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Dresden, dm 14. Oktober. — Bei der Preisvertheilung der Ausstellung für Obst und Gemüle der Gesellschaft „Flora" erhielten den I. Preis von drei Ducatm: für da« mannigfaltigste, vorzüglichste und am richtigsten bestimmte Obstsortiment Herr ParticulierSchonert ; dm II. Preis von je zwei Ducatm: für die reichhaltigste und beste Sammlung von Aepfeln Herr Kunst- und HandelSgärtner Amold, für eine dergl. von Birnm Herr k. Baumschulengärtner Würsig, lür eine dergl. von Weintrauben Herr k. Baumschulen- gartncr Würsig. Den III. Preis von je einem Ducaten: für eine vorzügliche Sammlung von Aepfeln Herr Kunst- u. Han, delögärtner Lämmerhirt, für eine dergl. von Birnen Herr Hof gärtner Poscharsky. — Ferner je eine silberne Medaille: für ein reichhaltiges, auf Plantagen gezüchtetes Sortiment Aepfel und Birnen Herr Rittergutsbesitzer Steiger auf Barnitz, für ein Sortiment schöne, neue und richtig benannte Birnm Herr Kunst» und HandelSgärtner Rölke, für eine vorzügliche Samm lung von Weintrauben Herr Hofgärtner Poscharsky. — Zehn silberne Medaillen und zwar: für ein Sortiment gut cultivirter Aepfel und Bimen Herr Kassirer Steglich, für werthvolle Aepfel und Bimen Herr Hofgürtner Neumann, für einen Korb vor züglicher Aepfel und Birnen Herr Particulier Aufschläger, für ein reichhaltiges, richtig bestimmtes und schönes Sortiment Birnm die Herren Gebr. Maibier, für vorzüglich cultivirte Aepfel und Birnen Herr Kaufmann Vollsack, für in rauher Gebirgslage gezüchtete Aepfel und Birnen Herr Oberst von Sandersleben, für eine reichhaltige und schöne Sammlung auf Plantagen gezüchteter Aepfel und Birnen Herr Kapherr auf Bärmklausc. für rin reichhaltiges und schönes Sortiment Birnen Herr Kunst-- und HandelSgärtner Lämmerhirt, für eine sehr reichhaltige und schone Obstsammlung Herr Kunst-und Handels» -zartner Tube, für sehr schöne und vollkommene, in rauher Lage gezüchteter Früchte Herr Pastor Köhler in JohnSbach bei Alten verg. — Preis von zwei Ducaten: für die ausgezeichnetste Leistung im Gemüsebau Herr Handelsgärtner Emil Geyer. — Silberne Medaillen und zwar: für ein reichhaltig und schönes Sortiment Kartoffeln Herr Kunst- und Handelsgärtner Terscheck m Seidnitz, iür ein dergl. Kartoffeln Herr Kunst- und Han- delägärlncr Lämmerhirt, für gut cultivirte Madeirazwiebeln Herr HandelSgärtner Gcrstorfer. für ein vorzüglich gut cultivirteö Sortiment Fuchsien Herr Kunst- und HandelSgärtner Nuschpler, kür ein Sortiment Samen und Früchte Herr Garten-Jnspector Poscharsky. für vorzüglich gezogene Odftbäume Herr Kunst-und Hondclsgänncr Tube, für dergl Obstbäume Herr Kunst- und Handclsgärrner Arnold, für dergl Herr Kunst- und Handels- g.Lrtner Lämmerhirt. für eine Sorte vorzüglich schöner Aepfel Herr Hofgärtner Arldt in Weesenstein. — Eine ehrenvolle An- ertennung erhielt für eine Blattpstanzengruppe Herr Kaufmann Hofer in Strehlen. — DaS von den Sängern im Turnverein für Neu- und Antonstadt am 4. d. im Saale des Lincke'schen Bades veran staltete Concert zum Besten der Johanngeorgenstädtcr hat einen Reinertrag von 50 Thalern ergeben. — Sicherem Vernehmen nach beabsichtigt der berühmte Naturforscher Professor Carl Vogt aus Genf, wegen seiner ausgezeichneten Rednergabe wohlbekannt, im Januar 1868 eine Reihe von Vorträgen m Leipzig, und damit abwechselnd in Dresden zu halten. Gegenstand derselben ist die vorgeschicht liche Menschheit (Stein- und Bronec-Alter, Pfahlbauten u. s. w.) und deren anthropologischer Charakter Da diese Vorträge (etwa 6 an der Zahl) mit Vorzeigung von Waffen, Knochen rc. verbunden sein werden, so ist cs rathsam für die Teilnehmer, sich durch zeitige Subscribtion, welche in der Arnold'schcn Buch handlung angenommen wird, einen guten Platz zu sichern, ll. Der umfassenden Thätigkeit des BezirkSgensdarmen für die Lößnitz ist es endlich gelungen, den bis jetzt so zahl reich stattgehadten nächtlichen Einbrüchen und Diebstählen auf den Dörfern ringsum ein Ende zu machen. Es wurve in ttebigau ein sehr stattliches Frauenzimmer arretirt, die aller- omgS sich nur mit fremden Federn pfauartig geschmückt hatte, indem sie sich die beste Garderobe aus den gestohlenen Sachen herauSgesucht und für sich, wohlweislich aber, in anderer Form zurecht gemacht. Die raffinirte Diebin, nach der lange gefahn det wurde und die ihr Handwerk nur zur Nachtzeit und mit besonderer Geschicklichkeit trieb, ist aus Königstein und wohnte zuletzt nahe bet Dresden. Bei der stattgehabten Haussuchung fanden sich noch ganze Körbe voll gestohlener Sachen vor, je- o«h waren namentlich die Kleider schon nach anderen Mustern umgearbeitet und teilweise unkenntlich gemacht. — « der Aufhebung des Verlöbnisses de« Kö nig« von Batcrn mit de, Herzogin Sophie wird officiöS bei derseitiges Einverständnis bezeühnet. Es verlautet indeß, der Grund der Aushebung sei eine direkte Abneigung des Königs, während dm formellen Anlaß», derselben die Kündigung sei tens der Herzogin Setzte bildet«. Di« Ultramvntaven stellen das allgemeine» Aussehen erregend« Ereigntß als ebne Abkehr von Oestreich dar — Unsere in einer der letzten Nummern gebrachte Notiz über das Zehistaer Feuer ist dahin zu berichtigen, daß beide abgebrannte Scheunen dein Gutsbesitzer Zumpe in Zehista gehören. — Der kürzlich zu Frankfurt a. Dl. verstorbene Kauf mann Eduard Eimbcke hat den Dresdner Verein zum Schutz der Thiere zum Universalerben eingesetzt. Es fällt diesem Verein dadurch ein Vermögen von 30,000 rh. Fl. zu, was ihm um des Zwecks willen, den er fest 28 Jahren rastlos ver folgt, von Herzen zu gönnen ist. — Am Sonnabend Abmd konnte auf dem UebergangS- punkte der Böhmischen Bahn bei Sedlitz leicht ein großes Un glück passiren. Beim Heranbrausen des Zuges sprang ein Reiter über die vorgezogcne Barriere, wahrscheinlich um ein Bravourstückchen auszuführm und kurz vor dem Bahnzuge nach den Uebergang zu passiren, das Pferd stürzte aber auf dem Geleise und nur durch die Entschlossenheit des Bahnwärters, welcher Roß und Reiter vom Geleise zur Seite riß, wurde das größte Unglück verhütet. Die durch das Manöver zer splitterte Barriere verwundete überdieß eine in der Nähe ste hende Dame. Der Retter, dem Vernehmen nach Beamter eines nahen Rittergutes, hatte schon lange vor Ankunft des Zuges bei offener Barriere gewartet und ist daher bei demsel ben fast unzurechnungsfähiger Zustand vorauszusetzen. — Vor längerer Zeit ging die Notiz durch viele Blätter, daß der Keuchhusten bei Kindern durch öfteres Einathmen von Gas geheilt würde. Als gegentheiligen Beweis schreibt uns ein Vater: Im Laufe des letzten Sommers bekamen auch meine vier Kinder den Keuchhusten. Bezugnehmend auf die obige Andeutung, schickte ich meine Frau mit den Kindern in die Gasanstalt, sie wurden aber ohne ärztliches Zeugniß nicht angenommen. Da mein Hausarzt zu wett Bachstr. 8) wohnte, ging ich zu einen mir ebenfalls bekannten Arzt, wo ich ein Zeugniß bekam, daß meine Kinder versuchsweise die Gasanstalt besuchen können, was auch geschah. Nach Verlauf von einigen Tagen trat merkliche Besserung ein, besonders beim Kleinsten, einem sieben Monate alten aber kräftigen Jungen, am sechsten Tage war der Husten fast ganz weg. Jedoch am folgenden Morgen bekam der Kleine die Krämpfe auf eine gräßliche Weise, und da dieß nach Verlauf von einer Stunde sich wie derholte, schickte ich nach meinem Arzte (0r. Kätner, Dietätischc Heilanstalt). Dieser fragt nach Allem, durch was die Krämpfe herrühren könnten, ich erzählte ihm von dem Einathmen des Gases, was er gänzlich verwarf und mir bemerkte, daß mein Kind in der größten Gefahr sei, der Keuchhusten ser unterdrückt und dadurch die Krämpfe entstanden, das Kind könnte nur dadurch gerettet werden, wenn der Keuchhusten wieder käme. An demselben Tage hatte mein Kind in 24 Stunden 20 Mal die Krämpfe gräßlich, aber nicht ein Rial den Husten, am zweiten Tage Nachmittags stellte sich der Husten wieder ein, und sowie allmälig der Husten sich vermehrte, verminderten sich die Krämpfe, am dritten Tage war der Husten wie früher und die Krämpfe kamen nicht wieder, mein Kind war gerettet. In dem ich hoffe, daß dieß zur Warnung Anderer dienen möge, zeichne ich hochachtungsvoll K. Hentschsl, Schuhmachermstr., Palmstraße 3tl. — Das Leichenbegängniß des vor Kurzem auf dem Leip zig-Dresdner Bahnhof bei der Abfahrt des Zuges nach Meißen Abends halb II Uhr verunglückten Schaffners Hellgcst aus Meißen, der eine Frau mit 4 Kindern hinterläßt, hat in feier lichster Weise stattgefunden. Es betheiligten sich dabei außer seinen zahlreichen dienstfreien Collegen Dresdens und auswärts auch die Herren Inspektoren der Bahnhöfe von Dresden und Meißen, Die Kosten des Begräbnisses trug in löblicher Weise die Bahnverwaltung. Der reich mit Blumen geschmückte Sarg wurde von Schaffnern ans Grab getragen und unter Trauer musik und geistlicher Rede eingesenkt. Vor Schließung des Sarges wurde der Verstorbene noch Photographin, um ein An denken an den so beliebt« Beamten und Freund zu haben. Die Sektion des Leichnams hatte ergeben, daß alle inneren edlen Theile, Lunge, Nieren rc. zerrissen und beide Arme durch weg zerbrochen waren. Kleine Wochenschau. E» giebt in der ganzen Christenheit, wenn man das Wort „Jesuit" auSnimmt, wohl kein zweite» Wort, welches seinem schönen Namen so wenig entspräche, als das jetzt in allen Zei tungen so oft genannte Wort „Concordat". Concordat, HerzcnSeinigkett, wie friedvoll und versöhnend klingt die», und gleichwohl steckt der böse Unfriede unmittelbar dahinter. Ich spreche hier zunächst von jenem Concordate, welche» vor länger denn einer Mandel Jahren die österreichische Regierung mit dem heiligen Vater in Rom abgeschlossen hat; denn c« giebt unter der guten Menschheit gewiß roch manche« Concordat, da» seinem Ramm nur zur Ehre gereicht und auf welches derBerS: Zwei Seelen und Ein Gedante, Zwei Herzen und Ein Schlag seine Anwendung findet. Jede glückliche Ehe ist ein solche- Concordat und der Segen des Himmels bleibt hier gewiß auch nicht aus; denn es ist ja ein hauptsächlicher Wunsch de» Welt heilandes, daß wir in Frieden unter einander leben sollen. Mit dem österreichisch-römischen Eoncordate ist die» nun leider eine zrnz andere Sache Allerdings findet obiger VerS auch auf die dieser Tage in Wim versammelten Herren Bischöfe und Erzbischöfe seine Anwendung. Da gab eS sogar 25 SeAen, die von Einem Gedanken beherrscht wurden und 25 Herzen, die für ein und dieselbe Sache schlugen; nur war dabei der bevenkliche Umstand, daß auf der anderen Sette Millionen Seelen ebenfalls von ein und demselben Gedankm beherrscht werdm, welcher in Worte gekleidet sehr kurz angebunden un- gefähr lautet: Fort mit dem Concordat! und Millionen Herzen schlagen « templ» in demselben Sinne. Es kommt nun jetzt Alles darauf an, ob die österreichische Regierung jenen 25 bischöflichen und erzbischöflichen Seelen oder dm Millionen Seelm ihrer Völker Rechnung tragen und Genüge leisten wird. WaS übrigens den Segen anlangt, welchen daS österreichisch- römische Concordat bis jetzt gebracht hat, so scheint derselbe eben so rar zu sein, wie das österreichische Silber im Handel und Verkehr. — Auf dem norddeutschen Reichstag fandvorige Woche auch ein specifisch königlich sächsisches Rennen statt. Fünf bis sechs Mannen aus Sachsenland bestiegen ihre par lamentarischen Rosse und turnirten mit und wider einander, während das nichtsächsische Reichstagspublikum dm Zuschauer abgab. Der Unfriede kam, wie in Genf, aus sehr friedlich ge sinnten Anträgen her, worin der Eine wünschte, daß die Groß mächte doch entwaffnen möchten. Eine allgemeine Entwaffnung wäre allerdings der Anfang zu einer goldnen Zeit; es ist nur das Schlimme bei der Sache, daß von den hohen Herren keiner mit der Entwaffnung den Anfang machen und mit gutem Bei spiele voranzehm will. Wenn einmal das deutsche Volk po litisch geeint und seine gesammte Waffenkraft unter Einem Commando steht, dürste die Entwaffnungsfrage weit eher am Platze sein; denn ich möchte wissen, welcher der Herren Nach barn alsdann Lust in sich verspüren sollte, ein wehrhaft Volk von flinfzig Millionen anzugrerfen. Also „Seid einig!" sagte nicht blos der alte Papa Allinghausen, sondern schon lange vor Schiller der Lunzenauer Apotheker, Commandant der Kä sigen Schützengilvc, sobald zwischen den blauen Schützen und der grünm Jäger-Abtheilung wegen der Federbüsche die beliebte germanisch - grundtoffliche Uneinigkeit auszubrechen drohte. Wenn die Worte des alten Attinghausen und des Lunzenauer Apo thekers und Bürgerschützm-Commandanten dereinst zur erheben den Wahrheit geworden sein werdm, dürfte sich in Deutschland weder Alt noch Jung über ein zu hohes Militärbudget zu be klagen haben. — Die Börse, hieß es vorige Woche in dm Zeitungen, war in Folge bedrohlicher politischer Verwickelung« sehr gedrückt. Es giebt wohl in ganz Europa kein so nerven» schwaches Frauenzimmer, keine noch so zarte Mimose, kein noch so empfindsames Nolimetangere, das von dem leisesten Lust hauche so unangmehm berührt wird, wie jenes tausendköpfige und tausendgliederige Geschöpf, das wir „Börse" nenn«, ob schon der Unterbau derselben auf „edlem Metalle" beruht. Vom leichten Frösteln bis zumj hitzigen Fieber macht dieses merk würdige Geschöpf fast alle Krankheiten des menschlichen Orga nismus durch. Gleichwohl hat es, mit Mephistopheles zu redm, wie die Kirche einm gutm Magen, hat manchen Millio när aufgefressen und sich doch nicht übergessm und kann ver möge ihres zersetzenden Magensaftes wohl auch ungerecht Gut verdauen. Die Börse hat sich sogar, ohne bei den Gebrüdern Grimm in die Schule gegangen zu sein, für ihre Auedrucks- weise ein besonderes Wörterbuch geschaffen, wo Studium dazu gehört, um sich darin zurecht zu finden. So las ich dieser Tage in einer Produktenbörse die verhängnißoollenWorte,: Schöpse „willig", Ochsen „fest". - Gariba li, dm man noch immer auf Caprera internirt, kommt mir dermal« vor, wie der Steinadler im zoologisch« Garten, der auch gern feine Flügel in freier Lust bewegen möchte, aber von dem vertrackt« Gitter daran gehindert wird und darum traurig und gesenkt« Kopfes auf seiner Stange sitzt. Der alte Patriot hält ab« den Kopf nicht eingezogen, sondern geriet sich noch ganz stramm. Er erläßt eine Procla mation über die andere. Sehr schlecht« Humors ist er auf den König Victor Emanuel zu sprechen, den er mit Titeln beehrt, die in einem Complimentirbuche schwcrlicb Aufnahme find« würden, und doch meint eS dies« König nur gut mit dem Alten, dem er ein zweites Aspromonte ersparen möchte. — Ein Stück über dem Meere drüben sitzt nun der heilige Vater und schickt seine Zuavm ab, umdi« eingebrochenen Garibaldianer wieder au» dm Lande hinauszu- jagen. Ich weiß nicht, ob ?>» non» auch TurcoS zur Ber-- theidigung seines Thrones im Solde hat; da träte der merkwür dige Fall ein, daß der Bat« der katholisch« Christenheit sich vor den eigenen Christ« und LandeSkmdern durch Turco- müßt« schützen lassen, was an eine sehr drollige Aaecdote er- nnert. Der bekannte Somponist Meyerbe« frug eine- sch--