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DreS»e», da, 17. August. — Dan Schirrmeister Johann? Gottfried Pahlitzsch in Berreuth und dem Fabrikarbeiter Georg Falten in Kleinwetka ist die zum Albrechtsorden gehörige Medaille in Silber ver liehen worden. — Die in Nr. 227 enthaltene Nachricht, Or. Schassrath soll noch zögern, ein Mandat für Tharandt-Dippoldiswalde an zunehmen, können wir dahin berichtigen, daß vor Kurzem I)r. Schaffrath auf deshalb aus dem bereits auf dem ersten Reichs tage von ihm vertretenen 14. Wahlkreise (Gerichtsämter Alten berg, Dippolsiswalde, Döhlen, Dresden links der Elbe, Tha randt und Wilsdruff) gerichtete Anfrage sich bereit erklärt hat, die Wahl anzunehmen, wenn sie wieder auf ihn fiele. — Ganz eben so können wir die in Nr. 226 enthaltene Nachrich: Riedel hat definitiv jede Wiederwahl abgelehnt, berichtigen. Mittels einer an der Cp'tze von Nr. 32 der „Oberlausitzer Dorfzeitg." abgedruckten Erklärung vom 6. August hat auch Riedel sich da hin ausgesprochen, daß er die Wiederwahl im ersten Wahlkreise (Zittau rc) annehmen wolle. — Im Befinden des Herrn Oberstleutnant v. Rohrscheidt, der durch einen Sturz mit dem Pferde sich verletzt hatte, ist erhebliche Besserung ringetreten. Der Herr Oberstleutnant v. Elterlein weilt zur Heilung seiner im vorigen Kriege empfan genen Wunden noch in Karlsbad. - — Der SubdiaconuS Kühn an der Anncnkirche ist zum SubdiaconuS an der Kreuzkirche ernannt worden. — — In der kathol. Hofkirche fand vorgestern früh aus Anlaß des „NapoleonütageS" eine kirchliche Feier statt, zu der sich das Personal der französischen Legation, viele hier domici- llrende Franzosen rc. eingefunden hattm. — Dem Vornehmen nach hat die Wohlfahrtspolizei in den jüngsten Tagen in mehreren hiesigen Wirthschaften, dar unter in einer renommirten Neustädter Restauration, eine grö ßere Parthie Bierkrügel confiscirt, welche sämmtlich zu klein wären. Bei den ohnehin hohen Bierpreisen ist eine derartige Bevorcheilung des Publikums, bei welcher es freilich der Wirth zu etwas bringen kann, doppelt verwerflich und ist der Behörde für strenge Uebenvachung des Maaßes nur volle Anerkennung zu zollen. — Der Hilfscomite für die Hintcrlassenen der zu Lugau verunglückten Bergleute hat seine erste Quittung veröffentlicht. Dieselbe ist am 6. August abgeschlossen und die Höhe der ein gegangenen Beiträge betrug bis dahin 69,000 Thlr. Da seit dem fortwährend weitere Beiträge eingeflossen sind — bei unsrer Expedition noch gegen 2000 Thaler — so durfte die schließlich« Totalsumme der eingegangcnen Liebesgaben mit 80,000 Thlr. wohl nicht zu hoch veranschlagt sein. ' — Eine auf der Pillnitzerstraße wohnhafte Dame machte seit einiger Zeit die Wahrnehmung, daß ihr aus ihrem nach ihrer Meinung gut verwahrtem Secretair immer kleinere oder größere Geldbeträge verschwanden. Nachdem ihr in den letzten 'Tagen abermals aus demselben Secretair der Betrag von 50 Thalern abhanden gekommen war, glaubte sie die Sache nicht länger ruhig hingchen lassen zu dürfen. Sie zeigte die Diebstähle geeigneten OrtS an, und dies hatte die Verhaftung Ihrer bisherigen Aufwärterin zur Folge, die die Gelder gestoh len, aber leider auch bereits bis auf den letzten Pfennig verbraucht haben soll. — — Wie weit jetzt die Schwindelei geht! Vor einiger Zeit kommt zu einer auf hiesiger Reinhardtstraße wohnenden Wittwe ein Mann, der sich als Steuerbote gerirt und die Ersten an die angeblich noch rückstehende Abführung der Mieth- zinSabgabe erinnert. Da nun diese Steuer ja in der Regel durch Mittelspersonen (Diejenigen, welche die Hauszettcl besor gen) entrichtet zu werden pflegt; so ist die Frau doch Anfangs über diese Erinnerung nicht wenig betreten, erklärt aber schließ lich, gleich am anderen Tage auf der Steuerstube deshalb Nach frage zu halten, da sie sich genau erinnert, die Abgabe bezahlt zu haben. Hierauf verlangt das Individuum 13 Pf. Erin- nerungSgebühren. Da die Frau nun hierauf nicht eingeht, wird der Mensch grob, brüllt laut, sie solle sich schämen, als eine Frau, die ein so großes Quartier habe, nicht einmal diese Kleinigkeit bezahlen zu wollen rc. rc., so daß sich die arme Frau hierüber auf das Aeußerste alterirt. — Am anderen Tage erfährt sie auf der Stadlsteuer - Expedition, daß ihre Miethzins Abgabe präcis bezahlt worden und daher auch keine Erinnerung an sie habe erfolgen können!! — Ein zweiter Vor fall ereignete sich auf derselben Straße. Zu der Frau eines Beamten kommt in den späteren Nachmittagsstunden ein Mann, übergiebt derselben ein Paar Papiere, indem er dabei bemerkt, der Stadtrath habe ihn h rgeschickt. Aus den Papieren ergiebt sich aber, daß die ganze Sache auf eine Bettelei beruht, zu der angeblich der Stattlich schriftliche Autorisation ertheilt hat. Glücklicherweise läßt die Fcau, der diese Geschichte denn doch aerdüchtig vo,kommt, sich hiermit nicht ein, indem sie bemerkt, daß sie hierüber erst mit ihrem Manne Rücksprache nehmen müsse und schließt dann schnell d e Thüre ab. — Um nament lich von dem weiblichen Publikum, das sich in solchen Fällen nicht allemal zu helfen weiß, was eben solche Schwindler rc. zu benutzen suchen, Schaden möglichst abzuwenden, dürfte die Mittheilung dieser Tatsachen dienen. — In den Tagen des Vogelschießens aus dem Bergkeller war ein zahlreiches und gewähltes Publicum dort versammelt. Ein cxactes Concert unter Direction des Herrn StabstcompeterS Wagner, dessen Programm die gewähltesten Pieren annoncirte, würzte den allseitigen Genuß, den schon die reizende Lage des Ortes selbst schafft, während der umsichtige Herr Restaurateur Berger nur Gutes und Preiswücdiges bietet. Den Schluß des Schießens bildete am Dienstag ein imposantes Feuerwerk, das die bei solchen Gelegenheiten unermüdlichen Dresdner zur Völker wanderung dorthin veranlaßt hatte. Auch der Saal war mit Waldesgrün decorirt, in dem es sich heimisch sitzen ließ. Vor dem Bergkeller breitet sich bekanntlich ein romantisches Pano rama auS: zunächst die Residenz mit ihrem stattlichen Häuser meer, die Elbhügcl, bunte Wiesen, Auen und Felder, stattliche Dörfer — ein lieblicher, seltener Anblick. Rechnen wir hinzu, daß ein frisches Glas Hofbrauhauöbier und sonstige Genüsse den Aufenthalt würzen, so haben wir an dem „Bergkeller" einen wirklich empfehlenswerthen Ort. — Die Consiscation der Nr. 30 und 31 der „Seifen blasen" ist vom königl. Bezirksgericht wieder aufgehoben worden. — Die jetzt so häufig vorkommenden Anzeigen über muth- willige Verstümmelungen und sonstige Quälereien von Thieren, insbesondere von Vögeln, führen unwillkürlich auf den Ge danken, daß solche, meist von Kindern verübte Frevelthaten weit weniger sich zutragen würden, wenn die Kinder über das Ruch lose derartiger Thierquälereien in den Schulen häufiger belehrt und verwarnt, Fälle aber, die erwiesenermaßen von den eigenen Schulkindern verübt werden, gleich dort auf eine empfindliche Weise bestraft würden. — Möchten doch die Herren Lehrer unserer Volksschulen bedenken, daß gerade sie darauf hingewiesen sind, in dieser Beziehung auf den Charakter ihrer Pflegebefoh lenen segensreich einzuwirken und daß, wenn einer dergleichen sträflichen Hinneigung zu Thierquälereien nicht schon im zarten Jugendalter energisch entgegengetreten wird, gerade durch deren Verübung das kindliche Gemüth mehr und mehr verhärtet, da durch aber der Grund zu späteren verbrecherischen Vergehungen gegen Menschen gelegt wird. — Einen Beweis von übergroßem Pflichteifer konnte man jüngst beobachten, als ein Dampsschiffs-Neisender an der Zoll abfertigungsstation im Besitz von 15 Stück Cigarren zu eignem Gebrauche betroffen, diese 5 Stück mehr über die nachgelassene Zahl anstatt sie zu verzollen, wozu man ihn aufforderte, über Bord warf und das corpus ckelioli auf diese Weise der rächen den Hand des pflichtgetreuen Beamten entzog Arme Schiffs leute aber, welche dieß von dem in der Nähe liegenden Kahne aus beobachteten, fischten die odstola ckekrauckativoi!; auf und schienen sehr vergnügt über den billigen Fang. — Am 12. Vormittags ereignete sich in Kunewaldc ein gräßlicher Unglücksfall Der 25 Jahre alte Karl Friedrich August Hoffmann, ältester Sohn des Besitzers der Buschmühle in Klipphausen, wurde bei Ausübung seines Berufes von einem Riemen ersaßt, um eine Scheibe geschleudert und zwischen die Scheibe und die Wand gedrückt Es wurde dabei der rechte Arm am Ellenbogengelenke abgerissen, der linke Arm mehrfach gebrochen und die Beckenknochcn zermalmt, wobei Zerreißungen im Innern stattfanden. Nach 9 Stunden erfolgte der Tod. — Dem Vernehmen nach ist in den vorgestrigen späten Abendstunden wiederum einer die Schloßstraße promenirenden, fremden Dame ihr grauscidencS, werthvolles Kleid von unbe kannter, frevelhafter Hand mit Tinte begossen und völlig un brauchbar gemacht morden. — — Die Naubkhiere im Zoologischen Garten werden jetzt um 6 Uhr Abends gefüttert. Die jungen Pumaü (amerikani sche Silberlöwen) sind nun ununterbrochen zu sehen. — Ein der Tollwuth verdächtiger Hund biß vorgestern in den Vormittagsstunden auf der Wilsdrufferstraße einen Knaben, welcher sofort von den anwesenden Polizeibeamtcn ärztlicher Be handlung übergeben wurde. Der Hund ist eingefangen und nach der Thierarzneischule geschafft worden. — Dem Concert am Montag auf Wettins Höhe von dein Musikchor der Artillerie wohnten Se. Exc. Herr Kriegsminister v. Nabenhorst, kie Herren Major v. Gerner, Oberst v. Trotha und das sämmtliche in der Gegend befindliche Osficiercorps bei. DaS Plateau des reizenden Aussichtspunktes war von Concert- besuchern ganz gestillt. — Eine tiesergreifende, allseitig Aergerniß gebende Episode ereignete sich in dieser Woche auf der Bartholomäusstraße zwi schen einem Sohn und seiner Mutter. Die alte, etwa 70jäh- rige Frau, ärmlich gekleidet, kränklich, hatte jedenfalls, wie sich in der Folge ergab, ihren Sohn um eine Unterstützung gebeten und dies führte leider zu beispiellosen Worten und Thnten. Der Sohn, der auf einem naheliegenden Bauplatze mit ein Paar Schafen sich beschäftigte, schlug zu deren Festhaltuig einen Pfahl in die Erde und hatte, als seine Mutter an ihn heran- trat, gerade noch das Beil in der Hand und rief ihr zu: „L., wenn Du nicht machst, daß Du fortkommst, schlage ich Dich mit dem Beile todt!" Doch dabei blieb es nicht. Er warf der sich flüchtenden Mutter mit aller Kraft noch zwei Steine nach. Nachdem die alte Frau sich bis an das Ende der Straße ge flüchtet hatte, schrie er ihr noch einmal mit Lachen nach: „Es ist das Beste, ich schlage das L. todt, damit sie nur weg kommt!" — Es mögen nun Familienverhältnisse irgend welcher Art zwischen Beiden existiren, so viel ist aber sicher — voraus gesetzt, daß hier nicht Irrsinn im Spiele ist — das vierte Ge bot Gottes: „Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren" rc. wurde hier in grausamster Weise übertreten. — Wie wir hören, ist die Mutter des Kindes, das nach unserer gestrigen Mittheilung in einer Düngergrube auf der Windmühlenstraßc todt aufgefunden wurde, von der Polizei er mittelt und verhaftet worden. Sie ist eine hiesige Dienstperson und aus der Freiberger Gegend gebürtig. — — Am 14. Abends sah man auf dem bayerschen Bahn hofe in Leipzig die Locomotive „Boitzen" — bestimmt, den um 6 Uhr abgehenden Lindauer Lourierzug nach Hof zu führen — in reichem Schmucke prangen, Blumenguirlanden umzogen das Dampfroß, eine Menge grün-weiße Fähnchen umflatterten dar» selbe und die Dampfösse schmückte eine goldene Krone. ES galt der Vorfeier des 25jährigen D enstjubiläums des Führers dieser Locomotive, Herrn Wilhelm Zctzsche, der denn auch Sei ten des Direktoriums kurz vor seiner Abfahrt an der Locomo tive selbst begrüßt und beglückwünscht wurde. Leider kommt zu gleicher Zeit die Kunde von einem schrecklichen UnglückSfakle, der sich am 15. VormtttagS auf dem bayerschen Bahnhöfe zu getragen und der einem dasigen Beamten das Leben gekostet hat. Am Eingang zur Verbindungsbahn sollte ein Reservezug eine veränderte Stellung einnehmen und der Hilfsweichensteller Wilhelm Gaßmann hatte dabei die Weichen zu stellen. Wäh rend er nun eine Weiche in Ordnung gebracht, eilte er un mittelbar vor der Maschine des im Gange befindlichen Güter - zugS und zwar auf demselben Gleis voraus, um auch die zweite Weiche zu stellen. Da plötzlich, sei es, daß der Unglückliche zum Fallen kam oder die Locomotive ihn erreichte, wurde der selbe erfaßt und aus der Stelle gräßlich zu Tode gefahren. Er war erst 26 Jahre alt, vor 4 Wochen verheirathet und wohnte in Reudnitz. — „Kopf weg!" war das Losungswort, welches am Don nerstag Abend eine zahlreiche, neugierige Menge in den Garten des Linckeschen BadeS gelockt, wo Herr Matula seine angekün digte Enthauptung zur Darstellung brachte. Die Bühne «« stark umlagert und mit Beschauern gefüllt, die den sogenannten abgeschnittenen Kopf in der nächsten Nähe bettachten und be fühlen wollten, was auch gestattet wurde. Die Meisten gingen, wie vom Dauer portschcn Wunderschrank, auch hier kopfschüttelnd und verwundert, ohne das Räthscl, das einfache, gelöst zu haben, von dannen. Mit donnerndem Hurrah stand der Enthauptete wieder auf und verließ, sich mit dem wieder geretteten Kopfe verneigend, die Bühne. — Bairische Blätter berichten, daß nach Handelsbriesen aus Wien die diesjährige Getreide-Ausfuhr aus Oesterreich eine großartige Ausdehnung erreichen werde. Umfangreiche Liefe- rungsvcrträge für Frankreich find, diesen Berichten zufolge, be reits abgeschlossen. Die Direction der Kaiserin-Elisabeth-Bahn (Wien Linz-Salzburg) wird allein ia nächster Zeit dreihundert Extrazüge für Getteitettankporle zur Verfügung stellen, ebenso ist die Donau-Dampfschiffsahrtsgesellschaft veranlaßt worden, um fassende Transportmittel bereit zu machen. In Ungarn ist die Ernte so reich, daß dort allein 10 Millionen Centner Getreide (etwa 6 Millionen sächsische Scheffel) ausgeführt werden können. Auch in den übrigen Ländern Oesterreichs ist die Ernte sehr ergiebig. — Das früher in Werdau - Zwickauer Gegend angesetzte Cantsnnement findet nächsten Monat in der Gegend von Leip zig statt, wozu die betreffenden Truppen ihre Garnisonen vm 2. September verlassen. In Leipzig wird ein zweites Lehrba taillon aufgestellt — das erste ist bekanntlich in Potsdam —, dessen Offiziere meistens preußische, die Unteroffiziere und Sol daten aber von allen norddeutschen Contingenten sein werden. Außer der Completirung unsres FestungSmtillericregimcnts auf den eigentlichen Etat eines solchen wird in Kürze auch unsere Reiterei erhöht werden. Bekanntlich ist dieselbe auf 6 Regi menter a 5 Schwadronen normirt, vorläufig fehlt aber jedem Regiment« eine, z. B. einem Negimente die 3., 4. oder 5., die als vacat geführt wird. Diese fehlenden Schwadronen sol len nun ausgestellt werden. — Dem in Dippoldiswalde inhastirten Gutsbesitzer Ha mann (Vater des bereits nach Dresden abgesührten MölirrrS