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Lrschektt: «V» srüh 7 ll»r. Inserate «,rd«u angenommen: btiLbendsS.Sionn- tag» bi« Mitlagt LL «br: M»rte»str«-e »». vuzelg kl dies Blatt« Kabul «tu« «rsolgruch« Bkrbrrtkwg. »aflag«: 13,000 Tageblatt für Auterhaltung aal» GeschäMeüchr. Mitrrdacteur: Theodor -robisch. F»«nne«e»k: «trrtelMrlichro«^. »einueutgeldlicher««. f«r»«g i»'« Hau». Lurch die NSuigl P^i dietteltLhrltchrr«gr. Linjclu» Numwrr» 1 Ngr. Inseratenpreise: ^ Mir de» Namu ,tm» grspalteueu Zeilr: - Ngr. Unter „Stng«^ saudt" bi« Zell« , Kgr. «ch EtWMHm» b«r Herau»»«b«r: Eiepsch üt Neichardt. — v«rautw»rtlicher «edaet«»r: IntivO Neichardt» Dresden, dm 37. Mai. — Ein erhebender Act fand am Sonnabend inmitten eine» Thciles sächsischer Krieger statt, die noch die Wundenmale und Narbm als Erinnerung an Böhmens Schlachtfelder tragen. ES erschien nämlich I. K. H. die Frau Kronprinzessin im Laza- reth der Pionnierkaserne und vertheilte an die dort befindlichen Schsischen Verwundeten selbst die neu von Sr. Majestät ge listeten Erinnerungskreuze, deren Form und Dekoration wir ch»n früher beschrieben haben. Die Frau Kronprinzessin hatte n einem Ledertäschchen ungefähr 100 Stück solcher Kreuze, an welcher sie mit eigner Hand vorher die betreffenden Bänder be festigt. Es läßt sich denken, welche innige Freude dadurch den Soldaten zu Theil wurde. — Erste diesjährige Exkursion des Dresdner Gewerbe- Vereins. Am Mittage der verflossenen Mittwoche sah der Leipzig-Dresdner Bahnhof reges Leben in seinen Räumen. Zu »inem Ausfluge nach Meißen zeigte sich die erfreulichste Thcil- »ahme, denn weit über 300 Mitglieder mit einer Anzahl distin- zuirter Gäste versammelten sich, um programmgemäß mit Extrazug die heitere und belehrende Fahrt zu unternehmen. Nach nur H6 Minuten flotten Dahinrollens ohne Zwischcnanhaltcn, langte man im Bahnhof Cöln (Meißen,, glücklich an, und in sechs verschiedene Sektionen, jede unter besonder»! Führer, alle unter Oberleitung des Vorstandes, marschierte man sogleich von da ab. Zunächst, inzwischen der beiden im Bau begriffenen festen Brücken, links die der Eisenbahn, rechts die vorm Jahre ge sprengte der Chaussee, über die schmucke Schiffbrücke. Das erstere Bauwerk, z. Z. nur an dm Ufern, d. h. mit Rücksicht auf Wafscrstand und pressanteren Bau des unterhalb gelegenen, noch nicht im Strome in Angriff genommen, wird aus stei nernen Pfeilern mit Eisenoberbau hergestellt, und zwar nach den vom bauführenden Ingenieure, Herrn Wasserbau-Inspektor Schmidt freundlichst mitgetheilter, durch instruktive Zeichnungen «läuterten Notizen mittelst dreier eiserner Joche von je 181 Fuß Spannung, einem dergl. von 67 Fuß am rechten Ufer, woselbst auch noch sechs Wölbbogcn von Stein; sowie mittelst zweier eisernen Jochen von je 66 Fuß Spannweite und zwei Wölbungen am linken Ufer. Im Sommer 1868 soll gemäß der Baudisposition diese Brücke fertig und dem Betriebe über geben werden. Sie ist mit 350,000 Thalcr veranschlagt. — Die alte Brücke war für die Herren Besucher von der Stadt seite aus zugänglich bis hart an die früher hölzerne, jetzt aus gesprengte Stelle. Wo früher zwei Holzspannungen mit einen: starken Mittelpfeiler standen wird man sehr bald zwei eiseUre Gliederträger, auf schmalem Mittelpfeiler aufliegend, erblicken und mit Genugthuung werden die Paffanten eine wesentliche Verbreiterung der gesammten Fahrbahn erblicken, indem an beiden Seiten, freistehend, auf Consolenartigen eisernen Trägern je 4 Ellen breite Trottoirs gebildet werden. Um diese letzteren in der Masse nicht zu schwer zu machen, ist die Abdachung — beiläufig zum erstenmale in Sachsen angewendet — mittelst ge wellten Eisenbleches, auf, welchem eine dünne Schotterschicht und dann Asphaltüberzug kommt, projectirt. Der bauführende Staatsbeamte, Herr Wasserbau-Inspektor Göbel legte in zuvor kommendster Weise die Bauzeichnungen vor, welche diese inte ressante auch dem Gefühle des Laien sehr zusagende neue Con- struction erläuterte. - Der Blick von der obern Kante auf die Fläche der im Vau begriffenen steinernen Pfeiler war für die Meisten interessant, bezüglich der sichtlich großen Akkuratesse und Solidität der Ausführung. — Von der Brücke weg wendete sich ein Theil der Sektionen zunächst nach der Albrechtsburg, ein zweiter zunächst nach Teicherts Chamott- und Ofen-Fabrik, und nachdem beide Etablissements alternirmd besichtigt waren, kamen Alle bei der Kgl. Porzellan-Manufaktur wieder zu sammen. Wir folgten der elfteren Abtheilung. — Wo früher die Utensilien und Apparate des Fabrikbctriebes die schönen gothischen Formm im Innern der Stammburg der Meißnischen Fürsten verdeckten und störten, wo an den architektonischen Zierden des Aeußern der Wurm der Zeit nagte, treten jetzt die Schönheiten dieses rein gothischen Bauwerkes wieder klar hervor, und erfüllen den fühlenden Beschauer mit Dank gegen die — noch in finanziell guter Zeit beschlossene — Restaurir- ung. Dies sprach auch der in liebenswürdiger Weise den Ver ein empfangende und geleitende Vorstand des Meißner Ge werbevereins, Herr Handschuhmacher Schmidt, im großen ehe maligen Kirchen-, später Banquetsaale in feurigen Worten aus, indem er „ein Hoch" auf Se. Majestät den König ausbrachte, welches in rührender Ueberraschung durch volltönenden Tusch der im hohen verdeckten Chore aufgestellten Hartmann'schen Kapelle — eine Aufmerksamkeit des Brudervereins — begleitet wurde. Dieser Tusch und einige weiter vorgetragene Piecen brachten die herrliche Akustik des Saales zur vollen Geltung, während im Nebensaale mit besonderer Güte Herr Ober-Land baumeister -Hänel, der Architekt für die Restaurationsarbeiten, die Grundrisse der Burg und des Domes ausgestellt hatte und persönlich erläuterte. — Schade war, daß nicht alle Teil nehmer gleichzeitig den Genuß der Musik haben konnten. Der aufmerksame Vorstand, Herr Oberinspektor Tauberth, sorgte wmigstens dafür, daß er für alle spätem Sektionen theilweis wiederholt wurde; so wie auch durch dessen Fürsorge der herr liche Dom bis in seine obersten Regionen — höckrige Thurm — unsem Mitgliedern zugängig gemacht worden war. (Schluß folgt., — Als der auf der Louisenstraße wohnhafte privatisirende Fleischer Schädlich, welcher im vorigen Jahre sein an der Leip ziger Straße unweit Vorstadt Neudorf gelegenes Stück Feld zur Schanze Nr. 10 hergeben mußte, vorgestern Nachmittag in einem Gasthause in Vorstadt Neudorf hörte, daß die Sachsen sämmtliche Wachen, sowie auch die Schanzenwachen bezogen hätten, beschloß er, der Schanzenwache Nr. 10, bestehend aus vier Mann, ein Diner zu geben. Er ließ eine Tonne Bier, einm Schinken und Brvd dahin schaffen. Ein jeder der Wach mannschaft, die Schildwache ausgenommen, und die dabei be- thciligten Gäste, mit Messern bewaffnet, griffen Schinken und Brod auf Commando an, und verlief dieser Kampf zu Jeder manns Zufriedenheit. Inzwischen wurde der Eingang zur Schanze und zum Wachlocal mit Blumen geschmückt. — Die Sonnabend Mittags von kompetenter Seite mit ziemlicher Sicherheit ausgesprochene Ansicht, daß der Wasserstand in Dresden ungefähr 3 Ellen reichlich bis 3" 12"), aber nicht über 4 betragen werde, hat sich bestätigt, denn am Abende desselben Tages 11 Uhr wurden hier 3 Ellen II Zoll, am Sonntag früh 5 Uhr aber 3 Ellen 9 Zoll, mithin 2 Zoll Fall, beobachtet. Nach einem amtlich provocirten Telegramme aus Leitmeritz Abends 8 Uhr war daselbst am „Sonnabend Mittag Stillstand bei 87 Zoll über Null. Schnee viel im Gebirge Böhmens, ohne plötzliche Regengüsse, aber höheres Steigen nicht zu gewärtigen. Dies zur Beruhigung des durch ein Privat telegramm am Sonnabend in Angst versetzten Publikums, welchem man anstatt „8 Fuß Wasserstand am Pegel in Außig" vielmehr „8 Fuß Wasserwuchs angekündigt hatte unter der eigenen Erfindung, daß in Dresden ein Wasserstand von 7 bis 7 s Ellen über Null eintreten müsse." Der mit Wafferverhält- nissen, wie es scheint, nicht sehr vertraute Verbreiter dieser falschen Hiobspost wird denn auch, wie wir hören, in den nächsten Tagen die gebührende behördliche Abfertigung erfahren, da ihm nicht unbekannt sein dürfte, daß eine königliche Behörde in Dresden ihren Sitz hat, welcher allein die Sammlung und Verbreitung von „Wasserdepeschen" zusteht Wir wollen ihm aber zum Voraus im Interesse des von ihn: irre geführten Publikums an der Elbe in Altstadt wohlmeinend zu- rusen: „Der Disponent muß das Feld praktisch verstehen, auf welchem er Andern befehlen zu können vermeint." — Vorgestern Abend wurde eine hiesige Dienstperson im Ostragehege noch lebend aus der Elbe gezogen, in der sie frei willig den Tod gesucht hatte. Man brachte sie in das Kranken haus. — Im Belvedere findet heute großes Extea-Doppel-Concert von Herrn Musikdirektor G. Franke und Abschieds Concert von dem Musikchor des königl. preußischen Garde-Grenadier-Regiments Königin Elisabeth unter Leitung des Herrn Musikdirektors Lö wenthal statt. — Auch ein Jubiläum! Freilich ein trauriges, aber ein seltenes, das unsere Gärtner aus dem Zeitenschoße herausstudirt. Vorigen Donnerstag, am 23. Mai, hatten wir I Grad Wärme, an demselben 23. Mai im vorigen Jahre zeigten die Wetter gläser 5 Grad Kälte und bestätigt dieses Factum recht deutlich Ben Akiba's Wort: „Es ist Alles schon einmal dagewesen!" — Wenn wir in unserem Blatte so manchem treuen Ar beiter durch die Typen des Buchdrucks eine kleine Nuhmeshalle auferbauten, so wollen wir letzt auch eines Arbeiters Namms Max Gallander gedenken, welcher in der Steindruckerei des Herrn Ed. v. Böhme Hierselbst volle 35 Jahre beschäftigt ist. Außer dem Steindruck hat dieser treue Cumpan freilich auch noch den Druck des Lebens kennen gelernt; er hält ruhig aus, weil auch im hohen Alter sein Principal ihm wohlwollend zu- rust: „Max bleib bei mir, geh' nicht von mir!" Er wird aus- halten, bis er einmal auf St. Trinitatis unter den Stein zu liegen kommt, und wenn er dann von dem Drucke des Erden lebens sich emporschwingend vor der Himmelsthür erscheint, blickt Petrus auf sein ruhiges Gewissen und — „Max bringt gute Zeichen mit!" — wird ausgenommen in die Wohnung der Seligen. — Soeben ist ein „Bericht des Gesammtausschusies des deutschen Sängerbundes über seine Geschäftsführung in der Zeit vom zweiten Sängertage in Dresden (Juli 1865) bis zum dritten Sängertage in Eismach" (der auf den 16. Juni 1867 festgesetzt ist) erschienen, in dem es im Eingänge heißt: In der seit dem letzten Feste verflossenen Zeit hat der Bund seine Kraft und seine Entwickelungsfähigkeit sich zu bewahrm gewußt. Die großen politischen Ereignisse sind eben so wenig wie die kleinen Anfeindungen einzelner Persönlichkeiten im Stande gewesen, die innere Berechtigung seines Wesms und seiner Aufgabe zu er schüttern. Wir stehm fest und treu zu dem Banner unsere» Bundes in dem unwandelbaren Verträum, daß das deutsche Lied, dem unser Sinnen und Trachten geweiht ist, mehr und mehr seine sittlich erhebende und einigmde Kraft bewährm und soweit die deutsche Zunge klingt, seine reichen Segnungm aus- breiten werde. Der Bericht schließt: Mögen alle deutschen Sänger in Dem, was sie unserer Kunst und unserem Bunde schuldig sind, stets treu erfunden werden und in freiwilliger Opferbereitschaft dem Ganzm ein- und untergeordnet, sich die Hände reichen zur brüderlichen Förderung des gemeinsamen Zweckes, auf daß wir unter allen Umständm das Recht behal ten, zur guten That begeisternd mit frmdigem Stolze zu singen: Deutschland, Deutschland über Alles, lieber Alles in der Welt! — Das interessanteste und jedenfalls werthvoüste Stück auf der Chemnitzer Industrie-Ausstellung ist ein Stück „In dium" aus dm Produkten der königlich sächsischen Hüttenwerke bei Freiberg. Das Indium ist der König der Metalle und ward vor ungefähr zwei Jahren durch Herrn Pros. Richter i» Freiberg entdeckt; ein etwa 4 Zoll langes, 1 Zoll breites und ^ Zoll hohes Stück, 1 Pfund schwer, im Werthe von 480V Thalern, hat der Entdecker nach Paris gesendet, wofür er jeden falls die goldene Medaille erringen wird; daß noch ein zweite», etwa thalergroßeS Stück desselben Elementes, von Herrn Apo theker Krause in Freiberg dargestellt, die Ausstellung ziert, hat sie bestimmt der Pariser voraus, ist also in dieser Art unüber troffen. Natürlich ist dies, wie das ebenfalls stark die Sinn lichkeit reizende Gold, in Form von Barren und Blech, wie da» Silber und Kadmium unter Glasverschluß; doch mag trotzdem manches Gemüth bei Betracht „des großen Mangels an Hebe»? fluß" von solchen Sächelchen sehr weh- und dehmüthig gestimmt werden. — Aus Annaberg wird uns die Mittheilung, daß die hier und da vorausgesagte Einstellung oder Verminderung von Cri- nolinarbeiten nicht zu befürchten seien und somit vielen tausend armen Arbeitern Brod und Verdienst nicht verkümmert werde. Ein völliges Verschwinden aus der Mode hat die Crinoline m soweit nicht zu befürchten, als selbiger nur der große Umfan genominen worden und sich auf ein bescheidenes Maaß reducirt hat, wodurch die Kleider der Frauen eine gefällige Form ge winnen, die ihnen auch bleiben niag sobald der Schönheitslinie kein Eintrag geschieht. Es wäre dies den: Arbeitern im Erz gebirge, vorzüglich in und um Annaberg herzlich zu wünschen, sobald sich nicht ein Ersatz finden sollte, welcher den bisher ge habten Verdimst einigermaßen ersetzt. — Oefsentliche Gerichtssitzung am 25. Mak (Schluß.) Zu der Nachmittags 4 Uhr stattfindenden Haupd- verhandlung war ein zahlreiches Publikum auf der Galerie, bestehend aus Arbeitern, versammelt. Als Zeugen sind drei preußische Soldaten vom Regiment Königin Elisabeth erschienen. Auf der Anklagebank befindet sich Carl Christoph Krause au» Wilschdorf, gewesener Soldat, der gewaltsamen Befreiung eine» Gefangenen angeklagt. Am 3. März war Tanzmusik auf dem „Reußischen Garten." Es entstand ein Exceß und namentlich war Streit zwischen einem Civilisten und einem Tambour vom Regiment Königin Elisabeth entstanden. Der Streit wurde geschlichtet; mittlerweile war aber ein Tambour von demselben Regiment auf die Wache gegangen und hatte dort eine Patrouille requirirt behufs Schlichtung des Excesses. Die Patrouille kam und ihr Führer sprach mit dem frühem Excedentcn vom Civil; dieser kam auch mit diesem Soldaten in Streit und es erfolgte daher seine Arretur. Er wurde die Treppe herabgeführt, eine große Menge Leute gingen mit ihm. Unter diesen war auch Krause. Auf einmal erhielt derjenige Soldat, welcher hinter dem Arrestaten ging, einen Stoß in den Rücken und einen Schlag auf die Pickelhaube. Der Soldat stolperte, der Arre- tirte auch und mit diesem der Soldat, der vor ihm ging. Da durch fühlte sich der Arretirte frei und entfloh. Die Ursache dieses allgemeinen Falles soll nun Krause gewesen sein. E» wird behauptet, und namentlich geschieht dies von einem preu ßischen Unterofficier, daß Krause ohne Anlaß und ohne von Anderen gestoßen worden zu sein, den Hinteren Sotdaten ge schuppt und geschlagen habe; Krause habe frei dagestanden. Die Thatsache des Schuppens von seiner Seite giebt Krause zu, e» sei dies aber absichtslos geschehen, denn die Treppe sei voll von Leuten gewesen und er sei von Anderen gestoßen worden und so auf den Patrouillenführer gefallen. Den ersten Arrestaten kenne er gar nicht. Krause wurde dann von dem von ihm ge stoßenen Soldaten gefaßt und arretirt. Staatsanwalt Held bezeichnet die Aussage des Unterofficicrs als Grundlage de» Beweises, und gestützt auf sie, beantragt er die Bestrafung, er sucht aber dcn Gerichtshof, auf keine Erschwerungsgründe Rück sicht zu nehmen, denn er glaube, daß nur bloser Uebermuch Krause veranlaßt habe, das ihm beigemessene Vergehm zu be gehen; das Motiv der That, den Gefangenen zu befreien, läge f ii- I M