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Dre-dea, den 14. November. -— Zu Ehren des gestrigen Gcbartsfestes Ihrer Majsstät der Königin Amalia, das zugleich das Geburtsfest Ihrer Ma jestät der seit vsrgcstern am königlickicn Hofe weilenden ver> wittwcten Königin Elisabeth von Preußen ist beide Majestäten stad Zwillingsschwestern) sa >d Mcrgens große R« volle derMi- litärmufik statt und trugen gestern die Wachmannschaften die Poradeu stform Am königlichen Hvke ist das Geburtsfest I. M. (ra der gestrige Tag zugleich der TvdteStag der durchlauch- t gstm Mutter Ihrer Majestät ist) wie gewöhnlich bereits am 10. November, dem Permählangstage Ihrer königlichen Ma jestäten, mit gefeiert worden. Das Geburtssest der Königin Elisabeth pflegte in früheren Jahren am k. pnuftschen Hofe am 19. November, als dem Tage „Elisabeth" gefeiert zu wer den. lieber die Dauer der Anwesenh.it der k. preußischen Majestät, welche von der Hofdame Gräfin Hake und dem Oberst Hofmeister Grasen Dönhoff begleitet ist, hat etwas Bc> stimmtes bis jetzt nicht verlautet. — Zu Ehren Ihrer Maje stät d.r Königin Elisabeth von Preußen fand gestern Nah mittag bei Ihren Majestäten iin königlichen Schlöffe Famili.ntafcl statt, an welcher sämmtliche Glieder der königlichen Familie, sowie Ihre königlichen Hoheiten Prinz Albrecht vor; Preußen, Prinz Gustav von Wasa und die h er anwesenden beiden Prin zen von Mecklenburg-Schwerin Theil nahmen — In der Sitzung der zweiten Kammer vom 11 d be fand sich auf der TageSo,dnung u. A folgende Neclamation: Hr. Lorenz in Leipzig, als Stellvertreter des Abz. Bering einberufen, hat dem Präsidium mitgetheilt, daß er die gegen wärtige Ständeversammlung als zu Recht bestehend nicht an- zuerkenmn vermöge. Wenn er trotzdem damals in die Be- rathungen der Kammer eingetreten sei, so sei dies geschehen, weil es zu jener Zeit für die Rechtspartei in Sachsen keinen andern Boden gegeben habe, von welchem aus dieselbe die Geltendmachung ihrer Ansichten hätten betreiben können. Da aber nunmehr durch Art. 76 der Verfassung des norddeutschen Bundes ein anderer Boden bereitet lei, von welchem aus der sächsische Verfaffungsconflict zu einer Lösung gebracht werden könne, die die allseitige Anerkennung zu beanspruchen haben würde, so sei er bis zu einem erfolgten Ausgleiche nicht mehr i,n Stande, sich bei den Arbeiten einer Körperschaft zu betei ligen, deren Existenz seiner innersten Überzeugung nach gegen daS verfaffungömäßrge Recht streite. Ec werde daher der ihm gewordenen Einberufung keine Folge geben und muffe bitten, ihn von heute ab nicht mehr als stellvertretendes Mitglied der Kammer zu betrachten. Das Direktorium ist der Ansicht, daß man Hrn. Lorenz keinen Zwang anthun und denselben auf Grund 9 des Wahlgesetzes nicht weiter als stellvertretenden Abgeordneten betrachten, der Staatsrcgicrung aber wegen der vorzunehmenden Neuwahl Metiheilung machen möge. — Die Zweite Kämmer hat gestern das Gesetz, die pro visorische Forterhebung der Steuern für das Jahr 1868 be treffend, genehmigt. — Als Nachtrag zu der von uns kürzlich gebrachten Notiz über die Enthüllung eenes Denkmals in Problus für die daselbst gefallercn Krieger d«L k. preußi chcn 56. Infan terie-Regiments, wird uns der Verlaus der Feierlichkeit freund» lichst nutgetheilt. Die Deputation des genannten Regiments, bestehend aus 2 Offizieren, 3 Feldwebeln und 3 Musketieren — sämmtlich Decorute — fuhr über hier, Zittau, Neichen- bcrg nach Königgrätz, woselbst sie übernachtete und sich am 7 Nooembck früh nach ProbluS begab, begleitet von einem k. k. österreichischen Hauptmann und eurem Oberleutnant der Gar nison Königgräy. In Problus wurde die Deputation. von dem Pfarrer, dem BczirlSamtma.in von Nechanitz. sowie dem De chanten ebendaher, welche mit noch drei geistlichen Herren zur Abhaltung der Feier erschienen waren, sreundlichst empfangen und zur Kirche geleitet. Von da bewegte sich der Zug auf den Friedhof zu der L>telle, wo das Denkmal, noch verhüllt, auf gestellt war. Am Friedhöfe halte sich eine zahlreiche Menge der Bewohner von Problus uns Umgegend ungesunden. Auf einen Wmk des Dechanten siel die Hülle und es zeigte sich auf schönem Sockel das pyramieenartige, ungefähr 20 Fuß hohe Monument, bestehend aus grauem schlesischen Marmor, mit der Frontseite nach Westen, gekrönt mit dem fliegenden preußischen Adler, welcher den Blick nach dem gewesenen Kampf platz richtet. — Das Denkmal führt auf der Frontseite d e Inschrift: „Hier fochten Westfalens Söhne und besiegelten ihre Treue mit dem Tode, den 3. Juli 1866". Auf der Kehr seite, unter einem Lorbeerkranze: „Die Olsiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des 7. wrstphälischcn Jnfonterie-RegimewS Rr. 56 wivmeten dieses Denkmal ihren im Kaop'e ge'allemn Kameraden". Aus den Seiten die Namen von 2 Hauptlruten, 2 PremierleutnrntS, 2 SecondeleutnantS, 6 Unterossizieren und 92 Gsmemeinen. Nach gefallener Hülle sprach der Dechant den Segen und die Weihe über daS Denkmal untec den Klängen eine« Mufikchor«. worauf sich der Zug zurück in die Kirche b wegte, da die Festpredigt, welche aus den Gräbern der Ge fallenen, Angesichts des Denlmals abgchalten werden sollte, des zu ungünstigen Wetters wegen in der Kirche gehalten werden mußte. — An die herrliche Predigt, gesprochen vom Licar auS Nechanitz, schloß sich ein feierliches Seelenamt, celebri't vom Dechant, assistirt von zwei Geistftchen unter entsprechender Mu- silb gleitung Nach beendeter kirch icher Feier vereinigten sich die Geistlichkeit, die k k. Offiziere der Bezirksamtmann, die Deputation, sowie der aus Berlin anwesende Persertiger des De-.kmals zu einem Festmahle bei dem Ortspsarrer. Rach demselben zerstreute sich die Gesellschaft zur Besichtigung des Schlachtfeldes, und bl-ibt uns nur noch zu erwähnen, daß sich die ganze Einwohnerschaft in höchst würdiger Weise betheitigte und der Deputation durch das freundlichste Entgegenkommen ihre Th ilnrhme zu erkennen gab. — Als von besonderem Jn- tereffe lassen wir nicht unerwähnt, daß gerade das mehrgenannte 56. Regiment es war, welches hier hauptsächlich unseren säch sischen Truppen gegenüberstand und nunmehr auch dem Bei spiele der Sachsen folgend, seinen gebliebenen Kameraden ein ehrendes und bleibendes Erinnerungszeichen setzte, so daß nun zwei schöne — ein sächsisches und ein preußisches — Monumente der späten Nachwelt zurufen: „Hier ruhen in geweihter Erde Freund und Feind, welche ihre Treue für König und Vater land mit ihrem Blute besiegelten, friedlich bei einander." Am 12. November wurde in Oschatz die sterbliche Hülle eines Ehrenmannes im vollsten Sinne des Wortes, des K. Bezirksgerichisdircctors Költzsch, der Ruhe des Grabes über geben Von nah und fern waren zahlreiche Freunde und Per ehrcr des Dahingeschicdenen zu dieser Trauerfcierlichkeit er schienen, unter ihnen der Oberappellationsrath Otto und der Geheime Justizrath Hedrich aus Dresden, der Staatsanwalt und zwei Gerichtsräthe aus 'Meißen, der Gerichtsamtinann aus Wurzen, auch andere Beamte und Sachwalter. Auch der com- mandirende Oberstleutnant, der Major und mehrere andere Offiziere des dort in Garnison befindlichen Ulanenregimcnts ehrten den Dahingeschiedenen durch ihre Begleitung. Nachdem am Grabe der Superintendent Ilr. Liebe Worte des Trostes und der Mahnung an die Vergänglichkeit alles Irdischen ge sprochen, ergriff ein langjähriger Freund des Verblichenen, der Oberappellationsrath Otto, das Wort und hielt eine Rede, gleich vollendet nach Inhalt wie nach Form ausgezeichnet durch Wärme und Wahrheit des Gefühls, durch edle Einfachheit des Ausdrucks. Die vom Herzen kommenden Worte fanden auch Eingang in die Herzen aller Anwesenden, viele Thronen stoffen dem Ent- schlaseneu, in welchem das Land einen seiner bewährtesten und gerechtesten Rechter, Se. Majestät der König eiacn seiner treu sten Diener verlor Friede seiner- Asche. Ehre seinem An denken l — Die cgyptische Staatseisenbahn sucht aus Sachsen einige Locomotivensührcr unter vortheilhaften Bedingungen. Reisespesen frei, monatlicher Gehalt für die ersten zwer Jahre 22 > Silber Gulden, freie Wohnung .'c. jS. Inserat — Auch an Sachsen soll eine Einladung Frankreichs ergangen sein, an der Eonferenz zur Lösung der römischen Frage theilzunchmen. — Gegenüber der ^e'irigeir Mitthrilung, daß nach einem Gutachten der Revision?, ommission der Dresdner Gcwerbebank Fiöhner und Eomp. die Angriffe des Avv. Schraps als un berechtigt erscheinen, werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß cS ein übereinstimmendes Gutachten der Revisionskommis sion nicht giebt, weil, von einer Majorität und einer Minori tät, zwei verschiedene Gutachten erstattet sind, und geben wir, ohne hier näher auf beide cinzugehcn, Denen, die sich dafür wteressiren, anheim, durch das Lesen der betreffenden beider seitigen Schriften sich selbst ein cndgiltiges Urtheil zu bilden. — Das königl. Belvedere in Dresden auf R iscn' ES liegt uns eine Assiche aus dem „Eircus" zu Frankfurt a. M. vor, welcher die Nachricht von einem Eoncert v»ri,;to der Ge sellschaft des konigl Belvedere in Dresden unter Direction des weiland Herrn Weiß bringt. Es ist aber daraus zu ersehen, daß nur noch zwei Personen der damals hier auf der Terrasse engagirten Gesellschaft dabei sind, nämlich Fräulein Brüning und Herr Weiß selbst. Außer der Wunderfontainc kündigt der Zettel noch einen Teufelsspiegel unter folgender Rubrik an, deren Aussprache mindestens ein Studium von acht Tagen er heischt, nämlich unter der Bezeichnung lionorrnoo^iniro^aog- 1I,derl,t>ud«!ilidu!itir>m,x! Philologen können hier Studien machen. — Der Director des Central-Vereins für gerichtliche Schrift-Vergleichungen in Neu-Schönfeld bei Leipzig, Herr Avolf Henze, hat ein Preis-Ausschreibcn erlassen zur Begründung einer dcuischen National Handschrift. Für den Erfinder des schönsten in deutscher Currentschrist ausgcführten Alphabets ist eine Prämie von 100 Thalern ausgeseht. Alle Deutschen sind zur Konkurrenz eingeladen. — Durch die dem modernen Zeitgeschmäcke beste,'s ent sprechende elegante Erneuerung des Westmann'schen Silber und Golddrahtwaaren-Geschäfts hat die Schloßstraße eine neue Zierde erhalten und nähert sich hierdurch immer mehr dem pompösen Schauläden-Cmlus der Wilsdrufferftraßc. — Die Staatscüenbahn-Dircction bietet 40,' 0" Centmr alter Eisenbahnschienen im Ganzen oder im Einzelnen, jedoch nur in O.uantitäten vcn mindestens 1000 Eentnern zum Per kauf aus. — — An der alten Elbbrücke erkrankte gestern eine bereits betagte Frau so plötzlich, daß sie bewußtlos umfiel und zunächst nach der Polizei Direction gebracht werden mußte. — — Durch die Armenversorgungsbehörde kamen am gestrigen Tage die Zinken der vor mehrern Jahren durch den Neichs- sreiherrn Adolph v. Maltzan in s Leben gerufenen Amalien stiftung" — im Betrage von 10 Thlr. — zur Vcrtheilug. Von den 20 Empfängerinnen 10 evangelischer und 10 katho lischer Konfession, st nden 10 in den 80er und 9 in den 70er Jahren, während die jüngste Arme 66 Jahre zählte. — In der Stadt brannten auf den öffentlichen Plätzen Abends die Pyramiden- Candelaber. — Gestern Nachmittag wurden in den hiesigen Gasthäu sern und anderen öffentlichen Localen die dort ausgelegenen Exemplare der lctz-.en 'Nummer des Witzblattes „Seifenblasen" durch die Polizei bis auf Entscheidung der k. Staatsanwalt schaft in Beschlag genommen. Wie wir hörten, erfolgte diese Maßnahme auf Veranlassung der hiesigen französischen Ge sandtschaft und zwar wegen des in der betressinden Nummer enthaltenen Bildes „die Familie Bohnmbart", worin jeden falls eine Verhöhnung des Kaisers von Frankreich und seiner Familie erblickt worden ist. — — Aus der Schuhmachergaffe verlangten in der vor gestrigen Nacht zwei Leute in ziemlich Ruhe störender Weise Einlaß in ri ie dort gelegene, bereits geschloffene Schankwirth- schafr. Unzufrieden darüber, daß solcher ihnen verweigert wurde, erhöhten sie den bereits verursachten Lärm dadurch, daß sie mit aller Kraft an die HauSthüre anschluzen uns auf das Verbot der dazu gekommenen Wächter sich nicht nur an diesen, sondern auch an dem zur Unterstützung der Wächier herdei- geciltcn Gendarm thätlich vergriffen, bis es endlich den ver einten Kräften gelang, die Ereedenten so weit zu bändigen, daß sic nach dem Pol'zeigebäude abgcführt werden kanten. — — Schon seit längerer Zeit ist von den Wahlzwangbe- rechtigten als auffällig vesprochen worden, daß keine gesetzliche Vorschrift besteht, welche die unbedingte Ablösung des Mahl- zwavges vor chreibt, vielmehr die diessallsige Provocation nur dem Ermessen der Betheiligte,r anheimstellt. Dieser abnorme Zustand gereicht aber weniger den Verpflichteten, als den Be rechtigten zum 'Nachtheil, indem letztere wegen des durch die nunmehr erleichterte Hinterziehung der bestehenden Verpflichtung sich mehr und mehr verringernden Ergebnisses der bezüglichen Ablösungssumme, ihre Gerechtsame durch Beschwerdeführung oder Klaganstellung nur höchst selten noch sicher zu stellen su chen. So kommt es denn, daß dre frühere, zu den Ertrag nissen des berechtigten Grundstücks nicht unwesentlich beigetra gene, mit der Zeit aber immer schwieriger nachzuwciseade Mahlzwangsberechtigung, ohne Entschädigung für dre Berech tigten, nach und nach in Wegkall gelangt. — Dieses letztere kann adrr unmöglich die Absicht des Gesetzgebers sein, daher es denn doch wohl Aufgabe des Landtages lein möchte, nun mehr au' gcsttz'ichem Wege diesen, in Sachsen nur allein noch bestehenden Adtösungszegenstand zu beseitigen und darauf an zutragen, daß die Prorw.ion zu Ablösung des Mahlzwange« dri.nen einer zu setzenden präklusiven Frist vvrgeschrieben werte. — Ein wieder aufgcnommencr Srlberschacht in Scharfenberg beschäsEgt jetzt die Loßnitz und das Meißner Land, umsomehr, als dre Entstehung dieses Schachtes in das 13 Jahrhundert zmücksällt. Otto der Reiche hat seinen Reich- thum schon daraus entnommen und >etzt wird er aus s Neue lebendig, indem schm eine Menge Kürze gezeichnet sind. Soweit bekannt ist, haben m dem Scharfenderger Bergdistricte 24 be sondere Gruden gebaut, unter denen 14 Ausbeutzechcn waren, welche zusammen 212,351 Thaler Verlag und'Ausbeute >chüt- te>cn. Diese Gruben haben, vom Jahre 1563 an gerechnet, bis 1805 etwa 154.791 Mark Srlbcr, im Werthe von 2 Millionen Thalcr und außerdem noch Kupfer und Blei au«- gebracht. Der gedachte Bergbau ist in einem Flächenraume von c-.rca 1000 Lachter vom Schlosse Scharfenberg in Süd- West und gegen 300 Lachter in der Breite auSgedehn,. Die reue Gesellschaft, an deren Spitze der Steiger C. Aug. Kaden in Bieberstein bei Siebenlehn steht, giebt vorläufig ,24 Kuxe, s 10 Thlr. vierteljährlich aus und werden auch HP, Kuxe ge geben. Die Gänge bestehen meist aus Braunspat, Quarz und K -lkspat, worin silberreicher B.eiglanz, Weißgiltig und Fahlerz, rothe und gelbe Blende, sowie Schwefelkies sich befinden. Auch etwas Gold ist in den Erzen vorhanden. Der neue Schacht heißt „Güte Gottes." — Oesfentliche Gerichtssitzung am 12. November. Marie Louise Menzer von hier ist der Fälschung und des aus- gezeichneten Diebstahls angeklagt. Ein junge«, gut auSsehmde