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Erscheint: «glich früh 7 Uhr Inserate Zorrden angenommen: hi« LbrndsÜ,Sonn tag« bi» Mittag« 12 Uhr: Marienstrage IS. W»zeiz. in dies- Blatte staden «ine erfolgreich« Sarbreitung. »uflage: ,8,000 Lxempl« Dmmerstag 18. Oktober Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Ab«»«e»e»t: «ierteljLhrlichraNgr. bei nnrntgeldlicher Lir« ferung in'« Hau«. Durch die König!. Post vietteljiihrlich 22 Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltene» Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. »d StMMtzum der Herausgeber: Ltkpsch st Nrichardt. - Verantwortlicher Redacteur: IlÜillS tzleichardt. Dresden, den 18 Octob«. — Berlin, Mittwoch dm 17. Oktober Nachmittags Uhr (W. T B.) Die osfieielle „Prov. Cor." schreibt: die Frie- denStzerbandlungm mit Sachsm sind jetzt so wett gediehen, daß der Abschluß unverweilt erwartet werdm kann. (Dr»«dn. I.) — Einem Gerüchte nach hat sich der Staatsminister von Falkenstein am gestrigen Nachmittag von hier nach Karlsbad zu Sr. Majestät dem König begeben. — - — In der Stadtverordneten - Sitzung zu Zwickau vom 13. Octbr. erstattete Vorsitzender Heubner Bericht betreffs der Adresse an den König Johann. Der Bericht lautet: „Die von dem Rathe und dm Stadtverordneten unserer Stadt mit Ueberreichung der bekannten Adresse an Se. Maj den König beauftragten Abgeordneten, Hr. Bürgermeister Streit und ich, reisten am 7. d. M. nach Karlsbad, meldeten sich noch am Abend desselben Tages bei dem königlichen Generaladjutanten nn und gelangten am 8. d. M. Vormittags 11 Uhr zur Au dienz, die sogleich ohne Umständlichkeit bereitwillig gewährt ward. Mit höchster Genehmigung las der Bürgermeister Streit die Adresse vollständig vor. Se. Maj. folgte dem in der Adresse niedergelegten Berichte über den Nothstand der Stadt Zwickau mit sichtlicher Theilnahme und ergriff sofort nach dem Schluß der Vorlesung das Wort. — Wenn ich als Beauftragter des Stadtv.-KollegiumS über die königliche Antwort zu berichten mich verpflichtet fühle, so muß ich hierbei die Bemerkung vor ausschicken, daß ich selbstverständlich die Antwort, welche in längerer fließender Rede ertheilt ward, nicht Wort für Wort Wiederzugeben im Stande bin, jedoch den wesentlichen Inhalt in sorgfältiger Aufmerksamkeit möglichst treu aufgefaßt zu ha ben mich überzeugt halte und dabei in Uebereinstimmung mit dem Dlputirten des Raths befinde. — Anknüpfend an das Gesuch der Adresse um baldigste Gewährung des Friedens er klärte zunächst der König, daß ihm die Gelegenheit erwünscht sei, den Kundgebungen der Presse gegenüber sich auSzusprechen, als ob er an der Verzögerung des Friedensschlusses die Schuld trage. Dies sei durchaus nicht der Fall. Er habe selbst so gleich nach dem Bekanntwerden der Nikolsburger Friedensprä liminarien an Se. Maj. den König von Preußen geschrieben und dem norddeutschen Bunde unter den möglichsten Opfern beizutreten sich bereit erklärt, mit dem Ausdruck der Hoffnung, es werde dieser Einkitt unter schonenden Bedingungen bewil ligt werden: hierauf sei jedoch bis jetzt keine Antwort erfolgt. Zm Sinne jrnes seine« Schreibens habe er dann seine für das Friedenswerk Bevollmächtigten zu unterhandeln beauftragt. Wenn aber auch die Verhandlungen bisher zu einem Abschlüße nicht geführt hätten, so liege die« nicht an ihm: er selbst kenne die Preußischen Forderungen zur Zeit nicht; soviel ihn betreffe, werde er jedenfalls zur Förderung des Abschlusses das Mög. lichste beitragen, da ihm eben so sehr, wie dem Volke der Frie- den am Herzen liege. Auf eine Setten der Deputation ge schehene Bemerkung, wie höchst bedauerlich eS sei, wenn die FriedenSoerhandlungen ins Stocken gerathen sein sollten, erwi derte Se. Maj. ter König, daß er hoffe, es handle sich in dieser Hinsicht zur Zeit nur um Formalttäten. Hierauf ward von den Abgeordneten auf höchstes Verlangen noch weitere Auskunft über den neuesten Stand der Einquartierungsocr- hältniff« und der Cholera Epidemie in Zwickau ertheilt. Der König sprach, wie schon im Verlauf der Antwort geschehen war, wiederholt seine innige Theilnahme an dem Nothstande der Stadt aus, mit dem Bemerken: er würde gern versuchen, eine Erleichterung der Einquartierungslast Zwickaus besonders vermitteln zu lassen, fürchte aber, e» werde in dieser Richtung nicht sofort auf Erfolg zu rechnen sein Schließlich kam man Setten der Deputation wieder auf die Angelegenheit des bal digen Fnevensschluffe« zurück und ward von mir dabei erwähnt, daß gewrß Niemand verkenne, wie schmerzliche Opfer von Er. Maj. für den Frieden zu bringen seien, man jedoch im Hin« blick auf dw Hochherzigkeit des König« und seine bekannte Liebe zum Lande, sich der Hoffnung überlaffe, daß diese Opfer gebracht werden würden: worauf der König entgegnet-, von ihm werde Alle« geschehen, was sich ihun lass- e, werde die«, falls bis an die Grenze der Möglichkeit «hm. Hiermit schloß sich die Audienz, nachdem zuvor noch dre vorgelesene Adresse überreicht worden war.'' (Z. T.) — In einer Beschreibung eines kleinen Begräbnißplatze» Lei Brün», die in der „Kreuz zeitung" in dem Aufsatze Brünner Briefe enthalten ist, heißt eS: Nun kommen wir an das Grab Le« sächsischen Feldwebels Heller „Gestern war seine Frau hier, die hat da« wohl da hinein gesteckt," bemerkte der alte Spihka, al« wir eine« Abends verwundert ein zusammengelegte« Stück Papier unter dem welkenden Kranze hervsrzozen, welcher auf dem schwarzen Holzkreuze hing, das wir zum ersten Male bei Heller'« Grab wahrnahmen. Das Kreuzlein hatte zuvor «ine« Oesterreich«« Grab bezeichnet, der aber hatte ein besser Monument bekommen, da war eS weggenommen und von dem Todtengräber bei des Feldwebels Grab postirt worden. Die Wittwe Heller war zu spät gekommen und hatte ihren Mann nicht mehr am Leben gefunden. Da hatte sie nun mit Blei- stitt an sein Kreuz geschrieben: Hier ruhet in Gott Karl Heller, sächsischer Feldwebel, starb am 1. August an seinen erhaltenen Wunden in der Schlacht bei Königgrätz, in seinem zweiunddreißigstm Lebensjahre — Herr, gieb ihm die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihm I Amen. Und auf dem Blatte, das in den Kranz gesteckt, warm folgende Worte zu lesen: Hier ruht in stiller Einsamkeit die edelste der Seelen. Sein Geist entfloh zur Ewigkeit in jmeS beffere Leben. Die Leidm, die er hier erduldet, kennst du, o Gott, am besten; doch, der hier büßet unverschuldet, hat dort die Freud' am größten. Nur dieser Trost giebt mir noch Kraft, die Trennung zu ertragen; doch unser Herz wird Tag und Nacht um Dich, mein Karl, noch klagm. Zur Erinnerung von Deiner Dich bis in dm Tod liebenden Anna. Das war uns, die wir's sahen und lasm, eine so rührende Geschichte, daß wir« uns nicht v-rsagen konnten, das Grab des Heller ganz gleich wie die Gräber der preußischen Soldaten Herrichten und mit einem eisernen Crucifixe versehm zu lassen, welches an seinem Fuße auf einer umkränzten Tafel in Goldschrist dieselben Worte sammt dem Verse zeigt, die seine tief betrübte Wittwe auf und für dasselbe schrieb. — Gewerbeverein. In letzter Sitzung legte Herr Fabrikant Neuscheller ein für die Chemnitzer Industrie-Aus stellung bestimmt gewesenes „Pracht-Album zu Galeriebildern" vor, an welchem die solide Arbeit ebenso, wie die geschmackvolle, künstlerische Ausführung anerkannt wurde. Herr Fabrikant R. A. Türcke hatte eine reiche Musterkarte von Pinseln ausgestellt, die auch für Chemnitz bestimmt gewesen warm. Sie warm von dm verschiedensten Haaren, in den verschiedensten Formm und Größen und zu den verschiedensten Farbstoffen und Zwecken angefertigt. Einem Berichte über die Wohlthätigkeitswerke des Vereins entnehmm wir, daß für die Lotterie des Militär-Hilfs vereins in Leipzig eine ganze Wagenladung (44 Collis) gesam melter Waarm abgesmdet werden konnte, daß bereits auch mehr als 1500 Loose untergebracht sind und daß auch an die ab gebrannten Handwerker in Ehrenfriedersdorf schon eine erste Sendung von 4 Ctr. Handwerkszeug abgegangen ist. — In einem längeren Vortrage führte Herr Krone die zahlreiche Ver sammlung durch die Sternenwelt, sprach von der Bildung der Himmelskörper überhaupt und von der der Sonn?, der Planetm und der Monde im Besondern, erklärte das Gehen und Kom men der veränderlichen Sterne, das Wesen der Milchstraßen und Sternennebel, die Differenz zwischen den Zeiten der Be gebenheiten und den Zeiten, in welchen wir diese Begebenheiten wahrnehmcn, erläuterte die am Himmel wirkenden Kräfte und die einzelnen Sternbilder und veranschaulichte dies Alles durch zahlreiche Kartm und Zeichnungen. — Der „Kreuzztg." schreibt man aus Dresden vom 14. d.: Das Verhältniß des preußischen Gouvernements zur LandeS- commission ist durch die letzten Verordnungen ein minder freund liches als sonst. Jetzt tritt nun eine neue Maßregel hinzu, gegen die man ebenfalls sich sträubt. Von morgen an sollen die in den Kasemen einquartierten Mannschaften auf Kostm des Staats (nicht mehr der Stadt) verpflegt werdm. — Fünfundzwanzig Jahre! welche Fülle von Wün» schm, Hoffnungen und Entwürfen birgt ein solcher Zeitraum für Den, der ihn zu durchlaufen hat, und doch! wie unendlich kurz dünkt er demjenigen, der ihn zurückgelcgt. Ein Viertel- Säculum — wie viel getäuschte Hoffnungen, zu Grabe getragme Wünsche und doch auch welche Fülle von Freude und Glück vermag es zu umschließen; bmeidenswerth derjenige, der auf eine solche Spanne Zeit zurückblicken kann mit dem Bewußtsein, von alle d-m das richtige Maß genossen zu haben. Auch am hmtigm Tage stehen zw. i Menschen an diesem bedeutungsvollen Zeitabschnitte; es sind dies der Direktor unseres Zweiten Theaters, Herr Nesmüller und seine Gattin, die heute das schöne Fest ihrer silbemen Hochzeit feiern. — Für die Ehrmfrisdcrsdorfer Abgebranntm, namentlich für die dasigen Handwerker, sind bekanntlich in Dresden durch den Gewerbeoerein Sammlungen an Handwerkszeug veranstaltet, die, wie wir hören, sehr gut ausgefallen sind. Bereits iit ein Faß, 4 Centner schwer, mit dergleichen Sachen nach Ehren- friederSdorf abgegangen, worin 29 kleine, 4 große Hobel, 2 t halbe Metzen Holznägel, Sägm, Schrauben, Leisten rc Unter Anderem war eine prachtvolle Säge dabei, welche die Inschrift trug: „Für dm ärmsten Tischler!" Sie wurde besonders ver packt. Sogar eine Hobelbank ging ein als Geschenk. Die Geber waren so bescheiden, ihre Namen nicht zu nennen. Neue Gaben werden noch angenommen, und zwar sammelt in Neustadt Herr Photograph Schütze, in Altstadt Herr Junghänel. — Gestern Nachmittag hat sich der Versorghausbewohner H aus Melancholie entleibt. — — Ein sächsischer Soldat schreibt uns:' „In Hetzendorf bei Wim befinden sich in Prioatpflege I. K. H. der Kronprin zessin von Sachsen ein Sergeant von der Leibbrigade, Corpora! Thieme vom 1. Infanterie-Bataillon der Compagnie und zwei Soldatm. Elfterer ist verwundet am linkm Bein unterhalb de« KnieS ; Corporal Th. dagegm im linkm Oberschenkel, und bei einem der beiden Soldatm befindet sich das Spitzgeschoß noch in dem Gelenke des linkm Armes. I. K. H. besucht ihre Pfleglinge regelmäßig aller zwei Tage, unterhält und tröstet sie in herablassendster Weise, sorgt dafür, daß ihnen nichts fehlt, und täglich erhalten die Verwundeten durch dieselbe als Lektüre die nm angekommmm „Dresdner Nachrichten". Hierdurch hat I. K. H. die Kronprinzessin sich die Liebe Aller im größt« Maße erworben und sich einen Denkstein für alle Zeit« in dm Herzen der Soldatm gesetzt. — Das Besprengen der Straßen zur Beseitigung des da« Publikum belästigenden Staubes ist, wie wir wissen, in aus reichendem Maße von der Behörde angeordnet. Die hierzu ver wendeten pemniären Mittel find gmügend. Nur aber fehlt eines der wirksamsten Mittel, daß das Sprengen der Straßen auch in der Woche, wie dasselbe unbedingt auSaefÜhrt werdm muß, wenn eS seinem Zwecke gmügm soll, wirklich auSgeführt wird, und das ist: eine unausgesetzte Controls. Denn d« Knechten, die die Sprengwagen fahren, das zuverlässige und gehörige Sprengen aller Straßen, auf dmen dies nothwendig ist, zu überlassen, heißt doch wohl den Leuten ein Verträum schenken, dessen sich Einzelne nicht ganz würdig zeigen. Der Chef der Sprmganstalt leistet, wie wir wissen, daL Möglichste, um sein Personal zur promptm Pflichterfüllung anzuhalten — allein ihm kann man wohl nicht zumuthen, daß er jedem Sprengwagen auch noch einen Aufseher beigebm soll. Hier müssen die betreffenden Beamtm des Stadtraths das Ihrige leisten. Die jetzt so stark frequentirten Straßen der Antoastadt und speciell die Forststraße sehen am entferntesten Ende die Sprengwagen nur in der Ferne; ebmso verirrt sich auf die Leipziger Straße seltm ein solcher. — Wenn im Lauf der Jahre sich zu Meißen der dortige Stadtmufikvirector Herr Hartmann ein schätzenSwertheSVer dienst hinsichtlich der Aufführung von Oratorien erwarb, die unter seiner Leitung gewöhnlich am Charfreitag im Dom zu Meißen zur Aufführung kamen, so bewährte sich dies edle Swe ben abermals qm vergangenen Sonntag. Die zu einem milden Zweck veranstaltete Aufführung gastlicher Musik- und Gesang- stücke, begann im ersten Theil mit einem Choral nach Graun, dem daS Adoramus von Palestrina und Sanctus von Cherubini, gesungen von der K. Kammersängerin Frau Büroe-Ney fotzte. Getragen von solcher Gesangeskraft war der Eindruck eia höchst wirkungsvoller und gipfelte sich später in der Arie au» der MatthäuS-Passion von S. Bach, welche von der Hofopern» sängerin Frau Krebs, im Verein mit dem trefflich« Violin spieler Herrn Kammermusikus Medefind vollendet zum Bor trag kam. Eine liebliche Cantate von Haydn, ganz das reine frohe Menschenherz des Meisters verkündend, «öffnete dm zwei ten Theil, worauf Frau Bürde-Ney mit einer Arie au« „Pau lus" und Herr Oppitz mit ein« Arie au« dem Oratorium „Elias" die Hörer erfreuten. Duett aus dem „Stabat water" von Rossini (Frau Bürde-Ney und Frau Kreb«) bildete mit dem Schlußchor aus dem „Ende des Gerecht«", den Schluß stein der Aufführung, welcher groß« Zuspruch zu Theil wurde. Möge d« für solche Tonschöpfungen unermüdliche Herr Hart mann ferner in diesem Sinne wirken, er darf des besten Danke« versichert sein. — Die alte Elbbrück: «leidet außer der Restauration der Trottoirs noch eine andere Neuerung m diesen Tag«, indem auch an dem ein« Pfeiler, zunächst d« Helbig'schea Localttät ein neue» Wasserstandmaß angebracht wird. — Auf dem Altmarkt gehts seit gestern sehr lebendig zu, indem für den bevorstehenden Jahrmarkt die Budm aufgesetzt werden. Wir werden also bald neue lebmde Bild« zu sehm bekomm«, die etwas mehr Regsamkeit in das bisherige trau rige Alltagsleb« bringen. Schon sind jene wandnnden Mu sikanten kuppweise «ingerückt, mit dm in Wachsleinwand ver hüllten melodiereichen Baßgeigen, Hörnern, Trompetm und Vio linen, die auf den auf dem Rück« de« JahrmarktSoirtuosen paradirendm „Berliner Reisekoffer" aufgeschnallt sind. Diese Jahrmarktsbild« werden uns die schönen, vergangenen Zeiten zurückzaubern, in dmen Pfefferkuchen und Blechmusik, saure Gurken und ander« Zeitvertreib die Glückselig« vergnügt«. Nur wird manch« trübe Blick in« Portemonnaie fall« — weil auf dem Jahrmarkt „Blechen" die Loosung des Erdenpilgers ist. — Me wir hören, ist der Mrnn, der in diesen Tag« von dem Hausknecht in ein« hiesigen Restauration an d« Kellerthüre betroffen wurde und in Folge dessen mit ihm ein« hart« Strauß zu bestehen hatte, che es ihm gelang, zu ent kommen, von d« königl. Polizeidirection ermittelt und verhaft.^ worden. —