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Lrschtint: LLgltch früh 7 Uhr. Inserate werken angenommen: bi« SbendSÜ,Sonn tage bi« Mittage 1L Uhr: Marienstra-e 18. Lnzrig. in dies. Blatt« ftaden eine erfolgreich« Verbreitung- »nslage: ,»,««»« «rrmplar». Tageblatt für Unterhaltung Md Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drodisch. Abonnement: . vierteljährlich 2t«Ngr. bei unentgeldlicherLt«« frrung in « Hau«. Durch die König! P»f dierteijährl 22l/iNgr Lmzelne Nummer» i Agr. Inseratenpreise: " tzür den Raum eill«g gelpaltinrn Zell«: 1 Ngr. Unter,,<Siug»« sandt" di« Zeit, - 2 Ngr. Druck und Sigenthum der Herausgeber: Aiepsch st Reichardt. — Verantwortlicher Rrdactear: ?AUu- Neichlkrdt» Dresden, den 25. August. — Dev Oberleutnant v. Einsiedel I. des Garde-Reiten- Regiments ist zum Rittmeister und der Militär-Stipendiat Conrad Anrecht Heckel zum Assistenzarzt im Sanitiuscorps er nannt, ßvwie dem in der Reserve gestandenen charakterisirten Assistenzarzt Krüger bei seiner Entlassung aus der Armee die Erlaubr.iß erthcilt worden, die für verabschiedete Militärärzte vorgesch-riebene Uniform forttragen zu dürfen. — Der Rittergutsbesitzer Otto v. Schönberg auf Mockritz ist zum Kammerherrn ernannt worden. — Wie man sich im Publikum erzählt, wird Se. Maj. Her König von Preußen am 9. September in Dresden ein- treffen und den am 10 und 1l. September stattfindenden Manövern der ersten Armeedivision beiwohnen. — — II. MM. der König und die Königin haben die be absichtigte Reise nach Ischl am gestrigen Nachmittage 6 Uhr, angetreten, und den Weg über Eger und NegenSburg nach Pafsau, genommen, woselbst, wie österreichische Blätter bereits gemeldet haben, ein kais. Hofzug in Bereitschaft steht, um un sere Majestäten zu ihren kaiserlichen Verwandten zu führen. In Begleitung der Majestäten befinden sich die Hofdame Grä fin Neyhaus, Generalleutnant und Generaladjutant von Witz leben und Obecstallmeister von Thielau Rüssing. — — 0. Hoftheater. Nach längerer Urlaubsreise trat vorgestern Abend Frau Kainz-Prause als Alice in Mer-er- beer's „Robert der Teufel" wieder vor das Publikum, welches somit Gelegenheit empfing, sich von der prachtvollen großen Stimme der Sängerin zu überzeugen, mit welcher sie in Par- thieen dieser Art eine Wirkung erzielt, die um so höher zu schätzen ist, wenn man erwägt, daß die größeren und größten deutschen Bühnen nur schwach mit Kräften versehen sind um hier ebenbürtig in die Schranken zu treten. Wenn in aus wärtigen Theaterzeitungen die meist von Theateragentcn rcdi- girt werden, Correspondcnzen von Dresden einlaufcn, in denen mit unerhörter Frechheit gesagt wird, daß unsere Oper sich unter dem Niveau der Erbärmlichkeit befinde, so muß man be denken, daß diese Berichte entweder von ganz talentlosen ohr feuchten Sudel- und Groschenrccensenten ausgehen oder von Subjecten, die sofort in ihrer Sinnesart umgewandelt werden könnten, wenn die Verwaltung des Hostheaters sich in so weit erniedrigen wollte, ihnen einen Fünfthalerschein in ihre kreuz zerplatzten Hosen zu stecken. Wir kommen vielleicht einmal später auf dieses schamlose Treiben zurück wodurch nicht nur die Würde eines königl. Institutes, sondern auch die Mitglie der desselben maßloser Verhöhnung Preis gegeben werden. Eine anständige, unparthciische Kritik muß darauf zurückkommen, selbst auf den Umstand hin, daß die auswärtigen Thcaterzei- tungen meist nur von Schauspielern gelesen werden, die solche halten müssen wenn sie sich nicht darin verunglimpft sehen wollen. Der Sage nach, sollen zuweilen Mitglieder der Bühne bei Abfassung solcher Artikel ihre Hand im Spiele haben. Zur Ehre derselben wollen wir solches nicht glauben und wenn eS ja geschehen sollte, sind eS keine Künstler, der wahre Künstler ist auch immer ein edeler Mensch. Gehen wir nach dieser Ab schweifung auf die vorgestrige Vorstellung zurück, worin Herr Tichatscheck den „Robert' und Herr Scaria den „Bertram" als Gesangkparlhie inne hatte, so sei vorzüglich des Lctzoren gedacht, der den Bertram in Spiel und Gesang markiger dar stellte als unlängst Herr Köhler. Große Auszeichnung wurde dem Fräulein Hänisch als „Jsabella" zu Thcil und ihr Her vorruf nach dem zweiten Akt, so wie der reiche Applaus nach Vollendung der Gnadenarie rechtfertigte sich vollkommen. Vor trefflich, wie immer, gingen die Chöre und so schritt abermals die seit 1831 auf dem Nepertoir befindliche Oper in Scene, wo Menschen und Dämonen um den Sieg ringen und in die ihrem Gesammtbild etwas Faust, Don Juan, Freischütz und Zampa verbindet. — Gestern wurde auf dem Exerzierplätze zum Heller das sogenannte Herrenmanöver der Artillerie, begünstigt vom herr lichsten Wetter und unter zahlreicher Beteiligung der schau lustigen Menge, welche dem Platze schon von früh 7 Uhr an von Dresden und Umgegend zugeströmt war, abgehalten. Vor mittags 9 Uhr erschien Se. Majestät der König, in Artillerie- Uniform, zu Pferde, gefolgt von einer glänzenden Suite, in Begleitung der königlichen Prinzen, des Kriegsmi.üsterS und des k. preußischen Generalleutnants von Fransicky, und wurde durch 21 Schüsse aus der links der Straße aufgestellten Salut- -atterie begrüßt. Hierauf besichtigte Se. Majestät das links der Radsburger Straße in Parade ausgestellte Artillerie Corps, welches, an der Spitze das Pionnier. Bataillon, 16 Batterieen mit 64 Geschützen (32 gezogene Sechspfünder und 32 gezogene Vierpfünder) in schr.urgrader Richtung präsentirte. 1 Mörser- datterie, 1 Haubitzen und 1 Batterie gezogener Zwölfpfünder, von der FestungSartillerie-Mtheilung beseht, halten tHeils am Waldrande, theils in erbauten Schanzen Positionen genommen. Wehrend Sr. Majestät diese Batterieen besichtigt-, rückte daS Pionnierbataillon in das Depot, die Batterieen in ihre Stellungen und machten sich zum Feuern fertig. Das nun folgende Schießen bestand Seiten der gezogenen 6pfündigen und 4pfündigen Feldbatterieen im Schießen von Granaten und Shrapnclls auf Entfernungen von 1000 bis 3000 Schritt und im Schießen von Rüchsenkartätschen auf 200 und 300 Schritt Distanz. Als Ziel dienten vor dem Kugelfange er richtete Bretblenden mit Scheiben. Von der 12pfündigen Po sitionsbatterie ward eine zunächst diesem Kugelsange erbaute gesenkte Batterie auf 1250 Schritt mit Granaten beschaffen. Im Schießen nach den aufgebauten Zielen erre chtcn die Sechs- pfünder-Batterien recht bedeutende Treffer, ebenso die Zwölk- pfünder-Batterie und die reitende Artillerie. Gegen eben diese erbaute Batterie war auch sämmtliches Wurffeuer gerichtet und zwar: von der Mörserbatterie Bombenwürfe auf 400 Schritt, von der Haubitzbalterie Granatwürfe auf 1050 Schritt und von einer Felo - Abtheilung zu 4 Batterieen gezogener jechspfündiger Granatwürfe auf 900 und 1400 Schritt. Nach beendetem Feuer besichtigten S. M. die Scheiben, wäh rend sich die Truppen zum Vorbeimarsch ordneten. Das Defi- liren erfolgte zugweise in folgender Ordnung: im Schritt: das Pionierbataillon und die Fußartillerie, im Trabe: die fahrende Artillerie und im Galopp die reitende Artillerie die Festungs- abtheilung nahm nicht Theil am Vorbeimarsch). Nach dem Dcfiliren rückte Alles in eine concentrirte Stellung Front nach der Straße. Hier ließ S. M. die Offiziere vor sich bescheiden und sprach ihnen seine Zufriedenheit aus. Alsdann bestiegen S. M. den Wagen und verließen den Platz unter Hochrufen des zahlreich erschienenen Publikums, so wie den 2l Salut schüssen zweier von Festungsartillerie bedienter Zwölfpfünder, die in gleicher Weise die Ankunft des Königs markirt hatten. Während des FeuernS nach den Scheiben mußte eine Pause gemacht werden, da eine Strecke Heidegras in Brand gersthen mar und von Soldaten gelöscht werden mußte. Außerdem sind noch zwei kleine Unfälle zu registriren: beim Aufmarsch der reitenden Artillerie stürzte ein Kanonier mit den, Pferde und nach beendetem Vorbeimarsch wurde ein Fußkanonier von einem Pferde, umgestoßen; in beiden Fällen kamen die Solda ten wie cs schien ohne weitern Schaden mit dem Schreck da von. Da das Wetter weniger heiß war, machten die ambu lanten Restaurationen nicht immer glänzende Geschäfte. — Am vergangenen Sonnabend Abends gegen 10 Uhr versuchte ein aus der Gegend von Frauenstein stammender, zur Zeit sich hier arbeitslos aushaltender Müllcrbursche, im großen Gehege sich mittelst eines Terzerols zu erschießen. Da der in die linke Brust gegangene Schuß nicht tödtlich gewirkt hatte, so war der Unglückliche m die nahe Elbe gesprungen, konnte aber in Folge des geringen Wafferstandes auch hier seinen Tod nicht finden, so daß er endlich seine Selbstmordgedanken ausgab und sich völlig durchnäßt nach seiner an der Weißeritz gelegenen Wohnung verfügte, woselbst er sich ruhig in sein Bett legte. Erst des andern Morgens früh merkten seine Wirthsleute an den Blutspuren re., was geschehen war, und wurde nun auf erfolgte Anzeige der nicht unerheblich Verwundete mittelst Sicch- korbs in das Stadtkrankenhauö gebracht. — — Wie man unschuldiger Weise in Gefahr kommen und sich ohne Veranlassung brutaler Gewalt ausgesetzt sehen kann, beweist folgender Vorfall. Am Sonntag Abend gegen elf Uhr ging ein hiesiger Bürger mit Frau und Tochter auf der Chaussee von Räcknitz nach Dresden, als sich ihm ein Sol dat zugcsellte, höchst kauderwelsches Zeug herauspolterte und da ihm nicht eine Silbe geantwortet wurde, ohne Weiteres sei nen Säbel zog und auf den Bürger nebst Familie loshieb. Diese riefen nach Hilfe und wehrten den Unverschämten nach Kräften ab, so daß er endlich hinweglief. Glücklicherweise konnte der Angegriffene die Spur des Soldaten soweit ver folgen, daß er einem zufällig hin zukommenden Offizier näher bezeichnet werden konnte, und von diesem gekannt, hoffentlich seiner verdienten Strafe nicht entgehen wird. — Der Handelswelt dürfte gewiß von Interesse sein, daß mit dem Anschlüsse des mecklenburg'schcn Territoriums an den Zollverein der Eisenbahnverkehr von ein?r sehr lästigen Bürde befreit worden ist. Der seit vielen Jahren erhobene Transit zoll auf durch Mecklenburg transirende Bahngüter besteht seit dem 11. August nicht mehr. Infolge dieser Acnderung sind die Spesen auf Güter z. B. ab Hamburg nach Berlin, Bres lau, Magdeburg, Halle, Leipzig, Dresden, Löbau, Zittau, Rci- chenberg, Prag und den anschließenden Stationen von jetzt ab 1/o Ngr. pr. Centner billiger. Ob die Tarife nach Bar- und Oberösterreich, welche diese Ausgabe von 1/§ Ngr. um ern einschloffen, entsprechend von Seiten der betheiligten Bahnen geändert werden, bleibt noch dahin gestellt, obschon nach Lage der Sache kaum zu bezweifeln. — Das auf dem Bautzner Platze erbaute Brettgebäude sängt an, seine einstige Bestimmung zu verrathen. Eine durch die umgebenden Räume schimmernde Inschrift besagt nämlich: Diorama von Ntga-Culm. — Am 20. d. M. ist in Troßmilkau die Scheune d«L Haus und Feldbesitzers Gäbler niedergebrannt, wobei sämart- liche Ernte, Futter- und Holzvorräthe des Genannten mit ver nichtet wurden. Auch kam ein Pferd in den Flammen um. Man vermuthet, daß die Scheune durch fremde Hand absichtlich in Brand gesteckt worden ist. — Tags darauf brannte di« Kuhne.rt'sche Windmühle bei Oschatz ab, und zwar, wie man annehmen muß, ebenfalls in Folge böswilliger Brandstiftung durch einen Dritten. — Endlich ist ebenfalls am 21. August in Borna eine an daS Militär vermiethete Scheune ein Raub der Flammen geworden; hier wird Verwahrlosung als Entsteh ungsgrund des Feuers vermuthet. — Manchem Hiesigen und Fremden ist wohl noch unbe kannt, daß unsere Elbe auch goldhaltig ist, und zwar vollstän dig bearbeitetes Gold enthält. So hatte eine Militarperson, die vorgestern Nachmittag in der freien Elbe badete, daS gewiß seltene Glück, beim Schwimmen einen Ring mit Stein zu fin den, welcher fast auf der Oberfläche des Wassers schwamm. Jedenfalls ist der Ring von einem Badenden verloren und in Folge der vom Winde erzeugten Wellen nicht untergesunlen und auf diese Weise dem Finder, so zu sagen, an dm Finger geschwommen. Name und Wohnung des Finders ist in der Expedition d. Bl. zu erfahren. — Am 20. September wird in der hiesigen katholischen Hofkirche von dem Herrn Bischof Former! in feierlicher Weise das Sacrament der Firmung auSgetheilt werden. — — Das Leibgrenadier-Regiment und zwei Bataillone des zweitm Grenadier-Regiments hatten gestern Morgen auf dem Cavallene-Exercicrplatze nahe der Königsbrückerstraße sogenann tes Negimentscxercieren in Anwesenheit Sr. K H. des Prinzen Georg als Divisionär und des preußischen General-LeutnantS v. FranseSy. Ein Soldat bekam dabei die Krämpfe. — Zum Benefiz deS Herrn I. Dreßler, eines beliebten Mitgliedes des Nesrnüllcr'schen Sommertheaters, findet heute eine aus den beliebtesten Piecen zusammengestellte Vorstellung statt. Zur Aufführung gelangen: Die Zaubergeige, Operette von Offenbach; Georgette: Fräulein Mangold als Gast. Der letzte Neugroschen, Schwank in 1 Act von Friedrich. Die schöne Galathea, Operette von Suppe; Galathea: Fräulein Mangold als Gast. Wünschen wir Herrn Dreßler ein volles HauS; das Streben desselben verdient solche Anerkennung. — Das Personal der Möbelfabrik des Herrn Hofkunst tischler Türpe war am Sonntag zu einem geselligen Vogel schießen im Garten der „Conversation" am See vereinigt. Der geschätzte Prinzipal bewegte sich mit sichtlichem Vergnügen unter seinem tüchtigen Personal und gab seine Liebe und Achtung für dasselbe überdies durch verschiedene freundliche Ueberrasch- ungen und sinnige Gaben zur Erhöhung des Vergnügens kund. — Vorgestern Abend hatte ein hier in Arbeit gestandener Tischlergesellc bis gegen Mitternacht auf einem hiesigen Tanz- locale getanzt, als um diele Zeit plötzlich ein kleiner Zwist zwischen ihm und seiner Geliebten ausdrach, der ihn vcran- laßte, den Tanzsaal sofort zu verlassen. Er begab sich herunter in den Garten, löste dort von vielleicht 30 Streichhölzchen den Phosphor ab, warf diesen in ein mit Bier gefülltes GlaS und trank letzteres auf einen Zug aus. Die Folgen, die sich bei ihm darauf einstellten, veranlaßttn seine nachträgliche Unter bringung im Krankenhause, doch fürchtete man ärztlicher SeitS für sein Leben. — — D.e k. PKizeidircction hat vorgestern auf Antrag der hiesigen k. Staatsanwaltschaft die Nummer 2! des .,6u»etin irile-rnili, nol", vom 23. August 1868, — soweit daoon Exemplare in öffentlichen Localen vorgesanden wurden, — in Beschlag genommen. — — An der Stelle, wo die Eisenbahn die Falkenstraße schneidet, ist zur Sicherung des Verkehrs, wie allenthalben an solchen Orten, eine Barrierenvorrichtung getroffen. Bei offenem Zustand hängt oben an den aufgezogenen Stangen ein Eisen, das sich beim Heradlaffen durch Charnrere zur senkrechten Stütze der Stange auf die Erde stellt. Als gestern morgen der be treffende Bahnwärter die Barriere heradlaffen wellte, lös'te sich, wahrscheinlich durch fehlerhaft gewordene Schrauben, das Eisen und schlug ihm ein solches Loch in den Kops, daß er ohn mächtig uinsank. — Eine Erinnerung an unfern, der Bühneuwclt zu früh entrissenen Gustav Racder bringt die letzte Nummer des zu Leipzig erscheinenden Familien Journals. Ein trefflicher Holz schnitt stellt den Verstorbenen in einer von seinen Hauptrollen: Bürgermeister van Bett in Lortzing'S „Czaar und Ziinmermann" dar und zwar in dem Moment, wo er singt: „O, ich bin klug und weise rc." Der beigefügte Text, von Theodor DroLisch, giebt außer einer Lebensskizze des Heimgegangenen Komikers und Poffendichters noch so manche »reffende Bemerkung über das Heitere in dramatischen Dichtungen und die verschiedenen Auffassungen von Seiten des Publikums. Für die Freunde und Verehrer Raeders dürfte die einzelne Nummer mit der Illustration ein werthes Blatt der Erinnerung bilden.