Volltext Seite (XML)
Sonilttg r Fvonnemmt: Viertel jährlich 20 Ngr. bei unentgeldlicher Lie ferung in'« Hau». Durch die König!. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. erscheint: «glich früh 7 Uhr. Inserate «vrrden angenommen: ßi»Lbend-v,Sonn tags bi» Mittag- 13 Uhr: Varienstraße 18. Inseratenpreise: Für den Raum einer. gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. >nzeig. in dies. Blatte Goden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflage: 18,000 Exemplar«. Mitredacteur: Theodor Drobrsch Druck «id Aigaihom der Herausgeber: Li EP slh Rktchardt. — Verantwortlicher Redacteur: JutiNS Neichardt. den 5 August. — Ihre Majestät die Königin Marie besuchte am Mitt woch die kranken und verwundeten Soldaten im Stadtkranken haufe und gab denselben ihre Theilnahme durch Wort und That zu erkennen — Der königl. preußische Militärgouverneur für Sachsen, Herr General v. Schack Exc., Md der königl. preußische Crvil- Commiffar, Herr v. Wurmb', begaben sich gestern Mittag von hier nach Görlitz, woseMt gegen Abend Se. Maj. der König von Preußen auf der Mise von Prag (über Turnau, Reichen berg, Zittau und Löbau) nach Berlin durchpassirte. — Bekanntlich ist die sächsische Artillerie zum Theil mit nach preußischem Systeme gezogenen Kanonen bewaffnet, welche der König Wilhelm vor einigen Jahren an Sachsen abgetreten hat. Es scheint, daß diese Artillerie in gleichem Grade eine bedeutende Nolle in der Schlacht bei Sadowa gespielt hat. Folgende Episode, mitgetheilt von einem Correspondenten der Kölnischen Zeitung, welcher sich bei der preußischen Neservear- tillerie befindet, ist wohl geeignet, eine Idee von der nieder schmetternden Wirkung der Feuerschlünds nach preußischem Sy stem zu geben: „Unsere, 40 Feuerschlünde starke Reierveartil- lerie trat erst gegen Ende der Schlacht in Thätigkeit. Wir erhielten gegen 7 Uhr Abends Ordre vorwärts zu marschieren und begaben uns im Galopp auf einen Hügel, von wo aus wir den Feind bei seinem Rückzüge zu beschießen hofften. — Unglücklicher Weise für uns hatte die sächsische Artillerie Po sition auf einen Hügel genommen, der ungefähr 1000 Schritt von: dem Orte war, welchen wir in Begriff waren zu besetzen. Will wußten diesen Umstand nicht, sonst hätten wir uns wohl gehütet so nahe heran zu kommen. Kaum hatten wir unsere Batterie aufgestellt, und bevor wir noch einen einzigen Kano nenschuß hatten thun können, drangen die Geschosse des Feindes in unsere Batterie. Es war ein förmlicher Eisenregen Nie hat eine Batterie ein ähnliches Feuer auszustehen gehabt. Es war de« Ort, daß es die Unerschrockensten von uns zittern machte. In weniger als 10 Minuten verloren die 3 Stücke der Sektion bei welcher ich war, 7 Mann und 10 Pferde, obgleich diese beiden Geschütze 25—30 Schritt von einander waren. Wir hatten das Feuer der sächsischen Artillerie aus- zustehen, welche mit nach preußischen System gezogenen Kanonen bewaffnet ist, die Sachsen früher von Preußen abgetreten be kommen hat In weniger Zeit, als erforderlich ist, es zu be schreiben, platzten 6 Knallprojectile, Haubitzen und Schrapnels in unsere Batterie. Wir waren gezwungen uns in aller Eile zurück zu ziehen, denn das Feuer des Feindes wurde so mör derisch, daß wenn wir 10 Minuten länger in unserer Posi tion geblieben wären, keiner von uns wiedergekommen wäre. — Die Eisenbahnstrecke Bodenbach - Prag ist jetzt wieder fahrbahr, doch dürfte dieselbe in den nächsten Tagen aus schließlich für Militärtransporte in Anspruch genommen werden. — Die Wiedereröffnung der böhmischen Bahn und' die Friedensaussichten werden gewiß Viele veranlassen, wieder Aus flüge nach der Schweiz zu machen. Wir möchten da nament lich auf Königstein und seine Umgebung aufmerksam ma chen, die durch den Krieg ein ganz anderes Ansehen bekommen hat. Der Quirl und der Lilien stein sind ganz abgeholzt, ebenso ist an der Festung hin der Wald bis nach Türmsdors niedergeschlagen. Am Besten kann man das Ganze von den Bärensteinen aus übersehen, die überdieß eine der schönsten Umsichten der Schweiz bieten Ob der Wirth schon wieder oben ist, kann man in Pöysche leicht erfahren Wer oben nichts bekommt, findet in der „Sächsischen Schweiz" in König stein einen sehr zu empfehlenden Nuhepunkt. — Nachrichten aus den Fabrikorten Glauchau, Meerane und Umgegend sch.ldern die dortigen Arbeiterzustände als höchst traurig. Tausende von Webern sind in Folge der bereits seit Ostern andauernden Geschästsstockung arbeitslos. Viele Fami lienväter haben deshalb unter Noch und Elend ihre Familien verlassen müssen, um sich anderwärts ein bischen Arbeit und Verdienst zu suchen, da selbst die behördlicherseits ergriffenen Maaßnahmen zur Beschaffung von Arbeit durch communliche Bauten nicht ausreich md gewesen sind, alle arbeitslosen Farn - lienväter zu beschäftigen Eine baldige Wendung der Dinge zum Bessern ist daher für diese Armen dringend zu wünschen. — Das Eleve ntheater sendet heute den 5. August „Einen Gruß in die Ferne": ferner ist das alte Lustspiel „Die Feuerprobe" die zwei Wittwen zu bestehen haben, die Badekuren und Gesangsvorträge als Beigaben angezeigt. -- Daß am Donnerstag von dem Verein „Scandalia" im Linckc'chen Bade abgehaltcne Concert, zu Gunsten des Un ternehmens des Vereins „Kameradschaft" ehrenvoll verabschie deter Militärs: Beschaffung künstlicher Gliedmaßen für ihre schwer ve mundeten sächsischen Kameraden war von dem besten Erfolg gekrönt. Es wurde der Reinertrag von l27 Thaler 12 Gr. 4 Pf von dem Cassierer der „Scandalia" an den Hauptcassierer dcS Unternehmens Herrn Bankier Ad. Hirsch übergeben. Möge das Unternehmen des Vorstandes der „Ka meradschaft" noch oft so erfolgreich durch Concerte rc. unter stützt werden — der Zweck ist gewiß ein edler und segens reicher. — Gestern Vormittag wurde der Handarbeiter Adam in seiner auf der Seminarstraße befindlichen Wohnung erhängt aufgefunden und polizeilich aufgehoben. Adam war unverhei- rathet und lüt an Tiefsinn. — — In dem zur Restauration auf dem böhmischen Bahn hof gehörigen, im Souterrain des Bahnhofsgebäudes befindlichen Keller war in der vorvergangemn Nacht auf bisher unermit- telte Weise das dort li gende Holz nebst einer Parthie Braun kohlen und Holz in Brand gerathen. Das Feuer wurde durch das Bahnhofspersonal, Turnerfeuerwehr und Schornsteinfeger sehr bald gelöscht. — — Ein höchst feierlicher Act fand gestem Vormittag 11 Uhr statt, indem der im Kampfe gefallene, schon beerdigt ge wesene, aber, wie wir bereits berichteten, wieder ausgegrabene und anher transferirte Generalmajor v. Carlowitz der heimath- lichen Erde übergeben wurde. Der Trauerzug bewegte sich vom Todtenhause des alten Neustädter Kirchho S aus, welchem der Vorsteher des hiesigen MilitairvereinS mit einigen Mitgliedern vorangingen, ihnen folgte der Verblichene, getragen von dem Gesammtvorstand des gedachten Vereins, dessen Frau Gemahlin und Töchter und viele Anverwandte, nächstdem aber auch eine große Anzahl verabschiedeter Offiziere und sonstige Bekannte. Am Grabe wurde von den Herren Lehrern der Neu- und An tonstädter Schulen das schöne Lied: „Nach einer Prüfung kur zer Tage" und nach der höchst ergreifenden Rede des Herrn ArchidiaconuS Clauß die Arie: „Wie sie so sanft ruh'n" ge sungen. -r- Im preußischen Feldhospital zu Prag befinden sich die nachverzeichnelkn sächsischen Unteroffiziere und Soldaten als Gefangene: Rud. Amant 5. B. 4. C. (leidet an Epilepsie), Friedr. Böhme 9. B. 4. C. (fieberkrank), Karl Böhme Train- brig. (fieberkrank), Jul. Fritzsche 5. B 4. C (fieberkrank), Ernst Hensel 3. B 3. C. (fieberkrank), Karl Leber Höhne 4. B. 3. C. (fieberkrank), Jäger Herm. Jänigen 4. B. 2. C. (verwundet), Herm. Links 6. B. 3. C. (fieberkrank), Friedrich Aug. Lößel 4. B. 1. C (lungenkrank), Karl Münch 11. B. 3. C. (fieberkrank), Preusche 2 B. 2. C (Rheumatismus), Franz Schauer 3. R-N. 5. Schw. (fieberkrank), Gottlieb Schö bt 15. B. 1. C. (verwundet), Franz Töppel 1. B. 3. C. (fieberkrank), Sergeant Ernst Ferd. Wagner 14. B. 2. C. (Er schütterung des Körpers), Friedr. Werner 14. B. 1 C. (ver wundet). — Als preußische Gefangene auf dem Hradschin in Prag befinden sich nachstehende Sachsen, sämnttlich als Necon- valescenten: Fourier Barthel 9 B. 4.C., Burkhardt 3. R.-N., Corpora! Dietze 9. B 4 C., Eckstein 1 B. 1. C, Zimmer mann Frenzel 9. B. 4. C, Güldner 10. B. 3.C, Hanschmann 9. B. 3. C., Heinrich 7- B. 3. C., Jäger Hendel 1. B. 2. C. Hiller 3. N.-N., Feldwebel Hoppert 9. S. 2. C, Jäger Hüb ner 3. B 1. C., Jentzsch 3. N.-R., Jäger Klaus 2. B. 1. C, Koch 13. B. 2 C., Jäger Korb 2. B. 2. C.. Lorenz 2. B. 1. C., Mehnert 9. B. 4. C, Müller I. 3. N-R., Müller II. 3. N.-R., Neumann 2. B. 1. C., Tambour Pfaff 4 B 1. C., Richter 2. B. 2. C, Richter 14 B. 2- C., Richter Ponton.» Abth. 1. C, Corpora! Rothe Pionier-Abth. 2. C., Strunz 9. B. 4. C., Jäger Tröger 1. B. 2. C., Völkel 4. B. I. C., Weinhold 14. B. 2. C., Zschoche 13. B. 2. C — Einige junge Leutchen, des Kahnfahrens unkundig, versuchten vorgestern mit einem Kahn durch die Marienbrücke zu kommen, geriethen aber in den Strom hinein, fuhren dabei wiederholt an einen Brückenpfeiler an, und konnten erst nach langen Mühen der Gefahr entgehen, die ihnen drohte, wenn es ihnen nicht endlich noch gelungen wäre, sich aus dem Strome herauszufinden. — Der Oberpräsidcnt der Provinz Sachsen erläßt aus Magdeburg folgende Bekanntmachung: Nach einer mit dem Commandanten der Festung Königstein abgeschlossenen Conven tion ist die Passage auf der Elbe wieder frei. In Folge dessen werden die nach meiner Bekanntmachung vom 20 d. M. ange ordneten beschränkenden Pkaßregeln für sämmtliche Fahrzeuge, welche sächsischen Unterthanen oder im Königreiche Sachsen domicilirenden juristischen Personen gehören, hierdurch wieder aufgehoben. — Der Leutnant Georg von Ucke^mann vom 3. Jäger- Bataillon ist zu Budissin vor einigen Tagen seinen Wunden erlegen. — - Vor wenigen Tagen starb hier im Hotel de Saxs der königlich preußische Offizier von Bodelschwingh, ein Sohn des königlich preußischen Staatsministers. Derselbe erlag seinen in der Schlacht bei Königg'ätz erhaltenen Alessmcn. — — Der Herr, der nach unserer gestrigen Mitcheilung vor gestern Abend an der Ecke der Wilsdruffer- und Wallstraße überfahren wurde, ist ein hiesiger Gasthausbesitzer. Die Ver letzungen, die er an Kopf und Beinen erlitten, sollen nicht un bedeutend sein. Er wurde in seine Wohnung gebracht. — — Auf der von Herrn Oberhofprediger 0r. Liebner am I. Juli gehaltenen Predigt: „Das Verhalten der Christen m den Zeiten großer allgemeiner Nvth", deren Ertrag dem Ver eine zur Pflege Verwundeter rc. bestimmt ist, ruht ein besonder- reicher, sich immer mehr erweiternder Segen. Die geistvoll fromme, von christlicher Liebe durchdrungene Predigt hat unter der geschäftlichen Führung des Herrn Buchhändler am Ende den seltenen Erfolg erreicht, bis zu 3000 Exemplaren abgedruckt zu werden. Auch sind, wie wir hören, bereits 50 Thaler als erstes Ertragsergebniß abgeliefert worden. — Ein bedauerlicher Conflict entstand vorgestern zwischen Militär und einer bedeutenden Anzahl Arbeiter (wohl meist von . hier und Umgegend) auf der Schanze vorm Löbtauer Schlage. Genannte Arbeiter waren Tags vorher angenommen, aber schon innerhalb 24 Stunden mit dem Bemerken Seitens des Schacht» meisterS abgedankt worden, daß sie ihren Lohn erst nächsten Vormittag halb 10 Uhr unverkürzt erhalten könnten, da da» betreffende Geld auzenblicklich nicht zu Händen sei. Dies regte die Leute sehr auf und man begann mit Toben und Raison-» nements. Ein Pionierleutnanr trat der aufgeregten Menge ent gegen und erklärte, „es läge außer seiner Macht, sie jetzt zu befriedigen — man möge doch ruhig nach Hause gehen und hier keine fruchtlosen Exceffe anfangen" rc. Allein diese An sprache fand kein Gehör, man insultirte die Wache, zertrat daS nahe Kartoffelfeld rc. Darauf hin wurden zwei Preußen be hufs militärischen Succurses nach der Stadt beordert. Diese wurden von den Schanzenbauern, die sich in der Nähe der Cavillerei in fester Phalanx quer über den Weg postirt hatten, mit Schaufeln, Hacken und Pfählen förmlich überfallen. Allein ein Schuß über die Köpfe hin, ein Bajonnetstich nach links und ein paar kräftige Kolbenstoße nach rechts ließen die Renitenten nach allen Seiten zerstieben. Wenige Minuten später rückten circa 50 Mann unter Führung eines Offiziers vom 24. Re giment an und besetzten die Schanzen mit Doppelposten. — Nach einer Bekanntmachung der Herren Jacobsthal und Rosa in Königsberg in Preußen ist ihr Handlungscommis Isidor Pindihowskt denselben mit circa 7000 Thlr. in Bank noten zu 500 Thlr. durchgegangen und am 28. Juli von Königsberg nach Berlin gefahren, in Berlin aber mit dem Zuge, den er zur Abreise von Königsberg benutzt, nicht ange kommen. Die Verlustträger haben für Aufgreifunz des Pin- dikowSki und Herbeifchaffung des entwendeten Geldes 300 Thlr. als Belohnung aus gesetzt. Der Pindikowski ist erst 21 Jahre alt, hat kränkliche Gesichtsfarbe, jüdische Züge, ist nicht groß und trägt dunklen Winterüberzieher und hellgrauen Filzhut. — Heute findet auf der Brühlschen Terrasse im Belvedere des Herrn Marschner das erste Singspiel-Concert statt. In demselben werden die Fräulein Brüning und Mainone, die Herren Sänger Werner und Weiß, sowie ein Gesangskomiker vom Stettiner Theater, Herr Helgersen, Mitwirken. «ageSgeschicht-. Oesterreich. Die Friedensbedingungen werden für Oester reich durch Baron v. Brenner und für Preußen durch Baron v. Werther geführt. Dieselben werden nächstens in Prag be ginnen. Preußen. Der „Br. Ztg." wird geschrieben, daß Se. Maj. der König den General o. Steinmetz aufgeforderl habm soll, sich für sein braves Armeecorps eine Gnade auszubitten., General v. Steinmetz Hab- darauf die Verlegung seines Armee. corpS in eine andere Provinz erbeten, worauf Se. Maj. der König erwidert habe, daß sich hierzu im Königreich Sachsen Gelegenhet bieten dürfte. Hiernach scheint die Besetzung Sach sens durch preußische Truppen für die Zukunft in bestimmter Aussicht zu stehen, während die sächsische Armee, resp daS sächsische Contingent, in preußischen Provinzen Verwendung fin den dürfte. — Es scheint, schreibt man der .,K. H. Z." auS Danzig, 30. Juli, daß selbst in den maßgebenden Kreisen an dem Zustandekommen des Friedens nicht mehr gezweifelt wird, man würde sonst schwerlich so schnell zu milrtärischen Abrüstun gen schreiten. So wurden unter Anderem in tnr hiesigen Ge wehr- und Zündspiegelfabrik am Sonnabend viele Arbeiter und Arbeiterinnen — man hatte dort meistens Landwehrsrouen beim Unfertigen der Patronen beschäftigt — entlasten. Die Fabrik hatte während des Krieges täglich 40 Zündnadelgewehre und eine entsprechende Anzahl Patronen zu liefern; jetzt soll das Pensum bereits wieder auf die in Friedenszeiten gewöhnliche Zahl von 8 Gewehren pro Tag ermäßigt sein. — Die Eröff nung d s auf den 5. August ünberufemn Landtags siadet an diesem Tage Mittags 12 Uhr im weißen Saale des königlichen Schlosses statt Um 10 Uhr wird ein Gottesdienst abgchalten werden. Von unterrichteter Seite verlautet, daß die Thronrede bereits festgestellr und von Sr. Maj. dem König grrlgeheißen