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Ar. rSS. Elster Jahr». Donnerstag S3 August 18SS «glich früh 7 Uhr. Inserate «erden angenommen: »i««btnd»S,Sonn- tagg bi» Mittag» ir Uhr: Martenstraße 18. Fkonnement: Vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldlicherLie« serung in'» Hau». Durch die König!. Post vierteljährlich22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. »»zeig, in dies. Blatte staden eine erfolgreiche Barbreitung. »uflage: 18,000 Skempl«». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: ^ Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Wrack and UiDMchm« der Herau»grb«r: Eiepsch Uetlhardt. — Verantwortlicher Redakteur: ÄullUS Netlhurdt. D»«dck»r d« 23. August. — Auch gestern Morgen wurde Sr. Excellenz dem Herrn General v. Schack vor besten Wohnung eine Morgenmusik ge bracht. Die betheiligten Musiker gehörtm diesmal aber dem Königin- Elisabeth- Garde-Regiment an. — Im Nachtrag zu unserem gestrigen Artikel, die Ver legung der königl. sächsischen Truppen in die Provinz Sachsen betreffend, erfahren wir, daß unsere Artillerie bestimmt ist, künftig die Garnison einer der drei Festungen Erfurt, Torgau oder Magdeburg zu bilden. — Die Gemahlin de» Herrn Freiherrn v. Brust ist in diesen Tagen aus Oesterreich wieder hier eingetroffen und hat ihre Villa in Laubegast bezogen. — Nachträglich erfahren wir, daß der älteste Sohn de» Herrn Freiherrn v. Brust, der bisher in Jena und Leipzig studirte, als Volontär in der königlich sächsischen Armee dem letztoergangenen Feldzug beigewohnt hat. — Nach dem Abzug der kgl. preußischen Truppen aus Böhmen erwartet man, daß Se. Maj. der König von Sachsen sich den Grenzen seine» Landes nähern und in einem von un» nicht allzu entfernten Orte bi» auf Weitere» Aufenthalt nehmen werde. Jedenfalls wird Allerhöchstderselbe dort den Ausgang der Friedensverhandlungen abwarten. — Die königl. Mühlencommission macht bekannt, daß für den Zweck der diesjährigen Räumung de» Stadtweißeritzmühl grabens, sowie zu Herstellung etwa erforderlicher Reparaturen an demselben, das sogenannte „niederplauensche Röhrwaffer" auf die Dauer von sechs Tagen (vom 9. bis zum 15. Septbr. Abends 6 Uhr) abgeschlagen werden wird. — Die sächsische Division, meldet man aus Wien vom 18. Ausust, seit dem Waffenstillstand in der Umgebung von Wien concentrirt, beginnt heute ihren Rückmarsch in die Heimath. — Zwei Altmeister der Tonkunst, Herr Friedrich Wieck von hier und Herr Concertmeister David au» Leipzig, Letzterer gegenwärtig in Blasewitz weilend, werden gemeinschaftlich Ende dieser Woche ein Concert zum Besten der Zwecke des hiesige« Central-Militair-HilfSvereinS im Saale der Kaiser'schen Restau ration zu Loschwitz veranstalten, bei welchem der instrumentale Theil > on Fräulein Marie Wieck, Herrn Concertmeister David und von Herren Kammermusikern Grützmacher und Göhring ausgeführt werden wird, während Schülerinnen des Herrn Wieck den Gesang vertreten werden. Welche Seltenheit für Musikfreunde ein Ton aus der altberühmten Geige des Herrn Concertmeister David ist, darauf brauchen wir eben so wenig hinzuweisen, als auf die allbekannten trefflichen Leistungen un serer Herren Grützmacher und Göhring. Ein besonderes In teresse dürste auch die Vorführung neuer Resultate der be währten Gesangsschule des Herrn Wieck gewähren, und wird da» Programm ein gewählte» und mannichfaltige» sein. — AuS Friedrichstadt geht uns die Aufforderung zu, da» hiesige Publikum vor einer unbekannten Schwindlerin zu warnen, die sich für die Frau eines in Antonstadt wohnhaften Hand lungsreisenden auSgiebt und Familien aufsucht, die zufällig ein Logis annoncirt haben, das sie ermiethen will, diese Gelegenheit aber in der geschickten Weise, daß sie den Hausherrn oder die Hausfrau auf kurze Zeit aus dem Wohnzimmer zu entfernen weiß, zur Verübung von Diebstählen benutzt. Die Unbekannte soll mittler Größe, dreißig und einige Jahre alt und hager sein, schwarze Haare haben und ein schwarzseidenes Kleid, mit breitm Sammetstreifen besetzt, einen schwarzseidenen Mantel und einen schwarzen Krepphut tragen. — As In Rücksicht auf den sich mehr und mehr belebenden Verkehr zwischen Böhmm und Sachsen hat die Direktion der Dampfschifffahrts-Gesellschaft (s. heutige« Inserat) außer der bereits bestehenden Dampfschifffahrt von Dresden früh 6 Uhr nach Leitmeritz noch eine zweite Abfahrt früh 8 Uhr nach Aussig eröffnet. Bietet dieselbe eineStheilS die Bequemlichkeit, in nicht allzu früher Z«it Ausflüge nach der Sächsischen Schweiz zu unternehmen, so ermöglicht die ebenfalls neu eingelegte Rück fahrt früh 7 Uhr von Aussig nach Dresden die Benutzung de» Dampfschiffes, um Mittag» 1j Uhr in Dresden einzutreffen, und erfüllt somit einen vielseitig ausgesprochenen Wunsch de» verkehrenden Publikum«. — Gegenwärtig ist man damit beschäftigt, einen Fußweg durch da» jetzt der Stadt gehörige Grundstück „zu dm drei Rosen" läng« de» rechten Ufers des Weißeritzmühlgrabm» behuf« näherer und weniger gefährlich« Verbindung durch „Poppitz" zwischen der Annensiraße und der Josephinenstraße herzustellen. — Der dermalig« Commandeur der in Dresden garniso- nirenden Garderegimentcr, Generalmajor von Vedritzky, steht hier vom Jahre l 849 her noch in gutem Andmken. Schon damals nämlich al» Hauptmann im Kaiser Alexanderregiment, erwarb ! er sich Verdienste um Sachsen und wurde von dem hoch seligen j König Friedrich August für seine Bravour mit dem Heinrichs orden ausgezeichnet. — — Die laut gewordene Meinung, daß die dermalen hier garnisonirenden Gardcregimenter am Einzug des Gardecorps in Berlin, der am 5 September stattfmden soll, Theil nehmen werden, scheint sich glaubwürdigen Mitlheilungen zufolge nicht zu bestätigen. Sonach stände ein längeres Verbleiben dieses Corps in Dresden in Aussicht. — — Man spricht davon, daß zur Aufnahme eines größeren preußischen Truppenkörperü zwischen Pirna und Niedersedlitz oder wenigstens in dortiger Nähe ein Lager errichtet werden soll. - — Der telegraphische Verkehr ist im hiesigen k. Tele graphenamte durch sächsische Beamte gestern bereits in so weit wieder eröffnet worden, daß Privattelegramme nach Berlin, Leipzig und Chemnitz angenommen und befördert werdm können. Die Arbeiten zur Wiederherstellung der Verbindung mit den übrigen Stationm werden auf« Eifrigste betrieben. — Bei Gelegmheit der Tanzmusik am letzten Sonntage auf der „goldnen Höhe" bei Rippien wurden nach Beendigung der Tanzmusik auf dem Nachhausewege 6 Personen aus den nächsten Ortschaften von böhmischen Bergarbeitern, welche in Hänichen anfahren, lebensgefährlich mit Messern überfallen und mehrere schwer verwundet. — Tags darauf sind durch dje Gendarmerie die Thäter entdeckt und 6 böhmische Bergarbeiter verhaftet und der Behörde zur Untersuchung und Bestrafung überliefert worden. — Ein langer Wagenzug, Omnibusse, Droschken, 18 an der Zahl, kutschirte gestern Mittag durch die Stadt nach dem zoologischen Garten. Die sämmtlichen Wagen warm besetzt mit verwundeten und als Reconvalescentm hier noch aufhältlichen Soldaten: Preußen, Oesterreich« und Sachsen im buntesten Durcheinander und friedlich neben einander sitzend. Es galt, diesen Mannschaften nach kummervollen Tagen einige Stunden der Freude zu bereiten, was namentlich durch die unermüdliche Thätigkeit des Herrn Director Odmthal nebst Gemahlin zu Stande gebracht wordm war. Sämmtliche Wagm waren mit Kränzen und Guirlanden geziert, die Soldaten trugen ein Jeder ein Blumensträußchen an der Brust, in der Hand oder an der Mütze, und das beim Abfahrtsorte auf der Sporergaffe zahl reich versammelte Publikum streute den vorüberfahrenden Krie gern Blumen in den Wagen und in dm Schooß. Im zoolo gischen Garten amüsirte man sich an der munteren Thicrwelt und bei den Spaziergängen in den herrlichen schattigen Gängen. Bei dem jedrrzeit schlag- und dienstfertigen Herrn Restaurateur Volland erwartete die frohgestimmte Mannschaft inzwischen ein kräftiger Imbiß und ein feiner Trunk Bier. Herzlicher Dank im Namen der Mannschaften den freundlichen Veranstaltern dieses frohen Tages! — Der König von Sachsen in der „Neuen Welt". Der König von Sachsen beehrte das Parkftst in der Neuen Welt" in Wien mit seinem Besuche. Der König er schien um 6 Uhr in Begleitung eines General-Adjutanten im Etablissement und besichtigte dasselbe in allen seinen Räumen. Als der König an die Kaffe gekommen war, sah derselbe in der Nähe an einem Baume ein Plakat befestiet, auf welchem die Worte standen: „Es wird höflichst gebeten, keine Hunde mitzu nehmen". Auf seinen eigenen kleinen Hund weisend, sagte er ächelnd zu seinem Adjutanten: „Sehen Sie, da können wir nicht hinein!" Ein Zufall führte ab« in demse ben Mommte den Etab iffemrnls-Inhaber an die Kaffe und dieser bat den König, sich an das Plakat nicht zu kehren und sein Etablisse ment zu beehren. Nun erst löste der Adjutant an der Kaffe zwei Eintrittskarten und der König begab sich in dm Park, woselbst derselbe sofort von dem Publikum erkannt wurde. Der König grüßte nach allen Seiten hin in sehr leutseliger Weise. Das gesammte Publikum erhob sich beim Eintritt des greisen alloereyrtm Königs von den Sitzen. (Deb.) — Vorgestern Nachmittag gegen fünf Uhr sank plötzlich an der Ecke der Seestraße und „an der Mauer" ein fein ge kleideter Herr von circa 30 bis 40 Jahren zusammen, wurde aker durch zwei unmittelbar hinter ihm hergehende Männer auf gehoben. Man führte dm anscheinend von einem Schlagfluß Grtroffenen in die „an der Mauer" Nr. 2 gelelegene Haufesche Restauration, wo er von dem sofort herbeigerufencn Stadt- Wundarzt Sybel und der freundlichen Pflege deü Herrn Restau rateur Haufe nach einiger Zeit wieder ins Leben zurückgerufm wurde. Wie wir hörm, war der Verunglückte ein seit längerer Zeit in Haft befindlicher Wechselgefangener und waren die ihn auffangendm beiden Männer seine — Wächter! — Der „L. V.-Ztg." zufolge ist der ehemalige Redacteur der „Saxonia" und des „Dresdner General-AnzeigcrS" zu Dres den, zuletzt Redacteur der halbosficiellen „Naffauischcn Lanves- zeitung", Herr Otto Walster, am 30. Juli verhaftet und aus die preußische Festung Ehrenbreitenstein am Rhein abgeführt worden. — Nach vielfachen Wünschen und Mittheilungen von Fabrikanten, besonders aus Chemnitz und der Umgegmd, drängt sich immer mehr die Frage in dm Vordergrund, ob eü im Interesse vieler Hunderte von Handelsleuten und Dresdner Bürgern selbst nicht nützlich und geldbringend wäre, den dies mal ausgefallenen Johannismarkt als Ergänzung im Anfang des Monats November stattfinden zu lassen Wenn man in Erwägung zieht, daß ein einzelner Fabrikant an einem solchen Jahrmarkts allein «inen Umsatz von 10,000 Thalern bewirkt, so ist die Sache wohl der Erwägung werth. Der sichtbare Handel erweckt Vertrauen und ermuthigt zu neuen industriel len Unternehmungen, die em Arbeiterstande Beschäftigung und somit Brod bringen. Wenn z. B. im Erzgebirge in Frie denszeiten die Frage: „wie war die Leipziger Messe?" eine Lebensfrage bildet, um wie viel eher nicht in Zeiten, wo Han del und Gewerbe in Folge politischer Ereignisse eine Lähmung erlitten. Ein Jahrmarkt ist zwar noch keine Leipziger Messt, bei den reichen Verkehrsmitteln unserer Tage unterschätze man solchen aber durchaus nicht, besonders einen Jahrmarkt in der Residenz. Wie viel ist an Linnen, Geschirr, HauSrath und ähnlichen Dingen nöthig geworden, die der Jahrmarkt zu bil- l geren Preisen bringt. Viele hunderttausend Thaler werdm flüssig, kommen in Bewegung und zwar in einer Zeit, wo der Mangel an Geld mehr als sonst gespürt wird. Wir meinen, es ist dieser Umstand wohl in Erwägung zu ziehen und dem gedrückten, durch Verhältnisse zurückgekommenen Bürgerstande Mittel zur Hebung zu bieten, eine Pflicht der städtischen Be hörden. — Der Stadtrath zu Zittau macht bekannt, daß de« zum 1. September dieses I. fallende Jahrmarkt nicht abgehal ten wird. — Wie man sich zu helfen weiß! Wer kennt nicht das idyllisch gelegene H. am rechten Elbufsr mit seinem roman tischen Kirchlein und dem stattlichen Thurm, dessen Glocken schon so manchem Dörfler theils zur ewigen Ruhe, theilS zu Freud' und Lust geläutet? Jeder kennt's, der mit dem Elb dampfer stromaufwärts gezogen! Eine dieser Glocken, die großes ist seit lange defect, so daß ihre Stimme eine starke Dishar monie beim Läuten hervorbringt, was von einem großen Sprunge im Metall herrührt. Ein Erdenwandcrer sollte vor Kurzem seinen letzten Weg gehen und dazu sollte ihm der Kirchthurm zu H. die letzte Melodie herabklingen. Das hätte aber bei einem so reichen Begräbnisse doch zu schrecklich ge klungen. Wie aber abhelfen? Eine neue Glocke war nicht so schnell gegossen und das kostet auch Geld. Ein Gelehrter de» Dorfes schaffte Rath. Der Schmiedemeister wurde bestellt und der mußte einen eisernen Reifen um die Gloäe legen und ihn mit Schrauben befestigen! Man war gerettet und nun ging'» los! „Bum, bum, bum!" Alles horchte und staunte und lachte — „bum, bum, bum!" Man kann sich dir Topfmelodie denken, die vom Thurme herniederklang. Natürlich wurde da» Läuten wieder eingestellt der Reifen wieder abgenommen — und so ruht er jetzt wieder in der Schmiede still und ein sam — zu Jedermanns Ansicht. Äan muß sich nur zu hel fen wissen! — Der Verein für Kameradschaft wird nächsten Freitag im Saale zum Volksgarten ein großes Doppelconc«t veran stalten, dessen Ertrag zu Anfertigung künstlicher Gliedmaßen bestimmt ist. Auß.r dem Musikchor der hiesigen Scheiben- schützen-Gesellschast haben die Mtglieder der Liederhalle vom' Königl. Belvedere ihre freundliche Mitwirkung zugesagt. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 22. August. Ein mit schwerer Strafe bedrohtes Verbrech n lag heute dem Gerichishose zum Verbuche vor, veranlaßt durch die neuesten Vorgänge der Weltgeschichte. Ein Tagelöhner in seiner Ar beitskleidung steht vor Gericht; ein lächerl chcr, an sich aber ernster Vorfall bildet den Gegenstand der Verhandlung. Ju lius Gustav Vtyer aus Meißen, kam am 20. Juni zu dm auf dem Fe de arbeitenden Knechten Pilz und Limbach und fragte, ob sie wüßten, wo die Sachsen ständen, hinzufügend, er sei preußischer Spion. Bei Verneinun; der Frage verlangte er Uhr und Kette. Da dieselben keine hatten, so forderte er die Kleidung Die Knechte mußten sich ganz ausziehen, er nahm die Sachen, schlug Limbach auf den Kopf und riß ihm die Weste herunter. Er drohte stets mit Erschießm, und meinte, «r habe sein Gewehr in der Tasche. Thatsächlich fand sich aber nur eine Zündhölzchmbüchse in der Tasche Beyers bei seiner Arretur vor. Schließlich verlangte er noch ein Pferd, um nach Blankenstein zu reiten. Auch das wurde ihm nach rini- gen Zögern verabreicht. Die Sachen packte er aufs Pferd, und sagte, sie sollten sie Nachmittag» wieder Holm. Da kam der Psarrpachter Borrmann hinzu, auch von diesem verlangte er Geld und Kl-idung. Borrmann lies davon und holte Hilfe, in Folge dessen wurde Beyer verhaftet. Bcyrr giebt an, er sei betrunken gewesen, er wisse von Nichts, nur so viel sei ihm erinnerlich, daß er von den Knechten ein Pferd haben wollte.