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ftltz 7 VH. S«fer«1e »erde» ,«,en,mme»: G,«dend»S.«on». Kt,» », «itt,,» » llßr: Martenstra-e 1». A»»tig. in Kies. Blatt« Duden«!»» «rs»lgretch« Barbreitung. 18,000 SxnnpU»». »i,rttlt»hrlich««M. hrt,>r,t,tlklich««» sinnig i»'« H«»« Lurch dir KSuigl. Paß vierteljährlich 22 Rgr. Einztlnr Nummer» 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Inseritmpreise:' Für deu Raum ri»«r gkspaltrnrn Zeilr: 1 Ngr. Uot«r„Ting»» saudt" die Zella 2 Ngr. Druck «d «i»achm« der Heraudgeber: Lirpsch L Nrichardt. - «erantwvrllicher Redacteur: Julius Neichckrdt. D»ck<d<», den 18 August. — Se. Mas. der König von Sachsen hat den Geh.-Nath Freiherrn von Friesen-Nötha, den königl. sächs. Kammerherrn von Metz sch-Neichenbach, den königl. sächs. wirklichen Geheime« Rath Graf Vitzthum und den königl. sächs. Kammerherrn von Trebra-Lindrnau in besonderen Audienzen in Hitzing empfangen. — Vor dreihundert Jahren war man aufrichtiger als heute, damals schlossen ein paar mächtige Staaten mit einander durch die Vermittelung hoher fürstlicher Frauen den Frieden, weil die eine ihren Gemahl, die andere ihren Sohn, die dritte ihren Geliebten heim habm wollte, und man ist galant genug, noch heute dieses diplomatische Abkommen den Damensriedrn zu nennen. Jetzt soll es auch wieder zum Frieden kommen, wie schon oftmals, wenn man sich müde und matt geschlagen. Der Ernst der Zeit «erstattet nicht, den Diplomatm und Generalen, den Nimbus zu entreißen, mit den sie sich an der Conferenz- tafel umgeben, die alleinigen Friedensdringer zu sein, und doch ist «» nicht ganz so: Hinter dem und jenem Gesandtenfauteuil steht in unerforschlicher Anonymität eine hohe Gestalt mit dem Diadem auf dem Haupte, da» dm weißen Hermelin des Sam- metmantel» weit und schützend über dem Haupte des einen oder de» andern Nepräsentantm hält. Die unbarmherzige Dialektik der Zeitungsschreiber nennt in ihrer rücksichtslosen Sprache solche lebende Bilder dynastische Einflüsse, feinere Oh ren wollen auch leise Worte der Fürsprache in bairischem und badischem Dialect, sogar in russischer und französischer Sprache hörm und Zukunftspolitiker wittern die Wiedergeburt eines partiellen zweiten Damenfriedens. In vieler Hinsicht ist es heilsam, wenn sich FriedmSamazonm der Beilegung der Diffe renzen widmen, glücklich das Land, das eine solche hinter den koulissen der FriedenLbühne agirm weiß, bedauernSwerth aber da» Volk, da» nur Männer zu Abgesandten hat, sie werden die volle Härte der Situation als Zukunft ihres Vaterlandes vom Sonferenztische heim zu tragm habm — Es ist wahrhaft unerquicklich, wahrnehmm zu müssen, wie Vorfälle, die mit dem öffentlichen Leben in gar keiner Verbindung stehen, von gewissen Seiten geflissentlich und mit völliger Unkenntniß des Sachverhalts in das Bereich des Po litischen gedrängt werden. Anlaß zu dieser Bemerkung giebt un» das Gerücht, welche« in hiesigen Kreism nicht unerhebliche« Aufsehen macht, über den angeblichen Rücktritt der Herrn Ober- Hofmarschalls von Gersdorff, Exc., aus seiner bisherigen Hof stellung. Wir glauben nicht falsch unterrichtet zu sein, wenn wir bemerken, daß die wesentliche Veranlassung zu dieser mög lich« Verabschiedung ln anderen Motivm, als den im Publikum verbreiteten zu suchen sein dürfte. — Ein ferneres, nicht unbedeutende» Echerflein zu der Sammlung für die Hinterbliebenen gefallener oder verwundeter sächsischer Krieger lieferte da» am Donnerstag von dm Mit gliedern der Liederhalle de» SchillerschlößchmS gegebene Con- «rt. E» gereicht dieser edle Zug der Wohlthätigkeit den Ver anstaltern zu ehrender Anerkennung. Frl. Palmberg ist eine Sängerin mit lieblicher Stimme, auch Herr Bernard zeigt in seinen Vorträgen den geschulten Sänger. Da» komische Fach hat an Frau Eisfeld und dm Herr« Julius und Panzer drei tüchtige Vertreter, und erziehlte Herr Julius namentlich durch die Pieye „Cäsar« Leben", mit vielen zeitgemäß« Versen pikant gemacht, viel« Beifall. — Zu dm im hiesig« Stadtkrankenhause am 13. August (Vormittag») befindlich« 19 Cholerakrankm sind bi» vorgestern Vormittag 14 männliche Personen hinzugekommen. Von den Krank« sind 1 als geheilt entlassen, 1 gestorben und 2 weg« anderweiter Krankheiten auf andere Zimmer verlegt worden, so daß der heutige Bestand 29 Kranke beträgt. JnSgesammt wurdm bi« zum 16. August ausgenommen: 73 männliche und 16 weibliche, zusammm also 79 Cholera Kranke. Unter ihn« befand« sich: 48 preußische, 3 österreichische, 2 sächsische Sol dat«, 9 Schanzarbeitcr und 27 hiesige Einwohner und zwar ulrter Letzter« 11 männliche und 16 weibliche Personen. Ge storben find im Ganz« 22 Personen und zwar 6 preußische, 3 österreichische Soldat«, 2 Schanzarbeiter, 5 männliche und 7 weibliche Civilpersonm. Geheilt wurden 19 männliche und 5 weibliche; auf andere Zimmer verlegt 13 männliche und 1 «eibliche Person«. (8 Dfz) — Vorgestern kamen von Leipzig 500 preußische Solda ten aller Waffengattungen hier an Es waren al« geheilt au» preußisch« Spitälern entlassene und zum Weiterdienen tüchtig befundene Mannschaften, welche wieder zu rhren in Böhmm liegenden Regimentern stoßen. — Der Staatsminister Freiherr v. Friesen, der vorgestern Abend von Wien hier eingetroffen, befand sich gestern unwohl. Von seiner völligen Wiederherstellung hängt e« ab, ob Se. Ex- cellenz bereit« heute nach Berlin reis«, oder seine Abreise da hin noch um einige Tage verschoben werden muß. — — Neuest« Nachricht« au« Wim zufolge hat sich da« Befind« Ihre Maj der Königin von Sachsen wieder ge bessert. Das Leiden bestand in einer Gesichtsrose. — Der Thierschutzverein hält heute um 4 Uhr im Hotel zur Stadt Wim seine Monatsversammlung. - In dem Lazareth der Pionierkaserne sind am 15. Au gust angekommen: Corporal Heinrich Teuchert, 14. Bat. 3. Comp, au» Freiberg (Z Schüsse in daS linke Bein), Soldat Karl Steglich, 2. Bat. 4. Comp aus Oberneukirch bei Bi schofswerda. (Schuß in den rechten Oberarm). — Der Knabe, der vorgestern aus einer Etage auf dem Bischofsweg zum Fenster hinausgestürzt, ist gestorben. — — Vorgestern stürzte auf dem Dippoldiswaldaer Platz ein Packträger von einem Frachtwagen, an den er sich angehangen, so unglücklich herunter auf das Straßenpflaster, daß er eine bedeutende Verletzung am Kopf davontrug. Er wurde in da» Krankenhaus gebracht. — — Da» in ganz Deutschland wohlbekannte Leipziger Schützenhaus, dessen die zahllosen Besucher der in Leipzig ge feierten großm Volksfeste, sowie der Messen, mit Vergnügen gedenk« werdm, war im verflossenen Frühjahr von seinem Be sitzer verkauft worden und sollte um Mitte Oktober i» die Hände de« Käufer» übergeh«. Die seitdem eingetretene Un gunst der allgemeinen politischen Verhältnisse hat neuerdings dm damals abgeschlossenen Kaufvertrag rückgängig gemacht, und Herr Hoffmann, dem das großartige Etablissement seit einer Reihe von Jahren so viele Verschönerungen und Verbesserungen verdankt, wird der Leitung desselben auch ferner vorstehen. — In dem Rößler'schcn Kohlenschachte zu Wartha ist am 14. d. M. ein im sechszehnten Jahre stehender Kohlenarbeiter aus Förstchen im Preußischen von einem herabgerollten Stück Wand, welches durch den Regen erweicht gewesen, erschlag« worden. — Die officielle Verlustliste ist dahin zu berichtigen, daß folgende als „todt" aufgeführte Mannschaften: Vochmann (2. B. 1. C ), Schubert (8. B. 4. C.), Hempel (4. B. 4. C.) nicht todt, sondem nur verwundet und bereits in Dresden angekommen sind. — Von den in der Liste als „vermißt" Bezeichnet« befindet sich Feldwebel Reinicke (14. B. 3. C.) gesund bei der Compagnie bei Wien; ferner haben sich als verwundet und theilweise als bereits geheilt und entlass« hier angemeldet: Wilhelm (6. B. 1. C), Hetze! (14. B. 1. C.), Lormz (6. B. 4. C.), Vogt (6 B. 4. C.), Günther (8. B. 4. C) und Hosmann (Granatkanonenbatlerie). Nicht aufge führt sind: Bär (1. JB. 3. C ) und Sonntag (8. B. 4. C.), Beide am 16. August durch Lübau nach Dresden passirt, Stei- nert (I. JB. I. C ), welcher in Dresden sich angemeldet hat, und Seyfarth (1. JB. 2. C), welcher im Lazareth zu Dem- min sich befindet. — Aus der offiziellen Verlustliste der sächsischen Armee ergeben sich noch folgende Zahlenresultate: 1) Verlust der Infanterie 2038 Mann, darunter 76 Offiziere. 2) - - Reilerci 107 - - 4 - 3) - - Artillerie 32 - - — . 4) Stärkster OWersvcrlust: 3. Jäger-Bat., 9 Offiziere. 5) Schwächster Bataillonsverlust: 7. Bat. Friedrich August, 42 Mann, darunter I Offizier. 6) Stärkster Batailloiisverlust: 4. Bat. Kronprinz, 168 Mann, dar unter 5 Offiziere. 7) Schwächster Oompagnievcrlust: 12. Bat. 3. Lomp. 1 ohne Berück- Georg. 2 Mann i sichtigung 8) StärksterCoiiipagmeverlust: I.Jäger-Bat.l.Comp., l der 68 Mann s Offiziere. 9) Die 60 Offiziere sind der Charge nach: 1 Generalmajor, 2 Ober sten, 3 Oberstleutnants, 5 Major?, 25 Hauptleute und 2 Rittmei ster, 21 Oberleutnants, 19 Leutnants, 2 Portepcesähnrichs. — Der neulich erwähnte Räcknitzer Gedenkstein trug nach traditioneller Mittheilung folgende Inschrift: Achizehnhundertdreijehn war Für Räcknitz ein Schreckcnsjahr, Frankreichs, Rußlands fremde Krieger Haust.» hier wie wilde Tiger, Schänd'ten, plünderten, verheerten, Raubten, brannten und zerstörten Scheunen, Keller, Hof und Haus, Jagten die Bewohner au«. Väter, Mütter, Kinder, Greise Trieben sich ini Wald herum Ohne Obdach, Kleid und Speise, Weinten um ibr Eigenthum. Doch, mein Leser, dieser Stein Mag zur Ehre «ottes sei», Der half, weil wir ihn, vertrau'», Unser Dorf wieder aufzubaün. — Ein Dresdner Correspondent der „Nat.-Ztg." schreibt: „Der Fremdenverkehr hebt sich hier jetzt wieder merklich, wenn auch langsam. Ausländer, besonders Amerikaner, Engländer und Franzos«, die hier zum Theil wieder einwandern, wundern sich über die durch die preußische Occupatio» so wenig veränderte Physiognomie der Stadt. Nach Berichten fremder Zeitungen glaubt man im Auslands, daß vor dem Vandalismus der Preu ßen alle Kunstjchätze Dresdens, welche sonst Tausende von Fremd« herbeizogen, in Sicherheit gebracht wärm und hier nur noch die Natur ihre alten Reize darböte. Die Gerechtig keit erfordert, daß man darauf aufmerksam macht, daß von Kunstschätzen nichts mtführt worden ist, und alle Muse«, Samm lungen u. dergl. dem Publikum wie sonst offen stehen. Au« dem Grünen Gewölbe ist nur der Kronschatz, das persönliche Eigmthum des Königs, mitgenommen worden". — Nachdem bereits die Orpheuskapelle das Ihrige für die verwundet« und erkrankt« sächsischen Soldaten beigctrag«, regt sich auch die eigentliche Sängerschaft Dresdens zu demselbm Zwecke. Der hiesige Männergesang-Verein „Sängerkreis" giebt unter Direktion des Herrn Otto Singer heute Abend ein gro ßes Vocal- und Instrumental - Concert im Saale des „Volk«» gartms", und hat den instrumentalen Theil das Wittingsche Musikchor bei verstärktem Orchester übernomm«. Das Pro gramm enthält gut gewählte Piecen, und machen wir vorzugs weise auf die Fest-Cantate zum 50jährigm Jubiläum der Völker schlacht bei Leipzig. PreiScompositisn von Joachim Raff, beson ders aufmerksam, indem dabei zugleich der Hoffnung Rau« gegeben wird, daß die Betheiligung des Publikums an diese« in musikalischer Beziehung gewiß gnußreichen Abende sowohl zur Ehre de» bezeichnet« Zweckes, als auch zu Ehren des strebsam« Verein» eine regsame sein werde. — Gestern Nachmittag hatten sich auf einer Straße in der Oppelvorstadt eine Menge Mensch« versammelt, welche ein« auf der Straße liegmden und im Gesicht stark blutend« Mann umstanden. Wie man erfuhr, war Letzterer ein Arbeiter, wel cher mit eine« anderen Arbeiter in einer benachbart« Wirth» schast zusammengetroff«, in der sie «Streit gekommen war«, welcher schließlich in Tätlichkeiten auSgeartet war. Da« Hinzu- kommen eines Gendarm« machte dem Auflauf insofern ein Ende, als derselbe einen von dies« Arbeitern mit fortnahm. — Oeffentliche Sitzung des OberappellationS- gerichtS am 17. August. Heute fand die zweitinstanzliche Verhandlung wider den Schneidergesellm Heinrich Wilhelm Künschner weg« Mordes statt. Dm Vorsitz führte Se. Exc. Herr Geh.-Nath v. Lang«»; die Staatsanwaltschaft war durch den Herrn Gcneralstaatsanwalt vr. Schwarze und die Ver« theidigung durch Herrn Ado. Helfer aus Leipzig vertreten. Herr Oberappellationsrath Otto erstattete in längerem Vortrage ein« in höchstem Grade ausgezeichneten und eingehenden Bericht. Auf einem Tische befanden sich die Sach«, welche Künschner am 2. November getrag« hat. Am 3. November 1865 früh wurde die Familie des Kaufmann Markert gewahr, daß Mar- kert am Abmde des 2. November nicht nach Hause gekommm war. Erschrocken ob dieses Vorfalls schickte man den Commi« Hennig nach dem Geschäfte local Martert», welche» an der Ecke der Grimmaischen- und Nicolaistraße lag. Dieser fand dort sein« Principal im Materialwaarengewölbe nebm der La dentafel todt lieg«. Die sofort vcrgenommene Leichenschau er gab, daß sich am Kopfe MarkertS zwei Wund«, mehrere des gleichen am Halse und der Brust vorfandm. Nach AuSsprüchm der Aerzte ist der Tod durch Verblutung erfolgt. Dm Fuß boden fand man mit geronnenem Blute bedeckt, die eine Seite der Ladentafel mit solchem Blut bespritzt, außerdem war ein Blutflecken am Schube der Auswechslungßcasse, an einer Rum flasche und an einem Pulte des an da» Gewölbe stoßenden Comptcirs zu ersehen. Die in die Hausflur führende Comp- toirthüre war nicht verschloss«, sondern nur eingekinkt. Auf dem Fußboden des Gewölbe» fanden sich noch einige Stück Cigarren, in ein« Umschlag gewickelt, vor. Kaufmann Mar kert hatte die Gewohnheit nach Schluß des Gewölbes noch manchmal in seinem Gewölbe zu verweilen und zu arbeitm, er ließ auch dann durch die in die Hausflur gehende Thür Leute eintreten und verkaufte ihnen das Gewünschte. Auch am 2. November ist dies der Fall gewesen und hat Markert weg« einer Rechnungsdifferenz beim Weggange des Commis Hennig da» Caffabuch in den Händen gehabt. Da« Gewölbe ist um i/z9 Uhr geschlossen worden. Die Anklage behauptet nun, daß Markert in der Zeit 9—10 Uhr in seinem Gewölbe räuberisch überfallen und von Jemand«, der mit den Lokali täten vollständig vertraut, ermordet und ihm eine Summe von 329 Thlr. bestehend in Kaffenlcheinen, Coupon» nebst Uhr, Kette und Ring geraubt worden sei. Als Thäter wird Hein rich Wilhelm Künschner, gebürtig aus Hohen.Ossig bei Delitsch, 33 Jahr alt, bezeichnet. Künschner, Schneider von Profession, arbeitete im November 1865 beim Schneidermeister Rumpler in der Nicolaistraße und schlief auch daselbst. Vorher war er eine Zeitlang vom Juni 1863 bis zum Januar 1864 Markt helfer bei Markert gewesen und von demselben wegen Verdacht« der Unehrlichkeit entlass« worden. Künschner stand im Begriff zu heirathm, wenigstens war er bereits aufgebot«, und am 13. November sollte die Hochzeit stattfinden. Seine Verlobte war eine gewisse Boa-, aber ohne Vermögen. sKünschner, be reits einmal wegen Diebstahl» bestraft, genießt nicht best« Leu mund, er hat in seiner Heimath dm Ruf eines Spieler» und liederlichen Menschen, er steht i« Verdachte, mehrfach Dieberei«