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Inzeig, in dies. Blatte ßnden eine erfelgreichr Verbreitung. luflagr: 13,000 SkEpl«»- Zuftratenxreise: Für den Raum riuer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile 2 Ngr. Wr»L und Sigmchmu der Herausgeber: Likpslh ^ Neichardt. — Brrantwortlicher Rrdacteur: Julius- Nfflhardt. ' Dresden, den 3 September. — Der Handelswissenschaftliche Verein, der vor vier Jahren m der Absicht gegründet wurde, die wissenschaftlichen und geselligen Bedürfnisse deS jüngeren TheileS des Handelsstandes zu pflegen, hat, nachdem ihm die Lösung dieser Aufgabe zum großen Theile gelungen, auf Mittel gedacht, auch die dunklen Seiten aus dem Zustande des CommiSlebenS — Hilfsbedürftigkeit und Stellen losigkeit — zu beseitigen. Der Vorstand berief zur Lösung dieser, besonders in der jetzigen Zeit so wichtigen Frage, am 16. d. M. eine außerordentliche Generalversammlung, in welcher er den Mitgliedern Nachträge der Statuten wegen Errichtung einer Unterstützungskasse für kranke und bedürftige ordentliche Vereins mitglieder, sowie durchreisender Handlungsgehilfen, welche der Vereinigung von Genossenschaft junger Kaufleute Deutschlands angehören, und eines StellenvermittelungS-Büreau unterbreitete, die von der Versammlung angenommm wurdm. Es ist zu hoffen, daß diese neuen Einrichtungen zu einer noch lebhafteren Theilnahme am Vereine beitragen werden. Vor Allem wird der Verein nun auch sein Streben auf Ansammlung eines Stammkapitals, durch welches die Bürgschaft einer dauerhaften Wirksamkeit erlangt wird, zu richten haben. Da ein solcher Fond durch die Mitglieder selbst nur langsam gebildet werden kann, so richtet derselbe namentlich sein Augenmerk auf zu ,i..dmde Beachtung und Unterstützung Seiten der hiesigen kauf männischen Corporation und der Herren Chefs. Eben so möch ten die Herren Principale sich für das Stellenvermittelungs- Büreau interessiren und auch zur Förderung dieser Vereinüein- richtung, welche schon längst für Chefs und Commis ein Be- dürfniß war, beittagen. — Dem letzten Quartalbericht der „Gewerblichen Schutz gemeinschaft zu Dresden" entnehmen wir die Notiz, daß wieder 120 neue Mitglieder dem Verein beigetreten sind. Auch die Liste der bösen Schuldner ist sehr bedeutend; sie zählt nicht we niger als 140 Namen. Wir halten e» bei dieser Gelegenheit für unsere Pflicht, die beherzigenswerthen Worte anzuführen, welche der Vorsitzende dieses Vereins, Herr Schuhmachermeister Knöfel, in einem besonderen kleinen Aufsatze ausspricht. Es sagt derselbe nämlich, nachdem er ein erschütterndes Bild der jetzigen traurigen und erwerblosen Zeit entworfen hat: „Es ist keine Frage, daß viele unserer Vereinsgenossen und gewiß oft wackere und brave Männer, selbst in die Lage kommm werden, ihren Verbindlichkeiten, selbst mit dem besten Willen, nicht Nach kommen zu können; Jeder fühlt das wohl selbst, denn dasselbe Verhältniß tritt an jeden von uns heran, weil wir eben Alle Gewerbtteibende sind. In Erwägung dessen dürfte meine Bitte gewiß nicht vergebens sein, welche ich unter Rücksichtnahme auf die gegenwärtigen Verhältnisse an die geehrten Vereinsgenossen richte: ihren Schuldnern gegenüber, und zwar da, wo wirkliche Noth, wo wirkliches unverschuldetes Elend dieselben zahlungs unfähig macht, die größte Schonung in Betreff der Veröffent lichung jener Namen in der Schuldnerliste obwalten zu lassen. Indem ich solches bitte, bin ich fern davon, jenen Schwindlern von Profession irgendwie das Wort reden zu wollen, die gerade jetzt, wo so viele brave Menschen nur kümmerlich ihr Dasein zu fristen vermögen, die allgemeine Noth zum Deckmantel neh men, um ihre Pläne auszuführen und durch Lug und Trug dem Gewerbtreibenden im«r wieder neue Verluste zuzufügen. Gegen solche Schwindler müssen wir Vorgehen mit aller Kraft und Energie, aber Schonung denen, die unverschuldet nicht im Stande sind, ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen. — Vorgestern, am 1. September, waren es fünfundzwanzig Jahre, daß eine der Zierden unsere» Hoftheaters, Frau Marie Bayer, kontraktlich an unser, Bühne gefesselt wurde. Sie trat am 11. September 1841 als Louise Millerin in „Kabale und Liebe" auf. Von ihren damaligm Mitspielenden weilen noch an unserer Bühne Herr Emil Devrient, der damals den „Fer dinand", Herr Porth, der den Präsidenten, die Herren Simon und der jetzige Opernsoufleur Berthold, die kleinere Rollen gaben. Den Ehrentag der hochverehrten Künstlerin, die sich ja auch in den weitesten Kreisen der allgemeinsten Verehrung erfreut, fest lich zu begehen, hatten sich die Mitglieder des Hoftheaters ver einigt. An der Spitze ein gemischtes Quartett, bestehend aus den Hofsängerinnen Frau Kapellmeister Krebs und Fräul. AlvS- leben, den Hofsängern Tichatscheck und Eichberger, nahte sich der Jubilarin ein« Depntation: die Herren Winzer, Gerstorfer und Porth und die Regisseure von Strantz und Schloß. Nachdem der vorzüglich ausgeführte Festgesang verklungen, ergriff Herr Porth das Wort, um in herzlicher Rede den Gefühlen seiner Collegen beredten Ausdruck zu geben Er erwähnte der Gnade unseres allverehrten Königs, welcher die Künstlerin bei einem projeetirten Engagement in Wien noch vor wenig Jahren durch einen ehrenvollen Contract für unsere Bühne dauernd gewonnen hatte. Die Rede gipfelte in dem Gedanken, daß. wenn schon so oft ein grüner Lorbeer die Stirn der Künstlerin umwunden habe und auch jetzt noch ein frisches Reiß, wenn auch unsicht bar, sich um ihr Haupt flechte, sie doch auch nunmehr einen silbernen Lorbeerkranz von ihrm Collegen annehmen möge, de«, wenn auch weniger poesievoll, doch den Vorzug der Dauer habe. Bei diesen Worten überreichte er auf rothem Atlaskissen einen prachtvollen silbernen Lorbeerkranz, auf dessen einzelnen Blättern die Rollen der Frau Bayer eingravirt standen, während die massiv-goldene Schleife die Dedication und die Namm ihrer Collegen enthielt. Frau Bayer dankte mit der ihr eigenen, herz gewinnenden Bescheidenheit, aufs Innigste gerührt. Frau Bayer wird am 11. September auftreten und wir rufen ihr zu diesem Tage, wie für ihre fernere Künstlerlaufbahn einen herzlichen Gruß zu! Die k. Generaldirection hat dem Vernehmen nach ihre Feier des bedeutungsvollen Tages auf eine glücklichere Zeit verschoben, Herr Hofrath vr. Pabst hatte der Jubilarin einen grünm Lorbeerkranz mit trefflicher Widmung gesendet. Da» Festgeschenk war aus den Künstlerhänden des Goldarbeiter Hold Wigand hervorgegangen. — In unserer Stadt herrscht jetzt wieder ein reges Leben. Die nächste Veranlassung hierzu sind die aus Böhmen heim kehrenden, hier ein- und durchpassirenden preußischen Krieger. Namentlich bieten des Abends die öffentlichen Promenaden und Plätze, vor Allem aber unsere weltberühmte Brühlsche Terrasse ein buntes Bild. Militärs der verschiedensten Waffengattungen und aller Grade begegnen uns unter dm Lustwandelnden, wo bei die verschiedenen bunten Uniformen dem ungewohnten Auge manch' seltenm Anblick gewährm. Uebrigms betrachten auch diese fremden Truppen unsere Stadt mit sichtlichem Interesse, und gewiß wird Mancher unter ihnen, von dm Sehenswürdig keiten derselben dazu angeregt, ein Gedenkblatt der Erinnerung mit in seine ferne Heimath nehmm. — Der Sonntag war, so zu sagen, wieder rin recht militärischer; denn von allen Seitm zogen zurückkehrende preu ßische Truppen wieder in Dresden ein. Die Skaßm und öffent lichen Plätze waren sehr lebendig und das ausnehmend schöne septemberherrliche Sonntagswetter gab den Bewohnern der Re- sidenz Grund genug, in den Straßen herumzuspazieren. Zum Pirnaischen Thore zog die erste Garde-Landwehr-Infanterie- Division unter Trommelwirbel ein, gefolgt und umgeben von einer großm Mmge Menschen, welche die von der Sonne ge bräunten, bestaubten Landwehrmänner betrachtete. Wagencolonnm zogkn hinterdrein, ebenso Gepäckpferde. Diese Truppen wurden in der Pillnitzerstraße einquartiert und sollen nicht lange hier verweilen. Müde vom Marsche waren auch einige weiße Pudel und Affenpinscher, die an der Leine nebenher geführt wurdm. Auch sie erhaltm Quartier. Auf dm Plätzen hielten eine Menge Bagagewagen. Die Kirchen warm von Soldatm gefüllt, na mentlich sehr stark die katholische Hofkirche von Truppen aller Uniformm. — Nach am Sonnabend erfolgter Zusammenstellung hat der Gewerbeverein zur Unterstützung der invaliden und der Wittwm und Waism der gefallenen sächsischen Soldaten bereits circa 425 Thlr. an Waarm, Gewerbserzeugniflm und Frauen arbeiten, und 56 Thlr. 20 Ngr. 4 Pf. an Geld vereinnahmt. Die erste specielle Quittung erscheint dieser Tage in unserem Blatte. Die Sammlung wird nur noch so lange fortgesetzt, bis die geschenk ten Waarm ans Cmtral-Somit« nach Leipzig abgehen, wo sie, bevor sie zur Verloosung kommen, erst einige Wochen ausgestellt werdm. — Mehreren Mittheilungen aus Wien zufolge habm die jüngst stattgefundenen Ordensverleihungen an unsere Truppen einige Mißstimmung bei dem Offiziercorps hervorgerufen, indem so Manche, bei allem wahren Verdienst, unbedacht geblieben sein sollen. Insbesondere findet man es auffällig, daß das elfte Bataillon, das eines derjenigen ist, welches die wenigsten Ver» luste (nur 5 verwundete Offiziere) gehabt hat, von 34 verliehe nen Heinrichsorden allein 3 Stück und vom österreichischen Mi litärverdienstkreuz 4 Stück erhalten hat, und eben so auch, daß bei der von Freund und Feind wegen ihrer außerordentlichen Bravour und ungeachtet der durch ihr ruhiges und präcises Feuern erzielten außerordentlichen Erfolge hochgefciertm Artillerie von dm Batteriechefs nur 1 Hauptmann mit dem Heinrichs orden und nur 8 Subalternoffiziere mit dem österreichischen Militärverdienstkreuz decorirt worden sind. — Es mag aller dings eine sehr schwierige Aufgabe sein, einem Jeden gerecht zu werdm, wer aber in mehreren mörderischen Gefechten und Schlachten sein Leben und seine Gesundheit eingesetzt oder sonst auch, ohne vor dem Feinde wegen eines übertragenen, zur activen Theilnahme am Kampfe nicht bestimmten Commando's, unmit telbar gestanden zu haben, seine volle Schuldigkeit anerkannter maßen gethan hat — der sollte billiger Weise doch wohl auch mit dmjenigm Gnadenbezeigungen ausgezeichnet werden, welche seine Verdienste erheischen. Oftmals gehen aber die einzelnen Commandeure bei den Vorschlägen zu Dekorationen von ganz verschiedenen Gesichtspunkten aus; auch erscheint eS auffällig, daß fast kein Adjutant unbedacht geblieben ist. Eine gleichmäßigere I Vertheilung würde aber, unserer unmaßgeblichen Ansicht nach, jedenfalls dadurch erzielt wordm sein, wmn die einzelnen de- taillirten Gefechtsberichte der Bataillons- und Compagniechef», die bekanntlich des Verdienstes und des Verhaltens der Ein zelnen aus eigener unmittelbarer Wahmehmung Erwähnung thun, einer eingehenderen Prüfung würden unterworfen wor dm sein, was, wie man sagt, durch eine besondere Commission noch nachttäglich geschehen soll. — Prof. Biedermann läßt in der Deutschen Allgemeinen Zeitung keine Gelegmheit vorübergehen, um von dem „fanatischen Preußenhaß" der Dresdner zu redm. Davon müßtm nun vor allen Dingen wohl die Preußen, die hier in Dresden lagen und noch liegen, etwas wissen ; man hört aber von ihnen nicht» als Worte der Anerkennung über das Verhaltm der Dresdner. Die Preußen billigen auch zum großm Theil die Haltung unsrer Stadt, und vielfach hörten wir, daß sie diejmigm, die sich ihnm mit Verleugnung aller Anhänglichkeit an alte und lieb-- gewordme Verhältnisse, an den Hals waffen, mit Titeln bleich» netm, die wir nicht wiedergebm wollen. Hat doch der König von Preußen die Treue, mit welcher die Unterthanen entthronter Fürsten an ihren Fürsten hängm, geehrt; wie sollten die Preu ßen unsre Anhänglichkeit an einen Monarchen, der doch nicht depossedirt ist, als einen „fanatischen Preußenhaß" auffassen? Die Absicht des Herrn Prof. Biedermann ist klar: er will durch seine Verleumdungen namentlich Dresden nach oben hin als anrüchig darstellen, es ist ihm noch nicht genug an all den Leiden, die der Krieg mit sich geführt hat, er will noch größere Sorgen uns durch seine Denunciationen bereiten. Von einem Landsmann gegm seine Landsleute und in so offener Weis« angewendet — das ist doch noch nicht dagewesen! — Im Park zu Reisewitz ist heute ein großes Fest arrangirt, welches einen Ersatz bietm soll für das diesmal aus gefallene große Dresdner Vogelschießen. Alle Vorbereitungen zur Vergegenwärtigung dieses Volksfestes sind dort getroffen, und wird bei gutem Wetter der herrliche Park gewiß viel Publikum anlocken. — Wmn der Anblick von Grabstätten berühmter Ver storbener und das Verweilen an der Gruft eines Ehrenmanne» die Menschen zu sinniger Betrachtung führt und das Herz in stiller Rührung zur Dankbarkeit entflammt wird, so- erfüllen wir ungeahnt eine Pflicht, die dem Edlm im Grabe als eine Libation gilt, welche das Gedächtniß seiner Tugenden von un» zu fodern berechtigt ist. Ein solches Gefühl überkam uns dieser Tage, als wir auf dem neuen Annen-Kirchhof die Grabstätte betrachteten, wo der einst so treffliche Gelehrte und Kanzelredner, Consistorialrath vr. Käuffer seine letzte Ruhe gefunden. Di« Stätte befindet sich unmittelbar an der Seite des Hauptgange» von der Kapelle links. Auf einem großen, rothm Granitblock stehen mit goldenm Buchstaben die wmigm Worte: vr tkeol. 1. k. k. ltäuller, xed. 1793, -s 18«-b. Es bekunden diese wmigm Worte gleichsam noch im Tode da» frühere einfach schlichte Wesm dieses allgemein geschätzten und gefeierten Mannes. Wie wir vernehmen, soll den Felsblock später noch eine Trauerweide beschatten, wodurch dem einfachen Denkmal jedenfalls ein recht friedlicher Ausdruck verliehen wird. Das Ganze ist von einem imposantm schmiedeeisernen Geländer umgebm, das im alt-französischen Styl gehalten, von dem hie sigen Herrn Schlossermeister August Kühnscherf angefertigt ist. — Etwas Prophetengeist und Zukunftsstimme scheint be reits vor Jahresfrist dem bekannten sächsischen Ameisen kalender auf das Jahr 1866 innegewohnt zu habm. In dem Neujahrsgruß Seite 74 heißt es: Ich wünsch': daß überall beschießen Jedwedem Hause Heil und Frieden, Und in des Zcitsturms Brauserei Befreit von Einauartierung sei. In der That, eine seine Nase, zwölf Monate vorher, wo die» niedergeschrieben. Sodann später die Stelle: Wirs zcitverkennendc Minister Hin, wo der Kukuk und sein Küster, Und pack' den alten Schlendrian Rips-raps gleich an der Gurgel an. Die ersten Zeilen Kiffer Strophe dürften sich wohl schon erfüllt haben, und daß der alte Schlendrian gehörig angepackt worden^ das kann ein Blinder sehen. Gleichfalls nicht ohne Bedeutung auf das Friedmswerk dürften sich die Schlußworte erweisen, wo es heißt: Nur in dein Burt d.-r Büraerkrast Steckt wahrhall seit der gahnenschast: Den -Staat kann Geisteskraft nur retten, Nicht aber goldnr Epaulettin, Nur auf des Bürgerstandes Ruhm Ruht Thron und Staat und Lhristenthum. Wie gesagt, es steckt etwas Prophetmgeist im Ameismkalendek Nächster Tage erscheint der Jahrgang 1867, wollen sehen, wa»- er da verkünden wird. — Da» im Müglitzthale liegende Weesenstein war das Ziel der letzten Flora-Exkurs,on. Schon vor Dohna erheben sich