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«r. «9. Zwölfter Jahr«. «l«n« früh r llhr Anserate «erden angenommen' ^trÄbendSÜ,Sonn tag» bi« Mittag» I« Ndr: eSkarienüral« 1». Snzeig in dies Vlatt« vntzeneta« erfolgreich« Verbreitung. Nuflag«: 14,000 «r»»l««- Montag, 16 September 18-7. Tageblatt Kr Uatnhaltuug M GeschSMKkehL Mitredacteurr Theodor -robifch. d«r Heran«»»»«»: Liepsch T Neichardt. »»WSNWWk'M'N^I «> »erantwertlicher «edaetenr, IllttlK Rrtchardl, /bomlnnntt- «terleltahrltchroRgr. bet llnrutgeldlicherki«« serung iu'I Han«. Durch di« Künigl Post «terteljährltch L2 Ngr. Liuzelue Nummer« > 1 Rar. Anserateupreise: ^ stür den Raum «ine- gespaltenen Zeile: L Ngr. Unter „Singet sandt-- di» Zeile r Ng,. Dre-de», ds« 16 September.' — Ueber die diesjährige Ernte liegen nun umfassende und verlässige Berichte vor. In Deutschland liefert Weizen im Allgemeinen ein befriedigendes Ergebniß, obgleich derselbe in einigen Gegenden durch die abnorme Witterung des Frühjahrs Schaden gelitten hat. Was den Roggen betrifft, so wird in Holstein, am Rhein, in Mecklenburg und Ostpreußen, sowie aus Dänemark und Holland viel geklagt, dagegen ist der größte Theil der allpreußischen Provinzen zufrieden. In Frankreich hat der Süden am meisten gelitten. Eine wirklich gute Weizen ernte haben nur wmig Departements gemacht, in den meisten ist sie unter der Mittelmäßigkeit geblieben. Frankreich wird da her wenigstens eben so viel, als voriges Jahr, aus dem Aus lands beziehen muffen, zumal alle Vorräthe erschöpft sind. In England war das Wetter der Einheimsung günstig, doch gab e» in vielen Strichen viel Lager, auf eine reiche Ernte rechnet man dort dieses Jahr nicht, und da England selbst in den ge segnetsten Jahren bedeutender Zufuhren bedarf, so wird es die se» Jahr eine bedeutende Quantität nöthig haben. Schlecht war die Ernte in Portugal und Spanien. Schon jetzt gehen dahin Massen ungarischen Weizens. — Von den Erzeugungs ländern haben Ungarn und Oesterreich in fast allen Getreide arten eine gute Ernte gemacht, sie werden daher ein sehr be deutende» Quantum abgebm, namentlich Ungarn. Aus Ruß land, namentlich Beffarabim wird geklagt, daß die Frucht sehr durch Dürre gelitten habe. In jedem Falle wird das Quantum, daS Rußland auf die fremden Märkte zu werfen im Stande ist, keinen Druck auf die Preise üben. Dagegen hat Nord amerika nach dem Berichte des Agrikultur-Departements in Washington eine reiche Emte gemacht. Weizen lieferte, mit Ausnahme von Texas, Nebraska und Minnesota, in allen Staaten größeren Ertrag, als voriges Jahr, Ohio über 160 Proeent mehr. Roggen fällt durchgehends besser und reichlicher quS, als vorige» Jahr, eben so Gerste und Hafer. Treffen von dort bedeutende Zufuhren in England ein, so verliert die ses seine Bedeutung für den europäischen Getreidehandel; in dessen ist der Bedarf von Frankreich, Spanien und Portugal bedeutend genug, um denUeberschuß von Oesterreich und Ungarn aufzusaugen, so daß die Getreidepreise einen wesentlichen Rück gang nicht erfahren dürften. — Nachdem die Gesellschaft Flora in der vorletzten Woche die Gartenetablissements von L. C. Liebig und Lüdicke besucht und sich in dem elfteren von dem vorzüglichen Stande der Cul- turen von Azaleen, Camellien und Rhododendrons überzeugt und in dem letzteren an der Mannichfaltigkcit und Menge der Florblumcn im freien Lande erfreut hatte, galt der letzte Be such auf erhaltene freundliche Einladung dem Garren des Herrn Part. Schonert auf der Chemnitzerstraße. Schon die große Anzahl der Anwesenden bewies, daß man dort etwas Vorzüg liches suchte und erwartete, weniger von Floras Lieblingen, denn die sind zum größten Theil schon entschwunden, als von Pomona'S Gaben, mit denm wir in diesem Jahre so außerordent lich beglückt sind. Und die Erwartung wurde vollständig be friedigt, ja es war ein Genuß, unter den mit den schönsten Früchten reichbeladenen Obstbäumen zu wandeln oder im Gar tenpavillon die ausgesuchten Exemplare des feinsten Tafelobstes kennen zu lernen. Von den vorzüglichen Aepfeln erwähnen wir bloS: Kaiser Alexander (von ganz enormer Größe), ?epping ck'or ck'lockustri». den weißen und rothen Gravensteiner, die rothe Herbstcalville, Goldgunderling; von den Birnen VV»llism8 lion Oeettoo, die grüne fürstliche Tafelbirne, die lange Sommer- Mundnetz-Birne, Omsewitzer Schmelzbirne; von den Pflaumen: imperial» violett», äämirol Mg»/, Aprikosenpflaumen, Nien burger Eierpflaumen. Alles Früchte und Sorten, die wir mit Recht einem jeden, auch dem kleinsten Gartenbesitzer zur Cultur empfehlen. Aber auch Aprikosen, Kirschen (Schatten - amarelle), Himbeeren waren in schönen Exemplaren vertreten. Kein Wunder, daß beim Anschauen so vorzüglicher Früchte Manchem der Mund wässerig wurde. Sehr befriedigt und dankbar verließ die Gesellschaft am Spätabend den Garten des Herrn Schonert, eines eben so intelligenten al» tüchtigen Pomologen. — Bei der Anfangs Oktober hier tagenden Lehrerver sammlung werden die Vereinsangelegenheiten de» Pestalozziver- eins, der Pensionsbeihilsekasse, der Krankenkasse und der Brand- versicherungSgesellschaft zur Besprechung gelangen. Wissenschaft liche Themata find bis jetzt zur Anmeldung gekommen: Hat sich die Methode in den Disciplinen des Elementarunterricht» seit Pestalozzi fortentwickelt oder nicht ? (Bürgerschullehrer R. Schaab in Leipzig) Ueber die Nrthwendigkeit einer praktischen Vtkwerthung der zwei letzten Schuljahre neben d.r noch fort bestehenden theoretischen Ausbildung. Privatschuldirector Vu- dich j» Dresden ) Zielpunkte für die Bildung und Wirksam keit des Volksschullehrers. (Os. Keferstein in Dresden) Die Psychologie als Basis einer evangelischen Schulkunde und als Correctiv der pädagogischen Praxis. (Ssminardirector llr. Schütze in Waldenburg.) — Für die Nebenversammlungen sind angemeldet: Behandlung des ersten Schreib- und Leseun terrichts nach Seltzsam mit Kindern einer öffentlichen Schule. ' Direktor Budich.) Erläuterungen zu den von R. Glootz aus gestellten Anschauungsmitteln. -Der Aussteller.) Berathung der Sektion für CorrectionS-, NettungS- und Waisenanstalten. ^Direktor Gebauer in Dresden.) Pädagogische Mittheilungen einer Reise nach Paris und die dortige diesjährige Weltaus stellung. — Wenn es der Presse zukommt, auf neue, zweckmäßige Institutionen hinzuweisen, so sei hiermit auch eines Unterneh mens gedacht, welches die Beachtung namentlich unsrer lieben Hausfrauen verdient. Wir meinen die neue Waschanstalt, Neuegaffe 12. Wer nur einen Blick in deren freundliche, in allen Theilen wohlgefällige Räume wirft und sich mit den speciellen Einrichtungen einigermaßen vertraut macht, fragt sich unwillkürlich, warum nicht schon längst ein so nützliches, jeder Hauswirthschaft willkommenes Unternehmen erstand! Hier schwindet jedes Vorurtheil; man sieht sofort, daß die Sache praktisch ist und so mancher Unbequemlichkeit, die die „Wäsche" mit sich bringt, auf rationellste Weise abgeholfen wird. Ein Hauptvorzug gegen die bisher übliche Waschmanier ist der, daß die Wäsche weit weniger angegriffen und auf jede Weise scho nend behandelt wird. Von Anwendung chemischer Mittel, Bürsten und dergleichen, ist keine Spur; reine» Wasser und reine Seife thun Alles. Dabei wird jede Wäschepost für sich behandelt und was oft auch viel werth ist, eS wird Zeit er spart, denn die Anstalt liefert die Wäsche in kürzester Frist fix und fertig, ohne weiteres Hin- und Herlaufen. Unsere Hausfrauen mögen prüfen und das Unternehmen kräftig un terstützen. — Ein großer Segen für die ärmeren Bewohner einer großen Stadt sind die sogenannten Volksküchen, in denen man für ein geringes Geld eine reichliche Portion gesunde und kräf tige Speise erhält. Auch Dresden hat jetzt 2 derartige An stalten aufzuweisen. Die in Altstadt am See ist die ältere und erfreut sich einer bedeutenden Frequenz, während die in der Antonstadt ihre Entstehung erst dem vergangenen Noth und Kriegsjahre verdankt. Daß Letztere noch nicht den Um fang erreicht hat wie die ältere Schwester, ist nicht zu verwun dern; daß sie aber dieselbe Theilnahme verdient wie diese, un terliegt keinem Zweifel. Sie verdient dieselbe jetzt um so mehr, als die städtische Behörde in neuester Zeit ihr eine bessere Ge staltung gegeben hat. Man hat Localitäten in dem Gebäude des früheren Antvnstädter Waisenhauses, Louisenstr. 30, Her richten lassen und dadurch die Möglichkeit geboten, daß die Speisen auch gleich an Ort und Stelle genossen werden kön nen. Von der Güte der Speisen kann sich ein Jeder über zeugen, wie sich Emsender dieses schon oft überzeugt hat. Darum fördere man diese wohlthätige Anstalt wo man nur kann und unterstütze die uneigennützigen Bestrebungen der Männer, die ihr jetzt vorstehen. Man entnehme Speisemarken und vertheile sie an Arme, statt baaren Geldes; man lasse keine Gelegenheit vorüber gehen, zur Benutzung der Anstalt aufzufordern. - Antonstadt beherbergt sehr viel unbemittelte Bewohner und man sollte deshalb meinen, die Volksküche wäre gerade hier recht am Platze. Dennoch wird sie noch immer zu wenig benutzt. Darum thut es Noth, daß von Seiten de» bemittelteren Publikums Alles aufgeboten wird, das Fortbeste hen der Anstalt zu sichern, damit die, für die sie bestimmt ist, doch endlich von dem Segen derselben überzeugt werden. — Nachdem nun auch da» letzte Stück der Ammonstraße — von der gr. Plauenschen- nach der Falkenstraße — in guten fahrbarem Zustand versetzt und mit breiter Gangbahn versehen worden ist, hat man auch angefangen, längs des Gar tens der Taubstummen-Anstalt an der Falkenstiaßs einen Fuß weg herzustellen. Hoffentlich geht man dann auch an Ausfül lung der fatalen Gräben auf der andern Seite genannter Straße, die bei dortiger lebhafter Passage ganz am Unrechten Platze sind. — In den letzten acht Tagen haben in allen Orten, in denen sächsische Truppen garnisoniren, mehr oder minder große Festlichkeiten stattgefunden, aus Anlaß, daß den Regimentern die vor 14 Tagen in DreSven empfangenen mu:n Fahnen ver liehen worden sind. Die Truppen waren deshalb zur Empfang nahme ihres Banners in Paradeuniform auf die Exercierplätze ausgerückt und empfingen dasselbe aus den Händen der be treffenden Commandeurs. — Vor einigen Tagen war ich in Johanrgeorgenstadt und kann Jhnm von dcm schrecklichen Elend und augenblick lichen Zustand verschiedene Mittheitungcn machen. Ein solch totaler Brand ist wohl noch nicht dagewesen; von größeren Häusern ist oft so wenig verkohltes Holz übrig geblieben, daß ein Mann bei mehreren im Stande ist, das ganze Holz auf einmal fortzutragcn. Die Kirche, eine schreckliche Rume, hat gar keine Ueberbleibsel von Holz, nur Mauern und daS Innere ganz mit von der Hitze zersprungenem Schiefer be.deckt, Sparren und alles Holzwerk bis in die Plauer hinein verbrannt, die großen Linden, die rings um den Markt standen, sind bis in die schwächsten Zweige Kohl-, die Wassertröge, die in hinreichen der Zahl und ziemlich groß vorhanden, haben alle auswendig gebrannt und zwar so tief bis an die Stellen des Holzes, wel ches von Wasser getränkt war; da unter den Reifen aber daS Feuer nichts zerstören konnte, halten sie noch zusammen und sind diese Bottiche außen ganz verkohlt und sieht es eben so schrecklich als unerklärlich aus, wie sie halten können. Dis Brandstätten sind größtenteils von Schutt geräumt, aber leider sind noch wenig Anstalten zum Wiederaufbau getroffen, da erstlich gar keine Vorräthe von Bauholz, Steinen oder Ziegeln vorhanden sind, die armen Bewohner, eingedenk der oft so früh anbrechenden Winter auch kaum wagen können, anzufangen, da sie bei den schwachen Hilfsmitteln nicht Hoffnung haben können, vor dem Winter fertig zu werden. Sie haben sich nun auf alle mögliche Weise ein Unterkommen verschafft. In kleinen Häusern mit zwei Zimmern sind oft 20 und noch mehr fremde Leute ausgenommen, Andere haben ein stehen gebliebenes Ge wölbe mit Bretern überdacht, z B. ein Kaufmann (Material- waaren- und Spitzengeschäft), der acht Kinder hat, wovon da» größte 13 Jahre alt, hat sein Gewölbe derartig überdacht, be treibt sein Geschäft und wohnt gleichzeitig in diesem Gewölbe, noch andere wohnen in Bretcrbuden. Dies ist bei dem jetzigen Wetter wohl gegangen, aber im Winter ist dies doch ganz un möglich. Am Schmerzlichsten hat e» mich aber berührt, daß man in den höheren Beamtenkreisen nicht viel Hoffnung zu haben scheint, daß die Stadt wieder aufgebaut werden kann. Momentan erschien mir die Befürchtung plausibler, als nach längerer Ueberlegung. Ist zu denken, daß die Hausbesitzer Johanngeorgenstadts, die fast alle etwas Feld besitzen, Brand kaffe, Bauplatz und Feld aufgeben werden, zumal wenn man die große Anhänglichkeit des Erzgcbirgers an seinen Geburtsort kennt, wozu noch kommt, daß gerade seit einigen Jahren ein unverkennbares Aufblühen der Stadt begonnen, Band- und Bandzäckchen - Fabrikation, Chatouillenfabriken, Handschuhnäherei ward Alles in ziemlich großem Maßstabe getrieben und gewährte reichlicheren Verdienst, als früher Bergbau und Spitzenklöppelei. Wenn jetzt die hohe Staatsregierung auf eben so energische Weife sich der guten Sache annimmt, wogegen weder Landtag noch Volk etwas sagen wird, wird es sich in einigen Jahren schon wieder mit ihr machen. Rührend sind viele Beweise von Wohlrhätigkeit, vor Allem folgender: ein preußischer Oberst (leider kann ich den Namen dieses Ehrenmannes nicht angeben), der voriges Jahr in Johanngeorgenstadt ein Marschquartier hatte und jetzt in Hannover in Garnison liegt, hat wenig Tage nach dem Brande an seinen früheren Quartierwirth geschrieben und kurz darauf durch Veranstaltung von Concert und Samm lung 360 Thlr. an das Hilfscomit» eingesandt. Freilich, nach dem Lugau die Wohlthätigkeit so in Anspruch genommen und man an den schlechten Geschäftsgang denkt, kann man von der Privatwohlthätigkeit nicht zu Viel verlangen. Aber wenn vor 200 Jahren die böhmischen Exulanten bei der Gründung von Johanngeorgenstadt Bauplatz und Feld und städtische Gerechtig keit und noch viele Unterstützungen empfingen, wird da jetzt die Regierung eine ganze Stadt im Sffche lassen? Nein, das ist gewiß nicht zu glauben. Auf anderer Seite hörten wir sogar, die Regie ung beabsichtige 100 Trainpferde hinzuschicken, um Material anzufahre«. Nothwendig ist allerdings solche Hilfe, denn die Anfuhre der Ziegel zum neuen Schulbau war mit den dortigen Fuhrleuten nicht billiger zu beschaffen, als von Schwarzenberg bis Johanngeorgenstadt, 2,« Postmeilen in einem nicht unebenen Thale, pro Tausend für 9 Thlr. — Für den Augenblick ist das Noth wendigste für die, welche in Vreterbuden ihren A asen halt haben, kleine Wohnungen in Gebäuden einzu- richten, welche man später zu Hintergebäuden benutzen könnte und welche von Zicgelfachwerk gewiß noch recht gut hergestellt werden könnten. Die Calamitosen sind aber natürlich im Bauen nicht so erfahren und bekannt, als z. B. ein Großstädter, auch gehen ihnen augenblicklich alle Materialien ab, dort scheint es, wie oben angezeigt, daß die Regierung mit Entschiedenheit, viel leicht durch Hinschicken von praktischen Baumeistern rc. sich ins Mittel legt, um der armen Stadt diesen Winter nicht zu schreck lich und nachthcilig werden zu lassen. — Betreff des Silbergehaltes der sogenannten Polnischen Gulden- und Zweiguldenstücke (,l a j Thale.stücke) ist nach einer in der Berliner königlichen Münze vorgen ommcnen Prü fung der im Umlauf befindlichen Münzen durchschnittlich rvie nachstehend constatirt worden: 1) bei den Polnischen ^ und j Thalcrstücken aus der Zeit von 1706 bis 1760 und zwar: bei den s Thalerstücken 9 Sgr. 10 Pf., d. bei den ! Tha le» stücken t Sgr. 6 Pf. — 2" Bei den Polnischen s und ! Thalerstücken aus d»r Zeit von >767 dis I)9l und zwar: i». bei den j Thalerstücken 9 Sgr. 3 Pf., b. d.» den 1 Tha->