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«r. srs e-rsch-iut: »»glich früh 7 Uhr. Inserate »erde» angenommen: tis Abends 0,Sonn tags bi» Mittags 1L Uhr: Marienstrage IS. Anzelg. in dies. Blatte stndr» eine erfolgreiche Verbreitung. Auslage: .'13,000 SkemPla». Elster Jahrs. Montag SV August 1860 /konnemeut: vierteljährlich SV Ng» bei unentgeldlichrr Lie ferung in'» Hau» Durch die Königl Pap vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Stummer» l Ngr. Tageblatt für UntcrhaltMg uud Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Dnack m,d Sigoühm» der Herausgeber: Litpsch sr Nkilhardt. — Berantwottlicher Rrdacteur: InttUS Reilhardt« den 20 August. Telegraphische Nachrichten des Dresdner Journals. Dresden, 19. August. Zu Folge einer an die Landes- Commission am heutigen Tage gelangten Allerhöchsten Ent schließung haben Se. Majestät der König dem Herrn Staats- minister Freiherrn von Neust die von demselben erbetene Ent lastung allergnädigst bewilligt. Die übrigen Herren Staats minister haben sich dem Entlassungsgesuch des Herrn Freiherrn v. Neust angeschlosten, cs haben jedoch Se. Majestät diese Ge suche nicht angenommen, indem Allerhöchstdieselben die für daS erster« angeführten Beweggründe für die übrigen Mitglieder des GesammtministeriumS als maßgebend nicht zu befinden vermocht haben. — e. Nach so manchem trüben Tage erhellte freund licher Sonnenstrahl die Exkursion der Gesellschaft „Flora" nach Pillnitz. Wer sich des Pillnitzer Cchloßgartens noch in seiner alten, zuweilen düst-rn Gestalt erinnert, wird denselben nach seiner Restauratisn kaum wiedererkennen, so verändert, so freundlich ist er geworden. An der Stelle des ehemaligen Trompetersteines springt in geräumigem Bassin eine Fontaine, deren Wasserstrahl bis zu 75 Fuß hoch steigt und dadurch in den vorder» Schloßgarten ein ganz neues Leben gebracht hat. Bom westlichen Pavillon aus zieht sich eine neu angelegte Neranda mit schattigem Gange an der Elbe hin; im Parke selbst sind die hohen steinernen Mauern, die Thore u. s. w. ganz verschwunden, das zu dichte Gehölz an manchen Stellen zweckmäßig gelichtet, dadurch mancher schöne Blick, manche leh nende Aus- und Durchsicht auf den englischen Pavillon, aus den Schloßhof, auf den Teich und die Elbe gewonnen. Der bekannte frühere Wintergarten hat gleichfalls den Ansprüchen der Zeit weichen wüsten; seine Insassin sind, bis auf die große Osmcllj« japonio» und Vicus tlai-ic», translocirt worden; pn seiner Stelle erfreut frischer, grüner Rasenteppich das Auge. Alle diese wohlthuenden Verbesterungen sind in kürzester Zeit zum Theil nach dem Plane Lennes durch dm Herrn Garten- Director Krause rastlos geschaffen worden und steht der Garte« zur Zeit unter der speciellen sorgsamen Pflege des Herrn Hofgärlner Wentzel. Die Bestünde des großen Pal men- und Orchideen Hauses, alle gut gehalten, übten eben so, wie daö reichliche Fuchsiensortiment und manche einzelne Schönheit auf die sehr zahlreichen Theilnehmer der Excursion einen günstigm Eindruck. Die Freude des Genusses wurde an diesem Tage durch eine sehr günstige Beleuchtung bedeutmd gehoben. In und vor dem Palmenhause gesellten sich zu der Gesellschaft mehrere verwundete Sachsen, welche gegenwärtig zu Pirna in liebevoller Privatpflege sich befinden und denm die Gattin eines sächsischm Offiziers, Frau v. D., die Freude einer Landp«rthie bereitet hatte und war es erfreulich zu sehen, wie sich alle Anwesenden beeilten ihre freundliche Theilnahine an dem Geschick der Unglücklichem zu bethätigen. — Der in der Schlacht von Gitschin schwer verwundete kgl. sächs. Hauptmann von Seckendorf ist am 16. d. M. im schweren Fetdlazareth zu Libun seinm Wunden erlegen. Die Leiche ist in vergangener Nacht hier angekommen und wird die Beerdig ung heute Nachmittag um 4 Uhr vom Todtenhause des weiten Kirchhofes daselbst stattfinden. — Victoria rsgial Wiederum finden wir uns in dem niedlichen gläsernen Tempel der Flora im königlichen botanischen Garten nach Jahresfrist wieder. Aufs Neue entfaltet die kö nigliche Blume, die Riesenrepräsentantin der Blumengöttin, die Victoria regia, ihre himmlische Pracht. Schon guckt aus dem lauwarmen Süßwasser die erste Gigantenknospe heraus über das dampfende Niveau und bricht auf, ihre weiße Silberblüthe nach allen Seiten hin auseinanderlegend. Schon seit Jahren zieht sie die bewundernde, staunend; Menge, die Freunde der Natur hinein in ihre stille, grüne Hütte, in welche der Groll und Hader des niederen Erdengewürms noch nie hineingedrungen. Fast jedes Jahr erblühen mehr als 20 Blumen in so herrlicher Pracht in kurzen Zwischenräumen, und wenn längst ihre duf tenden Schwestern, gleichviel ob im freien Feld, ob auf dem prosaischen Fensterbrett ihren Blüthenkelch gesmkt und abgestorben sind, so hebt sie noch ihr Haupt stolz empor, da entzückt sie noch die Menge, da mahnt sie noch daran, dem allmächtigen Schöpfer einen stillen Dank zu spenden, seine Kraft und Herr lichkeit zu bewundern. Fünf bis sechs Riesenblätter im frischesten Grün, tellerförmig und ohne den aufgebogenen Rand fast vier Ellen im Durchmesser haltend, schwimmen auf dem warmen Bächlein, auf dessen Grunde niedliche Goldfische lebenslustig durch die Riesenwurzeln der seltenen Pflanze rudern. Eine tropische Wärme überfällt den Besucher und er kann sich nicht satt sehen an dem frischen Schöpfunzsgebild. Eine eben so lebendige, frische, arüne Draperie um, (k^mptiäa kxbricks), das Zuckerrohr (Laccbsrum ollicinsrum), die NeiSpflanze (Or^ra suüvs) rc. Mögen diese Zeilen einen zahl» eichen Besuch erzielen. — Paris, 16. August. (K. Z.) Der gestrige Festtag endete heute Morgen um 6 Uhr, es wurde nämlich überall durch gezecht, und die Pariser, welche sonst so streng gemaßregelt wer den, machten sich die Toleranz der Polizei zu Nutzen, um einmal ordentlich zu schwärmen. Die Toleranz der Polizei erstreckte sich aber gestern nicht allein auf die Wirthrhäuser, alle anderen Polizei - Vorschriften waren auch außer Kraft gesetzt, und die Orgelmänner, Harfenmädchen und Buben, die sonstigen Musi kanten, die Blumenverkäuferinnen, die Tausende von Bettlern, welche Paris birgt, kurz alle jene Industrien, die sonst im Ge heimen betrieben weiden müssen, konnten sich gestern überall breit machen, ohne im Mindesten molestirt zu werden. Volkr- liedersänger und Sängerinnen waren natürlich ebenfalls in Masse vorhanden. Es giebt deren auf den Straßen von Paris immer eine größere Anzahl, aber die Gesänge, welche sie vortragm, werden scharf censirt. Gestern war dies aber auch nicht der Fall, und man konnte mehrere hören, die an des Kaisers Na- menSfeste Lieder vortrugen, deren Refrain „V>>« la ledert«: I" war, oder die gar mit einem Hoch auf die „Republik" schlossen. Selbstverständlich wurde die Freiheit, mit der man Paris so urplötzlich beglückte, vielfach mißbraucht, ja man kann sagen, daß die sonst so übermäßig gut polizeilich geregelte Großstadt Frankreichs ganz außer Rand und Band gerathen war. An vielen Orten fanden blutige Prügeleien statt, denen die Polizei diener ebenfalls ganz ruhig zusahen. Sie hatten das Losungs wort: „Oe laiier kaire l" Nur intervenirte sie mit Energie an der Stelle, wo der Concordiaplatz in die Nue Rivoli mündet. Dort entstand nämlich nach dem Abbrennen de« Feuerwerkes, gegen 9s Uhr, ein furchtbares Gedränge. Dies kam hauptsäch lich daher, daß die Polizeibehörden die unkluge Maßregel ge troffen hatten, die großen Thor«, welche vom Concordiaplatz nach dem Tuileriengartcn führen, abzusperren. Die auf dem ungeheuren Platze befindliche Menge, durch di« Masse, welche sich von den Quais und den Champs ElhseeS herüberwälzte, gedrängt, konnte nicht schnell genug nach der Rue Rivoli ge langen. Glücklicher Weise kam e» dort zu keinen größeren Un glücksfällen. Leider war dies aus der Concordiabrücke aber nicht der Fall. Dort war im Grunde genommen die Polizei selbst daran Schuld, daß sich Unglück ereignete. Sie hatte nämlich auf der rechten Seite die Brücke absperren lasten. Die Sol« daten, welche dort aufgestellt waren, ließen Niemanden durch, und als nach dem Abbrennen des Feuerwerkes die Menge des linken Seineufers sich nach der Brücke zu wälzte, um sich die Illumination auf dem Concordiaplatze anzusehen, wurde das Gedränge auf der Brücke so groß, daß Niemand mehr durchkam. Die Tausende von Leuten, welche dort Posto gefaßt, von den Soldaten auf der einen Seite zurückgeworfen, auf der anderen von einer heranstürmenden Menge fast erdrückt, wußten sich kaum noch zu helfen, als plötzlich ein Pöbelhaufe mitten in die Menge hineinstürzte. Nun stieg die Verwirrung aufs Höchste. Zuerst ertönte ein gellender weiblicher Angstschrei, dann furcht bares Hilfrrufen, durch welches daS Aechzen der Sterbenden und daS Wimmern der Verwundeten schauerlich hindurch drang. Jeder suchte sich seines Lebens zu wehren. E« folgte ein wilder Kampf, wobei Keiner mehr an seinm Nächsten dachte. Jeder war nur auf seine eigene Sicherheit bedacht. Die jenigen, welche niederstürzten, wurden unbarmherzig zertreten. Diese Schreckensscene währte wohl ungefähr zehn Minuten. — Die Soldaten führten aber ihren Befehl streng aus, und Alle, die auf der Brücke sich befanden, wären zu Grunde gegangen, wenn nicht die Menge in Folge des furchtbaren Widerstandes, dm sie auf der Brücke fand, zurückgewichen wäre. Der An- Bild der Brücke bot nach diesem Kampfe ein trauriges blick dar. Zwischen fünfzig und dreißig Männer, Fraum, Mädchen und Kinder lagen todt am Boden (man kennt die Zahl noch nicht genau), daneben über hundert mehr oder- weniger schwer Verwundete. Die Zahl derer, die überhaupt verwundet wurdm, soll an 300 bettagen. Viele hattm aber noch die Kraft, sich fortzuschleppen. Die Scmen, welche dann stattfanden, warm herzzerreißend Hier suchte ein Mann seine Frau, dort eine Mutter ihr Kind, ein junger Mann seine Braut. Schnelle Hilfe war übrigens da, und die Behörden, welche im Grunde an dem Unglück schuld sind, boten Alles auf, um die Verwundeten unterzubringm und Ihnen Linde rung zu verschaffen. Im Faubourg Saint Germain, wohin die Todten unv Verwundeten gebracht wurden, herrschte Be stürzung. Der Concordiaplatz und die Champs Elysces be wahrten aber ihren festlichen Anblick. Man erfuhr daselbst nichts von dem, was sich hundert Schritte weit von dort zu getragen hatte. Die Polizei hatte nehinlich sofort die Um gebung der Brücke vollständig sperren lasten an der Bebra-Hanau« Bahn, ist der Andrang so groß gewesen, daß schon den ersten Tag über 500 eingetragen werdm konn ten. Die darauf folgenden Tage ist ein gleicher Andrang ge wesen, so daß Herr Langhammer, wenn er Auftrag hatte, 2000 Arbeiter zu schaffen, mit Leichtigkeit zu Diensten standen. Es ist dies ein Beweis, wie groß der Arbeitsmangel hier ist, und namentlich unter den Professionistm, von denen sich eine große Anzahl gemeldet. Die Fürsorge für die Gesundheit und sonstige Umstände für dis Arbeiter ist so gut getroffen, daß jeder gewiß mit Freuden in diese schöne Gegend gehen wird. Indem nun durch vielfache Bemühung des Herrn Langhammer ein ermäßigter Extrazug ab Leipzig bis Bebra unter bereit willigem Entgegenkommen der Thüringer Eisenbahn-Direktion arrangirt, ab Bebra aber die Direktion der Bebra-Hanau« Bahn einen Extrazug nach Fulda, bis wohin die Strecke ziem lich fertig, unentgeldlich abfertigen läßt, so kommet diesen Arbeitern diese weite Reise höchstens 4 Thal«. Nur ist de» Wunsch, daß auch die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagni» dem Gesuche Herrn Langhammers willfährig wird und die ge wünschte Ermäßigung gewährt; es sind arme Arbeiter, die in weiter Ferne ihr Brod suchen »vollen; viele haben schon Monate lang keinen Verdienst — kaum ihr täglich Brod. Würde also obige löbl. Direction eine entsprechende Ermäßigung eintreten lasten, so würden viele dieser armen Leute schon von Dresden ab fahren können und dann in einem Tage an ihren Be stimmungsort kommen. — Das am Sonnabend Abend in den Räumen des Lincke'schen Bades von dem Männergesang-Verein „Sängerkreis" zum Besten erkrankter Soldaten und arm« Familien der ge bliebenen Sachsen gegebene Concert hatte ein zahlreiche«, ge bildetes Publikum versammelt. Man gewahrte darunter auch eine Anzahl preußischer Soldaten und Osficiere, welche, unbe fangen von politischen Rücksichten, den milden und humanen Zweck der Aufführung durch ihre Theilnahme unterstütztem Das Podium, von welchem au« der Gesangverein seine Lieder vortrug, war mit dm deutschen und sächsischen Farben ge schmückt. Schon die Auswahl der Piecen zeigte eine ernst» Grundstimmung; diese Kvrnerschen Schlachtgesänge, die tief empfundenen Volkslieder, durch welche ein männlich« Zug geht, veranschaulichen recht deutlich die eiserne Zeit, in der wir leben. Die Seligkeit des Todes vor dem Feinde, Freiheit und Vater land, Unterdrückung und endlicher Sieg sind die Themata, welche Gesangsvereine in der Zukunft tonkünstlcrisch zu behan deln habm werden; an die Stelle des weichlichen Liebesgirrm ist der düstre Schlachtruf getreten, der strömende Wein hat dem verblutenden rothen Lebensquell Platz gemacht; die Sterne, Blümlein, Bächlein und Nachtigallen leuchten, duften, rauschen und schlagen nicht mehr, der Stern auf der Brust ist der glänzendste Preis, über Todtenhügel senken Trauerweiden ihre Aeste, die Flüsse führen die Leichen erschlag»« Krieger mit sich und in dm Lüsten rauscht der Flügelschlag »nächtiger Adle». Unsre Gesangsvereine werden ihr Programm darnach zu ändern und im Lied und Wort dm energischen Zug unsrer Zeit zu begleiten habm. Der „Sängerkreis" hatte sich von diese,» Ge fühle leitm lasten, seine Lieder trafen die Stiminung deS Publikums. Was die musikalischen Leistungen betrifft, so ließ sich nicht verkennen, daß der noch junge Verein noch ein großes Feld vor sich hat, auf dem er bei seinen Kräften und mit seinem Eifer und sein« Hingebung ein gutes Stück vorwärts kommen kann. Für die Naff'sche Festcantate wäre auch eine größere Sängerzahl wünschenswerth. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 18. AugustZ Karl Friedrich Bergmann und Karl Gotthelf Göhring aus Lorenz» kirchen sind des ausgezeichneten Diebstahls angeklagt. Göhring, beurlaubter Soldat von der Trambrigade, ans Gericht zur Be strafung übergeben, ist beschuldigt, am 18. December v. I. auS einem Keller d« Leipzigerflraße 24 Flaschen Wein gestohlm zu haben. In den Nachmittagsstunden ist Göhring in ein Haus der Leipzigerstraße gegangen, um bei einem dort wohnenden Hausmann, der Maurer sein sollte, Arbeit zu suchen. Er ist in den Keller gekommen, hat dort zwei Schlösser beseitigt und 24 Flaschen Wein, darunter auch 1 Flasche Champagner, in zweimaligem Ginge gestohlen; den Wein hat er selbst getrunken, die Flaschen verkauft. Angeklagter gesteht den Diebstahl ein. Ferner ist er beschuldigt, im Februar d. I. nochmals in dem Keller desselben Hauses ein Vorlegeschloß, welches vor einer Keller abtheilung sich befand, geöffnet und an sich genommen zu haben. Angcschulvigter bestreitet auf das Bestimmteste, seine Absicht auf noch andere Gegenstände gerichtet zu haben; n: r ein Vorlege schloß für seinen Futterkasten in der Kaserne habe n flehten »vollen. Er blieb bei dieser Aussage, obwohl er be^m Verhör vor dem KliegSgerichte gesagt hatte, daß er deshalb weiter keine Gegenstände gestohlen habe, weil er sich eines Besseren besonnen hätte. Der dritte Diebstahl betr'fft den Einbruch beim Kauf»