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«Frscheint: ««Itch ft»h 7 llhr S»l«ate werde» «»»«uvmmrn: Hi»UAendSS,Sonn. »a«s die Mittag» rr llhr: Marteastraße t». »Vi,.t»d<«s.«atte r >»d«» et« erfolgreich« »«»rettnug. 13,000 «!«»* *<«» Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mttredacteur: Theodor Arabisch. Durchdie«atzl.W^ viertelt»»»«» ««gr E t»t«tue Nmaareea t Agr- Anseratnlpreift: 8Nr den ««u» einer gespaltene» Zeile: 1 Ngr. Unter „Singe-> sankt" di» Zeile r «gr. »»d Siserchmn der Herausgeber: Likpsch sc Nkichardt. — Berantwsrtlicher Nrdactmr: IiÜdlt Neichnrdt. Dresden, den 8 Oktober. — Ein Grazer Blatt schreibt non der sächsischen Armee Folgende»: Es fehlt noch immer jeder bestimmte Anhaltspunkt Aber den Termin, bi» zu welchem die sächsischen Truppen in Oesterreich verbleiben werden. Allein zwei Momente können «l» eine Andeutung genommen werden, daß denn doch der Ab marsch i« die Heimath nahe bevorpeht. Es erhielten näml.ch die in den verschiedenen Dörfern liegenden AbtheilungSches» die gemkssene Weisung, alle Zahlungen an die Gemeinden und Lie feranten in möglichst kurzen Terminen zu leisten, so zwar, daß, wenn plötzlich ein Befehl zum Abmarsch eintrifft, die Gelbregu- Ürung schnellsten» erfolgen könne. Da« zweite Anzeichen ist ein Befehl an alle sächsischen Feldspitaler, respective denn Vor stände, sofort Bericht zu erstatten über den Staad ihrer Kran, len und Blessirten, wobei genau die Zahl Jener anzugeben ist, welche trankportabel sind, sowie Jener, welche unter jeder Be dingung behus» weiterer Pflege hier verbleiben müssen. — Da dem Vernehmen nach die Besatzungsfrage der Festung Lönigstein einen der Hauptstreitpunkte in dm Friedenkverhand- lungen zwischen Sachsen und Preußen bildet, andererseits auch namentlich in Berliner Blättern mehrfach die Bemerkung zu lese« war: der Köntgstein würde erst in Zukunst eine bedeu te adere Rolle spielen al» seither, so ist cs vielleicht nicht über, flüssig, über dm fortificatorischen Werth dieser berühmten, jetzt so vielfach genannten Bergveste eine unbefangene Meinung zu äußern. EL ist die» freilich nur die Auffassung eines Laiea, sie hält sich aber frei von jeder Besangmheit. Wir wissen die jetzt noch manchmal gehörte Ansicht von dem „Frühstück' des LöaigsteinS auf ihren wahren Werth zurückzuführen, wie sind aber auch entfernt von jeder Ueberschätzung der Stärke des Kö nigstein». Die Festung ist trefflich bemannt, auf lange Zeit hinaus mü Proviant versehen, auf da« zweckmäßigste mit ge- z'og.nen Geschützen armirt, alle Punkte in der Umgegend, wie Quirl, der Lilienstein, die Fläche nach den Bärensteinen zu sind abzeholzt, so daß der Feind in den früher dort befindlichen Waldungen keinen Schutz für seine zu postirenden Batterien findet. Ruch unterliegt es keinem Zweifel, daß die Besatzung des Kö- «igstein» gegen die Belagerungsbatterien ein sehr wirksames Fmer unterhalten können, denn ebensoweit, wie die Belagerer auf dm Königstein hinaufschießen können, können die Belager ten mindestens auch heruntcrschießcn. Zum lieber sluß sind auch z. B. auf dm abgeholzten Waldflächen einzelne Bäume als Merkzeichen für die Entfernungen stehen gelassen worden. Nichts» «destoweniger möchten wir glauben, daß, so schwierig auch für die Belagerer die Demontirung der Festungsgcschütze wäre, den- noch dieselbe durch energisches Feuer von allen Seiten endlich, wenn auch nach blutigen, bedeutmdm Opfern erreicht werden würde. Insofern wäre der Königstein nicht unüberwindlich. Etwa» anderer freilich ist es, ob mit dm zum Schweigen gebrachten Kartonen der Festung die Festung selbst erobert ist. Das ge rade müssen wir bezweifeln. Jetzt bgänne erst wahre Arbeit für die Belagerer. Wer ein einziges Mal beim flüchtigen Vor- übergehen die Festung anzeseh-n, wird uns zustimmen, daß ohne all« weiteren Vertheidigungsmaßrcgeln der Sturm auf die Festung ein überaus blutiges Stück Arbeit wäre. Was mag nun aber nicht Alles geschehen sein, um die natürlichen Boll werke der Natur künstlich so zu verstärken, daß ein mit stür mender Hand erfolgendes Nehmen der Festung unerhörte Opfer kosten würde ? Preußische Ingenieur-Osficiere haben sich wieder holt dahin ausgesprochen, daß es ganz enorm schwierig sei „hiaaufzukommen". — Diese einfache Betrachtung enthält, wie man sieht, nicht«, war nicht längst allgemein bekannt wäre, sie wendet sie vielmehr nun gegen jede Unterschätzung, wie gegen jede Ueberschätzung der natürlichen und künstlich verstärkten Festung. Ob freilich dann, wenn, wie es dem Vernehmen nach geschehen soll, neue großartige Festungswerke auf den benach barten Bergen der sächsischen Schweiz, z. B. auf dem Lilienstein angelegt werden, die forttfieatorische Kraft des Königstein» sich nicht verzehnfacht, ist «ine Frage, auf die wir bei der Unbe- flimmtheit der Andeutungen hierüber näher einzugehen nicht in der Lag« sind. — Ein in P. in Oesterreich aufgeschlagene» sächsische« Feldhospital sollte nach W. verlegt werden. Der Commandant deffelben begab sich auf dm Bahnhof, sagte daselbst so und so viel Rann für dm nächsten Tag zur Beförderung an und be- stellte «inen Separatzug mit der entsprechenden Anzahl Wagen. Rl» nun am nächsten Tage zur festgesetzten Stunde die kranken Soldaten auf den Bahnhof gebracht wurden und in die Wag gon» plaeirt werdm sollen, siehe, da stellte e« sich heraus, daß viel zu wenig Wagm da warm — denn in Oesterreich darf nun einmal eine Sache nicht in Ordnung sein, irgmdwo muß «» hapern. Da gab e» nun eine große Confusion, die Beam ten liefm und schriee« durcheinander, aber die fehlenden Wa- -m wollten nicht zum Vorschein kommen. Während dem muß- len dl« kranken Soldatm auf de« zugigen Perron halt« und begreiflicher Weise bemächtigte sich eine große Erbitterung über die — österreichi che Gemüthlichkeit — der Herzen aller anwe senden Sachsen. Der Commandant fluchte und wetterte und als er des Stationöchels ansichtig wurde, fuhr er auf ihn los, überhäufte ihn mit Vorwürfen und fragte schließlich: „aber zum Donnerwetter, so schafft doch wenigstens Wagen her, habt Ihr dmn keine?" Der Beamte aber, eine ächt österreichische Physiog nomie ließ sich nicht in seiner Ruhe erschüttern und erwiderte: „Oh, Wag'n (Wagen) hab'n wir schon g'nug, aber Ihr habt'« halt z'oiel Leut'!" — Am Sonnabend kam das die Ecke der Berg- und Chemnitzer Straße bildende große, schöne sogenannte Förster'sche Haus zur gerichtlichen Subhastation. Leider mögen die gedrück ten Zeitverhältniffe nicht ohne Einfluß auf die verhältnißmä- ßig sehr niedrige Erstehungssumme von 44,400 Thlr. gewesen sein, da die Baukosten für das trefflich auSgestattete Gebäude sich gegm 70,000 Thlr. belaufen sollen, und die gerichtliche Würderung auf 63,000 Thlr lautete. EL hatte sich ein zahl reiches Auditorium von Geldleutcn, Advokaten, Gutsbesitzern und Rentier» eingefunden, deren Jeder beim Eintritt sich durch Vorzeigung von mindestens 6000 Thlr. zu legitimirm hatte. Das höchste obenerwähnte Gebot that Herr Bäckermeister Jahn, in dessen Eigenthum das Grundstück nunmehr übergegangen ist. — Ein trauriges Ereigniß traf am verflossenen Sonn abende die Familie eines in hiesiger Ostraallee wohnenden hohen Staatsbeamten. Die Töchter desselben, die eine die junge Wittwe eines im letzten Kriege gefallenen Offiziers, die andere unver- heirathet, waren vor wenigen Tagen von Leipzig nach hier zurückgelehrt, wurden fast gleichzeitig von der Cholera befallen und starben nach wenigen Stunden, so daß ihre Leichen bereits am Sonnabend Nachmittag in das Todtenhaus gebracht wurden, nachdem sie kurz vorher noch einen Spaziergang unternommm hatten. Gewiß ein trauriges Schicksal! — Nachdem uns in den letzten Zeiten von Leipzig aus wiederholt Glauben gemacht worden ist: daß dort in politischer und socialer Hinsicht nur daS höhere Interesse in Anschlag komme und alle Maßregeln ziemlich unfehlbar seien, ist un» in den vergangmen Tagen ein sehr lebhafter Zweifel durch die Abhaltung der Leipziger Messe während der Choleraepidemie beigebracht worden. Das Ende August bereits die Cholera in Leipzig außerordentlich rapid auftrat trotz der Dementis in Leip, ziger Blättern, und da in den ersten Wochen des Septembers von Abnahme der Todesfälle nicht die Rede war, mußte im wohlverstandenen Interesse der Leipziger Einwohnerschaft die Messe sistirt werden. Sie wurde aber abgehalten, wurde na türlich eine sehr faule und die Todtenliste zählre in jeder Woche des Septembers über 300 Fälle. Obschon nun in den letzten Tagen eine Abnahme der Cholera gemeldet wird, wäre es doch räthlich, den Umfang des Wintersemesters für die Universität auf einige Wochen zu verschieben und etwa auf den I. No vember zu stellen. Es würde dies eben so im Interesse deS ecadcmischen Lehrkörpers, der ja auch 4 Verluste zu beklagen hat, als zu Gunsten der Studirenden und zum Tröste vieler Äeltern gereichen. Eine diesfallsige Bekanntmachung des aka demischen Senats würde gewiß allseitig mit Dank begrüßt werden. — Die Stadtverordneten von Zwickau haben die Absen dung einer Petition an den König beschlossen. Dieselbe schildert denNohstand, in welchen die Bevölkerung Zwickau's und seiner Umgegend durch den noch immer fortdauernden Kriegszustand und die daraus folgende Erwerbslosigkeit, sowie durch die Choleraepidemie gekommen und sich fort und fort befindet, und schließt mit der Bitte, daß der König Sachsen baldigst den Frieden verschaffen wolle. — Die Weinernte-Aussichten im Elsaß, in der Pfalz und am Rhein werden als glänzend geschildert. Die Menge läßt nichts zu wünschen übrig, die Beschaffenheit soll der des reich sten Weinjahres 1828 gleichkommen. Desto düsterer lauten die Nachrichten über den Stand des Weines in Burgund. Der Schaden daselbst wird auf Million Francs geschätzt. — „Ella, die Nymphe," RädcrS neueste Posse, ist auch auf dem Theater der Neustadt zu Prag mit großem Decora- tionsprunk und Maschinerie in Scene gegangen. Die „Bohemia" stellt daS Stück als eine- der gelungensten des Verfasser« dar und rühmt daran, daß eS die leichtfertigen französischen Feeerieen durch Sujet und Musik weit überragt. Die von dem Ballei meister Kiliany arrangirten Tänze versehlten nicht ihre Wirkung, und besonders zeigten sich die Schauspieler, denen die komischen Parthien der Posse anveriraut waren, welche die Perspective hat, Kaffenstück zu werdm. — Wegen der vom Berliner „Publicist" erzählten Ge schichte au« Sachsen (vergl. Nr. 370 d. Bl), nach welcher der Sohn eines Berliner Professor K. mit seine« Freunde auf halben Wege nach der säck s. Schweiz au« Anlaß eines Achsen bruche« von einer Anzahl mit D eschflegeln re. bewaffneter i Bauern Mißhandlungen erltten haben will und zu dem Ende I da« ganze Dorf alarmirt worden stia soll, haben wir sowohl > v bei hiesigen Lohnkutschern, als bei uns befreundeten Touristen vor Allem aber bei dm kompetenten und bei der Sache in- teressirten Sicherheitsbehörden sorgfältige Nachfrage gehalty», hierdurch aber nur soviel in Erfahrung gebracht, daß vor Udo- gerer Zeit in Königstein allerdings ein Achsenbruch vorgekommen, dieses Norkommniß aber keineswegs zu irgend welchen Stö rungen Veranlassung gegeben, vielmehr von der Gesellschaft als ein heiteres Neiseintermezzo angesehen worden ist. So lange nun die in einer späteren Nummer des „Publicist" i» Aussicht gestellten Beweise zu der Sache nicht erbracht worden, oder wenigstens der Name des Dorfes nicht genannt wird, zu deren Zurückhaltung doch kaum ein Grund vorliegt, gestattm wir uns die Wahrheit der Sache fort und fort zu bezweifelst». — Am 5. d. Nits, früh 9 Uhr brach im Wohnhaus« des Gutsbesitzers Hofmann in Bärenstein bei Lauenstei« «M Schadenfeuer aus, welches dieses HauS und die «»gebaute Scheune in so kurzer Zeit in Asche legte, daß von de« Ra« bilar nur äußerst wenig gerettet werdm konnte; auch ginge» die ganzen Erntevorräthe dabei verloren. Hofmann selbst er» litt beim Retten seiner Kinder im Gesicht, am Halse u»d a» den Händen nicht unerhebliche Brandwundm; versichert hatte derselbe sein Mobiliar nicht. Man vermuthel, daß das Feuer durch Spielen mit Streichhölzchen Seilen der Kinder eine» Mitbewohners entstanden ist, doch läßt sich etwas Bestimmt«» darüber nicht sagm. — Ein epidemischer Druckfehler. Da« WoHM-- blatt eines Städtchens in der Gegend Leipzig druckt in seiner letzten Mittwochs-Nummer das Referat eines Leipziger Blatte» über die Richtsteine des neuen Theaters am vorig« Sonntag Abend ab. Darin heißt es am Schluß: „MitAbsingung eine» CholeraoerseL (statt Choraloerses) schloß die Feier". * Der halbjährliche Bericht des „deutschen Rechtsschutz» Vereins in London" liegt vor uns und giebt einen erfreulichen Beweis von der segensreichen Wirkung dieses wohlthätigen In stituts. Die Zwecke des Vereins sind: unbemittelten Deutsche« in London, so lange dieselben kein fremdes Bürgerrecht erlangt haben, und deren minorennen Kindern Rechtshilfe zu gewähr«^ sie gegen Civil- und Criminalktagen in Schutz zu nehmen oder ihnen für in dieser Weise erlittenen Schaden Entschädigung z» verschaffen. Wer da weiß, wie einsam und verlass« sich der einzelne, der Sprache und Landessittm unkundige Fremde st» der Riesenstadt London fühlt, und besonders, wie schwer unst kostspielig es in England für den Fremden ist, dm Schutz der Gesetze mit Nutzen für sich in Anspruch zu nehmen, der wird > ' den kräftigen Rückhalt, den ein solcher Verein von Landsleute» j ihm zu gewähren vermag, zu schätzen wissen, und e« wäre darum wünschenswerth, daß auch von Deutschland au« al» ebr Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste dem Vereine recht reichliche Beiträge zur Förderung seiner edlen Zwecke zufiöss«. *Troppau, 1. Oktober. Ein Geizhals in der vollste» Bedeutung des Wortes wurde vorgest rn Nachmittag durch notarielle Aufnahme eines Nachlasses ermittelt. Der Betreffend«^ ein in scheinbar dürftigsten Verhältnissen lebender Buchdruck«» - gehilfe, wurde vergangene Woche ohne wahrnehmbare befände»« Ursache todt in seiner Wohnung gefunden. Gestern wurde nun - notariell der sonderbar genug aussehende Nachlaß des Verflov» > M benm ausgenommen; zwischen Bergen von Maculatur, welchch ^ ( bis zur Decke aufgethürmt, kaum den norhdürfligstm Platz zum ' ,77 Gehen frei ließen, fanden sich Koffer mit ungebrauchter, einsten» ganz hübscher, jetzt total vermorschter Wäsche und Kläde«, kleine Kästchen, gefüllt mit noch ganz ungebrauchter, wie ne« funkelnder, aber längst außer Cours gesetzter Kupfermünze, auch da und dort versteckt ebenso neue alte, seit langem verruftW Banknoten. Doch auch reellere Werthe fanden sich in Läppchen Säckchen und alten Strümpfen, harte Thaler und Gulvenstückch funkelnde SilL»zwanziger, Röllchen mit kleinern Silbermünzen. Kurz, es bot die wüste Stätte das Bild des Nachlasses von einem Geizhals, wie es sonst nur in Romanen vorkommt, und^ um es voll zu machen, hier wie dort unbekannte, lachende Erben.- - * Wien. Die „Presse" schretbt: Bekanntlich machte sünoks Zeit ein Brief de« preußischen Generalstabschefs Blumentha^ welcher von den österreichischen Truppen ausgefangen und st» den Blättern veröffentlicht wurde, viel Aufsehen. Von jflck ' unterrichteter Seite wird uns versichert, daß General Blunäch- thal, als er dm Wortlaut deS Briefes in österreichische» Zei tungen zu Gesicht bekam, sich offen als Autor bekannte. De»' Brief war an die Gemahlin de« Generals adresstrt und st» englischer Sprache abgefaßt. Man vermuthete, und JremM de» Generals fürchteten, die Veröffentlichung de« Schreibt» werde wegen einiger darin enthaltenen, nicht ganz freundlichste > Bemerkungen über den Prinzen Friedrich Carl und Grafen Moltke für ihn nicht ohne unangenehme Consequenzen bleiben, indkß spitzte sich die Nngelegmheit zu einem bloße« Scherz« welchen der in dieser Sache wohlunterrichtete König «thMD seine« Aufenthalte» in Brünn macht«. Sr ließ nämlich r r