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Nr. 267. Dreizehn!» JahrL -Lrlchemt: «Lgl'.ch früh 7 Uhr. Inserate »r-drn angrvommra: »l«Ubrndt6,Li>nn« ta-» b>« Mittag» l» llbr: Marirnftra-e 1>. >vzrtg io die' Blatt« Lutrn rin« «rsolgrrich« Brrbrrlinng. Nuslagr: 2«,»«« «rrmhlar«. Mittwoch, bcL 23. Seplcmlier 1868. Tageblatt für Unterhaltuug und Geschästsvttlehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Abonnement: Vleneljährlich Uvü.gr bri uneingrldlichcrLük- srrung in'« Haa« Lurch dir Lollis di«i:«!jLhll, 22- üNgk EmjcU.r NuminrrH l Ngr. ÄnseraLcnplcrse: s^ür drn Raum rill»! grspaltrnru Aril«: I Ngr. Unrrr „E>og»Z sandl" dir ZrU» - L Ngr. i »ruck aud Uigrnthum drr H,rau«grbrr: Eikpsth Rkilhardt. — Berautwortlichrr Rrdactrur: Jullui Nkithardl« Abonnements Einladung. Mit dem I. Oktober beginnt ein nenes QnartnlS- Abonncment aus diese Zeitnug, bri allen sächsischen Postanstaltcn znm Preise von rs>/.^ Ngr., in Dres den inet, sreier vtesernng ins Hans SO Ngr. (Ge neigte Bestellung bitten wir namentlich auswärts bald zn machen, damit wir nach Bestimmung nnscrer Aus lage vollständig liefern können. Tie vrpedilion der Dresdner Nachrichten. Marieustras;e I» Dresden, den 23. September. — I K H die Frau Prinzessin Heinrich der Nieder > lande, sowie Se. H. Prinz Gustav van Sachsen Weimar, welche sich in Dresden einige Tage aufgehalten uno im Victoria- Hotel logirt hatten, sind vorgestern und gestern Nacht I Uhr von hier wieder abgereist. — — Dem Vernehmen nach wird demnächst die kaiserlich scanzöäiche Gesandtschaft von der Psurrgasse nach dem Johan nisplay Nr. 12 verlegt werden. — — Der Extra ug weicher vorgestern Nachmittag um 2 Uhr nch auf der Leivsig Dresdner Echnbahn bereit hielt, um die Mitglieder und Theilnehmer km hier ver'arnmclten Natur forscher und Aerzte zu einer Festiah-t nach Meißen auszu- nehmen, enthielt anfänglich 12r>0 Plätze. Weil jedoch die Zahl aller Theiimhmer sich nicht über 900 erstreckte, so wurden acht Wagen wiederum loöge'ettet und unter wahrem Freuden- jabel nahmen die Teilnehmer, worunter sich v ele Damen be tanken, ihre Plätze ein. Bekanntlich war die Einladung von Seiten der hiesigen Bürgerschaft ergangen, und so hatte man nicht versäumt, der großen Eingangshalle einen würdigen Schmuck durch Fahnen und Mappen zu geben, bei deren Auf stellung und Gruppirung in sinniger We.se sich Herr Hof gürtler Seyffarth besonderes Verdienst erworben hatte. Nach einer gemessenen Ansprache des Herm Obe, bä,germcister Pfoten- Hauer, der nebst dem Vorsteher der Ctidtvcrordneten, Herrn Hofrath Ackermann, der Festfahrt sich anschloß, rollte verlange Wagenzug im schönsten Glanz der Sonne der altchrwürdigen Stadt Meißen entgegen, deren Bewohner heute einen Ehren tag seltener Art feierten Hunderte harrten am Bahnhof des Zuges und als sich die Coupäs entleert, die Menge heranzog, begrüßte solche der Herr Bürgermeister Hirschberg, eben so auch der Herr Hofrath Springer. Vom Natheberge donnerte der Gruß der Kanonen, daß der Klang im Elbthal wiederhallte und viele der fremden Naturforscher hrmmten ihre Schritte, versunken im Anblick der idyllisch schönen Gegend, die schon Bischof Benno der schönsten italienischen gleichschätzte Zu bei den Seiten der Brücke bis in die Elbgafse halten sich Men schen ausgestellt. Das NathhauS und vale Prwalhäu'er hatten weithin wehende Fahnen aufgestcckt und die Burggasse hinauf, dem Dome zu, wogte die Masse der Besucher. Eingetrcten durch das Portal des Denkmals wunderbar schöner Baukunst, flüsterte wohl manche Stimme Schillers Worte: , Dich begrüß' ich in Ehrfurcht, prangende Halle, — säulengetragenes, herr liches Dach!" Herr Musikdircctor Hartmann hatte in Ver bindung mit der Meißner Singakademie eine Musikaufführung veranstaltet und so erklang zuerst mit Posaunenbegleitung der Choral: ,,Befiehl du deine Wege". An ein kurzes Werk von Palestrina schloß sich Mozarr's „>Xv,- vnum", sodann ein Terzett für zwei Soprane und Alt aus Mendelssohns „Elias', später baS altdeutsche Marienlied „Es ist ein' Nos' entsprungen", bis das Halleluja aus HändelS „Messias" das Ganze zu einem würdigen Abschluß brachte. Es war dies eine halbstündige Weihe der Andacht in guter, anerkennungSwerther Ausführung und der Gedanke, fernerhin in dem Dom die Aufführung von Oratorien zur Osterzeit geschehen zu lassen, beseelte wohl man chen der Dresdner Gäste. Nach Vollendung der geistlichen Musik lenkten Viele ihre Schritte in d e Säle der alten, fast tausendjährigen AlbrechtSburg, welche jetzt nach dem ursprüng lichen Plane neu hergestellt werden. Schon die kühn gethürmte Wendeltreppe erregte Bewunderung und aus den hohen gothi- schen Bogenfenstern versenkte so Mancher aus fernen Landen seinen Blick in die liebliche, vom Elbstrom durchwogte Land schaft. Einzelne Gruppen wallten durch die Straßen over schickten sich zum Besuch der weltbekannten Porzellanfabrik an, wo Herr Oberfactor Raitel durch liebenswürdiges Entgegen kommen und Bereitwilligkeit sich den Dank Aller erwarb. In teressant waren hier 18 Teller mit trefflicher Malerei nach Bildern von Schnorr, Cornelius und WiSlicenus. Selbige hatte ein Engländer für seine Rechnung anfertigen lassen und kostet ihm jeder der Spe-seteller 53 Thaler — Im Gasthof zur „goldnen Sonne" hatte die Meißner Gesellschaft „Isis" eine kleine Mineraliensammlung ausgestellt. Mineralien aus der Umgegend von Meißen, namentlich Sachen aus den Stein brüchen bei Weinböhla, sowie auch Porzellan-Erde. Bei Be sichtigung derselben ist die Auskunft zu rühmen, welche Herr Stadtrath Vurkhardt unermüdlich und mit Sachkenntniß einem Jeden gab, der hier Interesse an den Tag legte. Mit dem siebenten Glockenschlag strömten Alle dem Bahnhose wie der zu, wo sich schon vorher ein reges Leben entfaltet hatte. Da sah man die Professoren der Fürstenschule, deren Blicke nach Capacitätca der W'.ssenschaft suchten und so manche flüch tige Bekanntichaft wurde ange'nüpst. Die Stunde drängte, das interessante Gespräch mußre abgebrochen werden, ein inmger Truck der Hand, hinein in das Coupä. Ein Abschiedswort aber mußte erklingen, das forderte die Dankbarkeit für so viele Beweise der Liebe für so freundliches Entgegenkommen in der guten Stadt Meißen. Und so erscholl ihr ein Lebehoch! wäh rend abermals vom Nathsberge die Kanonen ihren Abschieds - grüß in die herbstliche Dämmerung hinernhallten. Von hinnen brauste der Zug, und Etliche, die sich im Genuß der Freund schaft länger verweilt, als cs die Bc-hnhofSglocke bestimmt, sie halten das Nachsehen. Ein süßer Trost aber blieb ihnen im Zug, der halb neun Uhr noch abging. Er wurde benutzt und — so kchrtcn auch sie wieder, eingedenk eines Tages, der jedenfalls eine der schönsten Erinnerungen im Leben bilden wird, w-e allen Bürgern der Stadt Meißen, von denen Einer ganz richtig bemerkte: nur den zehnten Theil von der Gelehr samkeit in meinem Kopfe, die sich heute in unseren Mauern befindet und — ich märe unbedingt Einer der größten Männer unseres Jahrhunderts. — Wegen Th erquälerei ist jetzt der Mühlenbesitzer Helfer in Ningenhain mit einem Monat Gefängniß bestraft worden. Helfer hatte nämlich eines seiner beiden vor einen Düngcr- wagen gespannten Pferde, weil dasselbe nicht ordentlich gezogen, ausgespannl, mittels einer um den Hals geschlungenen Spann- kctte an einen Baum gebunden und mit einem 1 Zoll starken Stocke einige Minuten «us dasselbe hineingeschlagen, dann das selbe von Neuem eingespannt, jedoch, nachdem es immer noch nicht ziehen wollen, iviedcrum an jenen Baum geführt, mit der Kette festgebunden und längere Zeit mit dem Stocke auf dasselbe losgeschlagen, worauf das Pferd hingefallen und ver- muthiich durch die um den Hals geschlungene, ziemlich kurz an den Baum befestigte Kette erwürgt, verendet ist. Die von Helfer allerhöchsten Orts angerusene Begnadigung ist abgeschlagen worden und hat derselbe seine Strafe angetreten. (2. 8.: — Leipzig. Am 9. d. M. erhing sich in Connewitz ein 78 Jahre alter, alleinstehender Handarbeiter, wie man an nimmt aus Lebensüberdruß. — Ja Schaddel bei Grimma machte auf dieselbe Weise ein 55 Jahre alter Occonom seinem Leben ein Ende Obgleich in guren Verhältnissen, wurde er von der fixen Idee geplagt der Verarmung entgegen zu gehen. Er war verheirathet und hmterläßt »Kinder. — In Döbeln wollte am >0. d. M. der Feuermann einer dasigen Fabrik ein Paar durchgegangene Pferde aufhalten, kam aber dabei unter den Wagen und ivuroe auf der Stelle getödtet. Er war 47 Jahre alt und Vater von 7 meist versorgten Kinoern. — Löbau, 17. September. Gestern Vormittag brach in der Scheune des GartennahrungöbesitzerS Johann Falke in Buchwalde Feuer aus, wodurch diese, sowie das Wohngebäude uns das Etall- und Ausgedingehaus total zerstört wurden. Auch ist ein Kalb und ein Schwein in den Flammen umgekommen. — Ober- weigsdorf, 18. Sept. Heute früh rst die mit Stroh gedeckte Scheune des Deckwerth'schen Bauergutes hierseldst mit den Erntem-rräthen total nicdergebrannt. -- Schmölln, 18. Sept. Gestern und vorgestern wurdcn hie,selbst in Wohnhaus und 3 Scheunen »us bis jetzt noch unermittelter Ursache ein Raub der Flammen. Leider kamen bei dein Brande auch eine An- zuhl Schafe mit um. (S. Dfz.) — Bekannt ist cs, daß England und Frankreich im Be reiche der Fabrrkation von Luxus-, Pari'umene> und Toilette- Gegenständen den eisten Platz einnehmen. Um so ehrenvoller unv erfreulicher ist es, zu hören, daß auch solide deutsche Fabrikate immerhin dort Eingang finden, eben weil sie jede Concurrenz bestehen können. So hat die>er Tage die Firma Süßmilch in Pirna einen bedeutenden Auftrag in RicinuSöl- pomade empfangen und zwar von einer der größten Parfümerie- Handlungen Londons: I Farina u. Co., Hoflieferanten Ihrer Majestät. Gleichzeitig ging auch an ein größeres Haus in Newyork ein Transport dieser Pomade ab. — In Riesa war in einer der vergangenen Nächte aus einem dortigen kaufmännischen Geschäft eine g,ößere Quantität Materialwaarcn mittelst Nachschlüssels entwendet worden. Die Spur der Urheberschaft dieses Diebstahls führte nach Dresden und soll eS vorgestern daselbst auch gelungen sein, die entwen deten Maaren vei einem übel beleumundeten Manne vorzu- finden, der früher einmal einige Zeit bei dem Bestohlenen in i Dienst gestanden hat. — — Aus Dresden schreibt man der „Nationalzeitung": Dresden beginnt wieder an der Elbe zu liegen; die unsägliche Dürre des Sommers hatte unfern friedlichen Strom nahezu ausgetrocknct. Eine gute Weile hindurch lag Dresden an einem Sandbett. Die langersehnten Regengüsse brachten uns denn endlich unsere Elbe wieder und haben auch den Damps- booten ihren regelrechten Dienst wieder ermöglicht. Zu der Versandung der Elbe wirken übrigens alte Sünden mit: die frühere Ueberhastung, mit der die Wälder dersächsischenSchweiz gelichtet wurden, hat die Berggehänge allzusehr der sengenden Sonncngluih ausgesetzt, den Quellenreichthum gemindert und verursacht, daß große Mengen Sandes in den San'ostcinbrüchen auflockern und bei hohem Wasser hinabgeschwemmt werden. Jetzt ist man in Behandlung des Waldes, dieses ältesten und wohltätigsten Freundes der Menschheit, unendlich sorgsam ge worden. Die sächsische Negierung steht in Erwerbung abge- holztcr Flächen aus Privatbesitz in Deutschland obenan und ebenso ist für eine weise und ersprießliche Cultur die ein« gebendsie So ge getroffen worden. Mehr als die Steinein- faijungen des Stromes kann der Wald die Wässer conserviren und das Auftauchcn von Steinzeichen 1864, 42, 11 und 1705 wird immer seltener werden. — Die Fremden dürften kommenden Winter wieder zahl reich Dresden aufsuchen. Trotz der vielen Neubauten sind wenige Wohnungen leer. Die Polen sind vor den Russen, die Engländer vor den Amerikanern zurückgewichen; letztere ge währen uns die lebendigste und entschieden deutschoerwandteste Gesellschaft. Man giebt die,!ahl der amerikanischen Familien aus 360, die der englischen auf 260 an. Die Zahl der pas- sirenöen Gäste, die 1867 über 90,000 betrug, wird dieses Jahr leicht die des SängersestjahrcS 1865 (92,00üz übertreffen. — Vorgestern Nachmittag sind auf die verschiedenen Be° zirkswachen nicht weniger als fünf kleine Kinder gebracht wor den, welche nicht im Stande waren, Namen und Wohnung der Ellern anzugeben. Vier derselben wurden bis gegen Abend aügsholt, wählend ein kleiner Knabe von etwa 3 Jahren noch gestern Mittag vergeblich auf Erlösung hoffte. — — Gestern früh hat die Uebersiedelung der Telegraphen station aus dem Hofpostamtsgebäude nach dem Gebäude der Telegraphendrrection (Waisenhausstraße 2) stattgefunden. — Sieben Ellen breit — und doch so schmal! lieber diese Wahrheit seufzen seit langer Zeit Diejenigen, welche den vom Freibergerplatz nach dem Fischhofsplatz führenden Verbin dungsweg, oder vielmehr Pfad, nothgedrungen passiren müssen. ES ist dies eben eine hohle Gasse, durch die Jeder kommen muß, weil vom Freibergerplatz kein andrer Weg nach Küßnacht- Fischhof führt. Diese hohle Gasse ist netto sieben Ellen breit, aber diese sieben Ellen, gewiß für den dort nicht Verkehrenden ein unbekanntes Fleckchen aus Dresdner Erde, werden so stark frequentirt von Fuhrwerk aller Art, daß seil langer Zeit nicht bloS Kinder, nein sogar Erwachsene Gefahr laufen, bei leben digem Leibe gerädert, oder von den Wagenachse» und Seiten- bretern breitgedrückt zu werden. Aber woher dieser starke Ver kehr durch dieses enge Gäßchen? Bekanntlich ist am Eingang zum Fischhofplatz, Ecke der Annenstraße, das Gasthaus zur Stadt Chemnitz vor mehr als Jahresfrist abgebrochen und an den Fischhofplatz Nr. 4 verlegt worden. Diese Passage ist trotzdem, daß sich nun ein stattlicher Neubau, wenn auch we niger breit, an jener Stelle erhebt, eine bequeme und für den Verkehr passende geworden. Das „Passende" dieser Passage sehen die Fuhrleute so trefflich ein, daß sie die beim Mühlhof von der Annenstraße nach dem Freibergerplatz und weiter hin aus führende Brücke nunmehr ganz vermeiden, gleich von der Annenstraße nach dem Fischhofplatze abbiegen und dann die sogenannte hohle, sieben Ellen breite Gasse nach dem Freibe.» gerplay massenhaft benutzen, so daß wahrlich die oben erwähnte Gefahr eine stündlich drohende ist. Es drängt sich nach dem Gesagten uns nothwcndiger Weise die Ansicht auf, daß auch hier für die Erweiterung der Passage nicht blos etwas, sondern sehr bald und sehr viel gethan werden muß, um der Bequem lichkeit und der Sicherheit des Publikums Rechnung zu nagen. Mögen diese Zeilen die Aufmerksamkeit Derer erregen, denn Sache es ist, dafür zu sorgen. — Gestern Nachmittag fand hier in der evangelischen Hofkirchc eine Trauung statt, zu welcher nicht weniger als 20 Wagen vorfuhren. Es vermählte sich der Rittmeister Gras Einsiedel mit einer Dame aus den höchsten Ständen. — Da künftiges Jahr, wie schon gemeldet, das bisherige Bekleidungssystem der sächsischen Armee wegsällt, so wird be reits nächsten Monat, das von den Soldaten aus den Kam mern cigenthümlich Erworbene, nach vorheriger Taxation der Abnutzung seitens der Wirthsehaftsofsiziere, vom Staate zurück gekauft. WaS Einzelne gut gemacht, wird ihnen baar ausgc- zahlt, während etwaige Schulden nach und nach vom Tracta- ment abgezogen werden. — Ein Trompeter des Gardereiter-RegimentS hatte in der Nacht vom Montag zum Dienstag die unangenehme Ent deckung zu machen, daß ihm tn einer hiesigen Restauration aus der Manteltasche 12 Thlr. entwendet worden waren. — Die Tagesordnung der Deutschen Naturforscher be stimmt für heute außer den von 8 bis 12 Uhr üattfindenden SectionS-Sitzungen eine Festfahrt nach dem Königstein aas