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Inserate werden angenommen: tisAbtndsü,Sonn tag- bis Mittags IS Uhr- Marienstraße IS. Wizeig. In dies. Blatte staden eine erfolgreiche Verbreitung- Auflage: 18,000 Sxemplin. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile S Ngr. Wrack and Ei-erHum der Herausgeber: Kitpsch A Reichardt. — Verantwortlicher Nedacteur: JutlUS Neilhardt. D»r<d«e«, den 3 August. — Se. Maj. der König und Se. K. H. der Kronprinz von Erchscn Haben am 26. Juli zu Wien den Stephansdom bcsichugt und diesem herrlichen Bauwerk längere Zeit in ein gehender Weise ihre Aufmerksamkeit gewidmet. - I K. H. die Kronprinzessin Carola ist am 26. Juli von H-tzendorf nach Negensburg zurückgereist. — Am 1. August traf Se. Exc der königlich preußische Oberstkämmcrer Graf von Nedern, der in der Kunstwelt als Mäcen und Componist bekannt ist, aus Berlin hier ein, nahm im Hotel de l'Curope Wohnung und hatte eine ärztliche Con. sultation bei dem Herrn Geh,-Rath Iw. Walther. Die Rück reise nach Berlin erfolgte noch an demselben Abend. — Wie wir vernehmen, hat das königl. Hausministerium Sr. Excellenz dem Herrn Gouverneur General von Schack für die Vorstellung im königl. Hoflheater die königliche Mittelloge im zweiten Rang zur Verfügung gestellt. — — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, am 1. August. Vom Stadlrath Gehe ist bei seinem Abgänge aus städtischem Dienste ein Abschiedsschrciben on die Stadtver ordneten gerichtet worden, welches zur Kenntniß derselben ge bracht wurde. — Dem Postulats des Stadtraths von 53Thlr. zu Anschaffung von 20 wollenen Lagerdecken für das Stadt waisenhaus wurde in Anbetracht, daß die Zahl der Waisen durch die jetzigen Zeitverhältnisse wohl so steigen könnte, daß sämmtliche 90 Betten erforderlich wären, zugcstimmt — Zur Abpflasterung des neugebildeten Platzes an der Oberseergasse verlangt der Stadtrath 659 Thlr. Die Finanzdcpvtation wird mit der Berichterstattung beauftragt. — Die Fortdauer der Volks küche in der Louisenstraße im Grundstück der KinderbesseramgS- anstalt macht sich wünschcnswerlh, und es macht daher der Stadtrath Vorschläge in Betreff der Einrichtung und der Kosten dafür. — Aus der Mitte des Collegiums waren mehrere An träge eingegangen. Adv. Grüner beantragt, die Ausführung des Beschlusses vom 6. Juni, die Gewährung einer Unter stützung der Familie des beim Einsturze der Neustädter Gas» anstalt verunglückten Sieger angelegentlichst in Erinnerung zu bringen. Stadtv. Rietz beantragt, das Collegium wolle den Stadt ath ersuchen, längs des Mühlgrabens einen Fußweg frei zu geben. Ersatzmänner Preusche und Kirchbach richten eine Beschwerde an das Collegium, welche sich auf die Vorgänge der letzten Sitzung bezieht, und worin sie sazen, daß darin be urlaubte Stadtverordnete erschienen wären und bei der Wahl eines besoldeten Rathsmitgliedcs mit gestimmt hätten, wodurch sie an der Aut Übung ihres Stimmrechtes behindert worden wären. Beschwerdeführer bitten um Vorkehrungen gegen solche Vorfälle. Sämmtliche Anträge sollen später zur Beschlußfassung gebracht werden. — Im Partialstatut zu § 1 1 der allge meinen Städteordnung ist bestimmt worden, wie es gehalten werden soll, wenn mehr als die gesetzliche Zahl von Stadtver ordneten bei der Abstimmung gegenwärtig ist, was namentlich in Dresden dadurch möglich ist, als die Einberufung der Ersatz männer sich nicht auf das Bedürfnis; erstreckt, sondern eine be stimmte Anzahl gleich zu Anfang des Jahres cinberufen wird. Wenn daher die wirklichen Stadtverordneten zahlreich erschienen sind, so findet eine Ueberzähligkeit statt. Ein solcher Fall lag in voriger Sitzung bei der Wahl eines besoldeten Stadtraths- mitgliedeö vor, und die Art und Weise der Suspension der Stimme von Eisatzmänrern gab Anlaß zu lebhafter Discussion. Heute machte nun der Vorsitzende auf die bestehende Vorschrift in 8 l des Partialstatuts zu 8 16 l der allgemeinen Städte ordnung aufmerksam, zugleich aber auch darauf, daß dort nicht bestimmt sei, ob bei den abtretenden Ersatzmännern auch ein Unterschied zwischen Angesessenen und Unangesessenen statifinden soll, und die Altersklassen berücksichtigt werden sollen. Eine Interpretation der betreffenden Stelle müsse eintreten, und da hin sei sein Antrag gedichtet. Der Antrag wurde der Verfas sungsdeputation zur Begutachtung überwiesen, welche sich sofort zur Berathung desselben zurückzog. — Ur. Stübel berichtete über die Beantwortung der Anträge, Wünsche und Erinner ungen der Stadtverordneten, welche bei Berathung des dies jährigen Haut haltplanes an den Stadtrath gerichtet worden waren. In mehreren Punkten war Einverständniß erzielt wor ben, bei anderen faßte man Beruhigung, bei anderen endlich wiederholte das Collegium seinen früheren Antrag. Die aus- gesetzten Positionen wurden in die Berathung gezogen und meh rere Postulats genehmigt. Der Erhöhung des Gehaltes für den Archivar stimmte das Collegium bei, bewilligte dem ersten Registrator statt Gehaltserhöhung eine persönliche Zulage wegen seiner ganz besonderen Brauchbarkeit für diese Stelle, verweigerte aber auch heute dem Sportelkassirer die vom Stadtrathe postulirte Gehaltserhöhung, während es die Anstellung eines zweiten StraßenmeisterS bewilligte. — Stadtv. tw. Schaffrath berichtete nun über den Antrag des Vorsitzenden, die Inter pretation des 8 1 des Partialstatuts zu 8 161 der allgemeinen Städteordnung betr. Die Deputation hatte sich in eine Majo- rität und Minorität gespalten. Die Majorität, Referent Iw. Arnest, will auch bei Abstimmungen in solchen Fällen das Princip der Ansässigkeit und Unansässigkeit, sowie das der Altersklassen gewahrt wissen während die Minorität bei dem klaren Wort laut der betreffenden Stelle eine Interpretation nicht für nöthig hält, und gegen die Anwendung vorhin erwähnter, nur bei der Einberufung geltender Principien sich erklärt. Eine zweistündige Debatte wurde über diese Frage geführt; das Resultat war, daß die Anträge der Minorität Annahme fanden. Ein im Lause der Debatte vom Stadtv. Müller I. gestellter Antrag, die Abänderung des betreffenden Passus im 8 l des Partial statuts, wurde der Verfassungsdeputation zur Berichterstattung überwiesen. Vorsitzender kam nun auf die in letzter Sitzung stattgefundene Wahl eines besoldeten Stadtrathsmitgliedes zu sprechen, gestand seinen Fehler, daß er an obige Bestimmung des Partialstatuts nicht gedacht habe, ein. und gab dem Collegium anheim, was es in der Sache thun wolle. Da ein Antrag nicht gestellt wurde, machte der Vorsitzende noch die Mittheilung, daß ihm die Nächricht zugckommen sei, daß kW. Stübel den 6. August in sein Amt eingewiesen werden scll. Für den Fall der Stattsindung dieses Actes beantrage er, wie es auch früher geschehen, die Absenkung einer Deputation. Dem wurde bci- gestimmt und der Vorsitzende und die Stadtverordneten Unruh und Klepperbein deputirt. — Die übrigen Gegenstände kamen wegen der zu weit vorgerückten Zeit nicht zur Verhandlung. — Das „Journal des Debats" enthält einen Artikel über dis in Nikolsburg Unterzeichneten Friedenspräliminarien, der die Hauptpunkte des dortigen Uebereinkommcns ungefähr so angiebt, wie sie bereits bekannt sind. Folgende Stelle über Sachsen ist von besonderem Interesse: „Die Vermittelung der französischen Negierung wurde durch den Umstand begünstigt, daß die Frage in Betreff Sachsens, die schwierigste aller vor liegenden, durch den persönlichen Willen des Königs von Preu ßen bereits fast vollständig gelöst mar. Der König ist nämlich seit langer Zeit durch enge Freundschaft mit dem Könige Jo hann verbunden, der seit zwölf Jahren seine Unterthanen mit väterlicher Mi de regiert und das Beispiel der Tugenden eines Menschen und Fürsten giebt. Der König Wilhelm hat eine besondere Achtung für den König Johann, dessen Charakter er verehrt; er hat deshalb Herrn v. Bismarck, der ganz anders gegen Sachsen austreten wollte, Widerstand geleistet Als es sich darum handelte, einen Entschluß zu fassen, verweigerte der König von Preußen seine Zustimmung zur Zerstückelung Sach sens, da er seinem alten Freunde einen so bittern Schmerz er sparen wollte. Der König Wilhelm blieb ungeach'et d.s Drän gens des Herrn v Bismarck fest, dessen Einfluß noch mit dem der verwittweten Königin von Preußen im Kampfe lag. Die Königin Elisabeth ist die Schwägerin des letztverstorbenen Kö nigs von Sachsen Diese beiden Königinnen sind die Töchter des Königs Maximilian von Baiern und ci> e ihrer Schwestern verheirathete sich 1806 mit dem Prinzen Eugen de Beauhar- nais, so daß eine Art von Verwandtschaft zwischen dem Könige Johann und dem Kaiser Napoleon besteht, welch letzterer außer dem die nämlichen Gründe haben konnte, wie Ludwig XVIll., der ebenfalls Sachsen gegen Preußen vertheidigte, um zu ver hindern, daß diese Macht einen großartigen und entscheidenden Schritt zur Beherrschung Deutschlands hinthue." — Als ein Paar Freudentage für die armen in Dres den lebenden Frauen und Kinder von sächsischen Soldaten, welche sich im aktiven Dienst der Armee und fern vom Va terland befinden, zeigten sich der vergangene Montag und Dien stag. In Folge der öffentlich von den Herren Hauptmann v. Schulz, Hustig und Nedacteur Theodor Drobisch ergangen n Bitte zur ferneren Unterstützung der Obgenannten waren bis Ende der vergangenen Woche von den verschiedenen Sammel stellen und in der Expedition der Dresdner Nachrichten selbst bereits 900 Thaler eingeqangen, eine Summe, die sich bis gestern an 1200 Thaler gesteigert hat. Vor der Hand wurden «m Sonntag Neunhundert Thaler zur Vertheilung in die Hände des Herrn Oberst Eb.rt gelegt, und auf die ergangene Aufforderung hatten sich im Ganzen an 350 Soldatenfrauen, welche zusammen 653 Kinder besitzen, im Casernenhofe auf der Hauptstraße eingefunden. Da gab es nach so mancher herben Stunde freudige Gesichter, denn drei, v er oder fünf blanke Thaler in die Hand gelegt, das ist für eine solch' arme Frau ein Capital, das ist ein Sonnenblick in die Nacht des Kum mers. Baldigst wird die neuere Summe gleiche Verwendung finden, und wenn die Herren Veranstalter dieser Sammlung auf Dank von Seiten der Beschenkten gern verzichten, indem sie diese Mühwaltung als eine Pflichterfüllung erachten, so dürfte doch nicht die außerordentliche Bereitwilligkeit des Herrn Oberst Ebert vergessen werden, mit welcher derselbe sich der Vertheilung des Geldes unterzogen. — Vor einigen Tagen starb zu Gent nach kurzer Krank, heit, auf der Reise nach England begriffen, der Chef de« Lon doner Handlungshauses Frühling und Göschen, Herr Wilhelm Heinrich Göschen, ein in hiesigen Kreisen und auch als Wohl- thätcr der Armen wohlbekannter Ehrenmann, im 73. Lebens jahre. Durch seinen Hintritt ist dcn hiesigen milden Anstalten ein allezeit bereitwilliger Spender verloren gegangen. Herr Göschen bewohnte seit mehreren Jahren die reizende Besitzung in der Lößnitz, die einst „Graf Loos's Weinberg" hieß. — — Vor mehreren Tagen gab es auf der Königstraße einen nicht unbedeutenden Auflauf. Man hatte dort einen Schuß fallen hören, der aus dem Fenster einer dort gelegenen Woh nung herauSgekommcn war. Dieser Vorfall gab denn Veran lassung, daß sich sofort ein zahlreiches Publikum versammelte, welches nunmehr die nähere Bewandtniß der Sache wissen wollte. Es mußte aber endlich unbefriedigt abziehen, da alle Erörte rungen nach dem Urheber des der Nachbarschaft durch den Schuß eingejagten Schreckens erfolglos blieben. — — Bei len kolossalen, fast übermäßigen Opfern, welche der Stadt Löbau durch die massenhafte Einquartierung bei Be ginn des Krieges erwuchsen, hat sich diese Stadt, die allerdings durch die Gemüthlichkeit und Gastfreundschaft ihrer Bewohner genügend bekannt ist, noch überdies durch freundliche Pflege und Bewirthung der vom Kriegsschauplätze kommenden Ver wundeten und Kranken in hervorragender Weise ausgezeichnet. Einscnder hatte Gelegenheit, die Verbandplätze am Bahnhofe zu besuchen, welche in jeder Weise ebenso praktisch sind, wie die Art und Weise, in welchen den Verwundeten Hülfe gelei stet wird. Dabei sind es, mit Ausnahme von einigen barm herzigen Schwestern, fast ausschließlich nur Bewohner Löbaus, die Tag und Nacht mit unermüdlichem E fer den schwierigen Dienst verrichten. Einsender wurde am 23. v. M. durch ei nen Truppentransport, der von Dresden kam und nach Zittau ging, an der Weiterreise geraume Zeit aufgehalten, und war nicht wenig erstaunt, als es hieß: die Soldaten bekommen warm zu essen. Neugierig zu sehen, wie dies möglich sei, suchte ich in die Nähe der Küche zu kommen, wo Alles in außerordent licher Thätigkeit war. Das Militair, bestehend aus 950 Mann, wurde corporalschastsweise aufgestellt, in den zum Speisesaal umgewandelten Wagenschuppen geführt, und mit Erbsen und Speck gespeist. In Folge der vorzüglichen Einrichtungen war tue Mahlzeit zur Zufriedenheit Aller so schnell beendet, daß der Zug nach einem Aufenthalte von 1j Stunde weiter fah ren konnte. Zu dieser Mahlzeit waren, wie ich mich genau erkundigt, nicht weniger als 250 Pfund Speck und 390 Pfd. Brod nebst den entsprechenden Erbsen gebraucht worden. Nimmt man nun an, daß täglich mindestens 3 Züge gesunder und verwundeter Soldaten, wclche letztere ebenfalls gespeist und ver bunden werden, kommen, so wird Jeder einsehen, daß Löbau eine schwere Aufgabe und dieselbe zu seiner und seiner Bewoh ner Ehre bis jetzt glänzend gelöst hat. Es würde nicht mög lich sein, dies Alles aus- und durchzusühren, wenn nicht von auswärts, und besonders von Leipzig und Berlin große Massen theils Lebensmittel theils Verbandstücke und Wäsche geliefert würden, so daß gegenwärtig viel Vorrath sein soll. — Trotz dem müssen Löbau und die Löbauer Viel, ja sehr Viel thun. Möge das rege Städtchen nach Beendigung des Krieges durch ferneres Aufblühen und steigenden Vcrkehr in reichem Maaße für die jetzige schwere Zeit entschädigt werden. — Sächs. Soldatenbrief. Mauer bei Wien, 26. Juli 1806. Ich bin jetzt gesund und munter bei Wien im Quartier seit 5 Tagen, die ganze übrige Zeit wohnte ich bei Mutter Grün im Sommerpalais, machte fast jeden Tag eine Lustreise zu Fuß non 10 — 12 Stunden, einmal 17 Stunden und nach dem Gefecht bei Gitschm auch 31 Stunden, noch dazu 3 Tage ohne Brod. Dem Magen stand das zwar nicht an, doch zum Glück hatte ich noch einige Pfeifen Tabak und die wurden geraucht, daß der Magen dachte, cs würde gebacken. Bei diesem Gefecht ging cs noch, da tvaren wir nicht im un mittelbaren Feuer, sondcrn hatten uns«re Arbeit etwas zurück, aber bei Königsgrütz hätte man uns eins tüchtig können auf- brenncn, nahe genug standen wir, aber viele Kugeln pfiffen über uns weg, nur einige Granaten fielen vor uns in den Boden und konnten nicht recht explodiren, weil sie zu tief ein geschlagen waren, und so ist unser Detachement so davon ge kommen, ohne Verluste beklagen zu müssen. Unsere Artillerie hat tüchtig aufgespielt, Schuß auf Schuß traf, und bei jedem Schuß sah man die Erfolge. Noch eine halbe Stunde und einige Regimenter Sachsen zum Vorrücken, um die Ermüdeten zu unterstützen und abzulösen, so wurde die Sache vielleicht ganz anders. So aber mußten die Italiener vor, diese rissen aber eher aus, als die Sachsen sich zurückziehen konnten, waren auch nicht zum Stehen zu bringen, und vor der Festung kam noch die richtige Verwirrung drein, so daß der Rückzug in wirk.iche Flucht aurartete, und man sich unmöglich gegen den gewaltigen Strom des Heeres halten konnte. Am Sonntag war hier Fcldgottcsdiensi, wozu wir auf einer kleinen Anhöhe einen Altar nebst Kanzel, umgeben von grünen Bäumen, Guir-