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— Wie wir hören, wird Mortzen, DonnerStaa, die böh mische Bahn bis Bodenbach dem öffentlichen Ppfehr wieder üdertzeben werde«. — Auch auf der Linie Leipzig-Hof ist der Verkehr wieder vollständig eröffnet. — Mehrere Bataillone des 20. königl. preuß. Landwehr- regimentS, die bisher in Dresden gelegen, sind gestern von hier, qngebltch nach Hannover abgegangen Der frühere Comniandeur der Mainarmee, General Vogel von Falkenstein, Excel!enz, ist in der »oroergangenen Nacht mittelst Extrazuges über Leipzig hier eingetroffen. Wie bekannt, ist derselbe zum königl. preuß. Gouverneur des König reichs Böhmen ernannt, und wird sich derselbe deshalb von hier nach Prag begeben. Bon Magdeburg sind neuerdings viele preußische Kanonen hier angekommen. — Aus Nadeberg Auf unserem Bahnhofe und selbst in unserem sonst so stillen Stäolchen geht's seit vielen Wochen sehr lebendig zu. Während der Ankunft«' und Abfahrtszeiten der Bahnzüge wimmelt es im Wartesaal und auf dem Perron von Civil und Militair, und somit ist auch die Eommunica- tion nach den nahe liegenden Städten eine regere geworden, so nach Pulenitz, Eamenz u. s. w , wo! in alltäglich theils voa .»zier, theils schon von Dresden aus Stellwag.n und Emspän- ' ner fahren. Zn Bezug auf die Tagesereignisse von nah und fern bleiben wir jetzt auch nicht mehr im Rückstand, da die Journale wieder rechtzeitig ankvmmen. — Neulich wurde hier ein Dienstmädchen vom Lande zur Haft gebracht, welche ihrem Geliebten eine größere Summe Geldes entwendet hatte, die sie angeblich zum Bezahlen ihrer Schulden und zur Unterstützung ihrer alten, arbeitsunfähigen Mutter verwendet haben will. Sie ist bereits ans königl. Bezirksgericht nach Dresden abge liefert, wo sie d r betreffenden Hauptverhandlung cntgegenfieht — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, den I. August Id66, Nachmittags 5 Uhr. Tages ordnung. /V, Bortrag der Registrandcn - Eingänge. U, An träge tns Vorsitzenden, Hofrath Ackermann, die Interpretation des Abs. 7. der 8 l des Localstaiuts zu 8ö 166 und I7l der allgemeinen Städte - Ordnung eventuell Wiederholung der Wahl eines besoldeten Raths Mitgliedes betr. L., Vorträge der Finanz-Deputation über: I, das Eommunicat des Stadtraths die Beantwortung der diesseitigen Anträge, Wünsche und Er» innerungen bei Berathung des Haushaltplanes betr.; 2., ein dergl. die Verlegung und Errichtung zweier Hebestellen für indirecte städtische Abgaben an der Leipziger- und Großenhainer Straße und die dafür postulirten 333 Thlr. 10 Gr., 1450 Thlr. und 1350 Thlr. betr.; 3., ein dergl. ein Postulat von 2400 Thlr. zu Ueberführung der Prager- und ersten Eurven- straße über die Sächsische Böhmische Eisenbahn und der Schleu senstränge unter derselben betreffend; Zum Schluß: Geheime Sitzung. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Mor gen, den 2. August, Vormittags 9 Uhr: wider den Barbiergehülfen Traugott Herrmann Jörschke aus Nochlitz, wegen Betrug, Diebstahl, Unterschlagung. Vorsitzender Ger.-Rath Gross. Lage-gefchichte. Oesterreich. Die in Wien am 21. Juli confiscirte Nummer der „Presse" enthielt einen Ausfall gegen das Mini sterium Esterhazy-Belcredi, dessen Sinn, in den Schlußsatz zu sammengefaßt, dahin geht: „Auf den Feldern von KönigSgrätz haben Tausende für den sogenannten „deutschen Beruf" Oester reichs geblutet. Vor dm Schanzen von Floridsdorf werden Tausende für die angeblich „deutsche Sendung" Oesterreichs fallen. Die Minister aber, welche die Tausmde ins Feuer unv in dm Tod senden, haben Alles gethan, um das Deutschthum in Oesterreich zu verdrängen. Sie haben zu Gastein das deut sche Bundesrecht geopfert, sie haben im September-Patent das deutsche Verfassungsrecht, das deutsche Element in Oesterreich untergraben. Wer für Swatopluk und Arpad streitet, der schließe Frieden mit Preußen und vergieße keines Mannes Blut für die Sache, die nie die seinige war." - Dm König von Hannover begrüßte dieser Tage der Bürgermeister von Wim, Lr. Zelinka, im Namen der Stadt Wim. Wie die „A. A. Z." schreibt, bemerkte hierbei der König: „Oesterreichs Stern ist noch nie gesunken und wird auch jetzt nicht sinken; ich baue fest auf die Zukunft Oesterreichs." (In Bezug auf das Welfen- thum war der König Georg ein schlechter Prophet) Nikolsburg, 27. Juli. Mit dem gestrigen Tage, und zwar erst gegm Abmd, warm die Verhandlungen der kaiserlich österreichischen Gesandtschaft mit dem Ministerpräsi denten Grafen v. Bismarck, nach erfolgter Gmehmigung Sr. Majestät des Königs, vorbehältlich der Ratification, soweit zum Abschluß gediehen, daß Graf Karolyi Abmds spät nach Wün abreisen konnte, von wo derselbe heute um 2 Uhr Mittags wieder hier erwartet wird Infolge dieser einstweilen «inge- tretmen Verständigung wurde nun auch die Waffenruhe — so, nicht Waffenstillstand, wird hier die getroffene Uebereinkunft bezeichnet — bis zum 2. August verlängert und dies sofort den weit vorstehenden Truppen mitgetheilt, welche sonst heute um 12 Uhr Mittags ihre Vorwärtsbewegungen fortgesetzt und die ihnm währmd der Zeit der Waffenruhe entgegmgestelltm Hindernisse beseitigt habm würdm. Allerlei Bewegungen beim Feinde, welche von dm Vorposten aufmerksam beobachtet wor den waren, lassen schließen, daß die Oesterreicher nicht an das Zustandekommen einer Verlängerung der Waffenruhe geglaubt und danach ihre weitern Operationm berechnet hatten, die auf einen definitiven Rückzug nach Ungarn gerichtet gewesm fern dürften, wo ihnen dann die weit gegen Preßburg vorgedrun- gmen Divisionen von der Armee des Prinzen Friedrich Karl wahrscheinlich sehr gefährlich geworden wärm. Diesseits waren hinter dem dichten Postcnvorgange von Preßburg bis KremS in einem weiten Halbkreise um Wien alle Concentratioven und Vorbereitungen so vollständig getroffen, daß mit dem Glocken» schlage 12 die weitere Entwickelung des preußrschm Operationk» Plans hätte beginnen können. Im Großen und Ganzen würde die Stellung aller 3 preußischen Armeen fast dieselbe, wie vor Anfang der Schlacht bei Königgrätz gewesen sein. Wien und die feindliche Armee waren von dret Seiten bedroht. Nachdem nun die Basis für die eigentlichen Friedensunierhandlungcn festaestcht Ist, beginn« beute auch die Besprechungen mit dem köntzlich bayerschm Ministe» v. d. Pferde««, welcher nicht al» lein für Bayern, sendet« auch für die andern, Preußen feind- sich gegenüberstehendm süddeutschen Staatm dm Frieden nach rumcüm bcauftraat Ist. Preußen. Die „Boss. Ztg." schreibt au» Berlin: Am Freitag kamen die letzten von dm nach Dresden gesandten Ar- beitem zurück, welche dort zu Schanzarbeiten mit 1 Thaler täglich mgagirt warm. Dieselben waren sehr zufrieden und erklärten einstimmig, Alle» richtig erhaltm zu habm. Viele von ihnen sandten ihren Frauen währmd der Zeit Geld nach Hause. Die früher entlassenen Arbeiter haben nach ihrer Aussage sich theckweis schlecht benommen und vielseitig Allotria getrieben, so daß die gegen sie gerichteten 'Maßregeln im vollsten Maße ge rechtfertigt seien. — Ein Hamburger Kaufmann, Donald, hat dem KriegSininisterium 1000 Emtn-r amerikanischen Blockeises zum Geschenk gemacht. Von der angekommmm Sendung ging die Hälfte sogleich nach Böhmen weiter, während die andere Hälfte an die Verwundeten-Lazarelhe Berlins verlheilt wurde. — Zu der Kriegscontributivn für Frankfurt a. M. gehörten auch 60,000 Paar Stiefel. Da sich die Stadt nicht in der Lage befindet, in der kurzgestellien Frist eine solche Lieferung zu bewerkstelligen, so hat man sich mit dem Schuhmachergewerk zu Berlin in Verbindung g> setzt und die Lieferung an Berliner Meister verdungen. — Aus London sind bei einem Berliner Bankhause etwa» über 10,000 Thaler für den bestehenden Cm tralverein für die Armee im Feide eingegangen. — Die Ver handlungen des definitiven Friedens mit Oesterreich werden, wie vie „K. Z." glaubt, wahrscheinlich in Prag oder Brünn statt- finden — Aus Nckolsburg, 27. Juli, schreibt man dem „Publ.": Spätestens am 5. August dürste Berlin die Freude habm, den König und Prinzen, den Ministerpräsidenten und das zahlreiche Gefolge bei sich einziehen zu sehen. Gegenwärtig besichtigt der König die hier concentrirten Trupp.ntheile, geht darauf von hier nach Prag und setzt von dort aus über Dresden rc. die Rückreise nach Berlin fort. Bis jetzt weiß man noch nicht, ob der König in Dresden Aufenthalt nehmen wird, sicher ist jedoch, daß er nun in Berlin bleibt und daß die Verhandlungen dort weiter geführt werden Der Kronprinz kehrt zur Armee zurück. Die Oesterreicher haben Befehl erhaltm, bis zu dem vor Wien gelegenen Brückenkopf zurückzugchen, und auch unsere Truppen sind zur Verhütung eines Zusammenstoßes eine Meile zurück gegangen. Die Zahl der hier anwesenden österreichischen, russi schen, englischen und französischen Militärs ist groß; auch Gablenz ist unter ihnm. Die Cholera verlangt täglich mehr Opfer. München, 30. Juli. Mnisterpräsidmt v. d. Pforoten schloß einen dreiwöchentlichen Waffenstillstand ab, der vom 2. August an nur für Bayern beginnt; er war für die anderen süddeutschen Staatm ohne Vollmacht. Letztere sollen sich an Manteuffel wenden. Die Friedensoerhandlungm mit den süddeutschen Staatm sollen in Berlin stattfinden. — Würzburg, 27. Juli. Die Festung Würzburg wird seit heute Vormittag 11 Uhr von der Höchberger und Heidingsfelder Seite her durch die Preußen beschossen; die Festung antwortet kräftig. — V Uhr AbmdS. Die Festung wurde drei Stunden beschossen, die Stadt jedoch nur wenig beschädigt; die Pr>ußen retiriren. — München, 28. Juli, Morgens. Bei der gestrigen Beschießung WürzburgS gerieth daS Zeughausdach in Brand. Die Preußen wurdm zurückgeworfm und ve.lorm 16 Geschütze. Der Schaden der Stadt ist unerheblich. — Unterm 24. Juli ist von Hof au» folgende Proklamation an die Bewohner von Obersranken erschienen: „Das königl. preußische zweite Reserve- ArmeecorpS unter meinem Befehl hat Euer Land besetzt. Unser bewaffnetes Einschreiten gilt Eurer Regierung, nicht den Be hörden und den friedlichen Bewohnem, wenn diese des Krieges Lasten sich dadurch erleichtern, daß sie meinen Befehlen sofort entsprechen und die Mühen der Soldaten durch freundliche Aufnahme erleichtern. Der Name Bayreuth hat bei uns durch alte Erinnerungen dm schönsten Klang bewahrt, und Ihr werdet sehr bald die MannSzucht, gute Haltung und Humanität meiner Truppen ebenso anerkennen und rühmm, wie dies in Sachsen der Fall gewesm ist. Hauptquartier Hof, den 24. Juli 1866. Der commandirmde General Friedrich Franz, Großherzog von Mecklenburg." Italien. Die „Jtalie" meldet, daß eS dem KriegSmini- ster, dem Befehle deS Prinzregmten zufolge, gelungen ist, von Preußen einige Tausend Zündnadelgewehre mit ihrer Munition zu erhalten, die sofort unter die Truppen vertheilt werdm sollen. * Alte militärische Sündenböcke in neuer Form. Im Vergleichen ehemaliger Thatsachm mit neueren Begebenheiten liegt oft etwas Schlagendes und so UeberzeugmdeS, daß sich die Vergangenheit mit der Gegenwart auf gleicher Stufe be findet, daß ungerechtfertigte Tha:en, Jnthümer und Verwahr losungen von ehemals wieder in neuer Auflage erscheinen. Daran wurden wir dieser Tage in Betreff de» unseligm und mit Recht geschmähten Clam-Gallas erinnert, indem uns eine Nummer der „Neuen Preußischen Zeitung" vom Jahre 18 5 9 in die Hand fiel. In einem Artikel mit der Ueberschrist: „Magenta und Solferino" bringt sie vor gmau sirben Jahrm Folgendes: Die „Times" schreiben: Es war am Morgen der Schlacht von Magenta, als der österreichisch« General Graf Clam mit einem Theile seines Corps einer übermächtigen FeindeSzahl Stand zu halten hatte. Er schickte einm Adjutantm an dm Grafen Gyulai, damit ihm dieser ohne Verzug Verstärkung zusende. Der Adjutant legte dm zehn englische Meilen langen Weg in wenig mehr dmn zwanzig Minutm zurück und erhielt vom Grafen Gyulai folgenden charakteristischen Bescheid: „Ich werde mich unverzüglich zur Tafel begeben und dann die nöthigm Ordre» ertheilen. Und — « propo«! Sie müssen auch zu Mittag essen." Der Gras setzte sich ruhig an die Tafel, und wohl durfte Clam am Abmd nach der verlorenm Schlacht, als er vom Grafen Gyulai die Weisung rhielt, sein CorpS zur Wie» deraufnahme der Schlacht am folgenden Morgen bereit zu halten, den Ausruf ihun: „Sagen Sie Sr. Excellenz, daß ich über glücklich sein werde, die Muskete zu erfassen, um mich mit der Übrigen Armee zu schlag«, wenn sie gesammelt daß aber «ein eigen« Lgry» 1« diesem AltzgeEck nicht iLHer Verfassung ist, irgend etwa» zu leisten." — Wie ganz ander» hätte es kommen können, «mn Clam rechtzeitig unterstützt worden wäre! I« Jahre 1848 war Venedig für Oesterreich verloren gegangen, weil der commandirmde General sein Vorder nicht missen wollte, und im Jahre 1859 wird eine Provinz einem Diner zu Liebe verloren. Graf Gyulai mußte abtretm, und hatte dm moralischen Muth, als Oberst zu seinem Regi ment« zurückzukehren. Anfangs war er gebeugt, aber man be merkte, daß er nach der Schlacht von Solferino sich wied-r eiüf- richtetc. Der Gyulai'sche Alp lag noch schwer auf der öster reichischen Armee. Aber er tröstete sich mit dem Gedanken, düß Heß die Sache nicht besser gemacht hatte. Ein Rückblick auf Solferino kann für Jedm, der Interesse an dem militärischen Ruhme Oesterreichs hat, nur ein sehr schmerzlicher sein. Es ist überflüssig, wieder darauf zurückzukommen, daß die Oesterreicher die Schlacht in den allerungünstigsten Stellungen anzuNehmen gezwungen wurden. Es wirktm noch andere Momente mit. Magenta ging durch die Unfähigkeit des Obeccommandanten verloren; bei Solferino fehlte jedes oberste Commando; jeder General that so ziemlich, was ihm in den Sinn kam, und ein ganz besonderes Unglück war es, daß gerade dem bei Magenta so arg mitgenommenen Clam'schen Corps vor allen anderen die Aufgabe zufiel, jene Position zu halten, deren Verteidigung die größte Energie und Entschlossenheit erheischte. Hier zeigte 'e- sich, daß Graf Clam wieder nicht der rechte Mann war. Ein General mag persönlich noch so tapfer sein, aber wenn er nicht weiß, wo seine Reserven stehen, verdient er gewiß mehr als gewöhnlichen Tadel; da« war leider bei Graf Clam am Tage von Solferino der Fall. Es ward eine kostbare Zeit ver geudet, bis seine aus 6 Batterien bestehende Reserve aufgrfun» den werden konnte, die eine deutsche Meile entfernt von dem Punkte stand (bei Volta), wo sie hätte stehen sollen. Und als sie endlich ausfindig gemacht wurde, hatten die Franzosen Eol- serino bereits besetzt. — Nicht genug an dem, war auch General Zedwtz mit 15,000 Mann und 36 Geschützen unbegreiflicher Weise in Goito stehm geblieben und hatte dadurch alle An strengungen deS österreichischen linken Flügels paralysirt. Ver gebens waltete dieser auf die Artillerie und schwere Kavallerie. Sie erschien den ganzen Tag nicht. Und wo stand Liechten stein mit seinen 25 000 Mann? — Ganz wie Zedwitz, ohne sich zu rühren. Nachträglich ist eS für die öster reichische Armee fürwahr ein karger Trost, daß Clam, Liech tenstein und Zedwitz das Schicksal Gyulai'S theilen mußt«. Wir fragen: ist das, was jetzt 1866 geschehen, nicht ein Ab klatsch. eine genaue Copie von den Unfähigkeitm des Jahres 1859? Das Sprichwort: Zeit macht klugl scheint sich hier nicht bewährt zu haben, eS sind diese sieben Jahre vielmehr für dm Betreffenden vielleicht die sieben magern Kühe in PharaoniS Traum gewesen, den dereinst Joseph auslegte Wie man dem träumerischen Clam-GallaS jetzt die Sache auölegen wird, dar über wird einst die Geschichte entscheiden, die Geschichte, welche weit eher vernommen als verstanden, eher verstand«, al» be folgt wird. * 1859 und 1866. Im Jahre 1859 spielte Oester reich die erste Violine, Italien blieS in'S Horn, England hatte die Oberstimme bei dm Pfeifen und Rußland begleitete das Ganze auf den Bässen. Preußen hatte damals die Pausen und Frankreich das Pauken übernommen. — Jetzt, 1866, sind die Instrumente getauscht worden. Jetzt spielt Preußen die erste Violine, Oesterreich hat eine Pauke bekom men, Frankreich wird ihm was blasen und ein Stückchen Italien flöten gehen. * Episodm aus dem jetzigen Kriege. Im Wiener Prater lagen die Sachsen im Bivouak, unter ihnm «in Soldat mit dÄn rechten Arm in der Binde König Johann besuch e sie und fragte den mit der Binde: „Fehlt Dir etwas?" „Nein." „Gar nichts?" „Ja, eins, ich möchte meiner Mutter schreiben, daß ich noch lebe, aber ich kann nicht schreiben." „So will ich eS thun, verlaß Dich dcauf," sagte der König und schrieb die Adresse deS Soldaten in sein Taschenbuch. — In Mainz fragte ein Mann einen bayerschm Soldatm, riie stark ein bayersches Regimmt sei. Der Bayer hielt ihn für einen Spion, hieb ihn mit einem Faustschlag zu» Boden und sagte: „Stehst, so stark bin i alloan, itzt koanst'S Dir denke, wie stark a ganz'» bayersch'S Regiment ist." — Auf dem hohen Thurm in Trop- pau war ein preußischer Postm zur Umschau aufgestellt; er wurde vergessen, al» die Preußen schnell abzogen. Die Ein» wohner tumultuirten und wollten dm Posten verhaften; der aber vertheibigte die enge Treppe, die zu ihm führte, mit de« Bayonnet unv drohte andern TageS, er werde vom Thurme aus Jedm auf dem Markte niederschießen, wenn man ihm nicht freien Abzug bewillige und Essen bringe. So hielt er zwei Drge au», bis wieder preußische Truppen einzogm. — Vierzig ungarische Husaren kämm bei einem der letzten Gefechte so ins Gedränge, daß sie umringt wurdm und sich unmöglich durchhaum konntm. Die Husaren st egrn daher von ihr« Pferden, küßten sie noch einmal mit großer Zärtlichkeit und erstachen sie mit den Worten: „Preuß soll nit ungarisch Pferd reiten". Dann gaben sie sich gefangen. * Die Oesterreicher schreien triumphirmd, das Zündnadel gewehr mache keine schweren Wunden, währmd ihre Kugeln meist tödtlich seien. Jetzt schreibt auch ein bayerischer Arzt, llr. Rank: „Nach meinen Erfahrungen im Krimmege und meinm jetzigen Beobachtungen halte ich entschieden das oliven geformte, platte Blei des preußischen ZündnadelgewehrS für weniger gefährlich als die Kugeln anderer Gewehre." Da e» nun im Knege nicht darauf ankommt, die Leute zu tödtm, sondern sie nur kampfunfähig zu machen, so wäre ja das Zünd- nadelgewehr ein wirklicher Fortschritt der Civilisation und ein glorreicher Sieg der Humanität. Diätetische Echroth'sche Heilanstalt Bachstr. 8 v. V^Kadüe! ml wird geliehen auf Gold, Silber,Uhren, gute Betten re. rc. gr. Kloftergasse 5, l.