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«M. Skr Erscheint: /LSgllch früh 7 Uhr. Inserale «oerben angenommen: »is AbendS S.Gonn. tagS bis Mittag» 1L Uhr: Marienstraße IS. LS «7 Tonnaven», 4 «ngustINNk. Unjeig. in dies. Blatte Haben eine erfolgreich« Verbreitung. Auflage: 13,000 Exempl««. Zvonnemnlt: vierteljährlich 20 Ngr. bei uneutgeldlicher Lie ferung in'« Hau«. Durch die Aönigl Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummer« 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung nnd GeKsisverkchr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreis«: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. > Druck «ld Si-achmn der Herausgeber: Lirpsch Rkichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Nekchar-t. Dr^Sd n, da, 4 August. — Der k. Kammersänger Herr Tichatscheck ist in diesen Tagen von seiner Kunstreise nach Schweden hierher zurückgekehrt und hat unterwegs seinen in Magdeburg internirten Sohn, der k. k. österreichischer Offizier ist, besucht. — — Ein rührendes Beispiel von Grschwisterliebe gab dieser Tage ein junges Mädchen aus Niedergrund bei Zittau, welche gehört hatte, daß ihr Bruder in einem Dresdener Hospital als Verwundeter liege.j Sie machte sich in Ermangelung des Fahr geldes früh halb 6 Uhr auf den Weg und begegnete Referenten Abends in der siebenten Stunde bei der Mordgrundbrücke, bar fuß und todlmüde, wo sie sich nach der noch zurückzulegenden Entfernung bis Dresden erkundigte. Sie hatte also diese gegen 8 Meilen zu schätzende Tour in circa 13 Stunden rurückgelegt. I Ihre treue Geschwisterliebe fand für die gehabte Strapaze aber dm besten Lohn, indem sie ihren Bruder wirklich hier fand, dessm bleiche Wangen sich beim Anblick der Schwester vor Freude ^ leis« rötheten und ihm die Schmerzen der Wunden zunächst ver gessen ließ. — Bis zum 30. Juli Mittags waren in Berlin an der Cholera 4316 Personen erkrankt, vom 30. bis 31. Mittags sind 133 neue Erk ankungen (von denen noch innerhalb der selben Zeit 46 mit Tod endeten) gemeldet worden, so daß die Gesammtzahl der Erkrankungen 4742 beträgt. Genesen sind 621 (davon 418 in den Lazarethen), gestorben 2599 (davon 709 in den Lazarethen), noch in Behandlung 1522 (davon 187 in den Lazarethen). Im Ganzen sind von den erkrankten 4742 Personen 1313 in die Lazarethe gekommen. — In Leipzig sollen nach einer Verordnung der Kreis- direction die an Cholera Verstorbenen in der Stille und zwar F in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden begraben werden. — Rach einer Zusammenstellung in dem „S. W." sind ln den letzten zehn Jahren im Consistorialbezirke Leipzig 11 neue Kirchen erbaut, 44 wesentlich renovirt und 77 neue Schul häuser errichtet worden. — In Folge der zu Leipzig vorgenommcnen Nectorwahl für das Studienjahr 1866s67 fiel die Wahl fast mit Einhel ligkeit auf den derzeitigen Kavtor magniliou'. Geheimen Rath von Gerber. Von dm 48 Stimmen der Wahlurne hatte der selbe nicht weniger als 45. — Man bemerkt oft an den offenen Fenstern der höher gelegenen Etagen Hunde, ohne daß vielleicht die Besitzer der selben daran denken, daß dadurch das Thier einem unglückli chen Sturze auf die Straße ausgesetzt sein kann. Ein dieser Tage auf der großen Ziegelgaffe vorgekommener Fall, wo ein Hund aus dem offenen Fenster der zweiten Etage herab auf die Straße stürzte und dabei ein Bein brach, beweist aber, daß auch hier Vorsicht vonnöthm ist. — In Fo ge gehaltener Controls der zu Markte gebrach ten Butter sind gestern nicht weniger als 253 Näpfchen we gen zu leichten Gewichts durch wohlfahrtspolizeiliche Organe in Beschlag genommen worden — Vor einigen Tagm wurde auf dem Alaunplatze ein der Tollwuth verdächtig scheinender Hund getödtet; glücklicher weise hat sich der Verdacht nicht bestätigt, indem bei der be- zirkSthierärzllichcn Untersuchung sich an dem Cadaver keine Spur der Tollwuth gefunden hat. — Der Redacteur der hier neu erscheinenden „Deutschen Volkszeitunz", Herr l)r. Löwmthal, theilt uns mit, daß er auch bis auf die jüngste Zeit erster Mitredacteur des Berliner „Publicist" war. Die Beiheiligung dieses Herrn am „Adler" bestand darin, daß derselbe den Redacteur Prengel während einer Reise vertrat und nachher die Berliner 7. Correspondenzen für das Blatt lieferte. — Durch Löbau sind am 3 >. v. Mts. folgmde sächsische Soldaten aus böhmischen Lazarclhcn gekommen: K. Bürkhold Z.RNg 1. Schm., Fr. Wilh. Hilbert 3. RNg. 3 Schw., E. Jcnt ch h 3. RNg. 3. Schw., Jul. Lehncrt 3. RNg. 3. Schw., Herrn. Mülbe 3. RNg. Z. Schw., Chr. Müller 3. NRg. 3. Schw. Sämmtliche Vorgenannte waren bereits von ihren Wunden ge heilt. — Cl. Brauer, Schuß durch den linken Oberschenkel und Streifschuß am linken 11n> er schenke!, 3. Jg-Bat. l. C., Aug. Feßncr, Schuß durch den rechten Oberschenkel, 1. B. 2. C., K. Mehlhorn, Schuß durch den linken Arm, 8. B. 2. C., Ed. Mosig, Viceoberj., Schuß durch den U terleib, 1. Jg.-Bat. 3. <§-, K. Schmidt, Schuß durch die linke Wade, 1. Jg.-Bat. 4. E- — Ter verwundete sächsische Jäger Bernhard Meisner (1. C. 3. B.) ist den 18. Juli früh 6 Uhr im Schloßlazarcth zu Leitomischl (in Böhmen) gestorben. — Die Stiftsherrschaft zu Kloster St Murienstem hat ein, einige 20 Betten enthalten des Lazareth für verwundete und kranke Soldaten einrichten lassin, und es sind unter Andern am 30. v. Mts. die Jäger Petschk aus Kriepitz (I. C. 2. B.) nnd Luckasch aus Wcndnch- aSlitz (1. C. 3. B.), Beide verwundet bei Königgrätz, aufge- nomm n worden. Zur Pflege sind zwei barmherzige Schwestern anwesend. — Ein Herr wurde gestern gegen Abend am Postplatze von einer schnell fahrenden Droschke umgerissen und bedeutend am Kopfe verletzt. Der Kutscher wurde arretirt. — Auf dem Postplatz versammelte sich gestern Vormittag ein zahlreiches Publikum um ein 4 Jahre altes Kind, das dort von einem Fleischerwagen umgerissen worden war und da durch einige leichte Contusioncn am Kopf und Backen er.itten hatte. — — An der Schanze Nr. 1 sind vorgestern 150 Arbeiter abgelohnt worden, sonach scheint sich der Schanzmbau nunmehr auch seinem Ende zu nahen. — — Das Kind, von dem wir neulich berichteten, daß es auf der Breitenstraße w.inend aufgesunden worden sei und wel ches dabei die unglaubhaftesten Angaben über einen in Pot- s schappel strttgefundenen Brand gemacht hatte, bei dem sogar i seine Eltern das Leben eingebüßt haben sollten, stammt sicherem ' Vernehmen nach wirklich aus Pvtichappel und ist den Eltern entlaufen, was es schon früher wiederholt gethan hat. — — Im Lazareth im Kadettenhause ist vorgestern, 2. August, früh gestorben: der Feldwebel Knauthe von der Brigade Kronprinz, 4. B. 1. C Abgezangen sind theils in Prioat- pflege, theils in ihre Heimath: Böttger, 1. Jö. 4. C, nach Pirna. Döhler, 6. B. 4. C., nach Pirna. Förster, 15. B. 1. C., nach Gauernitz. Küttner, 15. B. 1. C., nach Dresden. Lamm, 7. V. 4. C., nach Hirschfeld. Pansa, 5. B. 2. E, nach Pirna. Richter, 8. B. 3. C., nach Pirna. Schönherr, 4. B. 2. C., nach Dresden. Schubert, 13. B. I. C., nach Gauernitz. Steglich, 4. B. 4. C, nach Gauernitz. Vogel, 6. B. 2. C , nach Pirna. Weinhold, 1. JB. 2. C., nach Kolmnitz. — Unter den nach der Schlacht bei Königsgrätz für be wiesene Tapferkeit Ausgezeichneten befindet sich auch der Artil lerie Junker Ernst Schubert aus Annabcrg. Auf dem Rückzug sind an dem seinem Commando unterstellt gewesenen Geschütz ein Pferd niedergcschoffen und zwei verwundet worden. Trotz des heftigsten feindlichen Kugelregens hat der Junker mit seiner Mannschaft bei dem Geschütz ausgehal'en, hat die getroffenen Pferde ausspannen kaffen und das Geschütz iwt nur 3 Pferden bespannt, seiner Batterie wieder zugesührt. Für diese an den Tag gelegte Bravour ist der Artillerie - Junker Schubert nach der Schlacht bei Königsgrätz zum Offizier ernannt worden und hat außerdem die große goldene österreichische TapferkeitSmedaille erhalten. — Dis hiesige Fischerinnung macht bekannt, daß seit ge stern die Dampffähre den Verkehr zwischen der Glacis- und Bohrwerksstraße wieder verm ttelt. — Auf der Verbindungs bahn am Nosenwege wurde vorgestern in den früh sten Mor genstunden durch eine von Pirna her kommende unsignalisirte Locomotive die daselbst über die Bahn gezogene Barriere zer trümmert. (Dr. I.) — Gar manche Familie mag um Sohn, Bruder oder Vater in Sorge sein, der mit hinausgezogen ist zum blutigen Kriegshandwerke und von dem seit längerer Zeit nichts zu hö ren gewesen. Wie groß dann aber die freudige Uebcrraschung, wenn der Geliebte, den man schon beweint, plötzlich ein Lebens zeichen von sich giebt Dies hat vor einigen Tagen eine Ossi- zierösamilie erfahren. Durch hcimgekehrte Soldaten, die den Tapferen in der Schlacht bei Königsgrätz hatten fallen sehen, war der betreffenden Familie nur zu sehr der Tod ihres theu- eren Oberhauptes zur Gewißheit geworden. Da mit einem Male trifft aus Wien ein Brief ein, der die Trauer in Freude verwandelt. Der betreffende Offizier war allerdings in der Schlacht bei Königsgrätz gefallen, aber nicht tödtlich getroffen. Ueder seine Verwundung wird Folgendes erzählt. Als Feld zeugmeister Benedek sah, weichen Ausgang die Schlacht nehmen werde, hat er anscheinend den Tod dadurch gesucht, daß er sich dem größten Kugelregen ausgesctzt Der betreffende sächsische Offizier, der für das Leben des Feldzeugmeisters gefürchtet, reitet trotz wiederholter Aufforderung, umzukehren, immer an seiner Rechten und deckt mit eigenem Körper die Person des Oberbefehlshabers so lange, bis ihn ein Schuß in die rechte Schulter vom Pferde wirft Für diese mit großer Bravour verbundene edle That hat der Kaiser von Oesterreich, aus Vor schlag Venedek's, den Tapferen mit dem Maria-Theresia Orden decorirt. Orken und Brief langten gleichzeitig bei der Familie an und der Name des wackeren Offiziers? Rittmeister Senfft von Pilsach. (P. A.) — Nächste Woche, Freitag den 10. August Vormittags, wird vor dem königl. Oberappellationsgericht zu Dresden die öffentliche Verhandlung über die von dem in erster Instanz wegen Ermordung des Kaufmanns Markert in Leipzig zum Tode verurtheiltcn Schneidergcsillen Kürschner eingelegte Be rufung staufinden. Da dem Vernehmen nach eine neue Be weisaufnahme nicht erfolgt, so wird Künschncr bei der Ver handlung nicht zugegen sein. — Die Zahl der Cholera-Kranken hat sich erfreulicher Weise in den letzten Tagen um etwas vermindert. Zu dm i« Stadtkrankenhause am 30. Juli (Mittags) befindlichen 9 Kran ken gedachter Kategorie sind bis heute Vormittag nur zwei hinzugekommen, so daß sich der Bestand auf 11 erhöhete. Hiervon wurden drei Personen geheilt entlasten und eine ist verstorben, wodurch sich der Bestand der Kranken auf 7 ab mindert. (S. Dfz.) - Oeffentliche Gerichtssitzung am 3. August. Johann Gottlob Zenker aus Altfranken, 60 Jahre alt, Hand arbeiter, ist des ausgezeichnelen Diebstahls beschuldigt. Ange klagter, vielfach mit Gesängniß, Arbeits- und Zuchthausstrafe bestraft, hat in der Nacht des 23. Mai in der Wohnung de« Handarbeiter Jähnig in Scassa mittelst gewaltsamer Oeffnung der Hausthür ein Paar Hosen, eine Weste, eine Bürste und ein Portemonnaie mit 24 Ngr. gestohlen. Obgleich er in der Voruntersuchung das ihm beigemessene Verbrechen zugestanden hatte, so leugnet er heute dasselbe hartnäckig; er behauptet, die Sachen, in deren Besitz er befunden, von einem Dritten, der bei Jähnig mit geschlafen, gekauft zu haben, er würde doch nicht in eine Stube gehen, wo vier Leute schliefen und ein Hund sich befände. Durch die Zeugenaussagen des Verletzten und seiner Frau steht fest, daß die Frau in der Nacht die Thü: hat zu machen hören, sie ist aufgeitanden und hat gesehen, wie Zenkers der am Tage bei ihnen gewesen war, mit den Sachen fortgeht, derselbe ist aber trotz Nachlausen nicht zu erlangen gewesen. Sodann ist Zenker angeklagi, dem Handarbeiter Heidler in Kohlsdorf in der Nacht des 25. Mai mittelst Einsteigen durch« Fenster einen schwarzen Tuchrock und ein Paar Hosen, welche sich in einer Lade befanden, gestohlen und eben so ein in derselben Lade liegendes Dienstzeugnißbuch. dem Bruder des Verletzten, einem Soldaten, gehörig, behufs besseren Fortkom mens an sich genommen zu haben. Wegen Führung dieses Buches und wegen der Umvahrscheinlichkeit des Signalement» ist Angeklagter in Lobositz bestraft und durch Schub in sein« Heimath transportirt worden. Diesen Diebstahl leugnet er eben falls; das Dienstbuch habe er vom 6jährigen Sohne des Ver letzten erhalten, was Letzterer als nicht möglich erklärt, da sein Sohn nicht die Lade habe öffnen können und auch das Buch tief unter dm Sachen versteckt gewesen sei. Staatsanwalt Roß- teuscher hält die Anklage wegen der ausgezeichneten Diebstähle in allen Punkten ausrecht, da die Aussagen des Angeklagten unglaubhaft seien. Nach dem Vortrage des Staatsanwalt« wurde die Beweisaufnahme wieder ausgenommen, da der Ge richtsdiener dem Vorsitzenden bemerklich machte, Zeuge Heidler Habs ihm gesagt, der Nock, den der Angeklagte trage, scheine der ihm gestohlene zu sein. Angeklagter mußte den Nock auöziehen und es ergab sich, daß die Merkmale, welche Heivier während der Abwesenheit des Angeschuldigten angab, vollständig an dem'. Nocke sich vorsanden. Der Gerichtshof schloß sich den Ausfüh rungen des Staatsanwalts an und verurtheilte den Angeklag ten zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus. LergrÄgeschtcht«. Oesterreich. Nach vielfachen Versicherungen soll nun Benedek gleichfalls in kriegsgerichtliche Untersuchung gezogen worden sein. — An der Grenze der Tonaufürstenthümer dauert die militärische Bewegung fort. Sie hat bereits die Aufmerksamkeit Frankreichs auf sich gezogen und man bringt das plötzliche Auslaufen der Flotte von Toulon hiermit in Verbindung. — Aus Troppau, 30. Juli, schreibt man dem „Publ.": Unsere Stadt ist augenblicklich in großer Aufregung. Für heute Vormittag 10 Uhr war das Einrückm preußischer Truppen angesagt. Um 9 Uhr rückte eine aus circa 40 Mann bestehende Avantgarde ein und besetzte die Hauptwache. I« Nu stürzten in Uniformen gesteckte bewaffnete Bürger auS dm Häusern, bemächtigten sich der in Pyramiden vor der Haupt wache ausgestellten Zündnadelgewehre und verhafteten einen Theil der auf diese Weise entwaffnetcn Mannschaften. Hierbei sollen Einige bei ihrer Gegenwehr verwundet worden sein. Handwerker aller Art, insbesondere Maurer und Schieferdecker, unterstützten die Bürger in ihrem Unternehmen und nahmen eine sehr drohende Haltung an Ein hiesiger Apotheker, Preuße von Geburt, soll unter Hinweisung auf den Waffenstillstand die aufgeregte Menge zu beruhigen versucht haben, mußte aber sein Heil in schleunigster Flucht suchen. Wer weiß, zu welchen Excessen es gekommen wäre, wenn sie nachrückenben Truppen ihre gefangenen Waffenbrüder nicht bald befreit und die Ruhe wieder hcrgestellt hätten. Die Soldaten cerniren die Sradt, der übrige Theil liegt aus den Trottoirs und vor den Caser- nen, immer bereit, jeden etwaigen weiteren Angriff ernstlich zu rückzuweisen. Preußen. Den „Hamb. Nachr." wird aus Berlin über die Ereignisse deü bevorstehenden Friedens Folgendes geschrieben: ! Außer ganz Hannover und den ondiren bezcichneten Lindem ! erhält Preußen auch den Heimfall Braunschweig». Daß Frank-