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Nr. 333. Drcizehatrr Jahr,; Soiulabtid den 28 November 1868! Erscheint! Lägt ich früh 7 Uhr Auserate »«rdeu »llgtuommr»: -t« Abend» K.Eonn- tag» bi» Mittag« I» Uhr: Martenftra»« 1». Slazrig tu dir' Blair, ktsdrattoe »rfslzreich« »llflaz»: Trrmplar». Tageblatt str Uaterhaltuag Md Geschäftsverkehr Mitredacteur: Theodor Drodisch. /bonremen; BirNrljLhrlich 20N»i hei linknrgeldlicher« struug io s Ha-:» Durch die Köniz! jr» dierieljahr! 22- Einzelne Scirrlrer l S«z. Dttserakeni-rti e Kü: den Raum geftulkenen u.e,,, l Rgr. Unle: , Srng-/ i-nd!" di, Zeit. a ««-. «d h«r H«r,ll,s»b,r: LiepschökReichardt. - «erantw-Micher R«d«t«ri r»lt»< Urtchardv Dresden, de» 28. November. — Der Ball zum Besten des Albertverein» welcher vorgestern ilbend in Meiahold's Saale abgehalten wurde, zählte über 400 Theilnehmer aus der Elite der Gesellschaft. Gleich nach 8 Uhr Abends füllten sich die Räume und die langen Schleppkleider d.r Balldamm rauschten durch die Gänge nach dem hellerieuchteten Saal wo man militärische Uniformen mit glänzenden OrdcnSdccorationen gewahrte. Die Herren LtaalLminister, Generäle und geheimen Näthe so wie Bor stände von Behörden, Offiziers aller Waffengattungen waren sichtbar und wer mit dem Ciaque unterm Arm in stiller Mu sterung den Saal durchschritt, gerteth oft mit dem Gefühl als simpler „Wohlgeborener" in eine Sphäre von Excellenzen, in ein Uniformen. Golkonda in ein Kternb inner» und Comthur- kreu» Feuer, daß der schwarze Frack sich vorkam wie ein wei her Rabe. Und dieser Damenflor, diese reizenden Eoa'Stöch' ter, gehüllt in die neu-ste« Schöpfungen der Modeläden. In der neunten Srunde erschienen I König!. Hoheiten, der Krönt prinz nebst Gemahlin. Die hohe Prctectorin deS Vereines, geschmückt mu einem Collier von Smaragden und Diamanten, wendete sich mit der bekannten Leutselrgkeit an Viele der im Kreise befindlichen Damen, während ihr Gemahl sich nach allen Seiten einer r.gen Conoersation hingab. Er sprach und un terhielt sich eben so freundlich mit dem Hofjagdriemer als wie mit einem Würdenträger des Staates, denn das Beisammen sein huldigte ja einem schönen, menschenfreundlichen Zweck. In dreser großen Kette des Allgemeinen und Nützlichen fühlt sich Jeder als ei« selbstständiges Glied; das Empfinden sitt licher Kraft stellt ihn sicher auf den Platz und so mancher zaghaste, streng der Etikette Ergebener, kommt sich plötzlich vor wi» Däumling im Märchen, der die Siebmmei'.mstiefel gesunken hat. . So begann der Ball mit ächter Freudigkeit, obwohl anfänglich der Raum ein etwas beschränkter war. Freunde und Bekannte unterhielten sich im Gespräch; doch, w-r ist der Herr mit der hohen elfenbeinernen Stirn, ein rothes, breites Ordensband um den Hals. Sein schwarzer Schnurr, und Backenbart verkündet eine militärisch« Persön- lichten. Allerdings ein General und Feldmarschall im Reich der Kunst, rin Held aus den Brettern, welche die Welt be deut.n Das ist Bogumil Dawison, ihm zur Seite seine Gaum. Von seiner Krankheit sich erholend, erblickt man ihn vielfach jetzt in Concerim, er gedenkt mit nächstem Herbst wie- oerum die Bühne zu betreten, deren Stolz er war und blei ben wird, so lange von deutscher Kunst tn ThaliaS Tempel vi« Rede ist. Um der Frau.nwclt Etwas zu '.rzählm, welche Toiletten wir auf dem Ball geschaut, so war vielfach Stoff auS weißem Tarlcuan mit querlaufendm Puffen vertreten. Die Schleppe war nur leicht markirt, vi lfach ab.r auch, na> wenilich ber blaum Ballkleidern, von bedeutender Länge und Bleue, fähig, ein kleines deutsche« Herzogthum damit zu be- decken. Uederhaupt erinnerte manches Kleid an das Costüm der Rokokozeit unter Ludwig XV. so verwandt sind die jetzi gen Lamsnmoden dem damaligen Geschmack. Es fehlt bloS Puder und Schminkpsästerchm. Ein besonders schönes Bell klerd an finem Abend trug eine junge, brünette Dame. Tuf- rothes Seidenkleid, Amaranth, mit schwarzen Volant- und Lp tzen. — Zwei Kleider aus grauem und gelben Atlas oder SurenrepS, die Garnitur mit ausgeschlagcnm Taffetfrfluren wie mit Atlasschleifen, fesselten ebenfalls die Aufmerksamkeit. Den Toilettensieg an diesem Abend — dieß behaupteten selbst Damen und dieß will viel sagen — trug die Hofopernsänge, rin, Fräulein Hänisch, davon. Ihr Kleid, aus Palis, Ulla mrt weiß ansgeschmückt und Verlchm, dürfte als das Ge schmackvollste gelten, was im Bere ch der Toilette sichtbar war. Als Haarputz galt im Allgemeinen Camelie oder Rose, doch iahen wir auch, namentlich bei jüngeren Damen Maiblümchm und Orangenblüthe. Nicht ohne Interesse besahen wir unö ganz im Stillen einen Bouquethaiter. Er war von feiner Bronce mit Tnail auSgelegt, dessen Stiel unten au» drei be weglichen Theilen bestand die sich öffnen ließen und so eine Ar: Dreifuß bildeten. Als die Dame von einem Offizier zum Tanze geholt wurde, stellte sie das Bouquet hin wie eine Vase und wir hatten Gelegenheit, an das SträuLchen zu rie chen. Hätsil Gesundheit, das heißt Gesundheit dem Albert- wererne für alle Zeit, damit sich unter seinem Schirm die Vtttthe der Humanität immer mehr entfalte und einst Früchte biere zu« Segen der leidenden an das Erbarmen gewiesenen Menschheit. — Die Königliche Polizeidirection, in Bezug darauf, daß nach dm gemachten Wahrnehmung«« das Betteln de, Kmdcr und daS Hausiren derselben mit verschieden«», Verkaufj- gegenständen, namentlich in den Restauration« n, in auffälliger W«rle wieder überhand genommen, warnt sowohl di« Kinde» als ihre Eltern rc. vor diese Manipulation durch ein- bi» I4tä- g«ge Kefängnißstrafe, macht auch die Inhaber öffentlicher Lo-> «a' jLLen dafür verantwortlich. — Wie wir hören, wird sich Se. Maj unser König nächsten Dienstag zu der Beerdigung de« am 2b. November verschiedenen Herzogs Joseph zu Sachsen-Altenburg nach Alten- bürg begeben, zu welchem Anlasse mehrere Fürstlichkeiten da selbst sich einfinden dürften, da der verewigte Fürst mit fast allen regierenden Häusern Deutschlands in verwandtschaftlichen Verhältnissen stand. — — Vom Direcror Berthelt wird un» in Bezug auf unser gestriges Referat über die Stadtverordnetensitzung mit- getheilt, daß cr in seinen Aeußerungen die Frage, ob die Ge meinde zu einem Zuschuss« für die RathStöchterschule verpflichtet sei, ganz unberührt gelaffen, vielmehr nur den geforderten Zuschuß mit den geringen Zuschüssen für die Bürgerschulen in Vergleich gestellt und daraus Folgerungen gezogen habe. — Herr Professor Herrmann hatte am vergangenen Mittwoch Einladung zu Herrn Consul KaSkel erhalten, um dort privatim seine magische Kunst vor einer sehr gewählten Gesellschaft zu zeige». — Für die Gigend von Attenberg G-ismg und Lauen stein giebt Herr Militärmusik-Director Trenkler künftigen Mon- tag November) ein Eoncert im Gasthof zu Kratzhrmmer be« Lauenstein — Dem Vernehmen nach wird uns ein seltner musika. lischer Genuß geboten werden. Im obern Saale des königl. Belvedere wird von morgen an die berühmte ungarische Na tional-Capelle, — bekannt als Kammer, oder Hofkapelle Sr. Majestät des Königs von Ungarn, — unter Leitung ihres tüchtigen Dirigenten, des Kapellmeisters Lagos Toni, 14 Tage hintereinander täglich Concerte geben und dabei in ihrem Na- tionalcostüm auftretea. Der Ruf, welcher dieser Eapelle be reits von Berlin vorausgeht, läßt etwas Vorzügliches er warten. — Eia hiesiger Bäckergeselle, der mit eine» Bewerb» treibenden ein mehrjährige» FreundschaftSoerhLItniß unterhal- ten hatte, belohnte dessen Vertrauen dadurch, daß cr ihm während eines unbewachten Augenblickes eine Anzahl Gold- und Eilbersachcn aus der offenen Kommode zu entw.ndm wußte. Die Herbeischaffung des größten Theil» der gestohle ne» Effecten soll zwar gelungen sein, doch hatte der Dieb, um nicht Verdacht zu erregen, einige minder werthvolle Ge genstände in den Mühlgraben geworfen Als Motiv dieses bösen Freundschaftsdienstes kann, wie man uns erzählt, ledig lich niedre Habsucht angesehen werden, da d.r Dieb eine nicht unbeträchtlihe Summe tn der Sparcaffe liegen haben soll. — Die Aktionäre der Dresdner Papierfabrik erhalten auf das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 7j Procent. — Wegen Beseitigung einer DefecleS an der Hochplauen« schen Wasserleitung wird da» hochplauensche Röhrwaffer in der Seevvrstadt und einem Theil« der Wilsdruffer, beziehent lich Pirnaschen Vorstadt bi» nach Beendigung der Reparatur abgeschlagen. — Mit dem 1. Dccember tritt ein neues Dienstmann- Negulativ in Kraft, aus wilchem die k. Polizeibehörde die jenigen Bestimmungen entfernt hat, welche früher besonderen Anlaß zu Mißstimmungen gaben. Dazu gehörte zunächst die Forderung, daß die Inhaber der Institute zur Zahlung fester Löhne an die Dienstmänner verpflichtet wurden. Sodann das Verlangen, wonach Dienstmänner den Organen der Polizei behörde R.Herrschaft über ihre Aufträge rc. abzulegen hatten. Beide Bestimmungen wurden bekanntlich vielfach angefochten und sind tn das neue Regulativ nicht übergegangen. — DaS genealogische Handbuch der fürstlichen Häuser, inSgemein der „gothaische Hofkalender" genannt, enthält in der auf das Jahr 1860 veranstalteten Ausgabe die Portraits des Großfürst-Thronfolger von Rußland und seiner Gemah- lin, des Kronprinzen von Italien und seiner Gemahlin, be kanntlich einer Enkelin unserer königl. sächs. Majcstäten und endlich dar Portrait des königl Bairischen Ministerpräsident«» Fürsten von Hohenlohe, der Herzog!. Grafen-Kalender bringt für 1860 d S Portrait des königl. preußischen Botschafters in Paris, Grafen v d. Goltz, an der Spitze. — 7— Der Luftgymnastiker Berger mit seinen Eleven aus London ist es jetzt, der tm Victoria-Sawn großes Aufsehen durch seine fast überschwenglichen Leistungen macht. Er ar beitet wirklich in der Luft und namentlich auf dem Trapez, auf den wir nie soviel Kühnheit erblickten. Situationen, bei denen der Laie auf seinen zwei Beinen und auf ebener Erde schon stolpern würde, sind sür den Künstler auf dem trage/ volsvl eine Kleinigkeit. Es läßt sich denken, daß er mit Ap plaus überschüttet wird. Um nun Abw.chs«lung«n in das ohnehin schon mannigfaltige Programm zu bringen, hat die Direction bereits eine große Gesellschaft Engländer engagirt, die, wie wir hören, eine humoristisch musikalische Kapelle bil- det und Außerordentliches leisten soll. Frl. Mathilde macht noch immer Furore. — Die Japanesen.Drachen Truppe hatte am Donners tag Abend in Braun'S Hotel ein großes Publikum um sich versammelt, das von Staunen und Bewunderung erfüllt, am Schluß wegging. Wir beschränken un» darauf, zu sagen, daß die Truppe Seltenes und Außerordentliches leistet; namentlich die eine Dame auf dem kaum sichtbaren Drahtseil und der kleine Japanese auf der haushohen, schrägen Leiter mit be wundernswerther Sicherheit Die Productionen erschienen oft so gefährlich, daß daS Publikum im Applaudiren inne halten mußte, um den betreffenden Producenten nicht zu stören. — „Man muß sich für die Festzett bei Z-iten vorsehen," dachte ein Dieb und stahl aus einer Küche an der Frauenkirche einen messingenen Mörser mit Stößer — wahrscheinlich Be hufs Anfertigung der weihnachtlichen Mohnklöße. Erwischt ist der Feinschmecker noch nicht, obgleich auf seine Fahndung eine ebrnfallS metallene Belohnung gesetzt ist. -- Am 20. d. M. ist in Thiemendorf bei Oederan das Kluge'sche Fabrikgebäude mit den darin befindlichen Spinn maschinen und einer ziemlichen Quantität Baumwolle ein Raub der Flammen geworden. DaS Feuer ist auf d«m Boden des gedachten Gebäudes entstanden, über die Entfichungsursache hat sich aber noch nichts ermitteln lassen. Die Fabrik war noch nicht lange neu aufgebaut, nachdem sie vor einigen Jahren schon einmal in Folge Blitzschlag» abgebrannt war. — In Ottenhain bei Geithain ist am Abend des 24. und am Abend deS 25. d. M. auf dem Ritterguts Feuer aut- gebrochen. Das erste Mal brannten zwei Scheunen und ein WirthschaftSgebäude, das zweite Mal ein Schasstall und Schuppen gebäude nieder, beide Male aber ist ziemlich viel Vieh und eine beträchtliche Quantität Getreide rc. von den Flammen vernichtet worden. Jedenfalls liegt in beiden Fällen bösliche Brand stiftung zu Grunde. — Attenberg, 24. November. Wir haben daS erste Opfer dsS so zeitig eingetretenen Winters in unserer Umgegend gehabt. Der 23jähr'ge Maurergeselle Earl Friedrich Mühle zu Löwenhain bei Lauenstcin war am 22. d. M. von seiner Arbeit aus Dresden zurückgekehrt, um den Winter über bei seinen Eltern in Löwenhain zu wohnen, wurde aber gestern gegen Mittag von Leuten, die nach Bärenstein zu Markte ge- gangen waren, in großer Nähe der elterlichen Wohnung in erfrorenem Zustande aufgefunden. Er lag mit entblößtem Kcpfe, und da ihm wahrscheinlich der heftige Sturm die Mütze entrissen, so vermuthet man, daß er von einem Gehirnschlage getroffen worden ist — Meerane, 20. November. Heute früh fand man den in den fünfziger Jahren stehenden Hand langer Eduard Kreßler aus Bonitz unweit dieses Ortes in der sogenannten Buttermilch, in einer bedeutenden Blutlache lie gend und nur noch einige schwache Lebenszeichen von sich ge bend, auf. Kreßler, der kurze Zeit daraus verstarb, Hinterer eine Frau und zwei Kinder, soll früher in guten Verhältnissen ja» Pachter der Bonitzer Brauerei gelebt haben, doch in Folge schlechter vewirthschastung derselben ganz herunter gekommen sein. — Mittelherwigsdorf bci Zittau, 24. November. Am 20. d. M. stürzte sich der 46 Jahre alte hiesige Tage» arbeiter Göttlich Prescher in einem Ansalle von Schwermuth in den Brunnen deS SchänknmbS Heinrich und wurde kurze Zeit darauf leblos auS demselben hcrauSgezogen. Prescher hmterläßt zwei Söhne. — Oederan, 24. Nooember. Auf dem sogenannten „kalten Felde" zwischen Memmendorf und Oberschbna fand man am 22. d. M. früh ein etwas geistig gestörtes Mädchen, welches Abends vorher von hier fortgegan- gen war, erkoren aus. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. (S. Dsz., — Ein Handarbeiter, der vor einigen Tagen beim Ab- laden von Eis vor einer hiesigen Restauration half, hatte hier bei das Unglück auSzuzleiten und kopfüber die Eisschlotte hin unter 20 Ellen ti«f in dm Keller hinadzusiürzen. Er hat sich dadurch mehrere, wmn auch nicht lebensgefährliche Verwund ungen, insbesondere am Kopfe, zugezog-.n. — — Vor einigen Tagm soll im hiesigen Sladtkranlcnhausc ein Federviehhändler auS einem benachbarten Dorfe an der Tollwuth verstorben sein. — — Wenn wir von Hazardspielern lesen und hören, so pflegt der erste Eindruck immer der zu sein, daß wir an Rollen von Gold und Silber, an Hausen von Banknoten, an grüne Tische und glänzende Gesellschaften einerseits, dann aber auch andererseits an den Verlust großer Geldsummen, an dm Ruin des einm oder anderen Mitspielers, an das Laster deS Spiels überhaupt denken. Nichts von alledem war aber bei einer Spielgesellschast zu entdecken, der vor einigm Tagen in einer hiesigen öffentlichen Wirtschaft da» Handwerk gelegt wurde. Der Bankhalter besaß die fabelhafte Banksumme von 15 Pfennigen, von dm Mitspielern hatte keiner mehr als einm Groschen im Besitz. Bankier und Pointeurs warm Hand arbeiter. Wie aber des Bösm Geist immer erfinderisch ist so hattm die Gesellen, um nicht einm vollen Pfennig auf ein mal wagen zu müssen, Streichhölzchen zerbrochen und den so