Volltext Seite (XML)
Mnzelg. in dies. Blatt« Anden «ine erfolgreich« L«rbr«iNing. Mislag«: 18,000 Skempla«. -M «ier1elt!ihrltch»0«gr. bei unentgrldlichrrLi«« seruag in'« Han«. Durch die Lönigl. Poß vierteljährlich 2S Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Mr den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter-Mage- saudt" di« Zeile 2 Ngr. Druck und MgeLhmn der Herausgeber: Lirpsch Reich ardt. — Verantwortlicher Nedacteur: Julius Rticharbt. D»rsd<e«, den 15 August. — Der VerwaltungSrath des zoologischen Gartens hat sich unter Vorbehalt der nachträglichen Zustimmung des Aus schusses auf deSfallsigcS an ihn gerichtetes Gesuch bewogen ge funden, Herrn Professor Odenthal, Sporergasse 1 I!I. Hierselbst -wohnhaft, für die Neconvalescenten in len Dvsdner KriegS- lazarethen die Verfügung über eine unbeschränkte Anzahl Frei- billet« zum Besuche des zoologischen Gartens zu gestatten. In« dem wir hiervon im Namen der kranken Krüg-.r gerne und dankbarlichst Akt nehmen, halten wir es sür unsere Pflicht da rauf aufmerksam zu machen, daß die Haupt ächliche AuSiheilung der Freibillete im Einverständnisse mit den hohen Lazarethbe- Hörden in den Lazarethen selbst zu erfolgen haben wird, — daß aber auch sonst jeder verwundete und in Privatpflege be findliche Krieger hierdurch Anspruch auf den unentgeltlichen Besuch des zoologischen Gartens erworben hat. " — Am II. d. Mts. Abend fand im Hydro-diätetischen Verein (Mi tsch'S Hotel, ZahnSgasse I) ein sehr dankerSwer» ther Vortrag über die Cholera statt. Derselbe hat sicher eben sowohl zur Beruhigung manches furchtsamen Herzens, rvie zur Berichtigung mancher irrigen Ansicht beigetragen. So z. B. erörterte der Vortragende (Vorsitzender), daß keineswegs Jeder mann, sondern nur Leute mit einem, zufolge falscher (reizender, unmäßiger) Diät und mangelhafter Hautpflege geschwächten Haut» und Unterleib-Nervensystem die Disposition für Cholera in sich trügen. Als wesentlichste Erscheinungen der vollendeten Cholera galten blutleere, unthätige (blasse oder bläuliche, kalte^ Äußere Haut und andererseits blutüberfüllte, verschleimte und in Gestalt von Erbrechen und Diarrhoe bis zur Erschöpfung Äerthätige Schleimhaut des Magens und Darmkanals. Die «inzig natürliche, unfehlbare Hülfe sei dem entsprechend — so hieß eS — von der Zurückführung des Blutes aus dem Innern in die Haargefäße der äußeren Haut und von der end lichen Erzielung von Schweiß zu erwarten. A s das geeignetste Mittel hierzu wurde das Dampf- und römische Bad bezeichnet «egen der die Gefäßchmder Hautoberflüche ausdehnenden und für das Blut öffnenden Kraft seiner feuchten resp. trockenen Wärme. Für dm Kall der Nichtbeschaffbarkeit dieser Badeformen wurde dem Dampfbad die trockene und demnächstige feuchte energische Reibung und die feuchte totale Einpackung, dem Römerbade erber die Schwitzung in trockener Wolldecke subflituirt. Als Nebm-Heilfactoren galtm kleine kühle Klystier-, feuchte Unter leibrumschläge und kühle Sitzbäder bei reizloser, leicht oerdauli- cher Kost und dem Durste angemessenem Tunken frischen Was sers. Gewarnt wurde schließlich vor dem Prof. Bock'schen Weißbiertrinken; auch der von Bock empfohlene systematische Genuß heißen Wassers wurde für alle Cholerapatienten von zweifelhafter Nervenkraft eindringlich widerrathcn. Der vorge führte, höchst eins, che Zimmerdampf- und Schwitzapparat er wies sich bei dem an einem Herrn, welcher sich dazu hergab, sofort angestellten praktischen Versuche als vorzüglich brauchbar «ad wirksam. — Aus Dorf und Stadt. Eine unangenehme Kälte herrscht jetzt in Dorf und Stadt, trotz der Hitze, welche das Kriegsgeschick gemacht hat. Das sollen HundStage sein? Die Kürschner reiben sich an dm Thüren ihrer VerkaufSlädm ver gnügt die Hände, den Blick auf ihre Pelze gelenkt, die Vor übergehenden anlächelnd, als wollten sie sagm: „Nu, 's ist Wohl kalt?" — Aber nur getrost — wir leben erst im Au gust! — DaS preußische Militär besucht sehr stark dm zoolo gischen Garten, die Räume wimmeln von bunten Uniformen aller Art, umsomehr, als die Direktion den Kriegern das Ein trittsgeld herabgesetzt hat. — Trotz der Kälte wagt sich doch Herr Coiffeur Leo BohliuS mit einer neuentdeckten irisch-römi schen Kopfwaschung heraus, die in Begleitung der bekannten Maschinenbürste die höheren Regionen der Menschheit bearbei ten soll. Wmn nur Herr BohliuS nicht zu spät mit seiner praktischen Erfindung kommt, denn in der jüngsten Zeit ist auf emdere noch praktischere Weise Manchem der uopf ganz gehö rig gewaschen worden. — Die Pirnaische Dampffähre ist nun mehr auch wieder aus ihrem Ruhestand in die nasse Praxis versetzt worden, sie führt auf'S Neue die Insassen von Pirna und Copitz zusammm. Somit wird immer nach und nach die Elbe lebendiger. — Der Rittergutsbesitzer Geißler auf Lojewo Lei Jnöwcazlew in Polen sucht durch die öffentlichen Blätter seinen Lohn Carl, der bei der II. Comp, des 2. Garderegi- mentS gestandm hat und bei Königgrätz verwundet wordm ist. Der betrübte Vater setzt eine Belohnung dafür aus. — Die Dresdner Gesellschaft „Scandalia" wird Sonntag über acht Tage in Pulsnitz wiederum, und zwar wie wir hören, zum patrioti schen Zweck, ein Concert geben. Nach Pirna hat sie ebenfalls «ine derartige Einladung erhalten — DaS Gerichtsamt zu Dresden sucht steckbrieflich einen Handarbeiter, Namens Karl Oehlke «us Fürstenhain, der sich wegm einer Anklage zu verantwor ten hat. Es heißt in der Anzeige, Oehlke soll Marktend« bei den preußischen Truppen sein. D.-r dürfte sich jetzt wohl lange suchen lassen! — — Das Leipziger Tageblatt vom 14. August schreibt: „Unter Bedeckung von fünf Soldaten kamen heute Nachmittag zwei gefangene Stadtgendarmen von Dresden hier an. Diesel ben sollen sich grober Dienstvernachlässigung bei Beaufsichtigung der Schanzarbeiten zu Schulden haben kommen lassen. Sie wurden einstweilen hier nach Schloß Pleißenburg gebracht und gehen noch heute nach der Festung Magdeburg ab." Der hier erwähnte Vorfall war auch gestern in Dresden allgemeines Stadtgespräch, und wir haben auf eingezogene Erkundigung er fahren, daß die Verhaftung und Abführung der beiden Gen darmen nach Magdeburg, die am Montag Vormittag erfolgte, vollkommen in Wahrheit beruht. Ueber den Grund dieser von der königl. preusi Commandantur angeordneten Maßregel ha ben wir etwas Verläßliches nicht in Erfahrung bringen können. Man bringt dieselbe allerdings in Verbindung mit einer tumul- tuarischen Scene, die vor unlängst zwischen Arbeitern und Schachtmeistern vor.einer hiesigen Schanze gespielt, und bei der die beiden Gendarmen zugegen gewesen sein sollen. — Concert der Scandalia. Theils der patriotische Zweck, theils die eigenthümliche Anziehungskraft der Kapelle war Ursache, daß am Montag Abend der Saal des Lincke'schen Bades wieder Mann an Mann gefüllt war. Das rothe Pro gramm kündigte 20 Nummern an, aus denen wir in Bezug auf die Durchführung ganz besonder'- die Zither- und Stock- siölensolis, die Trommelexercitien auf 6 Instrumenten und die Märsche hervorh-ben. Besonders gefiel die militärische Seme „Marie als Held" in Costüms, die eine interessante Zugabe war. Der Ertrag des ConcertL kann auch diesmal kein gerin ger gewesen setn. — Vorgestern Abend gegen 9 Uhr sah man einen jungen Mann nach dem Polizeihause eScortiren, der durch sein renitentes Benehmen gegen die ihn transportirenden Polizcibeamten einen bedeutenden Zusammenlauf von Menschen verursachte, die ihm das Geleit gaben und ihn bis an das Polizcihaus mehr trugen, als gehen ließen. Wir erfuhren, daß der Arrestat im Laufe des Abends aus drei verschiedenen Wirtschaften in der Altstadt herausgemaßregelt worden war. Daher schienen auch die Ver letzungen herzurühren, die in seinem Gesicht bemerkbar waren. Er machte den Eindruck eines Betrunkenen. Er trug eine sächsische Militärmütze mit gelbem Rand und hatte sich überall, wo er vorher verkehrt, für einen königl. sächsischen Soldat und einen Kämpfer von Königgrätz ausgegeben. Statt dessen aber war ermittelt worden, daß er ein Dienstknecht aus der Gegend von Freiberg war, der Tags zuvor von einem dortigen Guts besitzer den Auftrag erhalten hatte, an seiner Stelle nach Böhmen zu reisen und ihm sein dort zurückgebliebenes Spannfuhrwerk zurück zu Holm. Dazu waren ihm von seinem Auftraggeber 20 Thaler als Zehrgeld mitgegeben worden. Des Auftrags hatte er sich nun in der Weise entledigt, daß er, statt nach Böhmen zu reism, nach Dresden gegangen, hier als königlich sächsischer Soldat ausgetreten war und das ihm anvertraute Geld in möglichster Schnelligkeit bis auf den Betrag von sieben Thalern verwichst hatte. — — Die soeben erschienene Verlustliste der sächsischen Armee zählt 265 Todte, worunter 27 Osficiere, 1302 Verwundete, worunter 53 Osficiere, und 596 Vermißte, in Summa ein Verlust von 2163 Mann. — Mdrgen gicbt auch die Keil'sche Liederhalle (Schiller schlößchen) „zum Besten hülssbedürftiger Familien gefallener oder verwundeter sächsischer MrlitäiS" ein Concert. Die Di rektion wird hierzu ein besonders gewähltes, entsprechendes Programm wählen, welches von den mitwirkenden tüchtigen Künstlern gewiß zu trefflicher Ausführung gebracht werden dürste. — Zu dm im hiesigen Krankenhause am 9. August (Vor mittags) befindlichen 8 Cholerakranken sind bis gestern Vormit tag 15 männliche und 4 weibliche Personen hinzugekommen. Von dm Kranken sind 2 als geheilt entlasten, 3 gestorben, 3 wegm anderer Krankheiten auf andere Zimmer verlegt wor den, so daß der gestrige Bestand 19 Kranke beträgt. Unter ihnm befinden sich 13 k. preußische Soldaten und 6 hiesige Einwohner. (S. Dztg.) — In der vorgestrigen Nacht sind aus dem Lazarethe zu Königgrätz gegen 100 verwundete sächsische Soldaten per Eisenbahn hier eingetroffen, von denen gegen 60 Mann als NeconvaleScentm in ihre Helmath entlassen werden konnten, die übrigens aber in dm hiesigen Lazarethen untergebracht wordm sind. — Der Zimmermann Richter aus Döbra, welcher sich auf der Emporscheune des Gutsbesitzers Stock in Bühlau nach vollendeter Arbeit ein Nachtquartier gewählt, wurde am an dern Morgen todt auf der Tmne liegend vorgefunden. Er war auf jetzt noch unermittelte Weise herunter gefallen und ^ hatte dabei den Hals gebrochen. — Von einem Blutschlag gerührt, wurde der Aufsehe» der NathSsandgrube zu Leipzig, Namm» Weißbach, auf freie« Felde bei Stötteritz aufgefunden. Am 13. früh r/z2 Uhr wurdm die Bewohner von Oberwiesmthal durch Feuerlärm geweckt. Es brannten zwei Häuser im obersten (altm) Stadttheile nieder. Leider ist ei» Menschenleben zu beklagen, indem die 19jährige, mit Epilepsie behaftete Langer ihrm Tod in dm Flammen gefunden hat. — Dm mehrfach laut gewordenen Befürchtungen gegen» über, daß durch die anhaltmdm Mililär«, resp. Verwundeten» und Krankentransporte aus Böhmm die Einschleppung der Cholera befördert werdm könnte, ist zu bemerken, daß auf sämmtlichm Eismbahnstationm von Reichenberg und Bödmbach aus bis Leipzig alle Vorsichtsmaßregeln, z B. besonders dort» hin stationirte Aerzte, Beschaffung heißer Getränke und sonsti ger HülfSmittel, deshalb getroffen und bereits in Ausführung gebracht worden sind. — In Dippoldiswalde ist am 12. d. Herr Superinten» dent und Oberpfarrer, bl. Ernst Hermann Robert von Zobel, am Lungenschlage verschieden. — Die sächsischen Truppen stehen um Schönbrun herum im Quartier und treten, wie die „A. Allg -Ztg." meldet, epo chemachend auf, selbst manche Wirthe zeigen bei ihren'Tanz» - einladungm empfehlend an: es wird auch sächsischer Wal» zer getanzt. — Dm sich hier befindenden kriegSgefangenen österreichi» schm Offizieren ist vorgestern Seitms der niederländischen Ge sandtschaft, welcher die österreichischen Geschäfte übertragen find, die angenehme Mittheilung gemacht wordm, daß ein Jeder der selben einen extraen Zuschuß von 8 Napoleondor's auSgezahlt erhält. — Die am vorigen Sonntag wegen ungünstigm Wetter- auSgesetzte WohlthätigkeitSvorstellung des hiesigen dramatischen Vereins findet am nächsten Sonntag Statt, wo hoffentlich der Himmel eine heiterere Miene annehmen wird. — — Oeffentliche Gerichtssitzung am 14. August. Alexander Hugo Becker, 17 Jahr alt, aus Dresdm gebürtigt, ist der Unterschlagung angeklagt Am 27. Juni d. I. wurde Becker von seinem Principal« Adv. Welzel zum Kaufmann Lü- der gisendet, um 73 Thlr. 3 Ngr. 8 Pf. abzuliefern. Becker lieferte dies Geld aber nicht ab, sondern benutzte dm um 1/211 Uhr abgehmden Eisenbahnzug, und floh. In Hamburg wurde er verhaftet, und zurück transportirt In seinem Besitz befanden sich noch einige 40 Thlr. Angeklagter gesteht da- Verbrechen ein, und führt an, daß er erst nach Empfang de- Geldes die Absicht gefaßt habe, nach England zu gehen. Becker ist ferner beschuldigt, aus der ihm übergebenen Verlagskafse im Ganzen 1 Thlr. 5 Ngr. genommen und für sich behalten zu haben; diese Summe hat er einige Tage vor dem 27. Juni an sich genommen, will aber dabei tue Absicht gehabt Habers dafür Ersatz aus seinem Lohne zu leisten. Staatsanwalt Roß» teuscher hält die Anklage aufrecht, während Adv. Fränzsl bei dem offenen Geständnisse nur übrig bleibt, die MilderungS» gründe, die theils in der Jugend des Angeklagten, theils in dem teilweise geleisteten Ersatz lägen, anzuführen. Becker wurde zu 8 Monat Gefängniß verurtheilt. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, den 15. August, Nachmittags 6 Uhr. Tagesord nung. X. Vortrag aus der Negistrande. 6. Antrag deS stellvertretenden Vorstandes Vr. Wigand auf Wahl von zwei Stadtverordneten zum IX. Quarlieramt. 0 Vorträge der Finanz-Deputation über: 1) ein Communicat des Stadtraths die Verordnung der Localitäten im Altstädter Nathhause betr.; 2) ein dergl. die Bewilligung von 676 Thlr. 13 Ngr. 2 Pf. zu Einfriedigung des Areals deS ehemaligen Jacobs - Hospitals betr; 3) ein dergl. die Verwendung und Anstellung eines Hülss-Copisten im technischen Bureau des Stadtbauamtes betr.; 4) ein dergl. die Gewährung des Honorars pro Monat August und einer Gratifikation sür Herrn Nathsactuar Or. Hoffmann betr.; 5) ein dergl. die Unterlassung der diesjährigen Samm lung zur Feier des JohannisfesteS im Waismhause betr. II. Vorträge der Petitions-Deputation. Zum Schluß: Geheim« Sitzung. TageSgefchichte. Oesterreich. Erzherzog Abrecht hat unter dem 2. d. M. einen Armeebefehl ergehen lassen, nach welchem alle Offi ziere, die in Gefangenschaft gerathen sind und sich auf ihr Ehrenwort ihre Freiheit verschaffen, künftighin aus der Armee entlassen werden. — AuS Krems, 6. August, wird dem „Wanderer" (Wien) berichtet: „Nach Altpölla (Bezirk Allent steig) kamen vergangenen Donnerstag fünf Preußen, um Hafer zu kaufen, und bemerkten ausdrücklich, daß sie mit baarem Gelde gleich zahlen würden. Ein schlechter Rath, die Preußen > dmchzuprügeln, fand leider Gehör; die Preußen wurden arg > mißhandelt entlasten; zwei, sagt man, wurdm sogar mit Stock»