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Sonnabend. 18. Mai 18-7^ M«-«: ««ttch früh 7 ll-r. Inserate »erde» angenommen? «»Lben-»S,Sonn en-» bi« Mittag» 1» Uhr: Marienstraße 1»« Wazrtg. in dies. Blatt» st»b«« eine erfolgreich« ««rbrritnug. Inflag«: 13,000 AS«nn«»e»t.' «ertUMrlichr-«^ bei nurnt-eldlicher Li«» srruag tu'» Han» Durch die Lluigl. Post rirrteltLhrlich -2 Rgr- kiujUue '/lummem 1 Agr Tageblatt für Unterhaltung mid Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arodisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltene» Zell«: 1 Rgr. Urner,,«ing«- saudt" di« Zeit, r Rgr. /, M^rechn« b«r Herau»g«b«r: Etepslh stk Vketlhardt. — verantwortlrcher Rrdarterer; JuttNN Vletlhardt- Dresden, den 18. Mai. — I. Maj. die Königin Marie und I. K. H. die Prin zessin Amalie sind vorgestern Abend von Jahnishausen wieder hier eingetrvffen. — Der Rittergutsbesitzer Friedrich Henning von Arnim auf Crossen ist zum Friedensrichter im Amtsbezirke Gerings- rvalde ernannt, und dem ordentlichen Professor der ostasiatischen Sprachen an der Universität zu Leipzig, Oe. pbil. Hermann Brockhaus, von Sr. Maj. dem Könige von Preußen der Kronen orden 3. Classe verliehen worden. — Chemnitz, Freitag, 17. Mai, Mittags. (Directe Meldung des „Dresdner Journals".) II. MM. der König und die Königin, sowie II. KK. HH. der Kronprinz und die Krau Kronprinzessin trafen zur feierlichen Eröffnung der Aus stellung heute Vormittag halb 11 Uhr hier ein. Auf dem Bahnhofe waren zur Begrüßung anwesend: Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz, Kreisdirector Uhde und Amtshauptmann v. Könneritz, sowie die Spitzen der übrigen königlichen Behörden, die Kommandanten und Officiere der gegenwärtig königlich preu ßischen und der künftigen königlich sächsischen Garnison, Depu tationen des Raths und der Stadtverordneten, sowie auch der Ausstellungscommission. Das zahlreich versammelte Publikum brachte Ihren Majestäten beim Verlassen des Bahnhofs nicht enden wollende Lebehochs, welche sich wiederholten, als die allerhöchsten Herrschaften um 11 Uhr im Ausstellungsgebäude einträfen. Die Eröffnungsfeier fand dem Programme gemäß statt, indem nach dem Vortrage einer Fcstcantate von hiesigem Gesangvereinen, Bürgermeister Müller die Begrüßungsrede sprach und schließlich, nach der Ausführung des Händelschen Hallelujah durch sämmtliche Sänger, der Vorsitzende des Ausstellungsaus schusses, Newitzer, die Industrie-Ausstellung für eröffnet erklärte. Letzterer schloß seiner Eröffnungscrklärung ein Hoch auf Ihre Majestäten und das königliche Haus an, welches die Festver sammlung dreimal begeistert wiederholte. Im Hotel „Stadt London" findet Nachmittags halb 3 Uhr königliche Tafel von circa siebzig Couverts statt. Die Abreise Ihrer Majestäten nach Jahnishausen und des kronprinzlichcn Paares nach Dresdm er folgt Nachmittags 5 Uhr. Die Ausstellung macht einen eben ' so großartigen wie prachtvollen Eindruck. — In der sechsten Abendstunde des 15. Mai fand auf dem älteren Ncustädter Friedhofe die Beerdigung der irdi schen Hülle des am 13. Mai verstorbenen Oberstabsarztes Lenk, Ritter des Civilverdienstordcns, statt. D'e hohe allge meine Achtung, welche der Verstorbene sich sowohl durch sein langjähriges verdienstvolles Wirken als Arzt, sowie durch seinen edlen Charactcr als Mensch erworben, gab sich auch bei dessen Beerdigung durch die zahlreiche Betheiligung der Leidtragenden aller Stände kund, und so zahlreich wie das k. sächsische und k. preußische Officiercorps und die Militärärzte aller Rangklas sen dabei vertreten waren, von denen Letzteren drei dersel ben abwechselnd das Ordenskissen trugen; ebenso zahlreich wa rnt Männer auS dem Civilstande den irdischen Ucberrcsten ihres langjährigen treuen Arztes und Freundes gefolgt. Wahr und tiefergreifend schilderte an der Gruft, welche die Hülle des nun Verklärten aufzunehmen bestimmt war, dessen treuer Freund, der Herr Generalstabsarzt Professor Ur. Günther, die Ver dienste Lenks als eines der gewissenhaftesten, kenntnißreichsten . und theilnahmcvollsten Arztes, der mit gleicher Liebe und Sorg- ' falt sich aller der Kranken angenommen, die seine Hilfe ver langt, in der Hütte der Armen, wie in den Zimmern der Nei chen, und m welchem vor Allem die große Familie dcü säch sischen Soldatmstandes im Frieden wie im Kriege einen ihrer treuesten Freunde verloren; wie durch sein edles Herz, was nur für das Wahre, Gute und Erhabene glühcte, er allen sei nen Kameraden und Freunden lieb und thcuer geworden, so sei er auch ein Muster eines treuen und liebevollen Gatten und Vaters gewesm, und unvertilgbar werde sein Angedenken in allen Denen fortleben, die ihm nahe gestanden. In gleicher Weise sprach nach dem Herrn Generalstabsarzte der Herr Archi- diaconus Clauß und entrollte in lebendigen Zügen ein wahr heitsgetreues Bild des Lebens und Wirkens des Verstorbenen, worauf nach Gebet unter dm Trauerklängen eines Militär musikchors, welches die irdische Hülle auf den Friedhof geleitet, die Gruft dm mit überreichen Schmuck an Blumen und Pal menzweigen bedeckten Sarg ausnahm. Nachdem die Freunde deS Entschlafenen Vlüthen und Blumen als letzten Gruß in die finstere Halle des Todes nachgesendet, verließen die Leid tragenden den Friedhof, auf welchem nun die irdischen Ueber- reste eines der besten Menschen ruhen, der seiner Familie und seinen Freundm viel zu früh entrissen wurde. — Der Vorstand des allgemeinen deutschen Fraumvereins (Louise Otto-Peters, Ottilie v. Steyber, Aug. Schmidt, Alw. Winter, Henr. Hirsche!) hat die Generalversammlung des allge meinen deutschen Fraumvereins, die im vorigen Jahre in Folge der unglücklichen Zeitverhältnisse unterbleiben mußte, auf die Pfingstwoche (11. bis 13. Juni) nach Leipzig ausgeschrieben, mit Rücksicht darauf, daß ebenda während der Pfingftfeiertage der deutsche Schrisrstellerverein tagt. — Die botanische Excursion soll bei Eintritt günstiger Witterung heute Nachmittag mit dem Dampfschiff beginnen und, nach einer Ansicht von Pillnitz, sich durch den Friedrichsgrund, zur Erinnerung an dm Geburtstag des verewigten Königs Friedrich August II., begeben. Sattlern und Stellmachern, welche gute Sattelbüume in kürzester Zeit zu fertigen im Stande sind, will die königl. Militär-Lorraths-Anstalt größere Bestellungen aufgebm. — — „Das kann nur eine Verwechslung gewesen sein!" sagte am Mittwoch Abend ein junger Mann, der in dunkler Stunde über die Augustusbrücke ging. Harmlos ging er nach Altstadt, an nichts denkend, am allerwenigsten an das, was ihm bald darauf passircn sollte; denn kaum hatte er das Ende des Trottoirs erreicht, als ein fein gekleideter Herr ihm eine Ohrfeige gab, daß cs nur so krachte, Letzterer aber auch sofort, als er seinen Jrrthum merkte, ausrief: „Ach, ich bitte tausend Mal um Entschuldigung!" Das half freilich nichts, die Ohr feige war aufgcbrummt, und der Inhaber derselben hatte nichts Eiligeres zu thun, als sie wiederzugeben, was sich natürlich der Empfänger gefallen lassen mußte. Nach diesem kurzen Duett fand endlich die nöthige Verständigung statt. Die erste Ohrfeige beruhte auf einem Jrrthum; denn der freundliche Geber hatte in dem ihm aus der Brücke entgegenkommenden jungen Manne seinen Sohn vermuthet, den er auf einer abendlichen Streif partie zu erwischen vermeinte und ihm diesen schlagenden Beweis seiner väterlichen Gewalt zugedacht hatte. Es läßt sich denken, daß die beiden Ohrseigenkünstler beim Auseinandergehen keine besondere Abschiedsthränc weinten. — Kaffee, der sich gewaschen hat, muß nach dem alten Spruche gewiß ein vortrefflicher sein; Kaffee, der aber erst ge waschen werden muß, kann allerdings leinen Anspruch auf dies letztere Epitheton machen. In unsrer Expedition steht ein schlagender Beweis von Kaffeewaschwasser für Jeden zur Ansicht bereit, der sich überzeugen will, wie eine faule Industrie selbst Manöver ergreift, um den Kaffee, das Allerweltsgetränk, das, so zu sagen, mit uns aufstcht und mit uns schlafen geht, zu färben. Eine zufällig von einer Hausfrau angcstellte Wäsche einer Portion rohen Kaffee's ließ ein Wasser zurück, dessen ganz dunkelbraune Farbe mit schwarzgrünem Satz buchstäblich voll ständig dick und undurchsichtig, fast syrupzäh ist. Es dürste demnach sehr gerathcn sein, allemal den rohen, sogenannten grünen Kaffee, ehe er in die Brenntrommel kommt, vorerst ge hörig zu waschen, damit nicht der Magen einen innern Ueber- zug erhält, gegen dm Patcntwagenschmiere ein wahres Rosen pflaster ist. Vielleicht legt sich noch ein Industrieller auf Kaffce- waschmaschinen. — In Sebnitz ist ein Gürtlcrgeselle, aus Böhmen ge bürtig, verhaftet worden, welcher falsche sächsische, aus einer Zinnmischung gegossene Thalcr verausgabt hatte. — Die sächsischen Lehrmittel auf der Pariser Ausstellung haben nach hier eingegangencr Nachricht die goldene Medaille erhalten. Preußen erhielt die silberne. — Nach Paris. Von jetzt an kann man auf der Leip ziger Bahn jeden Freitag mit dem früh j5 Uhr abgehenden Zuge auf Extrabillets nach Paris fahren. Preis hin und zu rück zweite Klasse 27 Thlr. 23 Ngr., dritte Klasse 20 Thlr. !> Ngr. Auch kann man gleich auf dem Bahnhofe gegen Er legung von 15 Ngr. sich ein Couvert zum Mittagsesscn in Braunschwcig (bei der Rückfahrt in Minden- sichern. — Daß das Publikum bei Schließung vsn Freundschafts bündnissen auf der Reise nicht vorsichtig genug sein kann, be weist erneut Nachstehendes: Ein fremder Kaufmann fuhr vor wenigen Tagen in Geschäften von Bodcnbach nach hier; im Eisenbahnwaggon lernte er einen, anscheinend den besseren Stän den angehörenden jungen Mann kennen. Derselbe gab sich für den Sprossen einer distinguirten Familie aus, war sehr liebens würdig und wußte sehr viel Interessantes zu erzählen, so daß sich sehr bald ein intimes Freundschaftsvcrhältniß entwickelte. In Dresden angekommen, wurde für den Abend eine Zusam menkunft verabredet, welche auch in einer renommirten Restau ration stattfand. Um Mitternacht begleitete der liebenswürdige Fremde den Kaufmann nach dessen Hotel, klagte jedoch, vor der Thür desselben angekommen, über Frost, und nunmehr hatte der Kaufmann nichts Eiligeres zu thun, als dem neugewonne nen Freunde seinen guten Ueberrock zum einstweiligen Gebrauch zu offeriren. Der Fremde nahm nach einigen Entschuldigungen das freundliche Anerbieten an und verschwand mit dein Ueber rock seines Freundes, in welchem sich dessen Brieftasche nebst Paßkarte und andere wichtige Papiere befanden, in dunkler Nacht. — Das Ende vom Liede ? — Ich schreib'cS hier nieder, — der Kaufmann sah Freund und Rock nicht wieder. — Nach der nunmehr feststehenden Marschdisposition wer den von den k. preußischen Truppen beide Bataillone des bis her in Chemnitz gelegenen 12. Regiments am 20. diese Stadt verlassen und am 24. d. M. hier eintteffen, um dann weiter über Radebcrg nach Krossen zu marschircn. Das 3. Bataillon wird am 21. von Wurzen abgehen. Am 19. verlassen die Dragoner Pirna, um am 20. mit dem ganzen Regiment von hier aus über Großenhain nach ihrem Standquartier Schwedt zurückzukchren. Die Artillerie, welche an demselben Tage Dres den verläßt, begiebt sich nach Jüterbogk. Das Leibgrenadier- Regiment Nr. 8 verläßt am 8. Juni Dresden und marschirt über Nadeberg und Pulsnitz nach Frankfurt a. d. O. und Lands» beg a. d. W. Der Abmarsch des Grenadierregiments Königin Elisabeth ist für den 27. d. M. vorgesehen. (C. Z.) — Wir nahmen im vorigen Jahre bereits einmal Ver anlassung auf das Undeutliche oder vielmehr Unzweckmäßig» einer Ueberschrist über einem Durchgang auf dem Riesaer Bahn hofe aufmerksam zu machen. Von Neuem werden wir auf die sen, mit leichter Mühe abzuändernden Uebelstand Hinweisen, Ueber dem nach der von dort abzwcigenden Chemnitzer Bah» führenden Durchgang stehen nämlich die Worte: „Durchgang nach der Staatsbahn." Kein Mensch, der nicht speciell mit de« Eisenbahntracten Sachsens bekannt ist, vermag aus diesen Wor ten zu lesen, daß man durch den betreffenden Durchgang zn der nach Chemnitz führenden Bahn gelange, was doch der Zweck der Ueberschrist sein soll. Ob die Bahn, die von dem der Leipzig-Dresdner Eisenbahncompagnie zugehörigen Risaer Bahnhofe abzweigt, Staatsbahn oder Privatbahn ist, dies be rührt den Reisenden gar nicht; wohl aber ist es für den Frem den von großem Interesse, daß er auf einem, mehrere Bahne» vereinigenden Bahnhof sofort aus klaren, deutlichen Überschrif ten sehe, wo sich die zu seinem Reiseziele führende Bahn be finde. Deshalb sollten über dem fraglichen Durchgang anstatt „nach der Staatsbahn" die einfachen Worte stehen: „nach Chemnitz". Gerade jetzt, wo wegen der Chemnitzer Industrie- Ausstellung eine ungewöhnlich große Menschenmenge aus nähe rer und weiterer Entfernung die Chemnitz-Risaer Eisenbahn benutzen wird, dürfte diese einfache Umänderung der fragliche« Ueberschrist im Interesse des reisenden Publikums recht wün schenswertst sein. — Ein neuer Artikel, welcher von Wichtigkeit zu werde« verspricht, taucht unter dem Namen Lapidar im Handel auf und dürfte von keinem zum Anstrich und zur Malerei benutz ten Stoffe erreicht werden. Mit jeder Couleur vermischt wi dersteht dieses Präparat bei einmaligem Streichen auf Kalk, Papier, Metall, Glas oder Holz (Häuserfa^adcn) dauerhaft der Einwirkung des Wetters und wird in vielen Fällen der Oel- farbe vorzuziehen sein, da weder Sonne, Regen noch Hitze einen Einstuß auszuübcn vermögen. Auf Kalk resp. Putz bewirkt eS in wenig Tagen vollständige Versteinerung der Oberfläche, und durch schnelles Trocknen ist dasselbe geeignet, noch mit Lack überzogen zu werden; als weißer Anstrich zu Thüren, Fen stern rc. erzielt man ein reines Weiß, dessen Farbe sich nie verändert, ebensowenig ist Abblättern zu befürchten. Der nie drige Preis spricht für den Vorzug gegen Oelfarbe, die oft. dreimaliges Anstreichen erfordert Vorheriges Kalken, Seife« oder Abschlämmcn der Wände ist nicht erforderlich, denn das Präparat haftet auf allen Gegenständen. (S. Annonce der Droguenhandl. v. Junghähnel.) — Ocfsentliche Gerichtssitzung am 17. Mass. Ende November 1865 und im December 1866 bis in die Mitte Januar d. I. wurden der Polizei mehrere Anzeigen ge macht, nach welchen in der nächsten Umgebung von Dresden Diebstähle an Gegenständen verübt wurden, welche auf einigen die Straße nach Meißen passirenden Wagen gelegen hatten. ES wurde angezeigt, daß dem Botenfuhrmann Schuhmann in Mü geln ein großer Sack, in welchem sich eine Kotze und ein Pa letot befunden hatten, im November 1865 zwischen Dresden und dem „weißen Roß" gestohlen worden sei. Ende November kam eine andere Anzeige, dahin gehend, daß dem Botenfuhr mann Warnke in Oschatz zwei Pferdedecken, ein Kalender, ein Kistchen mit Papieren und Rechnungen, eine Schachtel mit Ku chen und zwei Notizbücher ebenfalls vom Wagen herunter ent wendet worden sei. Am 14. Dceember 1866 wurde der Schnitt» waarcnhändlerin Gödel in Serkowitz ein gelber Handkorb mit verschiedenen Sachen, als Portemonnaie, Schlüssel, zwei Pfund Rosinen rc. gestohlen. Zu Anfang des Jahres 1666 kam der Frau Mitschke aus Radebeul ein blaues Tuch mit zehn Pfund Rindfleisch vom Handwagen weg, und am 10. Januar wurde« dem Butterhändlcr König ein schwarzer Pelz, eine Pelzmütze ein Kopfkissen mit Uebcrzug, 33 ( Ellen Leinwand, sowie ei« Brodtuch vom Wagen herunter entwendet. Angeklagt dieser Diebstähle, welche einen Werth von circa 40 Thlr. reprLsen- tirm, ist Friedrich August Riedel, 28 Jahr alt, Kriegsreservist, seit 1864 in Pieschen wohnhaft, wohin er sich auch nach sein« Rückkehr vom vorjährigen Feldzüge wieder begeben hatte. Et wurde bei ihm Audsuchung gehalten und eine Menge Gege«» stände in Beschlag genommen, die heute von den Besch ädi-t««