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Nr. 6V. Zwölfter Jahrs. Lrschtinl: rr«lich früh 7 Uhr. Ixserate »«dt» augeuomme»: SiiLbendS 8,Sonn en«« bi» Mittags ir Uhr: Marienstraße IL. »>,rig. tu dies Blatt« Duden rior erfolgreich, Verbreitung. Nuflag«: Vk«mpw»» Somrtag, Lv. März 1887. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr Mitrebacteur: Theodor Droblsch. Abs«neme»t: BirrteljShrllch L0 Ngr. bei »uentgeldlichrr Li«, serung tu'» Hau». Durch dir Lönigl. Post vierteljährlich rr Ngr. Siuzelu« Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum «tu« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Urner „Sing«, saudt" die Zeile 2 Ngr Druck «rd Tt-achnm der Heraurgebrr: Eikpslh ör Nelchardt. — Lerautwortlicher Redactrur: IlllkUS Nrkchardls ««« Dre-den, den 10. März. '— D:m Staatsminister Freiherrn von Friesen ist die Function eines königlichen Kommissars beim akademischen Rathe Übertrag-^ und dem Pfarrer Friedrich August Börner in Zwenkau daß Ritterkreuz vom AlbrechtSorden verliehen woiden. — Aus München vom vorgestrigen Tage wird durch „W. T. B." gemeldet, daß I. K. Hoheit die Frau Herzogin Sophie in Bayern (Prinzessin-Tochter unserer königlichen Majestäten) von einer heftigen Kehlkopfsaffection befallen worden und der Zustand der hohen Kranken besorgnißtrregend sei. — Erkun digungen, die das Dr. Journ. in Folge besten aa unterrichteter Stelle hier eingezogen hat, bestätigen diese betrübende Nachricht, und sollen die am königlichen Hofe ein gegangenen telegraphischen Meldungen über das Befinden der Frau Herzogin Sophie von gestern Bormittag leider nicht beruhigender lauten. — Gestern Nachmittag H4 Uhr wurde durch Anschlag der k. Generaldiree- tion bekannt gemacht, daß allerhöchster Anordnung zufolge das ik. Hoftheater für gestern geschlossen wird. Da über den Zu stand der erlauchten Königstochter die bedenklichsten Nachrichten «intrafen, daß dieselbe schon mit den Sterbesacramenten versehen worden sei, hatte auch die Direktion des Zweiten Theaters ihre gestrige Vorstellung abgesagt. — Am 7. d. fand im Chorprobesaale des k. Schauspiel. Haufe« die feierliche Einführung des Herrn Grafen v. Platen- Halkermund als Generaldirektor der k. musikalischen Kapelle und des Hoftheaters statt. An der Leite des Herrn Geh Hofraths Bär und empfangen vom Henn Hofrath llr. Pabst sowie den sämmtlichen Herren Beamten der k. Kapelle und des Hoftheater«, «schien der Herr Graf um halb 2 Uhr im Chorprodesaale und «ahm auf der Estrade desselben zwischen beiden erstgenannten Herren Platz, denen im Halbkreis die Beamten und Regisseure, sowie das Ehrenmitglied Herr Emil Devrient und daß neu er- nannte Ehrenmitglied Herr Tichatscheck zu beiden Seiten sich anschloffen. Die den Kunstinstituten angebörenden Damen und Herren erfüllten den übrigen Theil des Saales. Zunächst be grüßte Herr Geh. Hofrath Bar die Versammlung und vollzog im allerhöchsten Aufträge die Einführung des neu ernanmen Herrn Generaldirektors in sein Amt. In ausführlicher Red« gedachte er der Verdienste des nach einer Wirksamkeit von nur wenigen Jahre« durch plötzlichen Tod seinem Amte entrissenen Herrn Generaldirektors von Könneritz und begrüßte sodann dm Chef der Anstalt mit dem Ausdruck der Freuds und gro- ßer Hoffnungen. Mit einer zwölfjährigen Erfahrung trete der- selbe in sein neues Amt, nachdem er bereits in der Geschichte de» Hoftheaters zu Hannover einen ehrenvollen Platz sich er» «orLen und seinen Namen mit dem Ruhme jenes Kunstinstitute« in engsten Zusammenhang gebracht. Der Redner wünschte in. teß nicht nur dem Institute zu dem neuen Chef, sondern auch diese« Glück, daß er durch die Weisheit des König« an di« Spitze zweier der hervorragendsten vaterländischen Kunstinstitute berufen worden. Nachdem der Redner in ehrender Weise der «»gestellten Beamten und der Mitglieder beider Kunstanstalten ausführlich gedacht, empfahl er dieselben dem neuen Chef und wies sie an, ihm die Erfüllung seines schweren Berufes durch Dielchwilligkeit zu erleichtern. Mit dm herzlichstm Wortm »erabschiedete sich sodann der Herr Geh. Hofrath Bär von dm Beamten und Mitgliedern. Nach dieser, mit anhaltendem Bei fall aufgmommenen Rede ergriff der Herr Graf Platen da» Wort. Das von Sr. Majestät de« Könige ihm übertragene Amt habe er mit Dank und Freude angmommm, denn lange verehre er das hiesige Kunstinstitut als ei« erste» in Deutsch land. Seine Kraft, sein Streben werde demselben gewidmet sein, er bitte um verträum und Unterstützung Seiten Aller zur glücklich« und erfolgreichen Ausübung sc-ineS Amte«, da« er nun mit den bestm Hoffnungen und Erwartungen antrete. — Im Namen de» beiden Kunst-Institute sprach hierauf Herr Hosrath Dr. Pabst. Noch nicht volle 6 Jahre seien ver« Soffen, und abermals ständen die Beamten und Mitglieder der »nitzl. musikalischen Kapelle und des Hoftheaters an dieser Stelle, um nach Ablauf eine» kurzen ProvisoriunS, de« eine dankbare Erinnerung gesichert sei, au» der Hand ihre» aller- -«ädigsten König« und Henn einen neuen Chef zu empfangen. I« Namen Aller glaube er die Ueberzeugung aussprechen zu dürfen, daß Jeder dm Wunsch und di« Hoffnung hege, eS werde die neue Phase dem gesammten Kunstinstitute zum Heil und Segen gereiche«. Dm bisherigen Erfahrungen zufolge habe Jeder dm ernsten Willen, die alte, unter dem Provisorium, wie soeben anerkannt worden, neu bewährt« dienstliche Ergeben heit und Treue auch dem neuen Chef von ganzem Herzen ent gegen zu tragen. Gewiß werde ein Jeder, wie bisher, so auch v»n jetzt ab unter der bewährten Führerschaft dcS neuen Ckef» zur Erreichung der Ziele des Kunstinstituts nach Maßgabe sei ner Kraft und Stellung mitzuwirkm bestrebt sein. Freudig und erfolgreich könne die« nur geschehen im Schutze de, «e. rechttgkeit und i« Lichte des Wohlwollens de» Chefs. Sei der Geist und die Kraft des GeneraldirectorS der Eckstein, und krönten sie den Giebel des Kunsttempels, so sei seine Gerech tigkeit und sein Wohlwollen die Lebenslust, welche die Ange hörigen des Instituts athmen und in der sie wirken. Mit dem Gelübde der dienstliche Treue verbinde sich daher die Bitte, um Gewährung jener beglückenden Eigenschaften. In der Ueber zeugung, daß sie sich derselben zu erfreuen haben würden, glaubten Alle an das Gelingen des erhabenen und schönen Werkes, zu welchem sie gemeinschaftlich berufen seien. In die sem Sinne begrüßten Alle die willkommene Wahl mit dem hoffnungsvollen Zurufe: „Gott segne Ihren Eingang und lasse die Kunstanstalten fernerhin auch unter Ihrer Führerschaft blühen und köstliche Frucht tragen!" Herr geh. Hofruth Bär beendet« den Act hierauf mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den König, in welches die Versammlung jubelnd eir- stimmte. Dem Herrn Generaldiree or wurden hierauf von den Herren geh. Hofrath Bär und Hofrath vr. Pabst die Beamten und Mitglieder beider Kunstanstalten einzeln vorgestellt. (Dr.J.) — Concert. Am vergangenen Sonntag Vormittag gab die jugendliche Pianistin Julie Pettavel aus Riga, Schülerin des hiesigen ConftrvatoriumS, im Saale gedachter Anstalt eine Matinöe Musikale, in welcher sie außer dem großen Septett von Hummel, noch das Mendelssohn'sche Concert in 0-moII zum Vortrag brachte. In beiden Piecen zeigte die junge Dame alle Vorzüge einer vortrefflichen Schule und gereichen ihre Lei stungen dem Institute, insbesondere ihrem Lehrer, Herrn Dö- ring, zur Ehre. Reichen und verdienten Beifall fanden die Lie dervorträge de« Fräulein Keller und des He rn Gaste!; eine besonders hervorzuhebende Leistung war die Ausführung deS Beriot'schen Violinconeertcü in ^.-ckir durch Herrn Hardeck. — Hiesige Jndustrie-Actien betreffend. Seit mehreren Jahre« find verschiedene der hiesigen Jndustrie-Actien von un seren Capitalisten Gegenstand reger Beachtung gewesen und wenn man die Resultate überschaut, so kann man dazu nur Glück wünschen, da in mehreren Fällen nicht nur Capital- gewinne von 100—150 Proz. und mehr gewährt worden sind, sondern die darinnen angelegten Kapitale haben eine Verzin sung gesunden, die sie bei keinem in- oder ausländischen Pa pier erreicht haben würden. Um meine Behauptung mit Bei spielen zu belegen, erinnere ich nur daran, daß Feldschlößchen noch im Jahre 1862 55—60 Proz. kosteten, heute 142 Proz, Frlsenkeller 70—75 Proz., heute 135j Proz , Thodesche Pa- pieractien 55—60 Proz , heute I33j Proz., Dresdner Papier- actien 40 Proz., heute 100 Proz., Albertsbahn 45 Pro/nt, heute 109 Proz. u. a. m. Das Resultat der Rentabilität ge staltet sich namentlich bei einzelnen Sachen noch günstiger, z. B. kommen in den letzten 5jährigen Durchschnitt bei Feldschlöß chen wo dieselben zu 60 Proz. gekauft, 16 Proz., bei Felsen keller zu 70 Proz., 12 s Proz. und beiThodeschen zu 60 Proz. Einkaufspreis 16z Prozent. Und heute sind mehrere der obi gen Sachen noch sehr billig und verdienen die Beachtung der Capitalisten, da man bei diesen solid fundirten Papieren immer noch eine Verzinsung hat, deren kein ausländisches oft sehr un sicheres Effect, eine nur annähernde Verzinsung an die Seite zu setzen im Stande wäre. Bei Feldschlößchen berechnet sich der Prozentsatz der Rente nach ihrer letzten Dividende zum gegenwärligen Cour» immer noch über 11 Proz., bei Felsen« keller gegen 9 Proz. und bei Thodesche» ca. 9j Proz., wäh« rend z. B. bei österreichischer Nationalanleihe zum heutigen Cours von 57 Proz. nur Proz. und bei 6 Proz. Ameri kanern zu 77^ Proz., nur 7Z f Proz. Verzinsung herauskommt. Obwohl dieses die die höchsten Zinsen tragenden Papiere aus wärtiger Börsen find, so stehen sie doch der Rentabilität unse rer soliden Jndustrie-Actien nach, was sich noch bedeutender dadurch gestaltet, da wie bekannt, man an den Coupons der Nationalanleihe 2—24 Proz. und bei den Coupons der sechs prozentigen amerikanischen Anleihe, 4—5 Prozent verliert. Bei Eisenbahn- und Bankaktien gestaltet sich die Rente viel gerin ger und beträgt nur bei den wenigsten 7 Prozent des Anlage kapitals zum damaligen Course, bei den meisten darunter. Welchen Schwankungen aber die oben speciell berührten Sachen bei den geringsten politischen Ereignissen auLgesrtzt sind, haben in dem letzten Jahrzehnt Capitalisten nur zu oft erfahren, denn «er Besitzer bsterreichi cher Papiere ist, den berühren nicht nur die vielfachen schwierigen Angelegenheiten des aus so mannig fachen Nationalitäten zusammengesetzten Oesterreichs selbst, son dern jede in anderen Staaten vorkommende politische, so wie sociale Bewegung, wenn sie auf keine andern Papiere Einfluß hat, auf österreichische hat sie gewiß welchen. Zum Schluß er wähne ich noch, daß der Zweck dieser Z-ilen keineswegs darin gesucht werden soll, eine schwindelhafte Courstreiberei in unsere soliden Jndustriesachen zu bringen, sondern daß derselbe ledig lich die wohlgemeinte Mahnung in sich schließt, die Kapitalien lieber ds m Lande und seiner Industrie zu erhalten, welches un« am meisten am Herzen liegen muß. — Vom Hamburger internationalen Verein find in die Grad. Grad Tcmp. Preis Ptg. 14 7 26 16 5 26 16 5 13 12 S 26 13 9 13 12 6 15 15. 7 12 7 15 11'/i 6 15. 16 5 15 13 6 15 12 8 15 13 9 15 12 9 15 21 8 17 11 9 13 17 7 18 17 6 18 17 6 15 16 8 18 1 16 14 8 15. 5, 5 5 Hand der Frau Kronprinzessin zur Verkeilung an die Ver wundeten und Hinterbliebenen der im Felde gefallenen Sachsen neuerdings wieder 1000 Thaler gelegt worden. Im Gan ea sollen durch Vermittelung des Hamburger Vereins nahe an 4000 Thaler zur Verwendung gekommen fein. — Nachdem aus der Kanzlei der k. k. österreichischen Ge sandtschaft allhier der zur Abstempelung von Paffen u. s. w. verwendete Stempel abhanden gekommen, so mach?, dieselbe zur Verhütung Mißbrauchs damit bekannt, daß anstatt des in Ver lust gerathenen verticalooalen Stempels von nun cm ei« hori- zontalvvaler Stempel dort in Gebrauch genommen morden sei. - Ein erfahrener Bierkenner Dresden» hat sich während seiner Musestunden da« Vergnügen gemacht, aus den verschie denen hiesigen Bier-Nestauratiorien und Niederlagen binnen Monatsfrist Proben der daselbst verschenkt werdenden Niere zu entnehmen und mit denselben Gradmeffungen anzustellen. Die Viere, gewogen mit ein und derselben Wage von Stoppani, ergaben folgendes Resultat: Bairisch Bier von Gafmicier . . . Bairisch Bier vou Ancot Feisciücller-Märzeiibier von Lamm . Salvator von Kaufmann .... Medinger, dunkles, aus der Niederlage Medinger, lichtes, von Kaiser . . . Waldschlökchen, dunkel, Stadtrestauratior Waldlchlößchm, lichtes, Leipziger Keller Felsenleller, lichtes, von Aster . Fekdschlösichen vom Nachsteller . Böhmisches, Bodenbacher Niederlage Böhmisches, Hauptstraße Nr. 26 Zcrbster Bitter-Mer, Kreuzstraße Löbauer Lagerbier Löbauer Bock Hosbrauhaus-Lagerbier . . . Hosbrauhaus-Bock Felsen keller-Bock Bairischer Brauhaus-Bock . . Medinger Bock Feldschlös;chen-Bock Naumannscher Bock .... Einfaches aus d. Schnciderschen Brauerei — In einem hiesigen Uhrengeschäft ist »or mehreren Ta gen eine we/thvolle goldene Damenuhr entwendet und bald darauf bei einem hiesigen Pfandleiher ermittelt worden, bei welchem sie ein junger Mann verpfändet hatte, der um die Zeit, wo die Uhr abhanden gekommen, im Geschäft des Be stohlenen sich aufgehalten hatte. — An der Herzogin Garten Hit vorgestern Nachmittag ein Gardinenbrand statigefunden, der durch einen dort wohn haften Herrn veranlaßt wurde, welcher mit einem brennenden Streichhölzchen den Vorhängen zu nahe gekommen war. — In Berlin verstarb am 6. März Vormittags 10 Uhr Peter von Cornelius. Derselbe war 1783 in Düsseldorf ge boren. In seinem 19. Jahre schon führte er eine Wandmalerei in der alten Kirche zu Neuß aus und 1810 vollendete er seine Zeichnungen zum „Faust" und „Nibelungenliede". 1825 erhielt er einen Nuf nach München, hier fertigte er in erster Reihe die berühmten Darstellungen aus dem Trojanerkriege. 1841 erhielt er den Nuf nach Berlin, wo er die so berühmt gewor denen CartonS für das Campo-Santo und die apokalyptischen Reiter vollendete. 1853 zog es ihn noch einmal auf längere Zeit nach Rom; von 1859 an gehörte er Berlin ganz an. Sein Hinscheiden ist ein Ereigniß. Der Altmeister moderner Kunst, der Repräsentant des großen Styls ist in ihm heim- gegangm. — Mit lobenSwerther Anerkennung muß man die Ein führung volkswirthschaftlccher Montagsversammlungen hiesiger Schneidermeister bettachten, nur wäre eine noch größere Be theiligung wünschenswerth, um für die Zukunft einen allseitigen Nutzen zu erzielen. — Der Herr Finanzrath Max v. Weber hat Aufforderung erhalten, bei Einrichtung des Sicherheitsdienste» bedeutender französischer Eisenbahnen mitzuwirken und wird sich dem Ver nehmen nach zu diesem Zweck nächstens nach Pari» begeben. — Aus Dresden vom 3. März schreibt man der Berliner Volks-Zeitung: Bezüglich der Licbermann'schen Petition an den König, die Niederlassung der Juden in Sachsen betreffend, kann ich Ihnen aus guter Quelle mittheilen, daß der König die Chef» des Berliner jüdischen Handelshauses S. M. Friedheim Söhne heute per Telegraph eingeladen hat, an einer Minisürconferenz über diese Frage theilzunehmm. Dies Haus hat nämlich zwei bedeutende industrielle Zweiggeschäfte in Sachsen; auch stehen die Herren Friedheim beim Köniz, wegen ihrer Verdienste um Hebung der sächsischen Industrie, in hohem Ansehen. Ich zweifle nicht, daß eS dem Einfluß dieser Herren und ihrer kaufmännisch- praktischen Auseinandersetzung des Punktes gelingen wird, unfern König und seine Minister zu überzeugen, daß die sächsische Ge setzgebung in dem belegten Punkte geändert werden müsse. — Wir theckten in den letzten Tagen mit, daß e« in - j