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Anzrig. in dies. Blatte ßkden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflage: 13,000 Er-mplm» VietteljLhrlichroAM. bei unentgtldlicher Lie ferung in'« Hau«. Durch die -önigl. Pcht vierteljLhrlich LS Agr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für deu Raum einer gespaltenen Zeile: I Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Dr»ck »ud Eigachum der Herausgeber: Litpsch ör Neichardt. — Verantwortticher Redacteur: Julius Reichllrdt. Dresden, den 21 September. — Von höchst zuverlässiger Seite geht uns heute die Mittheilung zu, daß die gestern gebrachte Notiz von der Rück kehr des ehemaligen Staatsministers v. Neust nach Dresden auf einer vollständigen Mystifikation beruht. — Am 1. October beginnt der WintereursuS in der -Gewerbeschule des Gewerbevereins. Junge Leute, die in den Gewerben thätig sind, finden dort in den Abendstunden von halb 8 bis halb 10 Uhr Gelegenheit, sich die Kenntnisse und Fertigkeiten im Zeichnen, Rechnen, Buchhalten, Abfassen von Aufsätzen, wie auch in der G.ometrie und Physik anzueignen, die ihnen zu einem rationellen Geschäftsbetriebe nölhig sind. DaS Unterrichts local befindet sich jetzt Weiße Gasse 4, 2. Et. — ES dürfte jetzt wieder an der Zeit sein, auch einer bereits früher in Vorschlag gebrachten, aber nicht zur Ausfüh rung gekommenen Einrichtung zu gedenken, die in ihrem Wesen wie in der Ausführung ebenso zeitgemäß als praktisch ist, und die für den StaatSctat zu einer Quelle beachtenswerther Er sparnisse wird. Es ist dies die nach dem Vorgangs anderer Staaten auch bei uns erwünschte Veränderung der Arbeits stunden in den Canzleien und Bureaux durch Einführung einer fortlaufenden Expcditionszeit, wie sie hier, soviel bekannt, im statistischen Bureau, wenn auch nur versuchsweise, bereits be- steht. Bekanntlich führt die Zeitzersplitterung auch in der Regel Zeitverlust herbei, und es bedarf daher wohl keiner wel keren Ausführung, daß eine sechs- oder siebenstündige Arbeitszeit ohne Unterbrechung von 2 bis 3 Stunden zur Bewältigung der Arbeiten ersprießlicher ist, als die jetzt getheilte Expedition-- zeit. Vor Allem aber mag der Ersparnisse qedacht sein, die diese Einrichtung namentlich während der Wintermonate durch den fast ausschließlichen Wegfall der Heizung und Beleuchtung der Expeditionslocalträten im Gefolge hat. Man wolle nicht «inwenden, daß sich diese Einrichtung nicht in allen Departe ments, wie Post, Polizei rc. einführen lasse, ohne Unzuträglich- ikeiten hervorzurufen. Dem ist entgegen zu halten, daß durch Einführung von Jourstunden die Offenhaltung der betreffenden Geschäftsstellen für besonders dringende Fälle bis zu einer ge wissen Stunde (vielleicht bis Abends 7 Uhr) ermöglicht werden kann. Zudem würde ja auch eine vorläufig versuchsweise Ein führung der fraglichen Einrichtung recht bald die Vortheile oder Machtheile derselben ergeben, so daß von dem Resultate der hier bei gemachten Erfahrungen sodann die weiteren Bestimmungen abhängig gemacht werden könnten. Diese kurzen Andeutungen mögen vor der Hand nur dazu dienen, diese für den Staat gar nicht so unwichtige Angelegmheit wieder in Erinnerung zu bringen. Vielleicht findet sie noch würdigere Vertreter und an maßgebender Stelle die gewünschte Beachtung. — In dem in Nr. 265 d. Bl. enthaltenen „Bericht und Bitte" der Frau Professor Odenthal wird u. A. gesagt: .„Nur der aufopferndsten Pflichttreue des dort (GuntramSdorf hei Wien) stationirten Chefarztes, des K. sächsischen Oberstabs arztes Or. Kretzschmar, welcher seine ganze Kraft seinen Kranken (130 Sachsen) widmet und durch tröstenden Zuspruch ihrm Muth aufrecht zu erhalten sucht, haben sie es zu danken, daß sie nicht verzweifeln." — In der K. sächsischen Armee giebt es aber keinen Oberstabsarzt Or. Kretzschmar. Dirigent d S er wähnten 4. sächsischen Feldhospitals ist vielmehr der hier all gemein geschätzte Brigadestabsarzt Lenk. — Die Schanzarbeiten haben ihren ruhigen Fortgang und alle Gerüchte über Einstellung derselben entbehren der Be gründung. Es ist sogar mit den Aktionären der Waldschlöß- chenbrauerei wegen Ankaufs von Wiesen unterhandelt worden, von denen die Rasen zur Bedeckung der Schanzen entnommen «erden sollen. — Eine bekannte Persönlichkeit Dresdens, der Wagen» Händler Büttner, ist in der Nacht vom 21. zum 22. d. mit Tode abgegangen. Am vorigm Freitag erst machte derselbe be kannt, daß ihn das „heilige Gotteswafser" in Karlsbad von seinen Magen- und Leberleiden befreit habe und noch dieselbe Nacht darauf befreite ihn der Tod von allen irdischen Leiden. — In einem Hause aus der Palmstraße wurde seit dem 18. September eine Frau vermißt, die dort in der dritten Etage ein kleines Logis bewohnt hatte. In d n letzteren Tagen nun wurde in diesem Hause ein übler Geruch verspürt, der aus dem Logis jener Frau zu kommen schien, und die Veranlassung dazu gab, daß das Logis vorgestern Nachmittag polizeilich ge öffnet wurde. Der Zugang dazu wurde noch dadurch erschwert, daß dasselbe von innen verriegelt war. Nachdem man aber in da» Logis Eintritt genommen, fand man die Inhaberin darin todt vor. Ihr Leichnam war schon weit in Verwesung über gegangen. Wie man hört, soll das Gutachten der Aerzte dahin gehen, daß der Tod durch Schlagfluß herbeigeführt worden sei. — Die „Allg. Theater-Chronik" schreibt unter der Ueber- fchrift: „Bozumil Dawison ist in New JorkI" Folgendes: Der heute stattsindende Einzug des Präsidenten der Vereinigten Staaten in New-Jork, welcher, nebenbei bemerkt, bedeutende Portrait-Ähnlichkeit mit Herrn Dawison besitzt (man erwartet für heute eine Jntroduction und Begegnung ganz origineller Art zwischen den beiden Größen), dieser heute stattfindende Einzug Präsident Johnson's bringt nicht solche Sensation her vor unter den Deutsch-Amerikanern, wie e« die Kunde von Herrn Dawison's Ankunft >hat. Die Nachricht war zu gut, um gleich geglaubt zu werden. Alle Berichte von der bevor stehenden Ankunft des großen Mimen wurden noch angezweifelt; als aber die Paffagierliste des Dampfers „Bremen" den be rühmten Namen schwarz auf weiß enthielt und schließlich auch die Ungläubigsten bei der vorgestrigen Vorstellung im Stadt- theater Gelegenheit erhielten, ihn mit eigenen Augen zu sehen, da kannte der Enthusiasmus keine Grenzen. Es war am 28. August bei der ersten Aufführung von Benedix' „Zärtlichen Ver wandten", als kurz vor Beginn der Vorstellung Herr Dawison mit Gemahlin, in Gesellschaft Ottilie Genee's und Gatten, die festlich geschmückte Loge betrat. Als das Auditorium der inter essanten Gruppe, an deren Spitze der deutsche Meister stand, Alle überragend, ansichtig wurde, erhob es sich und brachte Herrn Dawison eine Ovation, welche, so einfach und unvorbe reitet sie war, höchst anregend wirkte. Die Bewillkommnungs rufe, welche anfangs einzeln, später im vollen Chorus für den Gefeierten ertönten, machten sichtlich tiefen Eindruck auf ihn. Seine Gegsngrüße riefen immer wieder neue, rauschende Bei fallsbezeugungen hervor. Es währte lange, ehe die für Beginn der Vorstellung nöthige Ruhe wieder eingetreten war und selbst während derselben war die Aufmerksamkeit eine stets zwischen der Bühne (über welche die N.ovität recht gerundet ging) und der Künstlerloge getheilte. Die Nachricht, daß auch Ottilie Genve durch Frau Hoym für ein neues, in baldiger Aussicht stehendes Gastspiel gewcnnen sei, erhielt durch die Anwesenheit dieses Lieblings der New-Iorker in der Loge ihre Bestätigung und erhöhte noch die glückliche Stimmung des Publikums. Herr Hohm, welcher seinen renommirten Gast in die Loge ge leitet hatte, wurde in den Corridors mit Beglückwünschungen von Seiten der einflußreichsten Theaterfreunde überhäuft. — Gleichzeitig erhielten wir, wahrscheinlich mit derselben Schiffs post über Bremen, ein Schreiben des Herrn B. Dawison vom 29. August, welches wir hier im Auszuge geben: „Also am 26. August nach einer guten Fahrt hier angelangt. Ich bin en lrain das zu thun, was ich mir zu thun vorgenommen hatte: vorläufig gar nichts. Ich beobachte, lerne Land und Leute kennen; was die letzteren anbelangt, natürlich zuvor die comödiespielenden Leute. Daß mir von allen Seiten Anträge zugehen, werden Sie begreiflich finden. „Sie wittern Gold!" sagte gestern ein geistreicher Mann zu mir. Auf Einladung des Herrn Hoym besuchte ich vorgestern das Stadttheater. Man gab „die zärtlichen Verwandten". Eine Zeitung hatte ange kündigt, ich würde unter den Zuschauern sein, und das Publi kum bereitete mir einen solennen Empfang. Der Direktor er wartete mich äorvo 5lairs im feierlichen Schmuck und geleitete mich nach der Hauptloge des Theaters. Als ich dieselbe mit meiner Frau betrat, verwandelte sich das Halbdunkel in glän zendes Licht, ich erblickte ein wohlgefülltes, schönes Haus, ein schmetternder Tusch schallte mir entgegen, über meinem Haupte erblickte ich reiche Guirlanden und ein stürmischer Beifall des Hauses begrüßte mich auf amerikanischem Boden. Viermal erneuerte sich der Empfang und ich konnte nicht genug dankm und mich verbeugen. Außer Herrn Härting und Herrn Hoym ist der dritte Concurrent Mr. Grau, der Entrepreneur des Ristori'schen Gastspiels und überhaupt der erste Mann seines Faches, der mir das französische Theater mit einer neuen deut schen Truppe zur Verfügung stellt. Sein Antrag ist: Drei Monate Engagement; 60mal in New-Iork rc. spielen; 30,000 Dollars garantirt; so und so viele Benefize; freie Reise und vollständiger Unterhalt ersten Ranges (Equipage rc.) für zwei Personen. Vis jetzt habe ich mich nach keiner Seite hin ent schlossen. Ich beobachte und warte. Ich habe eine reizende Wohnung (Kelvoäerv-Kouso, 14 Ltrevt, 4. ^venuv), für die ich mit Essen, wenn auch ohne Trinken, 80 Dollars die Woche zahlen muß. Noch bin ich von der Größe der Stadt über wältigt. Frau Genoe-Fritsch wohnt mit ihrem Gatten hier in Hoboken, in einer reizenden Sommerwohnung. — Das „Zwickamr Wochenblatt" schreibt: Nach uns so eben zugegangenen zuverlässigen Mittheilungen aus dem Briefe eines GeneralstabsosficierS haben seit der Ankunft des General majors v. Fabrice in Berlin die Verhandlungen hinsichtlich der zukünftigen Stellung der königlich sächsischen Armee zu Preußen einen raschen Verlauf genommen und zu einem Ergebniß ge führt, welches den baldigen Abschluß eines ehrenvollen Friedens mit Sicherheit erwarten läßt. Die neuerdings Sr. Maj. dem König von Sachsen zur Ratification unterbreiteten Grundzüge über das Verhältniß der sächsischen Armee sind nämlich fol gende: Sachsen vermehrt seine Armee von 20 auf 28 Batail lone, von 20 auf 30 Schwadronen, von 58 auf 90 Geschütze; Uniformirung und Bewaffnung wird in der Hauptsache preu ßisch, aber das Armeecorps bleibt in Sachsen, der Kronprinz bleibt Commandant, der Fahneneid wird dem König von Sachsen geleistet, die Armee trägt die sächsische Cocarde fort. Die preußischen Truppen verlassen Sachsen bis auf eine Brigade, welche in drei noch zu bestimmenden Städten garnisoniren wird, worunter aber Dresden nicht ist. Ein sächsischer Osficier wird sich immer im preußischen, sowie ein preußischer Osficier im sächsischen KriegLministerium befinden rc. Diese Bedingungen sind von Sr. Maj. dem König angenommen worden. Nach einer anderweiten, auch unserer Armee entstammenden sicher« Nachricht wird die sächsische Armee in ungefähr 14 Tagen bi«" in die Gegend von Chemnitz kommen, dort ein Lager beziehen und demobilisirt werden, so daß die Truppen ungefähr in vier Wochen wieder in ihren Garnisonen sein würden. Die Gar nisonsorte der preußischen Brigade würden Leipzig, Zwickau und Bautzen sein. — Der preußische „Staats-Anzeiger" bringt folgende» königlichen Amnestie-Erlaß: Wir, Wilhelm, von Gottes Gnade» König von Preußen rc. wollen, aus Anlaß des ruhmvoll wieder hergestellten Frieden» allen denjenigen Personen, welche bi« zu« heutigen Tage wegen hochverrätherischer und landesverrätheri- scher Handlungen, Beleidigungen der Majestät oder eines Mit gliedes des königlichen Hauses, oder feindseliger Handlunge» gegen befreundete Staaten, wegen Verbrechen und Vergehen in Beziehung auf die Ausübung der bürgerlichen Rechte, wrgen der als Widerstand gegen die Staatsgewalt und als Verletzung der öffentlichen Ordnung bezeichneten Verbrechen und Vergehm, oder wegen irgend einer anderen, mittelst der Presse begangenen oder in dem Gesetz über die Presse vom 12. Mai 1851 und in der das Versammlung«- und VereinigungSrecht betreffenden Verordnung vom 11. März 1850 unter Strafe gestellten straf baren Handlung, zu einer Freiheits- oder Geldstrafe von unseren Gerichten rechtskräftig verurtheilt worden sind, diese Strafe, soweit sie noch unvollstreckt ist, in Gnaden hierdurch erlaffen, ihnen auch, unter Niederschlagung der noch rückständigen Kost«, die etwa entzogene Ausübung der bürgerlichen Ehrenrechte wie derverleihen und die etwa über sie verhängte Stellung unter Polizei-Aufsicht aufheben. — Die Wiener Presse schreibt: Was die beiden Sachsen anbelangt, die bei den Fabrikbrande in Unter-St.-Veit verun glückt sind, so wurde der eine durch einen herab stürzenden Bal ken verletzt, der andere ist während des Laufes in Folge der großen Anstrengung und Aufregung als Leiche zusammenge sunken. Die auf dem Brandorte selbst erzählte Nachricht von der Verschüttung zweier Sachsen durch eine einstürzende Feuer mauer ist daher auf die oben mitgetheilte richtige Thatsache zurückzuführen. — Die Illumination, welche in Berlin dm zweiten Ta bes Nationalfestes abschloß, ließ an Allgemeinheit nichts zu wünschen übrig, die Fenster, welche dunkel blieben, waren auth in den entlegensten Stadttheilen zu zählen, und auf jedem Schritte begegnete man noch außerordentlichen, geschmack- und effektvollen Erleuchtungszurüstungen. Leider hatte die Gunst des Wetters nicht so lange vorgehalten, um auch diesen Theil des Festes ungetrübt vorübergehen zu lassen; schon am Nach mittag hatte der Himmel grämlich dreingeschaut, ein unange nehmer Wind durchsegte die Straßen, bis endlich am AberL, wo die Illumination und die Lust des Volkes daran beginne» sollte, ein entsetzlicher Ziegen loSbrach, von dem mit geringen Erholungspausen Schauer auf Schauer platzregenhast niederstoß und nicht nur eine für die Chauffure bedenkliche Auflösung der erdigen Theile des Straßenpflasters verursachte, sondern, was übler war, einen großm Theil der freibrcnnenden Flambeaux auSlöschte, wodurch die großartige Wirkung der Beleuchtung der GenSd'armenthürme, der Schloßkuppel u. s. w. fast verloren ging. Standhafter erwiesen sich die mit Gas gespeisten Illumination»- körper, und in regenfreien Augenblicken glänzte von den Zinne» des Museums das Drummondsche Licht in wunderbarem, durch den feuchten Nebel der Atmosphäre gemilderten Glanze. Der Lustgarten überhaupt war das Juwel der Illumination, da» Drummondsche Licht, die Gaskörper, begalische Flammen, Lam pions wirkten zusammen zu einem Lichteffecte, in dem die riesige, weiße Borussia auf der minder brillanten, aber sehr distingustt mit Kerzen erleuchteten Schloßfronte sich prachtvoll abhob. Vo» dort über die Schloßbrücke, wo die Victorien durch Flamm« mit Neflecioren hell beleuchtet waren, dm Theil der Siegesstraß« , bis zum Denkmal Friedrichs des Großm hindurch mußte ma» ! das Auge zwingen, sich nicht zu zerstreuen, um Einzelnes auf- i fassen zu könnm. An der einen Seite das Zeughaus mit der i mächtigen Gassonne und dem darunter strahlmdm „Königgrätz". i wie dem in lichten Conturm hrrvortretmden Säulenportat, auf der andern das Kronprinzliche Palais; die Flambeaux vor dm Denkmälern der Helden der Freiheitskriege zu beidm Seit« j führten in einer glänzendm Linie bis zu dem herrlich« Ab schluß dieses Forums von Berlin mit der imposanten wahrhaft