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»cuHts u. »ltz sl. « » «Ml o fr. /. veröffmtluht eine.Bervrvnung, betreffend die Emberufung de« BundeSrathe« de» norddeutschen Bunde« »um 15. August nach Berlin. Berlin, N. August. Dem Grafen Bismarck begegnete auf seiner Rückreise nach hier der Unfall, daß ihm kurz vor Berlin durch da» Zuschlägen der Eisenbahn-Eoupeelhüre meh rere Finger gequetscht wurden. Die Quetschung ist jedoch un erheblich und hat Graf Bismarck gestern anhaltend gearbeitet. Berlin, Montag, 12. August. Für die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" gewinnt die Nachricht von einem Zusam mentreffen de» Kaiser« Napoleon und de« König« von Preußm in Koblenz an Wahrscheinlichkeit. Da« ministerielle Blatt sagt im Hinblick hierauf: Diese freundschaftliche Begrüßung würde in die Situation hineinpaflen, welche von Tag zu Tage einen friedlicheren Charakter annimmt. (Dr. I Bayreuth, 8. August. Sine Brodvergiftung, wie sie im vorigen Monat tn Würzdurg stattfand, setzt heute unsere Stadt in Aufregung. Eine Menge Familien und Personen (man spricht von etlichen 60), welche heute Morgen von dem Weiß brot» (Semmeln) de« Bäckermeister» Schott in der Judengasse genoffen, erkrankten unter Symptomen der Vergiftung. Eine sofortige ärztliche Untersuchung ergab, daß in dem Backwerk Arsenik enthalten. Sämmtliche« Brod des Schott wurde so gleich von der Behörde confiScirt und ein Geselle desselben ver haftet. Die Aerzte sind m größter Thätigkeit. Bis jetzt ist noch kein Todesfall vorgekommen. Auch in Heinersreuth, eine Stunde von hier, sollen Erkrankungen angezeigt sein. Wien. Die bevorstehende Kaiser-Zusammenkunft bildet das politische Tagesintercffe. Wenn es sich bestätigt, daß Na poleon am 18. in Salzburg eintrifft, so trifft dies gerade am Geburtstage deS Kaisers Franz Joseph. Wie eS heißt, wird der französische Kaiser vier bis fünf Tage in Salzburg verwei len und wahrscheinlich von da einen Ausflug nach dem nahen Ischl machen. In Paris geht das Gerücht, der Kaiser Napo leon werde den Kaiser von Oesterreich ersuchen, ihn bis Baden- Baden zu begleiten, um dort eine Zusammenkunft mit dem König von Preußen zu veranstalten. Wien, 1-1. August. Baron v. Beust ist in Tastein von einem Abhange hinabgestüAt, aber unverletzt geblieben. Pari«, 1. August Die Ausstellung wird nunmehr, nachdem der Reiz der Neuheit weg, nur von circa 40,000 Personen täglich besucht. Der Fremdenzufluß ist weit hinter den gehegten Erwartungen zurückgeblieben. Bezüglich der per manenten Fortexisten; der Ausstellung soll den verschiedenen Staaten der Antrag gemacht werdm, das ihnen jetzt eingeräumte Terrain käuflich zu erwerben gegen eine einmal zu erlegende größere Summe und einen jährlichen MiethpreiS, daselbst die Landesflagge aufzuziehen und so inmitten von Frankreich eine kleine Enclave zu schaffen, wo ihre Angehörigen sich vereinigen, ihrem Cultus obliegen und die Werke ihrer Kunst- und In dustriezweige ausstellen und verkaufen können. Sollten einzelne Staaten die Betheiligung ablehnen, so könnten kommerzielle Gesellschaften an ihre Stelle treten. IWSaris, 9. August. Der „Courricr francais" bringt nach dem „Cinco de Mago", einem mexikanischen Blatte, die Ant wort, welche Escobedo einigen kaiserlichen Officieren, darunter mehreren mit französischen Namen, auf ihr Gesuch, in die re publikanische Armee überzutreten, gegeben habe. Dieselbe lau tet: „Generalquartier, den 17. Mai. Diese Nation bedarf nicht der Fremden, um ihre Souoeränetät und ihre Institutionen aufrecht zu erhalten. Sie wird nicht die Hilfe der Menschen annehmen, die hierher gekommen sind, um das Blut ihrer Söhne in einem ungerechten Kriege zu vergießen, indem sie alle Gebräuche der civitisirten Nationen verletzten und überdies, nachdem die Republik sie gezwungen hat, vor ihr die Waffen niederzulegen. DaS Gesuch der Petitionäre kann nicht ange nommen werden. Mariano EScobedo" Paris, 11. August. In seinem Bülletin schreibt der heutige „Monteur": Wir veröffentlichen weiter unten einen Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" vom 9. d., w.'lchen wir der Aufmerksamkeit der Leser besonders empfehlen. Die Sprache des halbosficicllen Organs des Berliner Cabinets kann keinen Zweifel lassen über die friedfertigen Gesinnungen, von denen Preußen und dessen Negierung gegenüber Frankreich beseelt find. Feflschtcßen der Bogenschützen. Die bewegungsreiche Woche im Leben der Stadt Dresden, das Festschießen der Bogenschützen auf der sogenannten Vogel wiese, ist vorüber: ein Rückblick auf dieselbe xm so mehr ge boten, als sie mit Anomalien zu kämpfen hatte, und dennoch die anerkannte sittliche Haltung des Dresdner Publikums und der weiten Umgegend um so mehr bewährte. Die Witterung war zwar vorherrschend ungünstig, meist kühl und feucht: auch waren die Nachwehen eines, die Geschäfte noch immer lähmen den. die Geldmittel schwächenden Jahres unverkennbar. Allein um so sichtbarer trat das allgemeine Streben hervor, den auf der Brust lastenden Alp zu beseitigen, harmlos sich gemüthlicher Ruhe hinzugeben. Wie sehr dies allgemeines Bedürfniß war, zeigte sich auf den ersten Blick, indem noch in keinem Jahr die Zahl der großem und kleinern Ausstellungen und der großen und klemm Restaurationen so groß wie diesmal war, denen das kühle urd feuchte Wetter darum zum Vortheil ge reichte, weil das Publikum veranlaßt war, bei dem vorherr schenden Mangel von Sonnenschein das schirmende Dach des Zeltes oder der Bude der grauen Himmelsdecke vorzuziehen. Trotz der mindern Gunst der Witterung, welche jede Belästigung durch Staub beseitigte, war dieVollsstimmung eine harmlos heitere, und nach mäßigem Ueberschlage haben am Einweihung^Sonntage, am Donnerstage bei der Anwesenheit unsres Königshauses, am Freitag zum Feuerwerk, und so auch am zweiten Sonntage zum Königsschuß und zur Verabschiedung sich jedcSmal mehr als 25—50,000 Menschen aus der Stadt und der Umgegend, so wie riete Fremde auf der Wiese eingcfundcn gehabt, trotz dem, daß eine hiesige Instanz die Wiese in Druckschrift als einen „Boden der Unsittlichkeit und Geniffnheit", dieselbe Par tei tn auswärtigen, leibst ausländischen Zeitungen dieses hie sige Volksfest als „Aet de? höheren Blödsinns" bezeichnet hat ten, wobei r« Heiterkeit erregte, daß mit einiger Inkonsequenz uuhrere der Unterzeichner jene« TodeSurtheil« sich dennoch „mit ihren Frauen und Töchtern" auf diesem Boden der Unsittlich- kcit und Gemeinheit einfanden. Während der ganzen Woche hat sich trotz jener sich frei bewegender Tausende von Men schen, eine einzige «rretur wegen Widersetzlichkeit im Zustande de« Angetrunkenseins nöthig gemacht; und wenn schon die all gemeine Geldklemme nicht den gewöhnlichen Aufwand zu machen gestattete, so haben doch die Aermeren, die Handarbeiter-Classen den ersehnten Verdienst reichlich genossen, so, daß da« über deren Bedürfniß gerade von der zu deren Wahrung berufenen Instanz ausgesprochene geringschätzende Urtheil glücklicher Weise ohne Wirkung geblieben ist. War Etwas als Anomalie, wohl gar als Anstandswidrigkeit zu bemerken, so war es theilS der gänzliche Mangel der Turnerei und der Sangeskrast, welche sich doch nie vom Volksleben fern halten sollten, da im Män- gergesang die geistige Hebung, in der Turnerei die technische Regelung der Bolkskraft liegt, theils und hauptsächlich war e« die bis zum Nichtaufstellen deS RathSzeltes gesteigerte Abwe senheit der gesammten Communvertretung. Gesang und Tur nerei waren um ihre Mitwirkung angelegentlich ersucht, und ihre Zurückgezogenheit ist lebhaft bedauert worden: die Reserve der Communvertretung aber konnte nur ein, Verwunderung auSbrückendeS Kopfschütteln Hervorrufen, da man ganz mit dem hiesigen Partheiwesm vertraut sein muß, um durch die künst lichen Hüllen hindurch zu der Lösung der Frage zu gelangen, was wohl seit dem Schluß des Festschießens im I. 1865 bis zum Beginn des heurigen eingctretcn sein möge, um die frü here wohlthätige Anschauung auszuheben, daß jene Commur- vertretung nicht blos Ehrenrecht, sondern auch Ehrenpflicht, nach Oben wie nach Unten, sei. Wer diesen Mißgriff angeregt, wer zu seiner Ausführung trotz aller Abmahnung die Hand geliehen — schwerlich wird er daS Eine wie das Andere vor sich selbst rechtfertigen, der Bürger hofft, daß der Versuch nicht wiederkehrt. — Auch die Höchsten Herrschaften beehrten das Fest mü Ihrem Besuche, schossen nach dem großen, dann einige Reimen nach einem kleinen Vogel, worauf sie sich von dem Vorstand« in die Straßen der Festwiese führen ließen, allent- jalben vom Hochrufe deS dichtgedrängten Publikums begrüßt. Seiten der höchsten Herrschaften siel manches wohlthuende Wort u Ehren der Schützengilde: und als daS geliebte Königshaus Abschied nahm, da fühlte jeder Schütze, wie wohl manches Aeußere, aber möge, kl nie sein eigner innerster nne Sinn sich ändern * Da« „Karlsbader Wochenblatt" vom 3. August 1867 erzählt folgendes Curiosum: Eine komische Geschichte ereignete ich vor einigen Tagen in Karlsbad. Ein Kurgast aus Galizien -atte sich in einem Cafe auf „der alten Wiese" das polnische Journal „Czas" abonnirt. Das Blatt vom 22. Juli war am Tage darauf nicht zu finden und konnte dem Abonnenten nicht zugestellt werden. Es wurde gesucht und gesucht; endlich fand der Eigenthümer des Cafö- das gewünschte Blatt vom 22. Juli und sandte dasselbe mit der Bitte um Entschuldigung an den besagten Herrn. Kaum hat derselbe einen Blick hineingcworfen, als er nichts Eiligere« zu thun hatte, als seine Koffer zu packen und einen Platz für sich im Postwagen bestellen zu lassen, um so schnell wie möglich die Heimreise antreten zu können. Von feiner Wirthin um die Ursache dieses unerwarteten Entschlusses gefragt, sagte er, auf das Zeitungsblatt weisend, er habe soeben durch den „Czas" erfahren, daß die Preußen in Dresden ein gerückt seien und der König von Sachsen bereits in Prag sich befinde; bei so bcwandten Umständen müsse er sich auf seine Besitzungen nach Hause begeben. Das Erstaunen, welches diese Nachricht hervorrief, kann man sich denken, noch mehr aber die Heiterkeit von beiden Seiten, als sich bei genauerer Besichtigung hcrausstellte, daß das Zcitungsblatt das Datum: „22. Juli 1866", also vom vorigen Jahre trug. * Der Sultan in Hirschau. Der Sultan besuchte auf seiner Reise von Paris nach Nürnberg auch die berühmte Stadt Hirschau. Der löbliche Magistrat der' Stadt Hirschau, der glücklicherweise schon drei Wochen vorher von der Ankunft des Padischah verständigt war, faßte nach vierzehntägiger Be antragung den schleunigen Beschluß, den hohen Gast im Bahn- Hose in empor« zu erwarten. Damit sie nicht zu spät kämen, stellten sich die ehrwürdigen Väter von Hirschau schon sechs Stunden vor der Ankunft des kaiserl. Ertrazugeö im Empfang saale auf und warteten der Dinge, die kommen sollten. Die sechs Stunden vergingen glücklich — der Sultan kam nicht. Tie siebente Stunde schlug — der Sultan ließ sich noch immer nicht sehen. Doch bevor die achte Stunde schlug, war er da. Ter Sultan, der während der weiten Fahrt hungrig und durstig geworden sein mochte, sprang eilig aus dem Wagen und wäre gewiß an der magistratischen Deputation spurlos vorüberge gangen, wenn nicht der „Sprecher" derselben den glücklichen Einfall gehabt hätte, sich vor dem Großtürken nach orientalischer Sitte auf den Bauch niederzuwerfen. Die ganze Deputation folgte diesem edlen Beispiele. Der Sultan blieb überrascht stehen und winkte seinem Dolmetsch, damit er die Leute frage, waS sie eigentlich von ihm wollten. Da richtete sich der „Sprecher" so weit aus, daß er einen französischen Dictionär aus der Tasche ziehen konnte, mit dessen Hülfe er mühsam den Satz heraus quetschte: , dious vavlons vou8 »gluer, prsms sollsn!" Der Dol metsch lächelte und sagte: „Meine Herren! bemühen sich um sonst, mein erhabener Gebieter versteht nicht französisch " Da zog der Sprecher ein türkisches Wörterbuch aus der Tasche und rief: „Allah! Abdallah — Padischah! Piaster — Baschi — Bozuks — Mekka — Mokka — Tschibuk!" Der Sultan nickte gnädig mit dem Kopfe und der Dolmetsch sagte: „Nieine Herren! Ter Sultan darf Ihnen nicht antworten, denn die Gesetze des Korans verbieten ihm, mit ungläubigen Hunden zu sprechen." Tie Deputation warf sich wieder auf den Bauch und der Sul tan winkte wieder gnädig mit dem Kopfe. Der Dolmetsch über setzte: „Der Padischah läßt die Herren fragen, ob sie noch kei nen Türken gesehen haben?" Da die guten Hirschauer nicht wußten, was sie antworten sollten, so w'nckte die Hälfte „Nein", die Halste „Ja." Der Sultan nickte wieder und der Dolmetsch übersetzte dieses Nicken mit folgenden Worten: „Der Padischah hat Such schon genug gesehen — Ihr könnt Such wieder fort trollen!" Die Hirschauer Väter warfen sich zum Drittenmal auf den Bauch, der „Sprecher" faßte ein Herz und rief: „Wir haben uns die Freiheit nehmen wollen, den Groß-Sultan in'« Theater cinzuladen, wo heute Sr. Majestät zu Ehren ein Lust spiel aufgeführt wird." Der Sultan nickte und lachte und der Dolmetsch.übersetzte: „Der Sultan dankt Such, Ihr lieben Leute, aber er will heute kein Lustspiel mehr ansehen, weil er heute schon genug gelacht hat." * Kleine Physiologie der Choristin. Die Dame vom Chor gehört zu der dramatischen Gattung, die Stand und Stimme im Hintergründe de« Theaters zu haben pflegt. Die Chordame hält sich ehrfurchtsvoll hinter dem Tenor »der dem Baß, dem Contraalto oder dem Sopran, die gerade e» voxuv find. Sie wohnt regelmäßig auf der Bühne allen Hochzeits feierlichkeiten, allen Leichenbegängnissen, allen Aufständen, allen Festen und allen Triumphen bei. Vorzugsweise hilft sie da« Glück Neuvermählter mitfeiern; nicht« ist ihr geläufiger, al« Verse wie der folgende: Ach, welcher Tag von Glück und Lust, Wie freudig hebt sich unsre Brust. Das Letztere ist gewöhnlich nur bildlich zu verstehen. — Die Chordame ist auch stets im Gefolge eine» Einzüge« irgend eine« Fürsten oder eine« Helden, der al« Sieger au« der Schlacht zurückkehrt. Dann singt sie: Heil, Heil, Heil dem Tag »oll Glanz, Der dir reicht dm Lorbeerkranz! Den Tag über ist jfie mit Proben im Theater beschäftigt oder bereitet sich etwas Putz für dm Abmd vor, Blummputz, feine Wäscherei. Sie wohnt iveit öfter in der vicrtm Etage, als in der ersten, und wenn man ihr Gemach ein Boudoir nennt, muß man eine lebhafte Einbildungskraft besitzen. Abends ver tauscht sie ihr bescheidenes Asyl mit den Coulissm der Oper. Jetzt geht eine vollständige Verwandlung mit ihr vor. Das schlichte Häubchen oder dm kleinen von ihr meist selbst gefer tigten Hut ersitzt ein maurischer Turban; eine Sammet oder Se'denrobe tritt an die Stelle eines Wollenkleldchm«, ein zierlicher Atlasschuh ersitzt die Stiefelette. In Opern, wie z. B. der „Tannhäuser", wo der Regisseur gerufen: „führt alle Völ ker inS Gefecht! „trägt sie wohl auch einm Hcrmelinmantel und ein Diadem schmückt ihr Haupt, das im hohen Rath der Perückmmacher von Ueberfluß an Haar nicht selten freigespro- chm wird. Die Chordame steht in einem Alter vom zwanzig sten bis zum fünfzigsten Jahre und Schiller's Vers: „Beim wunderbaren Gott, dies Weib ist schön!" dürfte nicht allzuhäufig Anwmdung finden. Höchstens bei einer Chordame die im tief sten Hintergrund stehen muß, weil eine ihrer älteren Eslleginnen während der Probe zu ihr gesagt: hier vom dürfen Sie nicht stehen, der Platz ist mein, ich habe seit zwanzig Jahrm hier gestanden! — Dem uneingeweihten Publikum gegenüber gilt die Chordame als „Sängerin beim Theater", als Schauspielerin, und eine Choristin zu Wim, die monatlich 20 Gulden Gage empfing, hatte an ihrer Thür ihre Visitmkarkte angeheftet, wo sie als „kaiserlich königliche Hofopernsängerin" prangte. Die Chordame ist entweder zu dick oder zu mager, es ist beinahe unmöglich, Eine zu finden, die das juste miliou hielte. Mancher fehlen auch drei bis vier Zähne, doch damit gut, daß alles Bissige vermieden werde. * Ein czechischcs Blatt erzählt aus Prag: „Die hiesige Garnison unternimmt fast täglich Uebungsmärsche in die Um gegend Prags, oft bis in drei Stunden Wegs entfernte Ort schaften. Sie haben den Zweck, die Mannschaft abzuharten und an längere Märsche zu gewöhnen, und werden hiermit auch andere Uebungen in größeren Abteilungen mit Cavallerie und Artillerie verbunden. Dieser Tage war die Gegend zwischen Michle und Krundatic zu solch einem unblutigen Schlachtfelde auserkoren. Eine halbe Brigade besetzte die waldigen Höhen und der andern Halbbrigade wurde der Auftrag, die Anhöhen mit Sturm zu nehmm und dm „Feind" zu verdrängen. Das Commando zum Sturm ertönt, die in dm Flanken aufgestellten Geschütze beginnen ihr Spiel und die Infanterie eilt dm SLald hinan. Dasselbe thut eine Compagnie, deren Aufgabe es war, durch den Wald auf den Berggipfel zu gelangm. Mit donnern dem „Hurrah"! dringen die Tapfern vom Regiment Erzherzog Karl Salvator, der Hauptmann an der Spitze, vorwärts, nicht achtend auf das ihnm von obm entgegen gesmdcte Feuer, dessen Echo im Walde widerhallt. Am Rande des Waldes angelangt, bleibt der Hauptmann plötzlich stehen. WaS giebts'? Nichts als eine unscheinbare Tafel mit der Aufschrift: „DaS Betreten des Waldes ist streng verboten". Der vorsichtige Hauptmann, dem zweifelsohne die vorjährigm Verwüstungen in Sinn kamen, bog mit seiner Compagnie seitwärts ab und spähte nach einem andern Wege. Nachdem eine ziemliche Strecke zurückgelegt war, nahte man wieder dem Walde — aber hier ruft dm Combat- tantm eine neue Tafel ihr Veto entgegen. Es erübrigt also nichts anderes, als an dem ungedeckten Wege unterhalb de« Hügels und Waldes vorwärts zu kommm. Auf diese Weise erreichte schließlich die Compagnie den „Feind" — aber von einer gam unvorhergesehenen Seite — gerade wie die Preußen". * Schulwesen in Mecklenburg. Dir amtliche „Schweriner Zeitung" giebt von dem Zustande de« Schulwe sens im Kreise Ratzeburg folgende liebliche Schilderung: Die Küsterstellm sind gut dotirt, aber die bloßen Schullehrerstellen so erbärmlich, daß die Lehrer Hunger leidm. Einige derselben leisten trotz ihrer traurigen äußeren Lage wirklich Tüchtiges. Im Ganzen aber ist die Ausbildung der Lehrer des Fürstm- thums eine höchst mangelhafte. Eine große Anzahl von ihnen ist der Pferdeknechts-Carriere (?) entlaufen, der übrige Theil besteht größtmtheils auS Schustern und Schneidern, die ihr Handwerk betreiben und nebenbei Schule halten. (!!, Von den mitgethciltm Thatsachm aus auf die inneren Verhältnisse der Schulen einen richtigen Schluß zu machen, wird Keinem schwer fallen. So das ministerielle Blatt. * Die Königin Dicton r bestellte in Lyon ein schwarzes Seidenkleid mit Todtenlöpfm und einer Thränm-Guirlande; cs kann nicht unter 10,000 Francs kosten, da ein Stuhl eigen« dazu hcrgcrichtet werden muß und die Herrichtungskostm jenen Betrag erreichen.