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r Aussicht de« Volke«, und trotz der nun befiehmden Brr- ang bleibe eS dach noch sehr zweifelhaft, ob ein zweiter nord isch« Reichstag zusammen käme. — In diesen Tagen erregte eine Fässerbarrikade vor der Restauration des Herrn OSear Renner auf der Marienstraße die besondere Aufmerksamkeit der Freunde Gamdrinuü, die ihre ! Neugierde nichr eher befriedigt fanden, als bis sic hörten, daß - Herr Renner eine extravagame Neuheit dein Publikum vorfüh ren will, die darin besteht, daß er neben seinem wirklich sehr frischen und superfeinen echten Bodcnbachcr' binnen Kurzem auch Englisch Ale, und zwar vom Fasse, zu noch nie dagewesenen billigen Preisen verschallten will. Wer also sich in aptiiu« karnia : »l« dvv »m> Albionü genren und der jenseits kanaligen Firma Allsvp und Söhne in Burton ans Mutterfäßchen rücken will, der hat es nun bequem. Der eomsortable Garten mit seinen Marquisen ist dem Frühlingspubtilum geöffnet, und wer nicht ' Zeit hat, Baumblüthenstudien in der Umgebung Dresdens zu machen, der findet hier einen angenehmen Vorgeschmack, wenn auch im Kleinen. — Eine hier noch in gutein Andenken stehende Persönlich keit, Herr Stadtmusikdirector Mannsfeldt in Chemnitz wird nächste Woche mit seiner 42 Mann starken Kapelle im Saale des Lincke- fchen Bades einige Concerte geben. Das erste Concert findet nächsten Dienstag statt. — Wie wir hören, hat die Gräflich Thun'sche Brauerei zu Tetschen das Haus auf der großen Kirchgasse, in welchem sich die Bodcnbachcr Bierniederlage befindet, für den Preis vsn 54,000 Thlrn. käuflich an sich gebracht, und es soll nächster Zeit ein umfassender Umbau in den Parterre Localitüten vor genommen werden. Das Bodendacher Bier hat seiner Reinheit und seines Wohlgeschmackes wegm so viele Verehrer, daß das Parterre und die erste Etage in den, bezeichneten Hause die tagtäglich hinzuströmende Menschcnmafse beiderlei Geschlechts nicht mehr zu fassen vermag. Es ist daher die Absicht der Gräflich Thun'schen Brauerei, den ganzen Hofraum, in welchem sich jetzt eine Brauerei befindet, mit einem Glasdach zu überdecken und zu einein eleganten Trinksalon herzurichten. — Der stärkste Tag bezüglich der durchpassirenden böh mischen Auswanderer war der vorgestrige, indem an demselben nicht weniger als 1002 Personen — darunter 800 mittels eines von Leipzig Nachts halb 2 Uhr abgelasfenen Extratrainü — auf der Magdeburger Bahn nach Bremen befördert wurden. Im Ganzen sind im vorigen Monat 30.4 Auswanderer auf genannter Bahn nach Bremen abgegangen, eine Ziffer, die bis > jetzt noch nie in einem Monat erreicht wurde. — Die am Dienstag Abend von Berlin hier mittelst Extrazugs angekommenen zwei Millionen Thaler in Silber wa ren für die hiesige sächsische Bank bestimmt und ist hiernach die von uns gestern gegebene Mittheilung, daß es Brandver- pcherungsgelder seien, zu berichtigen. — Die „Chemnitzer Nachr." schreiben untern: 27. April; Als ein halb trauriges, halb erfreuliches Beispiel der Gesin nungen, die bei uns in Sachsen gegen Preußen gehegt werden, wird uns folgender Vorfall erzählt. Zu einer Soiree hatte die in Dresden wohnhafte Gräfin ** sowohl sächsische, als auch preußische Officiere und dazu natürlich eine entsprechende Anzahl tanzbedürftiger Damen geladen. Als jedoch die Klänge der Musik zum Engagement auffordern, erhalten sämmtliche preußi sche Officiere Körbe, während die sächsischen huldvollst angenom men werden. Jene natürlich halten ihr Bleiben in solcher Ge sellschaft nicht für thunlich und wollen, ehe sie sich entfernen, nur noch ihren sächsischen Kameraden den Grund ihres Weg gehens erklären. Diese aber, von der Sache unterrichtet, er klären, mit den Damm, die ihre preußischen Kameraden nicht zu Tänzern hätten haben wollen, auch selbst nicht tanzm und das Local ebenfalls verlassen zu wollen. So geschah es denn auch; die sächsischen und preußischen Officiere verlassen in echt norddeutsch bundesbrüderlicher Kameradschaft die festlichen Räume; die Da men aber sollen, wenn wir recht unterrichtet sind, „wir Pfar rerstöchter unter uns" gespielt haben; wir aber machen sie da für verantwortlich, wenn die preußisch« Regierung eS zum 1. Juki noch nicht an der Zeit hält, ihre Truppen aus dem Land« zu ziehen. — Die Albertsbahnactiengesellschaft giebt in diesem Jahre 7 Procent Dividende. — Buumblüthe. Seit dm letzten Tagen hat sich vor züglich die Kirschbaumblüthe in unserer nächsten Umgebung herr lich entfaltet und dürfte künftigen Sonntag ihrm Höhepunkt erreichen, namentlich in dm an den GebirgSabhängen gelegenen Fluren von Plaum, Roßthal, Wölfnitz, Leutewitz, Briesnitz, Kemnitz rc., wo sie einm prächtigen Anblick schon von Weitem gewährt und durch ihrm lieblichen Duft dm Wanderer erquickt. In dm höheren Lagen von Pennrich, Merbitz rc. wird die Blüthe etwas länger dauern, da sie heute dort noch nicht ganz entfaltet ist. Dm Bewohnern der inneren Stadt bietet sich durch die beiden Omnibuslinim nach Plaum und Friedrichstadt billige Fahrgelegenheit. — Das alte Accis- und Thorwachhaus am Falkenschlage H nunmehr auch rasirt und somit der neuen Straße der nöthige Raum geschaffen wordm. — Die Bahn ist wieder frei, d. h. die Ueberfahrt unmit telbar bei Onkel Toms Hütte über die Elbe ist nunmehr wieder «r-ffnet. — Wenn wir neulich berichteten, daß am Ausgange der Landhausstraße durch Anbau an die alte Stadtmauer d«S Schramm'schm Hauses die Symmetrie mit dm gegenüber be findlichen Läden in Form eines klcinm Bazars hergestellt wer den soll, so ist es erfreulich zu Horm, daß laut Accord das Ganze schon innerhalb zehn Wochen vollständig fertig dastehm soll. ES läßt sich denken, daß die Arbeit in Folge dessen eine höchst rührige ist. Im klebrigen wird auf dem Plateau des Bazars die Zierde des Gartens nicht verschwinden. — Welch' sonderbare Ideen manchmal Leute entwickeln, M kau« zu glaubm. So halt: sich am Mittwoch Abend im Zweiten Theater ein seltsamer, vierbeiniger Zuhörer in Gestalt ««es kräftigen Affmpi.rschers eingcfundm, der allerdings, da er kein Billet hatte, schon am Eingänge vom Portier zurückgewiesen Morde. Sei« Besitzer aber, der nach dem Parquet zusteuerte. , erklärte, er würde dm Hund trotzdem mklnehmen,««» auch ge-- . schah, bi« endlich nach mehrmaliger Aufforderung, die ohne Er folg blieb, der anwesende Polizei-Inspektor einschritt, worauf der Pinscher unter der Bant hervorgeholt und vor die Thüre gesetzt wurde. — In Folge der nunmehr herabgesetzten Ein trittspreise hatte sich schon am Mittwoch ein zahlreicheres Publi kum eingeftmdm, das an der Posse „500,000 Teufel" sich reichlich amüsirte. — Bei Ausbruch de« vorjährigen Kriege« wurden be kanntlich sämmtliche Fahrzeuge der sächsisch böhmischen Dampf- schifffahrtSgesellschast nach Böhmen in Sicherheit gebracht. Kurz vor dem Eindringen preußischer Truppen erging vom damaligen Generalmajor von Fabrice ein Erlaß an die Direction, worin dieselbe aufgefordert wurde, im Interesse des Vaterlandes, wie im eigenen Interesse auf eine Bergung der Betriebsmittel be dacht zu sein. In einem späteren Erlaß vom 13. Juni ver langte das Armeecorpscommando die Bereitschaft von Fahrzeu gen an folgenden Stationen: l) ein Dampsboot in Riesa; 2) drei Dampsboote zu Personentransporten in Dresden; 3) ein Dampfboot zum Schleppdienst in Dresden; 4) ein Dampfboot zum Schleppdienst in Pillnitz, und 5) zwei Dampsboote in Pirna. Die Direktion der Dampfschifffahrtsgesellschaft richtete an dem selben 13. Juni das Gesuch an das Armeecorpscommando, dasselbe wolle schriftlich die Zusicherung geben, daß jeder Scha den, der die Schiffe treffen könnte, ersetzt werde. Die Kosten für jedes Schiff würden sich pro 24 Stunden auf circa >00 Thaler belaufen. Darauf erhielt am 14. Juni die Direction folgendes Antwortschreiben vom Armeecorpscommando: „In Er widerung auf das Schreiben der geehrten Direction vom 13. d. M. steht das Armeecorpscommando nicht an, sich bereit zu erklären, jeden Schaden, der die Dampsboote bei den auf dies seitige Veranlassung zu militärischen Zwecken ausgeführten Fahr ten treffen sollte, zu ersetzen, auch für jede militärische Fahrt eines Dampfbootes pro 24 Stunden 100 Thaler Vergütung zu zahlen." Am 15. Juni wurde die Direction angewiesen, die bereits beantragten acht Dampsboote sofort Heizen und schleu nigst an die schon bestimmten Orte aufstellen zu lassen. — In Rücksicht auf diese Verhandlungen hat nun die Direction der Dampsschifffahrtsgesellschaft angenommen, daß eS sich hier nicht um Kriegsentschädigung, sondern um Erfüllung eines privat- rechtlichen Abkommens handle und daher die Gesammtzeit, welche die Schiffe in Böhmen zugebracht, in Rechnung gestellt. Die hiernach geforderte Summe beträgt 83,404 Thlr. 28 Ngr. 2 Pf., während das Kriegsministcrium im Ganzen nur 19,808 Thlr. 19 Ngr. unter der Bedingung gewähren will, daß die Direction sich mit dieser Summe für vollständig abgefunden erklärt und dabei anerkennt, an das Kriegsministerium in der Angelegenheit weitere Forderungen nicht zu erheben, da die Zurückhaltung der Schiffe in Böhmen nicht auf Anordnung der Militärbehörde erfolgt sei. Um der Gesellschaft den Ausfall von 63,596 Thlr. 9 Ngr. 2 Pf. anderweit zu beschaffen, hat sich die Direction an das Ministerium des Innern gewendet, ist aber ebenfalls abschläglich beschielen worden. Eine vorgestern abgehaltene außerordentliche General-Versammlung hat nun beschlossen, den Verwaltungsrath zu beauftragen, mit aller Umsicht und Tätig keit die an das Kriegsministerium gestellte Forderung zum Aus trag zu bringen, sei es auf dem Vergleichs- oder Prozeßwege. — Tagesordnung der 43. öffentlichen Sitzung der Zweiten Kammer, Freitag, 3. Mai 1867, Vormittags 10 Uhr. Allgemeine Debatte über die Verfassung des norddeutschen Bun des und Beschlußfassung üb«r unveränderte Annahme oder völ lige Ablehnung derselben. Tagesgeschichte. Wien, 1. Mai. Auf Anregung der großherzoglich lurcm- burgschen Regierung tritt die Conferenz in London am 7. d. M. zusammen. So wie Preußen und Rußland durch ihre dortigen Botschafter, die Herren Graf Bernstorff und Freiherr v. Brunnow, wird auch Oesterreich durch den Botschafter Grafen Apponyi vertreten sein. (Dr. I.) London, 28. April. Der Strike der Schneider nimmt mehr und mehr eine Besorgniß erregende Gestalt an. Während da« Organisationscomite seitens der Arbeiter dm Arbeitgebern hier in London, wie in der Provinz, die letzten Auswege ab schneidet — man hat neuerdings sogar die Schneiderinnen, welche außer dem Haus« arbeiteten, unter die Flügel der Asso ciation gmommm — scheinen die aufs Aeußerste getriebenen Meister fest entschlossen, ihre Sache durchzusetzen und mit allen Mitteln ihrm Zweck zu erreichen. Allerdings haben seit vor gestern wieder einzelne Firmen sich den Forderungen der Ar beiter unterworfen, aber dieselben stehen nur sehr vereinzelt da. Die Majorität derselben veröffentlicht heute in der Presse einm Aufruf, worin sie das Verfahren der Arbeiter als Gervaltmaß- regel der Unionen zur Erzwingung höherer Löhne denunciren und ihr eigmeS Vorgehen in dieser Angelegenheit rechtfertigen. Zu gleicher Zeit ist, um den Londoner Rebellen die Wider- standsmittel abzuschneiden, eine Agitation im Werke, um sämmt liche Arbeiter in der Provinz außer Brod zu setzen, bis das Londoner Comite nachgiebt. Schon haben die Meister in Man chester diese Maßregel ausgeführt. Königliches Hofthealer. K. 8. Eine wahre Bereicherung des Repertoirs, eine solche, der man vielfach« glückliche Wiederholungen Vorhersagen kann, liegt in dem vieractigm Lustspiel Hmry Meilhac's: „Der Attache", welches in der Uebertragung s»r. Försters am Mitt woch zum ersten Male über die Bühne ging. Es ist nicht unsere Welt, es ist auch nicht vollständig die Pariser Halbwelt, welche sich unseren Blicken entrollt, es ist ein Stück der fran zösischen Gesellschaft. Wer diese von vornherein unsittlich nmnt, wer die Intendanzen beschwört, das deutsche Theaterpublikum mit deren Schilderung zu verschonen, dein werden freilich diese Flaneurs der Boulevards, diese abenteuerlichen Sommergäste in Baden-Baden, diese Prasser bei dm Irnis krör«, 8i-avvno«aax als unberechtigte Eindringlinge in unser« Musenhallm erscheinen. Man kann unnröglich aber heute das Recht Schillers, in Cabale und Liebe den Gebrechen seiner Zeit einen vernichtenden Spiegel »orzuhaltm, begründet finden und dasselbe Stecht dm Autoren unserer Tag« abspreHm. franzSstsche oder deutsche Diö die« thun, ändert die Sachlage nicht, ändert sie am wenigste« zu Ungunstm der Franzosen. Unsere gesellschaftlichen Verhält nisse werdm doch noch von den französischen bestimmt und die beliebtesten der deutschen Lustspieldichter verschmähen eS geradezu, moderne Richtungen der Zeit, deS Geschmackes und der geistigen Bestrebungen dramatisch zu behandeln. Bmedix und die Birch- Pseiffer haben die Typen Jfflands und Kotzebues nur wmig erweitert und die jungdeutsche Schule fand keine Nachfolger. Wenn mm die Schilderung französischer Zustände so discret er folgt, wie im „Attach"", wmn eine anmuthige Fabel in einem gedankenreichen, blitzenden Dialoge sich entwickelt, erscheint uns ein derartiges Lustspiel einem Dutzend dieser schablonenmäßigm Trivialitäten vorzuziehm. Der „Attache" ist nicht ohne Fehler. Sein Inhalt: zu zeigen, wie in dem ausgebrannten Her zen eines Norm durch eine erste, wahre Liebe ein neues, besseres Leben entwickelt werdm kann, baut sich auf eine etwas unbehilsliche Exposition auf, die allerdings stark nach dem ttüut-fioül der Pariser Halbwelt duftet. Nach dem aber am ersten Actschluß der Attache sich auf äußerst gra ziöse Weise der Baronin Palmer genähert, die ein baares Ver mögen von 20 Millionen geerbt hat, geht die Handlung ziem lich schleunigst vorwärts. Die bei der Baronin erwachende Liebe wird gar nicht, die beim Attache entstehende Neigung dürftig motivirt, wichtige Personm des ersten Acts, wie der Gesandte, greiser» irn zweiten Act gar nicht ein, und als der Attache, in demselben seine Nebenbuhler beseitigt, kommt im dritten Acte, um die sonst steckenbleibende Handlung wieder in Schuß zu bringen, ein vollständig hinter der Scene spielendes Motiv zum Vorschein: Man erfährt, daß der Attache nicht blos ein höchst geistreicher, sondern auch ein Mann von Herz und Gemüth ist. Nun hindert nichts mehr die Vereinigurrg, die denn auch im vierten Acte nach einer Reihe höchst liebmswürdiger retardirm- der Scenm vor sich geht. Abgesehen von diesm Fehlem im Bau des Stückes fesselt es durch scharfe Charakteristik, Neuheit der Situationen und geistvollen Dialog. — Die Aufführung beruhte in ihrern durchschlagenden Erfolge hauptsächlich auf dm vorzüglichen Leistungen des Herrn Mittel! (Attache) und Frl. Langcnhaun Baronin Palmer). Elfterer spielte mit einer Lust, einem Feuer und einer aristokratisch feinen Haltung, daß wir diese Rolle die beste nennen können, die er bisher geboten. Man sah ihm an, er kämpfte pa sri» ot foei», die Erhaltung einer so tüchtigen Kraft für unsere Bühne schien uns nach einem solchen Spccimen sehr wünschenSwerth. Die schwache Seite des Herrn Mittel! liegt in der Darstellung ernster, gemüthsreicher Partieen. Hier verwechselt er oft Pathos mit Würde, eine salonmäßigc Tournüre gmügt nicht, um ein Männerherz auch in scinm edlen Wallungen zu zeichnen. Frl. Langmhaun re- präsentirte die Dame von Welt und Routine, Sprache und Haltung; eine größere Leichtigkeit, ein Vergessen des tragischen Applombs bleibt immerhin zu wünschen. Vorzüglich gelangen ihr die leidenschaftlichen Momente, doch wunderte uns die ziem lich unbedeutende Declamation des Heine'schm Liedes. Sehr ergötzlich hatte Herr Walther den Diplomatm angelegt und durchgeführt. Man kann ihm zu dieser Partie nur Glück wün schen. Auch Herr Jaffa zeichnete im Herrn Feige ein charman tes Genrebild. Mit Erfolg bethciligten sich noch die Herren Heese, Kramer und v. Strantz an der Vorstellung, auch Herr Broda entledigte sich seiner kleinen Rolle aufs beste. Ungenü gend in Erscheinung und Spiel war Frl. Gurnand, Herr Kober- stein war im dritten Acte gar nicht zu verstehen. * Glückliche Operation. Im letzten Feldzuge wurde ein achtzehnjähriger Lieutenant von der Linrentruppe durch einm Schuß im Oberschenkel schwer verwundet, indem eine Kugel i» der Gegend der Hosentasche in dm Oberschenkel eindrang, vo« wo sie trotz wiederholt im Wiener Militärspitale vorgenommener Operationen nicht entfernt werdm konnte, da sie nicht zu finden war. Erst dieser Tage sollte es Professor Pitha gelingen, unter Anwendung der Narkose die mittlerweile bis gegen dm Unter schenkel gesunkene Kugel aufzufindm und sie zu entfernen. Doch wie groß war das Erstaunen de« Operateurs, als er in der Kugel einm halben Goldreif eines Ringe« fand, welche sonder bare Erscheinung sich nun dahin aufklärte, daß die Kugel die Hosentasche und die in dieser sich befindende Geldbörse durch bohrte, wobei der in jener Geldtasche sich befindende Ring mit- gerifsen wordm ist. Hofrath Pitha theilte in einer Versamm lung der Gesellschaft der Aerzte das Resultat dieser gelungenen Operation mit und zeigte zugleich das interessante Exemplar der Kugel mit dem eingeprägtm Ringe. * Berlin. Unsere Industrie fabricirt jetzt einm eigen- thümlichen Artikel für Amerika. Man trägt jetzt dort HalSkra- gm und Manchettm von Papier, die man nach dem Gebrauch fortwirft. Der Preis ist immer noch weit geringer, als d«S Waschgeld der linnenen Kragen betragen würde. Solche Kragen liefert nun eine hiesige lithographische Kunstdruckerei conttact- lich wöchentlich etwa eine Million, und die Ausführung dersel ben ist so vorzüglich, daß man sie von feinem Linnen kaum unterscheiden kann. Auch Damm-Spitzenkragen werdm auf diese Weise nachgenracht. * Einem Einwohner des Dorfes Louvroil bei Maubeuge war vor etwa 14 Tagen seine Frau gestorben und dies hatte dm Mann s» bettübt, daß er ganz verwirrt geworden war. An einem Abende der vorigen Woche nun begab er sich auf dm Kirchhof, grub die Leiche seiner Frau aus, trug sie nach Hause und setzte sie neben den Heerd, wo er ein tüchtiges Feuer anzünbete. Dann setzte er sich zu der Todtm und sprach mit ihr, wie wmn sie noch lebte. Später ging er zu einer Nach barin, welche mit der Frau bekannt gewesen war, und bat siH mit ihm nach Hause zu kommen, seine Krau wäre wieder da, er habe sie zurückgeholt. Die Frau kam, benachrichtigte dann aber die übrigen Nachbarn, welche den armen Mann endlich überredeten, seine todte Frau wieder begrabm zu lassen. * Berlin. Der König hat dem „Kölner Männergesang vereine" zum 25jährigm Jubiläum einm Tactpock geschenkt, der j «uS einem einzigen Stück Elfenbein gefertigt und i« der Mitte j von mit Perlen und Smaragden geschmückten Lorbeerkränzen umwunden ist. Aus dem Knopf von ciselirtem Golde befindet t sich in blauer Emaille de» Namenszug und die Krone in Brillanten.