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Nr. srS. Zwölfter Jahrg. Lrschnut: «grub früh 7 Uhr Inserate wird«» augtrirmmra; tt«Abend»S,ftonn. tag» bt« Mittag» 1» Uhr: «arieaftraßr 1». lazrig. tu dies. Blatt« ßu»««iu« »rfolgr«ich« Barbrittuug- ! Naflag«: s 18MX» »r«upl«». Dienstag 13. August 18V7. AuterhallUM M GeschäMerkehr. Mitredacteur: Theodor -rodisch. d« H»r«a»»«b«r: iktepsch ft Netchardt. — vrrautw»rrlich«r R«d«ut««! Illltui Redhardt- Abovnement' Bttrttljührltch ro Ngr tut unrutgrldllcherki«« serung in'« Hau« vnrchdt« LSntgl Pop »iertrljLhrlich 22 Ngr. Vnjrln, Nummrr» t Ngr. Inseratenpreise: Hür txu Raum «tu« S»spalt«»«u Zeil«: ! rr-r. Unter „Sing,« laudt" dt, AUl, 2 »I,l. DreS-e«, de« 13. August. — Der AbtheilungSdirector im Ministerium des Innern, Geh. Nath Körner, ist von einem längeren Urlaube zurück gekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen. — In der Leipziger Zeitung waren vor einiger Zeit Sei ten verschiedener Sparkassen-Verwaltungen die Bekanntmachuug zu lesen, daß der Zinsfuß für die eingelegten Gelder auf vier Procent erhöht worden sei. Wenn man damals hoffte, die hie sige Sparkafsen-Verwaltung werde den Zeitverhältnissen ebenso Rechnung tragen, wie eS andere, vielleicht weniger gut situirte Sparkaffen vom 1. Juli d. I. ab als geeigneten Zeitpunkt ge- than haben, so verwirklichte sich diese Erwartung nicht. Des wegen glaubt man nun aber um so mehr annehmen zu dürfen, daß Einleitungen getroffen first,, diesen vollkommen gerechtfer tigten Wunsch vom nächsten Jahre ab ins Leben treten zu lassen. Man unterschätzt die Bedeutung eines solchen Schrittes keines wegs, welcher eine gleichzeitige Erhöhung des Zinsfußes der auSgeliehenen Kapitalien bedingt und anerkennt auch gern die Schwierigkeiten, welche eine Zins - Erhöhung inmitten des JahrcS veranlaßt haben würde, aber Angesichts der zahlreichen Gelegen heiten zu vortheilhaften Kapitalanlagen und dem Vorgänge der Sparkaffen in den Nachbarstädten, welche zum Theil schon, oder wie der Stadt Meißen Sparkafsen-Verwaltung beabsichtigt, vom nächsten Jahre ab höhere Zinsen, als die hier üblichen 3^ Pro cent gewähren, hieße es sich einer gefährlichen Concurrenz aus- setzen, der nur durch ein baldiges, eben so sehr von der Pflicht gegen die Einleger, als von dem eigenen Interesse gebotenes gleiches Vorgehen begegnet werden kann. — Dem Vernehmen nach hat nicht blos der Landesälteste von Thielau für den Löbauer Bezirk die Wiederwahl in den Reichstag abgelehnt, sondern auch der Bürgermeister Eichel in Kamenz eine Wahl für den Bautzcner Wahlbezirk an Stelle des AmtShauptmannS von Salza. Für den einen oder andern Be zirk wird wohl Bürgermeister Haberkorn in Zittau aufgestellt werden, da Riedel wieder für Zittau in Vorschlag kommt. — Vor einigen Tagen sind mehrere sächsische Studenten, welche die Schlachtfelder von Gitschin und Königgrätz besuchten und dabei auch die Festungswerke des letztgenannten Ortes in Augenschein nahmen, von der Militärhauptwache daselbst, als des SpionirenS verdächtig, verhaftet und in Untersuchung ge zogen worden, wobei sich denn freilich ihre Unschuld klar genug herausstellte. — Eine größere Fülle von Menschen hat der Bergkeller nie gesehen, als am Sonntag, an welchem das Stiftungsfest und die Veteranenseier des Vereins Kameradschaft ehrenvoll ver abschiedeter Militärs statt hatte. Es war ein Wogen und Drängen und Sitzplätze waren zumeist Illusion. Am Eingänge hielten Schweizergarden und Reisige im althistorischen Kostüm die Wacht, Garten und Saal waren festlich geschmückt und in sinniger Weise hatten die Büsten des Königs und der königlichen Prinzen inmitten trefflicher Verzierungen Platz gefunden. Ge denktafeln erinnerten an die Jahre 1813, 1819, 1866, mili tärische Embleme schmückten das Orchester, »on welchem herab nach einem Concert der Kapelle des Regiments 101 zuerst der BereinSvorstand Herr Lange den Jahresbericht lieferte, an wel chen sich Hochs auf den König, die Prinzen, den Verein und die Frauen reihten, die schallend ringsum erwidert wurden. Ein ernstgehaltener Prolog gab dem Fest die Weihe. Die Vorstände auswärtiger Militärvcreine, Tharandt, Plauen rc. sprachen eben falls. Nach dem Festactus, der sowie das Concert durch Böller salven fortwährend decorirt wurde, trug ein Ball auch dem Ver gnügen der Frauen die nöthige Rechnung. Die königlichen Prinzen wurden bis zum Spätabend erwartet, jedoch hatte Prinz Georg schon vorher seinen Besuch abgesagt. Interessant war ein Anschlag an dem Schießplatz, auf welchem die Böller ihre Knalleffecte losließen. Dieser Platz war mit einer Leine um zogen und ein „Commandanturbefehl" lautete: „Wer die Schuß linie überschreitet, wird sofort erschossen »der nach Befinden mit 2 bis 10 Thalern Geldstrafe belegt. Der Commandant des Belagerungscorps." — Künftigen Sonntag findet auf dem Altstädter Turn plätze ein Kinderschauturnen statt, bei welchem die Kleinen noch mit einem Vogelschießen regalirt werden. Hß — Eine interessante Episode wird uns Dresdnern künf tigen 25. d. M. (SonntagS) geboten, wie wir sie schon einmal inmitten der Stadt, am Altmarkt, erlebten und welche das Publi kum schaarenweise angezogen halte. Es wird die sämmtliche Dresdner Turnerfeuerwehr am genannten Tage Nachmittagsä Uhr am Brauereigebäude des Feldschlößchens ein großes Exercitium anstellen, das gewiß bei der bisher sehr anerkannten Werk- thätigkeit des vortrefflichen Instituts wiederum alle Freunde desselben um sich versammeln wird. — Die Sonntags Vorstellung der Gebrüder Davenport ge noß die Ehre des Besuches II. KK. HH. de« Kronprinzen und ber Frau Kronprinzessin, die in Begleitung II. KK. HH. deS Prinzen Wasa, des Prinzen Thomas und der Prinzessin Mar garetha von Italien den höchst interessanten und überraschenden Productionen der Herren Davenports und Fay bis zum Schluffe beiwohnten. Die Vorstellung war gut besucht und verursachte bei den Anwesenden dasselbe kopfzerbrechende Erstaunen, wie es bis auf den heutigen Tag an allen Orten, wo sich die Herren producirt, der Fall gewesen ist. — In der Nähe des Rittergutes Zöpen fand man am 1. d. M. einen 45 I hre alten Nagelschmiedemeister aus Alten burg erhängt auf. Körperliche und geistige Leiden sollen den Unglücklichen zum Selbstmord veranlaßt haben. — In Rödgen bei Rötha erhängte sich am 1. d. M. ein 50jähriger Oeconom, in Eschefeld bei Frohburg am 30. Juli ein 52 Jahre alter Gutsbesitzer, in Stauchitz bei Oschatz am 28. Juli ein 59 Jahre alter Hausbesitzer, in Wellerswalde, gleichfalls in der Oschatzer Gegend, ein 17 Jahre alter Handarbeiter, in Sitten bei Leisnig eine 52jährige Tagelöhners-Wittwe, in Kössern bei Colditz ein 64 Jahre alter Zimmermann und in Pegau eine 52jährige Drechslers-Ehefrau. — In Uhlsdorf bei Penig schnitt sich am 2-1. v. M ein 41 Jahre alter Handarbeiter mit einem Nasir- messcr die Kehle ab. Er war Wittwcr und hinterläßt 4 Waisen. — Am 28. v. M. ereignete sich in Löbschütz bei WcrmSdorf der Unglücksfall, daß ein auf Privatflurschutz commandirter Sol dat beim Schießen nach Sperlingen einen im 14. Lebensjahre stehenden Knaben, den er nicht gesehen hatte, erschoß. Der Sol dat wurde sofort verhaftet. — In Chemnitz brannte am 28. v. M. Morgens g-gen 4 Uhr in einem Fleischerhause das Hin tergebäude ab, in welchem die Gesellen schliefen, und konnten dieselben mit knapper Noth das nackte Leben retten. — In Werdauer Gegend ist die Kornernte nun so ziem lich beendet und Gott sei Dank, recht gut zu nennen, wäre cs die politische Lage, und damit auch das Geschäft, desgleichen, so würden die Werdauer ihr Schützenfest, welches diese Woche ge feiert wird, recht fröhlich begehen können. Inzwischen haben sie ihren Festplatz schon stattlich hergerichtet. — In der Nähe von Zwickau ist auf Wilkauer Flur ein beladener Erntewagen im Vorbeifahren an einem Feuer im Freien in Vrand gerathen und hat man Mühe gehabt, das Gespann zu retten. — Gewiß ist eS thöricht, in blindem Eifer gegen die Hunde zu wüthen, aber gewiß eben so unbesonnen ist es von den Besitzern, die Unarten ihrer Hunde gehen zu lassen, ja Gefallen daran zu finden, eventuell die Beschädigten auszulachen oder zu schimpfen. So ging es Schreiber dieses, der am Sonn abend am Hellen Tage das Chausseehaus beim Windberg bei Zwickau passirte, vor dessen Thüre mehrere Frauen mit Hunden saßen. Wie Wehrwölfe stürzten diese Bestien auf den harmlos Vorübergehenden, nur einer wurde zurückgerufen, der andere fuhr aber fort den Staub aufzuwühlen, mit den staubigen Pfoten den Spaziergänger anspringend; endlich energisch zurück gewiesen, halte die Frau, die ins ChcusseehauS zu gehören schien, nichts Eiligeres zu thun, als einen „I, Du Eselskopf" nachzurufen. — In einer' der letzten Nummern dieses Blattes theilten wir mit, daß ein beim hiesigen königlichen Bezirksgericht inhaf- tirtcr Handarbeiter, Namens Kunert, bezüglich ier Urheber des vor zwei Jahren an der verehel. MangclSdorf in HintergerS- dorf verübten Mordes ein Gefländniß abgelegt haben soll. Wie wir neuerdings hören, ist die Thatsache, daß nämlich Kunert ein derartiges Geständniß abgelegt, richtig; allein wie wir fer ner erfahren, wird, was den angegebenen Inhalt desselben an langt, an dessen Wahrheit und an der Glaubwürdigkeit Kunerts an kompetenter Stelle stark gezweifelt. — — In einer der vergangenen Nächte hatte in einem Hause der Wilsdruffer Vorstadt ein kleines Familienfest statt gefunden, als plötzlich einige Theilnehmer an demselben in ihrer Zerstreutheit sich auf die Straße verliefen, dort ihrer Fi- delität in ziemlich lärmender Weise freien Lauf ließen und daS Einschreiten der betreffenden Districtswächter durchaus nicht respectiren wollten. Nur mit Mühe gelang es, die Brause köpfe zu verständigen und zum ruhigen Rückzüge zu be stimmen. — — Dem Stadtrath zu Plauen ist eine Verordnung des königl. Kriegsministeriums zugegangen, nach welcher in Folge näherer Erörterung dasselbe, seiner früheren Zusage entgegen, sich nicht in der Lage befindet, die Garnison um ein Bataillon zu vermindern. Wahrscheinlich hatten auS gleichen Gründen, wie die Noffener, auch die Plauener Bürger dies gewünscht. Uebrigens ist jetzt bei allen Garnisonen der dritten Brigade (früher zweite Brigade, jetzt 5. und 6. Reg. Nr. 104 u. 105) der Czacko in Wegfall gekommen und wird außer der Mütze nur der Helm getragen. — Unser verdienstvolles Theatermitglied Herr Dettmer, welcher bekanntlich sich nicht nur in neuerer Zeit wiederum höchst wirkungsvoll in der Oper erwies, sondern auch noch im . Schauspiel seinem reichen Repertoir die Parthien des Carl ' cs Moor und „Faust" mit Glück anreihte, wird morgen in Schil lers Don Carlos den Marquis Posa spielen. Mit ihm wird in der Rolle des Fieseo das gleichnamige Stück in Scene gehen, das sich dießmal einer trefflichen Besetzung erfreut, z. B.' Frau Bayer — Jmperiali; Fräulein Langcnhaun — Leonore; Fräulein Ulrich — Bertha. — Die Wrederkehr der Tage, an denen im »origen Jahr« die durch die damaligen Zeitverhältniffe behinderte Feier des 100jährigen Bestehens der Bergakademie zu Freiberg festlich be gangen werden sollte, hat einen wahren Freund des sächsischen Steinkohlenbergbaues, der aber seinen Namen der Oeffentlichkeit gegenüber verschwiegen zu sehen wünscht, veranlaßt, seine dank baren Erinnerungen an diese Akademie, zu deren Studirenden auch er vormals gehörte, und seine rege Theilnahme an, dem vaterländischen Bergbau mit edler Freigebigkeit zu bethätigen. Beseelt von dem Wunsche, zur Heranbildung praktisch tüchtiger Beamten für den Steinkohlenbergbau beizutragen, hat derselbe für diejenigen Staatsangehörigen des Königreichs Sachsen, welche die Bergakademie oder Bergschule zu Freiberg besuchen oderauf einer dieser beiden Lehranstalten sich ausgebildet haben und dem Steinkohlenbergbau sich widmen wollen, selbst aber nicht die erforderlichen Mittel besitzen, ein Neisestipendium von jährlich 200 Thlr. unter dem Namen des „Glückauf-StipendiumS" ge stiftet. (Dr. I.) — Wir erfahren, daß gestern Nachmittag gegen 2 Uhr aus der Leipzig-Dresdner Bahnstrecke und zwar bei Niederau mehrere dort stehende Gepäckwagen von einem Güterzuge erfaßt und zum Theil zertrümmert, bez. umgerissen worden sind. Men schen sind dabei nicht verunglückt. — — Vorgestern Nachmittag fühlte sich zufolge des schön«» Wetters, ein auf der Hauptstraße eingestallter Ziegenbock ver anlaßt, sich seiner Fesseln zu entledigen und seinen Stall zu verlassen. Derselbe rannte zuvörderst an die nahe Verkaufs stelle einer Obsthändlerin, richtete hier durch das Umstürzen eines Korbes eine kleine Verheerung an, ging dann in ziemlich bedenklicher Weise auf ein Kind los, und konnte erst nach ver schiedenen Kreuz- und Ouersprüngen wieder zur Raison und mittelst einer angelegten Leine in seinen Stall zurückgebracht ivcrden. — Der Verein zur Besprechung und Förderung von Verbesserungen in den Strafanstalten, bestehend auS Beamten und Direktoren, insbesondere auch Geistlichen und Aerzten der Strafanstalten Deutschlands, wird an den Tagen des 3. bis mit 5. Septbr. in Dresden sich versammeln. Eine überaus reiche Tagesordnung für die daselbst zur Berathung bestimmten Gegenstände ist in diesen Tagen ausgegeben worden. Wir hören, daß das Unternehmen sich der wohlwollendsten Unter stützung der k. sächs. Staatsregierung erfreut. Die Versamm lungen werden in dem Sitzungssaale der Ersten ständischen Kammer im Landhausc zu Dresden abgehalten werden. — Aus einen: hiesigen Gasthause wurde gestern am frühen Morgen ein Herr, der dort mehrere Tage logirt, von der Be hörde abgcholt und hinter die Frauenkirche geführt. , Wtz wir hörten, soll derselbe zuletzt in Plauen als Reisender conditionirt und wegen Verdachts der Unterschlagung mehrfache auf Ver haftung seiner Person abzielende Maßnahmen des Gerichts zu Plauen wider sich veranlaßt haben. — — Wie gefährlich eS ist, unbekannte Subjecte, die um eine Gabe ansprechen, in die Häuser hinein und darin die ein zelnen Etagenbewohner abklopfen zu lassen, davon wird un» wieder ein Beispiel erzählt, nach welchem ein solcher Bettler sich in einem größeren hiesigen Hause bis auf den Boden hinauf gewagt und nachdem cr dort eine Bodenkammer unverschlossen vsrgefunden, diese Gelegenheit zum Stehlen mehrerer Kleidungs stücke benutzt hat. — — Von der Ueppigkcit der Vegetation und dem pflanz lichen WachSthum in diesem Jahre überhaupt berichten die älte sten Landwirthe nur mit freudiger Bewunderung. Es ist, als ob die Natur als Ersatz und Beschämung für so manche im vorigen Sommer hingemähte edle Menschenpflanze gleichsam ihr Wirken doppelt wolle walten lassen. Beweis von besonders reichem Erntesegcn bietet der H aser. AuS einer Flur bei Drüben hat man uns in unsere Expedition einen Haferstengel in der Größe von drei Ellen und in einer Stärke überbracht, wie ihn wohl selten ein Jahr geboten. Das reiche Frucht büschel als Krone ist nicht minder gefüllt und wenn dich Alles zur Reise gediehen, wahrlich, die Pferde müssen wiehern vor Freude, wenn sie an einem solchen Haferselde vorbeitraben. TageSgcfchichte. Berlin, 9. August. Die österreichische Kaiserfamilie hat der preußischen Negierung ihren Dank für die Bemühungen ausdrücken lassen, welche Herr v. Magnus, der preußische Ge sandte in Mexico, mit so vieler Aufopferung für das Schicksal des Kaisers Maximilian an den Tag gelegt hat. Berlin, 10. August. Der heutige „Staats-Anzeiger'