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»ämpfwaqen. -l ö». — Mittwoch, den 31. Juli, Bormittag 9 Uhr wird bei dem königl. OberAppellationsgerichte wider den von dem Bezirksgericht Meißen wegen Raubes zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilten Karl Gottlieb Franke aus Mohorn öffentlicher Verhandlungstermin stattfinden, wobei die Staats anwaltschaft durch den Stellvertreter des k. Generalstaatsan- waltS Arni AppellationSrath Klein»,, die Verthcidigung durch den Herrn Adv. Wilhelm Scheuster I aus Meißen vertreten sein wird. — Wer daS Leben und Treiben der Festwoche vom höch sten Standpunkte aus bewundern will, der besteige einmal den Kreuzthurm, von welchem aus sich ein herrlicher Fernblick ent werfen läßt Ein große» Panorama entfaltet sich vor den Augen des Sterblichen. Berg und Thal, Wald und Feld, Flur und Aue wechselt in allen Schattirungen ab und namentlich wunder sam nimmt sich die Vogelwiese aus, die einem Ameisenhaufen gleicht voll lebendigen Lebens. — Eine Kapelle »a Miniatur, eine kleine Gesellschaft leben der Automaten kan» man das Knaben- oder Fugendmusitchor aus Leipzig nennen, welches heute sein Abschiedsconzert im Schillerschlößchen gi'cbt. Jeder Einzelne vom Tambour bis zum Solotrompetcr ist tüchtig an seiner Stimme: sammtliche 30 incl. der' Tamboure, lösen selbst für den Kenner ihre Auf gäbe. Zu bewundern ist die reine Stimmung und das exakte Zusammenspiel, was jedenfalls dem Herrn Direktor Schmidt große Mühe gekostet haben mag. Wer sie nicht gehört, ver schaffe sich diesen Genuß, da man ohnehin an der prächtigen Gas-Illumination noch eine recht hübsche Zugabe hat. — Am Sonnabend Abend ward in einem neuerrichteten Hause der Turnerstraße zu Leipzig der Richtschmaus gefeiert, zu welchem etwa 26 Personen und 14 Musikanten geladen waren, welche ihren Platz sämmtlich in einem großen, erhöhten Parterrezimmer des gleichfalls neugebauten Seitengebäudes fan den. Die aus Damen und Herren bestehende Gesellschaft war bereits in die für solche Gelegenheiten erwünschte heitere Stim mung gelangt, als ganz urplötzlich der Boden wich, die Erde sich öffnete und die Festgäste und Musikanten sammt Tafel und Instrumenten in die Tiefe versanken. Offenbar hatte der frisch gemauerte Boden durch die jetzige feuchte Witterung den Halt verloren und war der starken Belastung plötzlich gewichen. Als man unter dem furchtbaren Krachen, Poltern und Auf schreien zu Besinnung kam, fand man sich 5 Ellen tiefer als vorher, im Keller; die Lichter waren sämmtlich verlöscht, Men sche», Stühle, Flaschen und Gläser, Schüsseln und Teller, Speisen und Weine lagen mit den Steinen vermischt in wirrein Gedränge durcheinander: Mancher schrie vor Schreck, Mancher vor Schmerz, denn eS war leider nicht ohne Verwundungen abgegangen. — Der in unserm Blatte gemeldete um 6 s Uhr früh am Mittwoch den 24. d. MtS. ausgcbrochcne Brand der Apotheke in Großenhain hat im Wesentlichen nicht das ganze Gebäude zerstört, sondern nur den oberen Kräuter - Boden, wo sich die Rpothelen-Dorräthe befinden, angekohlt. In Folge der recht zeitig eingetroffenen Löschmannschaften wurde dem Feuer bald Einhalt gethan und bis auf Durchnässen der beiden unteren Etagen ist, da sämmtliches Mobiliar re. und das Waarenlager versichert gewesen, dem Besitzer kein erheblicher Verlust ent standen. — Die Dresdner Gewerbehalle auf der Vogelwiese ist es besonders, die diesmal als ganz neues Institut die Ausmerk- samkeit der Besucher auf sich lenkt und als ein wesentliches Mittel zur Hebung deS Festes betrachtet wird. Es ist dies eine Ausstellung gewerblicher Erzeugnisse Dresdner Gewerbtreibender, die in einer eleganten, geschmackvoll ausgeführten Halle von 4900 Quadratfuß Rauminhalt arrangirt ist. Es soll dies, wie der Prospekt sagt, eia Versuch sein, dem Feste an und für sich einen neuen Reiz zu verleihen, dem Publikum eine anständige, würdige und belehrende Unterhaltung zu bieten und den Aus stellern bei sehr günstiger Präsentation ihrer Artikel Gelegenheit zun Bekanntwerden und Verkaufen derselben zu geben. Um deafHeste entsprechend auch gleichzeitig für eine anständige Er heiterung zu sorgen und den so überhand genommenen Lotterie-, Telegraphen- oder Bretspielen die Wage zu halten, findet eine Prämienvertheilung statt und zwar derart, daß jeder daS Entree von 3 Ngr. Zahlende zugleich ein LooS erhält, was gewinn fähig ist für einen Gegenstand von 5 Ngr. bis zu 100 Thlr. hinauf. Die Loose sind von der Polizei gestempelt, das Ge- winnverzeichniß von derselben geprüft und wird die Ziehung unter polizeilicher Aufsicht vollzogen. Die Unternehmer, die Herren O. Weitzmann und C. H. Kühnel, haben damit nur im Interesse des Publikums gehandelt. Unter den zahlreichen Aus stellern heben wir als besonders erwähnenswerth hervor die Herren Amand Erichiohn mit seinen Hirschhorn- und Steinpasta- waaren, Otto Weitzmann Nähmaschinen, Muster von Maschinen arbeit), die DrechSlerwaaren von Teich, die Patent-Faßhähne von B. Leuschncr, die Portefeuille- und Lcderwaaren von G. F. Fischer und C. Heinzc, den mit neuem Mechanismus zum Zurückschlagen der Decke versehenen Luxuswagen von Spahr- manu, die Tapeziererarbeiten von Robert Rätzsch, die Holzwaa- ren und feinen Spirituosen von L. H. Schulz rc. Das Ar rangement der innerm und äußeren Halle ist ein höchst ge schmackvolles, und war schon der erste Festtag in Bezug auf den Besuch ein höchst lohnender. Der Besucher findet eine reiche Auswahl fast aller Industriezweige, mögen sie LuxuSsachen oder praktische Artikel betreffen. Besonder- anziehend ist für da» Publikum die Lotterie und Jedem kann da» Glück zu Theil wwden, für s ine 3 Ngr. noch mit Schätzen beladen fortzugehen. Es sind 500 Gewinne in dem Glückskasten, die Loose befinden sich in eleganten CouvertS, und wer von den 5000 Loosen allemal eine gleiche Zehnerzahl also hintm mit einer Null heraussindet, der hat keinen Fehlgriff gethan. Schon am ersten Nachmittag wurde der Hauptgewinn gezogen im Werthe von 104 Thalern. Ein junger Fremder war der Auserkorene, der, man staune, für seine 3 Ngr. Gegenstände im Werthe von 104 Thl. gewann: er erhielt einen großen Toilettentisch mit Spiegel, ein Fauteuil, einen Sophalisch und Sopha. alles in Nußbaum. Man hätte den Glücklichen sehen sollen, wie er, non aller Welt be grüßt u/d b 'N'U'. e: < nk de:n ^opi w'.ea >nd sckn-un- zrlnd im Stillen sich sagm mußte: „Die« Alle» ist mein — und zwar für 30 Pfennige!" Wer also diesem Glücklichen gleichen will, der greife ebenfall« hinein in den verhängnißvollen Kasten — Fortuna hat ja für Jeden etwa». — Gutem Ver nehmen nach sind am ersten Tage 4500 Entreekarten (Loose) verkauft worden und dürste deshalb schon gestern eine neue Lotterie Serie begonnen haben. — 0. Großenhain, 28. Juli. Die wiederum bevor stehenden RcichStagSwahlen erregen bis jetzt zwar noch bei Weitem nicht das Interesse, das sich bei der ersten Wahl geltend machte, doch beschäftigt man sich allmählig mit der Frage, wer in Vor schlag zu bringen sei. Von konservativer Seite ist wiederum das Absehen auf Herrn von Zehmen auf Stauchitz gerichtet worden, der auch anzunehmen bereit sein soll, dagegen hat der frühere liberale Candidat I»r Rentzsch aus Dresden auf von hier und von Meißen aus gestellte Anfragen sich zur Annahme einer Wahl nicht bereit finden lassen, vielmehr mit Hinweis auf dringende Berufsarbeiten und Gründe politischer Natur im Voraus abgelehnt. — Am >7. d. M. wurde in Neuschönefeld eine 57 Jahre alte Wittwe in ihrer Wohnung erhängt aufgefunden; sie soll sich das Leben in Folge eines langjährigen körperlichen Leidens genommen haben. — Am 13. d. M. MittrgS brannte auf der Pulvermühle zu Zwenkau der Dachstuhl eines Kohlmbrenn- hauses ab, welches etwa 100 Ellen vom Pulvermagazin ent fernt stand. — In Naunhof ereignete sich am 15 d. M. während deS Jahrmarktes das Unglück, daß ein achtjähriges Mädchen, welches mit andern Kindern auf der Straße einem Drehorgelspieler zuhörte, von einer daher kommenden Kutsche überfahren und auf der Stelle getödtet wurde. — In Geit- hain trank ein fünf Viertel - Jahre altes Kind das auf dem Fensterbrette stehende Wasser, welches man in einen Teller auf Fliegenpapier gegossen hatte, und starb trotz schneller ärztlicher Hülfe nach Verlauf mehrerer Stunden. — In Blumroda bei Borna ereignete sich am 13. d. M. der traurige Fall, daß das dritthalbjährrge Kind eines Zieglers, das mit einer ältern Schwester in der Nähe der Ziegelei umherlief, in eine mit glühender Asche Asrgefüllte Grube siel. Das ältere Mädchen zog die Kleine zwar schnell wieder heraus, doch starb diese wenige Stunden später an den erlittenen Brandwunden. Auch das andere Mädchen hat sich schwer verbrannt. — In Wilden - Hain bei B»rna wurde am 18 d. M. eine etwa 60 Jahre alte unbekannte Frauensperson an einem Baume erhängt aus gefunden. — Beim Eisenbahnbau zwischen Waldheim und Dö beln wurde am 12. d. M. ein Arbeiter von einer niedcrstür- zenden Erdwand so schwer verletzt, daß er nach einer Viertel stunde den Geist ausgab. Er stand im 52. Lebensjahre und hinterläßt sieben meist erwachsene Kinder. — In dem Dorfe Börtewitz bei Mügeln schlug am 14. d. M. Abends der Blitz in ein Wohnhaus, zündete und legte dieses sowohl, wie auch daS angebaute Stallgebäude in Trümmer. Zum Glück ver. mochte der Besitzer so ziemlich seine ganze unversicherte Habe zu retten. — Zu Lüttewitz in der Leisniger Gegend bemerkten neulich zwei als Kirschpflücker auf einer Plantage angestellte Männer, daß sich ein ganzer Schwarm Staare auf einem der Bäume niedergelaffen hatte. Sofort nahmen Beide ihre mit Schroi geladenen Flinten zur Hand und rannten nach dem Baume hin. Dabei hatte der Eine das Unglück, mit dem auf gezogenen Hahne anzustoßen, das Gewehr entlud sich und die volle Ladung drang in den Rücken seines vor ihm herlausenden Kameraden. Leider scheint derselbe lebensgefährlich verwundet zu sein, er ist 26 Jahre alt und verheirathet. — In Lunzc- nau hat amH9. d. M. ein 25 Jahre alter Webergeselle sich durch Erhängen selbst entleibt, aus Furcht vor der Verhaftung, die ihn wegen eines kurz vorher auf seine Geliebte ausgeführ ten Mordversuchs erwartete. DaS Mädchen ist zwar schwer, aber nicht tödtlich verletzt. — In Choren bei Nossen starb am 5. d. M. ein vierjähriges Kind an den Folgen des Bisses von einem tollen Hunde. — Das für den Freitag der diesjährigen Festwoche be stimmte und von Herrn Oberfeucrwerker Zschau angefertigte Feuerwerk dürste diesmal eine größere Dimension annehmen und ein größeres Interesse beanspruchen Die ersten beiden Theile werden durch besondere Ueberraschungen imponiren, und wenn wir auch nicht gerade vorher Alles aus dem Programm verrathcn dürfen, so heben wir doch als ganz neu die Jagd einer Schlange nach einem Vogel, die Raderdecorationen, ferner das sächsische Wappen, die Namenszüge des sächsischen Königshauses rc. hervor. Den Schluß des Feuerwerks wird die Beschießung und Der- theidigung einer 32 Ellen langen und 19 Ellen hohen Festung bilden, die erst matt beleuchtet, später, sobald das Batterie- und Jnfanteriefeuer zu wirken anfängt, in vollen Flammen steht. Raketen entzünden die Festung, die Thürme stürzen zusammen und werden! in die Luft gesprengt, kurz, es wird ein zweites Königgrätz sich entsalten, natürlich no mioisiur»'. — Hauptgewinne 2. Classe 72. königl. sächs. Landes- Lotterie, Vormittags-Ziehung am 29. Juli: 12 000 Tbkr. Nr. 3z8'4. 0000 Tblr. Nr. 10559 1000 Tblr. Nr. 9696 74126. 400 Tblr. Nr. 2743 4222 27935 28313 31054 31721 85618 70054 73063 75052 76-545. 200 Tblr. Nr. 6288 U5I7 13309 15731 I773I 20164 20982 32192 33287 44578 45704 48163 48070 50952 51367 53198 55708 65358 67806 73542 76074. LaMesgeschtchte. Hannover, 24. Juli. Der „AugSb. A. Ztg." schreibt man von hier über die Abreise der Königin: Die Königin Ma rie bestieg gestern Morgen mit dem ersten Donnerschlag eines furchtbaren Gewitters, welches sich über daS ganze Land aus gedehnt zu haben scheint, auf der Station Nordstemmen den Bahnzug, der sie aus dem Lande führte, in welchem sie, wie sie oft gesagt, das reichste Glück, aber schließlich auch das schwerste Leid erfahren. In ihrer Begleitung befand sich die Prinzessin Marie, der Geh. Rath v. Stockhausen und Fräulein Neinking. Trotz des schlechten Wetters hatten sich aus allen Stationen, an denen der Zug hielt, die Umwohner in großer Zahl vcr- ! sammelt, um ihrer Königin das letzte Lebewohl zu sagen. In Gö't'ngen zeigte sich die Teilnahme am lebbcffl.sten. Der Perron konnte die Menge nicht soffen, welche noch die Säle de« CisenbahngebSude« und dm Platz vor demselben füllten. Da men und Studenten überschütteten dm Wagm der Königin mit Blumm und Abschiedsgedichten. Am geringsten zeigte sich die Theilnahme in Münden, der lehtm hannoverschen Station, wo nur ein Greis an den Wagen trat und der Königin eine Ab- schiedsadresse überreichte. Wien, 29. Juli. Soeben ist die zu Ehren des Sultan» auf der Schmelz abgehaltene große Revue bemdigt. Die hohm Herrschaften wurden von dem zahlreich versammelten Publikum lebhaft empfangm. (Dr. I.) PariS, 28. Juli. In der gestrigen Schlußsitzung de» Senats sprach Duzim: „Preußen bildet einen nördlichen Offm- sivbund gegen Frankreich, Preußen wird eS bei dm bisher er rungenen Erfolgen nicht bewenden lassen. Ich hoffe, daß der Augenblick bald kommt, wo die großen Staatm Preußm da» ihm angemessene Verhältniß zuweism werden. Dann wird Frankreich den übrigen Nationen in einer glücklichen friedlichen Rivalität gegenüber stehen." Paris, 29. Juli. Der heutige „Moniteur" mthält fol gende Note: Verschiedene auswärtige und französische Journale veröffentlichen, al» in Wahrheit begründet, Lngabm, welche der Art sind, um Unruhe und Besorgniß in die Operationen des Handels »nd der Industrie zu bnngen. Man versichert hart näckig, daß die auswärtigen Beziehungen Frankreichs gespannt seien und zur Vorahnung eines mehr oder weniger nahen Con- flictS berechtigen. Um diese Angabm wahrscheinlicher zu ma chen, meldet man die Errichtung zweier Lager, sowie andere militärische Vorbereitungsmaßregeln und behauptet, die Stärke der Armee habe dieselbe Höhe, welche sie gegen Ende April erreichte. Diese der Begründung entbehrenden Gerüchte können ihre Entstehung und Ausbreitung ausschließlich nur feindseligen Leidenschaften, interessirten Speculationcn und bedauerlicher Leichtgläubigkeit verdanken. Die Wahrheit ist, daß die Regie rung sich keiner diplomatischen Frage gegenüber befindet, die derartig ist, um ihre friedlichen und freundschaftlichen Bezieh ungen zu den verschiedenen Mächten zu modificiren. Da» Flo rentiner Cabinet ergriff die energischsten Maßregeln, um die päpstliche Grmze gegm jedm Angriff zu schützen. Die Sep tember-Convention wird entschlossen auSgeführt werden. In Frankreich wird kein neue« Lager errichtet werden. Die Jahr gänge 1860 und 1861 der KriegSdienstpflichtigen sind seit dem 1. Juni vollständig in ihre Heimath entlassen. Die active Ar mee ist somit allein zusammengesetzt aus den vier Jahrgängen 1862, 1863, 1864 und 1865. Der Jahrgang 1866 wird Ende August einberufen; allein es ist die Absicht der Regierung, gleichzeitig dm Jahrgang 1862 zu entlassen. Auch vom I. September ab also wird die active Armee, wie gegenwärtig, nur vier Jahrgänge von sieben dienstpflichtigen enthalten. Der Pferdebestand hat sich in Folge der April-Ankäufe zwar merk lich erhöht; allein das Kriegsministerium ist entschlossen, 8000 bis 10,000 Pferde an Ackerbauer zu übergeben. Die Regie rung hegt das Verträum, daß so präcise Erklärungen, wie die vorstehende, Beunruhigungen, welche der öffentlichen Meinung sich hätten bemächtigen können, zerstreuen werdm. (Dr. I.) * Wiener Kellnerinnen in Paris. Vor einigen Tagen ist ein zweiter Transport, bestehend aus sechs Wiener Kellnenncn, nach Paris abgegangcn, um die, in der Dreherschm Restauration im Ausstellungsgebäude entstmrdenm Lücken wieder auszufüllcn Fünf der vor wenigen Monatm zu gleichem Zwecke dahin abgereistm Mädchen habm ihr Glück bereits gemacht. Eine derselben, eine gebornc Wienerin, dürfte binnm Kurzem ihre Vermählung mit eine,» „spanischen" Grand feiern. Eine Zweite, deren Vaterland Ungarn ist, wußte das Herz eines der bekann testen Männer des Foubourg St. Germain zu fesseln und hat mit ihrem Zukünftigen bereits die Hochzeitsreise angetretm. Die schöne Polin, die gleich bei ihrem Erscheinen allgemeines Auf sehen erregte, wohnt seit einem Monat in einer reizenden Villa unweit Vichy an der Seite eines altadligen Marquis, der ihre Zukunft mit einer Verschreibung von 200,000 Francs sicher- gestellt hat. Die vierte der Glücklichen fesselte einen ameri kanischen Nabob durch ihre imposante Gestalt, sie stammt aus dm Tmoler Bergen und ist seit zwei Wochen durch das Welt meer von Europa getrennt. Die Letzte endlich, gleich der Erst genannten ein Wiener Kind, ist an der Seite eines bekannten Lebemannes und Verehrers des schönen Geschlechtes, der eben einige Millionen an der dortigen Börse gewonnen hatte, in ihre Vaterstadt zurückgelehrt. * AuSstcllungS-Qualen. In der für da» Material der freien Künste bestimmtm Abtheilung aus der Weltausstel lung befinden sich unter Anderem die chirurgischen, physikalischm und musikalischen Instrumente. Die furchtbarsten unter diesen Instrumenten, schreibt man der „N. Pr. Z ", sind nicht die erst-, sondern die letztgenannten, und unter diesen die Klaviere. Unter allen vierfüßigm Wesm ist keines so entsetzlich, al» das Klavier, wmn es gereizt wird. Es befinden sich in der Ab theilung für musikalische Instrumente einige hundert Klaviere au» aller Herren Länder. Vormittag« stehen sie still und ru hig da, gehüllt m ihre Ueberzüge, und thun Niemandem was zu Leide ; aber gegm 3 Uhr Nachmittags kommm die Klavier pauker und strecken die Glieder und setzen sich nieder «nd wir beln, indem sie die Mähnen schütteln und Blicke der Sckbst- zufriedmheit nach allen Seiten der Windrose und nach dem Plafond schleudern, so wild auf dm elfenbeinernen Tasten herum, daß die Instrumente ein rasche» Geschrei auSstoßm und Einem Hören und Sehm vergeht. Die zwei eifrigsten Rivalen unter den Pianofabrikanten sind Seinway und Söhne aus Newyork cingcwanderte Deutsche, und Chickering und Söhne aus Boston. Vor den Jnstrumentm beider Häuser sitzen in den Nachmittagsstunden die namhaftestm Pariser Pianisten und suchen sich gegenseitig zu übcrtäuben. * Deutsche Sprache! Bayerische Muttersprache — o himmlische Musik des Worts! Der Magistrat von Murnau in Bayern macht bekannt, daß er folgende „Strcugründe" ver steigert: Das PföderlmooS, die Kühwampeu, die Schmahcrwicse, die Wcnglwieserwahd, den Köchelnvfil, die Ramsaschlüsseln, da» Lwchenboig nwösl, das Tnebelficklmoos u s. w.