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Rr. 69. Bierzehllka Jahr«) M 10. Mn 186« I I > k > cLrschemt: riKlich stütz 7 Uhr. Inserate werden -»genommen: disAbendSV.Tonn- tags bis Mittags 12 llbr: Marirnffraßr 13. Nnzeig. in dies. Blatt« finden eine ersolgreichr Berbrritung. Anslag«: iLsemplarkt Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Throdar vrobisch. Druck und Figenlhnm der Herausgeber: Otkpsch st Uetlharbt. — Veraiitwortlichc: Redactkur: JultUö Issellßlirbl. /^'inicn>cnt< - . .!,. ...Hz» bei »u».«b sernng in'« Durch die jiönigl. Pofl Vierteljahr!. 22>^Ngr. Einzelne Nummer» 1 Agr. ; Inseratenpreise: Für den Raum einn gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Emg»- sandt" di« Zeit« ' . 2 Ngr. ch jäjt wird i in d«r sucht, sind m nach dem zrm chne Mö? he-, 5, 3 r- »rik am r Mann igle Br- unl er -gen. «ch» derwaa- nonnaie.. c. erler. Fabrik» agnrger« kr. ' . mL«l- geagniß » und Tr. stk- e, werden billigst ärtüng ist nur rgebrn. «pE. Dresden, den 10. März. — Se. Maj. der König ist seit vergangenen Sonn ag von einem leichten Unwohlsem befallen, in dessen Folge Aller höchstdersclbe das Zimmer zu hüten veranlaßt ist. — Die Dioisions Auditeure Tischer und von Leonhardi und der Auditeur Or Starke sind in den DtSponibilitätsstaud mit Disponibilitätsgehalt und der Erlaubnis; zum Tragen der vorgeschriebenen Uniform mit dem Abzeichen für Verabschiedete versetzt, sowie den ersteren beiden das Prädicat eines Kriegs- gcrichtsraths und letzterem das eines Dioisions Auditeurs ver liehen, ingieichen der char. Auditeur Meinholv zuni DioisionS- Auditeur ernannt worden. — Wegen erfolgten Ablebens Sr. K H. des Kronprinzen Leopold von Belgien, Herzogs zu Sachsen, wird jetzt eine Trauer auf eine Woche am königlichen Hofe angclegt. — Am vergangenen Sonnabend hat bei Sr. K. H. dem Kronprinzen eine größere Tafel stattgefundcn, zu welcher viele Notabilitätpn Einladungen erhalten hatten. — — Der kaiserlich französische Gesandte am königl. sächs. Hose, Hcrr v. Ehateaurenard, ist vor einigen Tagen von Paris hier wieder eingelrossen. — — In militärischen Kreisen bespricht mrn l.bhast die be vorstehende Beförderung von Osficieren, welche Aussicht haben, demnäcksr in höhere Chargen einzurücken. — — Heute Abend findet bei Sr. Excellcnz dem k. k. österreichischen Geandlcn Baron von Werner eine große Soiree statt. — — Der im östlichen Zwingerpavillon am 8. März im „wissenschaftlichen Cycius" von dem Herrn Hofschauspieler Emil Walther gehaltene Vortrag über das Leben und Wirken des Schauspielers, Schauspieldirectors und Freimaurers Schröder, des hervorragendsten Bühnenkünstlers der älteren deutschen Schule, gab in anschaulicher und lebendiger Weise ein in tief ste .Künstlers« le empfundenes und init Begeisterung wieder- I,-aßebeneS Bild drs großen Meisters dem äußeist zahlreich ver sammelten Zuhörcrkreise zum Besten, der seinen Dank dem Schöpfer eines der genußreichsten Abende des ganzen EyclriS am Schluffe durch laute Beifallsrufe zu erkennen gab. — lieber den in voriger Nummer erwähnten Tumult in Hohenstein wird uns von einem Augenzeugen Folgendes mit- getheilt: Die scandalö'en Auftritte der Hayseld'schen Partei in Sebnitz haben am 6. März in Hohenstein Ernstthal ihre Fort setzung gesunden. Für diesen Tag Abends war nämlich dort hin eine „Landesversammlung der Volkspartei" einberufen. Diese Versammlung wurde nun durch von Chemnitz und Um gegend herbeigcksmmcne Hatzseldtianer gesprengt, der als Polizei- Organ anwesende Herr Bürgermeister Förster gemißhandelt, mehrere Angehörige der Volkspartei, darunter auch Vahlteich, welcher sich mit einem Stockocgcn einer polizcilich verbotenen Waffe, vertheidigt haben soll und deshalb, sowie uin ihn ge gen fernere Angriffe zu schützen, in vorläufige Haft genommen, inzwischen aber bereits wieder entlassen ist, verwundet. In Folge dessen wurde die Versammlung schließlich durch den Ver anstalter selbst, Herrn Schneider Fiedler zu Hohenstein, nach dieser Erstürmung der Loealitäten vor dem Beginn für auf gehoben erklärt, und endlich das Versammlungslokal von der durch Feuersignal hcrbeigerufencn Turnerfeucrwchr geräumt. Der am nächsten Tage angesagte „Arbcitcrcongrcß" wurde gleichzeitig von der Behörde und vom Veranstalter abgesagt. Es will eben scheinen, daß in Sachsen die Herren Hatzseldtianer für sich allein das Recht, Versammlungen abzuhalten, bean spruchen, und daß sie eine ungestör t Discussion nicht vertragen können, sondern durchaus mit Gewalt bedient sein wollen. Da bereits die nöthige Anzeige unter Benennung der Hanptstörer, sowie einer größeren Anzahl von Zeugen, gemacht ist, so wird den Herren hoffentlich diesmal die verdiente Strafe nicht entgehen. — Auf dem alten Tharander Bahnhofe suchte ein Ar beiter aus einer benachbarten Fabrik vorgestern in ein dortiges Zimmer mit Gewalt einzudringen, in welchem mehrere Bahn beamle zu dienstlichen Zwecken versammelt waren. Gütlichen Zureden und Weisungen, die ihn von seinem ganz grundlosen Vorhaben abbringen sollten, war der Mann nicht zugänglich, und als er sich hierauf soweit vergaß, die Zimmerfenster von außen einzuschlagen, so blieb, um endlich von ihm befreit zu werden, nichts übrig, als ihn zu packen und gebunden nach der nächsten Sicherheitswache bringen zu lassen. — — Am Montag Morgen stieg aus einem Kcllerraume des Hauses Zwingerstraße 3 ein dichter Rauch hervor. Es stellte sich heraus, daß in der Lokalität, die ein fremder Obst händler inne hatte, Holzgeräthe auf bis jetzt uncrmittelte Weise in Brand gerathen war. Die Feuerwehr war schnell an Ort und Stelle und die Gefahr bald beseitigt. — Bekanntlich .zerschellte in der Elbe bei Meißen ein j Schiff, das gute, ungarische Weizenkleie geladen hatte. Letztere ist aus dem Wasser nach und nach b" sgefischt worden und wird nunmehr als Fütterungsmittel pro Sack mit 10 Ngr. verkauft. Fachleute haben behauptet, daß diese Weizenkleie nur einen äußerst geringen Nahrungswerth enthalte, während von anderer Sei e wieder das Gegenthcil gesagt wird und ist auch wirklich Nachfrage und Absatz von dieser Waare zur Fütterung jetzt noch sehr bedeutend, ebenso auch die daduich erzielten Er folge, z, B. namhaft gesteigerte Milchproduction mit staunens- werthen Resultaten. — Die hiesige Elbdampfschiffsahrts-Gescll-chakt gewährt ihren Aktionären für das abgelaufene Rechnungsjahr eine Di vidende von 0 Thlr. pro Actie. — Es geht uns eine für den Bergbau bei Eibenstock zu den besten Hoffnungen berechtigende Nachricht zu. Es ist näm lich für die Gewerke der dortigen Grube „Morgenstern" der erste Versuch im Pochen und Schmelzen über Erwarten günstig ausgefallen. Es machte aus alle Betheiligten einen freudigen Eindruck, nach langer Ungewißheit ein Stück reinen Wiömuth im Gewichte von vier Pfunden als Ergebnis; zu Tage geför dert zu sehen. — In Anbetracht langjähriger Dienstzeit und ausgezeich neter tadelloser Aufführung sind seilen der Oberpostdirection d>ei Postlllone zu Leipzig mit Ehrengeschenken erfreut wor den, und zwar erhielt dir Postillon Schmidt die si bcrne Ehrcn- T rumpele, die Postillonen Hänschen und Gerhardt je eine silberne Ehren peitsche. — Aus dem du"ch anderweite höchst gelungene Künstler- portrails ivohlrenommirten photographischen Atelier von Humblot, Ecke der Margarethengaffe und Maricnstraße, ist kürzlich ein vortreffliches Portrait des Fräuleins Hansel als „Schöne Helena" in ganzer Kostümfigur und Visitenkartenformat hcr- rorgcgangen, aas sich durch Schärfe rvie durch Treue der Wie dergabe der reizenden Erscheinung besond-rs auszeichnet. Den zahlreichen Verehrern der jungen Dame wird sie sehr will- kc nmen sein. — Zwei Packträger, die vorgestern Abend gegen 9 Uhr die alte Elbbrücke passirten, kamen gerade noch zur rechten Zeit dazu, um einen über das Brückengeländer kletternden Unbe kannten von dem Sprunge in die Elbe abzuhalten. Da der Mann augenscheinlich betrunken und nicht zu vermögen war, sew r Namen und seine Wohnung anzugeben, so brachte man ihn Tn drS Polizeihaus, um dort das Nähere über ihn be stimmen zn lassen. — — Am verg ngenen Sonntag, des Abends, hat in Loß nitz ein bedeutendes Schadenfeuer statigehabl. Dasselbe ent stand im Grundstücke der Flcischermeister Härchür und zerstörte nicht blos dessen Gebäude, sondern auch noch die von sieben andern benachbarten G undstücksbesitzern. Dabei ist leider auch ein Unglücksfall vorgekommcn, indem der Tischlermeister Riedel beim Netten von Effecten von einer Leiter herabstürzte und sich erheblich am Kopfe verletzte. Auch soll mehreres Vieh mit verbrannt sein, was beim schnellen Umsichgreifen des Feuers nicht gerettet werden konnte. Das letztere scheint übrigens, soviel sich bis jetzt hat ermitteln lassen, in Folge von Verwahr losung entstanden zu sein. — Obgleich schon eine geraume Zeit seit dem unser Land schwer heimsuchenden Feldzuge von 1886 verflossen, finden sich leider immer noch Nachwchen genug, die schwer oder gar nicht zu beseitigen sind. Es gilt dies namentlich von solchen säch sischen Combattantcn, die, mulhig für König und Vaterland kämpften, Invalid und in Folge dessen erwerbsunfähig wur den. Dieses traurige Loos ist leider Vielen zu Theil gewor den; ihre Kraft ist für immer physisch gebrochen! Da ist es denn eine heilige Pflicht ihrer Mitbürger, solche Unglückliche und deren Familien moralisch aufrecht zu erhalten und ihnen Unterstützung gewähren, die immer von der wohlthätigsten Wir kung ist. — Dem Sammeln der nothwendigcn Fonds dafür ist noch heute die Thätigkeit der Damen des früheren Depots in „Stadt Wien" Meustadt) gewidmet, die, auf den uner schöpflichen, sächsischen Wohlthätigkcitssinn bauend, schon früher durch eine Verloosung von Kunstsachcn ec. eine ansehnliche Summe zusammenbrachten, die in sicheren, zinstragenden Pa pieren angelegt ist. Eine Anzahl von Gewinngegenständen, Paruntcr als Hauptgewinn das, zur ZUt im Kunstvereine ausgestellte Oelgemälde: „die Wüste" von Gcorgi) hat jene Damen noch ein Mal zu einer Fortsetzung jener ersten Ver loosung vcranlaßt, zu der Loose ä 10 Ngr. in Altstadt: bei Herrn Kassirer Opitz im Kunstverein und bei den Herren Kauf- leutcn Meyer, Müggenburg und Barteides; in Neustadt: bei Madame Pietzsch im Hotel „Stadt Wien", bei Frau Wittwe Ganffauge und in der Leihbibliothek des Herrn Linke zu haben sind. — Solch' einem Samariter-Zwecke ivird die Theilnahme gewiß nicht fehlen! — Heute beginnen in der Restauration zum Feldschlöß- chen die in der Herbstsaison meist sehr stark und von einem gewählten Publikum besuchten 'Mittwochs Concerte und wir hoffen, daß den Besuchern auch diesmal ebenso genußAche Abende geboten werden, da Herr Musikdirektor Trenkler rMhst anderen klassischen Piecen auch Symphonien unserer berühmte sten Tonmeister zum Vortrag bringen wird. — Gleichzeitig geben wir den zahlreichen Besuchern und Verehrern des Feld schlößchens die Notiz, daß anr 28. April d. I. fünfzig Jahre verflossen sind, seitdcm aufs Neue der Grundstein zu dem Ne stau: alionegebäude gelegt wurde, nachdem es während dex Schlacht bei Dresden M Jahre 1811 nach mehr als sechsmal liger Erstürmung von Seiten der französischen und alliirten Armee fast gänzlich eingeäschert wordm war. Gewiß werden die Direktion dieles berühmten vaterländischen Etablissements, sowie auch Herr Restaurant Frcyer dieser Tag in hervorra gender Weise auszuzeiö^wn suchen. — Vorgestcrn Msirte hier wieder ein Transport von j 220 Stück Rindvieh in 23 Wagen durch. Derselbe kam aus ! Ungarn und war nach England bestimmt. — s — Dis in der Gerichtssitzung vom 2. März als Angc- i klagte sigurirenden Reck und Günther aus Wilsdruff sind nicht ' zu 5 und 4 Monaten Arbeitshaus sondern zu Gefängniß auf E vorgenannte Zeitdauer verurtheilt worden. — Wir sind nunmehr in der Lage, den correspondirenden j Publikum auch einmal etwas Nachtheiliges über die Bries- j Oblaten und zwar über die Schädlichkeit einiger Farben der selben zu sagen und somit zur Vorsicht zu ermahnen. Das „Journal für praktische Chemie" bringt darüber eine interessante Feststellung. Herr Oi. Goppels:oder in Basel ließ aus ver schiedenen PerkaufSläden 212 Stück Oblalenmuster holen und die Untersuchung ergab, daß 1 die rothen Oblaten giftige Substanzen, das Mennig, enthielten; 2 gelbe enthielten chrom saures Blei Oxyd; 3 viele iveiße enthielten Vleiweiß; 4) die grüilen und blauen enthielten Berlinerblau und Chromgelb. Oe. Goppcksroder giit nach Maßgabe der sehr eingehenden Untersuchung den Rath, nur schwarze, braune und ungefärbte rv iße Oblaten als durchaus unschädlich zu benutzen. — Riesa. Am Nachmittag des vergangenen Sonntags besuchten zwei Lehrlinge, der 19 Jahre alte Bauerssohn Wi tzeln: Mann und der 15jährige Handarbeiterssohn Carl Zscharsig, ihren Heimathsort Weida und sprachen bei ihrem Freunde, dem 16jährigen Müllers sohN Winter, in der Wind mühle ein Während derselbe nun die Genannten einige Mi nuten allein ließ, nahm der Lehrling Mann ein an der Wand hängendes, geladenes und mit aufgesetztem Zündhütchen ver sehenes Gewehr herab und spülte mit demselben, wobei dasselbe sich plötzlich entlud, beider ist der Schuß dem dabei stehenden Zscharsig in die Brust gegangen, so daß derselbe sofort todt zu Boverr sie'.. — In Radeburg wurde am letzten Viehmarkt auf dem Hcimtransport mitten in der Stadt ein großer Ochse schm. Er warf seine beiden Führer zu Boden und galoppirte mit erhobenem Schweife und gesenktem Kopse in rasender Eile zum Thors hinaus und konnte nur erst nach langer Zeit und mit größter Anstxngung in der Gegend von Berbisdorf wieder eingcfangen werden. Wäre das wüthende Thier in entgegen gesetzter Richtung unter die Jahrmarktsbuden gerathon, so konnte der Schaden ein außerordentlicher werden. — Leffcntliche Gerichtssitzung am 8. März. Fortsetzung. Der Angeklagte Bcrlich ist auch am 14. Ok tober Abenös aus Neugierde auf dem Postplatze gewesen und hat sich von cer Wallstraße ab bis zur Waldschlößchenrestau ration durch die Kavallerie znrückdrängcn lassen. Hier soll nun Beriich den Ausruf gethan haben: „Geht doch zu Hause". Dies wurde von einem Gendarmen gehört und auf das Mi litär bezogen und Bcrlich scstgehaltcn; dabei soll er sich aun der Widers, tzung schuldig gemacht haben, indem er sich ge stemmt und versucht habe, sich loSzureißen. Letzteres giebt Bcrlich zu, es wäre aber blos deshalb geschehen, weil er einen Schuh eingcbüßt habe und er sich diesen habe suchen wollen, zu befreien habe er sich insofern gesucht, weil ihn der betreffende Gendarm bei dem Fc schalten arg am Halse gewürgt habe. Ge schlagen habe er Niemanden, „er habe keinen Finger krumm gemacht." Die incriminirten Worte lauteten anders, und hätten sich nicht auf das Militär beziehen sollen. — Der Schncidcrgcselle Nadle ist am 14. Oktober Abends ebenfalls aus dem Postplatze gewesen, wohin ihn die Neugierde getrieben. An der Post sich befindend, habe er mit geschrieen, „weil die Andern auch geschrieen hätten", er habe „hoch" gerufen. Den ihm beigelegtcn Ruf „haut sie nieder" habe er nicht gebraucht, auch habe er nicht das Militär gedrängt und habe nicht ver sucht, arretirte Leute zu befreien. Die ihm bcigcmessene Wider setzlichkeit bestreite er bestimmt, er habe bei seiner Arretur nur den verloren gegangenen Hut gesucht und sich gegen den Gen darmen geschützt, der ihn an den Haaren festgehalten habe. Ruhig sei er demselben sodann mit auf die Polizei gefolgt. — Schmutzler ist beschuldigt, am 14. October Abends auf der Sophienstraße einen Gendarmen mit dein Stocke ge schlagen zu haben. Die Anklage gründet sich auf die Aussage eines Kunsttischlers Pötting j?), der Schmutzler genau kennt, da er «or mehreren Jahren mit demselben in einem