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«,«.61.9. , ls.^ro^.Rms.4. .- «t. UL N«. 8«. 5» » 1(,z vrltzsf.iv.«a>. tj.s.» i«. i:; U s/ wurde am Dienstag vormittag vom Gerichtsamte angezeigt, daß er alsbald behufs seiner weiteren Vernehmung nach Vre den tranSportirt iverden würde. Als nur kurze Zeit darauf der Amtsdiener seine Zelle betrat, fand er den Hamann mit telst eines kurzen, wahrscheinlich auS dem Strohsack gemachten Strickes am Ofen erhängt vor. BekanvÜich war H. der Mit Wissenschaft und Mithülfe an dem, von seinem Sohne bereits »ingestandenen Morde der Chr. Lohse stark verdächtig. (W.-Ztg.). — Am 15. Nachm. 13 Uhr hat in Lüptitz bei Wurzen «me daselbst ausgebrochene KeuerLbrunst den größten Theil der Gebäude von fünf Bauergütern, sammt über t-00 Scheck Ge treide und einer bedeutenden Quantität Futter- und Strohvor- räthe in Asche gelegt. Tagesgefchichte. Berlin, 15. August. Soviel wie die,Freuzztg." hört, ist e« nicht die Absicht, einen NeichSvicekanzl« zu ernennen, rm» daS hat sie gehört, daß Sachsen in Bi Hinderungsfällen mit der Vertretung Preußens betraut werden soll. Dem Verneh men nach dürfte auch in der Kürze ein hervorragender Eie amt« an die Spitze des Bundeskanzleramtes ernannt werden. — Am Dienstag Abend vor 8 Uhr ereignete sich in der MulakSstraße ein beklagenSwerther Unglücksfall. Der Laufbursche einer Spiel- waarmfabrik war im Austrage derselben mit einem großen Packet sogenannter Salonpistolen nebst der dazu gehörigen Zündmasse nach der Post geschickt worden und hatte sich in der MulakS- straße auf eine Vortreppc gesetzt. Ob er nun mit dem Packet gespielt hatte oder eS fallen ließ, krnz die Masse cxplodirte und verletzten die Sprengstücke den Knaben derart, daß er gegen 11 Uhr in dem katholischen Krankenhause, wohin man ihn ge schafft hatte, verstarb. Die Treppe, auf welcher der Knabe ge sessen, stürzte in Folge der Explosion zusammen und viele Fen ster der benachbarten Häuser zersprangen. Kassel, Donnerstag, 15. August, Abends. Der König hielt gegen Abend seinen Einzug in die festlich geschmückte Stadt. Der Oberbürgermeister begrüßte Se. Majestät am Wilhelms höher Thore, woselbst die städtischen Behörden, sowie die Ehrm- srauen und die Gesangvereine ihre Aufstellung genommen hat ten. Beim Erscheinen Sr. Majestät brach die zahlreich ver sammelte Menge in enthusiastische Lebehochs aus. Der König dankte sichtlich erfreut über diesen Empfang. In seiner Erwie derung auf die Begrüßungsrede äußerte Se. Majcstät, eS seien Irrungen vorgekommen, die er auszugleichen gekommen sei. Der König begab sich alsdann zu Pferde nach dem Schlosse und sah vom Balcon desselben dm Festzug der Schulen, der Ge werke und sonstigen Corporationen vorbei defilirm. — Die Verheißungen des Königs habm eine sehr frohe Stimmung hervor gerufen. Die Stadt ist prachtvoll illuminirt. Nach dem Diner im Schlosse wird Se. Majestät das Theater besu che». (Dr. I.) Bayreuth, 9. August. Die Mittheilung über die statt gefundene Brodvergistung bestätigt sich. Erkrankungen sind be reits über 60 constatirt. Gestorben ist jedcch glücklicherweise bis jetzt Niemand, lieber die Entstehung der Vergiftung er fährt man Folgendes: Bäckermeister Schott hat vor einiger Zeit von einem sogenannten Kammerjäger zur Vertilgung von Nat ten eine Quantität Arsenik erhalten, wovon er einen Rest, in 'Papier gewickelt, in einer Mche der Bäckerstube airsbewahrte. Vorgestern Abend nun bekam Schott mit seinem Gesellen Streit, in Folge dessen er demselben erklärte, er (der Bäckergeselle) könne sogleich gehm. Der Geselle entfernte sich auch alsbald, nachdem er den Teig noch eingerührt hatte. Als nun gestern Morgen die vielfachen Erkrankungen bekannt wurden, sah Schott «ach dem rcservirten Arsenik, und als er diesen in der Rüche nicht mehr vorfand und festgestellt war, daß in den Semmeln Arsenik enthalten sei, sprach er die Vermuthung aus, daß der entlassene Geselle denselben aus Rache in dm Teig gemengt habm dürste. Der Geselle wurde sogleich verhasttt, hat aber bis jetzt nichts gestanden. Die Familie SchsttS, die Frau des selben, Lehrling, Magd rmd er selbst sind ebenfalls erkrankt. In der Judengasse sind allein 40 Personen erkrankt, die übri gen im Reumweg und heil. Kreuz. Wieviel Erkrankungen in Heinersreuth angcmeldet sind, war noch nicht in Erfahrung zu dringen. Die Brodvergistung scheint hier glücklicherweise gut artig zu verlaufen. Mehrere Personen warm allerdings be denklich erkrankt, und eS ist nur der schleunigen ärztlichen Hilfe zu danken, daß kein Todesfall eingctretm ist und jede Lebens gefahr nunmehr als beseitigt gelten darf. Die Bäckerei Schotts ist bis auf Weiteres polizeilich geschlossen. Italien. Rach der „Piemont. Ztg." lauten die Nach richten über die Verheerungen der Cholera in Süditalien und Sicilim sehr betrübend. In Rardo glaubt das Volk an eine absichtliche Vergiftung und hat die Apotheke in Brand gesteckt mü> während dreier Tage die Getreidespeieber geplündert. In Ealabrim herrscht die Epidemie sehr stark, noch stärker aber in Sicilim. Es fehlt dort an Vorsicht und an Heilmitteln, und wo letztere noch vorhanden find, weist sie der große Haufe zu rück, weil er sie als vergiftet ansieht. In Gran Michele hat der Pöbel zwei Carabinieri erschlagen, die beschuldigt waren, im Austrage der Regierung die Cholera verbreitet zu habm. Rur das kräftige Einschreiten von zwei Compagnien Soldaten konnte verhindern, daß nicht noch weitere Opfer diesem blöd sinnigen Fanatismus fielen. Königliche- Hoftbeater. Donnerstag, am 15. August. — Vor einem weniger gefüllten Hause, als dies in der Oper „Margarethe" der Fall war, ging vorgestern „der Troubadour", Oper in vier Acten von I. Verdi in Scene. Gostspiel dcS Herrn Nie mann (Manrico) und des Herrn Schelper (Graf von Luna). Wenn es Pflicht ist, daß der denkende Künstler die äußeren Bedingungen in dem Stoffe des ihm dargebotenm Kunstwerkes fest zu erfassen und sich dann mit voller Seele dem Zauber der inneren und äußeren Schön heck hinzugeben Hot, so realisirte sich diese Aufgabe vielfach in dm Leistungen des Hcrrn Niemann, der Frau Kainz- Prause und der Frau KrebS-Michalesi. Wenn wir uns La der Besprechung vor einigen Tagen veranlaßt fühlten, Herrn Niemann bei sonstiger Vortrefflichkeit auch Mängel und V« irrungm vorzuhaltm, die nicht hinweg zu leugnen find, so sei auch den» Tüchtigen und Preiswerthm die Anerkennung nicht versagt, ohne den Schein auf uns zu laden, von unserer frühe ren Behauptung abzustehm oder wohl gar pslvr pvvcavi zu machen. Wir gönnen dem Gast dm reichen Applaus und dop pelten Hervorruf am Schluß des drittm ActeS, dm er aber weit besser nach dem Andante verdient hätte, denn später formte er zu übermäßig und sein Gesang artrte in Schreien aus. So Etwa« packt freilich die Mmge, welche applaudirt und somit einm Act der ästhetischen Souveränität auöübt, indem es mehr durch eine mächtig wirkende Einzelheit, als durch strenge Har monie de« Ganzen hingerissen wird. Die Kritik aber muß sich ihrerseits vor Aufwallung hüten, oder sie verliert jene Unab hängigkeit, die im rechten Maße allein die Wahrheit gewährt. Herrn Schelper lerrrten wir in der Parthie de« Grafen Luna näher kennm. Wir wollen ihn gerade nicht zu dm Pre- digtamtS - Eandidatm der Baritonistm zählen, er zeigt vielfach eine wohllautende Bruststimme, obgleich ohne erhebliche Höhe bei wenig cultivirler Tiefe. Seiner sonst nicht üblen Gesangs- nu thode fehlt aber das warm Empfundene und leicht Ansprechende. Nicht minder karg ist sein Spiel und so eignet er sich nicht in den Rahm« unserer Hofbühne, «r paßt für ein kleines Hof- thrater oder für eine Stadt wie Magdeburg, wo ihm, als an gehenden und wie eS scheint strebsamen Kunstjünger, der Bei fall nicht fehlm wird. Der energischen lebensvollen Darstellung der Zigeunerin Azucma durch Frau Krebs-Michalesi habm wir früher schon rühmend gedacht. Einm eben so sinnigen Anstrich wußte auch Frau Kainz - Praus e ihrer Aufgabe Leonore) zu geben. Mehr wie je war ihre Stimme die willige Dienerin ihres Ver ständnisses. ES war bei meinen musikalischen Besprechungen immer Grundsatz: dem größeren Publikum auch Etwas aus der Leidens geschichte des Eomponisten zu geben oder der Entstehung seiner Oper zu gedenken, zumal der große Kreis unserer Leser Viele zählt, die das Gebotme in diesem Genre sehr gern aufnehmen. Von Verdi, dem Tonseher des Troubadour, Nebucadnezar rc., befindet sich in meinen Auszeichnungen nach mündlicher lieber - tragung eines seiner Freunde Folgendes: Joseph Verdi wurdy auf einem Dorfe unweit Mailand geboren, wo sein Vater ein armer Müller war. Schon früh zeitig zeigte der Knabe entschiedene Abneigung gegen dm Stand seines Vaters und jedes andere ländliche Geschäft, dagegen eine leidenschaftliche Liebe für Gesang und Musik. Als er heran wuchs, «brannte er in Zuneigung für die Tochter des Can- tors, welcher in der Dorjkirche die Orgel spielte und die Re- sponsorim hielt. Der gutmnthige alte Eantor bemerkte bald, welchen Eindruck sein Kind auf dm jugendlichen Joseph Verdi gunacht habe, und eine Verbindung des Mädchens nril dem Müllerknaben für eine Mesalliance betrachtend, dachte er auf Mittel, das Glück der jungen Leute zu begründen, ohne seiner Stellung bei der Kirche etwas zu vergeben. Er machte dem Jüngling dm Vorschlag, ihn für die Tonkunst auszubilden, da mit er dereinst an seinem Schüler einm Nachfolger im Amte und einm würdigen Schwiegersohn sich erziehe. Verdi nahm dies Erbietm mit der dankbarm Gluth eines von Hoffnung und Liebe entflammten .Herzens auf. Der Unterricht begann. — Schon nach kurzer Zeit hatte der Zögling die Elcmente inne und bald übertcaf er seinm Lehrer. Dies erregte Aufsehen. Einige vornehme Mailänder wurden durch das Talent dcS KuvstjüngcrS so sehr überrascht, daß sie die Mittel zusammen- schossm, um ihm die höhere Kunsterziehung im Eovservatorium der Stadt geben zu lassen. Hi« schrieb er in seinem 18- Jahre die OP« „Nebukadnezar", welche auf dem Theater della Scala mit außerordentlichem Erfolg aufgesührt ward. Am Schluffe der ersten Vorstellung versammelte sich vor dem Schauspielhause eine Masse von jungm Leutm, die dm gekrönten Eomponisten bei den« Schein von Fackeln im Triumph nach Hause zu gelei ten beabsichtigten. Einige derselben wurden von einem altm Vau« angeredet, der schüchtern fragte: ob wohl die Op« ge fallen habe. Ziemlich dnb enlgegneten sie ihm, er solle hinein- gehm, wmn er sich überzeugen wolle. Ein« rief spöttisch: „Was kümmert Euch die Op«?" „WaS mich die Op« küm mert?" mtgegnete in hoher Aufregung d« Bau«; „mich wird doch wohl ein Werk kümmern, das mein eigen« Sohn gemacht hat!" Staunen machte die Zuhörer für einen Moment sprach los. „Der Vater!" ging es von Mund zu Mund. „Viva!" «dröhnte der Raum wird«. Der glückliche Sohn «scheint; « fliegt seinem Vater an daS Herz. Man hebt Beide auf die Schultern und unter lautem Jubelrrrf trägt man sie durch die Straßen. Verdi holte seine Cairtorstochter heim, ab« nach ein« kurzm glücklichen Ehe verlor er die Gattin durch dm Tod. Zum Juden geschlagen. Aus dem südöstlichen Böhmen, der Gegend von NeuhauS, wird als heitere Reminis- cenz an das vergangene Kriegsjahr folgmdes Geschichtchm er zählt: Ein preußischer Officier, d« bei einem Bau« einquartiert war, forderte von diesem nicht bloS das ihm zugewiesmc Maß kalt« und warmer Küche sammt dm obligaten Zuthaten, son dern wünschte auch von seinem Kostgeb« mit Cigarren versorgt zu werden. Im Dorfe selbst waren ab« nur Exemplare jener Sorte zu haben, welche mehr geeignet ist, vom Rauchen zu mtwöhnm, als dazu zu reizen; der preußische Leutnant konnte selbvnständlich diesen auf d« bescheidensten Stufe österreichisch« Tabak-Fabrikation stehenden Erzeugnissen keinen Geschmack ab- gewinnm; er fluchte, der Bau« entschuldigte sich und die Si tuation zwischen Wirth und Gast war sckon auf daS Höchste gespannt, als der Officier endlich ein Silberstück aus d« Tasche zog und den Bauer aussorderte, nach Neuhaus zu gehm und bessere Cigarren von dort zu Holm. Der Landmann, eine etwas schüchterne und zaghafte Natur, that wie ihm befohlen, lief nach NeuhauS und brachte dem feindlichen Officier drei Cigarrm von der besten Qualilät, die in Neuhaus auszutreiben war. „Warum bringen Sie mir nur drei Stück?" fragte mür risch der Offizier. — „Ich habe für das Silberstück nicht mehr bekommen", erwiderte der Bau«. — „Sind sie jut?" lautete die weitere Frage des Offiziers. Der Bauer, der diese Worte so auffaßte, als ob er gefragt-würde: Sind Sie „Jud", gab wahrheitsgetreu eine verneinende Antwort. „Wie" — schrie der Offizier — „nur drei Stück und auch nicht jut sein? Da sollst Du büßen, dumm« Bauer." Er «hob seine Rechte und erprobte in ungenirtester Weise ihre Kraft an dm Wangen des LandmannS, dessen Verbrechen darin bestand, mit dem Berliner Jargon nicht vertraut zu sein. — D« Offizier steckte nach dies« That die Cigarren, der Vau« die Ohrfeigen ein. Um seine Nachbarn aber vor ähnlichen Liebesbezeigungen zu schützen, lies d« geschlagene Bauer zu seinm Verwandten und Bekannt«! und ertheilte ihnen dm freundschaftlichen Rath, sie möchten, wenn sie mit feindlichen Offizieren auf gutem Fuße leben woll ten, nur immer behaupten: sie wärm Juden. Die Bauern, die nach kein« religiösen Märtyrerkrone geizten, befolgten dm Rath und im Nu warm sie Alle mittelst „Offiziershand zu Juden geschlagen." * Eisenbahn-Unfall. Am 9. d. Morgens hat sich aus der Eisenbahn zwischen Dublin und Wicklow ein Unfall zu- getragen. Als d« Zug, welcher sieben Wagen führte, das Bor gebirge Vray Head umfuhr, gerieth auf einer der üb« die Fel senabgründe geschlagenen hölzern« Brücken die Locomotive auS dem Gleise und stürzte eine Höhe von 100 Fuß hinab, einm Wagen drittn Klaffe mit sich in die Tiefe reißend. D« zweite und dritte Wagm blieben am Rande des Abhanges liegen, erster« halb in der Luft schwebend; die vi« übrigen Wagm hielt« sich in den Schimen. Es warm etwa hundnt Passagiere auf dem Zuge, doch weiß man nur von einem auf d« Stelle Getödteten; der Locomotiv-Führer hat ein Bein gebrochen und wird wohl wieder aufkommm, waS bei dem schwer« verletzten Heiz« nicht so wahrscheinlich ist. Zwei Frauen sind, wie eS heißt, kurz darauf ihrm Wunden «legen. D« auherdem noch verletzten Passagiere zählt man zwölf. Nach d« Schilderung des Ereignisses scheint diese Zahl noch eine verhältnißmäßig geringe zu sein; oiel furcht barer wäre daS Unheil gewesm, wäre die Locomotive auf der anderen Seite der Brücke aus dm Schimen gerathm; sie wäre mit dem folgenden Tmd« und Wagm in'S Meer hinabgestürzt. * Um die Ameism aus Häusern, Treibhäusern, Gärten od« sonst mit Erfolg zu vertreiben, muß man sich einm gro ßen Schwamm verschasfm, denselbm gehörig auSwaschen, auü- pressen und ihn darauf trocknen lassen, worauf er seine Zelle« weit offen lassen wird. Darauf muß man etwas gestoßen« seinm weißen Zuck« über dm Schwamm firmen und ihn dann in die Nähe des Ortes hinlegm, wo gerade die Ameisen am störmdstm sind. Sehr bald beginnen dann die Ameism sich auf diesem Schwamm zu sammeln und ihre Wohnung in dm Zellen auszuschlagm. Danach ist denn nur nöthig, von Zeit zu Zeit dm Schwamm in kochendes Wasser zu thun, w» sie dann zu Tausenden ausgedrückt werdm. Hierauf muß man von Neuem Zucker auf den Schwamm schütten und diese Ameism-Falle für den nächsten Fang wieder hinlegm. Diese- Vnsahren hat den unfehlbaren Erfolg, daß daS HauS od« der Garten von allen Ameisen und ihr« Nachkommenschaft aus lange Zeit hinaus befreit wird. * Eine abgesagte Hochzeit. In Mariahilf bei Wien erregt d« nachstehende traurige Vorfall schmerzliche Sensation. Ein achtzehnjähriges hübsches Mädchen, Maria R., sollte vor Kurzem ihre Hochzeit feinn. Die Braut war bereits geschmückt, die Gäste versammelt und nur die Hauptperson, dn Bräutigckm nämlich, fehlte noch. Statt sein« erschien endlich nach langem peinlichen Warten ein Telegramm aus Brünn, in welchem der edle Männ anzeigte, daß er nach reiflich« Uebnlegung den Entschluß gefaßt habe, sich nicht zu verheirathen, und am pro-- jectirtm Hochzeitstage — nach Paris abgereist sei. Die un glückliche Situation der Braut ist leicht zu begreifen; sie wurde gefährlich krank, und als sie sich etwas erholte, hielten eS ihre Eltern gerathm, sie behufs ein« schnelleren Reconvalescenz auf das Land zu schicken. Vor einigen Tagen nun «hielt« die Ettern einen Brief, in welchem ihnen angezeigt wurde, daß ihre Tochter in dm Fluthen der Donau ihr Grab gesucht und gefunden habe. * Der Bediente einer vornehmm Dame trug eine Ter rine mit Suppe in dm Garten, woselbst die Dame mit meh reren Gästen speisen wollte. In demselben Augenblicke flog ein Vogel über die offene Terrine und gerade, als der Bediente solche auf dm Tisch setzen wollte, ließ der Vogel dasselbe in die Suppe fallen, wodurch dem Tobias nach d« Bibel daS Augenlicht entzogen ward. Die Dame, die früh« oft genöthigt gewesm war, dem Bedienten wegen sein« Fahrlässigkeit eine Strafpredigt zu halten, nahm, so gut wie ihre Gäste, dies« Vorfall mit groß« Heiterkeit auf und d« Bediente verwunderte sich darüb« dergestalt, daß er in die Aeußerung auSbrach: „Sehen Sie, gnädige Frau, da sagm Sie nun nicht- dazu. Wmn ich eS nun gewesen wäre, da würden Sie mir schöne Vorwürfe gemacht haben." Man kann sich daS Erstaunen d« Dame und das schallende Gelächter der Gesellschaft denken. * Fälschergesellschaft. In der Schweiz ist man einer Fäischergesellschaft auf die Spur gekommm, welche in fall allen Hauptstädten ihre Helfershelfer hat. Vor Kurzem soll dieselbe nicht wenig« als 200,000 falsche Rapoleonsd'or fa- bricirt haben, die dm echten auch im Gewicht täuschend ähnlich sind, und die sie jetzt in Umlauf zu setzen sucht. Nach ein« Wiener Mitthcilung befinden sich auch falsche italienische Bank- Billets in Umlauf, die nach Deutschland zur Aufgabe designirt sein sollen. Ebenso ist man einer in ausgedehntester Weise betriebmen Nachahmung von Noten der Bank von Portugal ai f die Spur gekommen. * Frei von der Leber. Der Kronprinz von Preuße» weilte bekanntlich in Misdroy. Von dort aus machte « nebst Gemahlin fleißig Ausflüge in die Umgegend, immer im streng sten Jncognito. In Cammin wurde er indessen vorige Woche, nachdem « sich lange genug als „Oberbaurath ^ ungenirt be wegt hatte, von einem Neservistm erkannt. Die Nachricht flog von Mund zu Mund, und bald erschien denn auch der Bür germeister in weißer Kravatte und loyalem Frack, um eine osficielle Anrede zu halten. Der Kronprinz klopfte ihm heit« auf die Schulter mit den Worten: „Um GotteS willen keine Rede, H«r Bürgermeister! Sprechen Sie mit mir frei von der Leber weg, das ist mir lieber!"