Volltext Seite (XML)
L. e-rschei«t: «glich früh 7 Uhr. Inserate «erden angenommen: R«8bendS6,Tonn- ta,» bi- Mittag» » Uhr: Marienstraße Ist. ßkzeig. in dies. Blatt« ß»d«»rine erfolgreich« Berbreitnng. Auflage: 18.000 Srewpl«^ . . Tageblatt für Unterhaltung und Geschästsverlehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Mwck und Sigaühum der Herausgeber: Ktrpsch Nelchardt. — Verantwortlicher Redactrur: Julius Nrkchardt. Atsnnnnent: «ierteljShrllchroRgr. bei unentgeldlicher Lie« feruug in'« Han«. Dnrchdie «öuigl. Paß vierteljährlich LS Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: ^ Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile 2 Ngr. Dresden, den 19. September. — Gestern Nachmittag hat sich Se. K. H. der Prinz Albrecht von Preußen von hier nach Berlin begeben. Bei seiner Ankunft im hiesigen Bahnhofe begegneten ihm zahlreiche königl. preußische Officiere und Soldaten, die ebenfalls im Begriff standen, den nach Berlin abgehenden Zug zu benutzen. Se. K. Hoheit nahm, soweit es die Zeit bis zum Abgang des Zuges erlaubte, Gelegenheit, sich mit mehreren derselben auf die herab lassendste Weise zu unterhalten, und lebhafte Theilnahme erregte eS im Publikum, als er sich auch von einem Unterofficier, mit dem er einige Worte gewechselt, mittelst Händedrucks verab schiedete. — Die „Epen. Ztg." enthält folgende Correspondenz „aus einer sächsischen Bergstadt": „Die Veröffentlichung der Kor respondenz des Ministers v. Brust und des Königs von Sach sen über des Erstern Entlastung ist nicht nur von der preußi- ^ / schen Presse sehr ungünstig beurtheilt und ausgenommen wor den, sondern wird auch vom Publikum innerhalb und außerhalb Sachsens vielfach als eine Demonstration gegen Preußen auf gefaßt. Wir haben wiederholt das Urtheil vernommen, der König habe in seinem Schreiben an den abtretenden Minister sich mit dessen Politik auch noch nach den Siegen der Preußen völlig identificirt, seinen preußenfeindlichen Gesinnungen noch einen schroffen Ausdruck geben wollen. Wir sind auch der Meinung, daß jene Veröffentlichung — zumal zu der Zeit, zu welcher sie in Wiener Blättern erfolgte — bester unterblieben wäre, weil eben die Besorgniß einer Mißdeutung sehr nahe lag. Allein die leider sehr verbreitete Auffassung über die Ab sichten des Königs von Sachsen ist gewiß eine so entschieden falsche, daß Jeder, der den Charakter des ehrwürdigen greisen König» Johann kennt, darüber nicht den leisesten Zweifel hegen kann. Edle Motive, ganz andere, als jene geflissentlich dem König untergeschobenen, haben jedenfalls dem Schreiben dessel ben und dessen Veröffentlichung unterlegen; am allerwenigsten möchten wir ihr eine politische Bedeutung, den Charakter einer Demonstration gegen Preußen beimessen. (Hier folgt eine aus führliche Darlegung des Standpunktes, welchen der König bis zur Entscheidung der Waffen innezuhalten für Recht hielt, worauf es am Schluffe heißt:) Hat aber der König von Sachsen bis zur Auflösung des Deutschen Bundes mit unver brüchlicher Treue — ein Grundzug seines edeln Charakters — an der Bundesverfassung festgehaltcn, so lange er sich durch sie für gebunden erachtete, so wird er auch mit derselben Ge wissenhaftigkeit den Verpflichtungen Nachkommen, welche der hoffentlich bald zu Stande kommende Friede mit Preußen und der davon bedingte Eintritt Sachsens in den Norddeutschen Bund ihm und dem Lande auferlegen wird. Sein Königswort wird Preußen dafür eine sichrere Garantie bieten, als ein Gür tel mit Kanonen gespickter Schanzen um die Königsstadt, als Tausende von Bayonneten." — Bei der gestrigen Auszählung der Stimmen zur Wahl von 12 Wahlmännern in der I. Abtheilung (Dresden) des I. Handels- und Fabrikwahlbezirks sind aus der Wahl hervor gegangen die Herren Franz Ludwig Gehe mit 97 Stimmen, Ernst Albert Jordan mit 87, Karl Wilhelm Dindorf mit 70, Emst Julius Herrmann mit 67. Ernst Ludwig Aulhorn mit 63, Karl Friedrich Creuznach mit 62, Karl Ludwig Hermann Lefeldt mit 50, Aug. Heinr. Wilh. Bürger mit 48, Otto Eder mit 47, Friedrich Robert Weigand mit 46, Emst Adalbert Kräger mit 44 und Joh. Friedrich Gottlieb Homig mit 42 Stimmen. Von zusammen 255 Stimmberechtigten hatten sich 144 der Abstimmung enthalten. — Dem „Sächsischen Kirchen- und Schulblatt" entneh men wir folgende Mittheilungen in Bezug auf die bei der sächsischen Armee befindlichen Feldprediger: „Nachdem im An fang Juni d. I. die Mobilmachung der k. sächs. Armee be schlossen war und infolge dessen die nach Vorschrift der Bun- deSkriegSverfaflung erforderlichen Feldgeistlichen ernannt werden mußten, ernannte das kgl. CultuSministerium den Oberkateche ten und Frühprediger an der Pekrskirche in Leipzig, vr. G. A. Fricke, zum Feldpropst, demnächst den Predigtamts - Candi- doten F. L. Kommann in Dresden, den Pfarrvicar E. O. He ring in Weesenstein und den Predigtamts - Candidatm E. E. Schelle, Echuldirector zu Großenhain, zu Feldpredigern bei der kgl. sächs. Armee. Die drei letzteren wurden, nach vorgängiger Ordination der Herren Kommann und Schelle durch dm dazu beauftragten Consistorialrath Or. Kohlschütter in Dresden ver- pflichtet und confirmirt, und alle schloffen sich der abmarschi- renden Armee an. Dem Feldpropst wurde Majorsrang beige legt und auf die Dauer seiner Verwendung ein monatlicher Gehalt von 83 V, Thlr. nebst täglichen, seinem Range entspre chenden Rationen, außerdem zur Bestreitung der ersten Feldaus rüstung eine Beihilfe von 50 Thlr. zugewiesen. Dieselbe Beihilfe wurde den Feldpredigern, im Nebligen aber unter Ertheilung des Range» eine« Oberleutnant» jedem ein monatlicher Gehalt von 50 Thlr. nebst täglichen dem Range entsprechenden Rationen zugewiesen. Jeder Feldgeistliche empfängt auf dem Marsche freie« Fortkommm in einer CommistariatSchaise. Für dm Fall einer im Laufe des Feldzugs überkommenm Invalidität, die zur Verwaltung eines geistlichen Amtes im Lande unfähig ma chen würde, ist sämmtlichen Feldgeistlichen ein entsprechender Ruhegehalt nach Maßgabe des Staatsdienergesetzes zugesichert worden. — Später (am 7. Aug.) hat das königl. Cultusmi- nisterium, nachdem es in Erfahrung gebracht, daß für die ver wundeten Sachsen in dm Lazarethen Böhmens, Mährens und Oesterreichisch-Schlesiens geistlicher Zuspruch und Trost mangle, dm Pastor Kittan in Schönfeld bei Großenhain und dm Dia- konus Ebert in Klix bei Bautzen, die sich hierzu bereit finden ließm, auf einige Wochen in diese Lazarethe abgesendet. Aus der Ministerialcasse ist jedem derselbm ein Beitrag von 50 Thlr. zu dem Reiseaufwande bewilligt worden. Einen gleich hohen Beitrag für jedm hat auf Anlangen des Ministeriums der in Dresden bestehende Verein zur Pflege verwundeter und kranker Soldaten gewährt und außerdem den genannten Geistlichen die zu ihrer Reise erforderlichen Legitimationen, sowie freie Fahrt auf der Eisenbahn ausgewirkt." — Ueber die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Preußen in Zittau schreibt man uns nachträglich von dort: Als Se. Majestät der König von Preußen mittelst Extrazugs aus Böhmen vom Schlachtfelde zurückkam, wurde derselbe auf dem Haltepunkt Zittau von preußischem Militär, welches den Bahnhof mit Guirlanden und schwarzweißen Fahnen festlich ge schmückt hatte, feierlich empfangen. Auf dem Bahnhof war reichlich Militär aufgestellt, und zum Zeichen, daß ein (schweres) Kriegslazareth sich im Orte befinde, senkte sich eine mächtige weiße Fahne mit rothem Kreuz vor dem Local des Verband platzes aus der ersten Etage des Bahnhofsgebäudes bis herab auf den Perron. Außer dem Militär waren noch zugegen der Bürgermeister und die Stadträthe von Zittau und die Aerzte des Hospitals und der Johanniter Graf Bodin, welche Alle von der Ankunft des Königs benachrichtigt worden warm. Der Zug ! kam; die Locomotive war bekränzt mit Guirlanden, der Loco- motivenführer mit einem Ordm geschmückt. Die Truppen brach ten ein Hoch auf Se. Majestät, die anwesendm Herren vom Civil entblösten ihre Häupter und stimmten in das Hoch ein. Der König sah dankend aus dem Wagen und wurde von dem Grafen Bodin empfangm. Darauf kamen zwei preußische Grä finnen und reichten dem König die eine einen Lorbeerkranz, die ankere ein Bouquet ins <(oupee, welche Gaben der König mit freundlicher Miene entgegennahm. Der König winkte nun dem anwesenden Generalarzt Professor vr. Wagner und sprach mit ihm längere Zeit. Nachher führte Herr von Bodin den Bür germeister und die Stadträthe an den Waggon zum König, welcher letztere folgende Worte sprach: „Ich habe Ihrem Lande schwere Opfer auferlegt, doch mein Land hat dieselben Opfer zu tragm, — die Zeit wird Alles auSgleichen". Tann speciell zum Bürgermeister Haberkorn: „Nun, Ihr König befindet sich jetzt in Wien?" Der Angeredete antworte auf diese unv:r- muthete Frage sofort sehr resolut: „Majestät, ich weiß nicht, wo sich mein König jetzt befindet". Als die Herren abgetreten waren, commandirte der König laut und vernehmlich: „Ver wundete vor!" Es kämm zwei preußische junge Offiziere ans Coupee, mit welchen der König sprach; dem einen, der die Tapferkeitsmedaille trug, schüttelte der König die Hand und sagte, auf die Tapferleitsmedaille zeigmd: „Wir sind ja alte Bekannte". — In den folgenden Coupee's saßen noch der Krön- prinz und der ganze Stab des Königs, von Moltke rc. Die Generale sahm alle zum Fenster heraus; Graf Bismarck in der Landwehruniform wurde erst im Hintergrund« seines Coupee's, ohne jedoch ans Fenster wie die Uebrigen zu treten, sichtbar, als der Zug sich schon in Bewegung setzte. Die Truppen brach ten abermals ein Hoch. — Der Mörder Claus aus Chemnitz, welcher wegm Töd- tung seiner Frau und Brandstiftung vom Bezirksgericht in Chemnitz zum Tode verurtheilt wurde, kommt zum 26. d. M. früh 9 Uhr vor dem königl. Oberappellations-Gericht in Dres den zur anderweiten Verhandlung. — In den Tagen vom 13. bis 16. Sept. hat sich der letzte Bestand der Cholera-Kranken im städtischen Krankenhause um 18 männliche und 4 weibliche Personen, also von 26 auf 48 Personen erhöht. Davon sind 3 männliche Personen ge storben, 10 männliche und 2 weibliche als geheilt entlassen, so daß der gegenwärtige Bestand 33 Personen beträgt. (S. Dfz.) — Zu Leipzig wurden am vergangenen Montag 59 an der Cholera verstorbene Personen angemeldet und in dm letzten Tagen arbeitete auf einem der Kirchhöfe der Todtengräber mit 42 Gehilfen, um nur alle die nöthigen Gräber herzustellen. Die ungemein hohe Zahl der Opfer am Montag ist dem Um stand zuzuschreiben, daß Viele sich am vorhergegangenen Sonn tag den Genüssen an Bier, spirituosm Getränken und dem längeren Verweilen in der Nacht.uft hingegeben. Selbstverständ lich wirkt dieser Umstand höchst nachtheilig auf die bevorstehend Michaelismesse ein, da Tausende von Fremden sich scheuen, einer Stadt ihre Gegenwart zu schenken, wo die Seuche so verhäng- nißvoll auftritt. Zu alle dem kommm noch übertriebme Ge rüchte; in Frankfurt a. M. z. B. ging die Sage, der Roßplatz in Leipzig sei abgesperrt, alle Wagen wären in Beschlag genom men zum Transport der Kranken und Todten rc. — Ein Naturwunder aus dem Reich der Pflanzenwelt wurde uns gestern in die Expedition zugesendet. Es ist dies eine Sonnenrose von außerordentlicher Fülle, welche im Umfang zwei Ellen mißt und vier Pfund an Gewicht hat. Es ist dieser Blumen-Goliath in dem Gärtchen des Weichensteller Ullrich an der böhmischen Bahn herangereist, und wenn, wie sich nach Zählung ergab, 80 der fetten, öligm Körner auf einm Quadrat zoll kommen, so birgt diese Sonnenrose die Summe von 13,000 Körnem in sich. — Von mehreren Seiten, die uns als zuverlässig bekannt sind, geht uns die erfreuliche Mittheilung zu, daß die in unse rem gestrigen Blatte mitgetheilten, unser engeres Vaterland be treffenden Friedensbedingungen den dermaligen Stand der Ver handlungen zwischen den Kronen Preußens und Sachsen« mit ziemlicher Genauigkeit präcisiren. — Die durch Todesfall erledigte Stelle eines königlich sächsischen Consuls für Philadelphia mit dem Nordamerikanischen Freistaate Pennsylvanicn ist dem dort ansässigen Kaufmann Herrmann Theoph.lus Plate übertragen worden. — Eine neue in Leipzig ausgegebene Broschüre verdient Erwähnung, da sie in der von Preußen ergriffenen Initiative zur Ordnung der deutschen Angelegenheiten vor Allem „eine nationale That im deutschen Sinne" erblickt, dabei aber fordert: „Man mache es Sachsen möglich, in dem neuen Bunde seine Stelle einzunehmen, und man wird sich bald überzeugen, daß kein Glied desselben mit treuerer Hingebung und mit größerem Eifer beflissen ist, seine Schuldigkeit zu thun. In Preußen« Interesse selbst dürfte es aber liegen, Sachsen den Uebergang in die neuen Verhältnisse nicht allzuschwer zu machen". Die Broschüre ist Verlag von Baron Tauchnitz und hat den Titel: „Sachsen und der norddeutsche Bund". — In der vorvergangeren Nacht sprang von der Marien brücke ein Mann in die Elbe, ohne damit die Absicht zu er reichen, sich auf diese Weise das Leben zu nehmen, weil das Wasser auf der fraglichen Stelle zu seicht war. Mag es nun diesem Umstande zuzuschreiben, oder bei dem Mann plötzlich die Neue über seinen Entschluß eingetreten sein, kurz er gab seine selbstmörderischen Gedanken auf und suchte sich durch Er reichung einer in der Nähe gelegenen Zille auf das Trockene zu bringen. Von dort wurde er vorläufig in das Krankenhau» transportirt. Wie wir hörten, soll er ein Schneidergeselle au» Böhmen sein, der zuletzt in Leipzig gearbeitet, und weil dort plötzlich die Arbeit aufgehört hat, dadurch bestimmt worden ist, sich das Leben nehmen zu wollen. — Auf der neu arzulegenden Schanze im Waldschlößchen- Park arbeiteten gestern nicht weniger als 300 Erdarbeiter. — Der Bahncxpedient, der sich nach unserer früheren Mittheilung von hier heimlich entfernt hat, soll neuerdings emen mit dem Stempel eines auswärtigen Postamts versehenen Brief an seine hiesigen Angehörigen gerichtet haben, in dem er von ihnen Abschied nimmt. — Gegenüber den vielen Kirchendiebstählen, die in neuerer Zeit um Dresden herum verübt werden, und bei denen überall Altarbelleidungen gestohlen worden sind, erscheint e» am Platze, auf einen Steckbrief des königlichen Bezirksgericht« Dresden, vom 12. September, aufmerksam zu machen, mittelst dessen der Buchbinder Moritz Theodor Opitz aus Oberputzkau bei Bischofs werda der Verübung derartiger Einbrüche verdächtigt und um schärfste Wachsamkeit auf denselben gebeten wird. — Am 16. d. M. in den Vormittagsstunden ist auf dem Boden eines Stallgebäudes des Rittergutes Grubnitz auf bi» jetzt unbekannt gebliebene Weise Feuer entstanden, und in Folge dessen dieses Gebäude sammt dem auf den Boden desselben ge schüttet gewesenen Samengetreide von circa 60 Scheffeln in Asche gelegt worden. — In Barnitz und Mauna hat sich am 16. d. M. ein fremder schwarzer, dem Anschein nach toller Dachshund Herum getrieben, welcher nicht nur mehrere Hunde und Katzen, sondern auch drei Menschen gebissen hat. — Am 15. d. M. Mittags gegen 1 Uhr ertönten in Kamen; Feuersignale. Ein dicker Qualm stieg au» dem sog«« nannten rothen Thurm am Pulsnitzer Thore und bald darauf schlugen die Hellen Flammen au» dem Pyramiden-Aufsatz« de» altm ehrwürdigen Ueberrestes früherer Befestigung der Stadt. Nach Verlauf einer halben Stunde stürzte dieser historische Bau krachend zusammen und nur der massive Unterbau ragt noch in die Höhe. Die Löschrpparate konnten bei der Höhe nicht viel ausrichten. Urb« die EatstrhungSu^ache verlautet nicht» Be stimmtes.