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» IK>>n M. ^T-ntiku.Oroasr des Lande«. Die LocaUlätter sind häufiger im westlichen al» Im östlichen Theile desselben. Fünf Blätter erscheinen täglich, 19 sechsmal, 12 fünf- bis dreimal, 51 zweimal in der Woche, 304 wöch Mlich oder noch seltener. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 3. August. Etßm Xlbert Robert Merwick aus Dresden, 21 Jahr alt, ist wegen des Verdachts des Betruges und der Unterschlagung mit der Untersuchung zu verfahren gewesen. Angeklagter, bis jetzt noch nicht bestraft, erwarb sich durch Handarbeit seinen Lebensunterhalt. In diesem Jahre fand Werwick bei dem Gold- und Silberarbeiter Schröder hier Beschäftigung, er hatte unter Andern auch den Verkehr mit andern hiesigen Gold- und Silberarbeitern zu besorgen. In die erste Hälfte deü Monats Juni fällt die verbrecherische Thätigkeit Werwicks. Angeklagter will in Noth sich befunden haben und darum sei er zum Gold arbeiter Zimmermann gegangen, und habe unter der sc Ischen Vorspiegelung, sein Dienstherr bedürfe sofort nothwendig I Dutzend silberne Theelöffel, diese entnommen, und für 6 Thlr. 15 Rgr. verpfändet. Zwei Tage darauf verfuhr er in glei ch« Weise dem Goldarbeit« Wigand gegenüb«. Auch dort richtete « den angeblichen Auftrag aus, ein Dutzend Theelöffel holen zu sollen. Er «hielt 11 Stück, da nicht mehr von d« »«langten Sorte vorräthig waren, auch diese versetzte er für 5 Thlr. 20 Rgr. Außerdem hat sich Werwick verschieden« Unterschlagungen gegen seinen Dienstherr» schuldig gemacht. Einen Eßlöffel, einen Kind«- und Theelöffel im Gesammtwerth von 5 Thlr. hat Angeschuldigter nicht abgeliefert, sondern ver pfändet, ein Gleiches hat « gethan mit drei Eßlöffel und mit zwei Dutzend Theelöffel. Sodann bat n 3 Thlr. 1 Rgr. 8 Pf, welche ihm zur Ablieferung an die Poliernin übergeben worden waren, für sich behalten und verwendet. Angeklagt« ist sämmtliche ihm zur Last gelegten Verbrechen geständig, nur hinsichtlich der zwei Dutzend Theelöffel giebt n an, nur ein Dutzcrrd «halten und »«pfändet zu haben, während die Notiz im Eontrollbuch von Werwick selbst bewirkt auch von zwei Dutzend spricht, und sein Dienstherr dies bestätigt. Staatsan walt Roßteuscher beantragt Bestrafung, welche auch mit 8 Monat Arbeitshaus erfolgt. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Den 5. d. M. Vormittags 9 Uhr wider den Herrendien« Johann Anton August Bendel aus Böhmisch-Kamnitz wegen Diebstahls; Vorsitzend« GerichtSrath Boost. — Dm 6. d. M. Vormittags 9 Uhr wider Amalie Auguste Kegel genannt Zinke von hi« wegen einfachen Diebstahls ; Vorsitzender GerichtSrath Ebert. benback b». 7,9. I» Ta-eSg-schlchte. Berlin, 1. August. Ueb« dm Einzug des Königs in Wiesbaden wird dem „Fr. I." berichtet: Es war ein groß artiges Schauspiel. Das Festcomite hat keine Kosten gescheut, dm Empfang des neuen Landesherrn so kostbar als möglich zu machen, und die Bürgerschaft hat es redlich unterstützt. In dm Hauptstraßen wehten von Giebeln deutsche, nassauische und preußische Flaggen und warm vmetianische Masten «richtet, an denen die Farben des norddeutschen Bundes (Schwarz-Weiß- Roth) flatterten. Am Bahnhof wurde d« König begrüßt von dm Militärbehörden und dem Gemeinderathe, sowie von dem Regierungspräsidenten. Auch die Gesangvereine empfingen ihn mit einem Liede. Sodann hielt Bürgermeist« Fisch« eine Anrede. Dm Einzug in die Stadt hielt d« König zu Pferde. Das SiegeSpferd von Sadowa und Königgrätz trug auch heute den Monarchen. An d« Ehrenpforte in der unterm Wilhelms straße wurde « durch Fräulein Ebhardt in einem Gedichte be willkommnet; zwei andere Damen überreichten ihm mit kurzen poetischen Ansprachen einen Lorbeerkran; und Strauß. Dm «Perm heftete der König an seinen Degm. In d« WilhelmS- Allee war Militär aufgestellt, da« dn oberste Kriegsherr inspi- cirte. Dann ritt n an d« Spitze^destzStabeS die Wilhelms- praße hinauf und bog in die Burggaffe ein. Ueberall Jubel, wohin « kam, Sträuße flogen aus dm Fenstern und des Vivat- rufms war kein Ende. Am Marktplatz vor dem Schlöffe war eine zahllose Menschenmenge, die dm König laut begrüßte. An der Seite des Königs ritt Herr v. Diest in großer Uniform, etwa zehn Schritte hint« ihm dn glänzmde Stab. Nach kurz« Pause «schien d« König auf dem Balkon, um den Festzug anzusehen. Eine Ehrenwache war längs des Schlosses ausge stellt, die « begrüßte, nachdem d« Festzug vorbei gezogm war. Ins Schloß zurückgekehrt, wurden ihm die protestantische und katholische Geistlichkeit, die Präsidenten und Räthe der Gerichte, sowie die höheren Verwaltungsbeamten vorgestellt. Zu d« Geistlichkeit äußerte er seine Freude üb« dm bisherigen Frie den zwischen dm Confessionen und sprach die Hoffnung aus, daß diese Eintracht auch ferner fortbestehm werde. Auch d« Anhänglichkeit der Nassau« an das frühere RegmtenhauS ge dachte d« König mit einigen Worten und versicherte, daß « diese Anhänglichkeit ehre und achte. — D« kurhessische Staats schatz ist in d« jüngsten Zeit der Gegenstand eifrig« Besprech ungen in d« gcsammtm Presse gewesen. Die Entführung des selben nach Berlin bildete einm besonders schmerzlichen Klag grund für alle Kvrheffen. Die plötzlich vor einigen Wochen erschienenen Verordnungen, welche die Einziehung sowohl des Staatsschatzes, als des sogenannten Laudemialfor.ds zum allge meinen preußischen Staatsvermögm und zwar unt« ausdrück licher Aushebung der für den Staatsschatz bish« bestandenen gesetzlichen Verwendungöbestimmungen ««fügten, trafm in Kur- Hessen wie ein Tonnerschlag, wie etwas ganz Unerhörtes und Unglaubliches. Das ist nun erllärlich, wenn man «wägt, daß namentlich der Staatsschatz in Folge sein« eigenthümlichm Ge schichte jedem echten KurHessen förmlich ans Herz gewachsen und allmälig zu einem gemütlichen und poetischen Gute gewordm ist. Neundings bringt die „Kreuzztg." eine Notiz, nach wel- cher die Ueberführung des Staatsschatzes von Kassel nach Berlin eine rein finanzielle Maßregel gewesen und die Regierung darauf Bedacht genommen habe, den Schatz selb« für rein hessische Zwecke zu verwenden, also jedenfalls wieder, wie bisher, aus den Zinsen desselben etwaige SteuerauSsälle zu decken, vorzugs weise ab« Landes - Meliorationm aus demselben zu bewirken. Sollte sich diese neueste Nachricht bestätigen, so wäre damit ' ein großer „Stein de« Anstoß«» und de« AergernisseS" wieder beseitigt. Köln, 1. August. In der heutigen Sitzung d« Stadt verordneten wurde der Antrag gestellt, die Kosten für dm Ab geordneten der Stadt Köln zum Reichstage aus der Einkom mensteu« mit drei Thal« täglich zu vergüten. Dies« Antrag wurde an die Finanz- und Justizcommission überwiesen. Nrw-Uork, 15. Juli. Au» Mexico heißt e», Lopez, d« Verräther Queretaro'S, sei durch Meuchelmord umgekommen und seines Blutlohns beraubt wordm. Der Eorrespondmt der „New-Uork Times" aus Philadelphia spricht von Jmperalistm, die dort beschäftigt sind, eine Expedition gegm Juarez zusammm zu bringen. 10 Regimenter sollen in New-Orleans, 20 in New-Uork, 5 in Philadelphia rc. auf die Beine gebracht wcr- dm. Die Zuversicht der Abenteurer ruft den Gedanken an die Fenier und ihre kühnen Träume wach. Eine kleine Abthei lung, die sich „Maximilians-Räch«" nennt, ist bereits von Rew- Orleanö aus über Havannah nach Mexico abgegangen. Viele ehemalige conföderirte Officiere, unt« Andern General Jefferson Thompson, sollen sich dem Unternehmen angeschlossen haben. * Köln. In d« Nacht zum 25. Juli brach in der hiefi- gm Synagoge Fm« aus, das große Verheerungen anrichtete. Kostbare Teppiche und Vorhänge, ein Theil der Galerie, viele Kirchenstühle sind verbrannt, sehr werthvolle heilige Gefäße ganz geschmolzen, die schöne Stückarbeit in der Kuppelwölbung hnab- gefallm, übnhaupt so Vieles vernichtet und zerstört, daß der Schaden nur nach Tausmdm berechnet wer dm kann und lange Zeit erforderlich sein wird, um dm Tempel wied« zur Auf nahme dn Andächtigen in Stand zu setzen. Ucber die Ent stehung des Feuers ist nicht» bekannt. * Das heilige Hemde. Am 21. Juli war Aachen durchdrängt von dem Gewühle fromm« und fröhlicher Pilger, welche in vielm Wallnzügm durch die Eisenbahnen oder son stige Gelegenheiten angekommen warm und zum Dome eilten, um dem heiligen jungfräulichen Hemde ihre Ehrfurcht zu be zeugen, sich zu dessen Anblick begeistern zu lassen. Man will behaupten, daß an 60,000 Gläubige dieses Glückes theilhastig gewordm sind und einen Eindruck mit in die Heimath nehmen, welch« üb« aller Beschreibung steht Ueb« die Beschaffenheit des heiligen Hemdes find die Pilger, welche eö gesehen habm, nicht so ganz einig. Was die Form anbelangt, so schweigen sie in fromm« Hingebung; was ab« die Farbe und den Stoff betrifft, so meinm einige, Seide in Naturfarbe gesehen zu haben, währeno andere auf echten chinesischen Nanking schließen. Beide Stoffe wirken natürlich gleich «hebend und begeisternd. WaS die heiligen Windeln betrifft, so sollen diese mehr dm Anschein von Korkholz habm. Sie sollen auch bei weitem nicht in dem Grade, wie das heilige Hemde, die Andacht in Anspruch nehmm. — Großes Aufsehm «regte es am 22-, daß unt« den Pilgnn nach dem heiligen jungfräulichen Hemde auch eine höhere Bürgerschule der Nheinprooinz, irrm wir nicht der Stadt Grevenbroich, geführt durch ihre Lehr«, auftrat, und daß sogar ein Wochen- und Arbeitstag zu dies« Hemdmfahrt verwendet werdm konnte. Da der Glaube an daS heilige jungfräuliche Hemde weder im Nikäischm Bekenntniß steht, noch in neu«« Zeit als Dogma aufgestellt wurde, dürfte die rhei nische Jugend, zumal an Wochentagen, sich doch nützlich« mit Gegenständen des Unterrichts befassen. * Eines der interessantestm Dinge, welche man auf der Paris« Weltausstellung besuchen muß, ist das Etablissement von E. Nimmel aus London, im Park hint« der englischen Ab theilung gelegen. Man findet hier die Pflanzung des berühm ten Parfümeurs in Nizza eu miniature dargestellt, wo Tausende von Rosen, Orangm, Eassim und exotischen Pflanzen, welche d« Ausstell« unt« dm Augen d« Besuch« destillirt. Das Rim- melsche Atelier ist von fast allen Souveränen besucht worden, welche von der hi« ausgestellten meisterhastm Vervollkommnung in der Darstellung aller der Toileltewäss« und Parfüms, welche in dm Salons der Elite die Hauptzierde bilden, genaue Ein sicht nahmen. Beiläufig erwähnt, ist Nimmel Lieferant des Kaisers, sowie d« Königinnm von England, Belgim, Portugal und Niederlande. Rimmels vorzügliche neuen Parfüms, als: Lösses ^rudica, Ibs <lv Lkino, priocerr llelov», ?imcs Lkrisliso, ?stti kouquet, loäis-llougm t, IKIaox-ldlaoz, 8ilvisn floveeis, Llella Lols» llouquet, lül^ ol lk« Vale, litieo» kouqoet, Ldioesv üouquet rc. werdm auch in Dresden bei Oscar Baumann »«kauft. * Aus Nom schreibt man: Ein alt« Bischof aus Ame rika kam in dm Vatikan, auf einen Stock gestützt. In dm Vorzimmern bedeutete man ihm, daß « dm Stock zurücklassm möge. Er weigerte sich. Die Wache wollte dem alten Herrn den Arm bieten und ihn zum heiligm Bat« führen. Der Bischof antwortete: „Ich bin nur an den Stock gewöhnt; meldet nur dem heiligm Vat«. eS sei ein alt« Bischof da." Alan that es. Der heilige Vat« ging ihm entgegen und sagte: „Nun, wir Zwei sind wohl alt." Der Bischof über reichte den Stock dem heiligm Vater mit der Bitte: „er möge diesen Stock als Stütze seines Alters behalten." D« heilige Vat« erwiderte: „er wolle ihn nicht sein« Stütze berauben, und zudem sei er ihm zu schwer." D« Bischof aber bat: „Se. Heiligkeil möge doch den Deckel abnehmm." D« Bischof öffnete nun selbst, zog aus dem Stocke einm andern Stock von gediegenem Golde und sagte: „Das Futteral behalte ich, und den Inhalt bitte ich anzunehmm." Aehnliche Bewerfe der er finderischen Liebe gob es hi« mehre. * List über List. Ein Handelsmann ging die Linien straße in Berlin entlang, als plötzlich ein unbekannt« Mann, der ihm schon seit einigen Minuten gefolgt war, an ihn heran trat und die Frage an ihn richtete, ob er geneigt sei, ein Paar goldene Ohrringe und Broche zu kaufen. Verwundert über eine derartige ihm auf offener Straße gemachte Offerte, ersuchte er dm Fremden, in ein Haus zu treten, um dort dm Handel ab- zumachm. Dort wurden die betreffenden Goldsachm dem Han delsmann übergeben, welcher sich bald überzeugte, daß dieselben echt seien. In der Voraussetzung, daß die Gegenstände von einem Diebstahle herrührten, bot er einm so niedrigen Prcil, daß der Fremde erklärte, von dem Geschäfte uirter diesen Um stände« abstehm zu müssen. D« Handelsmann, welch« dm schon genau auSkalkulirten Gewinn sich nicht entgehm lassen wollte, nahm nun zur List seine Zuflucht, «klärte dem Fremden rund heraus, daß er bestimmt glaube, die ihm offene ten Gegend stände wären nicht auf ehrliche Weise erworben und er werde, sofern « ihm dieselben nicht zu dem ihm gebotenen Preise über lasse, einm Schutzmann herbeirufen, um ihn festnehmen zu lassin.' Nunmehr sah sich der Verkäufer gezwungen, gute Miene zum bösm Spiele zu machen, er übergab die Goldsachen demselben und empfing dafür dm verabredeten winzigen Preis. Kaum halte er denselben ab« in Händm, als er eine völlig veränderte Physiognomie annahm, den Käufer beim Kragen faßte und ihm zurief: ,Haben wir Dich endlich gefaßt, alt« Gauner?! Jetzt marsch zur Wache." Nun war die Reihe des Bitten» an "dem Händler. Er bot Geld üb« Geld, um dm angeblichen Pol« zisten zu bewegen, ihn frei zu lassen, worauf dieser jedoch nicht eingehm zu können erklärte. Nachdem « endlich dm LoSkaufs- prei« bis auf zehn Thal« gesteigert, ließ sich der Polizeimam» erbitten, nahm dieselben und auch die soeben verkauften Gold sachm und entfernte sich unt« der Warnung, Jen« möge sich in Zukunft bei seinen Geschäften vorsehm. Erst lange Zeit nach dem Verschwinden de» Fremden «holte sich d« vom Schreck betäubte Händl« und nun «st fiel ihm ein, daß « das Opfer eines JndustrierittnS geworden sei. * Absagebrief. Alfred d' Aunay, der bisherige Bericht erstatter üb« die Ausstellung im „Figaro", zeigt an, daß er diese Arbeit abgiebt. „Die Ausstellung, klagt « vielleicht nicht ohne Berechtigung, wenn auch mit einig« pessimistisch« Em pfindlichkeit, die Ausstellung »st nur noch ein groß« Jahrmarkt. Da die Entscheidung d« Jury nicht werth ist, dm wirklichen Besuchern als Führerin zu dimen, so bleibt die Ausstellung nur noch ein großer Spazierplatz, ein Punkt, d« merkwürdig genug ist, um besucht zu werden, wo man aber, leid« Gottes, von dm Gauklern überschriem und durch tausende der gemein sten Versuchung« n belästigt wird . . . Als ich früh« meinen Lesern di« Herrlichkeiten des tunesischen Palastes beschrieb, dachte ich nicht, daß man Absynth und Bi« daS GlaS zu sechs SouS darin »«kaufen würde; als ich von dem chinesischen Hause sprach, ahnte ich nicht, eS sei dazu ausersehm, einm Gaukl« zu be herbergen, der Säbel verschlucke . . . Ueberall da, wo die Ingenieure und die Künstler das Höchste in ihrem Fache gelei stet, hat man Trödler, Kneipwirthe und jene Krämer sich ein nisten lassen, welche die Polizei nicht einmal auf der offenen Straße duldet. Das Alles haben Herr Leplay und seine Leute für gut befunden, und darum, Herr Leplay, kann ich nicht mehr der Ihrige sein . . . Herr Leplay hat die Ausstellung groß gemacht und sie jetzt so herabgewürdigt, daß sie. nicht mehr ver dient, Gegenstand eines Tagesberichtes zu sein". * Japan europaisirt sich zusehends. Als der britische Gesandte, Sir Henry S. ParkeS, Anfangs Mai in Osaca bei dem Taikun zur Privataudimz zugelaffm wurde, ward « mit einem ganz nach französisch« Weise zuberritetm und servirten Din« überrascht; auch das ganze Tischgeräth war aus euro päischen Fabriken D« Taikun machte selbst den Wirth und scheint sich der Gabeln und Messer so geschickt wie se ne Gäste bedient zu habm. Nach beendet» m Mahl wurde ebenfalls euro päisch getoastet. D« Taikun tränt die Gesundheit d« Königin Victoria und des Gesandten, der Gesandte die seinige. Schließ lich begaben sich Wirth und Gäste in ein anderes Zimmer, wo der Kaffee eingenommen wurde. Beide Zimmer warm ganz europäisch möblirt; dm Boden deckten Brüssel« Teppiche, die Wände waren mit Tapeten, Blumm und Vögel darstellend, bekleidet. Nur in dem öffentlichen EmpsangSsaal war alle» japanesisch. D« Taikun ist ein Mann von mittler« Größe, sieht hüb'ch und sehr intelligent aus, hat glänzmde Augen und eine sehr angenehme weiche Stimme. Ganz wie d« englische wurden auch der amerikanische, französische und holländische Ge sandte empfangen. * Wandelung n. Vor mehreren Wochen wurde bekanntlich in München Richard Wagner s „Lohengrin" auf die Bühne de» HoftheaterS gebracht. Der KrönungSmantel, welchen bei d« Vorstellung Fräulein Mailing« als Elsa trug, weiß« Atlas mit schwerer, echter Goldstickerei, ist ein früh«« StaatSmantel der Königin Marie von Hannover, von welch« « für die Auf führung der bezeichnten Wagmr'schm Oper um einm hohen Preis, man spricht von mehreren Tausend Guldm, «standen worden ist. Ein guter Bayer. In Bettest deS Besuches des Königs Ludwig l. in der Restauration von Sedlmayr in Paris wird gelegentlich «wähnt, daß Se. Majestät zu dem daselbst eingenommenen Gabelfrühstück Hausbrod nahm, das Tags zu vor in München gebacken und noch völlig frisch war; fern« ließen Se. Majestät sich eine Portton — Knödel verabreichen: gewiß ein Beweis für die beste Gesundheit des 8 l jährigen Monarchen. * Wien. Am 2t. Juli Morgens brach in Lichtenwörth in ein« Scheune Feu« aus, das in 2 Stunden 40 Wohn gebäude mit allen dazu gehörigen Wirthschastsgebäudm und der bereits eingebrachtm Ernte von Heu und Korn vernichtete. Leider gingen auch 5 Menschenleben verloren: 2 Kinder ver brannten in einem Hause und eine Bäuerin, welche sich mit ihren beidm Kindern in den Keller des Hauses flüchtete, fand man dort erstickt. Da in der Scheune, wo das Fm« entstand, 4 Personm mit Dreschen beschäftigt waren, liegt der Verdacht einer großen Fahrlässigkeit nahe. * Essen. Unterm 22. v. M. hat der Grubenvorstand der Zeche ver. Saelzn u. Neuack ein Eircularschreibm an die Betheiligtm der Zeche «lassen, worin die Miltheilung gemacht wird, daß der Vorstand einm Beittag von lO Thlr. pro Kux für die Hinterbliebenen d« Lugauer Bergleute in Aussicht ge nommen habe. Im Falle die Betheiligten ihre Zustimmung hierzu ertheilm, was nicht zu bezweifeln steht, so würde die nicht geringe Summe von 1280 Thalern den Unglücklichen zerfließen. * Linz. Am letzten Mittwoch hatten zwei Officiere der hiesigen Garnison ein Säbelduell, wobei der eine eine so schwere Veiwundung am Arme erlitt, daß er in einer Tragbahre vom Kampfplätze getragen werden wußte.