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«r. S«L >»«ft«Eadv» Gonnadend, 88. Oecbr. 1867 Erscheint: Ulgltch früh 7 Uhr. Inserate werdrn angenommen: bi» Abends S.Lonn- tag» bi, Mittag» IN Uhr: Mart««stra»e 18, Monnenrent: BitrtrljShrlichroKgr. bei unentgeldlicherAe« serung in'. Hau». Durch die «önigl Paß vierteljShrlich SS Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr Nnzeig. in dies, vlatle finden eine erfolgreich« Verbreitung. Auflage: IS««« «rrmptare- Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drodisch. Inseratenpreise: Für den Raum riuri gespaltenen Zeile: l Ngr. Unter „Muge- sankt" die Zeile S Ngr. Druck und Sigrnthuw der Herausgeber: Likpslh öl Uelchardt. - Verantwortlicher Redakteur: Julius Neichardt. Dresden, den 28. December. — Mittwoch, den 1. Januar 1863 fiiden wegen deS NeujahrStageS am k. Hose Courstunden statt: bei Sr. Majestät dem Könige und Ihrer Majestät der Königin: In den Pa radesälen der zweiten Etage des k. Schlosses. Die Herren Staatsminister Nachmittags 1 Uhr. Die am k. Hofe bereits voraestellten einheimischen Herren vom Civil, sowie die Herren Militärs a. D. Nachmittags 2 Uhr. Versammlung der Herren der ersten und zweiten Klasse der Hofcangordnung im Vaal.t- Saale, aller übrigen Herren im Ballsaole. Die Generalität und die Offizier Corps Nachmittags j3 Uhr. Die Versamm lung findet in den Bilderstürmern der ersten Etage des k. Schlosses statt. Die Frauen Oberhofmeisterinnen, die Zu- triltSdamen und d'e Hofdamen in de r Zimmern Ihrer Majestät der Königin, Abends 7 Uhr. Hierauf werden beide König!. Majestäten, sowie die anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des k. Hauses, Königliche Hoheiten, jZ Uhr vie genehmigten Vorstellungen der angemeldeten Damen und Herren in der Präsentation--Cour im Thron-Saale anzunehmen geruhen. Abends 8 Ühr ist Assembler in den Parade-Sälen. Ihre Königlichen Hoheiten, die Prinzen und Prinzessinnen deS königl. Hauses werden in der Assembler die allgemeine Glück» «itnschungS-Cour entgegennehmen. Die Damen esscheinen en wsnlvmi, die H.rcen in Uniform (Gala) — jede Trauer wird für diesen Tag abgelegt. — Auf Anordnung des BundeLfildherrn, Sr. Mojestät de» König« von Preußen, begann mit dem gestrigen Tage der Abmarsch der bisher irr Leipzig und Bautzen garnisonirenden !. preußischen Regimenter, und werden die letzten Abtheilungen derselben den 29. d. diese Städte verlassen. Während eines langen Aufenthaltes haben sich die genannten Trappen durch eine vorzügliche Dtsciplin und eine tacivolle Haltung auch in schwierigen Verhältnissen ausgezeichnet, und konnte demgemäß auch zwischen ihnen und den maßgebenden Kreisen der Be völkerung vorerwähnter Garnisonstädte nur allenthalben ein gutes Einvernehmen obwalten. Bei dem Scheiden des 48. und 52. Infanterieregiments wird denselben die aufrichtige Anerkennung aller Wohlgesinnten auch in der Zukunft er halten blrioea. »AÄMKWZW — Zu der vor Kurzem gemeldeten Ernennung der ab getretenen Herzoge Bernhard Erich Freund von Sachsen-Mei ningen und Joseph von Sachsen-Altenburg zu I. sächsischen Generalen der Reiterei bemerkt die Augsburger Allgemeine Zeitung, daß Letzterer bereits k. sächsischer Generalleutnant in dieser Waffe war und auch k. preußischer, sowie k. hannover scher General der Jrssartene, Herzog Bernhard Erich Freund aber k. preußischer General der Infanterie und kurfürstlich hessischer General der Kavallerie ist. — — Die norddeutsche Bundcs-Postbehörde macht bekannt, daß mit dcm 1. Januar der ncue Tarif eintritt, wonach alle frankirten einfachen Briefe in ganz Deutschland und Oesterreich nur 1 Sgr. und Kreuzbandsindungen bis zu 2j Loth nur 3 Pf. kosten. Die Gebühr für Zahlungen mittelst Postanwei sung beträgt: bei einer Zahlung unter und bis zu 25 Thlr. einschließlich 2 Sgr., bei einer Zahlung bis zu 50 Thlr. ein schließlich 4 Sgr. ohne Unterschied der Entfernung: für jene Gebühr können die Postanwessungcn auf dem Coupon mit brieflichen Notizen, unter Wegfall der bisherigen Beschränkungen, versehen werden. Im Stadtpost-Verkehr wird für Postanwei sungen, welche auf Beträge bis zu 50 Thlr. lauten können, der gleichmäßige Satz von 2 Sgr. Anwendung finden. Der Verkauf norddeutscher Post-Freimarken für die verschiedenen Nennwerte des Stempels, sowie norddeutscher Franco-Couverts mit dem Werthstempel von 1 Sgr. und zwar — incl. der Herstellungskosten der Couverts — für den Absatzpreis von 1 Sgr. 1 Pf. (da dies preußische Pfennige sind, kosten also bei uns >2 Couverts 13 Sgr.) beginnt mit dem 31. Dcc d. I. Die bisher im Gebiete des norddeutschen Bundes gangbaren Freimarken und Franco Couverts, welche vom Beginn des Jahres 1868 außer Anwendung kommen, können vom 31. Dcc. d. I. ab, und ferner innerhalb des ersten Quartals deS künftigen Jahres bei den Postanstalten gegen norddeutsche Post-Freimarken, beziehungsweise Franco Couverts (den Ver- kaufSwerth der neuen Franco-Couverts zu 13 Silberpfennigen gerechnet) umgetauscht oder gegen baare Bezahlung zurückgegeben werden. — Am zweiten Feiertage fand in der Mittagsstunde auf der Josephinenstraße ein großer Menschenauflauf statt. Es handelte sich um den Transport eines Irrsinnigen, der in'ü Krankenhaus gebracht werden sollte. Um seiner habhaft zu werden, mußte die Thür gesprengt und Gewalt gebraucht «erden. Der Unglückliche hatte schon seit dcm ersten Feiertage fortwährend getobt und war am Tage darauf in ein förm liche» Rasen übergegangen, hatte sich mit Säbel und Beil be waffnet und schlug damtt gegen die Thür der übrigen Be- Weise kam ihm Niemand in den Weg, sonst hätte sich ein gräßliches Unglück ereignen können. Wie wir hören, ist der Mann schon mehrere Male durch die Po lizei in Gewahrsam gebracht, weil er schon früher so tobte und wüthete. DaS Ansuchen beim Stadtrath, ihn zu versorgen, wurde bisher abgelehnt, dürfte wohl aber nach diesem letzten gefährlichen Vorfall endlich ein geneigtes Ohr finden. — Auf zwei Anfragen wegen des Abonnements aus die „Dresdner Nachrichten" durch die Post, ist zu antworten, daß 1) der Abonnementspreis bei jeder sächsischen Postanstalt (also auch in Glauchau!) nicht höher wie 221 Ngr., und nur dann ein Zuschlag von 5 Ngr. zu'ässig ist, wenn der Abonnent sich sein Blatt nicht selbst auf der Post holt, sondern durch den Briefträger in's Haus bringen läßt. 2) Machen wir unseren geehrten Mitbürgern in Stadt Neudorf die Mittheilung, daß vom 1. Januar 1868 jedem dortigen Abonnenten, welcher sich in unserer Expedition, Maricnstraße 13, ar.melsct, die Dresdner Nachrichten durch einen von uns anzustellenden Boten für 20 Ngr. pro Quartal in's Haus gebracht werden, die bisherige B.stellung zur Post daher, weil theurer, weniger empfehlens wert erscheint. Red. d. Dr. Nachr. — Berichtigung. In dem gestrigen Artikel, die Be schränkung der zur Praxis zuzulaffenden Advocaten betr. fehlt in den ersten 7 Zeilen der Schlußsatz und soll folgendermaßen lauten: In der Const. Ztg. vom 15. December d. I findet sich ein Aufsatz vor, welcher, nachdem erst in Folge mehrseitigen Drängens die Beschränkung der alljährlich zur Praxis zuzu lassenden Adoccaten auf eine bestimmte Anzahl durch die Be kanntmachung vom 21. November 1864 während des daselbst gedachten Zeitraumes und bis auf Weiteres außer Wirksamkeit gesetzt worden, die Forderung stellt, daß jene Beschränkung un gesäumt wieder eingeführt werde :c. — Aus einen auf der Galeriestraße befindlichen Keller wurde eine Quantität Wssn vermißt, ohne daß sich Jemand denken konnte, auf welche Weise derselbe durch die verschlossen gewesenen Thüren geschafft worden sei. Das Näthsel hat sich aber, so viel wir hören, durch die Verhaftung eines Zimmer- gescllen gelöst, insofern derselbe die Kellerthüren auf eine ge schickte Weise aus den Haken zu heben, und wieder einzuhän gen verstanden, und auf diese Weise den Wein gestohlen hrt. — Unter den vielen öffentlichen WeihnachtSbescheerungen, welche die wohlwollende Theilnahme den Kindern der Armen alljährlich bereitet, ist sicher die Bescheerung für die Zöglinge der hiesigen Blindenanstalt für den Anwesenden eine der rüh rendsten und erfreulichsten. Durch die Dunkelheit ihres Le bens leuchtet auch diesen Armen der Christbaum und die Mei sten von ihnen ergu cken sich an dem Hellen Glanze desselben, der ih: verschlcie.tes Auge matt durchiringt. Ausgezeichnet wurde die diehjährige Bescheerung am Abend des 24. D.cbr. durch den Besuch I K. Hrh. der Frau Kronprinzessin. 86 Blinde umstanden die im Betsrale der Anstalt aufgestellten Tafeln, auf welchen die auSgewäl/t:n Geschenke ausgebreitet lagen, welche sich gerade für sie eignen und ihnen bei dem Mangel des Augenlichtes Freude bereiten. Man vergißt unter Blinden zu sem bei dcm Ausbruch des Jubels und der Freude über die durch den Taft- und Geruchssinn von ihnen mit vollster Sicherh.it erkannten diveisen Geschenke. Im hohen Grade er freulich war es zu sehm, wie die Frau Kronprinzessin nach dem vorhergegangenen religiösen Actus, geleitet vom Dircctor der Anstalt, von Tafel zu Tafel ging, sich an der Wonne und dem Jubel der Kmver ergötzte und mit denselben über die empfangenen Geschenke sich unterhielt. — Erne schwierige Rettung aus Todesgefahr wurde am 1. Feiertag Vormittag einem seltsamen Verunglückten zu Theil, die erst nach dreistündiger Mühe gelang. Auf einer Eisscholle schwamm einsam eine Gans auf der Elb« daher, jedenfalls hatte sie in einem stromaufwärts gelegenen Doife die gefähr liche Reise auf Tod und Leben aus Unachtsamk.it antuten müssen. Als die Fahrt durch die alte Brücke ging, brach die Scholle entzwei und der zweibeinige, geängstigte Passagier wurde von den dort stark strömenden Fluthen niedergedrückt. Bald jedoch hob er sich wieder und gelangte abermals auf ein gesrornes, improvisirteS Rettungsboot, da« bei Helbigs vorder nach der neuen Blöcke schwamm. Erst hinter der Blöcke gelang es einem Dienstmann nach etwa dreistündiger Verfol gung und langtin Herumklettern auf den Eitstücken, die GanS zu retten, die rann auf dem Schützenplatz in Kost und Pflege gegeben wurde. Der unbekannte Eigenthümer de» modernen Nordpolfahrers kann sich bei drm Orangedienstmann Sic. 65. melden. — Ein ganz besondere» frische», reges Leben auf geisti gem Gebiele ist in jüngerer Zeit in dem benachbarten, vielbe suchten Loschwitz bemerklich geworden. Nicht nur, daß für die Jugend durch zwcckmäßtgece Schaleinrichtungen und gründ licheren Unterricht durch meist neue L.hrkräste gesorgt ist, und da» musikalische Leben einen höchst nöthigen neuen Impuls erhalten hat, soll auch süc da» reifere Alter Gelegenheit ge boten werden, sich in v«. schieden« Zweigen über den -egen. wärtigen Stand der Forschungen im Gebiete der Natur, Kunst und Geschichte zu orientiren. Für die Zeit zwischen Neujahr und Ostern hrt Herr Cantor Pohle monatliche Vortrags- Abende eingerichtet und wird derselbe über Gegenstände aus der Erziehungslehre und der mathematischen Geographie spre chen. Unterstützt wird ec durch Vorträge aus der Geschichte von Herrn Pastor Kccssschmar, übec die Bildung des Ebthr- les und die Bodenbeschaffenhrit desselben von Herrn Hofgärt- ner N^umrnn Namhafte andere Kräfte haben ebenfalls ihr» Unterstützung bereits zugesagt und werden, findet das Unter nehmen den gewünschten Anklang, sofort in den Kreis der Vortragenden mit eintreten. Zeichnungslisten liegen bei Herrn Gastwi'th Demnitz u.id in der Schule aus. Wir rufen einen ebenso zeitgemäßen als gewiß freudig begrüßten Unternehmen ein fröhliches „Glück auf!" zu. - WaS nicht Alles hier gestohlen wird, werden die Leser unseres DlatteS ausrusea, wenn wir ihnen mittheilen, daß selbst die Fische im Wasser nicht mehr vor Dieben sicher sind. So haben unbekannte Langfinger in einer der »ergan genen Näch'.e einen Fischhalter, der in der Eibe gehangen^ aus Land gezogen, erbrochen und seines gesammten, in Lachsen und anderen Fischen bestehenden Inhalts beraubt. — — Die Wrrkbudcn, welche in der Regel auf Neubauten zur Aufbewahrung des Handwerkszeuges der Bauleute errich tet werden, sind schon oft die Zielscheibe der Spitzbuden ge wesen, weil dieselben gewöhnlich unbewohnt und leicht zugäng lich sind. So hören wir abermals, daß eine solche Wirkbude auf der Parkstcaße erbrechea und daraus verschiedene Effecten gestohlen worden sind. Die Diebstahls - Objecte Hai der Be stohlene bei hiesigen Händlern, zum Theil verkauft, wieder vorgesunden. ^— „Die Welt, die kleine Narrenwelt," präsentst t sich für die liebe Jugend jetzt außerordentlich hübsch in dem Schwieger« lingschen Kunstfiguren-Theater auf dem Saale des Gewand hauses. Alle Produktionen, die kleine Comösre, Ballet und Metamorphosen, sind äußerst anständig und so von ächte« Humor durchdrungen, daß man Kindern keine größere Fceude bereiten kann, als ihnen eine solche Anschauung zu gewähre«. Selbst erwachsene, verständige Leute amüsiren sich dabei und stimmen mit in den Jubel der Kleinen ein, wenn Lust und Heiterkeit hier im Schwünge sind. — Am ersten Feiertag fand im Saale der Tonhalle die Christbescheerung für Kinder deS Vereins ehrenvoll verabschie deter Militärs statt. Der große Saal war dicht gefüllt, in der Mitte zierten ihn auf langen Tafeln drei riesige Christ bäume im Flammenglanze, unter dessen Lichtstrahlen die Kin der beiderlei Geschlechts sich vor ihren Gsschmken postirt hatten. Aus einer Estrade hatten die Vorsteher deS Vereins mit dem Geistlichen Platz genommen und zu ihren Füßen saßen acht der ältesten und bedürftigsten Veteranen, zusammen 574 Jahre zählend, mit ihren Orden geschmückt, Allen Ehrfurcht einflö ßend. Jeder von ihnen erhielt zwei Thaler, Strümpfe, Ci garren, einen Stollen, Aepfel und Nüsse. Die Zahl der Kinder betrug 43, 23 Knaben und 20 Mädchen, unter wel chen 12 Confirmanden. Mützen, Hemdea, Strümpfe, Schaft» und Schnürstiefeln, wollene Nocke, Shawlk. Stollen, Aepfel, Nüsse waren die allgemeinen Gaben, während die Confirman den die Knaben schwarze Tuchröcke, die Märchen Thibet zu Kleidern erhielten. Hierüber waren noch andere Naturalien geschenke eingegangen, die ebenfalls zur Vertheilung gelangten. Die Ausgaben für die Bescheerung betrugen nahezu 150 Thlr. Thränen der Rührung und ber Dankbarkeit perlten in den Augen der armen Kinder. Unter den Gästen sahen wir Se. Excell. den Generalleutnant v. Holtzendorff, Se. Excel!, den Präsidenten Itt. v Langenn, Oberst Kirsch r:. Nach Abfing- ung deS Liedes: „Wir danken dir, du gutes, du liebes Weih- nachtskind rc." welches voa Militärmusik begleitet wurde, und nachdem der Vorstand des Vereins, Herr Reh, eine längere warme Ansprache an die Kinder gehalten, dankte ein Knabe im Namen seiner Genossen, worauf Herr ArchidiakonuS Clauß im Geiste der Religion dem schönen Fche durch eine gediegene, längere Rede die Weihe gab. DaS Lied: „Dies ist der Tag, den Gott gemacht", in welches alle Anwesenden feierlich rin stimmten, schloß den herrlichen Act, der so Vielen so große Freude bereitet hatte. — In Radeberg giebt der bekannte Dresdner Philosoph B-nther anthropologische und astrologische Aufschlüsse «eben theatralischen Vorstellungen mit Zauberkünsten und philosophi er» Vorträgen über Menschenerkennung u. s. w. Glückliche — Humoristische Bohrversuche. Drm Bewohner eine« Hause» in der Nähe de» Böhmischen Bahnhöfe» fiel e» diese« Tage ein, sich einen Klingelzug durch die Zimmerdecke in die darüber liegende Etage anbringen zu lassen. Er Helte den Schlosser, der Schlosser kam und brachte einen Ellen lange» eisernen Bohrer mit, mittelst welchem er de« Suezkanal »o» unten nach oben zu Stand« dring«, wollte. Er ßctzt an und