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Rr. 218. Lrschentt: «glt» früh 7 Uhr. Anserate wrrdtll augrnvmmrll' <tt«Lbend»8,Lonn« rag» bt, Mittag» 1» Uhr: «arienstraße 1». Mrzetg in dlts Blatt, stad» tiu« ,rfolgr«tch« B»rbr«ttu»g- »aflag«: ^3,000 «runpl«. Tageblatt Kr Unterhaltung M Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor -rodifch. «ck H,r»u,r«b«r: Llepsch sr Rrichardt» - «.rauttv»ttltch«r R»d«t»r, Julius Reichardt« Dresden, d«, 6. August. — II. KK. HH. der Prinz Christian von Schlesmig- Holstein-Sonderburg-Augustenburg und Frau Gemahlin, geb. Prinzessin von Großbritannien, sind am 3. d. von Görlitz hier eingetroffen ,Hotel Bellevue" abgetreten. — Se. K. H. der Prinz Gustav von Wasa ist am 4. d. von Wien hier eingetroffen und auf der Villa Sr. K. H. des Kronprinzen bei Strehlen abgetreten. — Der Privatdocent bei der philosophischen Facultät zu Leipzig, t»r. pkil. Wilhelm Puckert, ist zum außerordentlichen Profeffor bei genannter Facultät ernannt worden. — Dem Klempnermeister Eduard Friedrich Wilhelm Mül ler in Pirna und dem Fabrikbesitzer und Kaufmann Emil Backofen in Mittweida ist wegen einer, von dem crsteren am 21. Mai d. I., von dem letzteren am 2. vorigen Monats mit eigner Gefahr bewirkten Lebensrettung die Rettungsmedaille in Silber mit der Erlaubniß zum Tragen am weißen Bande ver liehen worden. — Dem Profeffor der Bildhauerkunst an hiesiger Kunst akademie, l>r. Ernst Julius Hähnel, ist das Comthurkreuz zwei ter Classe vom Albrechtorden, dem Erzgießcr Georg Leonhardt Friedrich Heroldt in Nürnberg das Ritterkreuz vom Albrecht orden und dem Steinmetzmeister Johann Gottfried Nietscher in Hennersdorf die zum Albrechtorden gehörige Medaille in Gold verliehen, dem Hauptmann v. Wilucki vom vierten Jnfanterie- Regimente Nr. 103 die erbetene Entlastung aus der Armee, mit Pension und der Erlaubnis; zum Forttragen der Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen bewilligt und der t)r. mock. Hugo Max Bmndorf zum Assistenzarzt im Sanitätscorps ernannt worden. — Se. Excell. Herr Staatsminister k>r. Schneider hat gestern mit mehrwöchentlichem Urlaub eine Erholungsreise nach der Schweiz angetreten. — Die Auszahlung der KriegScinquartierungsvergütungen ist mit dem 3. August beendet. Es sind seit dem 6. Mai d. I. , mithin während 76 Tagen, 15,887 Quartiergeber, demnach an jedem Tage durchschnittlich 209 Personen durch Auszahlung der Vergütungen expedirt worden. Nach den vorliegenden Listen haben sich 17,872 Quartiergebcr anmelden sollen. Dem nach sind 1985 hiesige Einwohner (vom Jahre 1866) zu rückgeblieben, welche sich zur Empfangnahme der Ver gütungen theils gar nicht, theils nicht in der vorgeschriebenen Weise angemeldet haben. Die Summe der bis 3.d. ausgezahl- len Vergütungen beträgt 257,619 Thlr. Die Befriedigung der sämmtlichen Einquartierungsansprüche von Privatpersonen, soweit sie die Zeit vom 18. Juni bis 24. Oktober 1866 betreffen, incl. derjenigen circa 900 EinquarticrungSfälle, wegen welcher noch weitere Erörterungen sich nöthig machen, wird die Summe von circa 300,000 Thlr. erfordern. Mit der Auszahlung der bis jetzt nicht erhobenen Vergütungen soll nach erfolgter Er örterung fortgefahrm werden, soweit nicht gesetzliche Bedenken entgegegm stehen. — Die in der morgigen letztinstanzlichen Verhandlung bei dem k. Oberappellationsgerichte als Angeklagte auftretende Auguste Pauline geschiedene Luderer aus Lengenfeld i. V. ist für schuldig befunden worden, im Monat October vorigen Jahres ihr 14 Tage altes Kind, einen Knaben, in einem Teiche bei Neichen bach ertränkt zu habm und ist wegen dieses Mordes in erster Instanz (Bezirksgericht Zwickau) zum Tode verurtheilt worden. Die Staatsanwaltschaft wird durch den Stellvertreter des kö niglichen GeneralstaatSanwaltS, Herrn Appellationsrath Klemm, die Vertheidigung durch Herrn Advocat Ur. Stein I. hier ver treten werden. Am Sonntag fand auf dem Feldschlößchen die Gene ralversammlung des Gesammtoereins der sächsischen Stenographen statt. Es hatten sich dazu aus allen Theilen Sachsens zahl reiche Vertreter eingefunden, namentlich waren viele Juristen, Bürgerschuldirectoren und Beamte erschienen. Profeffor Heyde führte den Vorsitz. Von Seiten der Landtagsstenographen t-r. ! Bierey, vr. Zeibig und Oppermann wurde die Versammlung durch drei wissenschaftliche Vorträge erfreut, die sich über innere Fragen der Stenographie, Vereinsleben, stenographische Statistik u. s. w. verbreiteten. Die daran sich knüpfenden Debatten waren äußerst belebend und lehrreich, namentlich lieferten die Herren Geh. Regierungsrath Häpe von hier und GerichtSrath Lamm aus Bautzen sehr schätzbares Material. Nachdem die Versammlung noch den Gabelsberger Stenographen-Verein zu Berlin zur Controle der von ihr ins Leben gerufenen Rätzsch- Stiftung gewählt (diese Stiftung beabsichtigt u. A. auch die Unterstützung erwerbsunfähiger Stenographen) und als den Ort für die nächstjährige Versammlung abermals Dresden bestimmt hatte, schloß sie ihre vom Geiste der besten Eintracht beseelte Sitzung, welche jedenfalls das Interesse für die Stenographie und ihren sächsischen Mittelpunkt sehr gesteigert hat. Ein hei teres, von Liedern und Toasten gewürztes Mahl hielt die Fest genoffen noch lange in dem mit Blumen, einer Büste Sr. Ma jestät des Königs und des Meister Gabelsberg, sowie mit vielen Wappenschilder; geschmückten Saale versammelt. — Se. Durchlaucht der regierende Fürst von Schönburg- Glauchau, Se. Erlaucht Erbgraf von Schönburg auf Nochsburg, Se. Erlaucht der regierende Graf zu Stollberg-Wernigerode, sowie der I. k. österreichische Gesandte zu Berlin, Graf Wimpffen, sind hier cingetroffen und im Hotel de Saxe abgestiegen. — Die Schriften Maximilians haben von Leipzig aus einen ungeheuren Absatz nach Oesterreich und Süddeutschland gefunden, so daß die ganze Auflage der vier ersten Bände: „AuS meinem Leben" bereits vergriffen sein soll. Vorgestern erst begann die Versendung. Von Wien waren Buchhandlungs- gehilsen in Leipzig anwesend, um am Donnerstag früh für ihre Häuser eine große Anzahl Exemplare jenes Werkes direct abzu- helen und als Paffagiergut etwa 24 Stunden früher dorthin zu bringen. — Der Ziehvater eines 6 ^jährigen Mädchens, wohnhaft Moscynskistraße Nr. 6, erzählt uns leider, daß am vergangenen Freitag ein Unbekannter sich auf der Treppe mit dem Mädchen sehr schwere unsittliche Handlungen erlaubt hat. Die Anzeige bei der Behörde ist geschehen, der Verbrecher aber noch nicht entdeckt. — Am 3. August (es war 1816) wurde vor 51 Jahren die chirurgisch - medicinische Akademie in Dresden eröffnet. Am 4. August 1753 starb in Freiberg der Erbauer der Orgel in der katholischen Kirche in Dresden, der berühmte Gottfried Sil bermann. Diese Orgel war seine letzte Arbeit, doch starb er noch vor ihrer Vollendung. Am selben Tage (1815) wurde Napoleon I. als Gefangener nach St. Helena gebracht. : Das Volksfest der Vogelwiese ist vorbei. Anfangs ging das Geschäft flau, dazu kamen noch widerliche Regenstun den, Windstöße rc., aber jemehr sich die Freuden end lich ihrem Ende zuneigten, desto größer wurde der Andrang und ganz be sonders am letzten Festtage. Da wurde aber auch Alles auf- geboten, um das Publikum zu fesseln. Löwenstimmen aus menschlichen Kehlen, vom zweiunddreißigfüßigen L der Görlitzer Orgel bis hinauf zum zweimal gestrichenen Trompetenge schmetter, Posaunenschall, Harmonicagewimmer, Tam-Tam, Muschelgeheule, Vlechrohrgesäusel, Pistolenknall, kurz Alles, was Knalleffect hervorbringt, wurde als Lockspeise unter das Publi kum geschleudert. Aber welch ein Publikum?! Am Sonntag müssen die Dörfer rings um Dresden ausgestorben gewesen sein, denn alle bekannten Gesichter, die mir je auf meinen Pilger fahrten aus den Dorffenstern herausgewinkt, sie waren unter den „Nesidenzphysisgnomieen" herauszuerkennen. Der Flur schütze aus L., der Ortsrichter aus D., der Schullehrer aus Z. und der Gerichtsschöppe auS Tz. — sie Alle waren da, selig, glücklich, mit raffelndem Portemonnaie und stillvergnügter Physiog nomie, in welcher von dem Bügeleisen der Freude alle Falten und Runzeln herausgestriegelt waren. Nur Eisenarme waren im Stande, sich durch die Menschenphalanx am Sonntag hin durchzuarbeiten und Götz von Berlichingen wäre hier der Mann der Thatkraft gewesen. Ringsum Jauchzen und Jubeln — überall Gefunkel und Gefinkel an der Fayade der Buden, theils in Petroleum, Camphin, Gasäther oder ganz gemeinem Brennöl. Das Rauschen der Concertmusik mischte sich in den Bänkelsänger schwall, das Klarinettensolo in die Drehorgelmelodie der Sa- voyarden, der Dampf aus der Grogmaschine verschwamm in dem Brodem der Bratwurstbuden und die sauren Gurkenfässer ar beiteten psr äistaoc« in den Speicheldrüsen der Vorübergehen den herum. Alle Schaubuden warm gefüllt mit Neugierigen und selbst die optischen Liebesspiegel waren gegen ein Entre von 5 Pfmnigm selbst von älterm Damen massenhaft umlagert. Die größte Fülle machte sich bis zur letzten Minute in der Dresdner Gewerbehalle geltend, denn Jeder wollte noch zu guter Letzt dm Spahrmannschm Luxuswagen oder eine Heinzesche Cigarrentasche mit Fortuna annectiren. Das war noch ein Stürmen, Drängen und Drücken — ein Wunder, daß nicht die Heraustretcnden aussahen? wie eine im Herbarium des Botanikers breitgedrückte ip^osolis psllostris. Hier und da bildeten sich Festzüge eo miniature. Ganze Colonnm von Fröhlichen und Seligm steuerten durch den Menschenstrom, bewaffnet mit dem schnurrenden Waldteufel, der quiekenden Kindertrompete oder der kreischenden Ks Klarinette. Die im Laufe der Festwoche statt- gehabtm Eintrittspreise zu dm Schaubuden wurden am Sonn tag nicht mehr inncgchalten, die Parole war durchweg: „Immer rein in die Bude!" Und so gabS keine Sperrsitze, keinen ersten und zweitm Platz mehr, es war Alles nur eine Galerie von lebendigen Figuren, deren Pupillen nur allein nach der Bühne gerichtet waren. Somit nehmm wir Abschied von der dies jährigen Vogelwiese und hoffen, daß nicht im nächsten Jahre anstatt des Frcudcnrufes im August aufs Neue Kanonendonner und Schlachtenfanfaren an der Schanzenbrüstung der Vlasewitzcr Straße das traurige Echo brechen. Salem oleikum — der Friede sei mit Euch. — Die letzte Sonntagsvorstellung in Nesmüllers Som mertheater „500,000 Teufel" hatte sich eines zahlreichen Be suches zu erfreuen. Vor Allem wurde die fröhliche Stimmung des Hauses gehoben durch die Anwesenheit II. KK. HH. deS Kronprinzen Albert, der Frau Kronprinzessin Carola und höchst- derm Vater, dem Prinzen Wasa, nebst deren Gefolge. Die hohen Herrschaften schimen sehr heiter gestimmt und schenkten besonderes Interesse der prachtvollen Wunderfontaine. Herr Director NeSmüller erfreute sich huldvoller Worte der Anerken nung. Die elektrische Sonne that auch ihre Schuldigkeit und erhellte die finstere Nacht; die hohen Herrschaften ließen die Wagen halten, um auch dieses Schauspiel anzusehen. Alle mögm wohl bedauert habm, daß Nesmüllers Sonne nicht Je dem bis nach Hause leuchtete. Heute kommt neu einstudirt zur Aufführung das hübsche Lustspiel „Sand in die Augen", zum ersten Male „die Wirthin von Fischbach" und „Sie kommen!" (Erinnerung an das Jahr 1866); zum Schluß: die Wunder fontaine und die elektrische Sonne. — Ein Mohr prügelte gestern Vormittag auf der Leip ziger Straße seine Frau, weil sie gegm seinm Willen eine Droschke besteigm wollte. Es entstand ein großer Menschm- auflauf, doch der Orientale war nicht eher z; beruhigen bis die Polizei einschritt und dm Mohr nebst seiner Frau dahin abführte, wo er sich wegen seiner Grobheit weiß zu wa schen hat. — Die für gestern anberaumte Gerichtssitzung gegm den Herrmdimer Bendel fand nicht statt. — Es war zu erwarten, daß auch die Photographie jmm feierlichen Mommt nicht unbenutzt vorübergehm lasten würde, den uns die Enthüllung des Friedrich - August - Denkmals auf dem Neumarkt am 3. August bot. Herr Photograph Emil Römler, Pillnitzerstraße 31. hat von einem Fenster des Hotel St. Rom aus gerade jme Episode zu Papier gebracht, in wel cher wir den König mit Suite zu Pferde dm Vorbeimarsch der Truppen erwarten sehm. Alle Figuren sind deutlich bis in's Detail zu erkmnm, selbst die einzelnm Persönlichkeiten. Die Bilder sind scharf und kräftig und bieten zugleich durch das neue sogenannte Cabinetsformat eine elegantere und be quemere Ausstattung. Herr Römler hat in demselben Format Ansichten von allen Theilen Dresdms und der sächsischen Schweiz angefertigt, die eine vorzügliche Schärfe und Treue besitzen. Es dürfte namentlich das Enthüllungsbild theils ein hübsches Erinnerungszeichen für s Zimmer, theils ein geeignetes Geschenk für auswärtige Bekannte und Freunde sein. — Ein beim Concert des Schandauer Liederkranzes von Herrn Bürgerschullehrer Gernert gesprochener und verfaßt« Prolog, das ergreifende Unglück der Lugauer schildernd und den Concertzweck poetisch hervorhebend, ist beim Buchbind« Lewuhn in Schandau erschienen und zur weiteren Förderung des wohUhätigm Unternehmens käuflich (s 1 Ngr) zu habm. — Die Amerikaner Gebrüder Davenport und Fay werden mit ihrem Wunderschrank in dm nächsten Tagen in Dresdm einziehen und Hierselbst einige Vorstellungen geben. Die ge nannten Herrm ^gegenwärtig in Leipzig habm überall, wo sie bis jetzt ausgetreten, viel von sich reden gemacht. — In den ersten Nackmittagstunden des vergangmm Donnerstags, fuhrm die Wirthin von Copitz mit ihr« Tochter durch Pillnitz, um einen Geburtstag auf d« Vogelwiese zu feiern. Am Abhange nach d« fliegenden Fähre rollt der Wagen dm Pferden in die Beine eilmds den Berg hinab nach der Fährbrücke. Mutt« und Tochter springen heraus, letztere will den Wagen noch erhalten, wurde aber bei diesem Vorhaben wesentlich beschädigt und beide stürzen zuletzt in die Fluthm der Elbe. Ein Glück daß die Fähre noch ziemlich vom Ufer entfernt war, sonst wäre das Unglück noch größ« geworden. Durch hbrbeigeeiltes Hofpersonal wurden die beiden Frauen gerettet und auf's Trockne gebracht. Die Geburtstagsfeier war ab« gründlich zu Wasser geworden. — Mit dem heutigen Tage hat die geschätzte Sängerin unseres Hoftheaters, Fräulein Natalie Hänisch ihrm contract- lich bestimmten Urlaub von drei Monaten angetreten. Wie wir hören, wird Fräulein Hänisch diese Zeit zur Einstuoirung etlicher Gesangparthim in Paris verwenden. — Der hier bestehende dramatische Dilettantm-Vereirc be absichtigt nächsten Donnerstag im Saale d« Centralhalle eine theatralische Aufführung mit Ballmusik zu veranstalten, wo so dann der Oieinertrag der Einnahme dem Lugau« Unterstützungs fond zufließen soll. — Bei dem zu Ende gegangenen Festschießcn der Bogm- schützmgesellschaft that dm Königsschuß He« Advocat Hcrmarn Zumpe, und zwar für Herrn Buchdruckereibesitzer Heinrich. Beim Damenschießen that den Königsschuß Fräulein Hübner, und zwar für Frau Craffelt — (Eingesandt.) Zu dm im gestr'gm Blatte aufge worfenen, unsere beiden Volksfeste betreffenden Fragen, konnte man füglich noch die Frage hinzufügm, woh« cs komme, daß