten Gefängniß, Lorenz, bei welchem auch eine Erpressung gegen Frau Mar concurrrrt, zu 4 Mo naten 4 Tage Arbeitshaus, Hiemann zu 4 Monaten Arbeits haus und Frau Mai zu 6 Monaten 3 Wochen 3 Tage Ar beitshaus verurtheilt. Naumann und die Mai beruhigten sich, aber Lorenz unv H.emann erhoben Einspruch, indem sie sich gegen die Höhe der Strafe erklärten. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erfolgte jedoch die Bestätigung des gerrchtS- amtlichen Bescheids. Berlin, Sonnabend. 10. April, Nachmittags, Tie mit der Prüfung der Wahlen betraute Abteilung des Reichstags hat soeben beschlossen, die Wahl des Rittergutsbesitzers Seiler auf Neuensal; im 23. sächsischen Wahlkreise Plauens für ur- giltig zu erklären, jedoch nicht dessen Gegenkandidaten 0r. Hirsch (auS Berlin einzuberufen, sondern eine Neuwahl anzuordnen. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung des Reichstages stand u. A. die Aeralhung des Gesetzes über die Errichtung eines obersten Gerichtshofes in Handelssachen. Abg. Laster empfiehlt den Vorschlag als einen höchst glücklichen nationalen Gedanken; Sachsen würde gerade deshalb nach Leipzig den Ge richtshof bekommen, weil es den Kleinstaaten vorangeganxen sci mit dem Beispiel, die eigene Souveränerät in die große Sou »erünetat einzuwerfen. Abg v. Zchmen Lachsen- bekämpft ben Entwurf als zur Zeit verfrüht und weil der Gerichte Hof immer noch kein EastatronShof sei. Abg. De. Stephani "Sach sen) bekämpft v Zehmcn und dankt im Namen Leipzig«, »elcheS dankbar für den Sitz des Bundesgerichtshöfe» sei. Abg. Oe. Schwärze (Sachsen' kündigt einige Lerkcsterurigsvor- schläge an. Im weiteren Verlaufe der Debatte bestreitet der Abg. Windthorst die Eompetenz des Reichstags und des Bun desraths zu einer so tief einschneidcirden Maßregel; auch die Einzellandtage hätten mitzusprecheir. ^Murren.) Der königl. sächsische Staatsminister Freiherr v Friesen constatirt, daß der Bundesrath mit weit über Zweidrittelimheheit den Entwurf augcnom» eil hat. Dcr Vorschlag der sächsischen Negierung wurde rein durch sachliche Erwägungen motivirt Nachdem die Wechselordnung und das Handelsrecht zu BundeSgesetzm pro- clamirt worden, sei ein oberster Gerichtshof in Handelssachen unentbehrlich zu einheitlicher Rechtsprechung; Niemand habe bisher einen bestereil Weg vorzrrschlrgen gewußt. Auch die Wahl Leipzigs war rein objcetrv; Leipzig sei nicht nur ein namhafter Handelsplatz, sondern auch dcr Sitz einer anerkann ten Universität, Der BundeSralh werde zugänglich für Amcn- dirungen seines Entwurfs sein. Dr. I.) * Frau Lucca. An die Opernsänger in Frau Lue.a ist die Aufforderung ergangen, gegen ein Honorar von d /'Oe) Francs während d s nächste» November in Kairo zu singen. Frau Lucca wird sich i»r nächsten Monat, wo ihr Urlaub beginnt, noch einmal nach Tübingen begeben, um von dcm Prosestor Bruns die zweite Mandel beseitigen zu lassen. * Tenor und Friseur. Es war zu der Zeit, als man auf Zimmerplatzcn, in den Werkstätten, in den Boutikcn auf Tenöre Jagd machte und sie auch mitunter fand. Damals gab es an der Pariser großen Oper einen famosen Tenor mit dem schönsten l. in der Bruststimme; man wußte nicht, woher er gekommen war. aber er bezauberte daS Publikum. Ganz besonders gefiel cr einer vornehmem Dame dcr hohen Finanz. Solche Kapuzen sind nicht gar selten und um es kurz zu machen, es dauerte nicht lange, so ward dun Tenor ein erstes Rendezvous zu Theil. W-.nn wir sagen ein erstes, so ist das nicht cxact, denn dieser erste schöne Tag ftllte keinen Nach folger haben. — Zunächst handelte es sich um eine Spazier fahrt incognito in dem Boulogner G.-Hölz im Fonds einer Equipage ohne Wappen. Unser Sänger trifft dre Dame in einem reizenden Morgenanzuge, dem über nur eines fehlte; die obligaioft che Eo-ffüre, oer Haupstchmuck d.S schönen Ge sichtes und der weiblichen Toilette. — Mein Gott, ries die Dame aus, ich bin ganz außer mir, ich warte schon, wer weiß wie lange, mein Friseur kommt nicht und die Stunde der Promenade wird vorüber gehen. Es ist unerträglich! — „Wenn es weiter nichts ist", entgegnete der glückliche Tenor, „gestalten Sie. Madame, daß ich den Versuch mache, an des Friseurs Stile zu treten!" — Welche Thorheit! lach: die Gönnerin, da würde ich wohl hübsch ausschen. — „Lasten Sie mich nur gewähren, meine Angebetete, vielleicht finde ich mich so gut damit ab, wie ein Anderer." — „Nun meinet wegen, wenn Ihnen das Spaß macht, ich brauche mich meines Haares nicht zu schämen." — Unv laut lachend wirst sie sich nachlässig in ein Fauteuil und sp-sttet über die seltsame Phan tasie ihres getan,iskundigen Anbeters. Ter Künstler läßt cs sich nicht zweimal sagen, er ergreift vaS schöne Haar der Frau von L . . ., macht sich anS Werk und vollenvet in ziemlich kurzer Zeit die versprochene Coiffüie. — Als sie aber auf- stand, und sich in ihrem Psizcheip egei neugierig besah, da mit einem Male verging ihr die lustige Laune. Sre war so be- wunverungSwürdig coiffürt, daß der Bau ihrer kunstvollen Flechten keineswegs dir mit einem eisten Debüt unvermeidlich verbundene Befangenheit verricth. Ter unvorsichtige Tenor, er war ein zu geschickter Friseur gewesen! Sofort zog, einer Juno gleich, die Dame vor Zorn die Augenbrauen zusammen, sie klagt über schreckliches Kopfweh. — Eine Haarnadel hat sie gestochen. — Ach, nicht ihre Kopfhaut war es, die blutete, sondern ihr gekränktes Herz. Mit verächtlichem Winke verab- schiedct sie den Tenor, indem sie zu ihm sagt: „Mein Herr, setzen Sie nie wieder den Fuß über meine Schwelle!" — Und die Moral von dcr Geschichte? Man sehe zu, daß man seine Tenöre nicht in einem Frrsirsalon rekrutire. * GalopinS. In Wien will Di. Fvlkmann, der Be fehlshaber der Dienstmanner Arim e, den Börsenbesuchcrn eine Anzahl berittener Eommiisionäre als GalopinS zur Verfügung stellen. De. Folkmann, selbst ein geübter Reiter, der ehemals als Springer im Circus Suhr Furore gemacht, hat sich vom Direktor Renz die Erlaubniß erwirkt, die Börsencommiisivnäre im Circus einzuüben. Die Hebungen finden täglich von U bis 1l Uhr Vormittags statt; Dr. Folkmann, dcr als Renz figurirt, versteht so ausgezeichnet zu dressiren, daß die ersten zwanzig berittenen GalopinS bereits nächste Woche feierlich ihren erst.» Dienst antrcten werden. Wenn bis dahnr nur nicht der Hauffe- gatopp so total erlahmt ist, daß »ran statt berittener GalopinS eher Tragbahren braucht, um die im Schwindel Gestürzten vom Platz zu schassen! * Preßburg. Als am 15). v. M. der P. Prior im großen Krankensaale des Klosters der barmherzigen Bruder das heilige Meßopfer celebrirte und bei dcr Wandlung den Kelch leerte, stürzte cr gleich darauf mit einem gellenden Schmerzens schrei und unter heftigen Krämpfen vor dem Altar zusammen. Der sogleich herbeigerufene Unterarzt wähnte im ersten Augen blicke, dun Prior habe der Schlag gerührt, als dieser aber „Gift! Gift!" rief und nach dem Kelche zeigte, untersuchte dcr Arzt denselben und erkannte sofort, daß sich in ihm statt Wein — concintrirte Schwefelsäure befand. Dcr unglück.iche Prior hatte diesen Giflinhalt des Kelches mit einem Zuge mehr als zur Hälfte geleert und sich somit Gaumen, Kehle, Speiseröhre und Magen in entsetzlicher Weise verbrannt. Sogleich angewendete Gegenmittel verhinderten ein weiteres Umsichgreifen der zer störenden Wirkung; dennoch fürchtet man für das Leben des unglücklichen Greises. Das Unglück ist einzig und allein Folge eins freilich sehr tadelnswcrthen Versehens. Dcr dem Prior assistir.nde Geistliche — erst seit einigen Tagen im Kloster und mrt besten Einrichtungen noch wenig vertraut — nahm aus einem Kästchen, in welchem der zum Meßopfer bestimmte Wein neben einem, zu gewissen Ncinigungszwccken im Krankensaale bestimmten Fläschchen Schwefelsäure ausbewahrt wurve. unseliger- «eise daS letztere statt des ganz gleich gestalteten WernsläschchenS. » Schwesterliche Liebe. Eine lustige Verwechslung fand bei dem Wiener Landesgerichte statt. Julie L. sollte di* ihr zuerkannte einmonatliche Kerkerstrafe antreten. Mit detk Einladung zu diesem Besuche erschien jedoch deren Schwelle« und ließ sich einsperrcn. In der Zelle machte die Jnhasnrte ihre»» Herzen Luft und meinte zu den Genossinnen: „Mich müßt-Z nöt für euresgleichen halten, i bin. gottlob, a ehrlich« Person und sitz' bloü für mein' Schwester." Die Zellengenossinnen meldeten dies dem Kerkermeister, dieser rapportirte dein Präsi denten v. Boschan, und als dieser sich in den Kerker verfügte, bemerkte die Jnhastirte: „I biit', Euer Gnaden, i Hab' übe» d'Feiertag Zeit, in ei Schwester nöt, was liegt b'ean, lasscn'S ml da." Selbstverständlich wurde sie sofort auf freien Fuß gesetzt. * Eur aus Sitten ,Wallia) kommender Reisender er zählt dem „Bund' folgenden schrecklichen Vorfall: .30 italieni sche Arbiter wollten, von Domo d'Lstola kommend, am v.r» letzten Sonnabend Abend den Simplen pasfiren. Bis zur Kaltwasiergeillcrie ging die beschwerliche Reise gut von statien; von dort nahmen sie zwei Straßenwärier als Führer mit. Aber sie wann noch nicht weit gekommen, als plötzlich eine ungeheure Lawine auf sie hinernslürzle und alle 32 Mann unt r ihlen Schneemasscn begrub. 20 von den Italienern ge-- § lang es, sich zu retten, die übrigen i2, darunter die beiden Slraßeiiu ärter, liegen an der Unglücks steil te begraben. * In Amerika haben jüngst zum Tode verurtheilte Ge fangene im Thomastoii Staalogtfaiignisse im Staate Marne ern Meeting in der Gefängirißkapclle al-gchalten und über Abschaf, jung der Todesstrafe debattirt. Opposition macht sich selbst verständlich bei Leuten mit dem Strick um den Hals nicht geltend. Die Entrepreneurs waren alle Mörder, und drn Stuhl des Vorsitzenden nahm ein gewisser George King — von be sonderem Renomiiu' unter den ,,^Ie>mr;ni-i ln-, ein. Man einigte sich über folgende Resolution: Wir wenden »ns an die humanen und christlichen Bürger und Gesetzgeber de» Staates im Interesse der Gesellschaft, welche brutal geworden, und Verbrecher dadurch erzieht, daß sie der Bestrafung einen rachsüchtigen Charakter giebt; und bitten: nicht einen Rückschritt von einem Vieeteljahrhundcrt zu machen und den Galgen — diese Reli.nrie des Barbarismus — wieder einzusühren; sich nicht der Gft'ahr aue-zusetzen, unschuldiges Blut zu vergießen, und nicht Gesetze zu erneuern, welche daS Verbrechen, und mit diesen» die Unsicherheit von Person und Eigcnlhum vermehren. Ein Comite von zwei zum Tode Verrrrtherlten wurde gewählt, um die Reselrtt.on » r Legislatur des Staates vorzulcgen, falls die Gksängnißbehörde rhnen das gestatten würde! * .'ins Kerpen wird berichte»: Hier ist eine große An zahl von Familien schmerzlich dadurch berührt, daß ern Bursche von noch nicht 16 Jahren seines Zeichens ein Lumpensamm ler oder Sohrr eines solchen, eine große Anzahl von jungen Mädchen, die noch die Schule besuchen, verführt hat. Ma« spricht von mehr als zwanzig solcher Opfer. Die Untersu chung ist eröffnet und der Uebelthäter nach Köln ins Gesäng- niß abgeführt. * Ein Mordversuch. Eine abscheuliche Thal wurde von einem dreizehnjährigen Brenschen dieser Tage in Wie« verübt. Der Lehrling Ludwig Kittler, beim Ledergalanterie- Fabrikanten Ignaz Niederer bedienstet, hat seinen Lehrherr» zrr vergiften versucht, indem er in das Bier, das er Abends für ihn geholt hatte, sogen. Silberwaster Crzankali, Silber ui d Wasser) goß. und dre>e Mischung seinem Lehrherrn vorsttzlr, Herr Niederer genoß von dusem vergift»len Bier, und bekam sogleich Erbrechen, worauf man auf das trübe Aussehen d.ö Bieres ausimrlsam wurde Der Bursche, über die Ursache dieser Erscheinung befragt, gestand sofort seine That ein und setzte noch hinzu, daß er auch daS Trinkwasser vergiftet habe, indem er in den Krug, in dem sich dasselbe befand, ebentalls Silberwaster gegasten harte. Zum Glücke hat aber Niemand davon ge.ranken, so daß die Familie vor einem großen Un glück, das leicht Härte erntrelen können, nur durch einen Zufall gerettet wurde. Ala Ursache des an seinem Lchrherrn ver suchten Mordes gab er an, daß er in eine andere Lehre habe kommen, und deßhalb Herrn Rutnrer habe lödten wollen. Der Verbrecher wurde dein Landesgericht übergeben. * Fußwaschung in Wien. Die Fußwaschung wurde am 25». Marz in d.r altherkömmlichen Weise begangen, in dcr Hofburg durch den Kaiser uns im erzbi chöflrchcnP-rlais durch den Cardinal Ritter von Rauscher. Die zwölf zur Fußwasch- ung bei dcm Kaiser bestimmten Männer wurden schon um 0 Uhr früh in geschloffenen Wagen nach der Hofburg gebracht. Nach der Communion wurden die Greise mit einem Frühstück bewirthet. Der Kaiser, d e Er,Herzoge, der Hofstaat wohnte« um 0 Uhr der Predigt und dem Hochamte in der Hvfdurg- pfarrkirche bei, worauf sich der Zug zur Fußwaschung in den Rittersaal begab. Die Ccrcmonie der Fußwaschung, der Ber- thftlung der Speisen durch den Kaiser, dcr Geldbcutelchen rc. dauerte bis nach halb l Uhr. * Berlin. Gegenwärtig wird eine Photographie des Malers v. Zastrow verbreitet, welche ihn und einen seiner Freunde enthält. Der Freund hat auf den Copien sein Ge sicht bedeckt. Unter dem Bilde stehen die Worte, welche Zastrow eigenhändig unter das Originalbild geschrieben hatte: „So wie die Wirkung des Lichts unsere Züge unter dem Rahmen eines Bildes vereint hervorgezaubert hat, so, theuerster Freund, laß. auch durch da« Licht und im Lichte den besten Theil unseres Wesens, unsere Herzen, für alle Lebensart in Freud' und Leid vereinigt bleiben! — Was diese Worte Dir sagen, Du Guter, Lieber, das ist fürwahr einer der innigsten und tiefsten Wünsche Dernes Freundes Karl v. Zastrow." — * China. In Melbourne ist gegenwärtig ein eigms chinesisches Journal gegründet, welches vrn Titel trägt: „Sin Kin Chan Kia Sze Pi.n Luh," was so viel bedeutet als: „Australisches Verzcichniß neuer Ereignisse." Es erscheint in kleinem Format wöchentlich und der Äloiuremrntspreis betrügt pro Quartal ft Schillinge. * Genf Ein reicher und frommer Genfer — diese beiden Eigenschaften sind in Genf ste!S verbunden — sü chlet das Herarrnulicn einer neu n Sündsluth und hat sich eins schöne, komfortable Arche bauen lasten, welche hier zum Er götzen des Publikums im Hafen liegt und auf welcher er eintretenden Falls, ein moderner Noah, seine Rettung suchen »N