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Mr. NL. Zwölfter Fohrs- M«-«: «V« ft« 7 llv S«ser«te «mb«u allgnromwiu - tt»»bend«0,«on»- b«, «Itt-S» LLIttr: «artevstrvß« 1>. «>q««g t, dtts «att, ftck« «tm »rfoigrrich« v«rSr«ttiu>-. L3/D0 M«mtag. 1». »uguS t8«7 Tageblatt M AllterhaMag M GeschäMerkM Mttredactmrr Theodor Drobifch. Fbounement . «trrtrltShrltchroNg, kt umutgttdttch« Lt« ftrung tu'« Haus Durch d>« -öolgl Pof Krttellährttch 22 Ng: Utozrlo« Nummsr» 1 Ngr Avsrmlenprerse: Für dro Raum »tu« irspalteue» A«tl«: L «gr. U««r„Tiug,- sarrdt" dt« Zeit« 2 Ngr Kr HrrmiSGrkr Lirpsch T TrichardL. - »«rautwartlich« «»daet«! Julius Netchurdr DreS-e», de» 19. August. — Rede und Gegenrede. Die in Nr. 325 d. Bl. angeregte Frage einer Zinserhöhung bei hiesiger Sparkasse hat in Nr. 337 d. Bl. eine Erwiderung hervorgerufen, welche diese Frage zwar al» wohlmeinend gelten) im Uebrigen aber auf einer Verwechselung mit anderen Instituten, wie Vorschußvcr- einen, beruhen läßt und von dm dem Publikum gebotenen Vor theilen und namentlich von den Nachtheilen spricht, durchweiche die Sparkassen in friedlichen, sowie in kriegerischen Zeiten zu leiden haben. Diese Verhältnisse, gegen welche dieselben in vieler Hinsicht durch die Bestimmungen ihrer Regulative geschützt sind, werden aber durch den Zweck und daS Wesm der Spar kassen bedingt, und bei allen, folglich auch bei denjenigen Spar kassen dieselben, welche den Zinsfuß bereits erhöht habm oder zu erhöhen beabsichtigen. Nicht dem Kapitalisten oder Ge schäftsmann, der sein Geld auf kurze Zeit bei der Sparkasse anlegt, nein, einem Jedm, der seine Ersparnisse derselben jahre lang überläßt, mithin dm weniger bemittelten Klaffen, für welche die Sparkasse nach tz 1 des Regulativs insbesondere existirt, gilt eS, daS Mögliche zu gewähren. Es ist, wie schon früher gesagt wurde, eine Forderung der gegenwärtigen Verhältnisse, der man gmügm muß, will man nicht auch die kleinen Er sparnisse nicht anderen, höheren Zins zahlenden Sparkassen zu fallen sehen, denn es verlohnt sich für den sparenden Umwohner Dresdens gewiß der Mühe, sein Erübrigtes dahin zu tragm, wo er pro Hundert 20 Ngr. jährlich Zinsen mehr erhält. — Doch, was anderorts möglich ist, wird hier ebenfalls möglich sein! Man hegt die Hoffnung, daß diese Angelegenheit an kom petenter Stelle auch eine „wohlmeinende" Berücksichtigung ge sunden habm wird und erklärt sich schließlich bereit, dem jen seitigen Verfasser die, die Zinserhöhung bei anderen Spar kassen betreffenden Bekanntmachungen in der Leipziger Zeitung, falls ihm dieselben wirklich unbekannt geblieben sein sollten^ nachzuweism. — Ueber nichts wird jetzt in Dresden so viel gesprochen, diSputirt und glossirt, als über die vielfachen Ablehnungen von Mandaten für dm Reichstag, aber trotz dieses scheinbaren Interesses ist man ziemlich gleichgültig gegen die Wahl und den Reichstag selbst. Man sagt: was nützt es uns, wenn wir auch die besten und tüchtigsten Abgeordneten wählen, sie werden doch niedergestimmt und sie können beim bcstm Willen nichts helfen. So viel Wahres darin auch liegt und so wenig Aussicht auf eine freiheitliche Richtung des Parlaments zu hoffen ist bei dm überwiegend nationalen Abgeordneten, welche Preußen stellen wird, so ist doch diese Anschauung angesichts der Wichtigkeit der Beschlüsse deS Parlaments und der Dauer des Mandates auf volle drei Jahre, innerhalb deren sich doch Manches ändern kann, nicht stichhaltig. Es muß namentlich uns Sachsen daran liegen, daß die Stellung, welche Sachsen im Bundesrathe einnimmt, wo es, wenn auch nicht unter dem Namen deS Vicekanzler-AmteS, aber tatsächlich doch die Führung der Geschäfte zunächst Preußen besorgt, auch eine Unterstützung im Parlamente durch die sächsischen Abgeordneten finde. Wir müssen daher Männer wählen, die unter dm Ab geordneten vermöge ihrer geistigen politischen und commerziellen Fähigkeiten sich eine dem Verhältniß des sächsiichen Bnndes- EommiffarS im BundeSrathe entsprechende Stellung und Hal tung zu verschaffen und zu erhaltm wissen. Gern geben wir zu, daß solche Leute nicht zu Dutzenden gefunden werden und daß auch die Entziehung von Diäten manche Capacität zurückhält, daS große Opfer an Amts-, Geschäfts- und Familieninteresim für das gemeinsame Vaterland zu bringen. Letzterem Umstande aber ließe sich nach unserem Ermessen ziem lich leicht steuern. Wenn z. B. die Conservativen Dresdens zusammenträtm und ihrem Abgeordnetm eine Entschädigung zu- ficherten, so würde vielleicht manche Kraft, mit der wir Ehre einlegen könntm, die aber jetzt kein Opfer — und wenn es nur von 3—400 Thalern wäre — bringen kann, für un» ge wonnen sein. Sollte es wirklich so schwierig sein, 6—800 Per sonen unter dm Tausenden von conservativen Wählern Dres den» aufzufinden, die gern die Kleinigkeit von einem halben Thaler zahlten, um auch für diejenigen ihrer Mitbürger, die selbst diese Summe nicht missen mögen, einm Mann ins Parlament schicken zu könnm, welcher uns umfassend vertritt? Dieses Beispiel paßt nicht bloS auf Dresden, es paßt für alle Bezirke, welche noch an der Auffindung eines tüchtigen Ver treter» laborirm. Bedenken wir wohl, daß das Zollparlament Männer verlangt, welche die Handels- und Industrie-Interessen Sachsen» in ihrer ganzen Bedeutung zu würdigen verstehen! — Heute, Montag Abend um 8 Uhr, wird im Dom zu Freiberg ein geistliche» Concert stattfinden. Orgelspicl von Herrn Fischer, Organist an der Annenkirche in Dresden, Po- faunmvortrag von einem Virtuosen der königl. musikalischen Eapelle; Gesang von Fräulein Elvira Kleinjung vom Hof- , cheater zu Gera. Letztere dürfte vielen Dresdener Kunstfreun- ' dm in Folge ihrer Mitwirkung in hiesigen Eoncert - Soireen noch in gutem Andenken stehen. Zum Vortrag von ihr kom men im Dom zu Freiberg, Arie aus dem Messias: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt!" sodann ein Büßlied von Beethoven und SanctuS von Rubini. — Eine Unsitte und Gemeinheit ist daS Zischen und Pfeifen in Vorstellungen oder Concerten, wofür — wie sich am Freitag Abend im Lincke'schen Bade herausgestellt hat — die Linch - Justiz das wirksamste Mittel zu sein scheint. Be kanntlich erndten die Gebrüder Matula für ihre außergewöhn lichen Leistungen, viel Beifall, so auch an gedachtem Abend; gleichwohl erfolgte allemal und gerade bei den schwersten Pro duktionen ein schriller Pfiff und zwar zur allgemeinen Entrü stung. Nachdem sich diese» Manöver öfterer wiederholt und eine Pause eingetretm war, so sagt ein Herr: „ich möchte wohl wissen wo dieser gemeine Pfeifer sitzt!" „„Hier, dieser ist's!"" ruft ein Zweiter, „„„rrrrraus! mit diesen Flegel! schreit ein Dritter und wie auf Commando erhebt sich AlleS; ein Hand fester erbarmt sich, ihn zu umarmen, aber nicht aus Freund schaft an daS Herz zu drücken, sondern nach außerhalb zu ver setzen und so wurde er denn mit Procession hinauSspedtrt, wozu ihn die Meisten das dabei übliche ceremonielle Geleite gabm und die erwünschte Ruhe wieder eintrat. Er wollte ein Engländer sein und stammelte zu seiner Entschuldigung, dort sei eS so Sitte. Hier ist ihm das Gegentheil, als Unsitte plausibel gemacht worden; mögen sich dies Curiosum alle der artigen zahmen oder wilden Engländer hinter die Ohren schreiben. — Eme hiesige Dame, welche sich mit Glück der Maler kunst ergeben, hat ein Oelbild „Parthie am Vierwald- stavter See" beendet und soll dieß Oelgemälde, im Preis von 6 Friedrichsd'or, in Loosen, » 5 Ngr. zum Besten der Un glücklichen in Lugau käufliche Verwendung finden. Von Seitm der Behörde ist die Genehmigung erfolgt und ist von heute Nachmittag an das Bild im Gewölbe des Herrn Kaufmann Kourmousi auf der Gewandhausstraße, gegenüber dem Eafö Frankens, zur Ansicht ausgestellt, wo auch Loose, daS Stück 5 Ngr. zu haben sind. - Ein hiesiger Kaufmann schreibt uns zur Warnung für seine Herren Eollegen: Vorgestern kam ein Herr zu mir, stellt sich als Calculator öl.V vor und sagte mir, daß er von einem auswärtigen Freunde um Besorgung von 1 Mille bessern Cigarren gebeten worden sei; er sei jedoch augenblicklich nicht in der Lage das Geld verlegen zu können, sein Freund würde aber gleich nach Empfang der Waare das Geld schicken und er dahin die Garantie übernehmen. Mancher und auch ich viel leicht, würde durch das vertrauenerweckende Aeußere und vorgelegten Legitimationepapiere veranlaßt worden sein, darauf einzugehen, wenn mir nicht zufällig bekannt gewesen wäre, daß der Herr Calculator vor einigen Wochen einen Wechselgläubi- ger durch Cigarren befriedigt, die er jedenfalls durch gleiche Manipulation erworben hatte. — Nachdem die Herren Geh. RegierungSrath Reuning und Advocat Schreck eine Candidatur für den Wahlkreis Pirna u. s. w. abgelehnt haben, gedenkt man dort den Grafen Rex auf Zehista als Candidat aufzustellen. — Der Gesangverein Liederkranz in Kötzschenbroda hat ebenfalls für die Hinterbliebenen der Lugauer Bergleute im Gasthaus „zum heiteren Blick" ein GesangSconcert veranstaltet, daS sich einer regen Theilnahme erfreute. Es sind nach Abzug der Kosten 20 Thaler an das Hilfseomite abgesendet worden. — Die Schachte der Kühlenwerke zu Potschappel werden jetzt der sorgfältigsten Revision unterworfen. Eine solche wäre nach den entsetzlichen Unglücksfällen bei Lugau und Mährisch- Ostrau für alle dergleichen Schachte an der Zeit. Doch ein großer Uebelstand ist damit verbunden, nämlich die Sistirung der Arbeit in jenen Werken, wodurch Tausende auf eine kürzere oder längere Zeit arbeitslos werden. Dieser Uebelstand wird im Plauenschen Grunde gar sehr schwer empfunden. — Historisches. Am 7. August 1541 übergab Herzog Heinrich der Fromme von Sachsen seinem Sohne Moritz die Negierung in Dresden. — Am 8. August 1618 kam dasHer- zogthum Preußen an das Haus Brandenburg. — Am 10. August des JahreS 70 nach Christus wurde der Tempel zu Jerusalem in Asche gelegt. — An demselben Tage 1674 geschah die Aus pfarrung verschiedener Dörfer aus den Stadtkirchen Dresdens in die Landkirchen, namentlich Nöthnitz, Prohlis, Reik, Kaitz nach Leubnitz, Laubegast, Tolkewitz, Seidcwitz nach Leuben, KunnerSdorf nach Plauen. — Eben so wurde am 10. August 1814 in Dresden die Bibelgesellschaft gestiftet, 1532 starb Kur fürst Johann von Sachsen zu Schweinitz. Frankfurt a. M., 16. August. Ihre Majestät die Kö- ' nigin Augusta von Preußen hat gestern auf Veranlassung des Nrandunglücks, von welchem Frankfurt betroffen wurde, folgen des Telegramm aus Baden-Baden an den Polizei-Präsidenten , von Madai gerichtet: „Mein Mitgefühl bedarf keiner Worte, denn Niemand wird dort an der Aufrichtigkeit meiner Empfin dung zweifeln. Es ist eine schwere Prüfung für die Stadt, welche auf allgemeine Theilnahme zu zählen berechtigt ist. Thei- lm Sie mir schleunigst das Nähere mit, damit ich erfahre, wo etwa zu helfen und vermitteln Sie dm Ausdruck meiner Ge sinnungen." Venedig, 16. August. Ein großer Brand ist in der St. Johannes- und St. Paulus-Kirche auSgebrochen. Titian's Gemälde, das Martyrium St. Petri darstellend, und andere Meisterwerke wurden zerstört. * Von der Pariser Ausstellung. Den Ausstel lungsbriefen der „Kr. Z." entnehmen wir aus der Schilder ung der Abtheilung für Kostüme Folgendes: „Für die Damm welt giebt es in dieser Abtheilung viel zu sehen, besonders da, wo die Lyoner Seidenstoffe und die Brüsseler und Alen^oner Spitzen und Blonden ausgelcgt sind. Da sieht man ein Spitzen zeit», das, wie eine beigelegte Notiz meldet, zehntauseud fünf hundert Arbeitstage gekostet hat, d. h. eine Arbeiterin hätte ungefähr neun und zwanzig Jahre tagtäglich ununterbrochen schaffen müssen, um es fertig zu bringen. Die Prinzessin Ma thilde hat diese Robe für fünf und zwanzig tausmd Franken gekauft. Nicht weit davon sind drei Spitzen-Volants ausge stellt, die eine Länge von 20 MetreS haben und die Bagatelle von neunzigtausend Franken kosten. Wie zart müssen die Hände fein, welche diese Feenarbeit zu Stande bringen, da schon cin sehr scharfes Auge dazu gehört, um die fast mikroskopischen Nuancen zu unterscheiden. Die Alenyoner Spitzenfabrikation ist seit etwa sechszig Jahrm so lebhaft geworden, daß fast alle Mädchen in Almeon und in der Umgegmd an derselben be schäftigt sind. — England hat in dieser Abtheilung indische Shawls ausgestellt. Unter ihnm befindet sich einer, der zwölftausend Frankm kostet. Cr gehört keineswegs zu den größtm und er würde bei Weitem theurer sein, wenn er nicht die wmig beliebte Form eines Vierecks hätte. Fünfzig Männer haben sechszehn Monate unausgesetzt an diesem Shawl gearbeitet. Wie kommt es aber, daß er nicht mehr kostet? Diese so natürliche Frage läßt sich einfach dadurch beantworten, daß in Kaschmir, wo diese Shawls ausschließlich angefertigt werden, ein Arbeiter nur fünf Sous täglich ver dient und dieser fabelhaft geringe Arbeitslohn, der indessen bei den geringen Bedürfnissen, ja man kann sagen, bei der Be- dürfnißlosigkeit der dortigen Arbeiter unter einem paradiesischen Himmelsstriche vollkommen gmügt, ist auch einer der Gründe, warum man in Europa diese Fabrication nicht einführen kann. Es giebt aber einen noch viel wichtigeren Grund und dieser ist die eigenthümliche Verfahrungsart, die man in Kaschmir bei der Färbung der Wolle anwendet. Diese VerfahmngSart ist ein Geheimniß, das sich unter einigen dortigen Familien forterbt uno das die französischen Chemiker trotz aller An strengungen bisher nicht haben entdecken können. So hat die Stadt Lyon bereits vor fünfzehn Jahren einm Preis von hunderttausend Frankm Demjmigen angebotm, der die Zu sammensetzung des sogenannten chinesischen GrünS, dessen sich die indischen Färber bedienen, ausfinden würde; eS hat aber bis heute noch Niemand den Preis erhalten. Daß die Far ben in dm Kaschmirshawls niemals von ihrer Frische verlie ren, schreibt man den Eigenschaften des Flusses zu, in welchem diese Shawls gewaschen werden. Dieser Fluß ergießt sich aus einem Seebccken, an dessen Usern aromatische Kräuter wachsen. Auch das Gewebe der indischen Shawls ist schwer nachzuahmen, und so wird Europa noch lange diesen kostbaren Luxusartikel von Kaschmir beziehen müssen. — Zu dieser Ab theilung gehören auch die Bijouterien. Hier sind die Frauen in ihrem Elemente. ES drängt, drückt und preßt sich an die Glas schränke, in welchen die herrlichsten und kostbarm Schmuck- sachcn schimmern und glitzern. Die von Bapst, den, Bijoutier deS Kaisers, ausgestellten Diamanten und Perlen zeichnen sich durch ihre seltme Reinheit und Größe, sowie durch ihre ge schmackvolle Fassung aus. Der Glasschrank des Herrn Bapst ist eine wahre Schatzkammer. Eine Schnur Perlen — sie sind allerdings von außerordentlicher Größe und vom reinsten Wasser — kostet zwcihundertfünfundzwanzigtausend Franken. Und die Rubinen, die Smaragden, die Saphire und schwarzen Diaman ten. Dies Alles erbleicht jedoch vor dem dreiundsünfzig Karat schweren Sancy, dem ältesten aller in Europa bekannten Dia manten. — ES versteht sich von selbst, daß die Glasschränke, welche so reiche Kleinodim einschließen, wie die Aepfel der HeL- periden bewacht werden. Vor jeder Thüre steht ein Wärter, der mit ArguS-Augen die Uebertretung deS siebenten Gebote» verhindert. — Als ein Kuriosum in der französischen Bijouterie- Ausstellung werden die zwei großen goldenen Kronen bettach tet, welche die Königin von Madagaskar in Paris hat anfer tigen lassen. Jede der Kronen ruht aus einen: Sammetkisssn, aus welches der etwas schwer auszusprechenoe Name der Kö nigin, Rasohcrina Manjaka, gestickt ist.