Volltext Seite (XML)
L»it<d^N, d«n 17 August. — Se Excellcnz der Herr Finanzminister v. Friesen wurde im Laufe de« gestrigen TageS von Wien zurückermartet. — — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, am 18. August. Das Collegium bewilligte dem ständig einbe- rufenen Ersatzmann Augustin zur Herstellung seiner angegrif fenen Gesundheit einen Urlaub ^auf 8 Wochen, sowie dem Stadt verordneten Petschke einen dergleichen von 4 Wochen, und dem Stadtverordneten Taggesell einen dergleichen von 1 Monat. — Dem VerwaltungSrath des Actienvereins zum zoologischen Gar den wurde unter der Voraussetzung, daß der Actienverein nicht in das Handelsregister eingetragen sei, der Saal zur Abhaltung der Generalversammlung zum 22. September bewilligt. — In gleicher Weise dein Central - Militär-Hilssverein für die Abhal tung seiner Sitzungen, und beschloß das Collegium, in Anbetracht de« Zweckes von Entrichtung eines Mieihzinses abzusehen. — Dem Anträge des Stadtv Schütze, ihn für die Zeit seiner Amtirung als Stellvertreter des Vorstandes im 3 Quartieramt von den Geschälten der Deputation für Revision von Steuer resten zu entbinden, wurde Statt gegeben. — Der Stadtrath übersendet die Druckexemplare einer Kirchhofs- und Begräbniß- vrdnung. ES wird beschlossen, die Angelegenheit der Verfas- sungsdeputation zur Prüfung zuzuweifen. — Vorsitzender zeigt an, daß drei Anträge aus der Mitte des Collegiums vorliegen. Adv. Kretschmar beantragt, dm Stadtrarh anzugchen, den Quartierträgem für jeden Kopf der Einquartierung eine täg liche Entschädigung von 8 bis 10 Ngr. aus der Stadtkafse zu gewähren, den diesfallsigen Gesammtaufwand durch ein Anlehen zu decken und die Rückzahlung desselben auf eine längere Reihe von Jahren zu venheilen. — Vorsitzender Hosrath Ackermann beantragt, an geeigneter Stelle Vorstellungen zu machen, wie die Interessen des Handels und des Gewerbes der Stadt Dres den eS dringend gebieten, den telegraphischen Verkehr für Private mach allen Seiten, insbesondere nach dem Norden zu, frei zu geben. Der dritte Antrag rührt ebenfalls vom Vorsitzenden her und betofft die Aufnahme von Bestimmungen in die Ge- fchäftsordnung, das Vorlesen der Protokolle betreffend. — Nach dem Vorsitzender angezcigt, daß in der nächsten Sitzung der Bericht der Verfasiungsdeputation über das Elementarschulwesen zurHBerathung kommen soll, kommt der von l>r. Wigard ge stellte Antrag zur Berathung, nach welchem das Collegium zur Wahl von je zwei Mitgliedern aus der Klasse der Angesessenen und der Unansäisigen für das neunte Quartieramt verschreiten soll. Vorsitzender erwähnt, daß ein auf diese Angelegenheit sich beziehendes Communicat des Stadtraths lingegangen sei, nach welchem die Zusammensetzung des neunten Quartieramtes für jetzt in der bisherigen Weile bleiben soll, da man der drängen den Zeitverhältnisse halber an die Errichtung dieses Quartier amtes habe gehen müssen, bis jetzt aber keine Zeit gehabt habe, dos Stadtverordnetencollegium anzugrhen, aus seiner Mitte vier Mitglieder dorthin zu deputiren. Der Stadtrath bittet deshalb «in n'.chträgiiche Genehmigung zur Abänderung des Einquar- lierungsregulativ«. I)r. Wigard bleibt bei seinem Anträge stehen; wenn er auch die damalige Dringlichkeit der Errichtung nicht verkennen wolle, so wäre doch die Unmöglichkeit der Stel lung eines Antrags nicht zuzugestehen. Das Collegium schloß sich dieser Ansicht an und beschloß, di; Wahl vorzunehmen. Nach dem Vorschläge der Wahldeputation wurden ins neunte Quartieramt deputirt die Stadt». Reichardt und Pötsch aus der Klasse der Ansässigen, und »r. Krug und Kirbach aus der Klasse der Unansässigen. — Stadtv. Unruh berichtet für die Finanzdeputation über das Communicat des Stadtraths, die Verwendung der Lokalitäten im Altstädter Rathhause betreffend. Von Seiten der Stadtverordneten war das Augenmerk darauf gerichtet gewesen, sämmtliche Behörden außer der Armenver sorgungsbehörde im AltstLdter Nathhaus unterzubringen. Es war deshalb angcsragt worden, wie es komme, daß die Expe- ditionen für die Sparkasse und für die Aohlthätigkeitsanstalt im Hause Nr 5 der Scheffelgasse verblieben. Von Seiten des Stadtralhcs ist n .n erwiedert worden, das ursprünglich für die Expedition der Sparkasse bestimmte Local sei zu eng, zu finster und der Zugang zu schlecht, die Expeditionen für die Wohl- Ihätigkeitsanstalten stehen in naher Verbindung mit der Armen- versorgungSbehörde. Die Deputation sieht nun in Anbetracht der Umstände vom weiteren Verfolgen der Sache ab und schlägt vor, unter der Aussprache des Bedauerns, daß beim RathhauS- bau nicht besser für Unterbringung beregter Geschäftsbranchen gesorgt worden sei, Beruhigung zu fassen. Das Collegium schloß sich dem Anträge an. — Eine längere Debatte verur- fachte das Postulat des Stadtrathes, 676 Thlr. zu Einfriedigung des Areals des ehemaligen Jacobs-Hospitals mittels angestr'che- nen Lattenoerschlag« zu bewilligen. Derselbe Referent schlug im Namm der Deputation vor, diese Summe zu bewilligen, da in nächster Zeit eine Verwerthung des Areals nicht zu hoffen und die jetzige Umfriedigung ein Skandal für die Stadt sei und Niemand in der Stadt eine solche Umfassung seines Grund stücks haben dürfe. Walter II., Linnemann, Gregor wollen die Summe nicht bewilligen in Anbetracht der jetzigen Zeiten und der bedeutenden Geldforderungen an die Stadtgemeinde, Müller I. ist das Postulat zu hoch, dafür stelle ein Privatmann eine eiserne Einfriedigung her, die Postulate deS Stadtraths in dieser Be ziehung seien oft unglaubliche, Grüner, Schilling, Anger, Wolfram sprechen für Bewilligung, denn so wie jetzt die Einfriedigung sei, gehe es nicht mehr, Etwas müsse geschehen. Nachdem Müller II. einen gestellten Antrag zurückgezogen, stellt Müllerl. den Antrag, den Antrag der Deputation abzulehnen und den Stadtrath zu ersuchen, mit billigeren Anschlägen an das Colle gium zu treten, oder eine Vermachung zu wählen, welche sich später wieder gut verwerthen läßt. Diesen Antrag machte die Finanzdeputation zu dem ihrigen und das Collegium erhob ihn einstimmig zum Beschluß. — Auf Vorschlag des Stadtv. Leh mann l bewilligte das Collegium die Annahme eines Lohn- copisten beim Stadlbauamt bis Ende September, sowie dem Actuar I)r. Hoffmann ein Honorar von 50 Thalern für Be sorgung der Actuariatsgeschäfte für Monat August und eine vom Stadtrathe eus eigener Bewegung vorgeschlagcne Grati fikation in gleichem Betrage für außerordentliche Dienstleistungen während der Krankheit des Stadtraths Peschel. Gleichzeitig wurde der Wunsch ausgesprochen, die NathSmitglieder möchten in Behinderungsfällen sich gegenseitig vertreten. — Mit Unter lassung der diesjährigen Sammlung für das Johannisfest des Waisenhauses erklärte man sich einverstanden — Nachdem Dr. Spieß für die Petitionsdeputation über Aufnahmegesuche in den sächsischen Unterthanenvcrband, sowie über Dispensationsgesuche hinsichuich der Gewerbemündigkeit referirt hatte und das Collegium seinen Anträgen beigetreten war, wurde llr. Schaffrath an die Stelle vr. StübelS in die Wahldeputation gewählt. Hinsichtlich der oben referirten Anträge wurde der Antrag Kretschmars wegen seiner Wichtigkeit und wegen nothwendigcr Erwägung ver schiedener Punkte an die Finanz- und Verfassungsdeputation nnt dem Aufträge überwiesen, in der nächsten Sitzung darüber Bericht zu erstatten. Der erste Antrag des Vorsitzenden wurde angenommen, der zweite an die Verfassungsdepuration zur Be richterstattung verwiesen. Der öffentlichen Sitzung folgte noch eine geheime. — Der k. k. VolkSgarten in Wien, schreibt die „Oestr. Ztg.", welcher selbst in den sturmbewegtesten Zeiten seine An ziehungskraft nicht verlor, ist an jenen Abenden, wo die säch sische Reg mentsmusik spielt, der Sammelpunkt sowohl der Mit glieder der in Wien zurückgebliebenen hohen Gesellschaft, als auch jener Habitue's desselben, die „ob schön, ob Ziegen" nie mals fehlen. Die Musikkapelle des Regiments „Prinz Georg" leistet unter der Direktion des Herrn W. Berndt wirklich er staunlich Schönes und zeichnet sich nächst der Wahl der vor getragenen, stets beifällig ausgenommenen Piecen, durch außer ordentliche Präcisicn und wackern Vortrag aus. Namentlich ist es das Lied „Du hörst, wie durch die Tannen" von M. v. Böben, welches bei jedesmaligem Vortrage stürmisch applau- dirt und zur Wiederholung verlangt wird. Die braven Sach sen haben sich nicht nur auf dem Schlachtfelde, sondern auch durch ihr zuvorkommende- Benehmen im Umgänge die Sym pathien der Bevölkerung im Sturmschritt erobert. — Da die östreichischen Negimentsmusiken bekanntlich vorzüglich sind, so ist diese Anerkennung auch den künstlerischen Leistungen unserer Landsleute durch das musikalische Publikum Wiens gewiß für uns erfreulich zu hören. — Der auf dem Neustädler Markte befindliche große Candelaber wird nächstens dort weggenommen und auf dem Oberscerplatze aufgestellt werden. — Vorgestern Nachmittag kam von Prag ein größerer Pulvertransport hier durch, derselbe ging nach Berlin. Ebenso bemerkt nia.". jetzt Züge eroberter österreichische Militär-, Mu- nitions- und Proviantwagen. — Bei Königgrätz erbeuteten die preußischen Truppen unter Anderem auch einen vollständigen zerlegbaren Feldaltar, welcher auch alle zur Messe nölhigen und größtentheils sehr kostbaren Requisiten enthielt. — Aus Dresden vom 12. August schreibt man der „National-Zeitung": „Vom Grafen Hohenthal ist noch nach träglich bekannt geworden, daß er auf seiner Reise nach Wien von den Vaiern gefangen genommen worden ist und, als preu ßischer Spion angesehen, nicht die beste Behandlung erfahren hat. So weit ist dies Thatsache. Der Graf giebt selbst die Details seiner Gefangennehmung in engern Kreisen gern zum Besten. Das Publikum aber läßt seiner Phantasie freien Lauf und behauptet, daß die Baiern sich bei dieser Gelegenheit in gewohnter Weise mit dem Völkerrecht Überwerfen Hütten. Die hiesigen Diplomaten scheinen Unglück zu haben. Bekanntlich traf den französischen Gesandten in Prag ein ähnliches Loo» von Seilen der Oesterreicher." — In einer der vergangenen Nächte ist in einer renom- mirten Restauration hiesiger Stadt von unbekannten Dieben der Keller erbrochen, und einiges Geld, das dort an verschiede nen Stellen ausbewahrt gewesen, gestohlen worden — Das Erscheinen der für den 15. August angekündig ten deutschen Volkszeitung, die unter der Redaktion de« Or. Loewenthal in Dresden hersuSgegeben werden soll, ist bis zum 1. September hinauSgeschoben worden — Vorgestern, zur Feier des 15. August, sah man die Mitglieder der hiesigen französischen Gesandtschaft und hier lebende Franzosen in einer Seitenkapelle der kathol. Hoskirche bei einer Messe vereinigt, um den Segen des Himmel« auf ihren Kaiser zu erflehen. Abends hatte Se. Excellenz Herv Baron Forth-Rouen sämmtlicheS Personal seiner Gesandtschaft und mehrere Landsleute zu einem Festdiner geladen, dem dir bekannte Liebenswürdigkeit des Gastgebers und seiner Frau Gemahlin die des TageS würdige Weihe verlieh. Als der Hr. Gesandte sich erhob, um die Gesundheit Sr. Majestät des Kai ser« auszubringen, stimmten alle Anwesenden begeistert in dm Ruf des von ihnen wie von den Dresdnern allgemein verehr ten und geliebten Repräsentanten Frankreichs ein. (D I) — Auf dem Bischofswcge ist gestern Vormittag ein ^ Jahre alter Knabe, der in Abwesenheit seiner Mutter von. seiner 9 Jahre alten Schwester im Logis beaufsichtigt werden sollte, aus einem Fenster der ersten Etage desselben auf die Straße hcrabgeflürzt und gerade auf den Kopf gefallen, so dast sein Tod, der zwar nicht auf der Stelle erfolgte, doch stünd lich zu erwarten stand. — — Ueber den vor einigen Tagen erwähnten Raubmord bei Oschatz liegen dem „Oschatzer AmtSbl." genauere Nachrichten vor, die dieselben — natürlich mit dem nöthigen Vorbehalte — in Nachstehendem wiedergeben: Nach Aussage der verehelichten ObenauS war es unwahrscheinlich, daß Obenaus einem Frem dem einen Platz auf seinem Wagen eingeräumt haben konnte; auch nach Angabe des Nachtwächters halten beide Reisegefähr ten sich Lu genannt und waren in der Schenke eingekehrt. Das von mehreren Gästen gegebene Signalement aber paßte auf einen entfernten Anverwandten der Obenaus. Dieser, Na mens Starke, aus der Lommatzscher Gegend gebürtig, hatte gleich nach der That in WermSdorf einen für seine Verhält nisse bedeutenden Wechsel eingelöst und war bei seiner Arretuv auf dem Felde des Rittergutes Trebsen beschäftigt, wohin er sich als WirthschaftSvoigt soeben verdungen hatte. Die an den Kleidern Vorgefundenen Blutspurcn und die Uhr des Ermor delm lassen kaum noch einen Zweifel an der Thäterschaft deS Verhafteten aufkommen. — Durch Spielen der Kinder mit Strcichzündhölzchen ist am 10. d. M. Mittags auf dem Oberboden des Armenhäuser in Pyrna Feuer entstanden, welches jedoch noch rechtzeitig ent deckt und durch die herbeigeeilten Bewohner wieder gelöscht worden ist, so daß das Feuer auf drei niedergebrannte Spar ren beschränkt blieb. Einem Mitbewohner, der den größten Theil seines Mobiliars auf diesem Boden hatte, ist solches mit verbrannt. — Der Nedacteur der Obererzgebirgischen Zeitung irr Buchholz, Heer H. Hollstein, theilt mit, daß er wegen eines übernommenen Artikels der Schlesischen Zeitung, worin über die von böhmischen Unmenschen auf einem Schlachtfelde ver übten Greuelthaten berichtet wurde, von den Bewohnern des böhmischen GrenzorteS Weipert gröblich insultir! worden fli. — Beim Graben eines Grabes wurde gestern ein hiesiger Todtenbettmeister in Folge des Einsturzes der Ausschalung bis dicht unter den Hals verschüttet Er selbst vermochte sich nicht aus dieser unangenehmen Lage zu befreien und mußte durch seine in der Nähe befindlichen Arbeiter heruusgearbeitct werden. — Auf der kleinen Packhofsstraße stürzte in diesen Tagen ein Fuhrknecht von einem Eisenbahnwagen herunter und gerieth dadurch unter die Räder, von denen er nicht unerheblich an den Schenkeln gestreift wurde, so daß er in Folge dessen und des eingetretencn Blutverlustes in das Krankenhaus gebracht werden mußte. — — Abermals hat die musikalische Gesellschaft „Scandalia" einen Beweis von dem Wohtthätigkeitssinn gegeben, der eigent lich die Grundlage ihres Thun und Strebens ist. Das am Montag im Volksgarten von dieser Gesellschaft abgehaltene Concert lieferte einen Ertrag von 113 Thalern. Nach Abzug der unumgänglich nölhigen Kosten spendete der Verein 15 Thaler für verschämte Arme, verwendete 15 Thaler an eine Aotiftafel zum Gedächtniß eines in der Schlacht bei Königgrätz gefallen«» Mitgliedes der Gesellschaft und sendete gestern zum Vesten dev Frauen und Kinder von sächsischen Unterofficieren und Soldat«» im activen Dienst die Summe von 68 Thlr. 2 Ngr. 8 Pf. an die Redaction der Dresdner Nachrichten. Es ruht über haupt ein erfreulicher Segen auf der von den Herren Redakteur Drobisch und Hauptmann v. Schulz veranstalteten Sammlung, denn es sind bis zum gestrigen Tage bereits 1600 Thaler ein gegangen.