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,t' - . ' ' "E — De» Vorschlag kn gestichen JnseraHenthekle unser,» Blatte», unterzeichnet fi. lt,. der hiesige Omnibusverein rröze auf allm Touren nur einen Preis bis zu den Endpunkten der Linien einrichtm und diesen Preis bis Abends 10 Uhr nicht erhöhen, i>t sehr praktisch. In anderen großen Städten hat man diese Errichtung längst WaS den Preis anlangt, so zahlt man z. B. in Paris im Innern des Wagens 2 t Pi., oben 12 Pf. und so scheint uns für hier der Mittolpreis von 15 Pfennigen wohl ang-nnssen, wenn namentlich eine Erhöhung für die Abendstunden bis 10 Ubr nicht eintritt Der Geschäfis- «ann geht in der Regel Abends aus und fiel bicher "in mei sten den erhöhten Preise anheim. Die zopfige Preisbestimmung: bi» zum Bade l Ngr, bis Waldschlößche» I Ngr 5 Pi., von der Wartehalle bis Waloschlößchen l Ngr. oder bis zum Feld- schlössen l Ngr., bis Plauen l Ngr. 5 Pf., vom Plausch n Schlage bis Plauen I Ngr. rc. muß Wegfällen — Ein Preis überallhin bis Abends 10 Uhr: und jede Consusion und oft Streit veranlassende Differenz wird schwinden. — Unter dem Musikchor d-S königl Preuß. Kaiser Al. r.- Regimcnts befindet sich ein Veteran Namens Schütz, welcher bereit« in den Befreiungs-Kriegen unter General Nokfindvrf in der Schlacht bei Eulm rc. gefochlen, auch 18:0 wieder in Dresden gewesen urd sich momentan, nachdem er den gan zen böhm.schen Feldzug durchgemacht, actio in Diecden auf der Markgrafenstraße einquartiert, befindet. Derselbe ist, nach sei ner Aussage, außer seinen erhabenen Könige und dem G.neral Vogel v. Falkenstein der älteste active Soldat der preußisch, n Armee, und noch so rüstig, wie mancher 18jährige Jüngling, trägt den Ehrmdegen und seine Brust ist mit Auszeichnungen aller Art geschmückt. Dieses greise Haupt kennt jeder Soldat de» Alexander - Regiments, sie nennen ihn den Valer des Re giments. — Am 21. d, Nachmittags, brach in Forchheim b Len gefeld, während eines Gewitters, aber jeden Falls nicht durch Blitzschlag, in einem nahe an dem niedcrn Ritlergute gelegenen Hause Feuer aus. Leider hat sich dabei ein großes Unglück zugetragen. Eine Frau, deren Mann al» Postillon in Chemnitz verweilt, — Mutier von fünf noch un.rwachsenen Kindern, will noch Einiges von ihrem Hab und Gut aus dm Flainmen retten, und findet in denselben ihren Tod; sie wurde schrecklich verstümmelt aus dem Schutte hervorgezogen. Eine andere, ihr befreundete noch ganz junge Frau, die ihr beim Nettrn ihrer Habseligkeilen helfen wollte, konnte nur mit großer Anstren gung dem Flammentode entrissen wrrden; die Kleider waren ihr bereits heruntergcbrannt, und sie ist bis zur Brust heraus so von den Flammen beschädigt, daß ihr Leben sehr gefährdet sein dürfte. — Oesfentliche Gerichtssitzung am 23. August. Ein junger Mann von 32 Jahren, durch Unglückssä?e zu dem unheilvollen Schritte getrieben, ein Eigrnlhumsverbr.chm za begehen, steht heute reurg vor dem Gerichtshöfe. Louis Georg Modcs, gebürtig aus Leipzig, versuchte sich seine Existenz durch Uebernahme von Agenturen zu gründen, und hoffte, nach Fehlschlagen dieser Hoffnung in einem Geschäfte in der Blase witzerstraße angestellt zu werden. Es wurde ihm dort eine Wohnung offerirt. Da er nun eine Lagerstätte brauchte, io lieh er sich vom Meubleur Gottschalk im December 1865 eine Roßhaarmatratze, ein Keilkissen, 2 Federkissen und 1 Deckbett«. Seine Wünsche hinüchllich der Anstellung realisirten sich nicht. Mode» begab sich nach Berlin, um dort ein Unterkommen zu finden, verkaufte aber vor seiner Abreise obige Gegenstände, ohne dazu ermächtigt zu sein. Er ist deshalb der Unterschla gung angeklagt Bei den offenen Geständnissen blieb der Staatsamvaltichaft, vertreten durch Herrn Held, Nichts übrig, als aus Bestrafung wegen Unterschlagung anzutragcn. Diesem Anträge schloß sich der Ger chrrhof an und verurteilte den Angeklagten zu 4 Monate Gefängnißstrafe. Tagesgeschichte. Aus Sachsen erhält die „Berl. Volkszeitung" folgende Zuschrift: Mehrere preußische Zeitungen bringen jetzr fast täglich ar.S der Feder offenbar böswilliger Korrespondenten tendenziöse Erfindungen oder lügenhafte Uebertrerbungen über die angeblich in Sachien herrschende Slrmmung. Eine-theils soll eine sächsi sche Hoskamarrlla, im Bunde mit dem Beamtenheer, All s auf- bielen, um Sachsen nicht nur seinen territorialen Bestand, sondern ferne volle Selbstständigkeit zu erhalten; avdcrentheils soll man es vor liebender Ungeduld kaum erwarten können, sich kopfüber in Preußens Arme zu stürzen, um von ihm mit Haut uns Haaren verspeist zu werden. Beides ist nicht der Fall. Gestotter, Sie einem unparteiischen Beobachter, Ihnen den wirk lichen Tharbestand ein- für allemal fefizustellen. Das sächsische Volk war biehe, unter der wahrhaft landrsoäterlichen, «ht konstitutionellen Regierung seines Königs allerdings zu glücklich, um jetzt eine völlige Einverleibung in Preußen wünschen zu können. Wenn diese Einverleibung übrigens wirklich nicht er folgen svllte, so w'ffen di« Sachsen sehr gut, daß sie dies nächst der Großmuth des Siegers nur der Fürsprache Napoleon'» und wohl auch der hohen unv verdienten Achtung vor dem persön lichen Charakter ihres Königs, sowie den bisherigen innigen Frrundschastsbrziehungen zwischen dem preußischen und sächsischen Herrscher verdanken würden. Dagegen ist die überwiegende Majorität des sächsischen Volkes, wenigstens Aller in ihm, die Anspruch auf politische Bildung hab.n, darüber sich vollkommen kl«r, daß da» Heil für Sachsen jetzt einzig in dem engsfin Anschluß an Preußen und an den (vor der Hand, hoffentlich nicht lange) norddeutschen Bund unter Preußens Führung be ruht und daß diese« Bundesverhältniß durch eine Militärcan- vention und einen hoffentlich die Kräfte der Landes nicht über steigenden Beitrag zu den preußi chen Kriegskosten immer noch sehr billig erkauft sein würde. Schon vor dem Ausbr ich des Krieges hat sich König Johann mehrfach bereit erklärt, der Einigung Deutschland» gewrsse EouveränitätSrechte zum Opfer zu bringen. Ebenso hat sich auf dem letzten kurzen sächsischen Landtage die zw ite Kammer ganz entschieden, die erste wenig stens großkntheüs z>.stimmend für die Belhtiligung SachserrS an dem pleußiich-deut chen Parlamente ausgesprochen. Sobalo werden auch ohne Zweifel sofort die Wahlen ln» Leben treten. Daß eine Jsolirung Sachsen», etwa zwischen einem norddeut schen Bunde und einer süddeutschen Ctaatengruppe, sein größte» Unglück wäre, liegt so auf der Hand, daß wir darüber kein Wort zu verlieren brauchen; sie ist eine reine Unmöglichkeit. Wir sind durch unsere geographische Lage, durch unsere merkan tilen und industriellen Jntereffen, durch unseren ganzen Bil dungsgang unbedingt an Preußen gewiesen; das ist die Ansicht jedes vernünftigen Pünschen in Sachsen, die sich auch jetzt in d-n zahlreichsten Kundgebungen namcntlich des Gelehrtem- und Handelsstandes geäußert hat und noch täglich äußert. Ebenso glaubt in Sachsen Niemand, der seine fünf gesunden Sinne noch beffaimmn hat, an wirkliche Siege der sächsischen Truppen über preußische. Natürlich erkeonm die eigenen Landsleute die auch von allen preußischen Benchlen anerkannte Bravour der sächsischen Truppen freudig an, wenn auch mit dem Wunsche, daß diese Tapferkeit künftig einer besseren Sache dienen möge. Für dt« preußensreundliche Gesinnung Sachsen« spricht endlrch doch auch IHOlS die freundliche Ausnahme und die sehr gute, r.ichUche Verpflegung, welche die preußqchen Besatzung»truppen b.i uns gefunden haben, »Heils die urgemein große Opserwil- ligkeit, mit welcher man die Lazarethe unterstützt hat, und die meistens den verwundeten Preußen zu Gute gekommen ist. Allem aus Leipzig u*d Dresden sind an freiwillig-n Gaben über 20,000 Thaler und eine Unmasse Naturalien, Wein, gute Eiga.r.n rr. zusammengeströmt, und unsere Tagerblätter wim meln von Danksagungen preußischer Krieger an il,re Quartier- gebcr. Mo: Jedem das Seine! Prag, Mittwoch, 22. August. Bis zum 15. September soll die gänzklche Räumung Böhmens von preußischen Truppen erfolgen. Dr. I.; Frankreich. Die Nachrichten aus Paris, schreibt man der „Jndep. Belge", über den Erfolg der Anstrengungen der Kaiserin Charlotte lauten sehr belrübsam für die Erben Mon» lezuma's. Die Kaiserin soll weder in militärischer, roch in finanzieller Hinsicht die erbetenen Zugeständnisse erlangt haben, und wird ihre Rückkehr nach Mexico täglich problematischer. Plan glaubt vielmehr, daß Maximilian auf d m Punkte stehe, der mex-ramschen Dornenkrone zu entsagen, und daß er selbst demnächst in Europa anlangen werde. - In der Lütticher Staats - Waffensabrik werden unter Aufsicht einer eigens er nannten Commission verschiedene Züudnadelgewehrshsteme behuf- neuer Annirung der belgischen Infanterie experimcntir!. Wie eS heißt, hat die Commission sich zu Gunsten eine« Gewehr» ausgesprochen, welches 16 bis 19 Schüsse per Minute thun und auch in jeder anderen Hinsicht der berühmten preußischen Waffe überlegen sein soll. New-2)ork, 7. August. Der Congreß hat sich nach achtmonatlichem Zusamrmnsein am 28. v M. endlich vertagt. Die letzte Sitzung war nicht ohne dramatisches Interesse; sie hatte keine geringere Dauer als die lange Nocht der Israeliten, uuv die Stunde des Morgengrauen« bezeichnete weder den An fang noch das Ende, sondern ungefähr ihren Mittelpunkt. Viele der ehrerwerthen Mitglieder, deren Leistungsfähigkeit erschöpft war, nickten an ihren Pullen oder schnarchten auf den Sopha» und mußten, wenn eine Abstimmung statlfinden sollte, durch mächtige Hammerschläge des Sprecher« Colfox, melcher bei dieser Gelegenheit sich selbst überlraf, aus Morpheus' Armen gerüttelt weiden. Obgleich die Verhandlungen nur die Erledigung einer Menge von Routmegeschästen zum Zweck hatten, warm doch die Galerien dicht mit einem glänzenden Auditorium gefüllt, als erwartete man, daß sich noch etwas ganz Blonderes ereignen werde. Der Präsident hatte sich mit seinem Cabinet in einem Nebenzimmer dcs Repräsentantenhauses eingefundm, um sofort di: Un«czeichnung der Gesetzentwürfe, sowie sie passirt würden, vorzunehmen. Da hieß es denn: Geschwindigkeit ist keine Hexerei. Noch im letzten Moment wurde die Entdeckung ge macht, daß bei den Appropriationen der Caplan de» Hause» vergessen und also die Gefahr für ihn vorhanden sei, keine Bezahlung für redlich geleistete Gebete zu bekommen. Dem armen Manne mußte geholfen werden. Stevens, der Menschen freund p»r excelleitcv, stellte und formte den Antrag, lief damit zum Senat, wo er eben so schnell passirt wurde, und und überbrachte die Resolution alsdann dem Präsidenten zur Unterschrift, Alle» das Werk von sechs Minuten. Als man dann fertig war, ging es ans Abschiedvehmen. Die, welche sich so oft in der Debatte all Todfeinde gegenüber gestanden, drückten einander jetzt gerührt die Hände und wünschten sich gegenseit'g alle« mögliche Gute. Zur Vervollständigung der Ferer des Aug nblick» fehlte nur noch, daß Thaddäu» Steven» und Anvrew Johnson einander umarmt hätten. Wiener Leben. Der VolkSgartm ist die einzige Ressource, die den Wienern in diesem Sommer geblieben ist. Er hat seine begeisterren An hänger und Anhängerinnen, Gestalten, die nie fehlen, wenn die Brüder Strauß ihren Bozen schwingen. Da ist, wenn man eintritt, links beim Eingänge in den Salon, der Diplomaten- winkel. Der Gesandte «Wü südlichen Staate» bildet mit seinen zwei reizend schönen Töchtern den Mittelpunkt desselben. Und rings um die zwei elsenhasten Gestalten wogt ein Schwär«, vcir jungen und eleganten Secretären und Attaches, die Blüthe der Ambassaden Dort weiter im Hintergründe sitzt im bequemen grauen Nock und weißen runden Hut, seine Cigarre rauchend, Fürst Fritz Schwarzenberg, der verabschiedete Lanzknecht, der mündlich eben so geistvoll plaadert als mit der Feder. Er hat, ein zweiter UlhsseS, vieler Menschen Städte gesehen, und durch seine oft kaustischen Bemerkungen zieht sich dennoch ein Grund ton von Boi hommie und Gemüthlichkeit. Jetzt kommt in Br- gleitung des tapferen General« Baron Sigmund Reischach ein hoher, sch anker, imposant auSsehender Herr in schlichter Civil- kteivung. Ein Flüstern der Neugierde und Theilnahme begleitet ihn auf seinem Wege: E» ist der König von Hannover. Der Kionpnnz befindet sich in seiner Nähe, und jetzt nimmt die ganze Gesellschaft au einem Tischchen im Salon unt.r dem Bild-iffe der Kaiserin Platz, die G'äfi'i K. ist dazu g.kommen, und der Köwg bat sie aa seinen Tuch g.licem Maa schlttist er'» . ..8 „,0 -ksinbeneem WoblaekirllcN dr« V '' ' ' ' '-r '/ - melodischen Wakzerlaute von Strauß Daker und Söhnen. Auch der Kronprinz von Sachsen erscheint zuweilen im Volksgart«, besonders wenn die sächsische Militärkapelle sich probucirt. Diese imposante Dame in der prachtvollen schwarz und weißen Robe, die da« Entzücken und der Neid aller el^anten Wienerinnen, ist eine Neuvermählte: die Fürstin Teck, geborene Prinzessin Cambridge, eine Cousine der Königin Victoria von England. Sie kam mit ihrem Grmahl .au» London, der, durch den KriegSlärm au» den Träumen «s Honigmonde» emporgerüttelt, als österreichischer Osficier seinen Degen dem Kaiser zur Ver fügung stellte. Dort, jener Mann mit dem ausdrucksvollen Kopfe, den, südlichen Teint und den lebhaft blitzenden Augen, der am Arm rincS bekannten spanischen Cavalier» einherschreitet, ist der berühmte Parteigänger. Cabrera. Man sieht, man kann im Volkögartcn die ganze Zeitgeschichte in lebenden Illustrationen studircn. Die Sachsen sind im VolkSgartm, wie an alle» öffentlichen Orten in Wien, sehr zahlreich vertretm. Sie schei nen sich hier sehr gut zu unterhalten, und obgleich ihr Vater land als dasjenige berühmt ist, wo die schönen Mädchen wach sen, so scheinen doch unsere heiteren Wienerinnen vor ihren Augen Gnade gesunden zu haben. Neulich war beim Sperl zu Ehren der Sachsen ein Gartenfest mit Ball im Freien, und wir halten Gelegenheit, die merkwürdigen Fortschritte zu b». wundern, ivelche unsere Bundesgenossen in so kurzer Zeit im Walzer tanzen gemacht haben. Eie tanzen so tapfer, wie si« gesochten hatten, wenn sie auch in dein Feuer dunkler Mädchen-- äugen wemgdr unerschütterlich schienen, als sie eS in dem der preußischen Batterien geivesen. Es sind besonder« die Cauallerir» Officiere g>öß!enthrils hohe, stattliche, ritterliche Erscheinungen, und wir glauben, daß, wenn sie uns verfassen weiden, manch« schwermüthigc Seufzer ihnen folgen, manche Mädchenaugen über- ehen werden. Daü ist nun einmal nicht ander«: „Der Svld«t at auf Erden kein bleibend Quartier, kann treue Lieb' nicht bewahren!" Das Theater taucht schlichtem, wie daS Maiglöck chen aus dem Schnee, mit seinem Ansprüchen auf allgemein« Beachiung aus der Sturmfluth der politischen Ereignisse hervor. Leider ist es ein tief trauriges Ereigniß, da» uns zurrst wieder in den Zauberlreis der Bühn« bannt. Beckmann» schwere, lebensgefährliche Erkrankung nimmt Aller Theilnahme in regster Weise in Anspruch. lDebatte) * In der „W. Med. W." lesen wir die Schilderung einiger Eindrücke bei e.nem jüngst stattgchabten Spitals!)» suche in Wien: Es war Abend geworden, als wir «ine» der Leidenshäuser ver ließen. die so viel Schmerzen der Gegenwart und noch mehr El»nd der Zukunst beherbergen. Im Hofe gewahrten wir ein» Gruppe reconvalescirendcr Kranker und Verwundeter im trau lichen Gespräche. Die kleine Gesellschaft fistelte unser« Auf merksamkeit. CS waren österreichische, sächsische und preußisch« Soldaten, die sich in der besten Eintracht ihre Schicksale und Erlebnisse au» dem letzten Feldzuge erzählten, mit einander scherzten und spielten und unter einander die Leckerbissen theil- ten, die sie von Spitalsbeiuchcrn empfangen hatten. Als wir dieses brüderliche, traute Zusammenleben von Menschen sahen, die sich noch vor so wenigen Tagen im blutigen, mörderischen- Kampfe gegenüber gestanden, dachten wir dabei Dinge, an die man im „AuSnahniszustande" nicht einmal — denken sollte! Auf einer der Wiesen, welche das Spital umsäumen, sehen wir im tiefen Schlummer ein ganz anständig gekleidetes Frauen zimmer mit Spuren einstiger Schönheit. Wir srugrn unseren ärztlichen Begleiter, wer dieses sei, und er machte uns darüber folgende anziehende Mittheilung: Das Mädchen kam vor etwa 14 Tagen zum Besuche in's Spital und vertheilte unter den dortigen Blessirten allerlei Labemittcl. In der Nähe eine» Echrvcrverwundetm angelommen, stieß es plötzlich einen heftigen Schmerzensschrei aus und wurde ohnmächtig. Die tragische Scene klärte sich in folgender Weise auf: DaS Mädchen stand ehemals zu dem jetzt Cchwerverwundeten in inniger Freundschaft und vnlirß diesen treulos, um mit einem wohlhabenderen Freier eine Liaison anzuknüpfen. Aber so nne es den alten Freund verlassen, wurde eS auch gar bald von seinem neuen verlassen. Jahre g-ngen darüber hin. Nun steht die einstige Freundin plötzlich an dem Schmeezenlager des alten Freundes. Es gab eine ergreifende Erkennungsscene. Und jetzt wartet und pflegt sie diesen mit aufopfernder Hingebung, weicht am Tage nimmer von seinem Bette und schläft allnächtlich — gleich einem treuen Hunde, der das Haus seines Herrn hütet — tm Hosraume, um gleich beim erwachenden Morgen zu dem schwerverwundeten, alten Freunde zurückzukehren! * Kurze Ehe. Vor längerer Zeit kam ein österreichischer Ingenieur nach Hamburg, um auszuwandern, trat jedoch in Arbeit und verlobte sich endlich daselbst mit der Tochtar eine» Eapitän«. Die Hochzeit war auf den Monat Jum festgesetzt. Da bricht der Krieg au». Der Ingenieur wird einberufen und kann die zur Trauung nöthigen Papiere nicht bekommen. Er erinnert sich nun seines früheien Vorhaben«, löst für sich und seine Braut ein Passagcbillet nach New-Dork, probucirt dafsclb« auf dem amerikanischen Konsulat und wird dm auf dort im Civilwege copulirt. Nachdem die« geschehen, machte der junge Gatte ein Testament, in welchem er seiner jungen Frau 40,00l> Gulden und eine Besitzung in österreichisch Schlesien verschreibt, und eilt zu seiner Fahne, um — nie wiedrrzufihren Der Aermste wurde bei Königgrätz schwer verwundet in daS dortig« Feldlazarett) gebracht. Beim Empfange dieser traurigen Kund« eilt vre junge F.au sofort hin an das CchmerzcnSlager ihre« Gattcn und findet ihn dort — als Leiche. * Kugelfest! Man schreibt der „N. Pr. Ztg." au» Paris: „Bereits seit mehreren Wochen haben die italienischen Blätter auf die Erfindung eine» Herrn Muratori aufmrrksa« gemacht, welche darin besteht, den leichtesten Stoff kugelfest zu machen. Herr Muratori befindet sich in Pari«. Der hiesige Artillcricautschuß hat Versuche angestellt, di« ein wahrhaft über raschendes Ergebnih gehabt haben. Denken Sie sich einen so leichten Stoff, daß di- Bekleidung eines Marines — Brust und Rück-n — mir zwei Pfund wiegt und von dem eine Gewehr kugel abprollt! Ji Folg-: des Berichte« über die anzrstollien Versuche wird Herr Muratori von d-m Kaffer empirngen wer den. I h habe dea Versuchen beigewohnt. E« ist in der That fast unglaublich."