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oSrsHeinl: «glich früh 7 Uhr. Inserate »xrden angenommen: chisLbendSV.Tonn. Mg» bis Mittag» 1L Uhr: Wtarienstraße 18. Mnzeig. in dies. Blatt« Waden eine erfolgreich« Verbreitung. «nflag«: 18,000 Srempla» Dienstag 18. September 1888 Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Dank «d Lt-aHum der Herausgeber: Li EP sch sk Neichardt. — Verautworttichrr Redactmr: IllliUS Neichardt» Föonne«e«t: vierteljLhrlich 20Rgr. bei uneutgeldlicher Lie ferung in'» Han». Durch dir König!. Post vierteljährlich LS Ngr. Einzelne Nummem 1 Ngr. Inseratenpreise: 8ür den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile S Ngr.' - Dresden, den 18 Septembers — II. Exc. der Staatsminister Freiherr von Falkenstein «nd der Generalleutnant v Engel hatten sich am 15. d. Mts zum Besuche des Generalleutnants von Nostitz auf den König Hein begeben. — Aus Anlaß der Feier seines Ehejubiläums, das in diesen Tagen stattgesunden, hat sich Se. Exc. der Herr Gene ral von Schack zu seiner Familie nach Magdeburg begeben und «ird demnächst hier zurückerwartet. — Se. Exc. der königl. preuß. Kriegsminister Herr von Avon, welcher nach der „Kreuzzeitung" zur Erholung einen Ausflug nach Dresden unternommen, hat mit seiner Familie am letztverwichenen schönen Sonntage einen Ausflug nach Pill nitz gemacht. Obgleich die Anwesenheit desselben durchaus eine private ist, hat derselbe im Hotel Bellevue doch zahlreiche Be suche empfangen. — Die „Köln. Z." schreibt: Die durch die Ritter des St. Johanniter - Ordens während des eben beendeten Krieges geübte Krankenpflege hat überall gerechte Anerkennung gefun den. Deßhalb möge hier daran erinnert werden, daß König Friedrich Wilhelm IV. aus der Grundlage der ursprünglichen Zwecke des Ordens, die Ballei Brandenburg am 15. Oktober 1852 wieder aufgerichtet und den Neueintretendm folgendes Gelübte vorgeschrieben hat: „Wer in die evangelische Ballei -de» ritterlichen Ordens des heiligen Johannes vom Spital zu Jerusalem als Ritter ausgenommen wird und die Zeichen des OrdmS angenommen hat, der hat öffentlich in der Versamm lung der Ritter vor Gott zu bekennen, zu geloben, daß er der christlichen Religion, insbesondere dem Bekenntnisse der evange lischen Kirche, mit treuem Herzen anhangen wolle, daß er den Kampf gegen den Unglauben, den Dienst und die Pflege der Kranken als Zwecke des Johanniter-OrdenS anerkmnt und dem Pemäß zu geloben, daß er gegen die Feinde der Kirche Christi «nd gegen die Zerstörer göttlicher wie menschlicher Ordnungen Aberall einen guten und ritterlichen Kampf kämpfen, so wie nach besten Kräften die christliche Krankenpflege des Ordens begünstigen, fördern und verbreiten wolle." — Es war vor fünf Jahren, als eine bisher noch nicht stuf unfern Straßen gesehene Erscheinung den Gegenstand des allgemeinsten Interesses bildete, den Stoff zu allen Gesprächen und daS mitunter nicht unangenehme Mittel zu harmlosen Scherzen abgab — die rothm Dienstmannschaft. Wenn diesel ben und alle Concurrenzanstaltm heute mit einem Schlage von den Straßm und aus ihre Wirksamkeit verschwänden, würde für das innere Leben unserer Stadt eine kaum empfindlichere Lücke entstehen, als wir in den ersten Tagen des Krieges er litten, da wir durch die Unterbrechung aller Post-, Eisenbahn und Telegraphenverbindungen von der gesammten Außenwelt stbgeschnittm waren. So sehr ist in dem kurzen Zeiträume von o Jahren das Dienstmannwesen bei uns eingebürgert, daß ohne dasselbe unser gesammter Verkehr im Innern der Stadt eine ganz andere Richtung eingenommen hätte. Das ist gew ß der beste Beweis für die Unentbehrlichkeit dieses Instituts, wenn «S dazu eines besonderen Beweises bedürfte. Diese Betrachtung stber legte die Feier des 5jährigen Bestehens einer Anstalt «rahe, die den wohlthätigsten Impuls zu einer Reorganisation der innem Verkehrsverhältnisse gab, die Feier des ersten Quin- stuenniums des rothm Dienstmanninstitutes „Expreß." Von dem Geiste, welcher Leitung und Mannschaften der Expressen beseelt, legtm die Kundgebungen Zeugniß ab, welche in dem Jnseratentheile unser s Blattes vor- und vorvorgestern erschie nen; dieser Grift ist aber auch ein von dem Publikum so aner- bannter, daß es ihm allein zu danken ist, daß diese Anstalt in dm schwierigsten Lagen ihren Pflichten überall Nachkommen bannte. Bedenkt man, was es heißt, wenn eine Direktion im Hwfe von 5 Jahren wenig unter 200,000 Thlr. an Löhnung allein, also durchschnittlich 40,000 Thlr. im Jahre, an die Mannschaften zu zahlen hat, trotzdem, daß eine beveutende Con- currenz die Existenz zu erdrücken, ein vom Kriege heimgesuchtes Geschäftsjahr den Muth von Mannschaften und Leitern zu lähmen droht, so erkennt man recht dm Segen, den eine treff liche Organisation der Handarbeit uns gebracht hat. Man -reist wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß die Leitung ber einzelnen Handarbeiterkräfte in geordnete Bahnm, die Zucht und Schule, in welche jedes einzelne Mitglied durch die stramme Organisation genommen wird, einen sittlichenden Einfluß auf Hunderte unserer Einwohner ausgeübt, den Arbeiterstand ge hoben, das Gemeingefühl, einem großen Ganzen anzugehören, bekräftigt hat. Ohne solche DiSciplin wäre es nicht möglich -ewesen, solchen Aufgaben, wie der Zug der 300 nach Bre me^ die Besorgung der Arbeiten bei der landwirthschaftlichm Ausstellung, u. a. gewachsen zu sein. Die Gründung von Filialanstalten in 21 Orten, namentlich in Leipzig und Ham burg, die Anschaffung des deutschen Dienstmann Jnstituts'Ver- bandes „Expreß^ die Herausgabe dek „Correspondenzblattes", die Abhaltung von 2 Gmeral-Versammlungen in Dresden u. s. w. sind nur Ausflüsse des Prinzip«, durch geeinigte, organi- sirte Arbeit den Arbeiterstand zu heben. Dieses Bewußtsein ist auch in die Arbeiter selbst gedrungen und die Worte, welche Arbeiterdeputationen am Sonnabend der Direktion gegenüber zum 5. Stiftungstag auksprachen, belegen dies. Möge daS Institut so fortschreiten und auch unter schwierigen Verhält nissen ausharren! — Wir erhalten Einblick in mehrere Briefe von neuestem Datum, die von unserer Armee hierher gelangt sind. Dieselben geben Zeugniß von der erhöhten Stimmung, mit welcher unsere Truppen das Eintreffen von einigen Friedensbedingungen be grüßt haben, die, wenn sie sich bewahrheiten sollten, in der That uns mehr bewilligen würden, als wir bisher erwarten zu dürfen glaudtm. Zunächst hofften unsere Braven, in vierzehn Tagen die Grenzen ihres mit der Seele so oft gesuchten Vater landes zu überschreiten. Sodann folgm einige Bedingungm: Dresden wird von dm preußischen Truppen geräumt. Es werden vier Städte Sachsens, Leipzig, Bautzen, Zwickau und eine noch zu b.stimmende Stadt (andererseits hörten wir Riesa bezeichnen), preußische Truppen als Garnisonen erhalten. Die Besatzung der Festung Königstein wird aus sächsischen und preußischen Truppen, beiderseits zur Hälfte, gebildet werden, doch soll diese gemischte Besatzung und überhaupt die Besetzung Sachsens durch preußische Truppen nur bis zum 1. Juli 1867 dauern, da bis dahin die sächsische Armee vollständig nach preußischem Muster armirt und uniformirt ist. Vom 1. Juli 1867 an wird Sachsen gänzlich von preußischen Truppen ge räumt sein. Der Kronprinz bleibt Commandant der sächsischen Armee, hat aber den Eid der Treue dem König von Preußen, als dem Oberbefehlshaber der Armee des norddeutschen Bun des, zu leisten. Außerdem wird unsere Armee von jetzt an auf 40,000 Mann erhöht werden, wovon 20,000 stets unter dm Fahnen zu halten sind. — Die Nachricht von diesen FriedmS- bedingungen hat unsere Truppen allgemein electrisirt; wir wie derholen dieselben, ohne selbstverständlich die Garantie dafür übernehmen zu können. — Durch alle Blätter läuft die Nachricht, daß der Ge neralfeldmarschallleutnant Freiherr von Gablenz auf seine Bitte zur Disponibilität gestellt worden sei, und wird hinzu gefügt, derselbe werde seiner angegriffenen Gesundheit wegen sich nach Ischl begebm. Da bei Enthebung hochgestellter Herrm von ihren Functionm seit längerer Zeit die angegriffene Gesundheit fast stereotyp dm Deckmantel für das wahre Motto abgeben muß, so fühlen wir uns im Interesse unseres berühmten und ungeschmälert im Vollgenuß der kaiserlichen Gnade sowohl als der Anhänglichkeit in Hochachtung der kaiserlichen Armee befind lichen Landsmannes verpflichtet, die uns zugekommene M tthei- lung zu veröffentlichen, daß Herr von Gablenz, wie es wohl nach den geistigm und körperlichen Strapazen der holsteinischen Statt halterschaft und des jüngstm Feldzuges nicht zu verwundern ist, einer Cur zur Herstellung seiner Gesundheit dringend bedürftig ist. Die Verhältnisse des Kaiserstaates sind bekanntlich der Art, daß Persönlichkeiten wie Baron von Gablenz, auf den wir Sachsen stolz zu sein alles Recht habm, da er uns durch Ge burt und Abstammung angehört, dem wahren Wohle Oesterreichs erhalten werden müssen. — — Das gestrige Blatt enthält einen aus Wien der „D. Allg Ztg." geschriebenen Aufsatz rwer die gegenseitige Stellung der österreichischen und sächsischen Offiziere. Nach dem neueren Briefe eines sächsischen Ofiziers findet aber ein vollkommen umgekehrtes Verhältniß statt; denn nicht die österreichischen Offi ziere sehm die sächsischen über die Achsel an, nein, die letzteren behandeln die ersteren mit einer vollkommenen Meprisance. Ein gleiches Verfahren becbachten auch die österreichischen Ossiziere der Südarmee gegen diejenigen der Nordarmee. Zwischen den Offizieren der Südarmee und den sächsischen herrscht gute Kameradschaft und Freundschaft. — Am 14. d. sind in Leipzig 39 Choleratodessälle ange meldet worden. Seit dem Ausbruch der Epidemie, 29. Juni, bis zu obigem Tage sind dort nun insgesammt 857 Personen dieser Krankheit erlegen, allerdings eine hohe Zahl, doch bei Weitem nicht so bedeutend, als in anderen Städten. — In Zwickau sind am 14. d. von 22 Cholerakranken 11 gestorben; E.krankungsfälle überhaupt bis jetzt 293, wovon 161 gestorben. In Meerane nimmt die Cholera ab, aber desto schlimmer tritt sie in der mit der Stadt Bautzen zusammenhängenden Vorstadt Seidau auf. Dort sind bis jetzt 5 Procent der Be völkerung gestorben, was sich um 2j Procent schlimmer heraus- stellt, als bei dem damaligen Grassiren der Cholera in Werdau. Auch für Bautzen selbst fürchtet man, da auch dort schon mehrere Cholerafälle vorkamen. — In Oelsnitz sind an der Cholera bis 12. d. 6, in Glashütte bis 13. d. 20 Personen ge storben. — Vom Rector der städtischen höheren Töchterschule zu Görlitz erhalten wir folgende Zuschrift: Die „Dresdener Nach richten" haben vor einigen Tagen die Mittheilung gebracht, daß in einer hiesigen höheren Töchterschule Aeußerungen über das Königreich Sachsen gefallen sind, die mindestens rücksichtslos z« nennen sind. Ich ersuche die Redaction der Dresdener Nach richten, nun auch die Erklärung aufzunehmen, daß dieser ver letzende Vorfall in der unter meiner Leitung stehenden städti schen höheren Töchterschule nicht stattgefunden hat. — Eine Berliner Correspondenz des „Schwäb. Merkur" vom 10- September über die Ve> Handlungen mit Sachsen be stätigt, daß der Fahneneid der sächsischen Truppen an den König von Preußen der Hauptstein des Anstoßes sei. Daß Sachsen bei seinem Eintritt in den Norddeutschen Bund sich auf Be festigungen der wichtigsten Elbübergänge, sowie auf mindesten» theilweise preußische Besetzung derselben gefaßt machen müsse, dürfte selbst am Hofe des Königs Johann nicht verkannt wer den, und in dem Widerstande dagegen würde Sachsen auch von keiner Seite unterstützt. — Die „Neue freie Presse" erfährt, daß die preußische Regierung dem Könige von Sachsen nicht gestatten wolle, an den Verhandlungen zur Constituirung des norddeutschen Bunde» Theil zu nehmm. — Bald werden die nächtlichen Truppendurchzüge durch Dresden ihre Endschaft erreicht haben. Je mehr sich aber die Verpflegung zu Ende neigt, desto stärker ist die nächtliche Trup penzahl, die alle neunzig Minuten eintrifft, da der Einzug bald in Lettin bevorsteht. Auch das Königin-Elisabeth «Regiment, das in Dresden steht, wird am 19. September früh per Eisen bahn abgehen und den Einzug mit verherrlichen, bald aber als Garnison hierher zurückkehren. Die Nacht vom 16. zum 17. September (Sonntag zu Montag) brachte namentlich viel Offi ziere. Im ersten Zuge um 10 Uhr Abends erschien der Stab der 7. Infanterie-Division nebst Branchen, der Stab der 13. Brigade und der Stab der 2. Cavallerie-Division nebst Branchen, unter den Letzteren befanden sich diesmal Vertreter fast aller Behörden, Justizbeamte, Postbeamte, Feldgeistliche, eben so aus dem Zahlamt. Die Mannschaften waren sehr munter, sangen fröhliche Lieder aus dm finsteren Wagen heraus und eine kleine Feldpostillorzcapellc executirte nach ihrer Weise einm schwung haften Cavalleriemarsch. Um halb 12 Uhr ächzte wieder ein unabsehbarer Zug heran mit einer Batterie der 2. Fußabtheilung. Der dritte Zug brachte den Stab und eine Batterie der 2. Fußabtheilung, der fünfte und sechste ebenfalls je eine Hatten« derselben Gattung, der vierte den Stab der Armee-Reserve-Ar- tillerie, den Stab der Reserve-Artillerie des 4. Corps, ein leichtes Feldlazareth der 2. Cavallerie-Division und eine Anzahl Kranken träger. Im siebenten und achten Train erschien je eine halbe Proviantcolonne der siebenten Division. Wie wir hören, wird die Verpflegungscommission auch nach dem 19. September nicht ganz außer Kraft und Wirksamkeit treten, da immer noch ein zelne Züge hier und da durchpassiren dürften. — Am 12. d. M. ist in einem Fabrikhof in Hammer bei Leubsdorf ein fremder Pinscherhund gekommm und hat dort eine Hündin gebissen. Fabrikarbeiter und zwei Knechte habm hierauf diesm Pinscher gefangen und an eine Kette gelegt, wo bei die Letzteren gebissen wurden. Der später verendete Hund hat nach bezirkSthierärztlichem Ausspruch die Symptome der Tollwuth an sich gehabt. — In der Nähe von Friedersdorf hat am 10. d. M. der Erbgerichtsbesitzer Zimmermann einm fremdm Hund erschossen, welcher einige Tage später von sachverständiger Seite ebenfalls für tollwuthkrank erkannt wor den ist — In der Nacht der 15. d. M. hat sich die Ehefrau de« Handarbeiters S aus Nodewisch, welche schon seit einiger Zeit Geistesschwäche zu erkennen gegeben hat, in einem Teiche ertränkt. — Vorgestern passirten von dm aus Böhmen zurückkeh- renden k. preußischen Truppen mehrere größere Abtheilungm Artillerie unsere Stadt; auch die, dem äußern Anscheine nach sehr schwere Kriegskasse des 3. Armeecorps traf hier ein. Gestern ist der Stab der 5. Cavalleriebrigade und eine Schwadron deS brandenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 2 (welche letztere vorläufig als Garnison hier verbleiben wird), sowie ein Bataillon des 1. Brandenburgschm Leibgrenadier-RegimentS angelangt. Heute früh wird eine vollständige Pontoncolonne mit 400 Pferden den südwestlichen Theil unsrer Stadt, einschließlich der Marien brücke, passiren. — Ende voriger Woche ist in die Kirche zu Herzogswalde eingebrochen und aus einem ebenfalls erbrochenen Schränkchen in der Sacristei die mit silbernen Franzen besetzte Altarbeklei dung von himmelblauem Tuche, die mit weißwollnm Franzm besetzte Altarbekleidung von schwarzem Tuche und die Tausstein bekleidung von denselben Stoffen gestohlen worden. In einem der Kirche naheliegenden Gehölz fand man neulich den Franzen- besatz, höchst behutsam abgetrcnnt, und die im Altartuch einge stickt gewesenen Denksprüche herausgeschnitten auf. — Gestern Vormittag habm aus dem Par! des Wald- i