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- Erscheinungsdatum
- 1867-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186705074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-05
- Tag 1867-05-07
-
Monat
1867-05
-
Jahr
1867
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Schuld^rch Liesening von Photographien auSzvgltichk», hie» kam aber nicht zur g«:nzm Ausführung u>«d die Abtragung der Schuld hatte trotz Drängens Hemvels nicht sialtgesuuden. A>n 21. August v I. ist nun Hempel in Beglei'.mg einer Dienst- . Mannes zuPö:.itz gegangen, um die Sachen dorr wegzunehmen. j! Inzwischen hatte Pönitz sein Geschäft an eine Fräulein Riedel j »erkauft. Diese saß mit noch einer Dame an jenen, Lage im si Garten, wo sich daS Atelier befand .Hempel verlangte barsch j die Herausgabe von Geschirr, drssetbe wurde von den ängstlich ' gewordenen Frauen gegeben, er ergriff auch noch einen Kübel, § der beim Vergolden gebraucht wird und den Pönitz in der Hand ^ hatte, riß ihm diesen aus den Händen und gebrauchte grobe s Schimpfworte und thärliche Beleidigung insofern, als er Pönitz j mit dem Kübel auf den Arm schlug. Aber dabei blieb es noch ^ nicht, Hempel drohte auch noch Pönitz, wiederzukommen und sich ! thätÜch an ihm zu vergreifen. In Folge Anzeige bei Gericht ', wurde Hempel wegen Bedrohung und thätlicher Beleidigung zu i 30 Thlr. Geldbuße, eventuell 3 Wochen Gefängniß verurtheilt. ! Im Einspn-chstermin erschien Hen Hempel selbst, und beschwerte !,! sich bitter über das Verfahren Pönitz, Waaren zu entnehmen und nicht zu bezahlen. Staatsanwalt Held betonte die Milde des Urtels, da nach feiner Ansicht unbedingt auf Gefängniß- ^strafe hätte erkannt werden müssen, und beantragte demgemäß - Bestätigung des gerichtsamtlichen Bescheids, welcher auch erfolgte. — Am 26. Dccember v. I. kam Johanne Friederike Reinicke zu ihrem Schwiegersöhne Carl Friedrich Fischer hier, mit dem sie wegen Erbansprüche im Prozeß liegt, um sich die 2 Stollen zu holen, welche ihr zu geben ihr Schwiegersohn und ihre be reit» verstorbene Tochter sich verpflichtet l-atten. Sie erhielt Nichts, und gebrauchte deshalb beim Weggehen Schimpfworte gegen Fischer. Dieser denuncirte und die Reinecke entschuldig':' sich damit, daß sie nicht Fischen:, sondern ihren Bruder gemeint habe, der Schuld an ihrem Unglück sei, denn früher sei sie in besseren Verhältnissen gewesen, jetzt müsse sie aber vom Almosen leben, zumal sie ihrer Tochter Alles, was sie besessen, mit in die Ehe gegeben hätte, und die ihr versprochene Rente nicht be zahlt würde. Das Gerichtsamt verurtheilte sie wegen Beleidi gung zu 3 Thaler Geldbuße eventuell 8 Tage Gefängniß. Ihr schien diese Strafe zu hoch und Fischern zu niedrig, deshalb er hoben Beide Einspruch. Das Urtel erster Instanz wurde bestttigt. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute Dienstag den 7. Mai, Vormittags 9 Uhr, Hauptverhandlung wider Carl Traugott Eimert wegen Anstiftung zu Landsriedens- bruch. Vorsitzender Gerichtsrath Groß. — Morgen Mittwoch, Vormittag 9 Uhr, Hauptverhandlung wider Johanne Christiane Kaltz-Zimmermann und Gen. wegen Verleitung zur Doppelehe si beziehendlich Beihilfe dazu. Vorsitzender GerichtSrath Ebert. — Tagesordnung der 45. öffentl. Sitzung 2. Kammer, H Dienstag, 7. Mai >867, Vormitt. 10 Uhr. Bericht der 2. s Depck. über die König!. Decrete Nr. 56, 57 und 58. Die s- Erhöhung von Stellen: und Abgaben betr. — Hauptgewinne 5. Classe 71. königl. sächs. Landes- Lotterie. Ziehung am 6. Mai. LOOO Tblr. Nr. 41127 73167. 1000 Tblr. Nr. 1119 11850 12522 I15I0 18576 21355 29212 29401 34315 36178 3!4053 41660 52778 6N9I 69925 77022. 400 Thlr. Nr. 46"7 «1673 802l 10504 134x3 2<>95l 23!»86 26189 27486 28'196 35996 36184 43305 48443 53687 54973 60183 61488 61967 70125 70585 71594 79045 79591. LOO Tblr. Nr. 2059 8477 13836 13937 14820 15673 20759 22118 22810 25260 26677 27331 30391 31586 33035 35 78 35693 36712 37331 4I5I5 43032 45515 48525 5"527 51007 53186 53330 54769 55939 56580 57170 57221 58660 59724 60429 62838 74351 75317 77159 100 Thlr. Nr. 547 972 1735 2041 3387 4315 44,2 4490 4672 4858 4909 5224 5331 1>816 5843 60-1 l 6532 6988 7150 7574 7642 10206 Z1022 11189 11712 12770 13933 15632 16531 16938 ' 17662 1KI99 19928 19949 20553 20783 22053 22206 22944 22738 ^ 23351 23496 23725 24952 26984 28820 29628 31468 31615 31777 32018 32407 33210 33«i48 33902 34214 35298 36215 .3«>449 36813 37568 37676 38087 38321 38928 39062 39071 39t5I 39842 41230 41518 41697 42576 42756 43244 43411 15991 47076 47249 4W36 49725 5070» 50809 51201 52218 53489 54294 54398 56488 57371 61428 61153 62787 63186 «13517 6"028 67997 7U>98 71321 72404 72549 73925 74843 76202 76698 79923. Tagesgeschichte. Berlin, 4. Mai. Se. Maj. der König wird im Juni zur Brunnenkur nach Ems gehen, alsdann, wenn es die politi schen Verhältnisse erlauben, nach Paris. — Der „Magd. Ztg." ; wird aus Berlin vom 4. b. M. geschrieben: Seit gestern haben sich die Verhältnisse in der That günstiger gestaltet. Moustier's Erklärungen vor dem gesetzgebenden Körper lasten, unbefangen betrachtet, nur die eine Deutung zu, daß Frankreich den Krieg nicht weiter zu provociren sucht. Die Bemühungen Frankreichs, Italien und Oesterreich als Bundesgenosten zu gewinnen, sind i erfolglos geblieben, und selbst die kleineren Staaten der skandi navischen Halbinsel haben sich der Allianz mit Louis Napoleon zu entziehen gewußt. Seine Jsolirtheit mußte ihn veranlassen, sich gegen Preußen gefügig zu zeigen, welches den Krieg nicht suchte, aber auch seiner Ehre bis jetzt nichts vergab. Sollte die Londoner Konferenz Zumuthungen an Preußen stellen, die der Ehre und dem Interesse Deutschlands zuwider laufen, so wissen »ft im Voraus, daß mit dein Augenblicke die Konferenz geschei tert ist, und daß die Situation ernster wie je zuvor wird. Die ' Diplomaten vertrauen auf einen beide Theile befriedigenden Ausgang der Londoner Verhandlungen mit solcher Sicherheit, daß man versucht wird, ihre:: Versicherungen Glauben zu schen ken. Eine große Entfremdung zwischen Berlin und Paris blecht wohl für's Erste noch bestehen, denn die Garantie der Neutra- kifinmg Luxemburgs wird zwar als ein Ausweg aus dem Di lemma von beiden Seiten angenommen werden, sie entspricht «her keineswegs den Lieblingswünschcn Preußens wie Frank reichs. Preußen wollte die einfache Beibehaltung des 5t«lu, qvo sntv, die Fortdauer seines Besatzungsrechts, und Frankreich wünscht das ganze Großherzogthum und noch viel mehr zu be sitzen. Die Entfremdung ist so groß, daß die bisherigen Bot schafter ihren Posten aufgeben »nisten. Außer den Verhand lungen über Luxemburg find ungehörige Andeutungen Frank reichS über Nordschleswig laut geworden, die hier wo möglich noch mehr erbittert haben, als das Bestreben Frankreichs, uns aus Luxemburg zu verdrängen. Wir werden uns nicht zu wun dern haben, wenn die Debatte' »br» Nordschleßwig die über Luxemburg ablösen sollte. — MittheilenSwerth dürsten auch folgende Auslastungen der „All- Ztg." sein: Die Erklärungen des „Moniteur" haben erkennen lasten, daß die Rüstungen be reit» sehr weit vorgeschritten sind. Die französische Armee in ihrer vollen Friedensstärke «."reicht, wie General Allerd am 16. April >864 im gesetzgebenden Körper entwickelte, 400,000 Mann. Diese Höhe hat dieselbe auch bereit» erreicht. Wenn der „Moniteur" die Richteinberufung der Beurlaubten erwähnt, so sind dies dir Reserven, wodurch die französische Armee auf 600,000 Mann nach ihrer gegenwärtigen Organisation gebracht weiden kann. Die Grenzsestungen werden in Vertheidigungs- zusiand gesetzt, und was sonst noch die Blätter von Rüstungen erwähnen, ist hinlänglich genug, um in Preußen den Ernst der Sachlage nicht unterschätzen zu lasten. Berlin, 6. Mai. In: Abgeordnetenhaus? erklärte heute der Finanzminister, die Zlegierung könne über die 6<>-Millionen- Anleihe erst dem nächsten Landtage Rechenschaftsbericht oblegen und halte daher einen besonder» Gesetzentwurf für nothwcndig, um die Giltigkeit des CreditgesetzeS nicht in Frage zu stellen. Das Haus beschließt die Schlußberathung hierüber. Bei der hierauf beginnenden Berathung über die Verfassung des nord deutschen Bundes hält cs der Referent, Abg. Twesten, für un möglich, dem von dem Reichstage und dm Bundesregierungen genehmigten Verfastungswerke die Zustimmung zu versagen. Man dürfe den norddeutschen Bund nicht zu einer:vrsastungs- lose» Allianz Herabfinken lasten. Abg. Waldcck erblickt in der Verfassung des norddeutschen Bundes, welche der preußischen Verfassung Verluste zumuthe, ein nur scheinbar konstitutionelles Werk. (Dr. I.) Luxemburg. Das Luxemburger „Wort" schreibt: So viel wir bis jetzt erkennen, haben die Nachrichten der letzten Tage über die Luxemburger Frage unter dm: größten Theile der Stadtbewohner eine große Entmuthigung und unverkenn baren Mißmuth hervorgcrufm. Der Verlust der Garnison in Folge der Neutralisirung, sowie eine etwaige Schleifung der Festung würde dem Handel und dm: Eigmthume großen Scha den dringen und dem Wohlstände der Stadt eine tödtliche Wunde schlagen; ss lautet daü allgemeine Urtheil der Stadtbe wohner, wovon manche eine Einverleibung in Frankreich vorge zogen hätten. Wir bcurtheilen diese Stimmung nicht, wir con- statiren nur eine Thatsache; nur möchten wir fragen, ob die Entmuthigung nicht zu früh kommt. Wir glaubm nämlich nicht, daß die Londoner Konferenz, welche über die Zukunft Luxem burg» zu derathen hat, sich so leicht zu einer Schleifung der Festung entschließen wird. Paris, 3 Mai. Der „K. Ztg." wird von hier geschrie ben: Jetzt, wo die Herolde des Krieges die augenblickliche Er haltung des Friedens nicht mehr bezweifeln könnm, werfen sie sich «uf die Zukunft. Wir unsererseits glauben aber, die Lon doner Konferenz werde Ergebnisse bringen, die einm dauerhaften Frieden sichern. Die Rüstungm in Toulon sind eingestellt, und waS die anderen Zurichtungen betrifft, so ist zu bemerken, daß die Regierung die Gelegenheit benutzen wollte, um die seit Jahren eingestellte Auffrischung ihres Kriegsmaterials zu ver vollständigen. Bei dem gegenwärtigen Stande des Budgets wird man ohnehin gmöthigt sein, die Hilfe des gesetzgebenden Körpers in Anspruch zu nehmen. Die ehrwürdigen Altvordern. In Nr. 107 der diesjährigen Dresdner Nachrichten hat uns ä. 4 einen Abriß aus dm: sogmanntm goldnm Zeitalter gegeben, welcher den Poeten und Schwärmern gar nicht passen wird. Um so dankbarer wird ihm jeder vernünftige Mensch da für sein. Die Eintheilung der Zeitalter nach metallischen Merk malen ist ohnehin e ne ganz verkehrte. Bekanntlich fängt man mit dem goldnen Zeitalter an und endigt mit dein eisernen. Jedenfalls aber ist das goldne Zeitalter das der Zukunft und mit dem eisernen hat die Geschichte der Menschheit begonnen; um daü Gegmtheil zu behaupten, müßte man dmn Nachweisen, daß Dummheit, Unwissenheit, Rohheit und Merglaube die richtigen Merkmale eines goldnm Zeitalters sind. Wir dagcgm behaup ten, daß auf die Annäherung des goldnm Zeitalters erst dann gerechnet werden kann, wenn die überwiegende Mehrzahl der Menschen nicht nur vernunftsähig, sondern vernünftig ist, ver nünftig denkt und handelt. Dabei wollen wir jedoch nicht leug nen, daß für eine Minderzahl jenes Zeitalter in der That ein goldnes war, nämlich für Jene, welche durch List oder- Gewalt die dumme und feige Mehrzahl auf allen Gebietm des Lebens unterdrückte, ausnutzte, quälte und marterte, also für die Tyrannen, Ketzerrichter, Raubritter rc. Die Nachfolger dieser Sippschaft, welche ffich auch noch heute hier und da vor finden, sind außer sich darüber, daß die Menschheit in einem unleug baren Fortschritte begriffen und bemüht ist, die jener Sippschaft so bequeme Dummheit und Feigheit der Mehrzahl außer Lauf zu setzen. Un: diesen Bemühungen entgegm zu arbeitm, hat man auch die lächerliche Phrase von dm ehrwürdigen Alt vordern erfunden. Nach dieser Phrase ist Alles das „ehr würdig", was die Herren Altvordern gedacht, geglaubt und ge- than haben, mag auch immerhin dieses Dmkm, Glauben und Thun der Wahrheit, der Vernunft und der Menschlichkeit noch so sehr in das Gesicht schlagen. Jener Aufsatz über da« soge nannte goldne Zeitalter hat uns bestätigt, wie „ehrwürdig" diese Herren Altvordern warm. Schaut man die Portraits aus jener Zeit an, so läßt sich diesen Leuten eine gewisse äußerliche Erwürdigkeit nicht ab sprechen. Die ernsten und strengm Micnm, die je nach dein Zeitabschnitte, in welchem die Originale lebten, verschiedenen Dioden und Trachten scheinen darauf berechnet zu sein, dieselben als recht ehrwürdige Leute darzustellen. Wenn mir ihr Thun und Treiben, wie wir es aus der Geschichte kennen, darnach angethan gcivesm wäre. Wir finden aber meistens, daß diese Ehrwürdigen nur darauf bedacht gewesen sind, angcmaßte Vor- und De: bietungsrechte, veraltete barbarische Gesetze und Rcchts- gemohnheilm, Sklaverei und Leibeigenschaft, Galgen, Rabmstcin, Rad und Folterkammer, Schuldthurm, Ketzer- und Hexmprozcste, Blindgläubigkeit, heimliches Gerichtsverfahren, Willkür und Eigenmacht der Hohen und Ueberbürdung der Niederen mit un- orkL-Nch«'Safte«, möglichst zu eauserviren Und auch heute noch giebt e« Leute, «velche da glauben, die Weltenuhr zurück stellen zu können; thätig genug sind sie in allen Gebieten de» Leben» und empfehlm sogar in öffentlichen Vorlesungen da» RückwärtSgehen. Liest man die Referate darüber in der wissen schaftlichen Beilage zur Leipziger Zeitung, so wird man ganz zweifelhaft, ob wir 1867 oder 1567 schreiben. Ehrwürdig sind uns nur jene Altvordern, welche für Auf klärung und Menschenrecht gewirkt, gekämpft und gelitten haben, der weltlichen und geistlichen Tyrannei, der Verfinsterungssucht und dem Aberglauben mannhaft entgegen getreten, leider aber in der Minderheit geblieben find; keineswegs ehrwürdig find unö dagegen jene oben geschilderten konservativen Herren. Wir schließen mit dem Wunsche des Freiherrn von Maltitz, welcher zur Zeit des Sängersestes am Theaterplatze auf einer Tafel zu lesen, kurze Zeit darauf aber, al» eine Jahresversamm lung für kirchliche Zwecke hier abgehallen wurde, zufällig ver schwunden war: Llorwärts pcb's mit Reckt und Wahrheit, Und vorwärts stets mit der Vernunft I Doch rückwärts mit der küpenzunst. Und rückwärts stets wit jeder Narrveit I * Wie man stirbt, darüber erzählt F. Wehl in der „Pos. Ztg": Wir denken da zuerst an Plato; dieser große griechische Philosoph wurde vom Tode im Schlafe überrumpelt. Man fand bei ihm ein Werk von AristophaneS. Außerordent lich gefaßt starb die Mutter Goethe's, die humoristische Frau Rath. Als sie ihr Ende nahen fühlte, ließ sie, wie rS einer guten deutschen Hausfrau zukommt, ihre letzte Sorge dir Ehre ihrer Wirthschast sein. Sie schrieb bekanntlich ihren Mägden noch den ganzen Todtenschmaus bis auf die Weinsorten und die Größe der zu backenden Brätzeln vor, indem sie in Bezug auf die letztere:: einschärfte, ja nicht zu wenig Rosinen zu nehmen. Eine solche Knickerigkeit, meinte sie, die sie sich im Leben nie habe zu Schulden kommen lasten, würde ihr auch nach dem Tode nur Schande bringen müssen. Da ihre Auflösung sehr unerwartet und plötzlich kam und von keiner langen Krankheit begleitet war, so geschah es, daß sie noch kurz vorher eine Ein ladung zu einem Gevatterinnenkaffee erhielt. Die Frau Rath lasse sich entschuldigen, lautete ihr Bescheid: sie habe alleweil zu sterben. Aehnlich, nur ein wenig frivoler, benahm sich ihrer Zeit die berühmte Schauspielerin Anna Oldfield in London, die im Tode mit nichts so sehr beschäftigt war, als mit dem Ge danken, daß sie als Leiche häßlich erscheinen könne. Sie befahl sterbend ihrem Kammermädchen, ihr ihre feinsten Spitzen und schönsten Gewänder zu bringen, unter denen sie sich die besten aussuchte, damit man sie für den Sarg damit putze. Ihre letzten Worte ivaren: „Vergiß auch nur ja die Schminke nicht!" Die berühmte Sängerin Stöckl-Heinefetter verfiel bekanntlich i» Irrsinn, und zwar soll derselbe zuerst bei Gelegenheit eines Concerts auSgcbrochen sein, in dem sie mitwirkte, als sie bei nahe schon ganz ihre Stimme eingebüßt hatte. Alle, die sich vor ihr hatten vernehmen lasten, waren durch Beifallsbezeugungen ausgezeichnet worden, als sie gesungen, rührte sich keine Hand. Entsetzt, blaß und verwirrt stieg sie die Tribüne hinab und schwankte in das Versammlungszimmer der Künstler. Als die Thür hinter ihr zugefallen, blieb sie, zitternd an allen Gliedern, in kaltem Schweiß gebadet, horchend an derselben stehen und obschon es mäuschenstill im Saale blieb und kein einziges Vravo sich hören ließ, riß sie sie bald doch wieder auf, um mit freundlich stierem Blick und gespenstischem Lächeln geschmeichelter Künstlerin Zufriedenheit die Stufen der Emporbühne noch ein mal hinauf zu eilen und sich dort, wie überschüttet von Beifall, mehrere Male vor dem Publikum zu verbeugen, von dem ein Theil in Gelächter ausbrach, ein anderer von Grausen sich durchschüttert fühlte. Seit diesem Augenblicke soll sie sich be ständig vom Applaus? des Publikums umwogt gewähnt, und auch als sie starb, noch Händegeklatsch zu vernehmen gemeint haben. „Man applaudirt mir! Ich komme!" waren nach diesen Erzählungen die letzten Laute gewesen, die man von ihr ver nahm. Der allgemein verehrte französische Tenorist Adolph Nourrit starb an und unter der entgegengesetzten Einbildung. Als er 1839 in der großen Oper zu Paris zuletzt gesungen, hatten sich unter den Beifall der Menge auch einige Zischlaute gemischt. Die letzteren hatten sein Ohr so empfindlich berührt, daß er sie nicht wieder los werden konnte, und auch in Neapel, wo er bald darauf sang, verkehrte sich ihm aller zujauchzende Applaus in entsetzliches Zischen vor seiner Seele. Dadurch zur Verzweiflung getrieben, stürzte er sich nach einer Vorstellung der Oper „Norma" aus dem Fenster seines Hotels und fand einen qualvollen Tod. Sein College Staudigl verlor den Ver stand, weil er, plötzlich taub geworden, sich nicht mehr selbst singen hören konnte. Singen war sein Element, sein Leben. Als er das Gehör eingebüßt, soll er oft noch stundenlang vor dem Pianoforte gesessen und gesungen haben, daß ihm der Schweiß auf die Stirne trat. Er konnte eS nicht fasten, daß der Ton seiner Stimme nicht mehr für ihn selbst vernehmbar und in Tact und Rhythmuslosigkeit hinein verschwunden sein sollte. In Gram darüber zehrte er sich auf und verschied, in dem er noch immer versuchte, sich singen zu hören. * Amerika. Zürn Ankläger wider sich selbst ist em Deutscher, Namens Karl Ulrich, einer der durchtriebensten Fälscher nationalen Papiergeldes, geworden, und seine Aussagen lasten auch einen schönen Blick in den Abgrund officieller Korruption werfen. Seine Operationen waren der ausgedehntesten Art. Er druckte tausend Zweihundert-Dollarsscheine, und hätte von einer meisterhaft gearbeiteten Fünfhundert - Platte 200 Abzüge gemacht, wenn er nur noch vierzehn Tage unentdeckt geblieben wäre. Um seine Waare an den Mann zu bringen, bedurfte er weitreichender Csnnexionen, und um von den geheimen Polizisten und sonstigen Regierungsbcamtcn unbehelligt zu bleiben, vertheilte er unter solche Funktionäre in New-Aork 19,000 Dollars echten Geldes. — Hole in the Day, Häuptling der Chippewa-Jndianer, hat sich bei seinem jüngsten Besuche in Washington in der Küche eines dortigen Hotels eine Lebensgefährtin ausgesucht. Die Lieb« de« Indianer-Häuptlings soll einem G«richte Bohnen mit Speck entkeimt sein. DaS junge Ehepaar befindet sich bereits auf dem. i Wege nach dem fernen Nordwcsten.
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